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Die neue Jagd nach Ressourcen: Wie die EU-Handels- und - Oxfam

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• Länder <strong>nach</strong> Paragraph 6 * könnten gemäß ihrer speziellen Entwicklungsziele Ausfuhrsteuern für<br />

eine bestimmte, noch festzulegende Anzahl an Produkten erheben. 86<br />

Obwohl Ausfuhrsteuern, wie erwähnt, gemäß WTO-Regeln nicht verboten sind, drängt <strong>die</strong> <strong>EU</strong> bei<br />

WTO-Beitrittsverhandlungen <strong>die</strong> Beitrittskandidaten zu einem Verzicht auf Ausfuhrsteuern. 87<br />

<strong>Die</strong><br />

Kommission erklärte, <strong>die</strong> Gelegenheit von Beitritten zur WTO zu nutzen, um Ausfuhrsteuern bei den<br />

Diskussionen mit Kandidatenländern wie Algerien, Aserbaidschan, Belarus, Kasachstan <strong>und</strong> Russ land<br />

zur Sprache zu bringen. <strong>Die</strong> kürzlich erfolgten Beitrittsabkommen der WTO mit China, der Ukraine<br />

<strong>und</strong> Vietnam forderten jeweils <strong>die</strong> Abschaffung von zumindest einigen Ausfuhrzöllen. 88<br />

Im Juni 2009 reichten <strong>die</strong> <strong>EU</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> USA bei der WTO eine Klage ein. Sie beschuldigten China der<br />

Verletzung seiner WTO-Verpflichtungen, da das Land Ausfuhrbeschränkungen für neun wichtige<br />

Rohstoffe anwende <strong>und</strong> damit seine Stahl- <strong>und</strong> Chemieindustrien unlauter bevorzugen würde. Im<br />

September 2009 kündigten <strong>die</strong> chinesischen Me<strong>die</strong>n an, dass China aus ökologischen Gründen ab<br />

sofort Exportquoten auf seltene Erden <strong>und</strong> andere Metalle anwende, Stoffe, bei denen das Land<br />

weltweit der wichtigste oder einzige Lieferant ist. 89<br />

Druck bei den Verhandlungen über Freihandelsabkommen<br />

Im Freihandelsabkommen zwischen der <strong>EU</strong> <strong>und</strong> Kolumbien/Peru von Mitte 2010 <strong>und</strong> im bisher einzigen<br />

unterzeichneten umfassenden EPA mit den CARIFORUM-Staaten wurden Ausfuhrsteuern bis<br />

auf wenige Ausnahmefälle **<br />

verboten. Bei Verhandlungen mit In<strong>die</strong>n, das <strong>die</strong> Ausfuhr von einer Rei-<br />

he von Rohstoffen beschränkt, drängte <strong>die</strong> <strong>EU</strong> ebenfalls auf eine Eindämmung von Ausfuhrsteuern. 90<br />

Auch in den meisten anderen Freihandelsabkommen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> <strong>EU</strong> derzeit verhandelt, sind Ausfuhrsteuern<br />

ein strittiges Thema. Dokumente der Europäischen Kommission zeigen, dass Ausfuhrsteuern<br />

auch ein Knackpunkt in jeder der derzeit noch laufenden Verhandlungen über umfassende EPAs<br />

sind. 91<br />

<strong>Die</strong> Texte der Interim-EPAs (siehe dazu Anhang 1) offenbaren den Versuch der <strong>EU</strong>, <strong>die</strong> Einführung<br />

<strong>neue</strong>r Ausfuhrsteuern einzuschränken. Sollten <strong>die</strong> Texte rechtskräftig werden, könnten Länder solche<br />

Steuern nur temporär <strong>und</strong> oft nur mit Zustimmung der <strong>EU</strong> einführen, <strong>und</strong> häufig auch dann nur<br />

auf eine begrenzte Anzahl von Gütern <strong>und</strong> mit einer Rechtfertigung, warum sie nötig sind. Auch<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, bestehende Steuern auf Rohstoffe zu erhöhen, würde eingeschränkt. Eine Stu<strong>die</strong><br />

für das European Centre for Development Policy Management (ECDPM) stellte fest, dass <strong>die</strong> Bedingungen<br />

für <strong>die</strong> Anwendung der Ausnahmen den Einsatz von Ausfuhrsteuern extrem begren zen,<br />

insbesondere in den Fällen, bei denen der Kommission ein faktisches Vetorecht eingeräumt wurde.<br />

Rechtsunsicherheit über <strong>die</strong> Definition einer Ausfuhrsteuer <strong>und</strong> langwierige Prozesse würden den<br />

Wert einiger Ausnahmen zusätzlich schmälern. 92<br />

Das Interim-EPA von Kamerun ist insofern beachtlich, als Exportzölle nur im Fall einer ernsthaften<br />

Störung der Staatsfinanzen <strong>und</strong> zum Zweck des Umweltschutzes erhoben werden dürfen. Das Abkommen<br />

verbietet ausdrücklich Ausfuhrgebühren zum indirekten Schutz lokaler Produktion oder<br />

zur Erhöhung von Staatseinnahmen. 93<br />

Besonders besorgniserregend ist, dass viele der von EPAs betroffenen Länder LDCs sind. Vier der fünf<br />

Mitglieder der Ostafrikanischen Gemeinschaft sind LDCs, ebenso fünf der acht Länder in der Gruppe<br />

Zentralafrikas <strong>und</strong> elf der 15 Mitglieder der Gruppe Westafrikas. Somit werden <strong>die</strong> ärmsten Länder<br />

dazu gedrängt, auf den Einsatz eines potenziell wichtigen entwicklungspolitischen Instruments zu<br />

verzichten, obwohl <strong>die</strong> Regeln der WTO dessen Einsatz erlauben.<br />

* <strong>Die</strong>s sind 13 Entwicklungsländer, <strong>die</strong> weniger als 35% ihrer Zollansätze in der WTO geb<strong>und</strong>en haben: Kamerun, Kongo, Elfenbeinküste,<br />

Kuba, Ghana, Kenia, Macau, China, Mauritius, Nigeria, Sri Lanka, Surinam <strong>und</strong> Simbabwe.<br />

** Vom Verbot ausgenommen sind Maßnahmen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Ausfuhr von Rohstoffen beschränken, um den Inlandspreis über einen begrenzten<br />

Zeitraum hinweg im Rahmen eines staatlichen Stabilisierungsplanes unter dem Weltmarktpreis zu halten, um so einem Zweig der inländischen<br />

verarbeitenden Industrie den Zugang zur erforderlichen Mengen <strong>die</strong>ser Rohstoffe zu sichern; derartige Beschränkungen dürfen jedoch keine<br />

Steigerung der Ausfuhr <strong>die</strong>ses inländischen Industriezweiges <strong>und</strong> keine Erhöhung des ihm gewährten Schutzes bewirken <strong>und</strong> auch nicht vom<br />

Gebot der Nichtdiskriminierung abweichen (Artikel 107 des <strong>EU</strong>-Kolumbien/Peru-Freihandelsabkommens).<br />

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