28.11.2012 Aufrufe

impulse Gesundheitsmagazin - Ausgabe 1 | 2010 - Klinikverbund ...

impulse Gesundheitsmagazin - Ausgabe 1 | 2010 - Klinikverbund ...

impulse Gesundheitsmagazin - Ausgabe 1 | 2010 - Klinikverbund ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>impulse</strong><br />

<strong>Gesundheitsmagazin</strong><br />

1 | <strong>2010</strong><br />

Bluthochdruck<br />

Keine reine<br />

Alterserkrankung<br />

Nepal<br />

Medizinischer<br />

Einsatz bis zur<br />

Erschöpfung<br />

Topthema:<br />

Hygiene


Alles Gute für Ihre Genesung!<br />

Wenn Sie aber nach dem Krankenhausaufenthalt zu Hause noch weiterhin Hilfe<br />

benötigen, ist die Diakonie-Sozialstation vor Ort für Sie da.<br />

Unsere Mitarbeiter beraten Sie bereits im Krankenhaus wie es zu Hause weitergehen kann<br />

und leiten notwendige Vorbereitungen ein.<br />

Die Diakonie-Sozialstationen in den Landkreisen Böblingen, Calw und der Stadt Gerlingen<br />

sind verläßliche Partner und kooperieren mit dem <strong>Klinikverbund</strong> Südwest.<br />

Die Diakonie- Sozialstationen in Ihrer Region<br />

bieten bzw. vermitteln umfassende Hilfe und Unterstützung für Sie daheim.<br />

� Pflege und Betreuung kranker und schwerkranker Menschen � Krankenpflege � Altenpflege<br />

� Pflegerische Anleitung und Beratung für Angehörige � Nachtwachen � Kurzzeitpflege � hauswirtschaftliche Versorgung<br />

� Wohnungsreinigung � Familienpflege � Nachbarschaftshilfe � Hausnotruf � stundenweise Betreuung � 24-Stunden-Betreuung<br />

� Kontaktpflege/-anrufe � Betreutes Wohnen � Betreuung für Menschen mit demenzbedingten Einschränkungen � Besuchsdienste<br />

� Gesprächskreis für pflegende Angehörige � Krankenpflegekurse � Hospizarbeit � Essen auf Rädern/Mittagstisch<br />

2<br />

Zentrale Hotline 0180 524 6378<br />

14 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz


EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Hygiene im Krankenhaus<br />

ist ein Thema,<br />

das in den letzten<br />

Monaten verstärkt an<br />

öffentlichem Interesse<br />

gewonnen hat. Auslöser<br />

hierfür sind nicht<br />

nur die Schweinegrippe<br />

oder der Noro-<br />

virus, die eine intensive<br />

Hände-Hygiene notwendig machen, sondern<br />

auch die von Sozialministerin Dr. Monika Stolz<br />

geforderte landesweite Krankenhaushygieneverordnung.<br />

Multiresistenten Erregern soll es<br />

hierbei an den Kragen gehen; jenen Bakterien,<br />

die auch als „Killerkeime“ durch die Medien<br />

bekannt wurden und vor allem in medizinischen<br />

Einrichtungen übertragen werden.<br />

Die Unsicherheit und Angst vor dieser unsichtbaren<br />

Gefahr ist groß.<br />

Wir haben die brisante und für viele angst-<br />

einflößende Thematik zum Topthema gemacht,<br />

um aufzuzeigen, wie man sich vor<br />

diesen Bakterien schützen kann, wie sie sich<br />

verbreiten und wie intensiv wir in den Krankenhäusern<br />

des <strong>Klinikverbund</strong>es dagegen<br />

vorgehen, um unsere Patienten zu schützen.<br />

Speziell ausgebildete Hygienefachkräfte berichten<br />

von ihrer Arbeit und ihrem Einsatz<br />

gegen Keime und Bakterien.<br />

Auch außerhalb von Krankenhäusern spielt<br />

Hygiene eine immer größere Rolle; Hände<br />

waschen, Kehrwoche machen, Geschirr spülen<br />

– tagtäglich führen wir ganz selbstverständlich<br />

hygienische Maßnahmen in unseren Lebenswelten<br />

durch. Doch wir hinterfragen unsere<br />

Gewohnheiten meist gar nicht mehr – tun wir<br />

es richtig, tun wir zu viel oder etwa zu wenig?<br />

Wie viel Hygiene benötigen wir im Alltag tatsächlich?<br />

Die Hygienetipps des Gesundheitsamtes<br />

geben hierauf Antwort.<br />

Lesen Sie in unserem <strong>Gesundheitsmagazin</strong><br />

außerdem Nützliches zum Thema Bluthochdruck<br />

und Sodbrennen sowie Wissenswertes<br />

über Hormone und deren Einfluss auf unsere<br />

Gefühle. Wir stellen Ihnen den neuen Hebammenkreißsaal<br />

in Herrenberg vor, informieren<br />

Sie über eines der wichtigsten Organe<br />

des menschlichen Körpers – die Schilddrüse,<br />

erklären, warum der Leistenbruch männlich<br />

ist und nehmen Sie mit auf einen Hilfseinsatz<br />

nach Nepal.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Ihr Dr. Gunther K. Weiß<br />

Geschäftsführer<br />

3<br />

Topthema Hygiene<br />

Seiten 6, 10, 16, 27<br />

Bluthochdruck<br />

Seite 21<br />

Magenreflux<br />

Seite 14<br />

Hormone<br />

Seite 18


INHALT<br />

Vertrauen ist gut …<br />

Seite 6<br />

Hebammenkreißsaal<br />

Seite 12<br />

Killerkeime MRSA<br />

Seite 16<br />

4<br />

3 EDITORIAL<br />

4 INHALT<br />

TOPTHEMA<br />

6 Vertrauen ist gut,<br />

Kontrolle ist besser<br />

16 MRSA – Killerkeime<br />

27 Haushalts-Hygienetipps<br />

VERBUND DER<br />

HUNDERT BERUFE<br />

10 Hygienefachkraft<br />

Klinikum Sindelfingen-Böblingen<br />

Kliniken Böblingen<br />

Bunsenstraße 120, Tel.: 07031 668-0<br />

Kliniken Sindelfingen<br />

Arthur-Gruber-Straße 70, Tel.: 07031 98-0<br />

Krankenhaus Herrenberg<br />

Marienstraße 25, Tel.: 07032 16-0<br />

Krankenhaus Leonberg<br />

Rutesheimer Straße 50, Tel.: 07152 202-0<br />

Kreisklinikum Calw-Nagold<br />

Kliniken Calw<br />

Eduard-Conz-Straße 6, Tel.: 07051 14-0<br />

Kliniken Nagold<br />

Röntgenstraße 20, Tel.: 07452 96-1<br />

AKTUELL<br />

12 Hebammenkreißsaal<br />

GUT ZU WISSEN<br />

14 Magenrefluxkrankheit<br />

NACHGEFRAGT<br />

18 Hormone – mehr als nur<br />

ein Quäntchen Gefühl<br />

GUT ZU WISSEN<br />

21 Bluthochdruck<br />

<strong>Klinikverbund</strong> Südwest – Stark vor Ort, erfolgreich im Verbund<br />

Reha-Klinik Böblingen<br />

Bunsenstraße 120, Tel.: 07031 668-24002<br />

Gesundheitszentrum am<br />

Klinikum Sindelfingen-Böblingen<br />

Arthur-Gruber-Straße 70, Tel.: 07031 98-0<br />

Service GmbH Schwarzwald<br />

Arthur-Gruber-Straße 70, Sindelfingen<br />

Therapiezentrum im<br />

<strong>Klinikverbund</strong> Südwest<br />

Rathausplatz 5, Sindelfingen,<br />

Tel.: 07031 879504,


FOKUS MEDIZIN<br />

24 Schilddrüse –<br />

das unterschätzte Organ<br />

28 TENS – dem Schmerz<br />

Einhalt gebieten<br />

34 Operieren mit dem<br />

Wasserstrahl<br />

REPORT<br />

30 Rettungsflugwacht:<br />

Alles Gute kommt von<br />

oben<br />

KRANKENHAUS AKUT<br />

36 Der Leistenbruch ist<br />

männlich<br />

38 Nierenersatzverfahren<br />

Impressum<br />

IMPULSE<br />

Herausgeber: <strong>Klinikverbund</strong> Südwest GmbH<br />

Verantwortlich:<br />

Dr. Gunther K. Weiß, M.Sc., Geschäftsführer<br />

Ursula Kächele, Unternehmenskommunikation<br />

Redaktion: Edda Karnowski<br />

Art Direktion: Freework Grafik-Design GmbH, Asperg<br />

Foto- und Bildbearbeitung: Egon Bässler<br />

Anzeigen: Diana Hiesinger<br />

Druck: röhm typofactory Marketing GmbH, Sindelfingen<br />

Bildquellen: Gerhard Bäuerle, fotolia, istockphoto,<br />

Hans Siedann, Horst Streitferdt, Redaktion<br />

Titelbild: fotolia<br />

IMPULSE erscheint 2 Mal im Jahr und ist kostenlos.<br />

PANORAMA<br />

40 Nepal – medizinischer<br />

Einsatz bis zur Erschöpfung<br />

46 Kaffeepause in<br />

den Kliniken Calw<br />

HAND IN HAND<br />

44 Fünf Jahre Notfallpraxis<br />

48 KURZNACHRICHTEN<br />

50 RÄTSELSEITE<br />

Redaktionsanschrift:<br />

<strong>Klinikverbund</strong> Südwest<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Arthur-Gruber-Straße 70<br />

71065 Sindelfingen<br />

Tel.: 07031 98-11071<br />

Fax: 07031 98-19071<br />

E-Mail:<br />

unternehmenskommunikation<br />

@klinikverbund-suedwest.de<br />

Im Sinne einer besseren Lesbarkeit verwendet<br />

die Redaktion Begriffe wie z. B. Patienten und<br />

Besucher geschlechtsneutral. Natürlich sind<br />

immer Patientinnen und Patienten, Besucherinnen<br />

und Besucher gemeint.<br />

5<br />

Hubschraubereinsatz<br />

Seite 30<br />

Leistenbruch<br />

Seite 36<br />

Nepal-Einsatz<br />

Seite 40<br />

Fünf Jahre Notfallpraxis<br />

Seite 44


Fotolia<br />

THEMA TOPTHEMA | HYGIENE<br />

Vertrauen ist gut …<br />

6


„Hände waschen vor dem Essen!“ Dass<br />

Hygiene wichtig ist im Leben, bringen<br />

wir schon kleinen Kindern bei. Und halten<br />

uns oft selber nicht so recht daran.<br />

Es sei denn im Winter, wenn die Erkältungen<br />

herumgehen wie das Tuch beim<br />

Kinderspiel „Faules Ei“. Hygiene, das<br />

ist ein vielschichtiges Thema, das nicht<br />

immer mit Vernunft und Gewohnheiten<br />

in Einklang zu bringen ist. Dabei wär‘s<br />

nötig.<br />

Kontrolle<br />

ist besser<br />

„Hygiene“ – was heißt das eigentlich? Hygiene<br />

stammt, so lehrt uns der Duden, aus dem<br />

Griechischen und bedeutet „Gesundheitslehre,<br />

-fürsorge und -pflege“. Es leitet sich ab von Hygieia,<br />

der griechischen Göttin der Gesundheit.<br />

Hygiene im engeren Sinn bezeichnet also alles,<br />

was der Vorbeugung von Infektionskrankheiten<br />

dient, insbesondere Maßnahmen des<br />

Reinigens, Desinfizierens und der Sterilisation.<br />

Umgangssprachlich setzt man Hygiene mit<br />

Sauberkeit gleich. Dabei ist Sauberkeit nur ein<br />

Ausschnitt dessen, was Hygiene bedeutet.<br />

7<br />

Fotolia


TOPTHEMA | HYGIENE<br />

Überall dort, wo kranke Menschen zusammenkommen,<br />

muss es besonders sauber und<br />

hygienisch zugehen – um das zu begreifen,<br />

braucht man kein Medizinstudium. Das sagt<br />

der gesunde Menschenverstand. Und doch<br />

reicht den Menschen, die im Krankenhaus arbeiten,<br />

Laienwissen über Hygiene längst nicht<br />

aus. Hier gibt es echte Fachleute dafür. Experten<br />

wie den Arzt Dr. Thilo Rünz (51) von den<br />

Kliniken Böblingen oder Elke Stolte<br />

(48), gelernte Krankenschwester,<br />

die sich im Klinikum<br />

Sindelfingen in umfangreichen<br />

Fortbildungen<br />

als Fachkraft auf alles<br />

spezialisiert hat, was<br />

mit Hygiene zu tun<br />

hat. Laien können<br />

nur staunen, was<br />

man hier alles beachten<br />

muss.<br />

17 Millionen Menschen,<br />

so hat das<br />

Robert-Koch-Institut in<br />

Berlin errechnet, werden<br />

jedes Jahr in deutschen Krankenhäusern „vollstationär”<br />

behandelt. Und zweifellos hat jeder<br />

Einzelne dieser 17.000.000 Menschen ein<br />

buchstäblich vitales Interesse daran, gesünder<br />

aus dem Krankenhaus herauszukommen als<br />

er oder sie hineingegangen ist. Klar ist: Wo<br />

sich viele Kranke und Krankheitsbilder konzentrieren,<br />

sind natürlich auch Ansteckungen und<br />

Übertragungen von Krankheiten möglich. Das<br />

zu unterbinden, ist die ureigenste Aufgabe der<br />

Hygiene.<br />

„Unser Ziel ist es natürlich, die Zahl möglicher<br />

Krankenhausinfektionen zu minimieren“, sagt<br />

Thilo Rünz. Also veranlassen sie regelmäßige<br />

Kontrollen aller dafür relevanten Einrichtungen<br />

und Gerätschaften oder begleiten Kontrolleure<br />

von außen bei deren Überwachungsmaßnahmen.<br />

„Das fängt bei Stäuben und Schimmelpilzen<br />

an, die sich in Lüftungsanlagen einnisten<br />

können. Das geht über die Desinfektion von<br />

Oberflächen und verunreinigter chirurgischer<br />

Instrumente wie Scheren, Pinzetten, Skalpelle<br />

8<br />

oder Endoskope. Das umfasst die Lebensmittelhygiene<br />

und geht bis hin zur Überwachung<br />

des Wassers im Haus, damit darin keine der<br />

so gefährlichen Legionellen vorkommen“, listet<br />

Elke Stolte auf. „Wir treffen präventiv alle Maßnahmen<br />

zum Schutz unserer Patienten ebenso<br />

wie für unsere Mitarbeiter“, ergänzt Dr. Rünz.<br />

Patienten mit Viren oder hochresistenten Keimen<br />

müssen deshalb – eventuell im Einzelzimmer<br />

– so untergebracht werden, dass<br />

sich Infektionsketten verhindern<br />

lassen, obwohl das<br />

bei menschlichen Kontakten<br />

oft alles an-<br />

dere als einfach ist.<br />

Aber komplexe<br />

und komplizierte<br />

Themen zu bearbeiten,<br />

ist man in<br />

den Krankenhäusern<br />

gewohnt.<br />

“Wir haben hier<br />

zum Beispiel ein weit<br />

verzweigtes Wasserleitungsnetz“,<br />

erläutert Hygienefachfrau<br />

Elke Stolte. Deshalb sei es wichtig,<br />

regelmäßig Wasserhähne oder Duschköpfe<br />

auf Legionellen zu untersuchen. Das Gesundheitsamt<br />

kontrolliere einmal im Jahr, „wir zusätzlich<br />

ebenfalls“. Motto: Vertrauen ist gut.<br />

Kontrolle besser. Obwohl keiner daran zweifelt,<br />

dass Stadtwerke sauberes Wasser liefern.<br />

Auch sämtliche Reinigungs- und Desinfektionsgeräte<br />

müssen in einem bestimmten Intervall<br />

überprüft werden. Spülmaschinen für Töpfe<br />

und Urinflaschen ebenso. Allein in den Kliniken<br />

Sindelfingen gibt es 56 davon.<br />

Einmal im Jahr ist hier auch externe Kontrolle<br />

angesagt. „Wir schauen nach Mikroorganismen“,<br />

streift Rünz noch mal das Thema Wasser.<br />

Wird je ein Befall festgestellt, wird das Wasser<br />

auf 80, 90 Grad erhitzt und danach lässt<br />

man es eine Stunde laufen. „Da strecken auch<br />

die hartnäckigsten Legionellen die Waffen“,<br />

schmunzelt er und freut sich, dass „das Gesundheitsamt<br />

hier seit Jahren nichts gefunden


hat“. Ein externes zertifiziertes Labor nehme<br />

die Untersuchungen an den Kliniken des Verbunds<br />

vor. Bereiche wie die Entbindungsstation<br />

mit ihren Entbindungsbadewannen – „da<br />

haben wir Sterilfilter vorgeschaltet“ – oder die<br />

Frühchenstation würden außerdem nochmals<br />

zusätzlich überwacht.<br />

Vier Vollzeitkräfte bietet der <strong>Klinikverbund</strong><br />

in seinen sechs Häusern auf und investiert<br />

gut eine viertel Million Euro pro Jahr, damit<br />

Harnwegsinfekte (der häufigste Befund) oder<br />

Wundinfektionen nach Operationen, Lungenentzündungen<br />

oder „katheterassoziierte Infektionen“<br />

nicht vorkommen. Passiert es doch,<br />

wird darüber nach Paragraph 23 des Infektionsschutzgesetzes<br />

akribisch Buch geführt,<br />

erst recht auf der Intensivstation.<br />

Auch dort, wo Speisen zubereitet<br />

oder erhitzt oder<br />

Medikamente hergestellt<br />

werden wie z. B. in der<br />

Apotheke, sind die Berufskontrolleureunterwegs.<br />

Elke Stolte – da<br />

könnte sogar der Haus-<br />

meister neidisch werden<br />

– kommt mit ihren<br />

zentralen Schlüsseln<br />

überallhin.<br />

Schulungen des<br />

Personals zählen<br />

ebenfalls zu den<br />

Aufgaben der<br />

beiden Hygie-<br />

neexperten.<br />

Dass sie natio-<br />

nale kranken-<br />

hausmedizi-<br />

nische Unter-<br />

suchungen<br />

kennen,<br />

die besagen, man könne<br />

nur ein Drittel der noch<br />

vorkommenden Krankenhausinfektionen<br />

auch tatsächlich<br />

verhindern, schmälert<br />

ihren Ehrgeiz nicht im Geringsten.<br />

Dr. Thilo Rünz weiß: „Und unser<br />

Konzept wird auch von<br />

anderen als hervorragend beurteilt.“<br />

!<br />

Hans Siedann<br />

Beachten Sie auch unsere<br />

Hygienetipps auf Seite 27<br />

9<br />

iStockphoto


VERBUND DER HUNDERT BERUFE | HYGIENEFACHKRAFT<br />

Handarbeit<br />

Hygiene macht keinen Feierabend um 17 Uhr. Schon gar nicht in einem Krankenhaus.<br />

Hygiene ist eine Grundvoraussetzung im Leben eines jeden Krankenhausmitarbeiters<br />

– und auch eine grundsätzliche Einstellung zu den Dingen.<br />

Das bekommen wir bei unserem Gesprächstermin zu spüren. Kaum über<br />

die ersten Worte hinausgekommen, klingelt bereits das Telefon und Elke<br />

Stolte, Hygienefachkraft seit zehn Jahren, hebt selbstverständlich den Hörer<br />

ab. „MRSA?“, fragt sie. Der Gesprächsteilnehmer bejaht. In einem kurzen<br />

Gespräch geht sie das MRSA-Prozedere für diesen Patienten mit der Kollegin<br />

vor Ort durch.<br />

Seit sechs Uhr morgens ist sie<br />

bereits im Einsatz und wirbelt<br />

rund um das Thema Hygiene<br />

im Krankenhaus, das ihr eine<br />

echte Herzensangelegenheit<br />

ist. Besonders liebt sie die Tätigkeiten,<br />

die direkt mit Menschen<br />

zu tun haben. Da sind<br />

all die beratenden Aufgaben,<br />

das Erstellen und Pflegen der<br />

Hygienepläne und Infektionsmerkblätter,<br />

die Schulungen<br />

und die Begehungen der<br />

Krankenhäuser, die in ihren<br />

Zuständigkeitsbereich fallen,<br />

wie auch die Mitarbeit<br />

bei der Auswahl der hygienerelevanten<br />

Verfahren und<br />

Medizinprodukte. Die vorgeschriebene<br />

Dokumentation,<br />

10<br />

Erstellung von Statistiken, ist<br />

keine Lieblingsbeschäftigung,<br />

zu viel Schreibtisch, zu wenig<br />

Kontakt. Und den findet sie<br />

wichtig. Außerdem kann Hygiene<br />

nicht warten, weshalb<br />

sie und ihre Kolleginnen quasi<br />

rund um die Uhr erreichbar<br />

sind. Das bleibt natürlich jedem<br />

überlassen; wird das zu<br />

viel, organisiert man einen<br />

Bereitschaftsdienst. Bis jetzt<br />

aber schaffen sie es so.<br />

Um Hygienefachkraft werden<br />

zu können, muss man Krankenschwester<br />

sein und drei<br />

Jahre Berufserfahrung vorweisen.<br />

Dann steht der Weiterbildung<br />

nichts mehr im Wege.<br />

und<br />

Sorgfalt<br />

Wahlweise in einem oder in<br />

zwei Jahren kann man sich<br />

ausbilden lassen. Es ist zwar<br />

eine Weiterbildung, die eine<br />

Menge abverlangt, zumal es<br />

deutschlandweit gar nicht so<br />

viele staatliche Ausbildungsstätten<br />

gibt und diese auch<br />

von sehr unterschiedlichem<br />

Ruf sind. Was aber offensichtlich<br />

eher ein Hemmschuh für<br />

viele ist, die mit dem Gedanken<br />

spielen, sich ausbilden zu<br />

lassen, ist die Tatsache, dass<br />

es doch spezielle charakterliche<br />

Fähigkeiten braucht,<br />

um diesem Job etwas abzugewinnen.<br />

„Hartnäckigkeit!“,<br />

lacht Elke Stolte. Wie beim<br />

Autofahren, wo auch schon<br />

einmal der Blinker beim Abbiegen<br />

vergessen wird, ist<br />

es auch im Arbeitsalltag.<br />

Handlungen werden ganz<br />

unbewusst vereinfacht. Hygienefachkräfte<br />

müssen immer<br />

wieder erinnern, schulen,<br />

Übungen durchführen. Um<br />

zu demonstrieren, wie wichtig<br />

das ist, stellt Frau Stolte


einen Metallkoffer mit einer<br />

integrierten UV-Lampe auf<br />

den Tisch. Vor unseren Augen<br />

nimmt sie Desinfektionsmittel<br />

und reibt die Hände – scheinbar<br />

äußerst gründlich – ein.<br />

Dann hält sie diese unter die<br />

UV-Lampe. Und hier wird nun<br />

überdeutlich erkennbar, wie<br />

mangelhaft die demonstrierte<br />

Desinfektion war. Überall<br />

und vor allem an den Daumen<br />

sind noch Flecken zu<br />

sehen, die darauf hinweisen,<br />

dass hier Viren und Bakterien<br />

vorhanden sind. „Das ist der<br />

Grund, weshalb wir auch bei<br />

der Aktion ‚saubere Hände‘<br />

mitmachen und regelmäßig<br />

Hände-Aktionstage in den<br />

Krankenhäusern veranstalten.<br />

Es ist unerlässlich, die richtige<br />

und gründliche Desinfektion<br />

immer wieder zu üben“, erläutert<br />

sie. Wobei sie schon<br />

bei einem der wichtigsten<br />

Themen ihres Fachgebietes<br />

ist, der Hände-Hygiene. „Hier<br />

ist einfach besonders viel zu<br />

tun, weil dies das unbewusste<br />

Alltagsverhalten betrifft.“<br />

Doch auch so komplizierte<br />

Aufgaben wie die Begleitung<br />

von Baumaßnahmen gehören<br />

zu ihrem Arbeitsgebiet. „Da<br />

könnten Verunreinigungen<br />

in die Luft gelangen, deshalb<br />

werden wir schon vorsorglich<br />

dazugeholt, damit das eben<br />

nicht passiert!“<br />

Eine weitere Gabe, die es für<br />

diesen Job braucht, ist eine<br />

gute Kommunikationsfähigkeit.<br />

Da es leider noch nicht<br />

so viele Studien gibt, wie eigentlich<br />

benötigt werden,<br />

hängt etliches auch von Erfahrung<br />

und Einschätzung<br />

ab. Vorgaben für die Hygiene<br />

sind u. a. die Richtlinien des<br />

Robert-Koch-Instituts, doch<br />

darüber hinaus ist es oft sinnvoll,<br />

auch Einschätzungen von<br />

Kollegen einzuholen und mit<br />

den eigenen Erkenntnissen<br />

abzugleichen sowie<br />

Erfahrungen<br />

auszutauschen.<br />

Das gilt besonders,<br />

weil sich<br />

Hygienefachkräfte<br />

in immer neue Thematiken<br />

einarbeiten müssen.<br />

Sie kennen alle Bereiche,<br />

Ecken und Berufsgruppen in<br />

einem Krankenhaus. Im Vorteil<br />

ist, wer schon Erfahrung<br />

über Arbeitsabläufe und Prozesse<br />

gesammelt hat. „Hygienefachkräfte<br />

müssen in der<br />

Lage sein, selbstständig zu arbeiten<br />

und sich Wissen anzueignen“,<br />

bestätigt Elke Stolte.<br />

Und ihre zukünftige Kollegin,<br />

die derzeit die Weiterbildung<br />

absolviert, ergänzt: „Aber darin<br />

liegt der Reiz – es ist so<br />

vielseitig und immer wieder<br />

neu!“<br />

Redaktion<br />

iStockphoto<br />

11


Fotolia<br />

AKTUELL | HEBAMMENKREISSAAL<br />

Neu im Angebot<br />

Der „Hebammenkreißsaal“ komplettiert<br />

das Angebot der Herrenberger Geburtshilfe.<br />

Für das ganz persönliche Weltwunder sollte<br />

am besten die Welt stillstehen und alles ganz<br />

Ohr, Auge, Gefühl sein für das kleine Wesen,<br />

das nun plötzlich da ist. Nichts soll stören, keine<br />

Routine, keine Technik, keine Gerätemedizin.<br />

Doch jede Mutter, jedes Elternpaar wägt die<br />

bevorstehende Geburt auch unter dem Aspekt<br />

der Sicherheit ab. Und so wünschen sich werdende<br />

Eltern einen Rahmen, der möglichst alle<br />

ihre Bedürfnisse berücksichtigt, der Wärme,<br />

Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt, Raum lässt<br />

für selbstbestimmtes Handeln und dennoch<br />

möglichst hohe Sicherheit für Mutter und Kind<br />

gewährleistet. Das vor Kurzem in Herrenberg<br />

zusätzlich zur Klinikgeburt eingeführte Konzept<br />

des Hebammenkreißsaals bringt all das<br />

unter einen Hut und schließt damit die Lücke<br />

zwischen Haus- und Klinikgeburt.<br />

Im Hebammen geleiteten Kreißsaal können gesunde<br />

Schwangere, bei denen eine komplikationsfreie<br />

Geburt zu erwarten ist, ihr Kind ganz<br />

natürlich zur Welt bringen – mit Eins-zu-eins-<br />

Betreuung durch eigens geschulte Hebammen<br />

12<br />

und ohne die medizinischen Routineeingriffe,<br />

die in einem ärztlichen Kreißsaal dazugehören.<br />

Den Gebärenden werden beispielsweise keine<br />

Infusionsnadeln gelegt, auch Schmerzmittel<br />

oder wehenfördernde Medikamente gibt es<br />

nicht. Stattdessen steht bei dem Konzept, das<br />

ein zusätzliches Angebot zum erfolgreichen,<br />

ärztlich geleiteten Kreißsaal darstellt, das Normale,<br />

Natürliche einer Geburt im Vordergrund<br />

und wird nach Kräften unterstützt – etwa mit<br />

alternativen Methoden wie Akupunktur, Aromatherapie<br />

oder Homöopathie. Gibt es während<br />

der Geburt Komplikationen, kann schnell<br />

und unkompliziert in die ärztliche Verantwortung<br />

übergeleitet werden. Für Mutter und Kind<br />

stehen dann sofort alle medizinischen Möglichkeiten<br />

zur Verfügung – ohne Bruch, denn<br />

sie werden von derselben Hebamme weiter<br />

betreut.<br />

„Wir können auf Routineeingriffe verzichten,<br />

weil wir die Frauen durch die Vorgespräche<br />

kennen und einschätzen können“, erklärt Gudrun<br />

Zecha, die leitende Hebamme, die an der<br />

Einführung des innovativen, deutschlandweit<br />

erst in wenigen Kliniken praktizierten Konzepts<br />

maßgeblich beteiligt war. Zwei Vorgespräche<br />

sind deshalb Pflicht für alle, die im


Hebammenkreißsaal entbinden wollen. Sie<br />

dienen dazu, sich kennenzulernen, abzuklären,<br />

ob körperliche oder psychische Kriterien gegen<br />

eine natürliche Geburt sprechen, und sie<br />

bieten die Gelegenheit, Fragen zu stellen und<br />

sich über die bevorstehende Geburt auszutauschen.<br />

„Das ist für alle schön, für die Frauen<br />

und auch für uns Hebammen“, meint Gudrun<br />

Zecha. „Uns geht es dabei auch darum, die<br />

Wünsche und Vorstellungen der Gebärenden<br />

zu erfahren und schriftlich festzuhalten. Dann<br />

können wir die Frauen im Geburtsverlauf besser<br />

unterstützen, damit sie am Ende sagen können:<br />

Es war gut so, wie es war.“<br />

Eine, die dies mit Sicherheit behaupten kann,<br />

ist Sonja Cayol, die Ende März ihr erstes Kind<br />

im Hebammenkreißsaal zur Welt brachte. „Es<br />

war wie ein Traum“, schwärmt sie am Morgen<br />

nach der gut überstandenen natürlichen Geburt.<br />

„Ich habe mich von der ersten Minute an<br />

wohlgefühlt und wurde von den Hebammen<br />

sehr gut betreut. Sie strahlten sehr viel Ruhe<br />

und Kompetenz aus und haben mich in allem<br />

bestens unterstützt!“<br />

Als in der Nacht die Fruchtblase platzte, machte<br />

sie sich mit ihrem Mann Xavier auf den Weg<br />

in die Klinik, wurde dort von einer Hebamme<br />

in Empfang genommen und durchgehend betreut.<br />

„Sie ließ uns auch mal allein, war aber<br />

immer für uns da und hat uns super begleitet“,<br />

erinnert sich die frischgebackene Mutter. Bereits<br />

nach vier Stunden kam Söhnchen Philippe<br />

zur Welt, wurde gleich angelegt und konnte<br />

sich in aller Ruhe auf die neue Umgebung<br />

einstellen. „In der Austreibungsphase kam<br />

noch eine zweite Hebamme hinzu. Es war<br />

eine ganz ruhige und schöne Atmosphäre“, erzählt<br />

Sonja Cayol. „Perfekt!“, schwärmt auch<br />

Ehemann Xavier.<br />

Das neue Angebot drückt sich auch in der<br />

Raumgestaltung des frisch umgebauten und<br />

renovierten Kreißsaals aus. Mit seinem klaren,<br />

bis ins Detail stimmigen innenarchitektonischen<br />

Konzept, das die Hebammen mit entwickelten,<br />

strahlen die Räume eine angenehme, warme<br />

und geborgene Atmosphäre aus – und besitzen<br />

dabei doch den Komfort und die Sicherheit<br />

einer modernen Entbindungsstation. Das beginnt<br />

bei den in alle Richtungen verstellbaren<br />

Gebärbetten, die sich individuell den Wünschen<br />

und Bedürfnissen der Kreißenden anpassen<br />

können und alle Gebärpositionen gut unterstützen.<br />

Sitzmöbel in edlem – und hygienischem<br />

– Leder, ein Farbkonzept in warmen und beruhigenden<br />

Farben und die durchdachte Raumanordnung<br />

erzeugen eine positive Grundstimmung.<br />

„Die<br />

Leute sollen<br />

sagen: ‚Hier<br />

ist es aber<br />

schön!‘, weil<br />

das Wohlfühlen<br />

ein sehr<br />

wichtiger Aspekt<br />

des Hebammenkreißsaals<br />

ist“,<br />

erklärt Gudrun<br />

Zecha.<br />

„Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass eine Geburt<br />

gut verläuft,<br />

steigt<br />

mit gemütlichenRäumen<br />

und einer<br />

guten Beziehung<br />

zum<br />

Entbindungsteam.“<br />

Ganz<br />

unabhängig<br />

davon, welche<br />

Form der<br />

Entbindung<br />

eine Frau wählt, ist es für den Geburtsprozess<br />

unerlässlich, dass sie sich wohlfühlt, Vertrauen<br />

hat und loslassen kann. Dazu gehört auch,<br />

alles in der Nähe zu wissen, was an Sicherheit<br />

überhaupt möglich ist. Dem Herrenberger<br />

Team ist es wichtig, Frauen bei jeder Art von<br />

Entbindung optimal, herzlich und kompetent<br />

zu betreuen. In dieser vertrauensvollen Atmosphäre<br />

kann ein Erlebnis entstehen, bei dem<br />

die Welt einen klitzekleinen Moment stillgestanden<br />

zu haben scheint: bei der Geburt des<br />

eigenen Kindes.<br />

Jutta Krause<br />

13<br />

Die frisch renovierten<br />

Räumlichkeiten in<br />

Herrenberg gewinnen<br />

durch ruhige,<br />

warme Farben


GUT ZU WISSEN | MAGENREFLUXKRANKHEIT<br />

Nicht unbedingt eine Nichtigkeit:<br />

Wohl jeder kennt dieses unangenehme<br />

Kratzen im Hals, das oftmals nach einer<br />

Mahlzeit auftaucht: Sodbrennen. Im<br />

Fachjargon wird von der Magenrefluxkrankheit<br />

gesprochen. Saurer Mageninhalt<br />

fließt in die Speiseröhre zurück und<br />

reizt sie. Etwa sieben Prozent der Bevölkerung<br />

leiden unter regelmäßigem Sodbrennen.<br />

Den Betroffenen kann in aller<br />

Regel medikamentös geholfen werden.<br />

Es besteht aber auch die Möglichkeit,<br />

operativ die Ursache des Sodbrennens<br />

zu beheben.<br />

14<br />

Mit Sodbrennen plagen sich auch gesunde<br />

Menschen. Ein paar Mal Speichel geschluckt,<br />

und das unangenehme Kratzen im Hals ist<br />

wieder verschwunden, es ist nicht weiter<br />

problematisch. Durch den Speichel wird die<br />

Magensäure neutralisiert, der Schmerz geht<br />

vorüber. Anders verhält es sich allerdings bei<br />

Personen, die regelmäßig unter Sodbrennen<br />

leiden, sie sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen.<br />

Etwa sieben Prozent der Bevölkerung<br />

betrifft diese Erkrankung. „Fast jeder bekommt<br />

mal Sodbrennen, für manche wird dies aber<br />

zum Dauerbrenner“, sagt Dr. Wolfgang Heinz,<br />

Chefarzt der Gastroenterologie am Krankenhaus<br />

Leonberg. Zusammen mit der Klinik für<br />

Allgemein- und Viszeralchirurgie unter Leitung<br />

von Chefarzt Dr. Karl Josef Paul bilden beide<br />

Kliniken in Leonberg ein über die Landkreise<br />

hinaus bekanntes Bauchzentrum.<br />

Wie aber entsteht Sodbrennen? Dahinter verbirgt<br />

sich der chronische Rückfluss von saurem<br />

Mageninhalt in die Speiseröhre. Der ist problematisch,<br />

denn die Speiseröhre dient dem<br />

Transport der Nahrung in den Magen und nicht<br />

der Verdauung. Daher ist sie mit einer anderen<br />

Schleimhaut als der Magen ausgekleidet, und<br />

eben diese Schleimhaut der Speiseröhre wird<br />

bei intensivem Kontakt mit der Magensäure<br />

gereizt, sie entzündet sich.<br />

Zwischen dem Magen und der Speiseröhre<br />

besteht eine Barriere. Der untere Schließmuskel<br />

der Speiseröhre und das Zwerchfell bilden<br />

diese Barriere, die eine Art Ventil ist und somit<br />

üblicherweise den Rückfluss des sauren<br />

Mageninhalts verhindert. Die Funktion des<br />

Schließmuskels kann allerdings eingeschränkt


sein. „Ursache dafür ist beispielsweise eine<br />

Erschlaffung des Schließmuskels, die zumeist<br />

kombiniert ist mit einem Bruch des Zwerchfells“,<br />

erklärt Dr. Paul. Der Magen wird<br />

dadurch nicht vollständig abgedichtet,<br />

saurer Magensaft kann in die<br />

Speiseröhre aufsteigen – dabei<br />

Fotolia<br />

spricht man von einem Reflux.<br />

Verschiedene Faktoren können<br />

einen Rückfluss von Magensäure zudem fördern:<br />

bestimmte Medikamente, Schwangerschaft,<br />

eine verzögerte Magenentleerung, eine<br />

erhöhte Säurebildung im Magen, Alkohol und<br />

Nikotin, Übergewicht. „Ein erhöhter Bauchinnendruck<br />

begünstigt einen Reflux“, erklärt<br />

hierzu Dr. Heinz. Und eben dieser Druck kann<br />

beispielsweise durch Fettleibigkeit entstehen.<br />

Diese Auflistung zeigt, dass viele Personen<br />

durch die Umstellung ihrer Lebens- und Essgewohnheiten<br />

einen großen Beitrag dazu leisten<br />

können, den Reflux zu minimieren, mithin das<br />

Sodbrennen seltener aufkommen zu lassen.<br />

Dazu gehört beispielsweise eine Reduktion<br />

des Gewichts bei übergewichtigen Personen,<br />

der Verzicht auf Alkohol und Nikotin, die Verwendung<br />

einer Kopfstütze in der Nacht, um<br />

den Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre<br />

durch die leicht erhöhte Position des<br />

Oberkörpers zu reduzieren.<br />

In aller Regel ist das Sodbrennen medikamentös<br />

zu behandeln. Verabreicht werden dabei<br />

sogenannte Protonenpumpenhemmer. Hinter<br />

diesem pompösen Namen verbirgt sich ein<br />

Medikament, das die Säureproduktion reduziert.<br />

Je nach Schwere der Krankheit ist eine<br />

Behandlung von mehreren Wochen bis hin zu<br />

mehreren Monaten notwendig. Üblicherweise<br />

werden die Beschwerden sehr schnell gelindert,<br />

die entzündete Schleimhaut der Speiseröhre<br />

kann abheilen.<br />

Bleiben diese Medikamente wirkungslos, besteht<br />

eine jahrelange Refluxkrankheit oder wünschen<br />

es die Patienten, so ist auch eine Operation<br />

denkbar. Dabei wird der Bruch des Zwerchfells<br />

verschlossen und eine Magenmanschette<br />

um den unteren<br />

Teil der Speiseröhre<br />

und den<br />

Mageneingang<br />

hergestellt. Diese<br />

Operation wird<br />

endoskopisch – mittels<br />

der Schlüssellochtechnik<br />

– durchgeführt.<br />

„Die Chance bei dieser Operation ist sehr groß,<br />

dass die Beschwerden dauerhaft beseitigt sind.<br />

Schon am Tag nach der OP ist das Sodbrennen<br />

weg“, erklärt Dr. Paul. Das Sodbrennen ist also<br />

nicht länger ein Dauerbrenner.<br />

Thomas Oberdorfer<br />

„Gewaltig Gewaltig überfordert<br />

üb überfordert f d t –<br />

wenn Pflege an Grenzen stößt ?!“<br />

Ich schaff' es nicht mehr<br />

Montag – Donnerstag<br />

16.00 - 18.00 Uhr<br />

sind wir telefonisch f erreichbar.<br />

Sie können uns auch eine E-Mail<br />

senden:<br />

info@krisentelefon-bb.de<br />

15


Fotolia<br />

TOPTHEMA BRENNPUNKT | MRSA<br />

Killerkeime<br />

Bis zu 40.000 Menschen sterben bundesweit jedes Jahr, weil<br />

sie sich ausgerechnet dort, wo sie gesund werden sollen, mit<br />

Krankenhauskeimen anstecken. Anlass für die Landesregierung,<br />

noch in diesem Jahr ein Gesetz mit strengen Vorgaben<br />

zur Krankenhaushygiene auf den Weg zu bringen – Vorgaben,<br />

die der <strong>Klinikverbund</strong> bereits heute erfüllt.<br />

Bakterien besiedeln unsere Haut und Schleimhäute<br />

zu Abermillionen. Normalerweise ist das<br />

auch kein Problem. Anders, wenn diese Keime<br />

in Wunden oder Blutbahnen geraten. Dann<br />

können sie regelrecht zu „Killerkeimen“ mutieren<br />

– ein Begriff, den deshalb nicht nur die<br />

Boulevardmedien verwenden, sondern auch<br />

seriöse Magazine.<br />

MRSA (Multi Resistente Staphylococcus<br />

Aureus), so heißt die Gefahr im medizinischen<br />

Fachbegriff. MRSA, das steht für Bakterien,<br />

deren Besonderheit es ist, dass ihnen viele<br />

Antibiotika nichts mehr anhaben können. Sie<br />

vermehren sich ungehemmt weiter. Woher<br />

das kommt? Vermutlich davon, dass allzu viele<br />

Ärzte die Bakterienabtöter über Jahre zu häufig<br />

verschrieben haben – die falschen Antibiotika,<br />

zu niedrig dosiert, über einen zu langen Zeitraum<br />

eingenommen. Folge: Die Krankheitserreger<br />

stumpfen ab. Auf Flächen können MRSA-<br />

Keime bis zu 40 Tage überleben, weshalb ein<br />

gründliches Desinfizieren unverzichtbar ist. Vor<br />

allem mit intensiver Hände-Hygiene – darauf<br />

16<br />

16<br />

weist auch ein Flyer des <strong>Klinikverbund</strong>es Südwest<br />

sehr deutlich hin – werden verhängnisvolle<br />

Verkettungen erst gar nicht in Gang gesetzt.<br />

Was also bei MRSA tun? „Handeln“, sagen Hygienefachkraft<br />

Elke Stolte und Dr. Thilo Rünz.<br />

Weil eine Infektion mit MRSA, insbesondere bei<br />

Schwerkranken, Probleme bei der Behandlung<br />

bereiten kann, sind die Kliniken im Kreis Calw<br />

und Böblingen penibel bemüht, die Ausbreitung<br />

dieser Bakterienstämme zu verhindern.<br />

Deshalb werden hier die vom Robert-Koch-Institut<br />

festgelegten Risikopatientengruppen getestet.<br />

Als Risikopatienten gelten zum Beispiel<br />

Patienten, die aus Regionen mit hoher MRSA-<br />

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) kommen oder<br />

die in den vergangenen zwölf Monaten schon<br />

einmal länger als drei Tage im Krankenhaus<br />

waren. Das heißt, bei der Aufnahme wird ihnen<br />

mit einem Wattestäbchen ein Mischabstrich<br />

von Rachen, Nase und Dammbereich und<br />

gegebenenfalls von vorhandenen Wunden abgenommen<br />

und im Labor molekularbiologisch<br />

untersucht.<br />

Wohlgemerkt: Die meisten Menschen, die<br />

MRSA-Bakterien mit sich herumtragen, sind<br />

nicht etwa erkrankt. Aber sie kommen als<br />

Überträger in Betracht. Deshalb müssen sie<br />

gegebenenfalls isoliert werden. „Wir halten<br />

hierfür stets ein, zwei Einzelzimmer bereit“,


iStockphoto<br />

sagt Dr. Rünz. In die gehen Ärzte und Pflegepersonal<br />

dann auch nur in Schutzkleidung<br />

hinein, tragen also Kittel, Handschuhe, Haube<br />

und Mundschutz. Dass sich Patienten deshalb<br />

bisweilen wie Aussätzige fühlen können, dass<br />

insbesondere ältere, schwerhörige Menschen<br />

dann nicht mehr von den Lippen ablesen können<br />

– all das ist den Hygienefachleuten an den<br />

Kliniken wohl bewusst. Aber: Vorsicht und<br />

Vernunft müssen im Kampf gegen potenzielle<br />

„Killerkeime“ die Oberhand behalten.<br />

„Deutschland und auch Baden-Württemberg<br />

haben in diesem Bereich zu viel verschlafen“,<br />

verweist Dr. Thilo Rünz auf erfolgreichere MR-<br />

SA-Vorreiterländer wie Holland oder auch Skandinavien.<br />

Landessozialministerin Dr. Monika<br />

Stolz will deshalb noch in diesem Jahr landeseinheitliche<br />

Richtlinien für ein Hygienemanagement<br />

in Gesetzesform erlassen. Regelmäßige<br />

Mitarbeiterschulungen und ausgebildete Hygienefachkräfte<br />

sollen so für alle Krankenhäuser<br />

verpflichtend werden. Im <strong>Klinikverbund</strong> Südwest<br />

werden bereits heute die geforderten<br />

krankenhauskeim-spezifischen Hygienerichtlinien<br />

umgesetzt.<br />

Deshalb gehört zur Checkliste eines jeden aufgenommenen<br />

Patienten beispielsweise auch<br />

die Frage, ob er in den letzten Wochen in<br />

einem griechischen oder spanischen Krankenhaus<br />

behandelt worden ist. Denn gerade hier<br />

stecken sich deutsche Touristen besonders oft<br />

mit dem hartnäckigen MRSA-Keim an.<br />

Zudem ist das Klinikum Sindelfingen-Böblingen<br />

seit 2009 am Pilotprojekt zur Bekämpfung von<br />

MRSA-Keimen des Stuttgarter Landesgesundheitsamtes<br />

beteiligt. In den Landkreisen Böblingen,<br />

Heidenheim, Enz, Lörrach und Waldshut<br />

werden hierbei Handlungsempfehlungen erarbeitet,<br />

die später landesweit umgesetzt werden<br />

sollen.<br />

Hans Siedann<br />

17<br />

17<br />

Multi Resistente<br />

Staphylococcus<br />

Aureus, MRSA,<br />

sind Bakterien,<br />

die als Besonderheit<br />

Abwehrmechanismen<br />

gegen viele<br />

Antibiotika ent-<br />

wickelt haben


Fotolia<br />

NACHGEFRAGT | HORMONE<br />

Mehr als nur ein<br />

18<br />

Der Frühling ist wieder da. Zufrieden sitzen wir im wärmenden<br />

Sonnenschein auf einer Parkbank und genießen<br />

den Duft von Blumen, die nach langer Winterpause zu<br />

sprießen beginnen. Sonne und Blumenduft scheinen uns<br />

zu betören. Doch was geschieht da eigentlich mit uns?<br />

Hormone spielen hierbei eine wichtige Rolle.


Quäntchen Gefühl<br />

iStockphoto<br />

„Frühlingsgefühle<br />

gibt es wirklich“,<br />

erklärt Dr. Konrad<br />

Bäuerle,<br />

Chefarzt der<br />

Klinik für Innere<br />

Medizin in Calw.<br />

„Was wir empfinden,<br />

hat auch seine Ursache.“ Im<br />

Frühling werden die Tage<br />

länger und die Sonne zeigt<br />

sich immer häufiger. Sonnenlicht<br />

führt dazu, dass wir uns<br />

wohl fühlen, weil unser Körper<br />

weniger Schlafhormone<br />

und mehr Glückshormone<br />

produziert. Das Schlafhormon<br />

Melatonin wird von der<br />

Zirbeldrüse unseres Gehirns<br />

gebildet und sorgt dafür, dass<br />

wir müde sind, wenn es dunkel<br />

ist. Im Winter haben wir<br />

80 Prozent mehr Melatonin in<br />

unserem Körper als im Sommer.<br />

Ist es heller, produziert<br />

die Zirbeldrüse weniger<br />

Melatonin<br />

und wir sind<br />

wacher und<br />

spürbar aktiver.<br />

Auch<br />

wenn unser Glückshormon<br />

Serotonin ausgeschüttet wird,<br />

was vermehrt im Frühling und<br />

im Sommer der Fall ist, fühlen<br />

wir uns einfach gut. Wer<br />

sich niedergeschlagen fühlt,<br />

ängstlich, antriebslos oder<br />

sogar grundlos aggressiv ist,<br />

bei dem könnte die Ursache<br />

ein Mangel dieses Glückshormons<br />

sein. Eine gesunde<br />

Ernährung mit viel Obst und<br />

Gemüse und zahlreichen Ballaststoffen,<br />

kombiniert mit<br />

Bewegung und Entspannung,<br />

bringt den Körper dazu, mehr<br />

Serotonin auszuschütten<br />

– und schon fühlen wir uns<br />

wohler.<br />

Hormone steuern eine<br />

Vielzahl von Vorgängen<br />

Doch Hormone sind nicht nur<br />

für unser Gefühlsleben<br />

von Bedeutung.<br />

Unser Körper ist<br />

ein kompliziertes<br />

System gegenseitigabhängi-<br />

ger Organe und Gewebe.<br />

Eine Vielzahl von Vorgängen<br />

muss fortlaufend überwacht<br />

und reguliert werden, dies<br />

geschieht unbewusst mit Hormonen.<br />

Sie steuern in unserem<br />

Körper lebenswichtige Funktionen<br />

wie den Kreislauf, den<br />

Stoffwechsel und die Körpertemperatur.<br />

Außerdem regeln<br />

sie unsere Fortpflanzung und<br />

sind verantwortlich dafür, wie<br />

wir uns unserer Umwelt gegenüber<br />

verhalten. So schüttet<br />

unsere Nebenniere<br />

beispielsweise bei<br />

Stress Adrenalin<br />

aus, das dazu<br />

dient, unseren<br />

Körper<br />

in Alarmbereitschaft<br />

zu<br />

versetzen und<br />

auf Kampf oder<br />

Flucht vorzubereiten.<br />

Hormone sind chemische<br />

Botenstoffe, die über den<br />

Blutkreislauf in zahlreiche<br />

Körperteile gelangen. Hierbei<br />

muss jeder hormonelle Einzeleffekt<br />

genauestens über-<br />

wacht werden, da es sonst zu<br />

einer Störung des fein ausgewogenen<br />

Gleichgewichts<br />

kommen kann. Das Geheim-<br />

nis dieses Kontrollmechanis-<br />

mus ist die sogenannte<br />

Rückkopplung, bei der das<br />

hormonfreisetzende Organ<br />

den Hormonspiegel im<br />

Blut misst. Ist der Wert<br />

zu hoch, schüttet das<br />

Organ weniger Hormone aus.<br />

19


Fotolia<br />

NACHGEFRAGT | HORMONE<br />

Die meisten Hormone sind<br />

Eiweiße und werden von bestimmten<br />

Drüsen produziert,<br />

die sich an verschiedenen<br />

Körperstellen befinden. Hierbei<br />

nimmt die Hirnanhangsdrüse<br />

eine<br />

führende Rolle<br />

ein: Sie produziert<br />

Hormone,<br />

die wiederum<br />

andere Körperdrüsen<br />

wie<br />

die Schilddrüse,<br />

die Nebenschilddrüsen,<br />

die Nebennieren oder<br />

die Keimdrüsen dazu bringen,<br />

selbst eigene Hormone freizusetzen.<br />

Eine Erkrankung<br />

der Hirnanhangsdrüse kann<br />

daher dazu führen, dass zum<br />

Beispiel die Schilddrüse nicht<br />

richtig arbeitet. Dann kommt<br />

es zu einer eigentümlichen<br />

Verdickung und Schwellung<br />

der Haut. Häufig sind die<br />

Patienten übergewichtig und<br />

kälteempfindlich. Die geistige<br />

Beweglichkeit nimmt ab<br />

und die Sprache ist langsam<br />

und rau.<br />

20<br />

Schüttet die Hirnanhangsdrüse<br />

zu wenig Hormone für die<br />

Keimdrüsen aus, verringert<br />

sich beim Mann die Produktion<br />

des Samens und die des<br />

Männlichkeitshormons Testosteron.<br />

Bei der Frau unterbleibt<br />

die Heranreifung der<br />

Eizellen in den Eierstöcken<br />

und die Produktion des weiblichen<br />

Geschlechtshormons<br />

Östrogen verringert sich. Der<br />

Mann verweiblicht, die Frau<br />

vermännlicht. Unfruchtbarkeit<br />

ist die Folge.<br />

Aber nicht immer ist die Hirnanhangsdrüse<br />

schuld daran,<br />

dass die ihr untergeordneten<br />

Körperdrüsen nicht richtig<br />

funktionieren – die Körperdrüsen<br />

können selbst erkrankt<br />

sein. Doch wo die Ursache<br />

nun auch liegen mag,<br />

wenn der Körper zu geringe<br />

Mengen eines Hormons produziert,<br />

kann die Erkrankung<br />

meist erfolgreich durch Einnahme<br />

des Hormons in Form<br />

eines Medikamentes behandelt<br />

werden. Ursache einer<br />

Überproduktion hingegen ist<br />

des Öfteren ein Tumor, der<br />

chirurgisch entfernt wird.<br />

Jedoch stehen bei Weitem<br />

nicht alle Körperdrüsen unter<br />

der Kontrolle der Hirnanhangsdrüse.<br />

Essen wir Sahnetorte,<br />

tritt beispielsweise<br />

unsere Bauchspeicheldrüse<br />

in Aktion. Sie schüttet Insulin<br />

aus, das den Traubenzucker<br />

der Sahnetorte in die Zellen<br />

schleust und sie so mit Energie<br />

versorgt. Natürlich braucht<br />

der Körper nur selten die ganze<br />

Menge Zucker einer Sahnetorte<br />

sofort und speichert<br />

deshalb für Mangelzeiten<br />

einen Teil davon in Form von<br />

Glykogen. Fällt der Traubenzuckerspiegel<br />

im Blut zu stark<br />

ab, tritt das zweite Hormon<br />

der Bauchspeicheldrüse –<br />

das Glukagon – in Aktion. Es<br />

wandelt das Glykogen wieder<br />

in Traubenzucker zurück.<br />

Störungen dieses Zusammenspiels<br />

sind die Ursache der<br />

so bekannten Zuckerkrankheit<br />

(Diabetes mellitus). Die


Bauchspeicheldrüse produziert<br />

nicht genügend Insulin.<br />

Traubenzucker reichert sich<br />

im Blut an, kann aber nicht in<br />

die Zellen geschleust werden.<br />

Dies führt zu Müdigkeit und<br />

Gewichtsverlust. Die Nieren<br />

scheiden Traubenzucker aus.<br />

Das wiederum erhöht den<br />

Harnfluss, was einen starken<br />

Durst zur Folge hat.<br />

Übrigens sind es nicht immer<br />

nur Organe, die Hormone<br />

produzieren. Überall im Körper<br />

gibt es verteilte Zellen, die<br />

Hormone herstellen können.<br />

So finden sich beispielsweise<br />

in den Nieren, deren Hauptaufgabe<br />

in der Ausscheidung<br />

überschüssiger Flüssigkeit,<br />

Mineralien und Abbauprodukten<br />

des Stoffwechsels<br />

liegt, hormonbildende Zellen.<br />

Sie helfen mit bei der Regulation<br />

des Flüssigkeits- und<br />

Kochsalzhaushalts und des<br />

Blutdrucks.<br />

Wenn etwas<br />

schiefläuft im<br />

feinen Zusammenspiel<br />

all dieser<br />

Hormone, dann kümmert<br />

sich der Endokrinologe<br />

darum. Er befasst sich mit der<br />

Lehre von den Drüsen, die Sekrete<br />

über die Blutbahn in den<br />

Körper abgeben, ihrer Funktion<br />

und ihren Hormonen.<br />

Medizinisch gesehen ein<br />

wichtiges Fachgebiet, da die<br />

Krankheitsbilder so vielfältig<br />

und komplex sind wie die Wirkungsweise<br />

der Hormone.<br />

Dr. Claudia Borchard-Tuch<br />

iStockphoto<br />

GUT ZU WISSEN | BLUTHOCHDRUCK<br />

Unter Druck<br />

Ganz allmählich steigt er<br />

meist an und sorgt dann<br />

für eine Menge Probleme<br />

– der Blutdruck. Immer<br />

mehr Menschen leiden<br />

unter den Folgen, ob<br />

der Bluthochdruck nun<br />

schnell kommt oder sich<br />

erst langsam entwickelt.<br />

In jedem Fall ist es sehr<br />

wichtig, Hochdruck rechtzeitig<br />

zu erkennen und in<br />

den Griff zu kriegen.<br />

„Hochdruck beginnt bei<br />

140/90 mmHg“, erklärt Dr.<br />

Joachim Bierich, kardiologischer<br />

Chefarzt der Klinik<br />

für Innere Medizin des<br />

Krankenhauses Herrenberg<br />

(mmHg ist die Kurzbezeichnung<br />

für die Maßeinheit<br />

Millimeter Quecksilbersäule).<br />

Je länger ein Bluthochdruck<br />

(Hypertonie) besteht, desto<br />

größer ist die Gefahr von<br />

Folgeschäden wie Schlaganfall,<br />

Nieren- oder Herzschwäche.<br />

Am Handlungsbedarf<br />

besteht also kein Zweifel.<br />

Doch was kann man tun?<br />

Bluthochdruck kann<br />

viele Ursachen haben<br />

Die häufigste Form des Bluthochdrucks<br />

bei älteren Patienten<br />

ist die sogenannte<br />

„essenzielle Hypertonie“, bei<br />

der die Ursache unbekannt<br />

21


fotolia<br />

GUT ZU WISSEN | BLUTHOCHDRUCK<br />

ist. Die anderen Formen des<br />

Bluthochdrucks treten hingegen<br />

als Folge einer anderen<br />

Erkrankung wie zum Beispiel<br />

einer Nierenerkrankung auf,<br />

weshalb sie als sekundäre<br />

Formen des Bluthochdrucks<br />

bezeichnet werden. Während<br />

die sekundäre Hypertonie –<br />

wenigstens teilweise – durch<br />

die Behandlung des Grundleidens<br />

therapiert werden kann,<br />

ist dies bei der essenziellen<br />

Hypertonie nicht der Fall.<br />

Wichtig ist es, einen Hochdruck<br />

möglichst frühzeitig zu<br />

erkennen, um Folgeschäden<br />

zu verhindern. Das ist aber<br />

gar nicht so einfach. Die meisten<br />

Menschen, die an einem<br />

essenziellen Bluthochdruck<br />

erkrankt sind, verspüren gar<br />

keine Beschwerden, ja sie fühlen<br />

sich sogar leistungsfähiger.<br />

Einige wenige leiden unter<br />

Kopfdruck oder Kopfschmerzen,<br />

sie klagen über<br />

22<br />

Ohrensausen, Herzklopfen,<br />

Schwindel oder Schweißausbrüche.<br />

In fortgeschrittenem<br />

Stadium kommt Luftnot dazu.<br />

„Das Herz wird steif vom<br />

Hochdruck“, sagt Dr. Bierich<br />

hierzu. „Es pumpt nicht mehr<br />

richtig, sodass sich Wasser in<br />

der Lunge ansammelt.“<br />

Bei älteren Patienten wird<br />

daher beim Arztbesuch regelmäßig<br />

der Blutdruck gemessen.<br />

Stellt der Arzt fest,<br />

dass der Blutdruck zu hoch<br />

ist, wird er weitere unabhängige<br />

Messungen über<br />

einen längeren Zeitraum<br />

durchführen. Im zweiten<br />

Schritt untersucht der Arzt,<br />

um welche Form des Bluthochdrucks<br />

es sich handelt.<br />

Hierzu führt der Mediziner<br />

unter anderem verschiedene<br />

Blutuntersuchungen durch<br />

wie zum Beispiel die Bestimmung<br />

der Schilddrüsenwerte.<br />

Wichtig ist auch zu prüfen,<br />

ob der Hochdruck bereits zu<br />

Organschäden geführt hat.<br />

Hochdruck muss<br />

behandelt werden<br />

Bei nur mäßig erhöhten Blutdruckwerten<br />

braucht der<br />

Patient zunächst keine Medikamente<br />

einzunehmen.<br />

Wichtig ist, eventuelles Übergewicht<br />

zu verringern, sich<br />

viel und vor allem regelmäßig<br />

zu bewegen und auf eine<br />

salz- und fettarme Ernährung<br />

zu achten. Schwimmen und<br />

Spazierengehen sind sehr hilfreiche<br />

und wirksame Sportarten.<br />

Stress dagegen treibt den<br />

Blutdruck in die Höhe, Entspannungstechniken<br />

können<br />

dem Stress entgegenwirken.<br />

„Jeder Hochdruckpatient<br />

sollte über ein eigenes Blutdruckmessgerät<br />

verfügen“,<br />

wünscht sich Dr. Bierich. Dann<br />

kann der Patient den Blutdruck<br />

jeweils zur gleichen Tageszeit<br />

messen. Das ist wichtig,<br />

um die Werte miteinander<br />

vergleichen zu können.<br />

Doch nicht immer sind die eigenen<br />

Bemühungen von Erfolg<br />

gekrönt. Dann hilft alles<br />

nichts, Medikamente müssen<br />

nun zum Einsatz kommen. Dafür<br />

stehen sehr unterschiedlich<br />

wirkende Substanzen zur<br />

Verfügung, die für jeden Patienten<br />

individuell ausgewählt<br />

und eingestellt werden müssen:<br />

Angiotensin-Converting-<br />

Enzyme (ACE-)-Hemmer beeinflussen<br />

ein Hormonsystem,<br />

das den Blutdruck reguliert.<br />

Wassertreibende Medikamente<br />

steigern die Natrium-<br />

und Wasserausscheidung und<br />

senken so den Blutdruck. Calciumantagonisten<br />

und Angiotensinantagonisten<br />

erweitern<br />

die Gefäßwände. Wichtig:<br />

„Wenn der Patient gut eingestellt<br />

ist und sich wohlfühlt,<br />

darf er die Medikamente nicht<br />

einfach absetzen, sonst steigt<br />

natürlich der Druck wieder<br />

an“, warnt Dr. Bierich vor zu<br />

sorglosem Umgang mit dieser<br />

Chemie.<br />

Auch junge Patienten<br />

können einen Bluthochdruck<br />

haben<br />

In ganz Europa steigt die Zahl<br />

junger Erwachsener, ja sogar<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

mit Bluthochdruck – häufig<br />

infolge von Übergewicht<br />

und Bewegungsmangel.


Allerdings liegt bei jüngeren<br />

Patienten mit größerer Wahrscheinlichkeit<br />

eine sekundäre<br />

Hochdruckkrankheit zugrunde<br />

als bei älteren.<br />

Häufige Auslöser des Bluthochdrucks<br />

sind Nierenerkrankungen,<br />

weshalb bei der<br />

Suche nach der Ursache eine<br />

Untersuchung des Urins und<br />

eine Ultraschalldiagnostik der<br />

Nieren stets vorgenommen<br />

werden sollten. Manchmal<br />

liegt auch eine angeborene<br />

Verengung der großen Körper-<br />

schlagader zugrunde. Da die<br />

Verengung in der Regel hinter<br />

den Gefäßen für Kopf und<br />

Arme liegt, ist die Durchblutung<br />

in der unteren<br />

Körperhälfte verringert.<br />

Dies führt dazu, dass<br />

ein Kind beim Sport beispielsweise<br />

nicht leistungsfähig ist.<br />

Seine Beine fühlen sich zu<br />

schwach an, um lange Läufe<br />

durchzuhalten. In der oberen<br />

Körperhälfte hingegen ist der<br />

Blutdruck hoch. Bei der ersten<br />

Blutdruckmessung an jünge-<br />

ren Patienten wird daher der<br />

Blutdruck wenigstens einmal<br />

an beiden Armen und einem<br />

Bein gemessen.<br />

Weitere Gründe für Bluthochdruck<br />

liegen in der Überfunktion<br />

von Schilddrüse oder<br />

Nebennieren und, speziell bei<br />

Frauen des jüngeren und mittleren<br />

Lebensalters, in eigentümlichen<br />

Veränderungen der<br />

Nierenarterien, der sogenannten<br />

fibromuskulären Dysplasie;<br />

nach diesen Ursachen für<br />

Bluthochdruck wird mit speziellen<br />

Untersuchungen, beispielsweise<br />

der Magnetresonanztomographie,<br />

aber auch<br />

mit Laboruntersuchungen<br />

„gefahndet“.<br />

Wie beim älteren Patienten<br />

muss auch der jüngere Patient<br />

bei einer Hochdruckkrise<br />

– erkennbar an Kopfweh,<br />

Verwirrtheit, Schwindel, Läh-<br />

mungserscheinungen, Erbrechen,<br />

Atemnot oder Druck<br />

auf der Brust und Blutdruckwerten<br />

typischerweise über<br />

200/100 mmHg – sofort ärzt-<br />

lich versorgt werden, bei<br />

Versagen oder Fehlen einer<br />

ambulanten Behandlungsmöglichkeit<br />

am besten direkt<br />

im Krankenhaus. Dort<br />

kann die Krise erfolgreich<br />

behandelt werden, ohne<br />

dass dauerhafte Schäden<br />

entstehen. Besser, man lässt<br />

es gar nicht so weit kommen<br />

und kümmert sich rechtzeitig<br />

um seine Gesundheit.<br />

Dr. Claudia Borchard-Tuch<br />

iStockphoto<br />

Bluthochdruck – eine reine Alterserkrankung? Absolut nicht. Selbst Kinder<br />

können schon betroffen sein. Dr. Dirk Löhr, Chefarzt der Klinik für Nieren-<br />

und Hochdruckerkrankungen an den Kliniken Sindelfingen hält fest,<br />

dass Bluthochdruck nicht vermeidbar ist. In 90 Prozent der Fälle hat man<br />

die Veranlagung zu Bluthochdruck durch seine Gene vererbt bekommen.<br />

Man kann in der Regel kein einzelnes Gen für den Bluthochdruck verantwortlich<br />

machen. Es handelt sich vielmehr um das Zusammenspiel vieler<br />

genetischer Faktoren. Äußere Einflüsse wie Stress, Übergewicht und Ernährungsgewohnheiten<br />

tragen im Laufe des Lebens dazu bei, ob und wie<br />

ausgeprägt ein Bluthochdruck sich dann ausbildet. Eine „gesunde“ Lebensführung<br />

kann allerdings beeinflussen, in welcher Ausprägung er sich manifestiert.<br />

Zu erkennen ist Bluthochdruck sehr schwer. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig<br />

den Blutdruck prüfen zu lassen und zwar in jedem Alter und besonders,<br />

wenn Bluthochdruck bei einem Elternteil bekannt ist. Vor allem<br />

gemäßigter Ausdauersport wirkt regulierend auf den Kreislauf, während<br />

exzessiver Kraftsport das Gegenteil hervorruft. Bei Gewichthebern beispielsweise<br />

wurden im Wettkampf schon Spitzenwerte von über 350<br />

gemessen – das ist alles andere als empfehlenswert. Am besten hilft regelmäßige<br />

körperliche Betätigung, z. B. dreimal pro Woche halbe Stunde Rad<br />

fahren, Schwimmen oder Walken, Gewichtsreduktion bei Übergewicht<br />

sowie Vermeiden von übermäßigem Salz- und Alkoholkonsum.<br />

23


fotolia<br />

Als kleines Organ steuert die Schilddrüse<br />

wichtige Funktionen im Körper wie Herz und<br />

Kreislauf oder den Stoffwechsel. Ihre Funktionstüchtigkeit<br />

hat Bedeutung für unsere Persönlichkeit,<br />

Psyche und unsere Fruchtbarkeit,<br />

für Magen und Darm, ja selbst für Nerven und<br />

Muskeln. Viele Menschen leiden völlig unbemerkt<br />

an einer Fehlfunktion und die korrekte<br />

Diagnose ist oftmals reiner Zufall.<br />

Im süddeutschen Raum leidet<br />

etwa jeder dritte Erwachsene<br />

an einer Schilddrüsenvergrößerung,<br />

die als Kropf oder<br />

Struma bezeichnet wird. Ursache<br />

hierfür ist ein Jodmangel<br />

durch unzureichende natürliche<br />

Jodversorgung. Seit den 80er<br />

Jahren wird deshalb versucht,<br />

24<br />

Das<br />

unterschätzte<br />

Organ<br />

– die Schilddrüse. Wir alle werden aufmerksam, wenn<br />

es ums Herz geht. Wir treiben Sport fürs Herz, fassen<br />

uns ein Herz, und viele Dinge sind für uns eine Herzensangelegenheit.<br />

Die Schilddrüse dagegen kann<br />

sich dieser Aufmerksamkeit nicht erfreuen – unscheinbar<br />

wie sie ist, weiß doch kaum jemand, dass sie genauso<br />

bedeutsam für unser Wohl ist wie das Herz.<br />

fotolia<br />

dem Jodmangel entgegenzuwirken; es gibt<br />

mittlerweile ein reichhaltiges Angebot an Produkten,<br />

die mit Jodsalz abgeschmeckt sind,<br />

bzw. mit Jod angereichertes Salz. Waren vor 30<br />

Jahren noch etwa drei Viertel der Bevölkerung<br />

jodunterversorgt, so ist dieser Anteil erfreulicherweise<br />

in den letzten Jahren kontinuierlich<br />

gesunken. Bei 70 Prozent der Menschen in<br />

Deutschland lässt sich inzwischen eine normale<br />

Jodversorgung nachweisen.<br />

Professor Dr. Gerhard Köveker,<br />

Chefarzt der Allgemein- und<br />

Viszeralchirurgie im Klinikum<br />

Sindelfingen-Böblingen, leitet ein<br />

chirurgisch auf Schilddrüsen spezialisiertes<br />

Ärzteteam. Er erläutert<br />

die großen Bereiche der Schilddrüsenerkrankungen:<br />

Bei Jodmangel


FOKUS MEDIZIN | SCHILDDRÜSE<br />

versucht der Körper mit einem Wachstum der<br />

Schilddrüse die Hormonproduktion zu steigern,<br />

um so den Jodmangel auszugleichen. Neben<br />

kosmetischen Problemen kann das prinzipiell<br />

harmlose Wachstum auch rein mechanische<br />

Beeinträchtigungen auslösen. Möglicherweise<br />

tritt ein Kloß- oder Druckgefühl auf, was das<br />

Schlucken oder Atmen subjektiv verschlechtert.<br />

Letztlich kann der große Kropf zunehmend<br />

die Luftröhre einengen und zu akuter<br />

Atemnot führen. In diesem Fall ist oftmals eine<br />

Operation unumgänglich, stellt Professor<br />

Köveker fest.<br />

Häufig führt der Jodmangel nicht nur zur<br />

Vergrößerung, sondern auch zur Knotenbildung<br />

in der Schilddrüse. Immerhin 30 bis 40<br />

Prozent aller Erwachsenen haben knotig veränderte<br />

Schilddrüsen. In den allermeisten Fällen<br />

sind diese Knoten gutartig, dennoch bedürfen<br />

sie der Abklärung. Man unterscheidet heiße<br />

und kalte Knoten und beschreibt damit das<br />

����������������������������������������<br />

��������������������������������<br />

������������������������������������<br />

����������������������������������<br />

��������������������������������������<br />

�������������<br />

���������������������<br />

�������������������<br />

Aufnahmevermögen bestimmter Schilddrüsenareale<br />

für Jod und den Jodstoffwechsel.<br />

Heiße Knoten signalisieren dabei eine Überfunktion,<br />

weil in ihnen unkontrolliert zu viel<br />

Schilddrüsenhormon in die Blutbahn abgegeben<br />

wird. Kalte Knoten entsprechen Schilddrüsenarealen,<br />

die nur reduziert am Jodstoffwechsel<br />

beteiligt sind. Diese verdienen eine<br />

besondere Beachtung, weil sich dahinter auch<br />

ein bösartiger Tumor verbergen kann. Glücklicherweise<br />

sind nur etwa fünf Prozent der<br />

kalten Knoten bösartig. In diesen Fällen müssen<br />

mittels hochauflösenden Ultraschalls und<br />

Szintigraphie (eine nuklearmedizinische Untersuchung)<br />

die Knoten identifiziert und auch<br />

charakterisiert werden, um zu entscheiden,<br />

ob sie lediglich beobachtet oder gar entfernt<br />

werden müssen. Sofern ein Krebsverdacht<br />

vorliegt, muss der betroffene Schilddrüsenlappen,<br />

gegebenenfalls auch die gesamte Schilddrüse<br />

entfernt werden. Kann man denn ohne<br />

Schilddrüse leben? ist eine häufig gestellte<br />

����������������������������������������<br />

�������������������������������������������������������<br />

������������������������������<br />

������������������������������ ����������������������������������������������������������������������������<br />

���������������������<br />

�����������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

�������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

���������������������������������������������������� ��������������������������������������������<br />

�������������������� ����� ���� �������������<br />

������� ��������� ���� ����������������� ���������<br />

���������<br />

������� ������������������ ����� ���� ����������<br />

������������������ ���� ������ ����� ����������<br />

��������� ���� �������������� ������������<br />

�������� ������������� ����� ���� ����� ����<br />

���������������� ��������������� ���� ����������<br />

���������<br />

����� ��������������� �������� ���� ���� ������<br />

����� ���� ����������������� ������ ����� ������<br />

��������������������������������<br />

���������������������������������������������<br />

������������ ���� ���� ����������������� ��������<br />

��������������������������������������������<br />

����������������������������������������������<br />

�������<br />

25<br />

Chefarzt Professor<br />

Dr. Gerhard Köveker<br />

�������������<br />

�������<br />

������������������������������������� �������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

������������������������������������������������������������� �����������


FOKUS MEDIZIN | SCHILDDRÜSE<br />

fotolia<br />

Mit Jod angereichertes<br />

Salz<br />

unterstützt die<br />

Jodversorgung<br />

wirkungsvoll<br />

Frage der Patienten. Zwar kann man nicht das<br />

Organ ersetzen, wohl aber das Schilddrüsenhormon<br />

Thyroxin. Unabhängig davon, ob die<br />

Schilddrüse komplett oder nur teilweise entfernt<br />

werden muss, ist es unumgänglich, das<br />

Schilddrüsenhormon in Form einer Tablette zu<br />

ersetzen. Ganz wichtig ist auch zu wissen, dass<br />

die Heilungschancen bei Schilddrüsenkrebs bei<br />

90 Prozent liegen und im Vergleich zu anderen<br />

Krebsarten sehr gut sind.<br />

Operation der Schilddrüse<br />

Der dritte Bereich der Schilddrüsenchirurgie<br />

betrifft die operative Behandlung der Überfunktion.<br />

Dabei sind drei Formen zu unterscheiden:<br />

Zum einen der sogenannte Morbus<br />

Basedow, bei dem der Organismus gegen die<br />

eigene Schilddrüse gerichtete schilddrüsen-<br />

stimulierende Antikörper produziert, zum anderen<br />

kann es sich um einen heißen Knoten in<br />

einer ansonsten völlig gesunden Schilddrüse<br />

handeln. Drittens kann auch der Jodmangel eine<br />

krankhafte Schilddrüsenfunktionauslösen.<br />

Chirurgisch<br />

spielt nur die<br />

Überfunktion<br />

eine Rolle, denn<br />

in diesen Fällen<br />

kommt es vor, dass<br />

eine medikamentöse Blockade<br />

der Schilddrüse nicht ausreicht<br />

und der Patient weiter an einer lebensbedrohlichen<br />

Überfunktion leidet. In diesem Fall<br />

muss der größte Teil der Schilddrüse entfernt<br />

werden. Typische Symptome für die Überfunktion<br />

sind eine zunehmende Reizbarkeit, Zittrigkeit,<br />

Herzrasen und Gewichtsverlust. Eine<br />

Schilddrüsenüberfunktion belastet den Körper<br />

extrem und kann dadurch lebensbedrohliche<br />

Zustände annehmen.<br />

Im Fall von Schilddrüsenveränderungen<br />

ist es vor allem wichtig, möglichst frühzeitig<br />

deren Status zu klären. Üblicherweise stellt der<br />

Hausarzt eine Veränderung anhand des klinischen<br />

und gegebenenfalls sonographischen<br />

Untersuchungsbefundes sowie beim Gespräch<br />

26<br />

mit dem Patienten fest. Bei solch einem Verdacht<br />

erfolgt in der Regel eine Überweisung<br />

zur weiteren fachärztlichen Abklärung; mittels<br />

Blutuntersuchung, Szintigraphie und Ultraschall<br />

können weitere Differenzierungen<br />

vorgenommen werden. Muss eine Operation<br />

in Erwägung gezogen werden, kommen die<br />

Patienten in die Sprechstunde des Klinikums,<br />

um alles Weitere zu klären. Eine sehr gute und<br />

harmonische Zusammenarbeit zwischen Klinik<br />

und Haus- bzw. Fachärzten ist dabei wichtig,<br />

um den Patienten umfassend zu betreuen, betont<br />

Professor Köveker, dem dieser Aspekt sehr<br />

am Herzen liegt. Das Klinikum arbeitet deshalb<br />

eng mit Hausärzten und niedergelassenen Spezialisten<br />

der Fachgebiete Nuklearmedizin und<br />

Innere Medizin zusammen.<br />

Was nun die Risiken der Operation betrifft,<br />

so sind diese in den allermeisten Fällen überschaubar,<br />

zerstreut Professor Köveker mögliche<br />

Bedenken. Die Schilddrüsenchirurgie ist heute<br />

sicherer denn je. Neben der üblichen Schilddrüsenchirurgie,<br />

die eine kosmetisch ansprechende<br />

Schnittführung im Bereich des Halses anstrebt,<br />

wird am Klinikum Sindelfingen-Böblingen regelhaft<br />

lupenmikroskopisch operiert; selbst<br />

kleinste Nervenfasern und Strukturen werden<br />

sichtbar gemacht. Darüber hinaus führte man<br />

inzwischen die „Miccoli-Technik“ ein: Ist der<br />

Knoten nicht größer als vier Zentimeter und<br />

beschränkt sich der Befund auf eine Hälfte<br />

der Schilddrüse, wird nur ein ca. zwei Zentimeter<br />

langer Hautschnitt angelegt und über<br />

eine moderne Videotechnik die Schilddrüse<br />

minimalinvasiv entfernt. Das sogenannte Neuromonitoring<br />

findet bei jeder Schilddrüsenoperation<br />

Anwendung, damit kann der etwa 0,3<br />

Millimeter dicke „Stimmbandnerv“, der sich in<br />

unmittelbarer Nähe der Schilddrüse befindet,<br />

identifiziert und geschont werden. Das minimiert<br />

das Restrisiko einer Stimmbandlähmung<br />

noch weiter. Die aktuellen gewebeschonenden<br />

Verfahren können die OP-Zeiten verkürzen und<br />

die entstehenden Narben sind nicht nur kleiner,<br />

sondern in vielen Fällen gar nicht mehr<br />

sichtbar.<br />

Dr. Ingo Wetter


fotolia<br />

TOPTHEMA | HAUSHALTS-HYGIENETIPPS VOM GESUNDHEITSAMT<br />

Hygiene im Alltag<br />

Klinisch rein muss nicht sein!<br />

1<br />

Übertriebene Hygiene und Keimfreiheit<br />

sind in einer Privatwohnung nicht notwendig.<br />

Im normalen Haushalt genügt es, Allzweckreiniger,<br />

Neutral- oder Seifenreiniger<br />

zu verwenden, um Verschmutzungen zu<br />

entfernen. Auch Mikrofaser- und Kunstfasertücher<br />

leisten gute Dienste.<br />

Sogenannte Hygienereiniger oder desinfizierende<br />

keimtötende Produkte sind in einer Privatwohnung<br />

nicht notwendig, es sei denn, es<br />

treten bestimmte übertragbare Krank-<br />

3 heiten auf. Eine vorbeugende Desinfektion<br />

nützt nicht und schützt nicht vor<br />

Krankheiten! Hygienereiniger sind zudem auch<br />

reizend und ätzend und stellen daher ein erhöhtes<br />

Unfall- und Vergiftungsrisiko dar, vor<br />

allem in Haushalten mit Kleinkindern.<br />

Mit einfachen Mitteln kann das Einschleppen<br />

und die Vermehrung möglicher Krankheitserreger<br />

verhindert<br />

nen Fußabstreifer 4<br />

werden. Durch ei-<br />

und das Ausziehen<br />

der Schuhe beim Eingang kommt die<br />

Verunreinigung gar nicht in die Wohnung.<br />

5<br />

Auch das Waschen der Hände beim Nach-<br />

Hause-Kommen vermindert den Eintrag<br />

an Keimen.<br />

Halten Sie außerdem Keller und Nebengebäude<br />

besenrein. Das verringert die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass sich Ungeziefer<br />

2<br />

6<br />

wie Mäuse, Schaben oder andere Schädlinge<br />

einnisten und durch sie Krankheitserreger verbreitet<br />

werden.<br />

Nicht im Bad oder WC ist die Wohnung<br />

am stärksten mit Keimen belastet, sondern<br />

in der Küche. Gefährlich wird’s dann,<br />

wenn sich durch Unsauberkeit oder unsachgemäße<br />

Lagerung und Verarbeitung von Geflügel,<br />

Fisch, Fleisch und Wurstwaren sowie rohe<br />

Eier die Krankheitserreger vermehren können.<br />

Desinfizierende Wirkstoffe sollen aber in einer<br />

privaten Küche nicht eingesetzt werden. Reinigen<br />

Sie, wenn möglich, Küchenutensilien in der<br />

Spülmaschine.<br />

8<br />

Auch im Bad und im WC sind Desinfektionsmittel<br />

im Normalfall nicht erforderlich;<br />

Luftverbesserer, Duftsprays oder Duftspender<br />

tragen ebenfalls nichts zu einem hygienisch<br />

sauberen Bad und WC bei. Bakterien finden in<br />

feuchten und warmen Räumen ideale Lebensbedingungen.<br />

Lüften Sie daher Ihr Bad immer<br />

gut.<br />

Folgende Tipps verringern das Krankheitsrisiko zu Hause:<br />

�� �������������������������������������������������������������<br />

dem Zubereiten von Mahlzeiten und nach jedem Toilettenbesuch.<br />

�� �������� ���� ����������� ��������������� ������ ����������� �����<br />

ein idealer Nährboden für Bakterien. Hängen Sie sie luftig zum<br />

Trocknen auf.<br />

�� ������������������������������������������������������������den<br />

können und wechseln Sie sie häufig.<br />

�� �������������������������������������������������������������<br />

�� ��������������������������������������������������������������<br />

7<br />

27<br />

fotolia


fotolia<br />

fotolia<br />

FOKUS MEDIZIN | GEGENIRRITATIONSTECHNIKEN<br />

Dem Schmerz<br />

Einhalt gebieten<br />

Kleines Gerät – große<br />

Wirkung: Die Transkutane<br />

Elektrische Nervenstimulation<br />

(TENS) setzt dem<br />

Schmerz einen Stromreiz<br />

entgegen.<br />

Der kleine Jannick hat sich<br />

das Knie angeschlagen. Es<br />

tut ziemlich weh, doch als<br />

seine Mutter sanft über das<br />

schmerzende Gelenk pustet<br />

und ihm rät, an einer Stelle<br />

knapp unter dem Knie fest<br />

zu reiben, sind die Schmerzen<br />

schnell „wie weggeblasen“.<br />

Diese Alltagssituation, die<br />

jeder so gut kennt, spiegelt<br />

einen hochkomplexen Vorgang<br />

wider, der sich auf<br />

mehreren Ebenen abspielt:<br />

28<br />

Der Mutter gelingt es, den<br />

Jungen abzulenken und damit<br />

seine Schmerzwahrnehmung<br />

zu beeinflussen.<br />

Auf<br />

Körperebene<br />

funktioniert<br />

dies, weil bestimmte Nervenbahnen<br />

nicht gleichzeitig<br />

zwei unterschiedliche Signale<br />

weiterleiten können. Schmerz<br />

kann deshalb durch einen<br />

anderen Reiz wie Kälte oder<br />

Druck überlagert werden.<br />

Das macht sich auch die<br />

Transkutane Elektrische Nervenstimulation<br />

– kurz TENS –<br />

zunutze.<br />

Darüber hinaus aktiviert das<br />

TENS-Signal körpereigene<br />

schmerzunterdrückende Mechanismen.<br />

Doch wie funktioniert<br />

TENS eigentlich genau?<br />

Indem man die Weiterleitung<br />

des Schmerz<strong>impulse</strong>s durch<br />

sogenannte Gegenirritation<br />

behindert, kann man akuten<br />

wie auch chronischen<br />

Schmerz dämpfen. Der<br />

Schmerzreiz wird durch einen<br />

leichten Stromreiz, den die<br />

Patienten als Kribbeln oder<br />

Pochen empfinden, überlagert.<br />

Klebeelektroden<br />

werden dazu so<br />

auf der Haut an-<br />

gebracht, dass die von<br />

dem Gerät erzeugten Strom<strong>impulse</strong><br />

auf bestimmte Nervenbahnen<br />

treffen und die<br />

Schmerzweiterleitung blockieren.<br />

Erfolg verspricht die Anwendung<br />

der Gegenirritation<br />

bei entzündlich bedingten<br />

Schmerzen und nach Verletzungen<br />

wie Prellungen<br />

oder Verstauchungen, aber<br />

auch bei Bandscheibenvorfällen<br />

oder dem sogenannten<br />

unspezifischen Rückenschmerz.<br />

Auch bei neuropathischen<br />

Schmerzen oder<br />

einem komplexen regionalen<br />

Schmerzsyndrom wie Arthrose<br />

kann TENS erfolgversprechend<br />

eingesetzt werden.<br />

TENS, erklärt Dr. Thomas Walz,<br />

Chefarzt der Anästhesie in<br />

Calw und Nagold, der zusammen<br />

mit Dr. Uwe Meckbach<br />

das regionale Schmerzzentrum<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Schmerztherapie in<br />

Nagold leitet, wird selten für<br />

sich allein angewandt, stellt<br />

aber eine probate Ergänzung<br />

zur medikamentösen Therapie<br />

dar. Die relativ sanfte,<br />

nichtinvasive Methode hilft<br />

Schmerzmittel


einzusparen und reduziert<br />

damit auch deren Nebenwirkungen.<br />

Besonders bei<br />

Patienten, die Medikamente<br />

schlecht vertragen, ist TENS<br />

eine Alternative. Sie hat<br />

keine Nebenwirkungen;<br />

nur bei Herzschrittmachern<br />

oder epileptischer Veranlagung<br />

ist Vorsicht geboten.<br />

Für die erfolgreiche Schmerzbekämpfung<br />

durch Gegenirritation<br />

ist deshalb die<br />

gründliche Anamnese ganz<br />

entscheidend: Welche Art von<br />

Schmerz ist es, wo entsteht<br />

er und wo kann man ihn behandeln?<br />

Bei Verletzungen ist<br />

die Schmerzursache oft eindeutig,<br />

doch viele Schmerzen<br />

strahlen aus und entstehen<br />

ganz woanders als dort, wo<br />

es weh tut. „Die Ursache des<br />

Schmerzereignisses muss erst<br />

gefunden werden. Man muss<br />

die genaue Stelle kennen, an<br />

der der Schmerz entsteht, nur<br />

dann kann man ihn wirkungsvoll<br />

beeinflussen“, erklärt Dr.<br />

Walz. Das ist oft gar nicht so<br />

einfach.<br />

Wenn aber alles klar ist, sind<br />

die kleinen TENS-Geräte eine<br />

feine Sache: Sie sind leicht<br />

zu transportieren und in der<br />

Handhabung so unkompliziert,<br />

dass die meisten Patienten<br />

sie nach einer kurzen<br />

Einführung selbstständig<br />

benutzen können. „Je nach<br />

Indikation wird das Behandlungsprogramm<br />

vorher vom<br />

Arzt oder Therapeuten eingestellt“,<br />

erklärt Physiotherapeut<br />

Uwe Gross, der das Therapiezentrum<br />

in Calw leitet.<br />

„Der Patient muss nur noch<br />

die Klebeelektroden an den<br />

richtigen Stellen befestigen,<br />

ins Gerät einstöpseln und<br />

einschalten. Das Programm<br />

startet dann automatisch, die<br />

Dosierung kann er selbst einstellen.<br />

Er sollte ein deutlich<br />

spürbares Stromgefühl haben.“<br />

Die Stellen werden anfangs<br />

genau markiert, später<br />

entwickeln Patienten meist<br />

ein feines Gespür dafür, wo<br />

die Elektroden sitzen müssen.<br />

Eine Überdosierung ist nicht<br />

möglich, die Stromstärke des<br />

Geräts ist im ungefährlichen<br />

Bereich.<br />

Als Physiotherapeut wendet<br />

Uwe Gross TENS vor allem<br />

bei muskulären und skelettalen<br />

Schmerzen an. „Bei<br />

Bandscheibenvorfällen oder<br />

Arthroseschmerz ist es wichtig,<br />

den Schmerz möglichst<br />

zu verringern, um Bewegung<br />

und Belastung zu ermöglichen,<br />

denn Mobilität beschleunigt<br />

die Heilung“, weiß<br />

er aus Erfahrung.<br />

Mit der schnellen und ganzheitlichenSchmerzbekämpfung<br />

kann man in vielen Fällen<br />

auch verhindern, dass chronische<br />

Beschwerden entstehen.<br />

„Sobald Menschen das<br />

Gefühl haben, ihren Schmerz<br />

beeinflussen zu können“, erklärt<br />

Schmerztherapeut Dr.<br />

Walz, „wirkt das der Chronifizierung<br />

entgegen. Auch<br />

die Bekämpfung chronischer<br />

Schmerzen ist indes sehr<br />

wichtig, denn das dämmt<br />

die Angst, die ein wichtiger<br />

Treiber in der Schmerzentstehung<br />

ist.“<br />

Jutta Krause<br />

29<br />

Chefarzt<br />

Dr. Thomas Walz


REPORT | HUBSCHRAUBEREINSATZ<br />

Alles Gute<br />

kommt von oben<br />

Herzinfarkte, Schlaganfälle, schwere (Verkehrs-)Unfälle:<br />

Immer dann, wenn Hilfe schnellstmöglich zum Opfer<br />

gelangen muss, kommt „Christoph 41“ zum Einsatz.<br />

Exakt 1.163-mal hat sich der am Krankenhaus Leonberg<br />

stationierte Rettungshubschrauber letztes Jahr in die Lüfte<br />

geschraubt, um Menschenleben zu retten.<br />

Die Station der DRF-Luftrettung (Deutsche Rettungsflugwacht)<br />

hinter der Leonberger Klinik.<br />

Seit 7 Uhr morgens haben Hubschrauberpilot<br />

Michael Klippert und Rettungsassistent Martin<br />

Mach Dienst, dann ist es mit der Ruhe schlagartig<br />

vorbei. Im selben Moment, in dem das<br />

Alarmsignal um 8.43 Uhr die Stille zerreißt,<br />

schiebt Pilot Klippert seine Müslischale zur Seite<br />

und sagt im kurzen Stakkatostil nur eines:<br />

„Auf geht’s! Wir müssen!“ Die Jacken über<br />

den orangefarbenen Overall gestreift und ins<br />

Freie gehechtet, den viersitzigen Eurocopter<br />

erklommen, festgegurtet, den Helm auf, die<br />

30<br />

30<br />

Funkverbindung eingeklinkt. Routinegriffe<br />

auch für Notarzt Dr. Martin Beck, der im Laufschritt<br />

aus dem Krankenhaus herübergespurtet<br />

ist. Keine eineinhalb Minuten sind seit der Alarmierung<br />

vergangen, schon haben die Kufen<br />

von Christoph 41 keinen Bodenkontakt mehr,<br />

dreht Michael Klippert seine Maschine Richtung<br />

Norden, gen Strohgäu.<br />

Der Grund unseres Abflugs knarzt in unseren<br />

Ohrhörern, kaum dass Christoph 41 mächtig<br />

Geschwindigkeit aufnimmt. Ein dreijähriger<br />

Junge, sagt der Disponent in der Rettungsleitstelle<br />

in Mühlacker, sei verunglückt, in einer<br />

außerhalb von Enzweihingen gelegenen<br />

Gärtnerei. Rund sechs Minuten später setzt der<br />

45-jährige Berufspilot sein Fluggerät zwischen<br />

Hochspannungsleitungen und ICE-Brücke auf<br />

einem Acker ab, auf dem ein Landwirt Senf<br />

gepflanzt hat. Notarzt Beck und Rettungsassistent<br />

Martin Mach eilen ins Wohnhaus, wo<br />

einer ordentlich schreit: der kleine Manuel. Der<br />

strohblonde Bub, eines von sechs Kindern, ist<br />

von der Kommode gefallen, während Vater


Martin gerade den Jüngsten gewickelt hat.<br />

Unglücklich ist der junge Mann voll mit dem<br />

Hinterkopf und dem Rücken auf den Steinboden<br />

geknallt. Weil er mal das Bein, mal den<br />

Arm nicht mehr bewegen kann, wählen seine<br />

Eltern sofort die 112 und setzen damit sowohl<br />

einen Rettungswagen als auch Christoph 41 in<br />

Bewegung.<br />

Gott sei Dank hat Manuel bei seinem Sturz<br />

eine ganze Heerschar von Schutzengeln bei<br />

sich gehabt. Als ihn der 49-jährige Notarzt genauestens<br />

untersucht, geht es dem sein hellblaues<br />

Schmusetier haltenden Manuel schon<br />

wieder besser. Beck tastet Becken, Bauchraum<br />

und Brust des auf dem Sofa liegenden Kleinen<br />

ab. „Hebsch mal dein‘ rechten Arm?“, bittet<br />

er den Kleinen. Geht wieder. „Und das linke<br />

Bein?“ Macht auch keine Mucken mehr. Der<br />

Menschenauflauf im Wohnzimmer der Familie<br />

ist erleichtert. Manuel flüchtet in die Arme seiner<br />

Mama, die mit ihm in den Rettungswagen<br />

steigen wird. Denn 48 Stunden muss Manuel<br />

nun in die Kinderklinik. Zur Beobachtung.<br />

Christoph 41, wie alle Rettungshubschrauber<br />

benannt nach Christopherus, Schutzpatron der<br />

Reisenden, kann „leer“ zurück zur Station. Alle<br />

sind erleichtert: Notarzt Beck, der seit 16 Jahren<br />

aus der Luft hilft; Pilot Klippert, der in 23<br />

Jahren 25.000 Starts und Landungen sauber<br />

hingekriegt hat; und Rettungsassistent Mach,<br />

der auch schon 20 Jahre im „Hubi“ mitfliegt.<br />

Doch auch Routiniers wie diesen dreien klopft<br />

das Herz hoch, wenn es um das Leben von<br />

Menschen geht, „schon gleich, wenn Kindern<br />

was passiert ist“, sagt der zweifache Vater.<br />

Immer dann, wenn es um Sekunden geht, sind<br />

der vier Millionen Euro teure Christoph 41 samt<br />

Besatzung und kompletter medizinisch-technischer<br />

Ausstattung gefragt. Dann spielen sie<br />

in einem Radius von rund 60 Kilometern ihren<br />

uneinholbaren Vorteil aus. Christoph 41 mit<br />

seiner Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h<br />

hält keine Ampel, keine Kurve und kein Berufsverkehr<br />

auf. Martinshorn und Blaulicht haben<br />

gegen das rotorgetriebene Fluggerät keine<br />

Chance. Dafür der Patient, der darin Platz nehmen<br />

darf beziehungsweise muss.<br />

„Rettungsflugwache Leonberg“<br />

„Christoph 41“, so der Funkrufname des Rettungshubschraubers,<br />

wird hauptsächlich als schnellstmöglicher Notarztzubringer angefordert<br />

– im Jahr 2009 exakt 1.035-mal, von 7 Uhr morgens bis<br />

zum Sonnenuntergang. Darüber hinaus wurde er 128-mal für den<br />

dringenden Transport von Intensivpatienten zwischen Kliniken eingesetzt,<br />

insgesamt also 1.163-mal.<br />

Christoph 41 erreicht seine Einsatzorte im Umkreis von rund 60<br />

Kilometern in maximal 15 Minuten. In Baden-Württemberg gibt es<br />

daneben sechs weitere Hubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht<br />

(DRF), die in Freiburg, Friedrichshafen, Karlsruhe, Mannheim,<br />

Stuttgart und Villingen-Schwenningen stationiert sind. Internistische<br />

Erkrankungen waren 2009 einer der häufigsten Alarmierungsgründe,<br />

Verkehrs- und Arbeitsunfälle machten „nur“ rund ein Fünftel<br />

der Gesamteinsätze aus. Mit 9.032 von 40.375 Einsätzen war das<br />

„Ländle“ im vergangenen Jahr das einsatzstärkste Bundesland der<br />

DRF-Luftrettung.<br />

Weitere Informationen über die DRF gibt es unter www.drf-luftrettung.de.<br />

Sitz der Gesellschaft ist Filderstadt. In Deutschland hat jeder<br />

Betroffene Anspruch auf den Einsatz eines Rettungshubschraubers,<br />

wenn dies medizinisch erforderlich ist. Die Kosten der Luftrettung<br />

können laut DRF im bundesweiten Durchschnitt allerdings nicht<br />

vollständig durch die gesetzlichen Krankenkassen getragen werden.<br />

Deshalb ist die Rettungsflugwacht dringend auf Unterstützung<br />

durch Förderer und Spender angewiesen. Der Mindestförderbetrag<br />

für Einzelpersonen liegt bei 30 Euro, für Familien bei 60 Euro;<br />

Schüler, Auszubildende und Studenten bezahlen 15 Euro. Fragen<br />

beantwortet das Service-Team der DRF-Flugrettung montags bis<br />

freitags von 8 bis 20 Uhr unter Telefon 0711 / 700 722 11, E-Mail<br />

service-team@drf-luftrettung.de.<br />

Spenden bitte an DRF e.V., Volksbank Rems e.G.,<br />

Bankleitzahl 602 901 10, Konto 701 070 170.<br />

31<br />

31


�����������������������<br />

���������������������<br />

�������������������<br />

������������������������������������������������������������������������������������������������������������������<br />

������������������������������� ����������� ���� ���������� ������ ������ ����� ���� ������ ���� �������� �����������������<br />

��������������� ��� ����������� ���� �������������� ���� �������������� �������� ���� ��������� �������������� ���� ����<br />

��������������������������������������������������������������������������������������������<br />

32


REPORT R E P O R T | HUBSCHRAUBEREINSATZ<br />

H UB SC S C HR HRAU AU BE BERE RE REIN IN I SA SATZ T<br />

Wie eine Frau im Rentenalter. Sie ist es, die<br />

uns um die Mittagszeit das zweite Mal an diesem<br />

Tag aufsteigen lässt. Diesmal setzt Michael<br />

Klippert den beeindruckend großen Rettungsvogel<br />

auf einer Streuobstwiese am Rand von<br />

Ensingen auf. Erneut ist es nach Vaihingen/Enz<br />

gegangen. Höchste Eile ist gefragt, weil die<br />

Frau, die schon vier Schlaganfälle überstand,<br />

soeben vermutlich ihren fünften Hirninfarkt<br />

erlebt hat. Blutdruck 250, neurologische Ausfallerscheinungen,<br />

Lähmungen: „Eine hochbrisante<br />

Situation“, bilanziert Notarzt Dr. Martin<br />

Beck hinterher und zögert keinen Moment, die<br />

Frau ins nächste Krankenhaus fliegen zu lassen.<br />

„O je, i mach euch so an großa Aufwand“,<br />

klagt sie, während sie den ersten Hubschrauberflug<br />

ihres Lebens erlebt. Doch die Retter<br />

tun das gern: „Machet Sie sich koine Sorga.<br />

Genau dafür sind mir da.“ Wenige Minuten<br />

später wird die ältere Frau vom Hubschrauberlandeplatz<br />

Richtung Notaufnahme gerollt und<br />

hat bei aller Kümmernis auf dem Weg zur Aufzugstür<br />

schon ihren Humor wiedergefunden.<br />

„Mensch, des geht alles so schnell. Jetzt bin i<br />

im Krankahaus und han ned amol a Geld bei<br />

mir, koin Pfennig.“<br />

Dank der raschen Hilfe durch Christoph 41,<br />

den Leonberger Hubschrauber der DRF-Luftrettung,<br />

geht es der Frau aus dem Mineralwasser-Ort<br />

mittlerweile wieder gut. Und auch<br />

unser kleiner Manuel hat keine Schäden davongetragen.<br />

Jedes Mal, wenn es draußen in<br />

der Luft knattert, rennt der Bub nach draußen,<br />

um dem rot-weißen Helikopter zuzuwinken, in<br />

dem er ja nun doch nicht mitgeflogen ist. Dank<br />

Christoph 41 und ein paar anderen Schutzengeln,<br />

die öfters im Leben um einen herumschweben.<br />

Hauptsache, sie sind da, wenn man<br />

sie braucht.<br />

Siegfried Dannecker<br />

33<br />

33


fotolia<br />

FOKUS MEDIZIN | OPERIEREN MIT DEM WASSERSTRAHL<br />

OP mit dem<br />

Wasserstrahl<br />

Die Klinik Nagold wendet eine neue Technik an, die sonst nur wenige<br />

große gastroenterologische Zentren in Deutschland anbieten.<br />

Diese Technik macht es möglich, auch größere Tumore im Verdauungstrakt<br />

am Stück zu entfernen. So kann kein befallenes Gewebe zurückbleiben.<br />

Chefarzt Professor<br />

Dr. Hubert Mörk<br />

Oberflächliche, im Schleimhautniveau<br />

liegende Tumore<br />

im Verdauungstrakt werden<br />

schon seit einigen Jahren<br />

endoskopisch entfernt. Das<br />

heißt, dem Patient werden<br />

ein offener chirurgischer Eingriff<br />

und mögliche Komplikationen<br />

erspart. Dank einer<br />

neuen Technik, die in Japan<br />

erfunden wurde, ist es inzwischen<br />

möglich, auch größere<br />

Tumore endoskopisch am<br />

Stück mit einem Messer herauszuschneiden,<br />

was einen<br />

großen Sprung nach vorne<br />

für Patienten und Mediziner<br />

bedeutet. Bei der Operation<br />

wird Wasser eingespritzt, das<br />

wie ein Kissen die betroffene<br />

Stelle anhebt. Der Tumor tritt<br />

34<br />

hervor und kann am Stück<br />

aus der Schleimhaut herausgeschnitten<br />

werden. Damit<br />

ist ausgeschlossen, dass in der<br />

Speiseröhre, im Magen oder<br />

Darm Krebszellen zurückbleiben.<br />

Ein Tübinger Unternehmen,<br />

das eng mit der Klinik Nagold<br />

zusammenarbeitet, hat<br />

diese Technik nun weiterentwickelt.<br />

Der Operateur nutzt<br />

dabei nur noch ein einziges<br />

Instrument: ein Hybridmesser,<br />

das mit einer Wasserstrahl-<br />

Funktion ausgestattet ist. Das<br />

Wasser wird in die dickere Unterschicht<br />

(Submukosa) unter<br />

der Schleimhaut (Mukosa)<br />

eingebracht. So entsteht das<br />

so hilfreiche Flüssigkeitspolster<br />

zwischen der Schleimhaut<br />

und der äußeren Muskelschicht.<br />

„Mit dem herkömmlichen<br />

Verfahren, nämlich mit einer<br />

Schlinge, konnten größere Tumore<br />

bisher nur in mehreren<br />

Teilen abgeschnitten werden.<br />

Das barg das Risiko, dass nicht<br />

das gesamte befallene Gewebe<br />

im Körper entfernt wurde“,<br />

erklärt Professor Dr. Hubert<br />

Mörk, Internist und Gastroenterologe<br />

am Klinikum Nagold.<br />

Das Ziel müsse aber sein, den<br />

Tumor an einem Stück komplett<br />

herauszuschneiden. Ein<br />

Pathologe untersuche nach<br />

der Operation den entfernten<br />

Tumor: Ist er vollständig mit<br />

gesundem Gewebe umgeben,<br />

sind keine Krebszellen<br />

zurückgeblieben.


Erbe<br />

Der Wasserstrahl ist dem<br />

Operateur eine wesentliche<br />

Hilfe. Er sorgt dafür, dass die<br />

Schleimhaut mitsamt dem<br />

Tumor angehoben wird und<br />

dieser sich gut von der Muskelschicht<br />

trennen lässt. Der<br />

Strahl ist maximal 80 bar stark<br />

und kann so die Muskelschicht<br />

nicht durchdringen.<br />

Der Arzt arbeitet bei der OP<br />

mit einem einzigen Instrument.<br />

Damit markiert er zunächst<br />

den Bereich, der entfernt<br />

werden soll. Mit der<br />

Wasserdüse schwemmt der<br />

Operateur dann die Schleimhaut<br />

auf, um mit dem Messer,<br />

das mit Hochfrequenzstrom<br />

arbeitet, den Tumor<br />

von der Muskelschicht zu<br />

lösen. Anschließend werden<br />

mit dem Instrument Gefäße<br />

verschweißt und Sickerblutungen<br />

gestillt.<br />

Das Verfahren verlangt dem<br />

Arzt und seinem Team einiges<br />

ab. „Es ist technisch sehr<br />

anspruchsvoll und zeitaufwendig“,<br />

bestätigt Professor<br />

Mörk. „Wir brauchen dreimal<br />

so lang wie bei der herkömmlichen<br />

Technik.“ 100 bis 180<br />

Minuten dauere es, um ein<br />

größeres Karzinom herauszuschneiden.<br />

Lasse sich ein Tumor<br />

mit der herkömmlichen<br />

Schlinge erfassen, so greife<br />

man in Nagold auf die alte<br />

Technik zurück. Diese biete<br />

sich auch für Operationen<br />

im Dickdarm an, da dort die<br />

Darmwand sehr dünn sei.<br />

Etwa 200-mal im Jahr führt<br />

das Team von Professor Mörk<br />

in Nagold solche Eingriffe<br />

durch. Die sogenannte endoskopische<br />

Submukosa-<br />

Dissektion mit dem neuen<br />

Hybridmesser, das zugleich<br />

Messer und Wasserdüse ist,<br />

kommt bislang in etwa einem<br />

Zehntel der Fälle zum Einsatz.<br />

„Unser Ziel sind 30 bis 40 Prozent“,<br />

sagt der Chefarzt. „Die<br />

beiden Techniken sollen sich<br />

künftig ergänzen.“<br />

Martin Reinkowski<br />

35


KRANKENHAUS AKUT | LEISTENBRUCH<br />

Der Leistenbruch ist männlich<br />

90 Prozent der von dieser Erkrankung<br />

betroffenen Patienten sind Männer.<br />

Dies liegt am Bauplan des vermeintlich<br />

starken Geschlechts, bei dem die Leistengegend<br />

eine Schwachstelle bildet.<br />

Leistenbrüche können in jedem Alter<br />

auftreten, beim Säugling genauso wie<br />

beim Greis. Sie können allerdings auch<br />

in jedem Alter operiert werden. Eine<br />

alternative Methode zu einem chirurgischen<br />

Eingriff gibt es nicht, um einen<br />

Leistenbruch zu heilen.<br />

Entscheidende Ursache für<br />

einen Leistenbruch ist eine<br />

Bindegewebsschwäche.<br />

Die Bauchwand ist nicht<br />

mehr in der Lage, einer<br />

Druckzunahme im Bauch<br />

entsprechenden Widerstand<br />

zu leisten. Nicht vollständige Verschlüsse<br />

der Bauchwand während der Entwicklung<br />

im Mutterleib sind in der Regel<br />

die Ursache für Leistenbrüche bei<br />

Säuglingen und Kleinkindern.<br />

Männer erkranken neunmal häufiger.<br />

„Beim Mann führt der Samenstrang<br />

in schräger Verlaufsrichtung durch die<br />

Bauchdecke und bildet auf diese Weise<br />

dort eine Schwachstelle“, erklärt<br />

36<br />

iStockphoto<br />

Professor Dr. Gerhard Köveker, Chefarzt für<br />

Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum<br />

Sindelfingen-Böblingen. Ist der Bruch anfangs<br />

noch sehr klein, kann er sich mit der Zeit zu ei-<br />

ner sehr großen Aussackung erweitern, in die der<br />

Darm hineinrutscht und die zu einer mehr oder<br />

weniger starken Vorwölbung in der Leiste führt<br />

– und schon ist der Leistenbruch geschehen.<br />

Anfangs können Brüche durchaus nur wenig<br />

Beschwerden bereiten, dies ändert sich allerdings<br />

im Laufe der Zeit. Schmerzen können<br />

beispielsweise beim Heben<br />

schwerer Lasten auftreten.<br />

Professor Köveker räumt in<br />

diesem Zusammenhang<br />

mit der weit verbreiteten<br />

Meinung auf, dass<br />

ein Leistenbruch eben<br />

durch das Heben von hohen<br />

Gewichten entstehen kann. „Der<br />

Schmerz beim Heben ist ein Symptom<br />

für einen Leistenbruch, nicht aber dessen<br />

Ursache.“ Ein Leistenbruch werde<br />

daher auch nicht als Arbeitsunfall anerkannt.<br />

Klar sei allerdings, dass ein<br />

Patient, der in seinem Beruf Lasten<br />

zu tragen habe, nach einer Operation<br />

länger nicht arbeitsfähig sein werde<br />

als ein Patient, der vor allem im Büro<br />

sitze.


Ein Leistenbruch ist zunächst eine wenig<br />

gefährliche Störung, die jedoch, auch wenn<br />

das nur selten vorkommt, lebensbedrohlich<br />

werden kann. „Es können Darmbakterien<br />

austreten, die einen Abszess oder eine Bauchfellentzündung<br />

auslösen und dann zu einer<br />

tödlichen Blutvergiftung führen“, so Professor<br />

Köveker. Vor diesem Hintergrund empfehle er<br />

grundsätzlich, einen Eingriff vorzunehmen,<br />

wenn die Diagnose gestellt wird. Im Krankenhaus<br />

Böblingen werden jährlich etwa 500<br />

Leistenbrüche operiert. Dafür werden heute<br />

schmerzarme Operationsverfahren mit kleinen<br />

Schnitten und hoher Sicherheit vor einem<br />

Rückfall angeboten.<br />

Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

wird der Bruch über einen meist ambulant<br />

durchgeführten kleinen Leistenschnitt mit<br />

Mit KiK-TV aufschwingen!<br />

Ihr Wohlfühlfernsehen mit<br />

dem Gesundheitsplus.<br />

www.kik-tv.de<br />

Nähten verschlossen, auf die Implantation von<br />

Kunststoffnetzen wird in der Regel verzichtet.<br />

In allen anderen Fällen wird heute ein Kunststoffnetz<br />

implantiert, mit dem man einerseits<br />

die Bruchlücke verschließt, andererseits die gesamte<br />

bruchgefährdete Leistenregion verstärkt.<br />

Entweder über einen kleinen Leistenschnitt<br />

in der Technik nach Lichtenstein, einem seit<br />

20 Jahren etablierten, in der Regel ambulant<br />

durchzuführenden Verfahren, oder mittels minimalinvasiver<br />

Technik (Laparoskopie) wird das<br />

Kunststoffnetzimplantat über den Nabel platziert.<br />

Dieser Eingriff wird in Vollnarkose unter<br />

kurzstationären Bedingungen durchgeführt.<br />

Die verschiedenen Operationsmethoden führen<br />

zu gleich guten Ergebnissen, die Rückfallquote<br />

beträgt nach fünf Jahren etwa zwei bis<br />

drei Prozent.<br />

Thomas Oberdorfer<br />

Schon seit über zehn Jahren verleihen wir mit unserem Wohlfühl-<br />

Programm vielen Patienten Flügel und sind ein wichtiger und zuverlässiger<br />

Partner für optimale Heilungsverläufe. Mit einem wohltuenden Mix<br />

aus Dokumentationen und Reportagen (Gesundheit, Gesellschaft,<br />

Natur u.a.), brandaktuellen und preisgekrönten Hollywood-Spielfilmen,<br />

humorvollen Beiträgen und Informationen über die Region unterhält,<br />

bewegt und motiviert das KiK-Programm seine Zuschauer. Darüber<br />

hinaus können Kliniken ihre Patienten mit der KiK-Technik auch immer<br />

ganz frisch informieren, beispielsweise über Speisepläne, Besuchszeiten<br />

oder Freizeitangebote. Für viele Patienten sind wir in Kliniken der beliebteste<br />

und meist gesehene TV-Sender auf dem Sendeplatz 1 und tragen<br />

dazu bei, dass sie nach ihren Klinikaufenthalten erfrischt aufschwingen<br />

und gesund in den Alltag zurückkehren können.<br />

KiK-TV. Die Nummer 1 in den Südwest-Kliniken.<br />

37


fotolia<br />

KRANKENHAUS AKUT | NIERENERSATZVERFAHREN<br />

Diabetes, Bluthochdruck, chronische entzündliche<br />

Nierenerkrankungen oder vererbte Nierenerkrankungen<br />

können unter anderem zu einem deutlichen Leistungsabfall<br />

der Nieren führen. Quittiert eine Niere ihren Dienst und ist<br />

die andere voll funktionsfähig, so kann die betroffene<br />

Person nahezu uneingeschränkt weiterleben. Erzielen aber<br />

beide Nieren weniger als 15 Prozent ihrer maximalen<br />

Leistung, ist akuter Handlungsbedarf angezeigt, denn<br />

geschädigte Nieren sind nicht mehr in der Lage, in<br />

ausreichender Menge Giftstoffe und Wasser aus dem Blut zu<br />

filtern – der Patient droht schleichend zu vergiften. Dies kann<br />

nur durch eine Nierenersatztherapie verhindert werden.<br />

Ein solches Nierenersatzverfahren ist die Hämodialyse,<br />

durchgeführt meist in einem Dialyse-Zentrum.<br />

Dreimal pro Woche wird in einem<br />

Zeitraum von vier bis sechs Stunden das Blut<br />

38<br />

durch einen Filter außerhalb des Körpers geführt<br />

und gereinigt. Er filtert die schädlichen<br />

Stoffe heraus, die normalerweise mit dem Urin<br />

ausgeschieden werden. Das gereinigte Blut<br />

gelangt wieder zurück in den Körper. Etwa<br />

zehnmal pumpt man während einer Dialyse,<br />

im Volksmund auch Blutwäsche genannt, das<br />

eigene Blut durch den Filter. „Für die Hämodialyse<br />

muss das Gerät an ein Blutgefäß mit<br />

ausreichend großem Durchmesser, einen sogenannten<br />

Shunt, angeschlossen werden. Der<br />

Shunt wird in der Regel am Unterarm angelegt.<br />

Durch eine kleine Operation wird eine Vene<br />

mit einer Schlagader (Arterie) verbunden. Die<br />

Vene füllt sich stärker mit Blut und weitet sich<br />

dauerhaft. Das Blut lässt sich mit Punktions-<br />

Wenn es an die<br />

Nieren<br />

geht<br />

kanülen entnehmen und wird dem Körper<br />

nach der Passage durch den Dialysator (Filter)<br />

wieder zugeführt“, erklärt Dr. Dirk Löhr, Chefarzt<br />

für Nephrologie (Nierenerkrankungen) am<br />

Sindelfinger Krankenhaus.<br />

Ein weiteres Verfahren ist die Peritonealdialyse<br />

(Bauchfelldialyse). Dabei nutzt man das<br />

Bauchfell eines Patienten als natürliche Filtermembran.<br />

Über einen Katheter werden etwa<br />

eineinhalb bis zweieinhalb Liter einer Dialyselösung<br />

in die Bauchhöhle eingefüllt. Diese<br />

Lösung ist in der Lage, die giftigen Stoffwechselprodukte,<br />

die von den geschädigten Nieren<br />

nicht mehr aus dem Blut entfernt werden<br />

können, aufzunehmen. „Vier- oder fünfmal<br />

täglich muss diese Lösung ausgetauscht werden“,<br />

sagt Dr. Löhr. Sie wird über den Katheter<br />

abgelassen, die neue Lösung läuft durch die<br />

Schwerkraft in den Bauch ein. Dr. Löhr: „Dieses<br />

Verfahren kann nach einer genauen Einweisung<br />

von den Patienten selber durchgeführt


werden. Das Erlernen der Methode ist nicht<br />

schwer, es erfordert allerdings ein hohes<br />

Maß an Eigenverantwortung und Sorgfalt.“<br />

In Deutschland werden etwa 94 Prozent der Nierenpatienten<br />

in einem Dialysezentrum behandelt,<br />

nur sechs Prozent nutzen die Peritoneal-<br />

dialyse. Dr. Löhr meint dazu: „Die Peritonealdialyse<br />

trauen sich viele Patienten einfach nicht<br />

zu und nehmen lieber den zeitlichen Aufwand<br />

auf sich, dreimal wöchentlich das Blut reinigen<br />

zu lassen. Dabei ist die Bauchfelldialyse<br />

für viele Menschen eine medizinisch gleichwertige<br />

Alternative, die für den Betroffenen mehr<br />

Unabhängigkeit und weniger Einschränkungen<br />

bezüglich einer Diät bedeutet.“<br />

Das dauerhaft beste Nierenersatzverfahren ist<br />

eine Nierentransplantation. Etwa fünf bis sieben<br />

Jahre dauert es durchschnittlich, bis für<br />

einen Empfänger eine passende Spenderniere<br />

gefunden wird. Die beiden genannten Dialyseverfahren<br />

sind lebensnotwendig und überbrücken<br />

die Zeit bis zu einer möglichen Organverpflanzung.<br />

„Eine Transplantation ist die<br />

geeignetste Methode, um eine defekte Niere<br />

zu ersetzen“, betont Dr. Löhr. Die Patienten<br />

hätten dadurch eine höhere Lebensqualität<br />

und eine bessere Leistungsfähigkeit. Zudem<br />

müssen sie im Vergleich zu den Dialysemethoden<br />

keine Diät halten. Für eine Transplantation<br />

kommen Patienten in Frage, die keine<br />

gravierenden weiteren Erkrankungen, keine<br />

Herz- und Kreislaufschwäche und keine bösartigen<br />

Tumore haben. Transplantiert werden<br />

Nieren in einem Alter von einem Jahr bis 70<br />

Jahren. Auch über dieses Alter hinaus können<br />

neue Organe eingepflanzt werden, allerdings<br />

werden, so Dr. Löhr, in jedem Einzelfall Chancen<br />

und Risiken besonders eingehend geprüft.<br />

Ein Jahr nach einer Operation funktionieren<br />

etwa 85 bis 90 Prozent der eingesetzten Nieren,<br />

nach zehn Jahren versehen noch 60 bis<br />

70 Prozent zufriedenstellend ihren Dienst.<br />

Dr. Löhr: „Es gibt auch Spendernieren, die<br />

20 Jahre lang hervorragend arbeiten.“ Nach<br />

einem Transplantatversagen ist dann wieder<br />

ein Dialyseverfahren möglich.<br />

Im Gegensatz zu Herz- oder Lungentransplantationen<br />

wird bei einer Nierentransplantation<br />

die eigene Niere üblicherweise nicht entfernt,<br />

sie verbleibt im Köper. Die Spenderniere wird<br />

in den Unterbauch vor der Bauchhöhle eingesetzt,<br />

die Blutgefäße der Spenderniere werden<br />

an die Gefäße des Beckens angeschlossen. Den<br />

Harnleiter des Transplantats verbindet man direkt<br />

mit der Blase. Die größte Gefahr<br />

nach einer Transplantation besteht<br />

im Abstoßen der Niere.<br />

Um das zu verhindern,<br />

werden Medikamente<br />

gegeben. Sie wirken<br />

auf das Immunsystem<br />

und sollen so auf lange<br />

Sicht die körpereigenen<br />

Abwehrmechanismen<br />

dämpfen, die sonst das<br />

fremde Organ angreifen<br />

würden.<br />

Die Spenderniere eines lebenden Patienten<br />

hat für den Empfänger verschiedene<br />

Vorteile. Eine Dialyse wird dadurch lange Zeit<br />

vermieden. „Außerdem kann der Eingriff genau<br />

geplant und die Spenderniere schon kurz<br />

nach der Entnahme beim Empfänger eingesetzt<br />

werden“, erklärt Dr. Löhr. Menschen, die<br />

sich für die Spende einer Niere entscheiden,<br />

werden gründlich untersucht, gewissermaßen<br />

auf Herz und Nieren. Nur wenn deren Nieren<br />

gesund sind, keine Erkrankungen und keine<br />

Gesundheitsrisiken vorliegen, kommt eine lebende<br />

Person überhaupt als Spender in Frage.<br />

Finden sich bei einem Lebendspender – zumeist<br />

handelt es sich um einen nahen Verwandten<br />

oder einen Lebenspartner – nach einer Reihe<br />

medizinischer Untersuchungen Ausschlusskriterien,<br />

so ist eine Organspende nicht möglich.<br />

iStockphoto<br />

Thomas Oberdorfer<br />

Um Informationen über die verschiedenen Dialyseverfahren zu vermitteln,<br />

finden regelmäßige Veranstaltungen zusammen mit den niedergelassenen<br />

Nephrologen des Kreises statt. Dabei besteht die Möglichkeit,<br />

Betroffene persönlich zu ihren Erfahrungen zu befragen.<br />

Kontakt:<br />

Sekretariat der Medizinischen Klinik III – Nieren- und Hochdruckerkrankungen<br />

an den Kliniken Sindelfingen<br />

Tel.: 07031 98-12322<br />

39<br />

Chefarzt<br />

Dr. Dirk Löhr


PANORAMA | NEPAL-EINSATZ<br />

Medizinischer Einsatz<br />

bis zur Erschöpfung<br />

Nach Nepal reisen Europäer gewöhnlich nur,<br />

um zu Trekking-Touren im Himalaya zu starten<br />

oder gar den höchsten Berg der Welt zu besteigen,<br />

den 8.848 Meter hohen Mount Everest.<br />

Dieter Schmid, Krankenpfleger im Klinikum<br />

Nagold, war im vergangenen Herbst fast<br />

zwei Wochen lang in dem asiatischen Land.<br />

Allerdings leistete der 53-Jährige dort einen<br />

freiwilligen medizinischen Einsatz,<br />

der ihn seelisch und körperlich<br />

an seine Grenzen brachte.<br />

40<br />

„Wir haben insgesamt 1.500 Patienten behandelt,<br />

von morgens bis tief in die Nacht, 200<br />

Menschen am Tag“, erzählt Schmid. „An allen<br />

vier Einsatzorten haben sich lange Schlangen<br />

gebildet. Die Leute waren zum Teil einen<br />

Tag lang unterwegs, um zu uns zu gelangen.“<br />

In den ländlichen Gegenden Nepals gebe es<br />

praktisch keine medizinische Versorgung. Zum<br />

Schluss sei der Andrang so groß gewesen,<br />

dass man zum eigenen Schutz sogar die Polizei<br />

habe rufen müssen.


Nepal<br />

Wie ist er auf die Idee gekommen, seinen<br />

Urlaub einzusetzen und sich in Nepal zu engagieren?<br />

Der Verein „Hilfe für Nepal“, eine<br />

Hilfsorganisation des Jugend-, Missions- und<br />

Sozialwerk e. V. (JMS), einer Missionsgemeinde<br />

in Altensteig im Schwarzwald, hatte medizinisches<br />

Fachpersonal angefragt, um eine<br />

Partnerorganisation in Nepal zu unterstützen.<br />

So bildete sich ein zehnköpfiges Team, dem<br />

neben dem Krankenpfleger Dieter Schmid zwei<br />

Ärzte angehörten, ein Physiotherapeut, eine<br />

pharmazeutisch-technische Angestellte, drei<br />

technische Helfer sowie eine Krankenschwester<br />

und eine Kinderkrankenschwester. Eine davon<br />

ist Karin Schmid, die Frau von Dieter Schmid,<br />

die ebenfalls am Klinikum Nagold arbeitet.<br />

Zum Einsatz kam die Gruppe im Süden, im<br />

Tiefland, das an Indien angrenzt. Zwei Orte<br />

hatte die Organisation in Nepal ausgesucht,<br />

zwei weitere die Regierung in Kathmandu.<br />

„Diese Dörfer sind etwa 100 bis 150 Häuser<br />

groß“, sagt Dieter Schmid, „da wohnen Bauern,<br />

die sich auf dem Land von Großgrundbesitzern<br />

niedergelassen haben und von diesen<br />

abhängig sind. Die Menschen leben in einem<br />

Kastenwesen, das ihre wirtschaftliche Weiterentwicklung<br />

behindert.“<br />

Die erste Behandlungsstation bauten die Helfer<br />

aus Baden-Württemberg in einem Maisfeld auf:<br />

Fünf Pfosten, darüber eine Plastikplane, mit weiteren<br />

Planen wurden kleine Kabinen abgetrennt,<br />

in denen drei zweiköpfige Teams arbeiteten.<br />

fotolia<br />

41<br />

iStockphoto


fotolia<br />

PANORAMA | NEPAL-EINSATZ<br />

Der 8.078 Meter<br />

hohe Annapurna,<br />

Nepal<br />

Die Patienten<br />

nahmen auf Plastikstühlen Platz.<br />

Zur Diagnose standen den Freiwilligen natürlich<br />

keine großen Geräte zur Verfügung, aber<br />

Stethoskop, Ohrenspiegel, Blutdruckmessgerät<br />

und Thermometer. Mit Hilfe von Dolmetschern<br />

fragten sie nach Symptomen.<br />

„Viele Menschen leiden dort unter Mittelohrentzündung,<br />

haben Ausfluss aus den Ohren“,<br />

berichtet Dieter Schmid. Er kümmerte sich<br />

vor allem um schlecht versorgte Wunden –<br />

die Wundversorgung ist sein Fachgebiet. Da<br />

die Hütten der Einheimischen lediglich einen<br />

Lehmboden haben, überall Tiere wie Hühner,<br />

Hunde und Ziegen herumlaufen und die Menschen<br />

keine Schuhe tragen, gelangen Keime in<br />

die oft aufgerissenen Füße. Dazu wird in Nepal<br />

eine Wunde mit Asche behandelt. Die Wunden<br />

beginnen zu eitern, was<br />

irgendwann zu einer<br />

Sepsis führen kann – und<br />

damit zum Tod des Patienten,<br />

da er keinesfalls<br />

damit rechnen kann, in<br />

einer Klinik behandelt zu<br />

werden. Dieter Schmid<br />

schnitt an den sieben<br />

Behandlungstagen unzählige<br />

Abszesse auf. Er<br />

gab den Patienten Verbandsmaterial und Medikamente<br />

mit und erklärte ihnen genau, wie<br />

sie selber die Behandlung fortführen sollten.<br />

„Im Grund fehlt es dort an Hygiene“, sagt<br />

Schmid. „Die Menschen müssten sich besser<br />

waschen. So ließen sich Abszesse, Pilz- und<br />

Geschlechtskrankheiten verhindern. Und sie<br />

müssten mehr trinken.“ Allerdings fehlt es den<br />

Bauern und ihren Familien an sauberem Wasser.<br />

Frisches Wasser fließt zwar genügend aus den<br />

hohen Bergen ins Tiefland, es gibt jedoch keine<br />

Wasserleitungen. So lagern die Menschen<br />

42<br />

ihr Trinkwasser in offenen<br />

Fässern, aus denen mit verschmutzten<br />

Behältern geschöpft wird. Außerdem gibt es<br />

keine geschlossenen Abwassergruben, eine<br />

richtige Kanalisation schon gar nicht.<br />

Wo die Helfer arbeiteten, da schliefen sie auch<br />

– mitten im Maisfeld auf einer Isomatte und im<br />

Schlafsack unter einem Moskitonetz. An einem<br />

anderen Ort kamen sie im heruntergekommenen<br />

Verwaltungsgebäude eines Wasserwerks<br />

unter. Ein einheimischer Koch versorgte<br />

die kleine Truppe. Die Helfer ließen außerdem<br />

zweimal einen Wasserbüffel schlachten, um<br />

auch die Kinder im Dorf mit gutem Essen zu<br />

versorgen.<br />

Wenn das Team den Einsatzort wechselte, war<br />

es einen Tag lang auf der Landstraße unterwegs,<br />

die den Süden Nepals durchzieht und<br />

das ganze Land erschließt. Die Busse und<br />

Lastwagen brauchen auf dieser Piste für 200<br />

Kilometer zehn Stunden. Am letzten Einsatztag<br />

waren die zehn Freiwilligen am Ende ihrer<br />

Kräfte, fast alle Mitglieder des Teams gesundheitlich<br />

angeschlagen. Sie gewährten dennoch<br />

zusätzlich 50 wartenden Patienten eine Notbehandlung<br />

und fuhren dann rasch nach Norden<br />

ab, um noch ein paar Stunden der Erholung<br />

vor dem anstrengenden Rückflug zu haben. Sie<br />

übernachteten bei der Stadt Pokhara und sahen<br />

im Sonnenaufgang vor sich die überwältigende,<br />

8.078 Meter hohe Annapurna-Gruppe<br />

liegen – wenigstens ein kleiner Eindruck vom<br />

Himalaya.<br />

Würde Dieter Schmid das noch einmal machen?<br />

Er sagt ohne Zögern: „Ja. Aber nicht<br />

so. Nur zwei Einsatzorte, und dazwischen drei<br />

Tage Pause.“ Ihm ist klar, dass so ein Einsatz ein<br />

Tropfen auf den heißen Stein ist. Er sieht seine<br />

Arbeit jedoch als Akt der Nächstenliebe an<br />

Menschen, denen es an jeglicher medizinischer<br />

Versorgung fehlt.<br />

Martin Reinkowski


© HOHNHAUSEN · AOKBW-05-10161<br />

Effektiv und richtig trainieren<br />

Bewegung ist gut. Allerdings nur, wenn sie richtig ausgeführt wird. Werden Muskeln und<br />

Gelenke falsch belastet, wird aus der Wohltat eher ein Fehlschlag. Oder schlimmer noch, es<br />

entstehen erst Beschwerden. All unsere Trainingsangebote und Kurse finden unter fachlicher<br />

Anleitung von Diplom-Sportwissenschaftlern, Physiotherapeuten und Kursleitern mit entsprechenden<br />

Qualifikationen statt, um dafür zu sorgen, dass Ihre Bemühungen auch erfolgreich<br />

sind. Unser Angebot für Sie<br />

�� Babyschwimmen �� Schwimmkursvorbereitung für 3 bis 4-Jährige<br />

�� Wirbelsäulengymnastik �� Aqua-Power für den Rücken<br />

�� Beckenbodengymnastik �� Aqua-Fitness für Schwangere<br />

�� Aqua-Power Wellness �� Aqua-Fitness für Osteoporose-Patienten<br />

�� Pilates �� Hüftsportgruppe<br />

�� Qigong � Wassergymnastik<br />

� Sturzprophylaxe � und viele mehr.<br />

Einige Kursangebote werden von den Krankenkassen mit bis zu 80 Prozent bezuschusst.<br />

Therapiezentrum in den Kliniken Sindelfingen, Tel.: 07031 98-12590<br />

in den Kliniken Böblingen, Tel.: 07031 668-22570<br />

an der Geriatrischen Reha-Klinik, Tel.: 07031 668-22570<br />

am Rathausplatz, Sindelfingen, Tel.: 07031 879504<br />

am Krankenhaus Herrenberg, Tel.: 07032 16-31155<br />

Weitere Informationen unter www.klinikverbund-suedwest.de<br />

Entscheiden Sie erst, wenn Sie sich sicher fühlen.<br />

Exklusiv für AOK-Versicherte! Die Ärztliche ZweitMeinung durch erfahrene Spitzen-<br />

Mediziner bei lebensverändernden Diagnosen. Infos: 0180 10 50 500*<br />

www.jetzt-zur-aok-wechseln.de<br />

AOK – Die Gesundheitskasse<br />

Nordschwarzwald<br />

Infotelefon: 07231 381-0<br />

AOK – Die Gesundheitskasse<br />

Stuttgart-Böblingen<br />

Infotelefon: 0711 2069-0<br />

Therapiezentrum im<br />

<strong>Klinikverbund</strong> Südwest<br />

Ärztliche ZweitMeinung für<br />

Onkologie und Orthopädie!<br />

43


HAND IN HAND | 5 JAHRE NOTFALLPRAXIS<br />

Notfälle<br />

von 8 bis 8<br />

Das Herz rast, nach einem Sturz guckt<br />

der Knochen heraus, nach einem Schnitt<br />

beim Kochen blutet nicht nur das Steak,<br />

sondern auch die Hand? Im Fall der<br />

Not-Fälle denkt jeder: sofort ins Krankenhaus.<br />

Das gilt im Altkreis Leonberg<br />

nicht nur an Werktagen, sondern auch<br />

an Wochenenden und an Feiertagen.<br />

Unlängst hat die Notfallpraxis bereits ihr<br />

Fünfjähriges gefeiert. Die Zufriedenheit<br />

am Klinikum ist groß.<br />

Wer verunglückt oder ein akutes Problem mit<br />

Herz und Kreislauf hat, sucht sich für gewöhnlich<br />

den diensthabenden Arzt an seinem Wohnort<br />

aus. Wer das ist, beantwortet ein Blick in die<br />

Zeitung, ins örtliche Mitteilungsblatt oder der<br />

Griff zum Telefonhörer. Was aber, wenn selbige<br />

nicht parat liegen und man die Nummer<br />

vom Hausarzt nicht findet? Ganz einfach: Wer<br />

Bei schweren Verletzungen, Bewusstlosigkeit,<br />

Atemnot und anderen bedrohlichen Zuständen<br />

ist der Notarzt die richtige Adresse. Sie erreichen<br />

ihn über die Rufnummer 112.<br />

44<br />

in Leonberg, Renningen, Warmbronn, Malmsheim<br />

oder Magstadt wohnt, geht einfach ins<br />

Leonberger Krankenhaus, das man garantiert<br />

nicht verfehlen kann.<br />

Aber nicht jede Verletzung oder Erkrankung<br />

muss gleich mit Blaulicht in die Klinik. Wenn<br />

plötzlich der Rücken schmerzt, das Fieber steigt<br />

oder nach einem Schnitt der Finger blutet, ist<br />

ebenfalls ärztliche Hilfe gefragt. An den Werktagen<br />

organisieren die Hausärzte vor Ort eine<br />

Vertretung für die Nacht. Den Namen und die<br />

Rufnummer des Diensthabenden erfahren Sie<br />

über den Anrufbeantworter Ihres Hausarztes.<br />

Das hat sich bewährt, da viele der sogenannten<br />

kleinen Notfälle auch bis zum nächsten Morgen<br />

warten können.<br />

Anders ist das am Wochenende und an Feiertagen.<br />

Deshalb gibt es von Samstag 8 Uhr<br />

bis Montag 8 Uhr für Bürger aus Leonberg,<br />

Renningen, Warmbronn, Malmsheim und<br />

Magstadt die Notfallpraxis am Leonberger<br />

Krankenhaus. Eine telefonische Anmeldung<br />

verkürzt dabei die Wartezeiten oder ermöglicht<br />

im Ernstfall Hausbesuche. Die Rufnummer:<br />

07152 202-68000.<br />

fotolia


Gut fünf Jahre ist es her, dass sich am 30. Oktober<br />

2004 die Ärzte der genannten fünf Gemeinden<br />

in einem Verein zusammengeschlossen<br />

haben, der die Notfallpraxis organisiert und<br />

finanziell trägt. 60 Ärzte, zwölf Arzthelferinnen<br />

und 20 Mitarbeiter des DRK-Ortsvereins ha-<br />

iStockphoto<br />

ben so organisiert an 590 Tagen über 43.000<br />

Patienten geholfen.<br />

Die Notfallpraxis im ersten Stock ist wie eine<br />

normale Allgemeinarztpraxis ausgestattet. Zucker,<br />

Urin, Blutbild – ein „kleines Akutlabor“<br />

steht für Untersuchungen bereit, erklärt der<br />

Vorsitzende des Vereins, der Mediziner Günther<br />

Wöhler. Angedockt zu sein im Krankenhaus hat<br />

einen entscheidenden Vorteil: Reichen die Diagnosemöglichkeiten<br />

nicht aus, geben die Mediziner<br />

der Notfallpraxis die „Fälle“ an die Klinik<br />

ab – also etwa an die Innere Medizin oder die<br />

Chirurgische Ambulanz. „Das sind ganz kurze<br />

Wege, ein enger Draht“, freut sich Dr. Wöhler,<br />

Mitinitiator der Notfallpraxis, über das sehr positive<br />

Feedback aus der Bevölkerung.<br />

„Die Leute treffen da ja auch oft ihren eigenen<br />

Arzt an“, berichtet der Leonberger von<br />

dem sehr guten Teamgeist in der Praxis, die an<br />

Wochenendtagen im Schnitt zwischen 50 und<br />

100 Patient(inn)en und manchmal mehr zählt:<br />

„Da ist eine gute Mannschaft beieinander. Es<br />

Wir sind für Sie da!<br />

Hausnotruf | Menüservice | Erste-Hilfe-Ausbildung<br />

Krankentransport | Sanitätsdienste<br />

* Rufen Sie uns an:<br />

Tel. 07031 43579-0 www.juh-boeblingen.de<br />

wird flott geschafft“, schmunzelt der Mediziner<br />

und empfindet diese Tätigkeit als „einen<br />

anregenden Wechsel, einen beflügelnden Austausch“.<br />

Immer zwei Ärzte haben gemeinsam<br />

24 Stunden Dienst. Aber nie zwei Orthopäden,<br />

Augen- oder Hautärzte. „Es muss immer ein<br />

Allgemeinmediziner mit dabei sein“, erklärt<br />

Wöhler.<br />

Der Standort im Krankenhaus Leonberg ist<br />

aber nicht nur nahe liegend, leicht zu erreichen<br />

und ermöglicht in schweren Fällen sofortige<br />

Hilfe durch die Klinikdoktoren. Es werden auch<br />

Hausbesuche gemacht, wenn Notfallpatienten<br />

nicht transportfähig sind. Dafür stellt das Leonberger<br />

DRK ein Einsatzfahrzeug samt „Navi“<br />

und Fahrer zur Verfügung. „Das ist auch gut<br />

so“, findet Dr. Günther Wöhler. „Unsereins<br />

muss ja auch nachts in dunkle Ecken im Hinterland.<br />

Ärztinnen sind oft mit Betäubungsmitteln<br />

unterwegs.“<br />

fotolia<br />

Für Wöhler ist deshalb klar, dass die Ärzteschaft,<br />

das Rote Kreuz und der <strong>Klinikverbund</strong><br />

Südwest mit dieser Kooperation gemeinsam<br />

zu einer besseren Versorgung der Notfallpatienten<br />

in der Region beitragen. Ein Beispiel, das<br />

inzwischen Schule macht und als nächstes in<br />

Calw und Sindelfingen entstehen soll.<br />

Hans Siedann<br />

Hausnotruf und Menüservice<br />

jetzt kostenlos testen*<br />

45


PANORAMA | UNSERE CAFETERIEN<br />

Es heißt Café und ist ein<br />

Café. Und doch wird das<br />

der Wahrheit irgendwie<br />

nicht gerecht. Wäre das<br />

Café im Klinikum Calw<br />

ein Hotel, hieße es „Bellevue“,<br />

„Schöne Aussicht“<br />

oder „Panoramablick“ –<br />

garantiert. Denn hier, an<br />

der Hengstetter Steige,<br />

herrscht – mindestens<br />

– Halbhöhenlage. Und<br />

Südexposition. Von hier<br />

aus sieht man sehr schön<br />

über Calw und auf das am<br />

Hang gegenüber liegende<br />

Landratsamt.<br />

Hätte man ein Teleobjektiv,<br />

sagen wir der Brennweite<br />

10.000 Millimeter, könnte<br />

man sich vorstellen, dem<br />

neuen Calwer Landrat direkt<br />

in die Schreibtischunterlagen<br />

zu spicken. Denn Helmut<br />

Riegger guckt zum Klinikum<br />

hinüber, und das Klinikum zu<br />

ihm. Entsprechend von Licht<br />

regelrecht durchflutet sind<br />

beide Häuser – das Café im<br />

Klinikum dank großzügiger<br />

Verglasung erst recht.<br />

onntags kommen viele<br />

„SSpaziergänger zu uns“,<br />

sagt Hannelore Armbruster,<br />

die das Café seit acht Jahren<br />

als Angestellte für das Haus<br />

betreibt. Dann lassen sich die<br />

Calwer nach Mittagessen,<br />

Mittagsschläfle oder Verdauungsspaziergang<br />

im Krankenhaus-Café<br />

Kaffee und Kuchen<br />

schmecken. „Der schönen<br />

Aussicht wegen“, lacht Arm-<br />

46<br />

Schwätzle<br />

inklusive<br />

bruster. Sonntage sind nicht<br />

nur die Beine-vertret-Tage<br />

für „Externe“. Sie sind auch<br />

im Krankenhaus der Hochbetriebs-,<br />

weil stärkster Besuchertag.<br />

Wie gut, dass die 56-<br />

Jährige dann Kollegin Nicole<br />

del Fabro an ihrer Seite hat.<br />

Wir sind an einem Montag<br />

zu Gast. Auch da<br />

ist viel los. Eine Frau mittleren<br />

Alters will eine Butterbrezel<br />

gegen den schnellen Hunger.<br />

Ein älterer Mann holt für seine<br />

Gattin im Rollstuhl eine Käsesahnetorte;<br />

er wird dafür von<br />

seiner besseren Hälfte Komplimente<br />

einfahren, denn: „Unsere<br />

Kuchen sind alle lecker“,<br />

meint Hannelore Armbruster<br />

und zeigt auf die linke Thekenecke.<br />

„Johannisbeere“ ist<br />

schon aus, „Käsekirsch“ nicht<br />

weit davon entfernt. Dort<br />

hinten am Ende der knapp 60<br />

Plätze messenden Zeile lässt<br />

sich eine Dame im lilafarbenen<br />

Pullover ein Exemplar<br />

davon schmecken. Mit ihrem<br />

Mann ist die humorvolle Frau<br />

im Ruhestandsalter aus Calw-<br />

Wimberg herübergekommen,<br />

um prüfen zu lassen, dass ihre<br />

Sturzfolgen – ein gebrochener<br />

Arm, ein gebrochenes Bein –<br />

auch wieder gut verheilen.<br />

Und wie es scheint, ist da neben<br />

ärztlicher Kunst auch der<br />

Kuchen ganz hilfreich ...<br />

Ob Ritter Sport Trauben-<br />

Nuss, der Calwer Kreisapfeldirektsaft„Schneewittchen“,<br />

ein „Hohes C“, Kekse,<br />

Eis oder eine kleine Palette an<br />

Zeitungen und Zeitschriften<br />

vom Spiegel bis zur Bild:<br />

Hannelore Armbruster führt,<br />

was den Krankenhausalltag –<br />

mitunter buchstäblich – versüßen<br />

kann. Oder als eiliges<br />

Mitbringsel taugt, um es mit<br />

auf Station zu nehmen. Selbst<br />

ein kleines Arsenal von Hygieneartikeln<br />

kann sie aus der<br />

Schublade ziehen.<br />

Dass ihr die Arbeit Spaß<br />

macht, spürt man schnell.<br />

Vielleicht sind es die guten<br />

Gene. „Meine ganze Familie<br />

ist im klinisch-medizinischen<br />

Bereich tätig“, schmunzelt<br />

die Frau im blauen Arbeitsdress.<br />

„Vielleicht haben wir ja<br />

ein Helfersyndrom“, blitzt ein<br />

Moment knitzer Selbstironie<br />

auf. Nun gut, es gibt Schlimmeres.<br />

Und deshalb ist bei der<br />

Café-Chefin eines immer im<br />

Preis inklusive: ein Schwätzle,<br />

die Fähigkeit zuzuhören,<br />

Trost zu spenden, wo Empathie<br />

gefragt ist. „Denken Sie<br />

an die Leute, die zur Chemotherapie<br />

kommen“, sagt Hannelore<br />

Armbruster, die weiß,<br />

wie eng Freud und Leid in so<br />

einem Haus zusammenliegen<br />

können.


Umso wichtiger findet die<br />

Chefin, die vom Ein- bis<br />

zum Verkauf ihrer Ware alles<br />

unter ihren Fittichen hat, dass<br />

das Menschliche im Krankenhaus<br />

nicht zu kurz kommt.<br />

Sie bestückt ja nicht nur die<br />

Getränkeautomaten im Haus,<br />

macht Dienstpläne, kümmert<br />

sich um die Deko im und<br />

macht im Ernstfall auch bis<br />

zu 120 „versetzt“ aus ganz<br />

Deutschland kommende, angehende<br />

Bibliothekare aus der<br />

Hermann-Gundert-Schule mit<br />

einem vom Versorgungszentrum<br />

zugelieferten Mittagessen<br />

satt: Sie ist eben auch<br />

Seelsorgerin und Sozialarbeiterin.<br />

„Aber das ist okay so“,<br />

strahlt sie, während ein Mann<br />

mit Gipsverband eine Packung<br />

Kekse bestellt.<br />

Mit der Mentalität ihrer<br />

Kundschaft – herzlich<br />

und vor allem auch gerade-<br />

(her)aus – kann Hannelore<br />

Armbruster eh gut. Schließlich<br />

ist sie selbst eine Nord-<br />

Schwarzwälderin.<br />

Einen Namen könnte das<br />

Calwer Krankenhaus-Café<br />

noch brauchen. Wie wär‘s mit<br />

„Café Sonnenschein“, „Café<br />

Calw“ oder „Café Glasperlenspiel“?<br />

Dann hätte das<br />

Hospital sogar noch Literaturnobelpreisträger<br />

Hermann<br />

Die Service GmbH Schwarzwald bietet als 100prozentiges<br />

Tochterunternehmen der <strong>Klinikverbund</strong><br />

Südwest GmbH ihre Dienstleistungen allen<br />

Häusern im <strong>Klinikverbund</strong> an. Fast 200 Servicekräfte<br />

garantieren eine einheitlich hohe Qualität<br />

in den Bereichen Personaldienstleistung, Hauswirtschaft<br />

und Gastronomie. Auch die Cafeterien<br />

werden von der Service GmbH geführt.<br />

Hesse, dem großen Sohn der<br />

Stadt, ein weiteres Denkmal<br />

gesetzt. Vielleicht tappt auch<br />

mal der „Steppenwolf“ auf<br />

seinen Pfoten ins Café, wenn<br />

er sich sonntags die Beine vertreten<br />

hat .<br />

Hans Siedann<br />

47


+ ticker +++ ticker +++ ticker +++ ticker<br />

KURZNACHRICHTEN<br />

Zentrum für Alterstraumatologie<br />

Am 14. April <strong>2010</strong> wurde das neue Zentrum<br />

für Alterstraumatologie (ZAT) am Klinikum<br />

Sindelfingen-Böblingen unter der Leitung<br />

von Professor Dr. Axel Prokop, Chefarzt<br />

der Unfallchirurgie Sindelfingen, und Dr.<br />

Karl-Michael Reinauer, Chefarzt der geriatrischen<br />

Reha-Klinik Böblingen, offiziell eröffnet.<br />

Es ist das erste TÜV-geprüfte Zentrum<br />

in Baden-Württemberg, das auf die<br />

Behandlung älterer Patienten spezialisiert<br />

Erweiterte Ambulante<br />

Physiotherapie (EAP)<br />

Das Therapiezentrum im <strong>Klinikverbund</strong> Südwest<br />

bietet in Calw nun auch EAP an. EAP<br />

ist ein von den Unfallversicherungsträgern<br />

gesondert finanziertes Therapieverfahren.<br />

Es handelt sich um krankengymnastische,<br />

physikalische und medizinische Trainingsmaßnahmen<br />

zur Beseitigung schwerer Funktions-<br />

und Leistungsbeeinträchtigungen<br />

vor allem im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparates.<br />

Behandlungsmaßnahmen<br />

wie Krankengymnastik, Elektrotherapie usw.<br />

werden bei der EAP für Patienten in einem<br />

ganz individuellen Therapieplan zusammengestellt.<br />

Ein muskuläres Aufbautraining ist in<br />

diesen Plan integriert. Für das Angebot wurde<br />

die Physiotherapieabteilung nun großzügig<br />

erweitert und ausgestattet. EAP-Zentren<br />

müssen spezielle personelle, apparative und<br />

räumliche Anforderungen erfüllen.<br />

48<br />

ist. Gewährleistet wird dies durch ein neu<br />

geschaffenes, interdisziplinäres Konzept.<br />

Das Spektrum reicht von der Notfallbehandlung<br />

in der Zentralen Notaufnahme über die<br />

operative Versorgung in der Unfallchirurgie<br />

am Klinikum Sindelfingen-Böblingen, die<br />

geriatrisch-internistische Behandlung von<br />

Begleit- und Grunderkrankungen bis zur<br />

Rehabilitation in der Reha-Klinik Böblingen.<br />

Eine sofortige, optimierte Therapie und<br />

Rehabilitation soll die Reintegration in das<br />

alte, vertraute Umfeld ermöglichen. Dafür<br />

sorgen Ärzte, Schwestern, Pfleger, Physiotherapeuten,<br />

Logopäden, Ergotherapeuten<br />

und Sozialarbeiter durch eine gut verzahnte<br />

Zusammenarbeit.<br />

Nach Oberhausen ist das ZAT damit erst das<br />

zweite zertifizierte Zentrum dieser Art in<br />

Deutschland.<br />

Das Therapiezentrum in Calw steht nicht<br />

nur stationären Krankenhauspatienten<br />

offen. Auch ambulante Patienten können<br />

jederzeit auf das Leistungsangebot der<br />

neu gestalteten Abteilung für Physiotherapie<br />

zurückgreifen oder das umfangreiche<br />

Kursangebot nutzen. Weitere Informationen<br />

erhalten Sie von Uwe Gross,<br />

Standortleitung Calw, unter Telefon<br />

07051 14-41620 oder im Internet unter<br />

www.klinikverbund-suedwest.de.


THEMA<br />

Zertifizierte<br />

Wundexperten<br />

Schätzungen zufolge leiden in Deutschland<br />

ca. vier Millionen Menschen unter chronischen<br />

Wunden, nur jeder fünfte Patient<br />

wird adäquat versorgt. Der <strong>Klinikverbund</strong><br />

Südwest bildet seit letztem Jahr zusätzliche<br />

Wundexperten aus, um die Qualität der individuellen<br />

Wundtherapie bei Patienten weiter<br />

zu steigern. Die Wundexperten werden<br />

nach den Vorgaben des Basiskurses „Wundexperte<br />

Initiative Chronische Wunden e. V.“<br />

(ICW), eine vom Deutschen Pflegeverband<br />

(DPV) und dem Deutschen Berufsverband für<br />

Pflegeberufe (DBfK) anerkannte Fortbildung,<br />

speziell geschult. Um auch künftig auf dem<br />

wissenschaftlich neuesten Stand zu bleiben,<br />

treffen sich die zertifizierten Wundexperten<br />

zweimal jährlich in Qualitätszirkeln zum fachlichen<br />

Austausch von Erfahrungen.<br />

DKMS Nabelschnurblutbank<br />

Seit Kurzem ist auch die DKMS (Deutsche<br />

Knochenmarkspenderdatei) Nabelschnurblutbank<br />

in Herrenberg aktiv. Werdende Eltern<br />

haben am Krankenhaus Herrenberg die<br />

Möglichkeit, kostenlos Nabelschnurblut für<br />

die Allgemeinheit einlagern zu lassen – und<br />

dadurch vielleicht einem Leukämiepatienten<br />

die Chance auf ein neues Leben zu geben.<br />

Nabelschnurblut ist besonders geeignet,<br />

weil die darin enthaltenen Stammzellen noch<br />

nicht völlig ausgereift sind. Dadurch kann bei<br />

einer Transplantation die Ausprägung einer<br />

möglichen Abstoßungsreaktion geringer sein<br />

als bei der Transplantation von Stammzellen,<br />

die zu einem späteren Zeitpunkt gewonnen<br />

werden.<br />

Auch die Geburtshilfe an den Kliniken Böblingen<br />

kooperiert mit der DKMS sowie mit<br />

einigen privaten Anbietern.<br />

Ausgezeichnet<br />

für Kinder<br />

Die Kinderklinik Böblingen hat das Gütesiegel<br />

„Ausgezeichnet für Kinder“ der Gesellschaft<br />

der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen<br />

in Deutschland e. V. (GKinD)<br />

erhalten. Dieses Siegel soll Eltern nicht nur<br />

einen Teil der Ängste nehmen, sondern vor<br />

allem einen Anhaltspunkt geben, wo ihnen<br />

in angemessener Entfernung zum Wohnort<br />

die bestmögliche medizinische Versorgung<br />

für ihre Kinder geboten wird. Die GKinD<br />

e. V. hat das Siegel in Zusammenarbeit mit<br />

der Deutschen Akademie für Kinder- und<br />

Jugendmedizin e. V. (DAKJ), der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Kind und Krankenhaus<br />

e. V. (BaKuK) und der Deutschen Gesellschaft<br />

für Kinderchirurgie e. V. (DGKCH) entwickelt.<br />

Um es zu erlangen, müssen Kliniken eine<br />

qualitativ sehr hochwertige, altersgerechte<br />

Versorgung gewährleisten. Auf diese Weise<br />

wird auch die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität<br />

der stationären Versorgung von<br />

Kindern und Jugendlichen gesichert.<br />

Hintergrundinfos sowie die Liste der zertifizierten<br />

Kliniken finden Sie im Internet unter<br />

www.ausgezeichnet-fuer-kinder.de.<br />

SOKO Stuttgart<br />

Im Herbst 2009 wurden die Kliniken Böblingen<br />

zum Schauplatz der beliebten Vorabendserie<br />

SOKO Stuttgart. In der Geschichte ging<br />

es um den Tod eines Assistenzarztes. Neben<br />

ständigen Kleindarstellern waren auch<br />

einige Mitarbeiter des <strong>Klinikverbund</strong>es Südwest<br />

direkt beteiligt als Statisten. Eine Krankenschwester<br />

erzählt, wie viel Spaß ihr das<br />

macht. „Aber in der Serie trage ich meine<br />

Haare offen. Als echte Krankenschwester<br />

darf ich so nicht arbeiten“, erklärt sie die<br />

kleinen Unterschiede zur Realität. Die Folge<br />

wurde im April ausgestrahlt unter dem Titel<br />

„Ein eingespieltes Team“.<br />

49<br />

+ ticker +++ ticker +++ ticker +++ ticker


RÄTSELSEITE<br />

��������������<br />

�����������������<br />

50<br />

������������<br />

���������������<br />

������������<br />

�����������������<br />

�<br />

�����������������<br />

��������������<br />

���������������<br />

������������<br />

Kreuzworträtsel


S<br />

U<br />

D<br />

O<br />

K<br />

U<br />

Leben<br />

im Alter<br />

gemeinsam<br />

gestalten<br />

Wiedenhöfer-Stift Herrenberg Tel. 07032 206 120<br />

Pfl egeheim Korntal Tel. 0711 839906 0<br />

Nikolaus-Stift Deckenpfronn Tel. 07056 93209 0<br />

Friedensheim Calw-Stammheim Tel. 07051 9333 0<br />

51<br />

Sudoku<br />

Bilderrätsel:<br />

Die Bilder B und D sind gleich<br />

Familiäre Senioren- und Pfl egeheime<br />

4 mal in Baden-Württemberg<br />

Tages- und Kurzzeitpfl ege<br />

Betreutes Wohnen<br />

Dauerpfl ege<br />

Seniorenwohnheim<br />

Appartements derzeit frei:<br />

Nikolaus-Stift und<br />

Wiedenhöfer-Stift<br />

Hildrizhauser Straße 29<br />

71083 Herrenberg<br />

Telefon 07032 206-0 www.evdiak.de


DRK-Kreisverband<br />

Böblingen e. V.<br />

DRK-Notfallrettung<br />

Wir sind Ihre Rettung<br />

112Notfallrettung<br />

und Krankentransport<br />

DRK-Ambulante Dienste<br />

Länger daheim mit uns<br />

� Mobilruf<br />

Tel. 0 70 31/69 04-41<br />

� Häuslicher Pfl egedienst<br />

Tel. 0 70 31/69 04-46<br />

10 Mal im Landkreis Böblingen<br />

Tel. 0 70 31/69 04-0<br />

www.drk-altenpflegeheime-bb.de<br />

Krankentransporte<br />

Tel. 0 70 31/19 222<br />

DRK-Altenpfl egeheime<br />

Menschen sorgen für Menschen<br />

� Hausnotruf<br />

Tel. 0 70 31/69 04-41<br />

� Menüservice<br />

Tel. 0 71 52/92 07 30<br />

DRK-Kreisverband Böblingen e. V.: DRK-Zentrum, Waldenbucher Str. 38, 71065 Sindelfi ngen, Tel. 0 70 31/69 04-0, info@drk-kv-boeblingen.de,<br />

www.drk-kv-boeblingen.de<br />

© Fotos: willma... + mi.la/photocase.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!