2 September 2007EMS-JADE-<strong>BAHN</strong>später in der Presse. Die Krönung einesunrühmlichen Umganges der DB mit Wilhelmshavenverursachte der Verstandsvorsitzendeder DB AG, Hartmut Mehdorn,höchst persönlich. Auf dem ParlamentarischenAbend in Hannover hatteer „empfohlen“, auf politischem Wege zuerreichen, dass die Rest-Elektrifizierungvon Sande nach Wilhelmshaven als unbedingtnotwendig für den <strong>Jade</strong>-Weser-Port erklärt wird.Täuscht Herr Mehdorn die Öffentlichkeitoder kennt der Vorstandsvorsitzende derDeutschen <strong>Bahn</strong> AG die Vorgaben desEigentümers seines Unternehmensnicht? Das fragt sich der FahrgastverbandPRO <strong>BAHN</strong> nach diesen Äußerungen.Der Verband weist darauf hin, dasseben diese Notwendigkeit im aktuellenBundesverkehrswegeplan aus dem Jahre2003 bereits festgeschrieben ist. Dortheißt es wörtlich: „Verbesserung der AnbindungWilhelmshavens durch Ertüchtigungder Strecke (zweigleisiger Ausbau/Elektrifizierung) einschließlich der demGüterverkehr dienenden Nordstrecke ( -Sande - Hafenbahnhof) mit Varianten fürderen Endpunkt (mögliche Einbeziehungdes Anschlusses Raffinerie) im Hinblickauf den <strong>Jade</strong>-Weser-Port.“Der Fahrgastverband hat keinen Zweifeldaran, dass damit die politische Vorgabefür das Vorhaben erfüllt ist. Er siehtin der Deutschen <strong>Bahn</strong> den Bremser fürdie Umsetzung dieser politischen Absicht.Nach Ansicht des Regionalvorsitzendendes Verbandes, ManfredTerhardt, ist dieses Verhalten der Deutschen<strong>Bahn</strong> ein erneuter Beleg dafür,dass die Verantwortung für die Eisenbahninfrastrukturdirekt vom Eigentümer,also vom Bund, wahrgenommen muss.Die Teilprivatisierung des Unternehmenseinschließlich des Schienennetzes unddie Übertragung der tatsächlichen Verantwortungauf die DB führt zu einerdauernden Benachteilung von Randregionenwie dem <strong>Jade</strong>-Weser-Raum. ImÜbrigen ist nach seiner Ansicht die Elektrifizierungbis in den WilhelmshavenerHauptbahnhof eine notwendige Voraussetzungfür die Weiterentwicklung desPersonenverkehrs. Nur mit Strom sinddurchgehende Züge über Bremen hinausbis nach Hannover und ein (Wieder-) AnschlussWilhelmshavens an den Fernverkehrdenkbar. Der Verkehrsvertragder Landesnahverkehrsgesellschaft mitder Nordwestbahn stellt nach seiner Auffassungkein Hindernis dar. Auch wenndie Laufzeit bis 2017 beträgt, ist es üblich,dass Verkehrsverträge neuen Gegebenheitenangepasst werden.Wegen der Sauberkeit des WilhelmshavenerHauptbahnhofs hatte DB-SprecherFrohns gleichfalls in dem oben erwähntenInterview behauptet, der <strong>Bahn</strong>hof bekämewerktäglich eine Unterhaltsreinigungund das Gleisfeld würde mindestenseinmal im Monat gereinigt. Auch derso genannte Nachtzugang würde ständiggereinigt. Dass das alles nicht stimmt,hatte den Rat der Stadt erst kürzlich erwogen,eine Protestaktion, wie das Ankettenvon Ratsvertretern oder eineKunstaktion mit Müll, zu initiieren. Hieraufreagierte Frohns mit den Worten,dass die DB bemüht sei, die Situationweiter zu verbessern. Dies ist ebensounwahr, wie die behauptete fehlende politischeAbsicht der Elektrifizierung bis inden Hauptbahnhof.Ein weiterer und unrühmlicher Vorgangzeigt, wie ernst die Wilhelmshavener In-
EMS-JADE-<strong>BAHN</strong> September 20073Wilhelmshaven, die grüne Stadt am Meer, auch auf dem <strong>Bahn</strong>hof!teressen bei der DB aufgehoben sind.Der Ratsherr August Desenz erhielt inseiner Eigenschaft als bekannter Drehorgelspieler(der seine Einnahmen ausschließlichgemeinnützigen Zwecken zurVerfügung stellt) eine 50,- Euro Spendevon einer Bürgerin mit der Bitte, sich fürdie Sauberkeit im <strong>Bahn</strong>hof einzusetzen.Er versuchte daraufhin telefonisch in Oldenburgbei der DB hierüber Klärung herbeizuführen,ob eine solche „private“ Reinigungsaktionmöglich sei. In Oldenburgbei DB Station&Service erklärte man ihm,hierfür nicht zuständig zu sein und verwiesihn nach Hannover. Hier verließ dieAnfrage dann die eigentlich gewohnte üblicheund sachliche Schiene. Auf dasGras und Unkraut zwischen den Gleisenanspielend meinte der Mitarbeiter dort ineinem sehr gereizten Ton: „Was wollenSie eigentlich, Wilhelmshaven ist docheine grüne Stadt am Meer! Seien Siedoch froh das es dort so aussieht!“ Beschämendist auch, dass ein Bildreporterder Wilhelmshavener Zeitung, der überdie vorgesehene Reinigungsaktion informiertwar, von DB-Mitarbeitern daran gehindertwurde, den bisherigen Zustand zudokumentieren.und den bisherigen Zustand dokumentierenwollte, Der Fahrgastverband PRO<strong>BAHN</strong>, der selbst in der Vergangenheitmehrfach versucht hatte bei den Verantwortlichenvon DB Station&Service füreine besseres Erscheinungsbild des WilhelmshavenerHauptbahnhofs zu sorgen,verurteilt das skandalöse Verhalten derDB. War es doch gerade vor kurzem ihrPressesprecher in dem oben erwähntenInterview, der die Kommune dazu aufforderte,an einem sauberen Erscheinungsbilddes <strong>Bahn</strong>hofs beizutragen. Hans-Jochim Zschiesche, stellvertretenderPRO <strong>BAHN</strong>-Regionalvorsitzender, fragtsich, ob es jetzt schon so weit ist, dassSpenden für die „Börsenbahn“ bzw. fürdie Sauberhaltung deren Einrichtungenherhalten müssen.Der Fahrgastverband PRO <strong>BAHN</strong> hat indiesem Zusammenhang den WilhelmshavenerOberbürgermeister Eberhard Menzelin einem Schreiben aufgefordert, aufder politischen Schiene der DB Dampf zumachen und ggf. rechtliche Schritte auszuloten.Zschiesche: „Eine Stadt wie Wilhelmshavenkann sich ein solches Verhalteneines noch 100-prozentigenStaatsbetriebes nicht gefallen lassen.“