TEIL II: CHRONISCHE KRANKHEITEN UND ANDEREMEDIZINISCHE LEIDEN –BEHANDLUNG UND NACHBEHANDLUNG1. EinleitungIm ersten Teil wurden vor allem juristische, verwaltungstechnische und ähnlicheEinschränkungen <strong>der</strong> effektiven Gesundheitsfürsorge in BuH dargelegt. Der zweiteTeil dieses Berichtes untersucht nun das <strong>Gesundheitswesen</strong> in Bosnien undHerzegowina <strong>von</strong> einem rein medizinischen Standpunkt und bietet einen Überblickdarüber, welche Arten <strong>von</strong> medizinischen Einrichtungen <strong>im</strong> Land vorhanden sind,welche grundsätzlichen Probleme bei <strong>der</strong> Versorgung und Behandlung chronischerKrankheiten auftreten, und welche Unterschiede es bei den medizinischen Kapazitäten<strong>der</strong> einzelnen Gebiete gibt, die für einige <strong>der</strong> Krankheiten nötigenSpezialbehandlungen bereitzustellen.Es dürfte kaum überraschen, dass die Kapazitäten des <strong>Gesundheitswesen</strong>s <strong>im</strong> Großenund Ganzen als nicht zufriedenstellend bezeichnet werden müssen un<strong>der</strong>wartungsgemäß nicht an medizinische Standards Westeuropas heranreichen können.Beson<strong>der</strong>s beunruhigend ist jedoch, dass dem aktuellen Erkenntnisstand nach das<strong>der</strong>zeitige Niveau <strong>der</strong> verfügbaren medizinischen Versorgung in BuH auch unter denStand <strong>von</strong> vor 1992 gefallen zu sein scheint. Viele unentbehrliche und grundlegendeMedikamente und Behandlungen sind in großen Teilen des Landes schlichtweg nichtverfügbar.Die Ursachen für den schlechten Zustand des <strong>Gesundheitswesen</strong>s gehen über dieVerkomplizierung des gesetzgeberischen und verwaltungstechnischen Systems und dieallgemeine Ressourcenknappheit hinaus. Die subopt<strong>im</strong>ale Verteilung und Organisation<strong>der</strong> verfügbaren Ressourcen muss hier als ein ebenso schwerwiegen<strong>der</strong> Faktorbetrachtet werden.Während die Verfasser gewiss sind, dass die detaillierten medizinischen Informationendes folgenden Berichtes <strong>von</strong> großem Nutzen für medizinische Fachkräfte sein werden,hoffen sie, dass <strong>der</strong> Bericht auch für Nichtmediziner nützlich sein wird, die sich überdas <strong>Gesundheitswesen</strong> <strong>von</strong> BuH informieren möchten.2. Kurze Beschreibung <strong>der</strong> Versorgungsebenen in BuH2.1 Pr<strong>im</strong>äre medizinische VersorgungGrundlegende medizinische Versorgung wird geleistet in Ambulante (AMB), Domovizdravlja (DZ), Hitne pomoci (HP) und Farmacia (F). Diese pr<strong>im</strong>äre Versorgung soll38
70-80% aller medizinischen Fälle abdecken, tatsächlich werden aber nur 10-20% allerFälle auf dieser Ebene versorgt. 1292.1.1 Ambulanta - Einfache ambulante GrundversorgungEine Ambulanta findet man in beinah jedem Dorf. Meist wird die tägliche Arbeit <strong>von</strong>einer Krankenschwester geleistet, und oft besucht ein Praktischer Arzt (PA) die Stationeinmal o<strong>der</strong> mehrmals pro Woche. In größeren Dörfern 130 ist täglich ein PA erreichbar.Die Ausstattung ist min<strong>im</strong>al und besteht aus so elementaren Instrumenten wie einemRiva-Rocci-Blutdruckmeßgerät, Stethoskop und Thermometer. Die Arbeitsfel<strong>der</strong>umfassen Anamnese, allgemeine Kontrollen (d.h. unblutige Blutdruckmessung, PulsundTemperaturmessung), Verschreibung einiger weniger Medikamente undEinweisung in ein DZ. Üblicherweise können AMBs Patienten nicht auf direktemWege in ein Krankenhaus einweisen.2.1.2 Dom zdravlje (Gesundheitshäuser) - Weiterführende ambulante VersorgungDom zdravlje (DZs) befinden sich in den wichtigsten Orten jedes Distrikts, meistzusammen mit einer Hitna Pomoc (HP) und oft in Verbindung mit einer Farmacia (F)(siehe unten). Personal und Ausstattung eines DZ müssen aus mindestens je einem PA,Epidemiologisten, Berufsarzt, Gynäkologen (einschließlich Geburtshilfe-Fachausbildung), Kin<strong>der</strong>arzt, einem kleinen Labor und einem kleinen Röntgenapparatbestehen. Manchmal sind DZs zusätzlich ausgestattet mit Ultraschall, Endoskopie,mo<strong>der</strong>nen Röntgengeräten und an<strong>der</strong>en Einrichtungen. Die Nutzung dieseranspruchsvollen Ausstattung hängt jedoch auch <strong>von</strong> <strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong>entsprechenden Spezialisten und Materialien wie Filmen, Sonden o<strong>der</strong> Ultraschallgelab.In einigen DZs findet man außerdem Spezialisten für Familienmedizin o<strong>der</strong>Notfallmedizin, letztere arbeiten jedoch in <strong>der</strong> Regel in HPs. Weitere Spezialisten (mitFestanstellungen in Krankenhäusern o<strong>der</strong> unabhängig) kommen ein bis zwei Mal proWoche o<strong>der</strong> Monat zur Visite, <strong>im</strong> Rahmen entsprechen<strong>der</strong> Verträge mit dem DZ. Zudiesen Spezialisten können Radiologen, Infektiologen, Internisten, Augenärzte, ENT-Spezialisten (Enterologie), Neuropsychiater, Pneumophysiologen und Orthopädenzählen, die Bereitstellung dieser Leistungen ist jedoch kein Pflichtangebot. DieseVisiten sind außerdem abhängig <strong>von</strong> persönlichen Beziehungen, politischem Einflussund Organisationstalent <strong>der</strong> DZ-Leiter. Es konnten keine Verfahrensregeln bezüglichvorgeschriebener zusätzlicher Ausstattungen ausfindig gemacht werden.Zu den Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> DZs gehören diagnostische Untersuchungen undBehandlungen, die über das Niveau <strong>der</strong> AMBs hinausgehen (abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong>Verfügbarkeit <strong>der</strong> Spezialisten und <strong>der</strong> Ausstattung), Verschreibung einigerzusätzlicher Medikamente und die Einweisung in sekundäre und tertiäre medizinischeZentren, wie z.B. Allgemeinkrankenhäuser (AK) o<strong>der</strong> Klinische Zentren (KLZ). In129 Die Zahlenangaben stammen vom Stellvertretenden Direktor des Brcko Krankenhauses und demLeiter des Internistischen Krankenhauses in Zenica.130 Es waren keine Daten erhältlich bezüglich <strong>der</strong> Einwohnerzahl, die ein Distrikt haben muss, um eineAMB, einen ständig erreichbaren PA o<strong>der</strong> ein DZ zu erhalten.39
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