Kein Brett vorm Kopf: Die <strong>CLT</strong>-Platten zu verbinden ist Präzisions- arbeit.
Die Sonne geht auf, die Wiesen sind noch feucht. Dienstag, sieben Uhr. Drei Zimmerer auf dem Weg zur Baustelle in Leonhardsbuch, einem kleinen Ort in der Nähe von Freising, 0 Kilometer nördlich von München. Der Keller aus Beton steht schon. Donnerstagabend <strong>oder</strong> Arbeitsstunden später wird der Rohbau aus Holz inklusive Dachstuhl komplett errichtet sein. Zwei Lkw mit den Bauelementen schlängeln sich durch’s Wohngebiet, vorbei an vielen schönen Einfamilienhäusern – alles Ziegelhäuser <strong>oder</strong> Bauten aus Beton. Familie Faschingbauer hat sich anders entschieden: Sie bauen ihr Haus aus Holz. Deswegen haben die Lkw <strong>CLT</strong>-Brettsperrholzplatten aus dem <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>- Werk in Bad St. Leonhard in Österreich geladen. „Brettsperrholz“ steht für großformatige, massive Platten aus Fichtenholz. Diese Bauteile bestehen aus kreuzweise übereinandergelegten, flächig verleimten Fichtenholzlamellen. Die <strong>CLT</strong>-Platten sind von unterschiedlicher Größe, die größten sind ,95 x ,00 Meter. Eine <strong>CLT</strong>-Brettsperrholzplatte ist also schon eine ganze Wand. Das macht eine schnelle Montage möglich. Im Werk werden die Bauteile montagefertig abgebunden und versetzfähig verladen. In diesem Fall sind es um die 50 Platten. Bauherr ist Markus Faschingbauer. Es wird ein Einfamilienhaus mit zwei Etagen entstehen, in das er mit Frau und Tochter in Bälde einziehen wird. Es geht los: Die erste Platte wird angehängt und vom Lkw gehoben. Herr Faschingbauer selbst bedient den Kran, mit dem er die <strong>CLT</strong>-Platte an die vorgesehene Stelle bewegt. Es existiert ein genauer Bauplan, in dem eingezeichnet ist, welches Element an welche Stelle gesetzt werden muss. Die drei Zimmerer passen das Element genau ein. Beim Zuschauen sieht die Arbeit beinahe einfach aus. Wie überdimensionale Legosteine – ein Element HARVEST MAGAZIN wird ans nächste montiert. Auch Zimmerer Heigl meint: „Das ist ein angenehmes Arbeiten. Alle Bauelemente sind komplett vorgefertigt mit Tür- und Fensteröffnungen. Wenn das mal gesetzt ist, dann steht es auch.“ Neben dem Ausschnitt von Fenstern und Türen sind Fälzungen sowie Fräsungen für Installationskanäle in die einzelnen Bauelemente eingelassen. Die Arbeit verlangt Erfahrung und Sachverstand. Alle Elemente müssen genau im Lot sein und sicher verankert werden. Zimmerer Heigl hat früher viel im Holzrahmenbau gearbeitet. Irgendwann kam ein Bauherr zu ihm und wollte ein Massivhaus aus Holz bauen lassen. Darin war Zimmermann Heigl zu dem Zeitpunkt aber noch völlig unerfahren. Ein Massivhaus aus Holz, davon sprach man nicht, das war zu der Zeit noch fast exotisch. Heigl machte sich kundig und stieß dann auf Michael Egger, Geschäftsführer der DMH Handels GmbH „Das Massivholzhaus“. Das massive Bauen mit Holz ist definitiv ein Trend, da sind sich Egger und Heigl einig. Auch das Ehepaar Faschingbauer hat sich von all den Pro- Argumenten überzeugen lassen. Heigl schwärmt: „Das ist ein Wohlfühlklima in dem Haus. Wenn man das Haus betritt, ist es angenehm warm und es riecht gut. Man fühlt sich sofort wohl. Der Unterschied zu einem Haus aus Beton, das sind Welten. Dort ist es nass und kalt. Am besten kann man einen Bauherren überzeugen, wenn man ihm ein Haus aus Holz direkt zeigt und es ihn fühlen lässt.“ Aber das ist nicht nur ein Gefühl, denn Holz speichert Wärme. Durch die große Menge an Holz hat man automatisch einen Wärmespeicher und der reguliert die Raumtemperatur. Während der Heizperiode im Winter kühlt ein Massivhaus aus Holz nur langsam aus, auch wenn die Heizung ausgeschaltet ist. Es gibt keinen anderen Baustoff, der über solch gute Dämmwerte verfügt. Auch in heißen Sommermona- ten vermögen die bauphysikalischen Eigenschaften des Holzes eine regulierende Wirkung zu erzielen. Im Holzhaus herrscht sofort eine trockene Wohnatmosphäre. Eine Ziegelwand braucht rund ein Jahr, um völlig zu trocknen, eine Betonwand sogar an die vier Jahre. Das gesunde Raumklima entsteht auch dadurch, dass Holz ein optimaler Luftfeuchtepuffer ist und feuchteregulierend wirkt. Das fördert die Wohngesundheit und Behaglichkeit. Durch die Fugenfreiheit der <strong>CLT</strong>-Platten von <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong> ergeben sich noch bessere Eigenschaften bei Luftdichtheit, Wärmedurchgang, Dampfdiffusion, Schall und Brand. Für Familie Faschingbauer war neben den vielen bauphysikalischen und baubiologischen Vorteilen auch wichtig, dass sie umweltfreundlich bauen, da Holz ein nachwachsender Rohstoff ist. Wenn ein Haus mit Das Massivholzhaus gebaut wird, können sich die Bauherren sicher sein, dass das Holz vom <strong>Stora</strong> <strong>Enso</strong>-Holzeinkauf in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern beschafft wurde. Der Ursprung des Holzes ist nachverfolgbar und das Holz zertifiziert nach dem PEFC-System (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes). Aber auch bautechnisch ermöglicht Bauen mit Holz absolute Gestaltungsfreiheit, versichert Michael Egger, Geschäftsführer von Das Massivholzhaus: „Es ist so ziemlich alles möglich. Wir bauen derzeit 99 Prozent individuell nach Plänen unserer Kunden. Von Fall zu Fall ist es notwendig, gewisse Details in den Plänen der Bauherren anzupassen, um sie in Holz zu realisieren. Aber grundsätzlich gibt Brettsperrholz Architekten und Bauherren sehr große Gestaltungsfreiheiten an die Hand. Selbst ausgefallene Grundrisslösungen <strong>oder</strong> aufwändige Fenstergeometrien sind durch den Einsatz von computergenauer Bearbeitung möglich. Auch die Entwürfe des Architekten müssen nicht speziell für ein Holzhaus 7