Download (PDF) - Eubuco Verlag
Download (PDF) - Eubuco Verlag
Download (PDF) - Eubuco Verlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
MARKETING<br />
MESSE<br />
MOUNTAINMANAGER 6/2009<br />
48<br />
VTK-TECHNIKER TAGTEN IN MARTIGNY<br />
Mit der Austragung der diesjährigen VTK-Tagung im Rahmen der Swiss Alpina hatten sich die Schweizer Techniker schon im Vorfeld<br />
eindeutig für ein Fortbestehen der Messe ausgesprochen. Ein Bekenntnis, dass der (wiedergewählte) VTK-Präsident Peter Julen<br />
zum Ausklang der Tagung – zugleich Beginn der Messe – bekräftigte. Die Vorreiterrolle der Schweiz als Pionierland der Seilbahnbranche<br />
müsse mit einem Schweizer Messestandort gesichert werden und Martigny böte dafür eine gute Plattform. Gut<br />
möglich also, dass der Technikerverband nach St. Moritz 2010 in zwei Jahren seinen traditionsgemäß zweitägigen Kongress wieder<br />
begleitend zur Messe abhält.<br />
Das Generalmotto der Tagung lautete „Sicherheit<br />
für alle“. Nach bewährtem Muster<br />
teilte sich das Programm in einen „offiziellen“<br />
Teil – im Austausch mit Behördenvertretern<br />
und befreundeten Verbänden – sowie<br />
einen Praxis-Block, in dem Experten von<br />
als sogenannte „B-Mitglieder“ mit dem VTK<br />
verbundenen Unternehmen sicherheitsrelevante<br />
Themen erörterten.<br />
Zwei denkwürdige Entwicklungen prägten<br />
„die Stunde der Aufsichtsbehörden“. Die<br />
von Seilbahnpraktikern bereits lange angemahnte<br />
stärkere Kooperation zwischen dem<br />
Bundesamt für Verkehr (BAV) – zuständig für<br />
Seilbahnen – und dem Interkantonalen Konkordat<br />
für Seilbahnen und Skilifte (IKSS) –<br />
zuständig für die Überwachung von Kleinbahnen<br />
und Liften – scheint nun Formen<br />
anzunehmen. Kurz vor der Tagung vereinbarten<br />
beide Aufsichtsbehörden eine engere<br />
Zusammenarbeit, die sowohl die gemeinsame<br />
Arbeit der jeweiligen Gremien an der<br />
Weiterentwicklung von Vorschriften und deren<br />
Umsetzung einschließt, als auch die direkte<br />
Wahrnehmung der im Seilbahngesetz<br />
definierten Aufsichtspflichten umfasst. Gerade<br />
von letzterem versprechen sich die<br />
Schweizer Seilbahnpraktiker sehr viel: z. B.<br />
die Entlastung für Betriebe, deren Anlagenpark<br />
durch beide Behörden überwacht wird<br />
(d.h. Seilbahnen + Skilifte), und die nun<br />
endlich im Bereich der geforderten betriebsübergreifenden<br />
Dokumentation nach einheitlichen<br />
Vorgaben arbeiten können. Eindrücklich<br />
belegten BAV und IKSS in Martigny<br />
ihren Kooperationswillen mit einem gemeinsamen<br />
Referat von Daniel Kiener (BAV)<br />
und Reto Canale (IKSS) unter dem programmatischen<br />
Titel „Zusammenarbeit im<br />
Interesse sicherer, wirtschaftlicher Seilbahnen“.<br />
SORGFALTSPFLICHT<br />
DES BETREIBERS<br />
In diesem Interesse liegt natürlich auch das<br />
zweite Ereignis, das die Diskussionen unter<br />
den Betriebsleitern bestimmte. Die Rede ist<br />
vom Grundsatzurteil des schweizerischen<br />
Bundesverwaltungsgerichtes, das die Rolle<br />
der „Sorgfaltspflicht des Betreibers“ als zentrales<br />
Element der Seilbahngesetzgebung<br />
stärkt. Konkret hatten sich die Bergbahnen<br />
Zermatt gegen das zuständige BAV gewehrt,<br />
das als Auflage zur Konzessionserneuerung<br />
und Betriebsbewilligung einer bestehenden<br />
4er-Sesselbahn die nahezu komplette<br />
Neuerstellung einer umfangreichen<br />
Betriebs- und Sicherheitsdokumentation forderte.<br />
Das Gericht schloss sich der Argumentation<br />
der klagenden Bergbahnen Zermatt<br />
an, wonach alleine die Erfüllung der<br />
gesetzlich festgelegten Sorgfaltspflicht des<br />
Betreibers (§ 18 Seilbahngesetz) Gegenstand<br />
der behördlichen Überprüfung sein<br />
dürfe, da sie klar die Sicherheitsverantwortung<br />
auf den Betreiber übertrage. Zwischenzeitlich<br />
akzeptierte das BAV das Urteil und<br />
kündigte an, bei zukünftigen Erneuerungen<br />
von Betriebsbewilligung alleine die Einhaltung<br />
der Sorgfaltspflicht zu bewerten.<br />
Die unzweifelhafte Vereinfachung der zukünftig<br />
anstehenden Verfahren rückt natürlich<br />
die Verantwortung der technischen Betriebsleitung<br />
für die Einhaltung der klar geregelten<br />
Sorgfaltspflichten und deren Dokumentation<br />
in den Vordergrund. Drei anlagenbezogene<br />
Elemente sind dabei herauszuheben:<br />
Zustandsbeurteilung,<br />
Betriebsorganisation und Instandhaltung.<br />
Fulvio Sartori, Vizepräsident des „Unternehmerverbandes“<br />
SBS, appellierte an die versammelten<br />
Betriebsleiter, ihre sicherheitsrelevanten<br />
Aufgaben streng prozessual abzuarbeiten<br />
und sich damit einen Mehrwert für<br />
die eigene Betriebsorganisation zu schaffen.<br />
Entsprechende Handreichungen gäben unter<br />
anderem die von Sicherheitsspezialisten<br />
des SBS erarbeiteten Dokumente, die Verantwortlichkeiten<br />
und Aufgaben von Geschäftsleitung<br />
und Technischer Leitung klar<br />
definieren.<br />
DIE GASTREFERATE<br />
Natürlich stand die „praktizierte Sicherheit“<br />
auch im Mittelpunkt der Gastreferate. So<br />
stellte Dirk Moll, Universität Stuttgart, ein<br />
spezielles Videosystem zur visuellen Seilprüfung<br />
vor. Eine z.B. im Stationsbereich montierte,<br />
„vieräugige“ Videokamera erfasst das<br />
umlaufende Seil (max. 2,5 m/s; ohne Demontage<br />
z.B. fixer Klemmen) im gesamten<br />
Umfang und auf ganzer Länge. Die zugehörige<br />
Software verarbeitet die Kameradaten<br />
und erlaubt vielfältige Auswertungen sowie<br />
die „sicherheits-historische“ Dokumentation<br />
des Seilzustandes. Nach mehrjähriger Forschungsarbeit<br />
ist das System nun praxisreif<br />
und wurde von einem Lizenzpartner des Instituts<br />
für Fördertechnik bereits an Seilbahnunternehmen<br />
ausgeliefert.<br />
Das Seilbahnseil und die Ermüdungserscheinungen<br />
von Stahlbauteilen standen im Mittelpunkt<br />
weiterer Referate. Fatzer-Spezialist<br />
Bruno Longatti erläuterte die Verschleißszenarien<br />
und deren Einflussfaktoren auf unterschiedliche<br />
Seiltypen. Neben der korrekten<br />
Auswahl und Dimensionierung des jeweiligen<br />
Seiltyps sind auch die korrekte Antriebstechnik<br />
(Scheibendurchmesser) und deren<br />
fehlerfreie Funktion (z.B. Schräglauf) entscheidend<br />
für die Seillebensdauer. Und –<br />
fast banal, aber immer wieder belegt –,<br />
„wer (nach-)schmiert, fährt länger“: über<br />
doppelt so lange könne ein optimal nachgeschmiertes<br />
Seil gegenüber einem lebenslang<br />
ungewarteten halten, mahnte Longatti die<br />
anwesenden Techniker.<br />
i<br />
Info: www.vtk-uct.ch<br />
Einstimmig wurde VTK-Präsident Peter Julen<br />
in Martigny für zwei Jahre wieder gewählt.