Der Rabe Ralf - GRÜNE LIGA Berlin eV
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Andreas Kieling,<br />
der Akteur<br />
dieser zweiteiligen<br />
Filmreise, ist<br />
ein echter Abenteurer.<br />
Atemlos, oft im Laufen,<br />
Klettern, Rudern<br />
spricht Kieling mit<br />
der Kamera, also mit<br />
den Zuschauern und<br />
erklärt Notwendiges<br />
zum Verständnis seiner<br />
Aktionen. Dabei<br />
ist Furchtlosigkeit die<br />
hervorstechende Eigenschaft<br />
des eher<br />
schmächtigen jungenhaften<br />
Mannes. So<br />
provoziert Kieling im<br />
Regenwald Australiens<br />
die Begegnung mit<br />
einem Urvieh, dem<br />
Salzwasserkrokodil,<br />
einem Überlebenden<br />
der Dinosaurierausrottung<br />
oder er läuft<br />
fast nackt umher, wo<br />
gefährliche Spinnenarten hausen, fünf<br />
der giftigsten Sorte.<br />
Auch vor einem Tauchgang mit<br />
einem ausgewachsenen Krokodilmännchen<br />
scheut sich Kieling nicht<br />
und er begibt sich unter Wasser zu<br />
dem Riesenreptil, “in<br />
der Hoffnung, dass es<br />
satt ist”. Andererseits<br />
erklärt Kieling, das<br />
Krokodile immer eine<br />
gewisse Zeit brauchen,<br />
um ein neues Beuteschema<br />
auszumachen.<br />
Er als Mensch, meint<br />
Kieling, wäre für das<br />
Krokodil etwas völlig<br />
Neues. Bis es überlegt,<br />
wie Kieling vielleicht<br />
schmeckt, gelte es, die<br />
Zeit für die Filmerei<br />
zu nutzen. Diese humorvolle,<br />
lockere Art,<br />
mit der Kieling auch<br />
die Gefahren seiner Erkundungen<br />
beschreibt,<br />
macht den Film unterhaltsam.<br />
Das Dabeisein mit<br />
der bewegten Handkamera<br />
betont das Unsichere<br />
und Gefährliche<br />
von Kielings Aktionen<br />
und macht eine gewisse<br />
Spannung aus.<br />
Krasse Klimawechsel erfolgen per<br />
Filmschnitt. So folgt im Film auf Australien<br />
Kirgisien, wo Kieling nach dem<br />
größten Schaf der Welt fahndet, dem<br />
Marco-Polo-Argali. Gefrorene Zahnpasta<br />
und Haarewaschen im Eisloch<br />
sind Alltag. Aber Kielings Kommentar<br />
erwähnt auch Angst, die er zum Beispiel<br />
vor der reißenden Strömung hat, als er<br />
zu Pferd einen Fluss im Tienschange-<br />
UMWELTFILM<br />
Atemlose Abenteuer<br />
Neu auf DVD: Andreas Kieling auf „Expeditionen zu den Letzten ihrer Art”, Teil 1<br />
Andreas Kieling traut sich nah an einen Braunbären heran<br />
birge überqueren muss. In einer Jurte<br />
wird ausgeruht und gekocht, Kielings<br />
Kommentar: “Das erste gehaltvolle<br />
Essen seit drei Wochen.”<br />
<strong>Der</strong> Aufstieg ist anstrengend, dünne<br />
Luft und das Gewicht der Kameraaus-<br />
Andreas Kieling in Kirgistan mit dem Schädel eines Widders<br />
rüstung machen Kieling zu schaffen,<br />
aber, so meint er, „es muss ja einen<br />
Grund geben, weshalb die Argalis noch<br />
nie gefi lmt worden sind.” Als er sie dann<br />
endlich vor die Kamera bekommt, würdigt<br />
der Film das mit pathetischer Musik<br />
in der Art von Hollywood-Komponist<br />
Hans Zimmer im “Gladiator”. Dass<br />
Andreas Kieling tatsächlich allein ist<br />
bei den Argalis, obwohl er gefi lmt wird,<br />
liegt daran, dass er sich hier mit einer<br />
fi xierten Kamera selbst aufnimmt.<br />
Auch eine Art Resignation gehört zu<br />
Kielings Expeditionen. Als der Abstand<br />
zwischen den gut trainierten Agalis und<br />
ihm immer größer wird, gibt er auf und<br />
Fotos: Presseabteilung von Universum Film<br />
münzt den Misserfolg geschickt in eine<br />
Respektbezeugung vor der Natur um:<br />
„Hier gehört der Mensch nicht hin.”<br />
erklärt er, nach Höhenluft ringend.<br />
Gelassen schauen die Argalis noch<br />
einmal in Kielings unscharf aufnehmende<br />
Kamera und drehen ihm dann ihre<br />
Hinterseite zu.<br />
Danach geht es nach Rumänien, wo<br />
Andreas Kieling in den abgelegenen<br />
August / September 2010<br />
21<br />
Bergregionen Transsilvaniens den in<br />
Europa fast ausgerotteten Braunbären<br />
sucht - und zunächst nur zutrauliche<br />
Wildschweine und nervöse Wölfe trifft.<br />
Nachrichten über häufi ge Abschüsse der<br />
Bären haben Andreas Kieling in die Gegend<br />
gelockt. Mit der Auslegung eines<br />
toten Rehbockes gelingt es schließlich,<br />
eine Braunbärenmutter mit zwei Jungen<br />
vor die Kamera zu bekommen.<br />
Die Spur der Bären führt Andreas<br />
Kieling wieder in jene Stadt, aus der er<br />
in die Wildnis aufbrach. Unfreiwillig<br />
wurden die Bären zu urbanen Müllsammlern<br />
- immer, wenn sie zu wenig<br />
wilde Beute fi nden.<br />
Letzte Station des ersten Teils ist<br />
Westindien. Zwischen Wüste und Meer<br />
befi ndet sich das letzte Rückzugsgebiet<br />
des Asiatischen Löwen. Dorthin begibt<br />
sich, optimistisch wie immer, Andreas<br />
Kieling mit Kamera und Stativ, um den<br />
Löwen zu fi lmen. Dazu gibt es Wissenswertes<br />
über das Tier, von dem nur<br />
noch 300 Exemplare in jenem kleinen<br />
indischen Wald leben. Hier gibt es genug<br />
Wild, das die Löwen jagen können,<br />
leider auch die großen Wasserbüffel, die<br />
ein wichtiges Nutztier für die indischen<br />
Bauern sind. Trotz starker Bewachung<br />
gelingt es den Löwen immer wieder,<br />
einen Wasserbüffel, viel größer als sie<br />
selbst, zu reißen.<br />
<strong>Der</strong> Film „Expeditionen zu den<br />
Letzten ihrer Art” ist ein engagierter Beitrag<br />
zum globalen Naturschutz, indem<br />
er auf bedrohte Tierarten aufmerksam<br />
macht - und Bekanntschaft mit ihnen<br />
schließt. Andreas Kieling geht mit<br />
solidem Wissen auf seine Reisen und<br />
vermittelt alles sehr natürlich. Anders<br />
als beim Schauspieler Hannes Jaenicke<br />
wirkt hier nicht die Selbstinszenierung<br />
des harten Kerls, sondern der sympathisch<br />
unspektakuläre Charme eines<br />
Jungen von nebenan.<br />
Angelika Nguyen