Ausgabe Februar 2012 - Stadt Weingarten

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�� „ zeitgenössische Kunst oft so schwer zu verstehen ist, fragen sich nicht nur Ausstellungsbesucher gelegentlich; diese Frage treibt Jean-Christophe Ammann seit Jahren um. Ammann, der in den1990er Jahren als Gründungsdirektor das Museum für moderne Kunst in Frankfurt leitete und zu einer führenden Adresse im Kunstbetrieb machte, hat als Ausstellungsmacher, Kurator und Publizist nach Antworten gesucht. „Vor allem versuche ich den Menschen zu vermitteln, dass ein Kunstwerk immer ein Teil von ihnen ist – auch wenn sie es nicht mögen.“ Hat er in einem Interview erklärt. Wir dürfen also gespannt sein, was Jean-Christophe Ammann am 9. Februar zu sagen weiß. Warum Die Anstrengung, die es gelegentlich braucht, um zeitgenössische Kunst zu verstehen, fällt vielleicht deswegen so auf, weil andere Bereiche unseres Lebens ganz einfach funktionieren. Nehmen Sie den Straßenverkehr: Hier kommt es darauf an, Situationen schnell zu erkennen; klare Regeln, entsprechende Ahndungen bei Verstößen, Massentauglichkeit. Oder denken Sie an das Fernsehen, das heimliche Leitmedium unserer Gesellschaft: Auch hier zählt die rasche Orientierung. Daher die Vorliebe der Programmmacher für feste Schemata, für Serien, in denen sich die Rollen über Wochen und Monate gleichbleiben. Andererseits wäre es grundfalsch, zu behaupten, die Wahrnehmung von Kunst, Literatur oder Musik sei immer und zuerst mit Anstrengungen verbunden. Im Gegenteil, Kunst, wirkliche Kunst (um mit Jean-Christophe Ammann zu reden) hat stets eine sinnliche, eine ästhetische Seite, die den Betrachter unmittelbar anzusprechen in der Lage ist. Freilich muss der dem Werk auch mit einer gewissen Offenheit begegnen. Genau diese Offenheit wünsche ich Ihnen – ob Sie bei einer Lesung, im Museum oder im Konzert sind. Dr. Franz Schwarzbauer Kulturamtsleiter Ravensburg Inhalt Stadtgespräch Zeit der musikalischen Experimente in der Zehntscheuer. Seite 4 Stadtgespräch Pescatori Trio. Eröffnung der Kammermusikreihe „Musik im Schwörsaal“. Seite 8 Tipp „Ein Kind ist kein Aktenordner“. Wie schulisches Lernen erfolgreich wird. Vortrag von Joachim Bauer. Seite 10 Kalender Von Tag zu Tag. Seite 12 Ausstellungen/Museen In Ravensburg und Weingar ten. Seite 22 Stadtlandflüsschen Viel los im Figurentheater. Seite 26 Stadtgespräch Der Vogelhändler. Die Operettenbühne Wien mit Carl Zellers berühmtester Operette. Seite 28 Schau genau! Seite 30 Farbe bekennen Mit Christoph Stehle. Seite 31 Kultur in der Region Seite 32 Stadtgespräch Frieden in Nahost? Avi Primor ist zu Gast in Ravensburg. Seite 34 Impressum Veranstaltungsorte und Vorverkauf. Seite 36 Haben Sie’s erkannt? Seite 37 Vorschau Seite 38 3
4 Zeit der musikalischen Experimente Die Zehntscheuer wandelt im Februar auf ungewohnten Pfaden. Von Christina Schwarz Durch das musikalische Programm der Zehntscheuer geht merklich ein Ruck. Vielseitiger kommt es neuerdings daher, mit schräger Alpinmusik und folk-poppigen Klängen. Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls auf, wenn man den Spielplan im Februar studiert: Gleich fünf Konzerte verbinden traditionelle und moderne Elemente mit ungewöhnlichen Instrumenten. Los geht’s mit dem Trio „Ganes“ – mit intelligentem Folk-Pop und alpiner Tönung. Die Schwestern Elisabeth und Marlene Schuen und ihre Cousine Maria Moling aus dem Dolomitendorf La Val, die Hubert von Goisern auf seinem Konzertschiff als Sängerinnen, Geigerinnen und Perkussionistinnen begleitet haben, klingen rätselhaft und melancholisch, freudvoll und erotisch. Ganes sind übrigens Wasserwesen aus der ladinischen Mythologie: magische Bachbewohnerinnen, Feen und Hexen zugleich. Wer sich auf ihre von Wärme durchfluteten Lieder einlässt, gerät möglicherweise in einen magischen Strudel. Das Trio verknüpft Tradition und Moderne und singt vom Zusammenrücken und Auseinanderdriften in einer unübersichtlichen Welt. © Gerald von Foris Wiener Schmäh fürs kleine Elend Mit „Schellinski“ aus Vorarlberg kommt dagegen echter Wiener Schmäh auf die Bühne; ihre Mundartlieder reizen zum Lachen, Weinen und Hinhören. Die Lieder des Trios gelten als Medizin fürs kleine Elend und den süßen Schmerz. Scheppernde Gitarren, sehnsüchtige Handorgeln und ein wehmütiges Klavier erzählen von verflossener Liebe, verschossenen Elfmetern und wilden Herzen. „Zum Weinen schön“, ist sich die Presse einig. „Lieder in Vorarlberger Dialekt, die viel Platz in Kopf und Herz übrig lassen.“ musik-austria über schellinski Eigenbrötlerisch und versponnen: „die.hammerling“ mit alpiner Folklore. Das sehnsüchtige Trio besteht aus der Akkordeonistin Michaela Dietl, dem Alphornisten und Multi-Instrumentalisten Fritz Moßhammer sowie dem Schlagzeuger und Perkussionisten Erwin Rehling. Wenn die drei musizieren, dann erzeugen sie einen Klangrausch, bei dem die Musiker ganz unbekümmert und radikal mit Traditionen zwischen Tango und Landler umgehen. Gemeinsam erschafft diese mystische Alpen-Band ihre ganz eigene Naturmagie. Ein Multi-Instrumentalist auf Klangreise Und dann: Martin Kälberer. Als musikalischer Begleiter des bayerischen Liedermachers Werner Schmidbauer konnte sich der Multi-Instrumentalist eine hervorragende Reputation erspielen. Nun lässt er sein Publikum solo an seinen nie endenden Ideen teilhaben. Ausgehend vom Piano entsteht im Konzert eine meditative wie schwelgende Klangreise: Exotisches wie das Waterphone oder das Daumenklavier Kalimba kommt ebenso zum Einsatz wie das Vibrandoneon und diverse Perkussion. Natürlich darf auch das Hang, ein Metallinstrument, mit dem Kälberer in jedem Konzert seine Zuhörer verzaubert, nicht fehlen. Einen wilden Ritt von Österreich nach Irland präsentiert IRISHsteirisch. Die österreichische Band pendelt musikalisch zwischen alpiner Roots Music und internationalem Folk. Elemente heimischer Klänge und Traditionals aus den unterschiedlichsten Ländern werden auf eine Ebene gebracht: Hackbrett, Tin Whistle, Tuba, Harmonika, Fiddle und Dudelsack stehen gleichberechtigt neben E-Gitarre, Bass und Schlagzeug. Das Wortspiel des Bandnamens reduziert übrigens bewusst eine Distanz zwischen Steirischem und Irischem. stadtgespräch 5
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