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Es entscheidet die Zu-<br />
kunft des Wirtschafts-<br />
und Arbeitsstandortes<br />
Österreich und damit auch die<br />
Frage, ob eine nachhaltig gute<br />
Qualität des lebens in unserem<br />
land erreicht, gehalten und<br />
ausgebaut werden kann.<br />
D<strong>as</strong>s Bildung lebensumspan-<br />
nend zu verstehen ist, spricht<br />
sich ebenfalls nur zögerlich he-<br />
rum. Gerne werden teil<strong>as</strong>pekte<br />
diskutiert, w<strong>as</strong> natürlich not-<br />
wendig ist, vielfach geht dabei<br />
jedoch der so wichtige „Blick<br />
auf d<strong>as</strong> Ganze“ verloren. Und<br />
gerne wird mit vergangenen<br />
oder auch gegenwärtigen „Er-<br />
folgen“ begründet, warum ge-<br />
rade in dem Bereich, von des-<br />
sen Änderungen man betr<strong>of</strong>-<br />
fen sein könnte, Reformen völ-<br />
lig überflüssig wären.<br />
Heilige kühe<br />
schlachten!<br />
Daher nochmals: Es geht um<br />
die Zukunft. Es geht um die Fra-<br />
ge, wie wir unser gesamtes Bil-<br />
dungssystem gestalten, um die<br />
künftigen Herausforderungen –<br />
auch heute noch unbekannte –<br />
bewältigen zu können. Es geht<br />
um eine umf<strong>as</strong>sende Bildungs-<br />
reform!<br />
Bildung ist<br />
Zukunft<br />
Wir befinden uns in einer Bildungsdiskussion,<br />
und d<strong>as</strong> ist gut so. Denn – leider<br />
– nur langsam wird klar, d<strong>as</strong>s Bildung d<strong>as</strong><br />
zentrale Thema für die Gesellschaft ist.<br />
Eine solche Reform reicht vom kindergarten über die Schu-<br />
le bis zu den Universitäten und Erwachsenenbildungsins-<br />
titutionen, von öffentlichen und privaten Bildungseinrich-<br />
tungen bis zu den Unternehmen. Unter Zugrundelegung der<br />
„österreichischen Reformfreude“ ist evident, d<strong>as</strong>s umfang-<br />
reiche Änderungen nur in Etappen bewältigbar sind. Wich-<br />
tig bleibt aber, d<strong>as</strong>s diese Änderungen einer Gesamtstrategie<br />
folgen, die dem Ziel „Österreich wird Bildungsweltmeister“<br />
verpflichtet ist, und d<strong>as</strong>s Änderungen dort begonnen wer-<br />
den, wo der Handlungsbedarf am größten ist: in der Schule!<br />
Eine erfolgreiche Reform des Schulsystems setzt d<strong>as</strong><br />
Schlachten von Heiligen kühen voraus, um d<strong>as</strong> zu errei-<br />
chen, w<strong>as</strong> wir wirklich brauchen: eine Neue Schule. Eine<br />
Schule, die<br />
• individuelle Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />
und Begabungen fördert,<br />
• Freude am lernen vermittelt,<br />
• leistungsdifferenzierung sicherstellt,<br />
• auf d<strong>as</strong> leben vorbereitet (non scolae, sed<br />
vitae discimus!),<br />
• ohne parteipolitischen Einfluss Autonomie lebt,<br />
• mit regelmäßiger externer Evaluierung arbeitet und<br />
• frühe Selektion (derzeit mit 10 Jahren!) vermeidet.<br />
So ist der Untergang sicher<br />
Utopie? Nein, auf dieser Welt gibt es solche Schulsyste-<br />
me. Und sie sind allesamt jedenfalls wesentlich erfolgrei-<br />
cher als unseres. Wir haben also Vorbilder, die wir – ohne<br />
sozial zu experimentieren – umsetzen können. kommt<br />
dann noch der Einwand, d<strong>as</strong>s dies ja die Abschaffung der<br />
AHS in ihrer heutigen Form bedeute, w<strong>as</strong> dem „Untergang<br />
des Abendlandes“ gleichzusetzen wäre, so sei dem entge-<br />
gen gehalten, d<strong>as</strong>s die Wahrscheinlichkeit des Untergangs<br />
bei Beibehaltung des derzeitigen Systems wesentlich grö-<br />
ßer ist. Es ist nicht bedeutend, w<strong>as</strong> auf dem türschild ei-<br />
gottfried maresch<br />
2011<br />
top <strong>of</strong> styria<br />
BilDUNG<br />
ner Schule zu lesen ist, sondern<br />
es ist wichtig, w<strong>as</strong> in der Schule<br />
p<strong>as</strong>siert! Dazu sind aber auch –<br />
horribile dictu – neue Rahmen-<br />
bedingungen für die Schule zu<br />
schaffen:<br />
• klare kompetenzen der Ge-<br />
bietskörperschaften unter Auf-<br />
wertung der Bundeskompe-<br />
tenz,<br />
• effiziente und schlanke Ver-<br />
waltungsstrukturen unter<br />
Verzicht auf so manche Zwi-<br />
schenebene,<br />
• eine verbesserte und einheit-<br />
lichere lehreraus- und -wei-<br />
terbildung,<br />
• ein einheitliches lehrer-<br />
dienstrecht und<br />
• ein neues Verständnis von<br />
lehrenden und Gesellschaft<br />
über Aufgaben, Verantwor-<br />
tung und Bedeutung der<br />
lehrberufe.<br />
W<strong>as</strong> es dafür braucht? Andere<br />
machen es uns vor: einen nati-<br />
onalen konsens über d<strong>as</strong> wich-<br />
tigste Zukunftsthema! H<strong>of</strong>fent-<br />
lich trägt d<strong>as</strong> Bildungsvolksbe-<br />
gehren dazu bei!<br />
Dr. Gottfried Maresch ist<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
Leder & Schuh Internatio-<br />
nal AG .<br />
59<br />
Foto: beigestellt / Illustration: Christina Hauszer