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Oktober 2012 - v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

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Mit Trommeln …<br />

kreatives Rollenspiel, und darum,<br />

miteinander in den Dialog zu<br />

gehen – und das darf dann auch<br />

einmal ohne Musik geschehen:<br />

Emel I. und Thomas Bergmann<br />

sitzen sich auf zwei Stühlen<br />

gegenüber und unterhalten sich<br />

miteinander, allerdings über<br />

zwei große Holzfrösche, die sie<br />

zwischen ihren Händen halten.<br />

»Was bist du denn? Auch ein<br />

Frosch?«, fragt Thomas Bergmann.<br />

»Ja, ein Frosch!«, antwortet<br />

die junge Frau und fährt fort:<br />

»Kann ich dich mal küssen?«<br />

Thomas Bergmann muss lachen<br />

und hält seinen Frosch weiter<br />

nach vorne: »Na gut!«<br />

Rund 100 Menschen hat Thomas<br />

Bergmann bereits mit der<br />

MUSAD untersucht. Bislang sei<br />

es sehr effektiv, besonders bei<br />

Menschen, die verbal sehr eingeschränkt<br />

seien. »Das neue Verfahren<br />

ist vielversprechend und<br />

lässt wenig Spielraum für falsche<br />

Interpretationen«, ist auch Dr.<br />

Tanja Sappok überzeugt. »Der<br />

Anspruch an so ein Verfahren ist,<br />

dass es eine 80- bis 90-prozentig<br />

zuverlässige Aussagekraft hat«,<br />

sagt sie.<br />

Promotionsarbeit<br />

Thomas Bergmann entwickelt die<br />

MUSAD im Rahmen seiner Promotionsarbeit.<br />

Wissenschaftlich<br />

begleitet wird das Projekt von<br />

Dr. Isabel Dziobek von der Freien<br />

Universität Berlin. Die Entwicklung<br />

wird von der Stiftung Irene,<br />

einer gemeinnützigen Stiftung<br />

zum Wohle autistischer Menschen,<br />

finanziell gefördert.<br />

Thomas Bergmann nimmt sich<br />

eine Gitarre und stimmt ein Lied<br />

an: »Ein Mops kam in die Küche<br />

und stahl dem Koch ein Ei…!«<br />

Emel I. hört ihm eine Weile auf-<br />

Beim Tanzen sieht Thomas Bergmann, wie sich Emel I. auf das Miteinander einlässt.<br />

Dr. Tanja Sappok leitet die MUSAD-<br />

Entwicklung.<br />

merksam zu. Dann stimmt sie<br />

mit ein und singt die Strophe<br />

fast wortgenau mit. »Kennen Sie<br />

auch ein Lied?«, fragt Thomas<br />

Bergmann. Sie nickt und beginnt<br />

erneut zu singen, text- und tonsicher:<br />

»Dann hat das rote Pferd<br />

sich einfach umgekehrt …!«<br />

Nach der Diagnostikeinheit mit<br />

Emel I., die in einem Wohnheim<br />

lebt, füllt Thomas Bergmann<br />

einen Beobachtungsbogen mit<br />

etwa 80 Kriterien aus. Dabei verteilt<br />

er Punkte. Je höher am Ende<br />

die Gesamtpunktzahl ist, desto<br />

wahrscheinlicher ist es, dass ein<br />

Autismus vorliegt. Ob die Diagnose<br />

Autismus letztlich gestellt<br />

wird, entscheidet sich in einer<br />

multiprofessionellen Fallkonferenz,<br />

in der unter anderem auch<br />

ein Psychologe seine Befunde<br />

einbringt und andere Testergebnisse<br />

berücksichtigt werden.<br />

– Gunnar Kreutner –<br />

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