Die neue Jagd nach Ressourcen: Wie die EU-Handels- und - Oxfam
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wirtschaftlichen Perspektiven von Entwicklungsländern verschlechtern, da sie deren Abhängigkeit<br />
von Exporten unverarbeiteter Rohstoffe verfestigen würde.<br />
<strong>Die</strong> Rohstoffstrategie wird voraussichtlich auch <strong>die</strong> Abhängigkeit Europas von Rohstoffimporten erhöhen.<br />
Zwar wird <strong>die</strong> Bedeutung des Recyclings betont. Doch das gleichzeitige Drängen auf einen<br />
freieren Zugang zu den globalen Rohstoffvorkommen lenkt von der Notwendigkeit ab, den Rohstoffkonsum<br />
in Europa massiv zu verringern. <strong>Die</strong> Menschen in Europa verbrauchen durchschnittlich<br />
drei Mal so viele <strong>Ressourcen</strong> wie in Asien <strong>und</strong> mehr als vier Mal so viele wie in Afrika. Gleichzeitig ist<br />
Europa mehr als jede andere Region der Welt von importierten Rohstoffen abhängig. Doch bisher<br />
misst <strong>die</strong> <strong>EU</strong> ihren eigenen <strong>Ressourcen</strong>verbrauch noch nicht einmal.<br />
<strong>Die</strong> Rohstoffjagd der <strong>EU</strong> zeigt sich auch in einer Reihe von Freihandelsabkommen, <strong>die</strong> derzeit mit<br />
Entwicklungsländern ausgehandelt werden – bezeichnenderweise auch in Abkommen zwi schen<br />
der <strong>EU</strong> <strong>und</strong> den armen AKP-Staaten (Afrika, Karibik <strong>und</strong> Pazifischer Raum) – den sogenannten<br />
Wirtschafts partnerschaftsabkommen (Economic Partnership Agreements, EPAs). EPAs sind umfassende<br />
Freihandelsabkommen, <strong>die</strong> nicht nur Verpflichtungen zur Marktöffnung für den Güterhandel,<br />
sondern auch <strong>die</strong> Liberalisierung von <strong>Die</strong>nstleistungen, Investitionen <strong>und</strong> der Wettbewerbspolitik<br />
sowie den Schutz geistigen Eigentums vorsehen. Dabei gehen <strong>die</strong> Forderungen der <strong>EU</strong> weit über das<br />
hinaus, was bisher in multilateralen Foren wie der WTO vereinbart wurde.<br />
Ausfuhrsteuern<br />
<strong>Die</strong> Vorschläge der <strong>EU</strong> zur Begrenzung von Ausfuhrsteuern stoßen bei den Entwicklungsländern<br />
auf massiven Widerstand. Ausfuhrsteuern sind ein kritischer Streitpunkt in allen Verhandlungen zu<br />
Freihandelsabkommen sowie in allen derzeit noch laufenden Verhandlungen über umfassende EPAs.<br />
In den vorläufig abgeschlossenen („Interim“-) EPAs, <strong>die</strong> überwiegend noch nicht von den Entwicklungsländern<br />
unterzeichnet wurden, hat <strong>die</strong> <strong>EU</strong> eine Einschränkung von Ausfuhrsteuern durchgesetzt.<br />
Sollten <strong>die</strong> Abkommen in Kraft treten, dürften <strong>die</strong> Länder nur noch temporär <strong>und</strong> teils nur<br />
<strong>nach</strong> Zustimmung der <strong>EU</strong> Ausfuhrsteuern auf eine begrenzte Anzahl von Gütern erheben. Damit<br />
müssten Entwicklungsländer, unter ihnen viele der ärmsten Länder der Welt, auf den Einsatz eines<br />
potenziell wichtigen entwicklungspolitischen Instruments verzichten, obwohl <strong>die</strong> Regeln der WTO<br />
dessen Einsatz erlauben.<br />
Ausfuhrsteuern sind kein Allheilmittel <strong>und</strong> nicht immer das Mittel der ersten Wahl, doch sie können<br />
eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung wettbewerbsfähiger Industrien sowie beim Schutz der<br />
Umwelt <strong>und</strong> der natürlichen <strong>Ressourcen</strong> spielen. Ferner können sie Einnahmen für öffentliche Aufgaben<br />
generieren. <strong>Die</strong> Besteuerung des Exports unverarbeiteter Rohstoffe zielt oft darauf ab, junge<br />
weiterverarbeitende Industrien vor Ort zu schützen <strong>und</strong> ihnen einen komparativen Wettbewerbsvorteil<br />
zu sichern. <strong>Die</strong> Förderung von Weiterverarbeitung <strong>und</strong> Fertigung sowie damit verb<strong>und</strong>ener<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen ist für Entwicklungsländer ein Muss, wenn sie sich aus ihrer Abhängigkeit von Rohstoffexporten<br />
befreien wollen.<br />
Für den vorliegenden Bericht wurden Untersuchungen in Kenia durchgeführt, wo <strong>die</strong> Regierung<br />
Ausfuhrsteuern in Höhe von 40 Prozent auf unverarbeitete Felle <strong>und</strong> Häute erhebt, um <strong>die</strong> Lederverarbeitung<br />
zu fördern. Sie zeigen, dass Ausfuhrsteuern bei der Entwicklung eines Wirtschaftssektors<br />
eine wichtige Rolle spielen können. Kenias Ausfuhrsteuer hat Tausende <strong>neue</strong>r Arbeitsplätze geschaffen<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Einkommen von weiteren 40.000 Menschen erhöht. Außerdem sind <strong>die</strong> Gesamteinkünfte<br />
in <strong>die</strong>sem Sektor um mehr als 8 Mio. Euro angestiegen – mit weiterem Wachstumspotenzial. Trotz<br />
<strong>die</strong>ser Erfolge fordert <strong>die</strong> <strong>EU</strong>, Ausfuhrsteuern einzuschränken – sei es in Kenia oder anderswo. Der<br />
Ledersektor in Kenia verdeutlicht, wie Entwicklungsländer Nutzen für ihre Bevölkerung erzielen<br />
können, wenn sie <strong>die</strong> ideologische Verpflichtung durch <strong>die</strong> <strong>EU</strong> auf „Freihandel“ in Frage stellen.<br />
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