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ASSIDUE Bildung von Adpositionen im Deutschen - PubMan

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<strong>Bildung</strong> <strong>von</strong> <strong>Adpositionen</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschen</strong><br />

Während entwickelte sich <strong>im</strong> 18. Jh. zur Präposition (s. §5.3). Neben den ursprünglichen Genitiv<br />

trat sehr bald der Dativ: während dem Handgemenge (Lessing); während diesem Gespräche<br />

(Goethe); währenddem. Er wurde jedoch <strong>von</strong> den Grammatikern abgelehnt (Adelung 1782:122f;<br />

Bauer 1830:424).<br />

Anstatt und statt kommen seit dem 18. Jh. auch mit dem Dativ vor; in der Literatursprache ist er<br />

seit Lessing belegt (Paul 1920:45):<br />

dieses statt jenem (Lessing); statt der Liebe süßem Wahn (Goethe); statt Dolchen des<br />

Gewissens (Schiller).<br />

Die Morphologie der <strong>von</strong> ahd. halba "Seite" gebildeten Postpositionen ist in §5.2.4 besprochen<br />

worden. Aufgrund ihrer substantivischen Herkunft regieren sie zunächst den Genitiv. Schon seit<br />

dem Mittelhochdeutschen und Mittelniederdeutschen bis zum Neuhochdeutschen des 18. und<br />

19. Jh. gewinnt jedoch die Dativrektion an Raum:<br />

innerhalb den ahte tagen (Tristan 2466); innerhalb dem zaun (Hans Sachs, Fastnachtssp. K.<br />

133,6); unterhalb seinen rück (Hans Sachs, Fastnachtssp. K. 59,340); uzerhalb dem bürgetor<br />

(Iwein 6147).<br />

Für ungeachtet wurde ursprüngliche Genitivrektion in §5.3 dargetan. Auch hier findet sich früh<br />

Dativrektion:<br />

dem ungeachtet ließ sich Agathon durch diese guten Anscheinungen so verblenden (Wieland).<br />

Vermittelst regiert zunächst den Genitiv:<br />

vermittelst obgedachts gütlichen Vertrags (Basler Urkb. X,573,1); vermittels Göttlicher<br />

Gnaden (Relation 3,5).<br />

Im Mittelniederdeutschen und bis ins 17. Jh. <strong>im</strong> Neuhochdeutschen kommt jedoch auch der<br />

Dativ vor:<br />

vermittelst seinem Blut (Luther [1568]); vermittelst dem heiligen Leiden (S<strong>im</strong>pl. 571,38).<br />

Zusätzlich zu der allgemeinen, zumindest volkssprachlichen und in ihren Gründen noch weiter<br />

zu untersuchenden Tendenz zum Dativ kann man für diesen speziellen Fall (mit Behaghel<br />

1924:49) verstärkend eine Analogie zur Rektion <strong>von</strong> mit geltend machen.<br />

Durch den Einfluß der normativen Grammatik wurde der Dativ bei allen diesen <strong>Adpositionen</strong><br />

jedoch wieder zurückgedrängt, er gilt heute als veraltet, dialektal oder umgangssprachlich.<br />

6.4.3. Von der Dativrektion zur Genitivrektion<br />

Bei mehreren <strong>Adpositionen</strong> tritt ein Wandel der Rektion in die entgegengesetzte Richtung auf.<br />

Inmitten aus in mitten gibt es seit dem Althochdeutschen als Adverb; s. §5.5, dann auch als<br />

Präposition zunächst mit dem Dativ: in mitten dem paradeisz (Kaisersberg, Sünden des Mundes<br />

12b). Erst <strong>im</strong> Neuhochdeutschen tritt auch Genitivrektion auf, möglicherweise aufgrund einer<br />

Uminterpretation des veralteten adjektivischen mitten zum relationalen Substantiv Mitte (vgl.<br />

Behaghel 1924:32;50; Paul 1920:52).<br />

Bei sekundären Präpositionen, die aufgrund ihrer Herkunft eigentlich den Dativ regieren, kann<br />

in Analogie zu anderen sekundären Präpositionen wie kraft, laut und vermöge auch der Genitiv<br />

auftreten. So regierten dank und trotz ursprünglich beide den Dativ, den die entsprechenden<br />

Verbalsubstantive vom Verb geerbt haben. Seit dem 18. Jh. tritt jedoch auch der Genitiv auf<br />

(Paul 1920:49). Das deadjektivische gemäß regiert ursprünglich den Dativ. Als Präposition<br />

findet es sich auch mit dem Genitiv, und das gleiche gilt für entsprechend (gemäß Ihres neuen<br />

Vertrages, entsprechend ihres Auftrages in administrativen Schreiben <strong>von</strong> 1999). Ein bemerkenswertes<br />

Schwanken der Rektion findet sich bei Goethe: trutz euch und des Teufels. Nicht zu<br />

unterschätzen ist hier wiederum der Einfluß der normativen Grammatik, die, möglicherweise als<br />

Reaktion auf die süddeutschen Dialekte, stark den Genitiv favorisierte. Dies ging so weit, daß<br />

einige Grammatiker (z.B. Bauer 1830:420 für trotz) nur noch den Genitiv akzeptieren wollten.<br />

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