impulse Gesundheitsmagazin - Ausgabe 1 | 2010 - Klinikverbund ...
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<strong>impulse</strong><br />
<strong>Gesundheitsmagazin</strong><br />
1 | <strong>2010</strong><br />
Bluthochdruck<br />
Keine reine<br />
Alterserkrankung<br />
Nepal<br />
Medizinischer<br />
Einsatz bis zur<br />
Erschöpfung<br />
Topthema:<br />
Hygiene
Alles Gute für Ihre Genesung!<br />
Wenn Sie aber nach dem Krankenhausaufenthalt zu Hause noch weiterhin Hilfe<br />
benötigen, ist die Diakonie-Sozialstation vor Ort für Sie da.<br />
Unsere Mitarbeiter beraten Sie bereits im Krankenhaus wie es zu Hause weitergehen kann<br />
und leiten notwendige Vorbereitungen ein.<br />
Die Diakonie-Sozialstationen in den Landkreisen Böblingen, Calw und der Stadt Gerlingen<br />
sind verläßliche Partner und kooperieren mit dem <strong>Klinikverbund</strong> Südwest.<br />
Die Diakonie- Sozialstationen in Ihrer Region<br />
bieten bzw. vermitteln umfassende Hilfe und Unterstützung für Sie daheim.<br />
� Pflege und Betreuung kranker und schwerkranker Menschen � Krankenpflege � Altenpflege<br />
� Pflegerische Anleitung und Beratung für Angehörige � Nachtwachen � Kurzzeitpflege � hauswirtschaftliche Versorgung<br />
� Wohnungsreinigung � Familienpflege � Nachbarschaftshilfe � Hausnotruf � stundenweise Betreuung � 24-Stunden-Betreuung<br />
� Kontaktpflege/-anrufe � Betreutes Wohnen � Betreuung für Menschen mit demenzbedingten Einschränkungen � Besuchsdienste<br />
� Gesprächskreis für pflegende Angehörige � Krankenpflegekurse � Hospizarbeit � Essen auf Rädern/Mittagstisch<br />
2<br />
Zentrale Hotline 0180 524 6378<br />
14 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz
EDITORIAL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Hygiene im Krankenhaus<br />
ist ein Thema,<br />
das in den letzten<br />
Monaten verstärkt an<br />
öffentlichem Interesse<br />
gewonnen hat. Auslöser<br />
hierfür sind nicht<br />
nur die Schweinegrippe<br />
oder der Noro-<br />
virus, die eine intensive<br />
Hände-Hygiene notwendig machen, sondern<br />
auch die von Sozialministerin Dr. Monika Stolz<br />
geforderte landesweite Krankenhaushygieneverordnung.<br />
Multiresistenten Erregern soll es<br />
hierbei an den Kragen gehen; jenen Bakterien,<br />
die auch als „Killerkeime“ durch die Medien<br />
bekannt wurden und vor allem in medizinischen<br />
Einrichtungen übertragen werden.<br />
Die Unsicherheit und Angst vor dieser unsichtbaren<br />
Gefahr ist groß.<br />
Wir haben die brisante und für viele angst-<br />
einflößende Thematik zum Topthema gemacht,<br />
um aufzuzeigen, wie man sich vor<br />
diesen Bakterien schützen kann, wie sie sich<br />
verbreiten und wie intensiv wir in den Krankenhäusern<br />
des <strong>Klinikverbund</strong>es dagegen<br />
vorgehen, um unsere Patienten zu schützen.<br />
Speziell ausgebildete Hygienefachkräfte berichten<br />
von ihrer Arbeit und ihrem Einsatz<br />
gegen Keime und Bakterien.<br />
Auch außerhalb von Krankenhäusern spielt<br />
Hygiene eine immer größere Rolle; Hände<br />
waschen, Kehrwoche machen, Geschirr spülen<br />
– tagtäglich führen wir ganz selbstverständlich<br />
hygienische Maßnahmen in unseren Lebenswelten<br />
durch. Doch wir hinterfragen unsere<br />
Gewohnheiten meist gar nicht mehr – tun wir<br />
es richtig, tun wir zu viel oder etwa zu wenig?<br />
Wie viel Hygiene benötigen wir im Alltag tatsächlich?<br />
Die Hygienetipps des Gesundheitsamtes<br />
geben hierauf Antwort.<br />
Lesen Sie in unserem <strong>Gesundheitsmagazin</strong><br />
außerdem Nützliches zum Thema Bluthochdruck<br />
und Sodbrennen sowie Wissenswertes<br />
über Hormone und deren Einfluss auf unsere<br />
Gefühle. Wir stellen Ihnen den neuen Hebammenkreißsaal<br />
in Herrenberg vor, informieren<br />
Sie über eines der wichtigsten Organe<br />
des menschlichen Körpers – die Schilddrüse,<br />
erklären, warum der Leistenbruch männlich<br />
ist und nehmen Sie mit auf einen Hilfseinsatz<br />
nach Nepal.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Ihr Dr. Gunther K. Weiß<br />
Geschäftsführer<br />
3<br />
Topthema Hygiene<br />
Seiten 6, 10, 16, 27<br />
Bluthochdruck<br />
Seite 21<br />
Magenreflux<br />
Seite 14<br />
Hormone<br />
Seite 18
INHALT<br />
Vertrauen ist gut …<br />
Seite 6<br />
Hebammenkreißsaal<br />
Seite 12<br />
Killerkeime MRSA<br />
Seite 16<br />
4<br />
3 EDITORIAL<br />
4 INHALT<br />
TOPTHEMA<br />
6 Vertrauen ist gut,<br />
Kontrolle ist besser<br />
16 MRSA – Killerkeime<br />
27 Haushalts-Hygienetipps<br />
VERBUND DER<br />
HUNDERT BERUFE<br />
10 Hygienefachkraft<br />
Klinikum Sindelfingen-Böblingen<br />
Kliniken Böblingen<br />
Bunsenstraße 120, Tel.: 07031 668-0<br />
Kliniken Sindelfingen<br />
Arthur-Gruber-Straße 70, Tel.: 07031 98-0<br />
Krankenhaus Herrenberg<br />
Marienstraße 25, Tel.: 07032 16-0<br />
Krankenhaus Leonberg<br />
Rutesheimer Straße 50, Tel.: 07152 202-0<br />
Kreisklinikum Calw-Nagold<br />
Kliniken Calw<br />
Eduard-Conz-Straße 6, Tel.: 07051 14-0<br />
Kliniken Nagold<br />
Röntgenstraße 20, Tel.: 07452 96-1<br />
AKTUELL<br />
12 Hebammenkreißsaal<br />
GUT ZU WISSEN<br />
14 Magenrefluxkrankheit<br />
NACHGEFRAGT<br />
18 Hormone – mehr als nur<br />
ein Quäntchen Gefühl<br />
GUT ZU WISSEN<br />
21 Bluthochdruck<br />
<strong>Klinikverbund</strong> Südwest – Stark vor Ort, erfolgreich im Verbund<br />
Reha-Klinik Böblingen<br />
Bunsenstraße 120, Tel.: 07031 668-24002<br />
Gesundheitszentrum am<br />
Klinikum Sindelfingen-Böblingen<br />
Arthur-Gruber-Straße 70, Tel.: 07031 98-0<br />
Service GmbH Schwarzwald<br />
Arthur-Gruber-Straße 70, Sindelfingen<br />
Therapiezentrum im<br />
<strong>Klinikverbund</strong> Südwest<br />
Rathausplatz 5, Sindelfingen,<br />
Tel.: 07031 879504,
FOKUS MEDIZIN<br />
24 Schilddrüse –<br />
das unterschätzte Organ<br />
28 TENS – dem Schmerz<br />
Einhalt gebieten<br />
34 Operieren mit dem<br />
Wasserstrahl<br />
REPORT<br />
30 Rettungsflugwacht:<br />
Alles Gute kommt von<br />
oben<br />
KRANKENHAUS AKUT<br />
36 Der Leistenbruch ist<br />
männlich<br />
38 Nierenersatzverfahren<br />
Impressum<br />
IMPULSE<br />
Herausgeber: <strong>Klinikverbund</strong> Südwest GmbH<br />
Verantwortlich:<br />
Dr. Gunther K. Weiß, M.Sc., Geschäftsführer<br />
Ursula Kächele, Unternehmenskommunikation<br />
Redaktion: Edda Karnowski<br />
Art Direktion: Freework Grafik-Design GmbH, Asperg<br />
Foto- und Bildbearbeitung: Egon Bässler<br />
Anzeigen: Diana Hiesinger<br />
Druck: röhm typofactory Marketing GmbH, Sindelfingen<br />
Bildquellen: Gerhard Bäuerle, fotolia, istockphoto,<br />
Hans Siedann, Horst Streitferdt, Redaktion<br />
Titelbild: fotolia<br />
IMPULSE erscheint 2 Mal im Jahr und ist kostenlos.<br />
PANORAMA<br />
40 Nepal – medizinischer<br />
Einsatz bis zur Erschöpfung<br />
46 Kaffeepause in<br />
den Kliniken Calw<br />
HAND IN HAND<br />
44 Fünf Jahre Notfallpraxis<br />
48 KURZNACHRICHTEN<br />
50 RÄTSELSEITE<br />
Redaktionsanschrift:<br />
<strong>Klinikverbund</strong> Südwest<br />
Unternehmenskommunikation<br />
Arthur-Gruber-Straße 70<br />
71065 Sindelfingen<br />
Tel.: 07031 98-11071<br />
Fax: 07031 98-19071<br />
E-Mail:<br />
unternehmenskommunikation<br />
@klinikverbund-suedwest.de<br />
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit verwendet<br />
die Redaktion Begriffe wie z. B. Patienten und<br />
Besucher geschlechtsneutral. Natürlich sind<br />
immer Patientinnen und Patienten, Besucherinnen<br />
und Besucher gemeint.<br />
5<br />
Hubschraubereinsatz<br />
Seite 30<br />
Leistenbruch<br />
Seite 36<br />
Nepal-Einsatz<br />
Seite 40<br />
Fünf Jahre Notfallpraxis<br />
Seite 44
Fotolia<br />
THEMA TOPTHEMA | HYGIENE<br />
Vertrauen ist gut …<br />
6
„Hände waschen vor dem Essen!“ Dass<br />
Hygiene wichtig ist im Leben, bringen<br />
wir schon kleinen Kindern bei. Und halten<br />
uns oft selber nicht so recht daran.<br />
Es sei denn im Winter, wenn die Erkältungen<br />
herumgehen wie das Tuch beim<br />
Kinderspiel „Faules Ei“. Hygiene, das<br />
ist ein vielschichtiges Thema, das nicht<br />
immer mit Vernunft und Gewohnheiten<br />
in Einklang zu bringen ist. Dabei wär‘s<br />
nötig.<br />
Kontrolle<br />
ist besser<br />
„Hygiene“ – was heißt das eigentlich? Hygiene<br />
stammt, so lehrt uns der Duden, aus dem<br />
Griechischen und bedeutet „Gesundheitslehre,<br />
-fürsorge und -pflege“. Es leitet sich ab von Hygieia,<br />
der griechischen Göttin der Gesundheit.<br />
Hygiene im engeren Sinn bezeichnet also alles,<br />
was der Vorbeugung von Infektionskrankheiten<br />
dient, insbesondere Maßnahmen des<br />
Reinigens, Desinfizierens und der Sterilisation.<br />
Umgangssprachlich setzt man Hygiene mit<br />
Sauberkeit gleich. Dabei ist Sauberkeit nur ein<br />
Ausschnitt dessen, was Hygiene bedeutet.<br />
7<br />
Fotolia
TOPTHEMA | HYGIENE<br />
Überall dort, wo kranke Menschen zusammenkommen,<br />
muss es besonders sauber und<br />
hygienisch zugehen – um das zu begreifen,<br />
braucht man kein Medizinstudium. Das sagt<br />
der gesunde Menschenverstand. Und doch<br />
reicht den Menschen, die im Krankenhaus arbeiten,<br />
Laienwissen über Hygiene längst nicht<br />
aus. Hier gibt es echte Fachleute dafür. Experten<br />
wie den Arzt Dr. Thilo Rünz (51) von den<br />
Kliniken Böblingen oder Elke Stolte<br />
(48), gelernte Krankenschwester,<br />
die sich im Klinikum<br />
Sindelfingen in umfangreichen<br />
Fortbildungen<br />
als Fachkraft auf alles<br />
spezialisiert hat, was<br />
mit Hygiene zu tun<br />
hat. Laien können<br />
nur staunen, was<br />
man hier alles beachten<br />
muss.<br />
17 Millionen Menschen,<br />
so hat das<br />
Robert-Koch-Institut in<br />
Berlin errechnet, werden<br />
jedes Jahr in deutschen Krankenhäusern „vollstationär”<br />
behandelt. Und zweifellos hat jeder<br />
Einzelne dieser 17.000.000 Menschen ein<br />
buchstäblich vitales Interesse daran, gesünder<br />
aus dem Krankenhaus herauszukommen als<br />
er oder sie hineingegangen ist. Klar ist: Wo<br />
sich viele Kranke und Krankheitsbilder konzentrieren,<br />
sind natürlich auch Ansteckungen und<br />
Übertragungen von Krankheiten möglich. Das<br />
zu unterbinden, ist die ureigenste Aufgabe der<br />
Hygiene.<br />
„Unser Ziel ist es natürlich, die Zahl möglicher<br />
Krankenhausinfektionen zu minimieren“, sagt<br />
Thilo Rünz. Also veranlassen sie regelmäßige<br />
Kontrollen aller dafür relevanten Einrichtungen<br />
und Gerätschaften oder begleiten Kontrolleure<br />
von außen bei deren Überwachungsmaßnahmen.<br />
„Das fängt bei Stäuben und Schimmelpilzen<br />
an, die sich in Lüftungsanlagen einnisten<br />
können. Das geht über die Desinfektion von<br />
Oberflächen und verunreinigter chirurgischer<br />
Instrumente wie Scheren, Pinzetten, Skalpelle<br />
8<br />
oder Endoskope. Das umfasst die Lebensmittelhygiene<br />
und geht bis hin zur Überwachung<br />
des Wassers im Haus, damit darin keine der<br />
so gefährlichen Legionellen vorkommen“, listet<br />
Elke Stolte auf. „Wir treffen präventiv alle Maßnahmen<br />
zum Schutz unserer Patienten ebenso<br />
wie für unsere Mitarbeiter“, ergänzt Dr. Rünz.<br />
Patienten mit Viren oder hochresistenten Keimen<br />
müssen deshalb – eventuell im Einzelzimmer<br />
– so untergebracht werden, dass<br />
sich Infektionsketten verhindern<br />
lassen, obwohl das<br />
bei menschlichen Kontakten<br />
oft alles an-<br />
dere als einfach ist.<br />
Aber komplexe<br />
und komplizierte<br />
Themen zu bearbeiten,<br />
ist man in<br />
den Krankenhäusern<br />
gewohnt.<br />
“Wir haben hier<br />
zum Beispiel ein weit<br />
verzweigtes Wasserleitungsnetz“,<br />
erläutert Hygienefachfrau<br />
Elke Stolte. Deshalb sei es wichtig,<br />
regelmäßig Wasserhähne oder Duschköpfe<br />
auf Legionellen zu untersuchen. Das Gesundheitsamt<br />
kontrolliere einmal im Jahr, „wir zusätzlich<br />
ebenfalls“. Motto: Vertrauen ist gut.<br />
Kontrolle besser. Obwohl keiner daran zweifelt,<br />
dass Stadtwerke sauberes Wasser liefern.<br />
Auch sämtliche Reinigungs- und Desinfektionsgeräte<br />
müssen in einem bestimmten Intervall<br />
überprüft werden. Spülmaschinen für Töpfe<br />
und Urinflaschen ebenso. Allein in den Kliniken<br />
Sindelfingen gibt es 56 davon.<br />
Einmal im Jahr ist hier auch externe Kontrolle<br />
angesagt. „Wir schauen nach Mikroorganismen“,<br />
streift Rünz noch mal das Thema Wasser.<br />
Wird je ein Befall festgestellt, wird das Wasser<br />
auf 80, 90 Grad erhitzt und danach lässt<br />
man es eine Stunde laufen. „Da strecken auch<br />
die hartnäckigsten Legionellen die Waffen“,<br />
schmunzelt er und freut sich, dass „das Gesundheitsamt<br />
hier seit Jahren nichts gefunden
hat“. Ein externes zertifiziertes Labor nehme<br />
die Untersuchungen an den Kliniken des Verbunds<br />
vor. Bereiche wie die Entbindungsstation<br />
mit ihren Entbindungsbadewannen – „da<br />
haben wir Sterilfilter vorgeschaltet“ – oder die<br />
Frühchenstation würden außerdem nochmals<br />
zusätzlich überwacht.<br />
Vier Vollzeitkräfte bietet der <strong>Klinikverbund</strong><br />
in seinen sechs Häusern auf und investiert<br />
gut eine viertel Million Euro pro Jahr, damit<br />
Harnwegsinfekte (der häufigste Befund) oder<br />
Wundinfektionen nach Operationen, Lungenentzündungen<br />
oder „katheterassoziierte Infektionen“<br />
nicht vorkommen. Passiert es doch,<br />
wird darüber nach Paragraph 23 des Infektionsschutzgesetzes<br />
akribisch Buch geführt,<br />
erst recht auf der Intensivstation.<br />
Auch dort, wo Speisen zubereitet<br />
oder erhitzt oder<br />
Medikamente hergestellt<br />
werden wie z. B. in der<br />
Apotheke, sind die Berufskontrolleureunterwegs.<br />
Elke Stolte – da<br />
könnte sogar der Haus-<br />
meister neidisch werden<br />
– kommt mit ihren<br />
zentralen Schlüsseln<br />
überallhin.<br />
Schulungen des<br />
Personals zählen<br />
ebenfalls zu den<br />
Aufgaben der<br />
beiden Hygie-<br />
neexperten.<br />
Dass sie natio-<br />
nale kranken-<br />
hausmedizi-<br />
nische Unter-<br />
suchungen<br />
kennen,<br />
die besagen, man könne<br />
nur ein Drittel der noch<br />
vorkommenden Krankenhausinfektionen<br />
auch tatsächlich<br />
verhindern, schmälert<br />
ihren Ehrgeiz nicht im Geringsten.<br />
Dr. Thilo Rünz weiß: „Und unser<br />
Konzept wird auch von<br />
anderen als hervorragend beurteilt.“<br />
!<br />
Hans Siedann<br />
Beachten Sie auch unsere<br />
Hygienetipps auf Seite 27<br />
9<br />
iStockphoto
VERBUND DER HUNDERT BERUFE | HYGIENEFACHKRAFT<br />
Handarbeit<br />
Hygiene macht keinen Feierabend um 17 Uhr. Schon gar nicht in einem Krankenhaus.<br />
Hygiene ist eine Grundvoraussetzung im Leben eines jeden Krankenhausmitarbeiters<br />
– und auch eine grundsätzliche Einstellung zu den Dingen.<br />
Das bekommen wir bei unserem Gesprächstermin zu spüren. Kaum über<br />
die ersten Worte hinausgekommen, klingelt bereits das Telefon und Elke<br />
Stolte, Hygienefachkraft seit zehn Jahren, hebt selbstverständlich den Hörer<br />
ab. „MRSA?“, fragt sie. Der Gesprächsteilnehmer bejaht. In einem kurzen<br />
Gespräch geht sie das MRSA-Prozedere für diesen Patienten mit der Kollegin<br />
vor Ort durch.<br />
Seit sechs Uhr morgens ist sie<br />
bereits im Einsatz und wirbelt<br />
rund um das Thema Hygiene<br />
im Krankenhaus, das ihr eine<br />
echte Herzensangelegenheit<br />
ist. Besonders liebt sie die Tätigkeiten,<br />
die direkt mit Menschen<br />
zu tun haben. Da sind<br />
all die beratenden Aufgaben,<br />
das Erstellen und Pflegen der<br />
Hygienepläne und Infektionsmerkblätter,<br />
die Schulungen<br />
und die Begehungen der<br />
Krankenhäuser, die in ihren<br />
Zuständigkeitsbereich fallen,<br />
wie auch die Mitarbeit<br />
bei der Auswahl der hygienerelevanten<br />
Verfahren und<br />
Medizinprodukte. Die vorgeschriebene<br />
Dokumentation,<br />
10<br />
Erstellung von Statistiken, ist<br />
keine Lieblingsbeschäftigung,<br />
zu viel Schreibtisch, zu wenig<br />
Kontakt. Und den findet sie<br />
wichtig. Außerdem kann Hygiene<br />
nicht warten, weshalb<br />
sie und ihre Kolleginnen quasi<br />
rund um die Uhr erreichbar<br />
sind. Das bleibt natürlich jedem<br />
überlassen; wird das zu<br />
viel, organisiert man einen<br />
Bereitschaftsdienst. Bis jetzt<br />
aber schaffen sie es so.<br />
Um Hygienefachkraft werden<br />
zu können, muss man Krankenschwester<br />
sein und drei<br />
Jahre Berufserfahrung vorweisen.<br />
Dann steht der Weiterbildung<br />
nichts mehr im Wege.<br />
und<br />
Sorgfalt<br />
Wahlweise in einem oder in<br />
zwei Jahren kann man sich<br />
ausbilden lassen. Es ist zwar<br />
eine Weiterbildung, die eine<br />
Menge abverlangt, zumal es<br />
deutschlandweit gar nicht so<br />
viele staatliche Ausbildungsstätten<br />
gibt und diese auch<br />
von sehr unterschiedlichem<br />
Ruf sind. Was aber offensichtlich<br />
eher ein Hemmschuh für<br />
viele ist, die mit dem Gedanken<br />
spielen, sich ausbilden zu<br />
lassen, ist die Tatsache, dass<br />
es doch spezielle charakterliche<br />
Fähigkeiten braucht,<br />
um diesem Job etwas abzugewinnen.<br />
„Hartnäckigkeit!“,<br />
lacht Elke Stolte. Wie beim<br />
Autofahren, wo auch schon<br />
einmal der Blinker beim Abbiegen<br />
vergessen wird, ist<br />
es auch im Arbeitsalltag.<br />
Handlungen werden ganz<br />
unbewusst vereinfacht. Hygienefachkräfte<br />
müssen immer<br />
wieder erinnern, schulen,<br />
Übungen durchführen. Um<br />
zu demonstrieren, wie wichtig<br />
das ist, stellt Frau Stolte
einen Metallkoffer mit einer<br />
integrierten UV-Lampe auf<br />
den Tisch. Vor unseren Augen<br />
nimmt sie Desinfektionsmittel<br />
und reibt die Hände – scheinbar<br />
äußerst gründlich – ein.<br />
Dann hält sie diese unter die<br />
UV-Lampe. Und hier wird nun<br />
überdeutlich erkennbar, wie<br />
mangelhaft die demonstrierte<br />
Desinfektion war. Überall<br />
und vor allem an den Daumen<br />
sind noch Flecken zu<br />
sehen, die darauf hinweisen,<br />
dass hier Viren und Bakterien<br />
vorhanden sind. „Das ist der<br />
Grund, weshalb wir auch bei<br />
der Aktion ‚saubere Hände‘<br />
mitmachen und regelmäßig<br />
Hände-Aktionstage in den<br />
Krankenhäusern veranstalten.<br />
Es ist unerlässlich, die richtige<br />
und gründliche Desinfektion<br />
immer wieder zu üben“, erläutert<br />
sie. Wobei sie schon<br />
bei einem der wichtigsten<br />
Themen ihres Fachgebietes<br />
ist, der Hände-Hygiene. „Hier<br />
ist einfach besonders viel zu<br />
tun, weil dies das unbewusste<br />
Alltagsverhalten betrifft.“<br />
Doch auch so komplizierte<br />
Aufgaben wie die Begleitung<br />
von Baumaßnahmen gehören<br />
zu ihrem Arbeitsgebiet. „Da<br />
könnten Verunreinigungen<br />
in die Luft gelangen, deshalb<br />
werden wir schon vorsorglich<br />
dazugeholt, damit das eben<br />
nicht passiert!“<br />
Eine weitere Gabe, die es für<br />
diesen Job braucht, ist eine<br />
gute Kommunikationsfähigkeit.<br />
Da es leider noch nicht<br />
so viele Studien gibt, wie eigentlich<br />
benötigt werden,<br />
hängt etliches auch von Erfahrung<br />
und Einschätzung<br />
ab. Vorgaben für die Hygiene<br />
sind u. a. die Richtlinien des<br />
Robert-Koch-Instituts, doch<br />
darüber hinaus ist es oft sinnvoll,<br />
auch Einschätzungen von<br />
Kollegen einzuholen und mit<br />
den eigenen Erkenntnissen<br />
abzugleichen sowie<br />
Erfahrungen<br />
auszutauschen.<br />
Das gilt besonders,<br />
weil sich<br />
Hygienefachkräfte<br />
in immer neue Thematiken<br />
einarbeiten müssen.<br />
Sie kennen alle Bereiche,<br />
Ecken und Berufsgruppen in<br />
einem Krankenhaus. Im Vorteil<br />
ist, wer schon Erfahrung<br />
über Arbeitsabläufe und Prozesse<br />
gesammelt hat. „Hygienefachkräfte<br />
müssen in der<br />
Lage sein, selbstständig zu arbeiten<br />
und sich Wissen anzueignen“,<br />
bestätigt Elke Stolte.<br />
Und ihre zukünftige Kollegin,<br />
die derzeit die Weiterbildung<br />
absolviert, ergänzt: „Aber darin<br />
liegt der Reiz – es ist so<br />
vielseitig und immer wieder<br />
neu!“<br />
Redaktion<br />
iStockphoto<br />
11
Fotolia<br />
AKTUELL | HEBAMMENKREISSAAL<br />
Neu im Angebot<br />
Der „Hebammenkreißsaal“ komplettiert<br />
das Angebot der Herrenberger Geburtshilfe.<br />
Für das ganz persönliche Weltwunder sollte<br />
am besten die Welt stillstehen und alles ganz<br />
Ohr, Auge, Gefühl sein für das kleine Wesen,<br />
das nun plötzlich da ist. Nichts soll stören, keine<br />
Routine, keine Technik, keine Gerätemedizin.<br />
Doch jede Mutter, jedes Elternpaar wägt die<br />
bevorstehende Geburt auch unter dem Aspekt<br />
der Sicherheit ab. Und so wünschen sich werdende<br />
Eltern einen Rahmen, der möglichst alle<br />
ihre Bedürfnisse berücksichtigt, der Wärme,<br />
Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt, Raum lässt<br />
für selbstbestimmtes Handeln und dennoch<br />
möglichst hohe Sicherheit für Mutter und Kind<br />
gewährleistet. Das vor Kurzem in Herrenberg<br />
zusätzlich zur Klinikgeburt eingeführte Konzept<br />
des Hebammenkreißsaals bringt all das<br />
unter einen Hut und schließt damit die Lücke<br />
zwischen Haus- und Klinikgeburt.<br />
Im Hebammen geleiteten Kreißsaal können gesunde<br />
Schwangere, bei denen eine komplikationsfreie<br />
Geburt zu erwarten ist, ihr Kind ganz<br />
natürlich zur Welt bringen – mit Eins-zu-eins-<br />
Betreuung durch eigens geschulte Hebammen<br />
12<br />
und ohne die medizinischen Routineeingriffe,<br />
die in einem ärztlichen Kreißsaal dazugehören.<br />
Den Gebärenden werden beispielsweise keine<br />
Infusionsnadeln gelegt, auch Schmerzmittel<br />
oder wehenfördernde Medikamente gibt es<br />
nicht. Stattdessen steht bei dem Konzept, das<br />
ein zusätzliches Angebot zum erfolgreichen,<br />
ärztlich geleiteten Kreißsaal darstellt, das Normale,<br />
Natürliche einer Geburt im Vordergrund<br />
und wird nach Kräften unterstützt – etwa mit<br />
alternativen Methoden wie Akupunktur, Aromatherapie<br />
oder Homöopathie. Gibt es während<br />
der Geburt Komplikationen, kann schnell<br />
und unkompliziert in die ärztliche Verantwortung<br />
übergeleitet werden. Für Mutter und Kind<br />
stehen dann sofort alle medizinischen Möglichkeiten<br />
zur Verfügung – ohne Bruch, denn<br />
sie werden von derselben Hebamme weiter<br />
betreut.<br />
„Wir können auf Routineeingriffe verzichten,<br />
weil wir die Frauen durch die Vorgespräche<br />
kennen und einschätzen können“, erklärt Gudrun<br />
Zecha, die leitende Hebamme, die an der<br />
Einführung des innovativen, deutschlandweit<br />
erst in wenigen Kliniken praktizierten Konzepts<br />
maßgeblich beteiligt war. Zwei Vorgespräche<br />
sind deshalb Pflicht für alle, die im
Hebammenkreißsaal entbinden wollen. Sie<br />
dienen dazu, sich kennenzulernen, abzuklären,<br />
ob körperliche oder psychische Kriterien gegen<br />
eine natürliche Geburt sprechen, und sie<br />
bieten die Gelegenheit, Fragen zu stellen und<br />
sich über die bevorstehende Geburt auszutauschen.<br />
„Das ist für alle schön, für die Frauen<br />
und auch für uns Hebammen“, meint Gudrun<br />
Zecha. „Uns geht es dabei auch darum, die<br />
Wünsche und Vorstellungen der Gebärenden<br />
zu erfahren und schriftlich festzuhalten. Dann<br />
können wir die Frauen im Geburtsverlauf besser<br />
unterstützen, damit sie am Ende sagen können:<br />
Es war gut so, wie es war.“<br />
Eine, die dies mit Sicherheit behaupten kann,<br />
ist Sonja Cayol, die Ende März ihr erstes Kind<br />
im Hebammenkreißsaal zur Welt brachte. „Es<br />
war wie ein Traum“, schwärmt sie am Morgen<br />
nach der gut überstandenen natürlichen Geburt.<br />
„Ich habe mich von der ersten Minute an<br />
wohlgefühlt und wurde von den Hebammen<br />
sehr gut betreut. Sie strahlten sehr viel Ruhe<br />
und Kompetenz aus und haben mich in allem<br />
bestens unterstützt!“<br />
Als in der Nacht die Fruchtblase platzte, machte<br />
sie sich mit ihrem Mann Xavier auf den Weg<br />
in die Klinik, wurde dort von einer Hebamme<br />
in Empfang genommen und durchgehend betreut.<br />
„Sie ließ uns auch mal allein, war aber<br />
immer für uns da und hat uns super begleitet“,<br />
erinnert sich die frischgebackene Mutter. Bereits<br />
nach vier Stunden kam Söhnchen Philippe<br />
zur Welt, wurde gleich angelegt und konnte<br />
sich in aller Ruhe auf die neue Umgebung<br />
einstellen. „In der Austreibungsphase kam<br />
noch eine zweite Hebamme hinzu. Es war<br />
eine ganz ruhige und schöne Atmosphäre“, erzählt<br />
Sonja Cayol. „Perfekt!“, schwärmt auch<br />
Ehemann Xavier.<br />
Das neue Angebot drückt sich auch in der<br />
Raumgestaltung des frisch umgebauten und<br />
renovierten Kreißsaals aus. Mit seinem klaren,<br />
bis ins Detail stimmigen innenarchitektonischen<br />
Konzept, das die Hebammen mit entwickelten,<br />
strahlen die Räume eine angenehme, warme<br />
und geborgene Atmosphäre aus – und besitzen<br />
dabei doch den Komfort und die Sicherheit<br />
einer modernen Entbindungsstation. Das beginnt<br />
bei den in alle Richtungen verstellbaren<br />
Gebärbetten, die sich individuell den Wünschen<br />
und Bedürfnissen der Kreißenden anpassen<br />
können und alle Gebärpositionen gut unterstützen.<br />
Sitzmöbel in edlem – und hygienischem<br />
– Leder, ein Farbkonzept in warmen und beruhigenden<br />
Farben und die durchdachte Raumanordnung<br />
erzeugen eine positive Grundstimmung.<br />
„Die<br />
Leute sollen<br />
sagen: ‚Hier<br />
ist es aber<br />
schön!‘, weil<br />
das Wohlfühlen<br />
ein sehr<br />
wichtiger Aspekt<br />
des Hebammenkreißsaals<br />
ist“,<br />
erklärt Gudrun<br />
Zecha.<br />
„Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass eine Geburt<br />
gut verläuft,<br />
steigt<br />
mit gemütlichenRäumen<br />
und einer<br />
guten Beziehung<br />
zum<br />
Entbindungsteam.“<br />
Ganz<br />
unabhängig<br />
davon, welche<br />
Form der<br />
Entbindung<br />
eine Frau wählt, ist es für den Geburtsprozess<br />
unerlässlich, dass sie sich wohlfühlt, Vertrauen<br />
hat und loslassen kann. Dazu gehört auch,<br />
alles in der Nähe zu wissen, was an Sicherheit<br />
überhaupt möglich ist. Dem Herrenberger<br />
Team ist es wichtig, Frauen bei jeder Art von<br />
Entbindung optimal, herzlich und kompetent<br />
zu betreuen. In dieser vertrauensvollen Atmosphäre<br />
kann ein Erlebnis entstehen, bei dem<br />
die Welt einen klitzekleinen Moment stillgestanden<br />
zu haben scheint: bei der Geburt des<br />
eigenen Kindes.<br />
Jutta Krause<br />
13<br />
Die frisch renovierten<br />
Räumlichkeiten in<br />
Herrenberg gewinnen<br />
durch ruhige,<br />
warme Farben
GUT ZU WISSEN | MAGENREFLUXKRANKHEIT<br />
Nicht unbedingt eine Nichtigkeit:<br />
Wohl jeder kennt dieses unangenehme<br />
Kratzen im Hals, das oftmals nach einer<br />
Mahlzeit auftaucht: Sodbrennen. Im<br />
Fachjargon wird von der Magenrefluxkrankheit<br />
gesprochen. Saurer Mageninhalt<br />
fließt in die Speiseröhre zurück und<br />
reizt sie. Etwa sieben Prozent der Bevölkerung<br />
leiden unter regelmäßigem Sodbrennen.<br />
Den Betroffenen kann in aller<br />
Regel medikamentös geholfen werden.<br />
Es besteht aber auch die Möglichkeit,<br />
operativ die Ursache des Sodbrennens<br />
zu beheben.<br />
14<br />
Mit Sodbrennen plagen sich auch gesunde<br />
Menschen. Ein paar Mal Speichel geschluckt,<br />
und das unangenehme Kratzen im Hals ist<br />
wieder verschwunden, es ist nicht weiter<br />
problematisch. Durch den Speichel wird die<br />
Magensäure neutralisiert, der Schmerz geht<br />
vorüber. Anders verhält es sich allerdings bei<br />
Personen, die regelmäßig unter Sodbrennen<br />
leiden, sie sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen.<br />
Etwa sieben Prozent der Bevölkerung<br />
betrifft diese Erkrankung. „Fast jeder bekommt<br />
mal Sodbrennen, für manche wird dies aber<br />
zum Dauerbrenner“, sagt Dr. Wolfgang Heinz,<br />
Chefarzt der Gastroenterologie am Krankenhaus<br />
Leonberg. Zusammen mit der Klinik für<br />
Allgemein- und Viszeralchirurgie unter Leitung<br />
von Chefarzt Dr. Karl Josef Paul bilden beide<br />
Kliniken in Leonberg ein über die Landkreise<br />
hinaus bekanntes Bauchzentrum.<br />
Wie aber entsteht Sodbrennen? Dahinter verbirgt<br />
sich der chronische Rückfluss von saurem<br />
Mageninhalt in die Speiseröhre. Der ist problematisch,<br />
denn die Speiseröhre dient dem<br />
Transport der Nahrung in den Magen und nicht<br />
der Verdauung. Daher ist sie mit einer anderen<br />
Schleimhaut als der Magen ausgekleidet, und<br />
eben diese Schleimhaut der Speiseröhre wird<br />
bei intensivem Kontakt mit der Magensäure<br />
gereizt, sie entzündet sich.<br />
Zwischen dem Magen und der Speiseröhre<br />
besteht eine Barriere. Der untere Schließmuskel<br />
der Speiseröhre und das Zwerchfell bilden<br />
diese Barriere, die eine Art Ventil ist und somit<br />
üblicherweise den Rückfluss des sauren<br />
Mageninhalts verhindert. Die Funktion des<br />
Schließmuskels kann allerdings eingeschränkt
sein. „Ursache dafür ist beispielsweise eine<br />
Erschlaffung des Schließmuskels, die zumeist<br />
kombiniert ist mit einem Bruch des Zwerchfells“,<br />
erklärt Dr. Paul. Der Magen wird<br />
dadurch nicht vollständig abgedichtet,<br />
saurer Magensaft kann in die<br />
Speiseröhre aufsteigen – dabei<br />
Fotolia<br />
spricht man von einem Reflux.<br />
Verschiedene Faktoren können<br />
einen Rückfluss von Magensäure zudem fördern:<br />
bestimmte Medikamente, Schwangerschaft,<br />
eine verzögerte Magenentleerung, eine<br />
erhöhte Säurebildung im Magen, Alkohol und<br />
Nikotin, Übergewicht. „Ein erhöhter Bauchinnendruck<br />
begünstigt einen Reflux“, erklärt<br />
hierzu Dr. Heinz. Und eben dieser Druck kann<br />
beispielsweise durch Fettleibigkeit entstehen.<br />
Diese Auflistung zeigt, dass viele Personen<br />
durch die Umstellung ihrer Lebens- und Essgewohnheiten<br />
einen großen Beitrag dazu leisten<br />
können, den Reflux zu minimieren, mithin das<br />
Sodbrennen seltener aufkommen zu lassen.<br />
Dazu gehört beispielsweise eine Reduktion<br />
des Gewichts bei übergewichtigen Personen,<br />
der Verzicht auf Alkohol und Nikotin, die Verwendung<br />
einer Kopfstütze in der Nacht, um<br />
den Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre<br />
durch die leicht erhöhte Position des<br />
Oberkörpers zu reduzieren.<br />
In aller Regel ist das Sodbrennen medikamentös<br />
zu behandeln. Verabreicht werden dabei<br />
sogenannte Protonenpumpenhemmer. Hinter<br />
diesem pompösen Namen verbirgt sich ein<br />
Medikament, das die Säureproduktion reduziert.<br />
Je nach Schwere der Krankheit ist eine<br />
Behandlung von mehreren Wochen bis hin zu<br />
mehreren Monaten notwendig. Üblicherweise<br />
werden die Beschwerden sehr schnell gelindert,<br />
die entzündete Schleimhaut der Speiseröhre<br />
kann abheilen.<br />
Bleiben diese Medikamente wirkungslos, besteht<br />
eine jahrelange Refluxkrankheit oder wünschen<br />
es die Patienten, so ist auch eine Operation<br />
denkbar. Dabei wird der Bruch des Zwerchfells<br />
verschlossen und eine Magenmanschette<br />
um den unteren<br />
Teil der Speiseröhre<br />
und den<br />
Mageneingang<br />
hergestellt. Diese<br />
Operation wird<br />
endoskopisch – mittels<br />
der Schlüssellochtechnik<br />
– durchgeführt.<br />
„Die Chance bei dieser Operation ist sehr groß,<br />
dass die Beschwerden dauerhaft beseitigt sind.<br />
Schon am Tag nach der OP ist das Sodbrennen<br />
weg“, erklärt Dr. Paul. Das Sodbrennen ist also<br />
nicht länger ein Dauerbrenner.<br />
Thomas Oberdorfer<br />
„Gewaltig Gewaltig überfordert<br />
üb überfordert f d t –<br />
wenn Pflege an Grenzen stößt ?!“<br />
Ich schaff' es nicht mehr<br />
Montag – Donnerstag<br />
16.00 - 18.00 Uhr<br />
sind wir telefonisch f erreichbar.<br />
Sie können uns auch eine E-Mail<br />
senden:<br />
info@krisentelefon-bb.de<br />
15
Fotolia<br />
TOPTHEMA BRENNPUNKT | MRSA<br />
Killerkeime<br />
Bis zu 40.000 Menschen sterben bundesweit jedes Jahr, weil<br />
sie sich ausgerechnet dort, wo sie gesund werden sollen, mit<br />
Krankenhauskeimen anstecken. Anlass für die Landesregierung,<br />
noch in diesem Jahr ein Gesetz mit strengen Vorgaben<br />
zur Krankenhaushygiene auf den Weg zu bringen – Vorgaben,<br />
die der <strong>Klinikverbund</strong> bereits heute erfüllt.<br />
Bakterien besiedeln unsere Haut und Schleimhäute<br />
zu Abermillionen. Normalerweise ist das<br />
auch kein Problem. Anders, wenn diese Keime<br />
in Wunden oder Blutbahnen geraten. Dann<br />
können sie regelrecht zu „Killerkeimen“ mutieren<br />
– ein Begriff, den deshalb nicht nur die<br />
Boulevardmedien verwenden, sondern auch<br />
seriöse Magazine.<br />
MRSA (Multi Resistente Staphylococcus<br />
Aureus), so heißt die Gefahr im medizinischen<br />
Fachbegriff. MRSA, das steht für Bakterien,<br />
deren Besonderheit es ist, dass ihnen viele<br />
Antibiotika nichts mehr anhaben können. Sie<br />
vermehren sich ungehemmt weiter. Woher<br />
das kommt? Vermutlich davon, dass allzu viele<br />
Ärzte die Bakterienabtöter über Jahre zu häufig<br />
verschrieben haben – die falschen Antibiotika,<br />
zu niedrig dosiert, über einen zu langen Zeitraum<br />
eingenommen. Folge: Die Krankheitserreger<br />
stumpfen ab. Auf Flächen können MRSA-<br />
Keime bis zu 40 Tage überleben, weshalb ein<br />
gründliches Desinfizieren unverzichtbar ist. Vor<br />
allem mit intensiver Hände-Hygiene – darauf<br />
16<br />
16<br />
weist auch ein Flyer des <strong>Klinikverbund</strong>es Südwest<br />
sehr deutlich hin – werden verhängnisvolle<br />
Verkettungen erst gar nicht in Gang gesetzt.<br />
Was also bei MRSA tun? „Handeln“, sagen Hygienefachkraft<br />
Elke Stolte und Dr. Thilo Rünz.<br />
Weil eine Infektion mit MRSA, insbesondere bei<br />
Schwerkranken, Probleme bei der Behandlung<br />
bereiten kann, sind die Kliniken im Kreis Calw<br />
und Böblingen penibel bemüht, die Ausbreitung<br />
dieser Bakterienstämme zu verhindern.<br />
Deshalb werden hier die vom Robert-Koch-Institut<br />
festgelegten Risikopatientengruppen getestet.<br />
Als Risikopatienten gelten zum Beispiel<br />
Patienten, die aus Regionen mit hoher MRSA-<br />
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) kommen oder<br />
die in den vergangenen zwölf Monaten schon<br />
einmal länger als drei Tage im Krankenhaus<br />
waren. Das heißt, bei der Aufnahme wird ihnen<br />
mit einem Wattestäbchen ein Mischabstrich<br />
von Rachen, Nase und Dammbereich und<br />
gegebenenfalls von vorhandenen Wunden abgenommen<br />
und im Labor molekularbiologisch<br />
untersucht.<br />
Wohlgemerkt: Die meisten Menschen, die<br />
MRSA-Bakterien mit sich herumtragen, sind<br />
nicht etwa erkrankt. Aber sie kommen als<br />
Überträger in Betracht. Deshalb müssen sie<br />
gegebenenfalls isoliert werden. „Wir halten<br />
hierfür stets ein, zwei Einzelzimmer bereit“,
iStockphoto<br />
sagt Dr. Rünz. In die gehen Ärzte und Pflegepersonal<br />
dann auch nur in Schutzkleidung<br />
hinein, tragen also Kittel, Handschuhe, Haube<br />
und Mundschutz. Dass sich Patienten deshalb<br />
bisweilen wie Aussätzige fühlen können, dass<br />
insbesondere ältere, schwerhörige Menschen<br />
dann nicht mehr von den Lippen ablesen können<br />
– all das ist den Hygienefachleuten an den<br />
Kliniken wohl bewusst. Aber: Vorsicht und<br />
Vernunft müssen im Kampf gegen potenzielle<br />
„Killerkeime“ die Oberhand behalten.<br />
„Deutschland und auch Baden-Württemberg<br />
haben in diesem Bereich zu viel verschlafen“,<br />
verweist Dr. Thilo Rünz auf erfolgreichere MR-<br />
SA-Vorreiterländer wie Holland oder auch Skandinavien.<br />
Landessozialministerin Dr. Monika<br />
Stolz will deshalb noch in diesem Jahr landeseinheitliche<br />
Richtlinien für ein Hygienemanagement<br />
in Gesetzesform erlassen. Regelmäßige<br />
Mitarbeiterschulungen und ausgebildete Hygienefachkräfte<br />
sollen so für alle Krankenhäuser<br />
verpflichtend werden. Im <strong>Klinikverbund</strong> Südwest<br />
werden bereits heute die geforderten<br />
krankenhauskeim-spezifischen Hygienerichtlinien<br />
umgesetzt.<br />
Deshalb gehört zur Checkliste eines jeden aufgenommenen<br />
Patienten beispielsweise auch<br />
die Frage, ob er in den letzten Wochen in<br />
einem griechischen oder spanischen Krankenhaus<br />
behandelt worden ist. Denn gerade hier<br />
stecken sich deutsche Touristen besonders oft<br />
mit dem hartnäckigen MRSA-Keim an.<br />
Zudem ist das Klinikum Sindelfingen-Böblingen<br />
seit 2009 am Pilotprojekt zur Bekämpfung von<br />
MRSA-Keimen des Stuttgarter Landesgesundheitsamtes<br />
beteiligt. In den Landkreisen Böblingen,<br />
Heidenheim, Enz, Lörrach und Waldshut<br />
werden hierbei Handlungsempfehlungen erarbeitet,<br />
die später landesweit umgesetzt werden<br />
sollen.<br />
Hans Siedann<br />
17<br />
17<br />
Multi Resistente<br />
Staphylococcus<br />
Aureus, MRSA,<br />
sind Bakterien,<br />
die als Besonderheit<br />
Abwehrmechanismen<br />
gegen viele<br />
Antibiotika ent-<br />
wickelt haben
Fotolia<br />
NACHGEFRAGT | HORMONE<br />
Mehr als nur ein<br />
18<br />
Der Frühling ist wieder da. Zufrieden sitzen wir im wärmenden<br />
Sonnenschein auf einer Parkbank und genießen<br />
den Duft von Blumen, die nach langer Winterpause zu<br />
sprießen beginnen. Sonne und Blumenduft scheinen uns<br />
zu betören. Doch was geschieht da eigentlich mit uns?<br />
Hormone spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Quäntchen Gefühl<br />
iStockphoto<br />
„Frühlingsgefühle<br />
gibt es wirklich“,<br />
erklärt Dr. Konrad<br />
Bäuerle,<br />
Chefarzt der<br />
Klinik für Innere<br />
Medizin in Calw.<br />
„Was wir empfinden,<br />
hat auch seine Ursache.“ Im<br />
Frühling werden die Tage<br />
länger und die Sonne zeigt<br />
sich immer häufiger. Sonnenlicht<br />
führt dazu, dass wir uns<br />
wohl fühlen, weil unser Körper<br />
weniger Schlafhormone<br />
und mehr Glückshormone<br />
produziert. Das Schlafhormon<br />
Melatonin wird von der<br />
Zirbeldrüse unseres Gehirns<br />
gebildet und sorgt dafür, dass<br />
wir müde sind, wenn es dunkel<br />
ist. Im Winter haben wir<br />
80 Prozent mehr Melatonin in<br />
unserem Körper als im Sommer.<br />
Ist es heller, produziert<br />
die Zirbeldrüse weniger<br />
Melatonin<br />
und wir sind<br />
wacher und<br />
spürbar aktiver.<br />
Auch<br />
wenn unser Glückshormon<br />
Serotonin ausgeschüttet wird,<br />
was vermehrt im Frühling und<br />
im Sommer der Fall ist, fühlen<br />
wir uns einfach gut. Wer<br />
sich niedergeschlagen fühlt,<br />
ängstlich, antriebslos oder<br />
sogar grundlos aggressiv ist,<br />
bei dem könnte die Ursache<br />
ein Mangel dieses Glückshormons<br />
sein. Eine gesunde<br />
Ernährung mit viel Obst und<br />
Gemüse und zahlreichen Ballaststoffen,<br />
kombiniert mit<br />
Bewegung und Entspannung,<br />
bringt den Körper dazu, mehr<br />
Serotonin auszuschütten<br />
– und schon fühlen wir uns<br />
wohler.<br />
Hormone steuern eine<br />
Vielzahl von Vorgängen<br />
Doch Hormone sind nicht nur<br />
für unser Gefühlsleben<br />
von Bedeutung.<br />
Unser Körper ist<br />
ein kompliziertes<br />
System gegenseitigabhängi-<br />
ger Organe und Gewebe.<br />
Eine Vielzahl von Vorgängen<br />
muss fortlaufend überwacht<br />
und reguliert werden, dies<br />
geschieht unbewusst mit Hormonen.<br />
Sie steuern in unserem<br />
Körper lebenswichtige Funktionen<br />
wie den Kreislauf, den<br />
Stoffwechsel und die Körpertemperatur.<br />
Außerdem regeln<br />
sie unsere Fortpflanzung und<br />
sind verantwortlich dafür, wie<br />
wir uns unserer Umwelt gegenüber<br />
verhalten. So schüttet<br />
unsere Nebenniere<br />
beispielsweise bei<br />
Stress Adrenalin<br />
aus, das dazu<br />
dient, unseren<br />
Körper<br />
in Alarmbereitschaft<br />
zu<br />
versetzen und<br />
auf Kampf oder<br />
Flucht vorzubereiten.<br />
Hormone sind chemische<br />
Botenstoffe, die über den<br />
Blutkreislauf in zahlreiche<br />
Körperteile gelangen. Hierbei<br />
muss jeder hormonelle Einzeleffekt<br />
genauestens über-<br />
wacht werden, da es sonst zu<br />
einer Störung des fein ausgewogenen<br />
Gleichgewichts<br />
kommen kann. Das Geheim-<br />
nis dieses Kontrollmechanis-<br />
mus ist die sogenannte<br />
Rückkopplung, bei der das<br />
hormonfreisetzende Organ<br />
den Hormonspiegel im<br />
Blut misst. Ist der Wert<br />
zu hoch, schüttet das<br />
Organ weniger Hormone aus.<br />
19
Fotolia<br />
NACHGEFRAGT | HORMONE<br />
Die meisten Hormone sind<br />
Eiweiße und werden von bestimmten<br />
Drüsen produziert,<br />
die sich an verschiedenen<br />
Körperstellen befinden. Hierbei<br />
nimmt die Hirnanhangsdrüse<br />
eine<br />
führende Rolle<br />
ein: Sie produziert<br />
Hormone,<br />
die wiederum<br />
andere Körperdrüsen<br />
wie<br />
die Schilddrüse,<br />
die Nebenschilddrüsen,<br />
die Nebennieren oder<br />
die Keimdrüsen dazu bringen,<br />
selbst eigene Hormone freizusetzen.<br />
Eine Erkrankung<br />
der Hirnanhangsdrüse kann<br />
daher dazu führen, dass zum<br />
Beispiel die Schilddrüse nicht<br />
richtig arbeitet. Dann kommt<br />
es zu einer eigentümlichen<br />
Verdickung und Schwellung<br />
der Haut. Häufig sind die<br />
Patienten übergewichtig und<br />
kälteempfindlich. Die geistige<br />
Beweglichkeit nimmt ab<br />
und die Sprache ist langsam<br />
und rau.<br />
20<br />
Schüttet die Hirnanhangsdrüse<br />
zu wenig Hormone für die<br />
Keimdrüsen aus, verringert<br />
sich beim Mann die Produktion<br />
des Samens und die des<br />
Männlichkeitshormons Testosteron.<br />
Bei der Frau unterbleibt<br />
die Heranreifung der<br />
Eizellen in den Eierstöcken<br />
und die Produktion des weiblichen<br />
Geschlechtshormons<br />
Östrogen verringert sich. Der<br />
Mann verweiblicht, die Frau<br />
vermännlicht. Unfruchtbarkeit<br />
ist die Folge.<br />
Aber nicht immer ist die Hirnanhangsdrüse<br />
schuld daran,<br />
dass die ihr untergeordneten<br />
Körperdrüsen nicht richtig<br />
funktionieren – die Körperdrüsen<br />
können selbst erkrankt<br />
sein. Doch wo die Ursache<br />
nun auch liegen mag,<br />
wenn der Körper zu geringe<br />
Mengen eines Hormons produziert,<br />
kann die Erkrankung<br />
meist erfolgreich durch Einnahme<br />
des Hormons in Form<br />
eines Medikamentes behandelt<br />
werden. Ursache einer<br />
Überproduktion hingegen ist<br />
des Öfteren ein Tumor, der<br />
chirurgisch entfernt wird.<br />
Jedoch stehen bei Weitem<br />
nicht alle Körperdrüsen unter<br />
der Kontrolle der Hirnanhangsdrüse.<br />
Essen wir Sahnetorte,<br />
tritt beispielsweise<br />
unsere Bauchspeicheldrüse<br />
in Aktion. Sie schüttet Insulin<br />
aus, das den Traubenzucker<br />
der Sahnetorte in die Zellen<br />
schleust und sie so mit Energie<br />
versorgt. Natürlich braucht<br />
der Körper nur selten die ganze<br />
Menge Zucker einer Sahnetorte<br />
sofort und speichert<br />
deshalb für Mangelzeiten<br />
einen Teil davon in Form von<br />
Glykogen. Fällt der Traubenzuckerspiegel<br />
im Blut zu stark<br />
ab, tritt das zweite Hormon<br />
der Bauchspeicheldrüse –<br />
das Glukagon – in Aktion. Es<br />
wandelt das Glykogen wieder<br />
in Traubenzucker zurück.<br />
Störungen dieses Zusammenspiels<br />
sind die Ursache der<br />
so bekannten Zuckerkrankheit<br />
(Diabetes mellitus). Die
Bauchspeicheldrüse produziert<br />
nicht genügend Insulin.<br />
Traubenzucker reichert sich<br />
im Blut an, kann aber nicht in<br />
die Zellen geschleust werden.<br />
Dies führt zu Müdigkeit und<br />
Gewichtsverlust. Die Nieren<br />
scheiden Traubenzucker aus.<br />
Das wiederum erhöht den<br />
Harnfluss, was einen starken<br />
Durst zur Folge hat.<br />
Übrigens sind es nicht immer<br />
nur Organe, die Hormone<br />
produzieren. Überall im Körper<br />
gibt es verteilte Zellen, die<br />
Hormone herstellen können.<br />
So finden sich beispielsweise<br />
in den Nieren, deren Hauptaufgabe<br />
in der Ausscheidung<br />
überschüssiger Flüssigkeit,<br />
Mineralien und Abbauprodukten<br />
des Stoffwechsels<br />
liegt, hormonbildende Zellen.<br />
Sie helfen mit bei der Regulation<br />
des Flüssigkeits- und<br />
Kochsalzhaushalts und des<br />
Blutdrucks.<br />
Wenn etwas<br />
schiefläuft im<br />
feinen Zusammenspiel<br />
all dieser<br />
Hormone, dann kümmert<br />
sich der Endokrinologe<br />
darum. Er befasst sich mit der<br />
Lehre von den Drüsen, die Sekrete<br />
über die Blutbahn in den<br />
Körper abgeben, ihrer Funktion<br />
und ihren Hormonen.<br />
Medizinisch gesehen ein<br />
wichtiges Fachgebiet, da die<br />
Krankheitsbilder so vielfältig<br />
und komplex sind wie die Wirkungsweise<br />
der Hormone.<br />
Dr. Claudia Borchard-Tuch<br />
iStockphoto<br />
GUT ZU WISSEN | BLUTHOCHDRUCK<br />
Unter Druck<br />
Ganz allmählich steigt er<br />
meist an und sorgt dann<br />
für eine Menge Probleme<br />
– der Blutdruck. Immer<br />
mehr Menschen leiden<br />
unter den Folgen, ob<br />
der Bluthochdruck nun<br />
schnell kommt oder sich<br />
erst langsam entwickelt.<br />
In jedem Fall ist es sehr<br />
wichtig, Hochdruck rechtzeitig<br />
zu erkennen und in<br />
den Griff zu kriegen.<br />
„Hochdruck beginnt bei<br />
140/90 mmHg“, erklärt Dr.<br />
Joachim Bierich, kardiologischer<br />
Chefarzt der Klinik<br />
für Innere Medizin des<br />
Krankenhauses Herrenberg<br />
(mmHg ist die Kurzbezeichnung<br />
für die Maßeinheit<br />
Millimeter Quecksilbersäule).<br />
Je länger ein Bluthochdruck<br />
(Hypertonie) besteht, desto<br />
größer ist die Gefahr von<br />
Folgeschäden wie Schlaganfall,<br />
Nieren- oder Herzschwäche.<br />
Am Handlungsbedarf<br />
besteht also kein Zweifel.<br />
Doch was kann man tun?<br />
Bluthochdruck kann<br />
viele Ursachen haben<br />
Die häufigste Form des Bluthochdrucks<br />
bei älteren Patienten<br />
ist die sogenannte<br />
„essenzielle Hypertonie“, bei<br />
der die Ursache unbekannt<br />
21
fotolia<br />
GUT ZU WISSEN | BLUTHOCHDRUCK<br />
ist. Die anderen Formen des<br />
Bluthochdrucks treten hingegen<br />
als Folge einer anderen<br />
Erkrankung wie zum Beispiel<br />
einer Nierenerkrankung auf,<br />
weshalb sie als sekundäre<br />
Formen des Bluthochdrucks<br />
bezeichnet werden. Während<br />
die sekundäre Hypertonie –<br />
wenigstens teilweise – durch<br />
die Behandlung des Grundleidens<br />
therapiert werden kann,<br />
ist dies bei der essenziellen<br />
Hypertonie nicht der Fall.<br />
Wichtig ist es, einen Hochdruck<br />
möglichst frühzeitig zu<br />
erkennen, um Folgeschäden<br />
zu verhindern. Das ist aber<br />
gar nicht so einfach. Die meisten<br />
Menschen, die an einem<br />
essenziellen Bluthochdruck<br />
erkrankt sind, verspüren gar<br />
keine Beschwerden, ja sie fühlen<br />
sich sogar leistungsfähiger.<br />
Einige wenige leiden unter<br />
Kopfdruck oder Kopfschmerzen,<br />
sie klagen über<br />
22<br />
Ohrensausen, Herzklopfen,<br />
Schwindel oder Schweißausbrüche.<br />
In fortgeschrittenem<br />
Stadium kommt Luftnot dazu.<br />
„Das Herz wird steif vom<br />
Hochdruck“, sagt Dr. Bierich<br />
hierzu. „Es pumpt nicht mehr<br />
richtig, sodass sich Wasser in<br />
der Lunge ansammelt.“<br />
Bei älteren Patienten wird<br />
daher beim Arztbesuch regelmäßig<br />
der Blutdruck gemessen.<br />
Stellt der Arzt fest,<br />
dass der Blutdruck zu hoch<br />
ist, wird er weitere unabhängige<br />
Messungen über<br />
einen längeren Zeitraum<br />
durchführen. Im zweiten<br />
Schritt untersucht der Arzt,<br />
um welche Form des Bluthochdrucks<br />
es sich handelt.<br />
Hierzu führt der Mediziner<br />
unter anderem verschiedene<br />
Blutuntersuchungen durch<br />
wie zum Beispiel die Bestimmung<br />
der Schilddrüsenwerte.<br />
Wichtig ist auch zu prüfen,<br />
ob der Hochdruck bereits zu<br />
Organschäden geführt hat.<br />
Hochdruck muss<br />
behandelt werden<br />
Bei nur mäßig erhöhten Blutdruckwerten<br />
braucht der<br />
Patient zunächst keine Medikamente<br />
einzunehmen.<br />
Wichtig ist, eventuelles Übergewicht<br />
zu verringern, sich<br />
viel und vor allem regelmäßig<br />
zu bewegen und auf eine<br />
salz- und fettarme Ernährung<br />
zu achten. Schwimmen und<br />
Spazierengehen sind sehr hilfreiche<br />
und wirksame Sportarten.<br />
Stress dagegen treibt den<br />
Blutdruck in die Höhe, Entspannungstechniken<br />
können<br />
dem Stress entgegenwirken.<br />
„Jeder Hochdruckpatient<br />
sollte über ein eigenes Blutdruckmessgerät<br />
verfügen“,<br />
wünscht sich Dr. Bierich. Dann<br />
kann der Patient den Blutdruck<br />
jeweils zur gleichen Tageszeit<br />
messen. Das ist wichtig,<br />
um die Werte miteinander<br />
vergleichen zu können.<br />
Doch nicht immer sind die eigenen<br />
Bemühungen von Erfolg<br />
gekrönt. Dann hilft alles<br />
nichts, Medikamente müssen<br />
nun zum Einsatz kommen. Dafür<br />
stehen sehr unterschiedlich<br />
wirkende Substanzen zur<br />
Verfügung, die für jeden Patienten<br />
individuell ausgewählt<br />
und eingestellt werden müssen:<br />
Angiotensin-Converting-<br />
Enzyme (ACE-)-Hemmer beeinflussen<br />
ein Hormonsystem,<br />
das den Blutdruck reguliert.<br />
Wassertreibende Medikamente<br />
steigern die Natrium-<br />
und Wasserausscheidung und<br />
senken so den Blutdruck. Calciumantagonisten<br />
und Angiotensinantagonisten<br />
erweitern<br />
die Gefäßwände. Wichtig:<br />
„Wenn der Patient gut eingestellt<br />
ist und sich wohlfühlt,<br />
darf er die Medikamente nicht<br />
einfach absetzen, sonst steigt<br />
natürlich der Druck wieder<br />
an“, warnt Dr. Bierich vor zu<br />
sorglosem Umgang mit dieser<br />
Chemie.<br />
Auch junge Patienten<br />
können einen Bluthochdruck<br />
haben<br />
In ganz Europa steigt die Zahl<br />
junger Erwachsener, ja sogar<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
mit Bluthochdruck – häufig<br />
infolge von Übergewicht<br />
und Bewegungsmangel.
Allerdings liegt bei jüngeren<br />
Patienten mit größerer Wahrscheinlichkeit<br />
eine sekundäre<br />
Hochdruckkrankheit zugrunde<br />
als bei älteren.<br />
Häufige Auslöser des Bluthochdrucks<br />
sind Nierenerkrankungen,<br />
weshalb bei der<br />
Suche nach der Ursache eine<br />
Untersuchung des Urins und<br />
eine Ultraschalldiagnostik der<br />
Nieren stets vorgenommen<br />
werden sollten. Manchmal<br />
liegt auch eine angeborene<br />
Verengung der großen Körper-<br />
schlagader zugrunde. Da die<br />
Verengung in der Regel hinter<br />
den Gefäßen für Kopf und<br />
Arme liegt, ist die Durchblutung<br />
in der unteren<br />
Körperhälfte verringert.<br />
Dies führt dazu, dass<br />
ein Kind beim Sport beispielsweise<br />
nicht leistungsfähig ist.<br />
Seine Beine fühlen sich zu<br />
schwach an, um lange Läufe<br />
durchzuhalten. In der oberen<br />
Körperhälfte hingegen ist der<br />
Blutdruck hoch. Bei der ersten<br />
Blutdruckmessung an jünge-<br />
ren Patienten wird daher der<br />
Blutdruck wenigstens einmal<br />
an beiden Armen und einem<br />
Bein gemessen.<br />
Weitere Gründe für Bluthochdruck<br />
liegen in der Überfunktion<br />
von Schilddrüse oder<br />
Nebennieren und, speziell bei<br />
Frauen des jüngeren und mittleren<br />
Lebensalters, in eigentümlichen<br />
Veränderungen der<br />
Nierenarterien, der sogenannten<br />
fibromuskulären Dysplasie;<br />
nach diesen Ursachen für<br />
Bluthochdruck wird mit speziellen<br />
Untersuchungen, beispielsweise<br />
der Magnetresonanztomographie,<br />
aber auch<br />
mit Laboruntersuchungen<br />
„gefahndet“.<br />
Wie beim älteren Patienten<br />
muss auch der jüngere Patient<br />
bei einer Hochdruckkrise<br />
– erkennbar an Kopfweh,<br />
Verwirrtheit, Schwindel, Läh-<br />
mungserscheinungen, Erbrechen,<br />
Atemnot oder Druck<br />
auf der Brust und Blutdruckwerten<br />
typischerweise über<br />
200/100 mmHg – sofort ärzt-<br />
lich versorgt werden, bei<br />
Versagen oder Fehlen einer<br />
ambulanten Behandlungsmöglichkeit<br />
am besten direkt<br />
im Krankenhaus. Dort<br />
kann die Krise erfolgreich<br />
behandelt werden, ohne<br />
dass dauerhafte Schäden<br />
entstehen. Besser, man lässt<br />
es gar nicht so weit kommen<br />
und kümmert sich rechtzeitig<br />
um seine Gesundheit.<br />
Dr. Claudia Borchard-Tuch<br />
iStockphoto<br />
Bluthochdruck – eine reine Alterserkrankung? Absolut nicht. Selbst Kinder<br />
können schon betroffen sein. Dr. Dirk Löhr, Chefarzt der Klinik für Nieren-<br />
und Hochdruckerkrankungen an den Kliniken Sindelfingen hält fest,<br />
dass Bluthochdruck nicht vermeidbar ist. In 90 Prozent der Fälle hat man<br />
die Veranlagung zu Bluthochdruck durch seine Gene vererbt bekommen.<br />
Man kann in der Regel kein einzelnes Gen für den Bluthochdruck verantwortlich<br />
machen. Es handelt sich vielmehr um das Zusammenspiel vieler<br />
genetischer Faktoren. Äußere Einflüsse wie Stress, Übergewicht und Ernährungsgewohnheiten<br />
tragen im Laufe des Lebens dazu bei, ob und wie<br />
ausgeprägt ein Bluthochdruck sich dann ausbildet. Eine „gesunde“ Lebensführung<br />
kann allerdings beeinflussen, in welcher Ausprägung er sich manifestiert.<br />
Zu erkennen ist Bluthochdruck sehr schwer. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig<br />
den Blutdruck prüfen zu lassen und zwar in jedem Alter und besonders,<br />
wenn Bluthochdruck bei einem Elternteil bekannt ist. Vor allem<br />
gemäßigter Ausdauersport wirkt regulierend auf den Kreislauf, während<br />
exzessiver Kraftsport das Gegenteil hervorruft. Bei Gewichthebern beispielsweise<br />
wurden im Wettkampf schon Spitzenwerte von über 350<br />
gemessen – das ist alles andere als empfehlenswert. Am besten hilft regelmäßige<br />
körperliche Betätigung, z. B. dreimal pro Woche halbe Stunde Rad<br />
fahren, Schwimmen oder Walken, Gewichtsreduktion bei Übergewicht<br />
sowie Vermeiden von übermäßigem Salz- und Alkoholkonsum.<br />
23
fotolia<br />
Als kleines Organ steuert die Schilddrüse<br />
wichtige Funktionen im Körper wie Herz und<br />
Kreislauf oder den Stoffwechsel. Ihre Funktionstüchtigkeit<br />
hat Bedeutung für unsere Persönlichkeit,<br />
Psyche und unsere Fruchtbarkeit,<br />
für Magen und Darm, ja selbst für Nerven und<br />
Muskeln. Viele Menschen leiden völlig unbemerkt<br />
an einer Fehlfunktion und die korrekte<br />
Diagnose ist oftmals reiner Zufall.<br />
Im süddeutschen Raum leidet<br />
etwa jeder dritte Erwachsene<br />
an einer Schilddrüsenvergrößerung,<br />
die als Kropf oder<br />
Struma bezeichnet wird. Ursache<br />
hierfür ist ein Jodmangel<br />
durch unzureichende natürliche<br />
Jodversorgung. Seit den 80er<br />
Jahren wird deshalb versucht,<br />
24<br />
Das<br />
unterschätzte<br />
Organ<br />
– die Schilddrüse. Wir alle werden aufmerksam, wenn<br />
es ums Herz geht. Wir treiben Sport fürs Herz, fassen<br />
uns ein Herz, und viele Dinge sind für uns eine Herzensangelegenheit.<br />
Die Schilddrüse dagegen kann<br />
sich dieser Aufmerksamkeit nicht erfreuen – unscheinbar<br />
wie sie ist, weiß doch kaum jemand, dass sie genauso<br />
bedeutsam für unser Wohl ist wie das Herz.<br />
fotolia<br />
dem Jodmangel entgegenzuwirken; es gibt<br />
mittlerweile ein reichhaltiges Angebot an Produkten,<br />
die mit Jodsalz abgeschmeckt sind,<br />
bzw. mit Jod angereichertes Salz. Waren vor 30<br />
Jahren noch etwa drei Viertel der Bevölkerung<br />
jodunterversorgt, so ist dieser Anteil erfreulicherweise<br />
in den letzten Jahren kontinuierlich<br />
gesunken. Bei 70 Prozent der Menschen in<br />
Deutschland lässt sich inzwischen eine normale<br />
Jodversorgung nachweisen.<br />
Professor Dr. Gerhard Köveker,<br />
Chefarzt der Allgemein- und<br />
Viszeralchirurgie im Klinikum<br />
Sindelfingen-Böblingen, leitet ein<br />
chirurgisch auf Schilddrüsen spezialisiertes<br />
Ärzteteam. Er erläutert<br />
die großen Bereiche der Schilddrüsenerkrankungen:<br />
Bei Jodmangel
FOKUS MEDIZIN | SCHILDDRÜSE<br />
versucht der Körper mit einem Wachstum der<br />
Schilddrüse die Hormonproduktion zu steigern,<br />
um so den Jodmangel auszugleichen. Neben<br />
kosmetischen Problemen kann das prinzipiell<br />
harmlose Wachstum auch rein mechanische<br />
Beeinträchtigungen auslösen. Möglicherweise<br />
tritt ein Kloß- oder Druckgefühl auf, was das<br />
Schlucken oder Atmen subjektiv verschlechtert.<br />
Letztlich kann der große Kropf zunehmend<br />
die Luftröhre einengen und zu akuter<br />
Atemnot führen. In diesem Fall ist oftmals eine<br />
Operation unumgänglich, stellt Professor<br />
Köveker fest.<br />
Häufig führt der Jodmangel nicht nur zur<br />
Vergrößerung, sondern auch zur Knotenbildung<br />
in der Schilddrüse. Immerhin 30 bis 40<br />
Prozent aller Erwachsenen haben knotig veränderte<br />
Schilddrüsen. In den allermeisten Fällen<br />
sind diese Knoten gutartig, dennoch bedürfen<br />
sie der Abklärung. Man unterscheidet heiße<br />
und kalte Knoten und beschreibt damit das<br />
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Aufnahmevermögen bestimmter Schilddrüsenareale<br />
für Jod und den Jodstoffwechsel.<br />
Heiße Knoten signalisieren dabei eine Überfunktion,<br />
weil in ihnen unkontrolliert zu viel<br />
Schilddrüsenhormon in die Blutbahn abgegeben<br />
wird. Kalte Knoten entsprechen Schilddrüsenarealen,<br />
die nur reduziert am Jodstoffwechsel<br />
beteiligt sind. Diese verdienen eine<br />
besondere Beachtung, weil sich dahinter auch<br />
ein bösartiger Tumor verbergen kann. Glücklicherweise<br />
sind nur etwa fünf Prozent der<br />
kalten Knoten bösartig. In diesen Fällen müssen<br />
mittels hochauflösenden Ultraschalls und<br />
Szintigraphie (eine nuklearmedizinische Untersuchung)<br />
die Knoten identifiziert und auch<br />
charakterisiert werden, um zu entscheiden,<br />
ob sie lediglich beobachtet oder gar entfernt<br />
werden müssen. Sofern ein Krebsverdacht<br />
vorliegt, muss der betroffene Schilddrüsenlappen,<br />
gegebenenfalls auch die gesamte Schilddrüse<br />
entfernt werden. Kann man denn ohne<br />
Schilddrüse leben? ist eine häufig gestellte<br />
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25<br />
Chefarzt Professor<br />
Dr. Gerhard Köveker<br />
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FOKUS MEDIZIN | SCHILDDRÜSE<br />
fotolia<br />
Mit Jod angereichertes<br />
Salz<br />
unterstützt die<br />
Jodversorgung<br />
wirkungsvoll<br />
Frage der Patienten. Zwar kann man nicht das<br />
Organ ersetzen, wohl aber das Schilddrüsenhormon<br />
Thyroxin. Unabhängig davon, ob die<br />
Schilddrüse komplett oder nur teilweise entfernt<br />
werden muss, ist es unumgänglich, das<br />
Schilddrüsenhormon in Form einer Tablette zu<br />
ersetzen. Ganz wichtig ist auch zu wissen, dass<br />
die Heilungschancen bei Schilddrüsenkrebs bei<br />
90 Prozent liegen und im Vergleich zu anderen<br />
Krebsarten sehr gut sind.<br />
Operation der Schilddrüse<br />
Der dritte Bereich der Schilddrüsenchirurgie<br />
betrifft die operative Behandlung der Überfunktion.<br />
Dabei sind drei Formen zu unterscheiden:<br />
Zum einen der sogenannte Morbus<br />
Basedow, bei dem der Organismus gegen die<br />
eigene Schilddrüse gerichtete schilddrüsen-<br />
stimulierende Antikörper produziert, zum anderen<br />
kann es sich um einen heißen Knoten in<br />
einer ansonsten völlig gesunden Schilddrüse<br />
handeln. Drittens kann auch der Jodmangel eine<br />
krankhafte Schilddrüsenfunktionauslösen.<br />
Chirurgisch<br />
spielt nur die<br />
Überfunktion<br />
eine Rolle, denn<br />
in diesen Fällen<br />
kommt es vor, dass<br />
eine medikamentöse Blockade<br />
der Schilddrüse nicht ausreicht<br />
und der Patient weiter an einer lebensbedrohlichen<br />
Überfunktion leidet. In diesem Fall<br />
muss der größte Teil der Schilddrüse entfernt<br />
werden. Typische Symptome für die Überfunktion<br />
sind eine zunehmende Reizbarkeit, Zittrigkeit,<br />
Herzrasen und Gewichtsverlust. Eine<br />
Schilddrüsenüberfunktion belastet den Körper<br />
extrem und kann dadurch lebensbedrohliche<br />
Zustände annehmen.<br />
Im Fall von Schilddrüsenveränderungen<br />
ist es vor allem wichtig, möglichst frühzeitig<br />
deren Status zu klären. Üblicherweise stellt der<br />
Hausarzt eine Veränderung anhand des klinischen<br />
und gegebenenfalls sonographischen<br />
Untersuchungsbefundes sowie beim Gespräch<br />
26<br />
mit dem Patienten fest. Bei solch einem Verdacht<br />
erfolgt in der Regel eine Überweisung<br />
zur weiteren fachärztlichen Abklärung; mittels<br />
Blutuntersuchung, Szintigraphie und Ultraschall<br />
können weitere Differenzierungen<br />
vorgenommen werden. Muss eine Operation<br />
in Erwägung gezogen werden, kommen die<br />
Patienten in die Sprechstunde des Klinikums,<br />
um alles Weitere zu klären. Eine sehr gute und<br />
harmonische Zusammenarbeit zwischen Klinik<br />
und Haus- bzw. Fachärzten ist dabei wichtig,<br />
um den Patienten umfassend zu betreuen, betont<br />
Professor Köveker, dem dieser Aspekt sehr<br />
am Herzen liegt. Das Klinikum arbeitet deshalb<br />
eng mit Hausärzten und niedergelassenen Spezialisten<br />
der Fachgebiete Nuklearmedizin und<br />
Innere Medizin zusammen.<br />
Was nun die Risiken der Operation betrifft,<br />
so sind diese in den allermeisten Fällen überschaubar,<br />
zerstreut Professor Köveker mögliche<br />
Bedenken. Die Schilddrüsenchirurgie ist heute<br />
sicherer denn je. Neben der üblichen Schilddrüsenchirurgie,<br />
die eine kosmetisch ansprechende<br />
Schnittführung im Bereich des Halses anstrebt,<br />
wird am Klinikum Sindelfingen-Böblingen regelhaft<br />
lupenmikroskopisch operiert; selbst<br />
kleinste Nervenfasern und Strukturen werden<br />
sichtbar gemacht. Darüber hinaus führte man<br />
inzwischen die „Miccoli-Technik“ ein: Ist der<br />
Knoten nicht größer als vier Zentimeter und<br />
beschränkt sich der Befund auf eine Hälfte<br />
der Schilddrüse, wird nur ein ca. zwei Zentimeter<br />
langer Hautschnitt angelegt und über<br />
eine moderne Videotechnik die Schilddrüse<br />
minimalinvasiv entfernt. Das sogenannte Neuromonitoring<br />
findet bei jeder Schilddrüsenoperation<br />
Anwendung, damit kann der etwa 0,3<br />
Millimeter dicke „Stimmbandnerv“, der sich in<br />
unmittelbarer Nähe der Schilddrüse befindet,<br />
identifiziert und geschont werden. Das minimiert<br />
das Restrisiko einer Stimmbandlähmung<br />
noch weiter. Die aktuellen gewebeschonenden<br />
Verfahren können die OP-Zeiten verkürzen und<br />
die entstehenden Narben sind nicht nur kleiner,<br />
sondern in vielen Fällen gar nicht mehr<br />
sichtbar.<br />
Dr. Ingo Wetter
fotolia<br />
TOPTHEMA | HAUSHALTS-HYGIENETIPPS VOM GESUNDHEITSAMT<br />
Hygiene im Alltag<br />
Klinisch rein muss nicht sein!<br />
1<br />
Übertriebene Hygiene und Keimfreiheit<br />
sind in einer Privatwohnung nicht notwendig.<br />
Im normalen Haushalt genügt es, Allzweckreiniger,<br />
Neutral- oder Seifenreiniger<br />
zu verwenden, um Verschmutzungen zu<br />
entfernen. Auch Mikrofaser- und Kunstfasertücher<br />
leisten gute Dienste.<br />
Sogenannte Hygienereiniger oder desinfizierende<br />
keimtötende Produkte sind in einer Privatwohnung<br />
nicht notwendig, es sei denn, es<br />
treten bestimmte übertragbare Krank-<br />
3 heiten auf. Eine vorbeugende Desinfektion<br />
nützt nicht und schützt nicht vor<br />
Krankheiten! Hygienereiniger sind zudem auch<br />
reizend und ätzend und stellen daher ein erhöhtes<br />
Unfall- und Vergiftungsrisiko dar, vor<br />
allem in Haushalten mit Kleinkindern.<br />
Mit einfachen Mitteln kann das Einschleppen<br />
und die Vermehrung möglicher Krankheitserreger<br />
verhindert<br />
nen Fußabstreifer 4<br />
werden. Durch ei-<br />
und das Ausziehen<br />
der Schuhe beim Eingang kommt die<br />
Verunreinigung gar nicht in die Wohnung.<br />
5<br />
Auch das Waschen der Hände beim Nach-<br />
Hause-Kommen vermindert den Eintrag<br />
an Keimen.<br />
Halten Sie außerdem Keller und Nebengebäude<br />
besenrein. Das verringert die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass sich Ungeziefer<br />
2<br />
6<br />
wie Mäuse, Schaben oder andere Schädlinge<br />
einnisten und durch sie Krankheitserreger verbreitet<br />
werden.<br />
Nicht im Bad oder WC ist die Wohnung<br />
am stärksten mit Keimen belastet, sondern<br />
in der Küche. Gefährlich wird’s dann,<br />
wenn sich durch Unsauberkeit oder unsachgemäße<br />
Lagerung und Verarbeitung von Geflügel,<br />
Fisch, Fleisch und Wurstwaren sowie rohe<br />
Eier die Krankheitserreger vermehren können.<br />
Desinfizierende Wirkstoffe sollen aber in einer<br />
privaten Küche nicht eingesetzt werden. Reinigen<br />
Sie, wenn möglich, Küchenutensilien in der<br />
Spülmaschine.<br />
8<br />
Auch im Bad und im WC sind Desinfektionsmittel<br />
im Normalfall nicht erforderlich;<br />
Luftverbesserer, Duftsprays oder Duftspender<br />
tragen ebenfalls nichts zu einem hygienisch<br />
sauberen Bad und WC bei. Bakterien finden in<br />
feuchten und warmen Räumen ideale Lebensbedingungen.<br />
Lüften Sie daher Ihr Bad immer<br />
gut.<br />
Folgende Tipps verringern das Krankheitsrisiko zu Hause:<br />
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dem Zubereiten von Mahlzeiten und nach jedem Toilettenbesuch.<br />
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ein idealer Nährboden für Bakterien. Hängen Sie sie luftig zum<br />
Trocknen auf.<br />
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können und wechseln Sie sie häufig.<br />
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7<br />
27<br />
fotolia
fotolia<br />
fotolia<br />
FOKUS MEDIZIN | GEGENIRRITATIONSTECHNIKEN<br />
Dem Schmerz<br />
Einhalt gebieten<br />
Kleines Gerät – große<br />
Wirkung: Die Transkutane<br />
Elektrische Nervenstimulation<br />
(TENS) setzt dem<br />
Schmerz einen Stromreiz<br />
entgegen.<br />
Der kleine Jannick hat sich<br />
das Knie angeschlagen. Es<br />
tut ziemlich weh, doch als<br />
seine Mutter sanft über das<br />
schmerzende Gelenk pustet<br />
und ihm rät, an einer Stelle<br />
knapp unter dem Knie fest<br />
zu reiben, sind die Schmerzen<br />
schnell „wie weggeblasen“.<br />
Diese Alltagssituation, die<br />
jeder so gut kennt, spiegelt<br />
einen hochkomplexen Vorgang<br />
wider, der sich auf<br />
mehreren Ebenen abspielt:<br />
28<br />
Der Mutter gelingt es, den<br />
Jungen abzulenken und damit<br />
seine Schmerzwahrnehmung<br />
zu beeinflussen.<br />
Auf<br />
Körperebene<br />
funktioniert<br />
dies, weil bestimmte Nervenbahnen<br />
nicht gleichzeitig<br />
zwei unterschiedliche Signale<br />
weiterleiten können. Schmerz<br />
kann deshalb durch einen<br />
anderen Reiz wie Kälte oder<br />
Druck überlagert werden.<br />
Das macht sich auch die<br />
Transkutane Elektrische Nervenstimulation<br />
– kurz TENS –<br />
zunutze.<br />
Darüber hinaus aktiviert das<br />
TENS-Signal körpereigene<br />
schmerzunterdrückende Mechanismen.<br />
Doch wie funktioniert<br />
TENS eigentlich genau?<br />
Indem man die Weiterleitung<br />
des Schmerz<strong>impulse</strong>s durch<br />
sogenannte Gegenirritation<br />
behindert, kann man akuten<br />
wie auch chronischen<br />
Schmerz dämpfen. Der<br />
Schmerzreiz wird durch einen<br />
leichten Stromreiz, den die<br />
Patienten als Kribbeln oder<br />
Pochen empfinden, überlagert.<br />
Klebeelektroden<br />
werden dazu so<br />
auf der Haut an-<br />
gebracht, dass die von<br />
dem Gerät erzeugten Strom<strong>impulse</strong><br />
auf bestimmte Nervenbahnen<br />
treffen und die<br />
Schmerzweiterleitung blockieren.<br />
Erfolg verspricht die Anwendung<br />
der Gegenirritation<br />
bei entzündlich bedingten<br />
Schmerzen und nach Verletzungen<br />
wie Prellungen<br />
oder Verstauchungen, aber<br />
auch bei Bandscheibenvorfällen<br />
oder dem sogenannten<br />
unspezifischen Rückenschmerz.<br />
Auch bei neuropathischen<br />
Schmerzen oder<br />
einem komplexen regionalen<br />
Schmerzsyndrom wie Arthrose<br />
kann TENS erfolgversprechend<br />
eingesetzt werden.<br />
TENS, erklärt Dr. Thomas Walz,<br />
Chefarzt der Anästhesie in<br />
Calw und Nagold, der zusammen<br />
mit Dr. Uwe Meckbach<br />
das regionale Schmerzzentrum<br />
der Deutschen Gesellschaft<br />
für Schmerztherapie in<br />
Nagold leitet, wird selten für<br />
sich allein angewandt, stellt<br />
aber eine probate Ergänzung<br />
zur medikamentösen Therapie<br />
dar. Die relativ sanfte,<br />
nichtinvasive Methode hilft<br />
Schmerzmittel
einzusparen und reduziert<br />
damit auch deren Nebenwirkungen.<br />
Besonders bei<br />
Patienten, die Medikamente<br />
schlecht vertragen, ist TENS<br />
eine Alternative. Sie hat<br />
keine Nebenwirkungen;<br />
nur bei Herzschrittmachern<br />
oder epileptischer Veranlagung<br />
ist Vorsicht geboten.<br />
Für die erfolgreiche Schmerzbekämpfung<br />
durch Gegenirritation<br />
ist deshalb die<br />
gründliche Anamnese ganz<br />
entscheidend: Welche Art von<br />
Schmerz ist es, wo entsteht<br />
er und wo kann man ihn behandeln?<br />
Bei Verletzungen ist<br />
die Schmerzursache oft eindeutig,<br />
doch viele Schmerzen<br />
strahlen aus und entstehen<br />
ganz woanders als dort, wo<br />
es weh tut. „Die Ursache des<br />
Schmerzereignisses muss erst<br />
gefunden werden. Man muss<br />
die genaue Stelle kennen, an<br />
der der Schmerz entsteht, nur<br />
dann kann man ihn wirkungsvoll<br />
beeinflussen“, erklärt Dr.<br />
Walz. Das ist oft gar nicht so<br />
einfach.<br />
Wenn aber alles klar ist, sind<br />
die kleinen TENS-Geräte eine<br />
feine Sache: Sie sind leicht<br />
zu transportieren und in der<br />
Handhabung so unkompliziert,<br />
dass die meisten Patienten<br />
sie nach einer kurzen<br />
Einführung selbstständig<br />
benutzen können. „Je nach<br />
Indikation wird das Behandlungsprogramm<br />
vorher vom<br />
Arzt oder Therapeuten eingestellt“,<br />
erklärt Physiotherapeut<br />
Uwe Gross, der das Therapiezentrum<br />
in Calw leitet.<br />
„Der Patient muss nur noch<br />
die Klebeelektroden an den<br />
richtigen Stellen befestigen,<br />
ins Gerät einstöpseln und<br />
einschalten. Das Programm<br />
startet dann automatisch, die<br />
Dosierung kann er selbst einstellen.<br />
Er sollte ein deutlich<br />
spürbares Stromgefühl haben.“<br />
Die Stellen werden anfangs<br />
genau markiert, später<br />
entwickeln Patienten meist<br />
ein feines Gespür dafür, wo<br />
die Elektroden sitzen müssen.<br />
Eine Überdosierung ist nicht<br />
möglich, die Stromstärke des<br />
Geräts ist im ungefährlichen<br />
Bereich.<br />
Als Physiotherapeut wendet<br />
Uwe Gross TENS vor allem<br />
bei muskulären und skelettalen<br />
Schmerzen an. „Bei<br />
Bandscheibenvorfällen oder<br />
Arthroseschmerz ist es wichtig,<br />
den Schmerz möglichst<br />
zu verringern, um Bewegung<br />
und Belastung zu ermöglichen,<br />
denn Mobilität beschleunigt<br />
die Heilung“, weiß<br />
er aus Erfahrung.<br />
Mit der schnellen und ganzheitlichenSchmerzbekämpfung<br />
kann man in vielen Fällen<br />
auch verhindern, dass chronische<br />
Beschwerden entstehen.<br />
„Sobald Menschen das<br />
Gefühl haben, ihren Schmerz<br />
beeinflussen zu können“, erklärt<br />
Schmerztherapeut Dr.<br />
Walz, „wirkt das der Chronifizierung<br />
entgegen. Auch<br />
die Bekämpfung chronischer<br />
Schmerzen ist indes sehr<br />
wichtig, denn das dämmt<br />
die Angst, die ein wichtiger<br />
Treiber in der Schmerzentstehung<br />
ist.“<br />
Jutta Krause<br />
29<br />
Chefarzt<br />
Dr. Thomas Walz
REPORT | HUBSCHRAUBEREINSATZ<br />
Alles Gute<br />
kommt von oben<br />
Herzinfarkte, Schlaganfälle, schwere (Verkehrs-)Unfälle:<br />
Immer dann, wenn Hilfe schnellstmöglich zum Opfer<br />
gelangen muss, kommt „Christoph 41“ zum Einsatz.<br />
Exakt 1.163-mal hat sich der am Krankenhaus Leonberg<br />
stationierte Rettungshubschrauber letztes Jahr in die Lüfte<br />
geschraubt, um Menschenleben zu retten.<br />
Die Station der DRF-Luftrettung (Deutsche Rettungsflugwacht)<br />
hinter der Leonberger Klinik.<br />
Seit 7 Uhr morgens haben Hubschrauberpilot<br />
Michael Klippert und Rettungsassistent Martin<br />
Mach Dienst, dann ist es mit der Ruhe schlagartig<br />
vorbei. Im selben Moment, in dem das<br />
Alarmsignal um 8.43 Uhr die Stille zerreißt,<br />
schiebt Pilot Klippert seine Müslischale zur Seite<br />
und sagt im kurzen Stakkatostil nur eines:<br />
„Auf geht’s! Wir müssen!“ Die Jacken über<br />
den orangefarbenen Overall gestreift und ins<br />
Freie gehechtet, den viersitzigen Eurocopter<br />
erklommen, festgegurtet, den Helm auf, die<br />
30<br />
30<br />
Funkverbindung eingeklinkt. Routinegriffe<br />
auch für Notarzt Dr. Martin Beck, der im Laufschritt<br />
aus dem Krankenhaus herübergespurtet<br />
ist. Keine eineinhalb Minuten sind seit der Alarmierung<br />
vergangen, schon haben die Kufen<br />
von Christoph 41 keinen Bodenkontakt mehr,<br />
dreht Michael Klippert seine Maschine Richtung<br />
Norden, gen Strohgäu.<br />
Der Grund unseres Abflugs knarzt in unseren<br />
Ohrhörern, kaum dass Christoph 41 mächtig<br />
Geschwindigkeit aufnimmt. Ein dreijähriger<br />
Junge, sagt der Disponent in der Rettungsleitstelle<br />
in Mühlacker, sei verunglückt, in einer<br />
außerhalb von Enzweihingen gelegenen<br />
Gärtnerei. Rund sechs Minuten später setzt der<br />
45-jährige Berufspilot sein Fluggerät zwischen<br />
Hochspannungsleitungen und ICE-Brücke auf<br />
einem Acker ab, auf dem ein Landwirt Senf<br />
gepflanzt hat. Notarzt Beck und Rettungsassistent<br />
Martin Mach eilen ins Wohnhaus, wo<br />
einer ordentlich schreit: der kleine Manuel. Der<br />
strohblonde Bub, eines von sechs Kindern, ist<br />
von der Kommode gefallen, während Vater
Martin gerade den Jüngsten gewickelt hat.<br />
Unglücklich ist der junge Mann voll mit dem<br />
Hinterkopf und dem Rücken auf den Steinboden<br />
geknallt. Weil er mal das Bein, mal den<br />
Arm nicht mehr bewegen kann, wählen seine<br />
Eltern sofort die 112 und setzen damit sowohl<br />
einen Rettungswagen als auch Christoph 41 in<br />
Bewegung.<br />
Gott sei Dank hat Manuel bei seinem Sturz<br />
eine ganze Heerschar von Schutzengeln bei<br />
sich gehabt. Als ihn der 49-jährige Notarzt genauestens<br />
untersucht, geht es dem sein hellblaues<br />
Schmusetier haltenden Manuel schon<br />
wieder besser. Beck tastet Becken, Bauchraum<br />
und Brust des auf dem Sofa liegenden Kleinen<br />
ab. „Hebsch mal dein‘ rechten Arm?“, bittet<br />
er den Kleinen. Geht wieder. „Und das linke<br />
Bein?“ Macht auch keine Mucken mehr. Der<br />
Menschenauflauf im Wohnzimmer der Familie<br />
ist erleichtert. Manuel flüchtet in die Arme seiner<br />
Mama, die mit ihm in den Rettungswagen<br />
steigen wird. Denn 48 Stunden muss Manuel<br />
nun in die Kinderklinik. Zur Beobachtung.<br />
Christoph 41, wie alle Rettungshubschrauber<br />
benannt nach Christopherus, Schutzpatron der<br />
Reisenden, kann „leer“ zurück zur Station. Alle<br />
sind erleichtert: Notarzt Beck, der seit 16 Jahren<br />
aus der Luft hilft; Pilot Klippert, der in 23<br />
Jahren 25.000 Starts und Landungen sauber<br />
hingekriegt hat; und Rettungsassistent Mach,<br />
der auch schon 20 Jahre im „Hubi“ mitfliegt.<br />
Doch auch Routiniers wie diesen dreien klopft<br />
das Herz hoch, wenn es um das Leben von<br />
Menschen geht, „schon gleich, wenn Kindern<br />
was passiert ist“, sagt der zweifache Vater.<br />
Immer dann, wenn es um Sekunden geht, sind<br />
der vier Millionen Euro teure Christoph 41 samt<br />
Besatzung und kompletter medizinisch-technischer<br />
Ausstattung gefragt. Dann spielen sie<br />
in einem Radius von rund 60 Kilometern ihren<br />
uneinholbaren Vorteil aus. Christoph 41 mit<br />
seiner Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h<br />
hält keine Ampel, keine Kurve und kein Berufsverkehr<br />
auf. Martinshorn und Blaulicht haben<br />
gegen das rotorgetriebene Fluggerät keine<br />
Chance. Dafür der Patient, der darin Platz nehmen<br />
darf beziehungsweise muss.<br />
„Rettungsflugwache Leonberg“<br />
„Christoph 41“, so der Funkrufname des Rettungshubschraubers,<br />
wird hauptsächlich als schnellstmöglicher Notarztzubringer angefordert<br />
– im Jahr 2009 exakt 1.035-mal, von 7 Uhr morgens bis<br />
zum Sonnenuntergang. Darüber hinaus wurde er 128-mal für den<br />
dringenden Transport von Intensivpatienten zwischen Kliniken eingesetzt,<br />
insgesamt also 1.163-mal.<br />
Christoph 41 erreicht seine Einsatzorte im Umkreis von rund 60<br />
Kilometern in maximal 15 Minuten. In Baden-Württemberg gibt es<br />
daneben sechs weitere Hubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht<br />
(DRF), die in Freiburg, Friedrichshafen, Karlsruhe, Mannheim,<br />
Stuttgart und Villingen-Schwenningen stationiert sind. Internistische<br />
Erkrankungen waren 2009 einer der häufigsten Alarmierungsgründe,<br />
Verkehrs- und Arbeitsunfälle machten „nur“ rund ein Fünftel<br />
der Gesamteinsätze aus. Mit 9.032 von 40.375 Einsätzen war das<br />
„Ländle“ im vergangenen Jahr das einsatzstärkste Bundesland der<br />
DRF-Luftrettung.<br />
Weitere Informationen über die DRF gibt es unter www.drf-luftrettung.de.<br />
Sitz der Gesellschaft ist Filderstadt. In Deutschland hat jeder<br />
Betroffene Anspruch auf den Einsatz eines Rettungshubschraubers,<br />
wenn dies medizinisch erforderlich ist. Die Kosten der Luftrettung<br />
können laut DRF im bundesweiten Durchschnitt allerdings nicht<br />
vollständig durch die gesetzlichen Krankenkassen getragen werden.<br />
Deshalb ist die Rettungsflugwacht dringend auf Unterstützung<br />
durch Förderer und Spender angewiesen. Der Mindestförderbetrag<br />
für Einzelpersonen liegt bei 30 Euro, für Familien bei 60 Euro;<br />
Schüler, Auszubildende und Studenten bezahlen 15 Euro. Fragen<br />
beantwortet das Service-Team der DRF-Flugrettung montags bis<br />
freitags von 8 bis 20 Uhr unter Telefon 0711 / 700 722 11, E-Mail<br />
service-team@drf-luftrettung.de.<br />
Spenden bitte an DRF e.V., Volksbank Rems e.G.,<br />
Bankleitzahl 602 901 10, Konto 701 070 170.<br />
31<br />
31
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32
REPORT R E P O R T | HUBSCHRAUBEREINSATZ<br />
H UB SC S C HR HRAU AU BE BERE RE REIN IN I SA SATZ T<br />
Wie eine Frau im Rentenalter. Sie ist es, die<br />
uns um die Mittagszeit das zweite Mal an diesem<br />
Tag aufsteigen lässt. Diesmal setzt Michael<br />
Klippert den beeindruckend großen Rettungsvogel<br />
auf einer Streuobstwiese am Rand von<br />
Ensingen auf. Erneut ist es nach Vaihingen/Enz<br />
gegangen. Höchste Eile ist gefragt, weil die<br />
Frau, die schon vier Schlaganfälle überstand,<br />
soeben vermutlich ihren fünften Hirninfarkt<br />
erlebt hat. Blutdruck 250, neurologische Ausfallerscheinungen,<br />
Lähmungen: „Eine hochbrisante<br />
Situation“, bilanziert Notarzt Dr. Martin<br />
Beck hinterher und zögert keinen Moment, die<br />
Frau ins nächste Krankenhaus fliegen zu lassen.<br />
„O je, i mach euch so an großa Aufwand“,<br />
klagt sie, während sie den ersten Hubschrauberflug<br />
ihres Lebens erlebt. Doch die Retter<br />
tun das gern: „Machet Sie sich koine Sorga.<br />
Genau dafür sind mir da.“ Wenige Minuten<br />
später wird die ältere Frau vom Hubschrauberlandeplatz<br />
Richtung Notaufnahme gerollt und<br />
hat bei aller Kümmernis auf dem Weg zur Aufzugstür<br />
schon ihren Humor wiedergefunden.<br />
„Mensch, des geht alles so schnell. Jetzt bin i<br />
im Krankahaus und han ned amol a Geld bei<br />
mir, koin Pfennig.“<br />
Dank der raschen Hilfe durch Christoph 41,<br />
den Leonberger Hubschrauber der DRF-Luftrettung,<br />
geht es der Frau aus dem Mineralwasser-Ort<br />
mittlerweile wieder gut. Und auch<br />
unser kleiner Manuel hat keine Schäden davongetragen.<br />
Jedes Mal, wenn es draußen in<br />
der Luft knattert, rennt der Bub nach draußen,<br />
um dem rot-weißen Helikopter zuzuwinken, in<br />
dem er ja nun doch nicht mitgeflogen ist. Dank<br />
Christoph 41 und ein paar anderen Schutzengeln,<br />
die öfters im Leben um einen herumschweben.<br />
Hauptsache, sie sind da, wenn man<br />
sie braucht.<br />
Siegfried Dannecker<br />
33<br />
33
fotolia<br />
FOKUS MEDIZIN | OPERIEREN MIT DEM WASSERSTRAHL<br />
OP mit dem<br />
Wasserstrahl<br />
Die Klinik Nagold wendet eine neue Technik an, die sonst nur wenige<br />
große gastroenterologische Zentren in Deutschland anbieten.<br />
Diese Technik macht es möglich, auch größere Tumore im Verdauungstrakt<br />
am Stück zu entfernen. So kann kein befallenes Gewebe zurückbleiben.<br />
Chefarzt Professor<br />
Dr. Hubert Mörk<br />
Oberflächliche, im Schleimhautniveau<br />
liegende Tumore<br />
im Verdauungstrakt werden<br />
schon seit einigen Jahren<br />
endoskopisch entfernt. Das<br />
heißt, dem Patient werden<br />
ein offener chirurgischer Eingriff<br />
und mögliche Komplikationen<br />
erspart. Dank einer<br />
neuen Technik, die in Japan<br />
erfunden wurde, ist es inzwischen<br />
möglich, auch größere<br />
Tumore endoskopisch am<br />
Stück mit einem Messer herauszuschneiden,<br />
was einen<br />
großen Sprung nach vorne<br />
für Patienten und Mediziner<br />
bedeutet. Bei der Operation<br />
wird Wasser eingespritzt, das<br />
wie ein Kissen die betroffene<br />
Stelle anhebt. Der Tumor tritt<br />
34<br />
hervor und kann am Stück<br />
aus der Schleimhaut herausgeschnitten<br />
werden. Damit<br />
ist ausgeschlossen, dass in der<br />
Speiseröhre, im Magen oder<br />
Darm Krebszellen zurückbleiben.<br />
Ein Tübinger Unternehmen,<br />
das eng mit der Klinik Nagold<br />
zusammenarbeitet, hat<br />
diese Technik nun weiterentwickelt.<br />
Der Operateur nutzt<br />
dabei nur noch ein einziges<br />
Instrument: ein Hybridmesser,<br />
das mit einer Wasserstrahl-<br />
Funktion ausgestattet ist. Das<br />
Wasser wird in die dickere Unterschicht<br />
(Submukosa) unter<br />
der Schleimhaut (Mukosa)<br />
eingebracht. So entsteht das<br />
so hilfreiche Flüssigkeitspolster<br />
zwischen der Schleimhaut<br />
und der äußeren Muskelschicht.<br />
„Mit dem herkömmlichen<br />
Verfahren, nämlich mit einer<br />
Schlinge, konnten größere Tumore<br />
bisher nur in mehreren<br />
Teilen abgeschnitten werden.<br />
Das barg das Risiko, dass nicht<br />
das gesamte befallene Gewebe<br />
im Körper entfernt wurde“,<br />
erklärt Professor Dr. Hubert<br />
Mörk, Internist und Gastroenterologe<br />
am Klinikum Nagold.<br />
Das Ziel müsse aber sein, den<br />
Tumor an einem Stück komplett<br />
herauszuschneiden. Ein<br />
Pathologe untersuche nach<br />
der Operation den entfernten<br />
Tumor: Ist er vollständig mit<br />
gesundem Gewebe umgeben,<br />
sind keine Krebszellen<br />
zurückgeblieben.
Erbe<br />
Der Wasserstrahl ist dem<br />
Operateur eine wesentliche<br />
Hilfe. Er sorgt dafür, dass die<br />
Schleimhaut mitsamt dem<br />
Tumor angehoben wird und<br />
dieser sich gut von der Muskelschicht<br />
trennen lässt. Der<br />
Strahl ist maximal 80 bar stark<br />
und kann so die Muskelschicht<br />
nicht durchdringen.<br />
Der Arzt arbeitet bei der OP<br />
mit einem einzigen Instrument.<br />
Damit markiert er zunächst<br />
den Bereich, der entfernt<br />
werden soll. Mit der<br />
Wasserdüse schwemmt der<br />
Operateur dann die Schleimhaut<br />
auf, um mit dem Messer,<br />
das mit Hochfrequenzstrom<br />
arbeitet, den Tumor<br />
von der Muskelschicht zu<br />
lösen. Anschließend werden<br />
mit dem Instrument Gefäße<br />
verschweißt und Sickerblutungen<br />
gestillt.<br />
Das Verfahren verlangt dem<br />
Arzt und seinem Team einiges<br />
ab. „Es ist technisch sehr<br />
anspruchsvoll und zeitaufwendig“,<br />
bestätigt Professor<br />
Mörk. „Wir brauchen dreimal<br />
so lang wie bei der herkömmlichen<br />
Technik.“ 100 bis 180<br />
Minuten dauere es, um ein<br />
größeres Karzinom herauszuschneiden.<br />
Lasse sich ein Tumor<br />
mit der herkömmlichen<br />
Schlinge erfassen, so greife<br />
man in Nagold auf die alte<br />
Technik zurück. Diese biete<br />
sich auch für Operationen<br />
im Dickdarm an, da dort die<br />
Darmwand sehr dünn sei.<br />
Etwa 200-mal im Jahr führt<br />
das Team von Professor Mörk<br />
in Nagold solche Eingriffe<br />
durch. Die sogenannte endoskopische<br />
Submukosa-<br />
Dissektion mit dem neuen<br />
Hybridmesser, das zugleich<br />
Messer und Wasserdüse ist,<br />
kommt bislang in etwa einem<br />
Zehntel der Fälle zum Einsatz.<br />
„Unser Ziel sind 30 bis 40 Prozent“,<br />
sagt der Chefarzt. „Die<br />
beiden Techniken sollen sich<br />
künftig ergänzen.“<br />
Martin Reinkowski<br />
35
KRANKENHAUS AKUT | LEISTENBRUCH<br />
Der Leistenbruch ist männlich<br />
90 Prozent der von dieser Erkrankung<br />
betroffenen Patienten sind Männer.<br />
Dies liegt am Bauplan des vermeintlich<br />
starken Geschlechts, bei dem die Leistengegend<br />
eine Schwachstelle bildet.<br />
Leistenbrüche können in jedem Alter<br />
auftreten, beim Säugling genauso wie<br />
beim Greis. Sie können allerdings auch<br />
in jedem Alter operiert werden. Eine<br />
alternative Methode zu einem chirurgischen<br />
Eingriff gibt es nicht, um einen<br />
Leistenbruch zu heilen.<br />
Entscheidende Ursache für<br />
einen Leistenbruch ist eine<br />
Bindegewebsschwäche.<br />
Die Bauchwand ist nicht<br />
mehr in der Lage, einer<br />
Druckzunahme im Bauch<br />
entsprechenden Widerstand<br />
zu leisten. Nicht vollständige Verschlüsse<br />
der Bauchwand während der Entwicklung<br />
im Mutterleib sind in der Regel<br />
die Ursache für Leistenbrüche bei<br />
Säuglingen und Kleinkindern.<br />
Männer erkranken neunmal häufiger.<br />
„Beim Mann führt der Samenstrang<br />
in schräger Verlaufsrichtung durch die<br />
Bauchdecke und bildet auf diese Weise<br />
dort eine Schwachstelle“, erklärt<br />
36<br />
iStockphoto<br />
Professor Dr. Gerhard Köveker, Chefarzt für<br />
Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum<br />
Sindelfingen-Böblingen. Ist der Bruch anfangs<br />
noch sehr klein, kann er sich mit der Zeit zu ei-<br />
ner sehr großen Aussackung erweitern, in die der<br />
Darm hineinrutscht und die zu einer mehr oder<br />
weniger starken Vorwölbung in der Leiste führt<br />
– und schon ist der Leistenbruch geschehen.<br />
Anfangs können Brüche durchaus nur wenig<br />
Beschwerden bereiten, dies ändert sich allerdings<br />
im Laufe der Zeit. Schmerzen können<br />
beispielsweise beim Heben<br />
schwerer Lasten auftreten.<br />
Professor Köveker räumt in<br />
diesem Zusammenhang<br />
mit der weit verbreiteten<br />
Meinung auf, dass<br />
ein Leistenbruch eben<br />
durch das Heben von hohen<br />
Gewichten entstehen kann. „Der<br />
Schmerz beim Heben ist ein Symptom<br />
für einen Leistenbruch, nicht aber dessen<br />
Ursache.“ Ein Leistenbruch werde<br />
daher auch nicht als Arbeitsunfall anerkannt.<br />
Klar sei allerdings, dass ein<br />
Patient, der in seinem Beruf Lasten<br />
zu tragen habe, nach einer Operation<br />
länger nicht arbeitsfähig sein werde<br />
als ein Patient, der vor allem im Büro<br />
sitze.
Ein Leistenbruch ist zunächst eine wenig<br />
gefährliche Störung, die jedoch, auch wenn<br />
das nur selten vorkommt, lebensbedrohlich<br />
werden kann. „Es können Darmbakterien<br />
austreten, die einen Abszess oder eine Bauchfellentzündung<br />
auslösen und dann zu einer<br />
tödlichen Blutvergiftung führen“, so Professor<br />
Köveker. Vor diesem Hintergrund empfehle er<br />
grundsätzlich, einen Eingriff vorzunehmen,<br />
wenn die Diagnose gestellt wird. Im Krankenhaus<br />
Böblingen werden jährlich etwa 500<br />
Leistenbrüche operiert. Dafür werden heute<br />
schmerzarme Operationsverfahren mit kleinen<br />
Schnitten und hoher Sicherheit vor einem<br />
Rückfall angeboten.<br />
Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
wird der Bruch über einen meist ambulant<br />
durchgeführten kleinen Leistenschnitt mit<br />
Mit KiK-TV aufschwingen!<br />
Ihr Wohlfühlfernsehen mit<br />
dem Gesundheitsplus.<br />
www.kik-tv.de<br />
Nähten verschlossen, auf die Implantation von<br />
Kunststoffnetzen wird in der Regel verzichtet.<br />
In allen anderen Fällen wird heute ein Kunststoffnetz<br />
implantiert, mit dem man einerseits<br />
die Bruchlücke verschließt, andererseits die gesamte<br />
bruchgefährdete Leistenregion verstärkt.<br />
Entweder über einen kleinen Leistenschnitt<br />
in der Technik nach Lichtenstein, einem seit<br />
20 Jahren etablierten, in der Regel ambulant<br />
durchzuführenden Verfahren, oder mittels minimalinvasiver<br />
Technik (Laparoskopie) wird das<br />
Kunststoffnetzimplantat über den Nabel platziert.<br />
Dieser Eingriff wird in Vollnarkose unter<br />
kurzstationären Bedingungen durchgeführt.<br />
Die verschiedenen Operationsmethoden führen<br />
zu gleich guten Ergebnissen, die Rückfallquote<br />
beträgt nach fünf Jahren etwa zwei bis<br />
drei Prozent.<br />
Thomas Oberdorfer<br />
Schon seit über zehn Jahren verleihen wir mit unserem Wohlfühl-<br />
Programm vielen Patienten Flügel und sind ein wichtiger und zuverlässiger<br />
Partner für optimale Heilungsverläufe. Mit einem wohltuenden Mix<br />
aus Dokumentationen und Reportagen (Gesundheit, Gesellschaft,<br />
Natur u.a.), brandaktuellen und preisgekrönten Hollywood-Spielfilmen,<br />
humorvollen Beiträgen und Informationen über die Region unterhält,<br />
bewegt und motiviert das KiK-Programm seine Zuschauer. Darüber<br />
hinaus können Kliniken ihre Patienten mit der KiK-Technik auch immer<br />
ganz frisch informieren, beispielsweise über Speisepläne, Besuchszeiten<br />
oder Freizeitangebote. Für viele Patienten sind wir in Kliniken der beliebteste<br />
und meist gesehene TV-Sender auf dem Sendeplatz 1 und tragen<br />
dazu bei, dass sie nach ihren Klinikaufenthalten erfrischt aufschwingen<br />
und gesund in den Alltag zurückkehren können.<br />
KiK-TV. Die Nummer 1 in den Südwest-Kliniken.<br />
37
fotolia<br />
KRANKENHAUS AKUT | NIERENERSATZVERFAHREN<br />
Diabetes, Bluthochdruck, chronische entzündliche<br />
Nierenerkrankungen oder vererbte Nierenerkrankungen<br />
können unter anderem zu einem deutlichen Leistungsabfall<br />
der Nieren führen. Quittiert eine Niere ihren Dienst und ist<br />
die andere voll funktionsfähig, so kann die betroffene<br />
Person nahezu uneingeschränkt weiterleben. Erzielen aber<br />
beide Nieren weniger als 15 Prozent ihrer maximalen<br />
Leistung, ist akuter Handlungsbedarf angezeigt, denn<br />
geschädigte Nieren sind nicht mehr in der Lage, in<br />
ausreichender Menge Giftstoffe und Wasser aus dem Blut zu<br />
filtern – der Patient droht schleichend zu vergiften. Dies kann<br />
nur durch eine Nierenersatztherapie verhindert werden.<br />
Ein solches Nierenersatzverfahren ist die Hämodialyse,<br />
durchgeführt meist in einem Dialyse-Zentrum.<br />
Dreimal pro Woche wird in einem<br />
Zeitraum von vier bis sechs Stunden das Blut<br />
38<br />
durch einen Filter außerhalb des Körpers geführt<br />
und gereinigt. Er filtert die schädlichen<br />
Stoffe heraus, die normalerweise mit dem Urin<br />
ausgeschieden werden. Das gereinigte Blut<br />
gelangt wieder zurück in den Körper. Etwa<br />
zehnmal pumpt man während einer Dialyse,<br />
im Volksmund auch Blutwäsche genannt, das<br />
eigene Blut durch den Filter. „Für die Hämodialyse<br />
muss das Gerät an ein Blutgefäß mit<br />
ausreichend großem Durchmesser, einen sogenannten<br />
Shunt, angeschlossen werden. Der<br />
Shunt wird in der Regel am Unterarm angelegt.<br />
Durch eine kleine Operation wird eine Vene<br />
mit einer Schlagader (Arterie) verbunden. Die<br />
Vene füllt sich stärker mit Blut und weitet sich<br />
dauerhaft. Das Blut lässt sich mit Punktions-<br />
Wenn es an die<br />
Nieren<br />
geht<br />
kanülen entnehmen und wird dem Körper<br />
nach der Passage durch den Dialysator (Filter)<br />
wieder zugeführt“, erklärt Dr. Dirk Löhr, Chefarzt<br />
für Nephrologie (Nierenerkrankungen) am<br />
Sindelfinger Krankenhaus.<br />
Ein weiteres Verfahren ist die Peritonealdialyse<br />
(Bauchfelldialyse). Dabei nutzt man das<br />
Bauchfell eines Patienten als natürliche Filtermembran.<br />
Über einen Katheter werden etwa<br />
eineinhalb bis zweieinhalb Liter einer Dialyselösung<br />
in die Bauchhöhle eingefüllt. Diese<br />
Lösung ist in der Lage, die giftigen Stoffwechselprodukte,<br />
die von den geschädigten Nieren<br />
nicht mehr aus dem Blut entfernt werden<br />
können, aufzunehmen. „Vier- oder fünfmal<br />
täglich muss diese Lösung ausgetauscht werden“,<br />
sagt Dr. Löhr. Sie wird über den Katheter<br />
abgelassen, die neue Lösung läuft durch die<br />
Schwerkraft in den Bauch ein. Dr. Löhr: „Dieses<br />
Verfahren kann nach einer genauen Einweisung<br />
von den Patienten selber durchgeführt
werden. Das Erlernen der Methode ist nicht<br />
schwer, es erfordert allerdings ein hohes<br />
Maß an Eigenverantwortung und Sorgfalt.“<br />
In Deutschland werden etwa 94 Prozent der Nierenpatienten<br />
in einem Dialysezentrum behandelt,<br />
nur sechs Prozent nutzen die Peritoneal-<br />
dialyse. Dr. Löhr meint dazu: „Die Peritonealdialyse<br />
trauen sich viele Patienten einfach nicht<br />
zu und nehmen lieber den zeitlichen Aufwand<br />
auf sich, dreimal wöchentlich das Blut reinigen<br />
zu lassen. Dabei ist die Bauchfelldialyse<br />
für viele Menschen eine medizinisch gleichwertige<br />
Alternative, die für den Betroffenen mehr<br />
Unabhängigkeit und weniger Einschränkungen<br />
bezüglich einer Diät bedeutet.“<br />
Das dauerhaft beste Nierenersatzverfahren ist<br />
eine Nierentransplantation. Etwa fünf bis sieben<br />
Jahre dauert es durchschnittlich, bis für<br />
einen Empfänger eine passende Spenderniere<br />
gefunden wird. Die beiden genannten Dialyseverfahren<br />
sind lebensnotwendig und überbrücken<br />
die Zeit bis zu einer möglichen Organverpflanzung.<br />
„Eine Transplantation ist die<br />
geeignetste Methode, um eine defekte Niere<br />
zu ersetzen“, betont Dr. Löhr. Die Patienten<br />
hätten dadurch eine höhere Lebensqualität<br />
und eine bessere Leistungsfähigkeit. Zudem<br />
müssen sie im Vergleich zu den Dialysemethoden<br />
keine Diät halten. Für eine Transplantation<br />
kommen Patienten in Frage, die keine<br />
gravierenden weiteren Erkrankungen, keine<br />
Herz- und Kreislaufschwäche und keine bösartigen<br />
Tumore haben. Transplantiert werden<br />
Nieren in einem Alter von einem Jahr bis 70<br />
Jahren. Auch über dieses Alter hinaus können<br />
neue Organe eingepflanzt werden, allerdings<br />
werden, so Dr. Löhr, in jedem Einzelfall Chancen<br />
und Risiken besonders eingehend geprüft.<br />
Ein Jahr nach einer Operation funktionieren<br />
etwa 85 bis 90 Prozent der eingesetzten Nieren,<br />
nach zehn Jahren versehen noch 60 bis<br />
70 Prozent zufriedenstellend ihren Dienst.<br />
Dr. Löhr: „Es gibt auch Spendernieren, die<br />
20 Jahre lang hervorragend arbeiten.“ Nach<br />
einem Transplantatversagen ist dann wieder<br />
ein Dialyseverfahren möglich.<br />
Im Gegensatz zu Herz- oder Lungentransplantationen<br />
wird bei einer Nierentransplantation<br />
die eigene Niere üblicherweise nicht entfernt,<br />
sie verbleibt im Köper. Die Spenderniere wird<br />
in den Unterbauch vor der Bauchhöhle eingesetzt,<br />
die Blutgefäße der Spenderniere werden<br />
an die Gefäße des Beckens angeschlossen. Den<br />
Harnleiter des Transplantats verbindet man direkt<br />
mit der Blase. Die größte Gefahr<br />
nach einer Transplantation besteht<br />
im Abstoßen der Niere.<br />
Um das zu verhindern,<br />
werden Medikamente<br />
gegeben. Sie wirken<br />
auf das Immunsystem<br />
und sollen so auf lange<br />
Sicht die körpereigenen<br />
Abwehrmechanismen<br />
dämpfen, die sonst das<br />
fremde Organ angreifen<br />
würden.<br />
Die Spenderniere eines lebenden Patienten<br />
hat für den Empfänger verschiedene<br />
Vorteile. Eine Dialyse wird dadurch lange Zeit<br />
vermieden. „Außerdem kann der Eingriff genau<br />
geplant und die Spenderniere schon kurz<br />
nach der Entnahme beim Empfänger eingesetzt<br />
werden“, erklärt Dr. Löhr. Menschen, die<br />
sich für die Spende einer Niere entscheiden,<br />
werden gründlich untersucht, gewissermaßen<br />
auf Herz und Nieren. Nur wenn deren Nieren<br />
gesund sind, keine Erkrankungen und keine<br />
Gesundheitsrisiken vorliegen, kommt eine lebende<br />
Person überhaupt als Spender in Frage.<br />
Finden sich bei einem Lebendspender – zumeist<br />
handelt es sich um einen nahen Verwandten<br />
oder einen Lebenspartner – nach einer Reihe<br />
medizinischer Untersuchungen Ausschlusskriterien,<br />
so ist eine Organspende nicht möglich.<br />
iStockphoto<br />
Thomas Oberdorfer<br />
Um Informationen über die verschiedenen Dialyseverfahren zu vermitteln,<br />
finden regelmäßige Veranstaltungen zusammen mit den niedergelassenen<br />
Nephrologen des Kreises statt. Dabei besteht die Möglichkeit,<br />
Betroffene persönlich zu ihren Erfahrungen zu befragen.<br />
Kontakt:<br />
Sekretariat der Medizinischen Klinik III – Nieren- und Hochdruckerkrankungen<br />
an den Kliniken Sindelfingen<br />
Tel.: 07031 98-12322<br />
39<br />
Chefarzt<br />
Dr. Dirk Löhr
PANORAMA | NEPAL-EINSATZ<br />
Medizinischer Einsatz<br />
bis zur Erschöpfung<br />
Nach Nepal reisen Europäer gewöhnlich nur,<br />
um zu Trekking-Touren im Himalaya zu starten<br />
oder gar den höchsten Berg der Welt zu besteigen,<br />
den 8.848 Meter hohen Mount Everest.<br />
Dieter Schmid, Krankenpfleger im Klinikum<br />
Nagold, war im vergangenen Herbst fast<br />
zwei Wochen lang in dem asiatischen Land.<br />
Allerdings leistete der 53-Jährige dort einen<br />
freiwilligen medizinischen Einsatz,<br />
der ihn seelisch und körperlich<br />
an seine Grenzen brachte.<br />
40<br />
„Wir haben insgesamt 1.500 Patienten behandelt,<br />
von morgens bis tief in die Nacht, 200<br />
Menschen am Tag“, erzählt Schmid. „An allen<br />
vier Einsatzorten haben sich lange Schlangen<br />
gebildet. Die Leute waren zum Teil einen<br />
Tag lang unterwegs, um zu uns zu gelangen.“<br />
In den ländlichen Gegenden Nepals gebe es<br />
praktisch keine medizinische Versorgung. Zum<br />
Schluss sei der Andrang so groß gewesen,<br />
dass man zum eigenen Schutz sogar die Polizei<br />
habe rufen müssen.
Nepal<br />
Wie ist er auf die Idee gekommen, seinen<br />
Urlaub einzusetzen und sich in Nepal zu engagieren?<br />
Der Verein „Hilfe für Nepal“, eine<br />
Hilfsorganisation des Jugend-, Missions- und<br />
Sozialwerk e. V. (JMS), einer Missionsgemeinde<br />
in Altensteig im Schwarzwald, hatte medizinisches<br />
Fachpersonal angefragt, um eine<br />
Partnerorganisation in Nepal zu unterstützen.<br />
So bildete sich ein zehnköpfiges Team, dem<br />
neben dem Krankenpfleger Dieter Schmid zwei<br />
Ärzte angehörten, ein Physiotherapeut, eine<br />
pharmazeutisch-technische Angestellte, drei<br />
technische Helfer sowie eine Krankenschwester<br />
und eine Kinderkrankenschwester. Eine davon<br />
ist Karin Schmid, die Frau von Dieter Schmid,<br />
die ebenfalls am Klinikum Nagold arbeitet.<br />
Zum Einsatz kam die Gruppe im Süden, im<br />
Tiefland, das an Indien angrenzt. Zwei Orte<br />
hatte die Organisation in Nepal ausgesucht,<br />
zwei weitere die Regierung in Kathmandu.<br />
„Diese Dörfer sind etwa 100 bis 150 Häuser<br />
groß“, sagt Dieter Schmid, „da wohnen Bauern,<br />
die sich auf dem Land von Großgrundbesitzern<br />
niedergelassen haben und von diesen<br />
abhängig sind. Die Menschen leben in einem<br />
Kastenwesen, das ihre wirtschaftliche Weiterentwicklung<br />
behindert.“<br />
Die erste Behandlungsstation bauten die Helfer<br />
aus Baden-Württemberg in einem Maisfeld auf:<br />
Fünf Pfosten, darüber eine Plastikplane, mit weiteren<br />
Planen wurden kleine Kabinen abgetrennt,<br />
in denen drei zweiköpfige Teams arbeiteten.<br />
fotolia<br />
41<br />
iStockphoto
fotolia<br />
PANORAMA | NEPAL-EINSATZ<br />
Der 8.078 Meter<br />
hohe Annapurna,<br />
Nepal<br />
Die Patienten<br />
nahmen auf Plastikstühlen Platz.<br />
Zur Diagnose standen den Freiwilligen natürlich<br />
keine großen Geräte zur Verfügung, aber<br />
Stethoskop, Ohrenspiegel, Blutdruckmessgerät<br />
und Thermometer. Mit Hilfe von Dolmetschern<br />
fragten sie nach Symptomen.<br />
„Viele Menschen leiden dort unter Mittelohrentzündung,<br />
haben Ausfluss aus den Ohren“,<br />
berichtet Dieter Schmid. Er kümmerte sich<br />
vor allem um schlecht versorgte Wunden –<br />
die Wundversorgung ist sein Fachgebiet. Da<br />
die Hütten der Einheimischen lediglich einen<br />
Lehmboden haben, überall Tiere wie Hühner,<br />
Hunde und Ziegen herumlaufen und die Menschen<br />
keine Schuhe tragen, gelangen Keime in<br />
die oft aufgerissenen Füße. Dazu wird in Nepal<br />
eine Wunde mit Asche behandelt. Die Wunden<br />
beginnen zu eitern, was<br />
irgendwann zu einer<br />
Sepsis führen kann – und<br />
damit zum Tod des Patienten,<br />
da er keinesfalls<br />
damit rechnen kann, in<br />
einer Klinik behandelt zu<br />
werden. Dieter Schmid<br />
schnitt an den sieben<br />
Behandlungstagen unzählige<br />
Abszesse auf. Er<br />
gab den Patienten Verbandsmaterial und Medikamente<br />
mit und erklärte ihnen genau, wie<br />
sie selber die Behandlung fortführen sollten.<br />
„Im Grund fehlt es dort an Hygiene“, sagt<br />
Schmid. „Die Menschen müssten sich besser<br />
waschen. So ließen sich Abszesse, Pilz- und<br />
Geschlechtskrankheiten verhindern. Und sie<br />
müssten mehr trinken.“ Allerdings fehlt es den<br />
Bauern und ihren Familien an sauberem Wasser.<br />
Frisches Wasser fließt zwar genügend aus den<br />
hohen Bergen ins Tiefland, es gibt jedoch keine<br />
Wasserleitungen. So lagern die Menschen<br />
42<br />
ihr Trinkwasser in offenen<br />
Fässern, aus denen mit verschmutzten<br />
Behältern geschöpft wird. Außerdem gibt es<br />
keine geschlossenen Abwassergruben, eine<br />
richtige Kanalisation schon gar nicht.<br />
Wo die Helfer arbeiteten, da schliefen sie auch<br />
– mitten im Maisfeld auf einer Isomatte und im<br />
Schlafsack unter einem Moskitonetz. An einem<br />
anderen Ort kamen sie im heruntergekommenen<br />
Verwaltungsgebäude eines Wasserwerks<br />
unter. Ein einheimischer Koch versorgte<br />
die kleine Truppe. Die Helfer ließen außerdem<br />
zweimal einen Wasserbüffel schlachten, um<br />
auch die Kinder im Dorf mit gutem Essen zu<br />
versorgen.<br />
Wenn das Team den Einsatzort wechselte, war<br />
es einen Tag lang auf der Landstraße unterwegs,<br />
die den Süden Nepals durchzieht und<br />
das ganze Land erschließt. Die Busse und<br />
Lastwagen brauchen auf dieser Piste für 200<br />
Kilometer zehn Stunden. Am letzten Einsatztag<br />
waren die zehn Freiwilligen am Ende ihrer<br />
Kräfte, fast alle Mitglieder des Teams gesundheitlich<br />
angeschlagen. Sie gewährten dennoch<br />
zusätzlich 50 wartenden Patienten eine Notbehandlung<br />
und fuhren dann rasch nach Norden<br />
ab, um noch ein paar Stunden der Erholung<br />
vor dem anstrengenden Rückflug zu haben. Sie<br />
übernachteten bei der Stadt Pokhara und sahen<br />
im Sonnenaufgang vor sich die überwältigende,<br />
8.078 Meter hohe Annapurna-Gruppe<br />
liegen – wenigstens ein kleiner Eindruck vom<br />
Himalaya.<br />
Würde Dieter Schmid das noch einmal machen?<br />
Er sagt ohne Zögern: „Ja. Aber nicht<br />
so. Nur zwei Einsatzorte, und dazwischen drei<br />
Tage Pause.“ Ihm ist klar, dass so ein Einsatz ein<br />
Tropfen auf den heißen Stein ist. Er sieht seine<br />
Arbeit jedoch als Akt der Nächstenliebe an<br />
Menschen, denen es an jeglicher medizinischer<br />
Versorgung fehlt.<br />
Martin Reinkowski
© HOHNHAUSEN · AOKBW-05-10161<br />
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43
HAND IN HAND | 5 JAHRE NOTFALLPRAXIS<br />
Notfälle<br />
von 8 bis 8<br />
Das Herz rast, nach einem Sturz guckt<br />
der Knochen heraus, nach einem Schnitt<br />
beim Kochen blutet nicht nur das Steak,<br />
sondern auch die Hand? Im Fall der<br />
Not-Fälle denkt jeder: sofort ins Krankenhaus.<br />
Das gilt im Altkreis Leonberg<br />
nicht nur an Werktagen, sondern auch<br />
an Wochenenden und an Feiertagen.<br />
Unlängst hat die Notfallpraxis bereits ihr<br />
Fünfjähriges gefeiert. Die Zufriedenheit<br />
am Klinikum ist groß.<br />
Wer verunglückt oder ein akutes Problem mit<br />
Herz und Kreislauf hat, sucht sich für gewöhnlich<br />
den diensthabenden Arzt an seinem Wohnort<br />
aus. Wer das ist, beantwortet ein Blick in die<br />
Zeitung, ins örtliche Mitteilungsblatt oder der<br />
Griff zum Telefonhörer. Was aber, wenn selbige<br />
nicht parat liegen und man die Nummer<br />
vom Hausarzt nicht findet? Ganz einfach: Wer<br />
Bei schweren Verletzungen, Bewusstlosigkeit,<br />
Atemnot und anderen bedrohlichen Zuständen<br />
ist der Notarzt die richtige Adresse. Sie erreichen<br />
ihn über die Rufnummer 112.<br />
44<br />
in Leonberg, Renningen, Warmbronn, Malmsheim<br />
oder Magstadt wohnt, geht einfach ins<br />
Leonberger Krankenhaus, das man garantiert<br />
nicht verfehlen kann.<br />
Aber nicht jede Verletzung oder Erkrankung<br />
muss gleich mit Blaulicht in die Klinik. Wenn<br />
plötzlich der Rücken schmerzt, das Fieber steigt<br />
oder nach einem Schnitt der Finger blutet, ist<br />
ebenfalls ärztliche Hilfe gefragt. An den Werktagen<br />
organisieren die Hausärzte vor Ort eine<br />
Vertretung für die Nacht. Den Namen und die<br />
Rufnummer des Diensthabenden erfahren Sie<br />
über den Anrufbeantworter Ihres Hausarztes.<br />
Das hat sich bewährt, da viele der sogenannten<br />
kleinen Notfälle auch bis zum nächsten Morgen<br />
warten können.<br />
Anders ist das am Wochenende und an Feiertagen.<br />
Deshalb gibt es von Samstag 8 Uhr<br />
bis Montag 8 Uhr für Bürger aus Leonberg,<br />
Renningen, Warmbronn, Malmsheim und<br />
Magstadt die Notfallpraxis am Leonberger<br />
Krankenhaus. Eine telefonische Anmeldung<br />
verkürzt dabei die Wartezeiten oder ermöglicht<br />
im Ernstfall Hausbesuche. Die Rufnummer:<br />
07152 202-68000.<br />
fotolia
Gut fünf Jahre ist es her, dass sich am 30. Oktober<br />
2004 die Ärzte der genannten fünf Gemeinden<br />
in einem Verein zusammengeschlossen<br />
haben, der die Notfallpraxis organisiert und<br />
finanziell trägt. 60 Ärzte, zwölf Arzthelferinnen<br />
und 20 Mitarbeiter des DRK-Ortsvereins ha-<br />
iStockphoto<br />
ben so organisiert an 590 Tagen über 43.000<br />
Patienten geholfen.<br />
Die Notfallpraxis im ersten Stock ist wie eine<br />
normale Allgemeinarztpraxis ausgestattet. Zucker,<br />
Urin, Blutbild – ein „kleines Akutlabor“<br />
steht für Untersuchungen bereit, erklärt der<br />
Vorsitzende des Vereins, der Mediziner Günther<br />
Wöhler. Angedockt zu sein im Krankenhaus hat<br />
einen entscheidenden Vorteil: Reichen die Diagnosemöglichkeiten<br />
nicht aus, geben die Mediziner<br />
der Notfallpraxis die „Fälle“ an die Klinik<br />
ab – also etwa an die Innere Medizin oder die<br />
Chirurgische Ambulanz. „Das sind ganz kurze<br />
Wege, ein enger Draht“, freut sich Dr. Wöhler,<br />
Mitinitiator der Notfallpraxis, über das sehr positive<br />
Feedback aus der Bevölkerung.<br />
„Die Leute treffen da ja auch oft ihren eigenen<br />
Arzt an“, berichtet der Leonberger von<br />
dem sehr guten Teamgeist in der Praxis, die an<br />
Wochenendtagen im Schnitt zwischen 50 und<br />
100 Patient(inn)en und manchmal mehr zählt:<br />
„Da ist eine gute Mannschaft beieinander. Es<br />
Wir sind für Sie da!<br />
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wird flott geschafft“, schmunzelt der Mediziner<br />
und empfindet diese Tätigkeit als „einen<br />
anregenden Wechsel, einen beflügelnden Austausch“.<br />
Immer zwei Ärzte haben gemeinsam<br />
24 Stunden Dienst. Aber nie zwei Orthopäden,<br />
Augen- oder Hautärzte. „Es muss immer ein<br />
Allgemeinmediziner mit dabei sein“, erklärt<br />
Wöhler.<br />
Der Standort im Krankenhaus Leonberg ist<br />
aber nicht nur nahe liegend, leicht zu erreichen<br />
und ermöglicht in schweren Fällen sofortige<br />
Hilfe durch die Klinikdoktoren. Es werden auch<br />
Hausbesuche gemacht, wenn Notfallpatienten<br />
nicht transportfähig sind. Dafür stellt das Leonberger<br />
DRK ein Einsatzfahrzeug samt „Navi“<br />
und Fahrer zur Verfügung. „Das ist auch gut<br />
so“, findet Dr. Günther Wöhler. „Unsereins<br />
muss ja auch nachts in dunkle Ecken im Hinterland.<br />
Ärztinnen sind oft mit Betäubungsmitteln<br />
unterwegs.“<br />
fotolia<br />
Für Wöhler ist deshalb klar, dass die Ärzteschaft,<br />
das Rote Kreuz und der <strong>Klinikverbund</strong><br />
Südwest mit dieser Kooperation gemeinsam<br />
zu einer besseren Versorgung der Notfallpatienten<br />
in der Region beitragen. Ein Beispiel, das<br />
inzwischen Schule macht und als nächstes in<br />
Calw und Sindelfingen entstehen soll.<br />
Hans Siedann<br />
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45
PANORAMA | UNSERE CAFETERIEN<br />
Es heißt Café und ist ein<br />
Café. Und doch wird das<br />
der Wahrheit irgendwie<br />
nicht gerecht. Wäre das<br />
Café im Klinikum Calw<br />
ein Hotel, hieße es „Bellevue“,<br />
„Schöne Aussicht“<br />
oder „Panoramablick“ –<br />
garantiert. Denn hier, an<br />
der Hengstetter Steige,<br />
herrscht – mindestens<br />
– Halbhöhenlage. Und<br />
Südexposition. Von hier<br />
aus sieht man sehr schön<br />
über Calw und auf das am<br />
Hang gegenüber liegende<br />
Landratsamt.<br />
Hätte man ein Teleobjektiv,<br />
sagen wir der Brennweite<br />
10.000 Millimeter, könnte<br />
man sich vorstellen, dem<br />
neuen Calwer Landrat direkt<br />
in die Schreibtischunterlagen<br />
zu spicken. Denn Helmut<br />
Riegger guckt zum Klinikum<br />
hinüber, und das Klinikum zu<br />
ihm. Entsprechend von Licht<br />
regelrecht durchflutet sind<br />
beide Häuser – das Café im<br />
Klinikum dank großzügiger<br />
Verglasung erst recht.<br />
onntags kommen viele<br />
„SSpaziergänger zu uns“,<br />
sagt Hannelore Armbruster,<br />
die das Café seit acht Jahren<br />
als Angestellte für das Haus<br />
betreibt. Dann lassen sich die<br />
Calwer nach Mittagessen,<br />
Mittagsschläfle oder Verdauungsspaziergang<br />
im Krankenhaus-Café<br />
Kaffee und Kuchen<br />
schmecken. „Der schönen<br />
Aussicht wegen“, lacht Arm-<br />
46<br />
Schwätzle<br />
inklusive<br />
bruster. Sonntage sind nicht<br />
nur die Beine-vertret-Tage<br />
für „Externe“. Sie sind auch<br />
im Krankenhaus der Hochbetriebs-,<br />
weil stärkster Besuchertag.<br />
Wie gut, dass die 56-<br />
Jährige dann Kollegin Nicole<br />
del Fabro an ihrer Seite hat.<br />
Wir sind an einem Montag<br />
zu Gast. Auch da<br />
ist viel los. Eine Frau mittleren<br />
Alters will eine Butterbrezel<br />
gegen den schnellen Hunger.<br />
Ein älterer Mann holt für seine<br />
Gattin im Rollstuhl eine Käsesahnetorte;<br />
er wird dafür von<br />
seiner besseren Hälfte Komplimente<br />
einfahren, denn: „Unsere<br />
Kuchen sind alle lecker“,<br />
meint Hannelore Armbruster<br />
und zeigt auf die linke Thekenecke.<br />
„Johannisbeere“ ist<br />
schon aus, „Käsekirsch“ nicht<br />
weit davon entfernt. Dort<br />
hinten am Ende der knapp 60<br />
Plätze messenden Zeile lässt<br />
sich eine Dame im lilafarbenen<br />
Pullover ein Exemplar<br />
davon schmecken. Mit ihrem<br />
Mann ist die humorvolle Frau<br />
im Ruhestandsalter aus Calw-<br />
Wimberg herübergekommen,<br />
um prüfen zu lassen, dass ihre<br />
Sturzfolgen – ein gebrochener<br />
Arm, ein gebrochenes Bein –<br />
auch wieder gut verheilen.<br />
Und wie es scheint, ist da neben<br />
ärztlicher Kunst auch der<br />
Kuchen ganz hilfreich ...<br />
Ob Ritter Sport Trauben-<br />
Nuss, der Calwer Kreisapfeldirektsaft„Schneewittchen“,<br />
ein „Hohes C“, Kekse,<br />
Eis oder eine kleine Palette an<br />
Zeitungen und Zeitschriften<br />
vom Spiegel bis zur Bild:<br />
Hannelore Armbruster führt,<br />
was den Krankenhausalltag –<br />
mitunter buchstäblich – versüßen<br />
kann. Oder als eiliges<br />
Mitbringsel taugt, um es mit<br />
auf Station zu nehmen. Selbst<br />
ein kleines Arsenal von Hygieneartikeln<br />
kann sie aus der<br />
Schublade ziehen.<br />
Dass ihr die Arbeit Spaß<br />
macht, spürt man schnell.<br />
Vielleicht sind es die guten<br />
Gene. „Meine ganze Familie<br />
ist im klinisch-medizinischen<br />
Bereich tätig“, schmunzelt<br />
die Frau im blauen Arbeitsdress.<br />
„Vielleicht haben wir ja<br />
ein Helfersyndrom“, blitzt ein<br />
Moment knitzer Selbstironie<br />
auf. Nun gut, es gibt Schlimmeres.<br />
Und deshalb ist bei der<br />
Café-Chefin eines immer im<br />
Preis inklusive: ein Schwätzle,<br />
die Fähigkeit zuzuhören,<br />
Trost zu spenden, wo Empathie<br />
gefragt ist. „Denken Sie<br />
an die Leute, die zur Chemotherapie<br />
kommen“, sagt Hannelore<br />
Armbruster, die weiß,<br />
wie eng Freud und Leid in so<br />
einem Haus zusammenliegen<br />
können.
Umso wichtiger findet die<br />
Chefin, die vom Ein- bis<br />
zum Verkauf ihrer Ware alles<br />
unter ihren Fittichen hat, dass<br />
das Menschliche im Krankenhaus<br />
nicht zu kurz kommt.<br />
Sie bestückt ja nicht nur die<br />
Getränkeautomaten im Haus,<br />
macht Dienstpläne, kümmert<br />
sich um die Deko im und<br />
macht im Ernstfall auch bis<br />
zu 120 „versetzt“ aus ganz<br />
Deutschland kommende, angehende<br />
Bibliothekare aus der<br />
Hermann-Gundert-Schule mit<br />
einem vom Versorgungszentrum<br />
zugelieferten Mittagessen<br />
satt: Sie ist eben auch<br />
Seelsorgerin und Sozialarbeiterin.<br />
„Aber das ist okay so“,<br />
strahlt sie, während ein Mann<br />
mit Gipsverband eine Packung<br />
Kekse bestellt.<br />
Mit der Mentalität ihrer<br />
Kundschaft – herzlich<br />
und vor allem auch gerade-<br />
(her)aus – kann Hannelore<br />
Armbruster eh gut. Schließlich<br />
ist sie selbst eine Nord-<br />
Schwarzwälderin.<br />
Einen Namen könnte das<br />
Calwer Krankenhaus-Café<br />
noch brauchen. Wie wär‘s mit<br />
„Café Sonnenschein“, „Café<br />
Calw“ oder „Café Glasperlenspiel“?<br />
Dann hätte das<br />
Hospital sogar noch Literaturnobelpreisträger<br />
Hermann<br />
Die Service GmbH Schwarzwald bietet als 100prozentiges<br />
Tochterunternehmen der <strong>Klinikverbund</strong><br />
Südwest GmbH ihre Dienstleistungen allen<br />
Häusern im <strong>Klinikverbund</strong> an. Fast 200 Servicekräfte<br />
garantieren eine einheitlich hohe Qualität<br />
in den Bereichen Personaldienstleistung, Hauswirtschaft<br />
und Gastronomie. Auch die Cafeterien<br />
werden von der Service GmbH geführt.<br />
Hesse, dem großen Sohn der<br />
Stadt, ein weiteres Denkmal<br />
gesetzt. Vielleicht tappt auch<br />
mal der „Steppenwolf“ auf<br />
seinen Pfoten ins Café, wenn<br />
er sich sonntags die Beine vertreten<br />
hat .<br />
Hans Siedann<br />
47
+ ticker +++ ticker +++ ticker +++ ticker<br />
KURZNACHRICHTEN<br />
Zentrum für Alterstraumatologie<br />
Am 14. April <strong>2010</strong> wurde das neue Zentrum<br />
für Alterstraumatologie (ZAT) am Klinikum<br />
Sindelfingen-Böblingen unter der Leitung<br />
von Professor Dr. Axel Prokop, Chefarzt<br />
der Unfallchirurgie Sindelfingen, und Dr.<br />
Karl-Michael Reinauer, Chefarzt der geriatrischen<br />
Reha-Klinik Böblingen, offiziell eröffnet.<br />
Es ist das erste TÜV-geprüfte Zentrum<br />
in Baden-Württemberg, das auf die<br />
Behandlung älterer Patienten spezialisiert<br />
Erweiterte Ambulante<br />
Physiotherapie (EAP)<br />
Das Therapiezentrum im <strong>Klinikverbund</strong> Südwest<br />
bietet in Calw nun auch EAP an. EAP<br />
ist ein von den Unfallversicherungsträgern<br />
gesondert finanziertes Therapieverfahren.<br />
Es handelt sich um krankengymnastische,<br />
physikalische und medizinische Trainingsmaßnahmen<br />
zur Beseitigung schwerer Funktions-<br />
und Leistungsbeeinträchtigungen<br />
vor allem im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparates.<br />
Behandlungsmaßnahmen<br />
wie Krankengymnastik, Elektrotherapie usw.<br />
werden bei der EAP für Patienten in einem<br />
ganz individuellen Therapieplan zusammengestellt.<br />
Ein muskuläres Aufbautraining ist in<br />
diesen Plan integriert. Für das Angebot wurde<br />
die Physiotherapieabteilung nun großzügig<br />
erweitert und ausgestattet. EAP-Zentren<br />
müssen spezielle personelle, apparative und<br />
räumliche Anforderungen erfüllen.<br />
48<br />
ist. Gewährleistet wird dies durch ein neu<br />
geschaffenes, interdisziplinäres Konzept.<br />
Das Spektrum reicht von der Notfallbehandlung<br />
in der Zentralen Notaufnahme über die<br />
operative Versorgung in der Unfallchirurgie<br />
am Klinikum Sindelfingen-Böblingen, die<br />
geriatrisch-internistische Behandlung von<br />
Begleit- und Grunderkrankungen bis zur<br />
Rehabilitation in der Reha-Klinik Böblingen.<br />
Eine sofortige, optimierte Therapie und<br />
Rehabilitation soll die Reintegration in das<br />
alte, vertraute Umfeld ermöglichen. Dafür<br />
sorgen Ärzte, Schwestern, Pfleger, Physiotherapeuten,<br />
Logopäden, Ergotherapeuten<br />
und Sozialarbeiter durch eine gut verzahnte<br />
Zusammenarbeit.<br />
Nach Oberhausen ist das ZAT damit erst das<br />
zweite zertifizierte Zentrum dieser Art in<br />
Deutschland.<br />
Das Therapiezentrum in Calw steht nicht<br />
nur stationären Krankenhauspatienten<br />
offen. Auch ambulante Patienten können<br />
jederzeit auf das Leistungsangebot der<br />
neu gestalteten Abteilung für Physiotherapie<br />
zurückgreifen oder das umfangreiche<br />
Kursangebot nutzen. Weitere Informationen<br />
erhalten Sie von Uwe Gross,<br />
Standortleitung Calw, unter Telefon<br />
07051 14-41620 oder im Internet unter<br />
www.klinikverbund-suedwest.de.
THEMA<br />
Zertifizierte<br />
Wundexperten<br />
Schätzungen zufolge leiden in Deutschland<br />
ca. vier Millionen Menschen unter chronischen<br />
Wunden, nur jeder fünfte Patient<br />
wird adäquat versorgt. Der <strong>Klinikverbund</strong><br />
Südwest bildet seit letztem Jahr zusätzliche<br />
Wundexperten aus, um die Qualität der individuellen<br />
Wundtherapie bei Patienten weiter<br />
zu steigern. Die Wundexperten werden<br />
nach den Vorgaben des Basiskurses „Wundexperte<br />
Initiative Chronische Wunden e. V.“<br />
(ICW), eine vom Deutschen Pflegeverband<br />
(DPV) und dem Deutschen Berufsverband für<br />
Pflegeberufe (DBfK) anerkannte Fortbildung,<br />
speziell geschult. Um auch künftig auf dem<br />
wissenschaftlich neuesten Stand zu bleiben,<br />
treffen sich die zertifizierten Wundexperten<br />
zweimal jährlich in Qualitätszirkeln zum fachlichen<br />
Austausch von Erfahrungen.<br />
DKMS Nabelschnurblutbank<br />
Seit Kurzem ist auch die DKMS (Deutsche<br />
Knochenmarkspenderdatei) Nabelschnurblutbank<br />
in Herrenberg aktiv. Werdende Eltern<br />
haben am Krankenhaus Herrenberg die<br />
Möglichkeit, kostenlos Nabelschnurblut für<br />
die Allgemeinheit einlagern zu lassen – und<br />
dadurch vielleicht einem Leukämiepatienten<br />
die Chance auf ein neues Leben zu geben.<br />
Nabelschnurblut ist besonders geeignet,<br />
weil die darin enthaltenen Stammzellen noch<br />
nicht völlig ausgereift sind. Dadurch kann bei<br />
einer Transplantation die Ausprägung einer<br />
möglichen Abstoßungsreaktion geringer sein<br />
als bei der Transplantation von Stammzellen,<br />
die zu einem späteren Zeitpunkt gewonnen<br />
werden.<br />
Auch die Geburtshilfe an den Kliniken Böblingen<br />
kooperiert mit der DKMS sowie mit<br />
einigen privaten Anbietern.<br />
Ausgezeichnet<br />
für Kinder<br />
Die Kinderklinik Böblingen hat das Gütesiegel<br />
„Ausgezeichnet für Kinder“ der Gesellschaft<br />
der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen<br />
in Deutschland e. V. (GKinD)<br />
erhalten. Dieses Siegel soll Eltern nicht nur<br />
einen Teil der Ängste nehmen, sondern vor<br />
allem einen Anhaltspunkt geben, wo ihnen<br />
in angemessener Entfernung zum Wohnort<br />
die bestmögliche medizinische Versorgung<br />
für ihre Kinder geboten wird. Die GKinD<br />
e. V. hat das Siegel in Zusammenarbeit mit<br />
der Deutschen Akademie für Kinder- und<br />
Jugendmedizin e. V. (DAKJ), der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Kind und Krankenhaus<br />
e. V. (BaKuK) und der Deutschen Gesellschaft<br />
für Kinderchirurgie e. V. (DGKCH) entwickelt.<br />
Um es zu erlangen, müssen Kliniken eine<br />
qualitativ sehr hochwertige, altersgerechte<br />
Versorgung gewährleisten. Auf diese Weise<br />
wird auch die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität<br />
der stationären Versorgung von<br />
Kindern und Jugendlichen gesichert.<br />
Hintergrundinfos sowie die Liste der zertifizierten<br />
Kliniken finden Sie im Internet unter<br />
www.ausgezeichnet-fuer-kinder.de.<br />
SOKO Stuttgart<br />
Im Herbst 2009 wurden die Kliniken Böblingen<br />
zum Schauplatz der beliebten Vorabendserie<br />
SOKO Stuttgart. In der Geschichte ging<br />
es um den Tod eines Assistenzarztes. Neben<br />
ständigen Kleindarstellern waren auch<br />
einige Mitarbeiter des <strong>Klinikverbund</strong>es Südwest<br />
direkt beteiligt als Statisten. Eine Krankenschwester<br />
erzählt, wie viel Spaß ihr das<br />
macht. „Aber in der Serie trage ich meine<br />
Haare offen. Als echte Krankenschwester<br />
darf ich so nicht arbeiten“, erklärt sie die<br />
kleinen Unterschiede zur Realität. Die Folge<br />
wurde im April ausgestrahlt unter dem Titel<br />
„Ein eingespieltes Team“.<br />
49<br />
+ ticker +++ ticker +++ ticker +++ ticker
RÄTSELSEITE<br />
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Kreuzworträtsel
S<br />
U<br />
D<br />
O<br />
K<br />
U<br />
Leben<br />
im Alter<br />
gemeinsam<br />
gestalten<br />
Wiedenhöfer-Stift Herrenberg Tel. 07032 206 120<br />
Pfl egeheim Korntal Tel. 0711 839906 0<br />
Nikolaus-Stift Deckenpfronn Tel. 07056 93209 0<br />
Friedensheim Calw-Stammheim Tel. 07051 9333 0<br />
51<br />
Sudoku<br />
Bilderrätsel:<br />
Die Bilder B und D sind gleich<br />
Familiäre Senioren- und Pfl egeheime<br />
4 mal in Baden-Württemberg<br />
Tages- und Kurzzeitpfl ege<br />
Betreutes Wohnen<br />
Dauerpfl ege<br />
Seniorenwohnheim<br />
Appartements derzeit frei:<br />
Nikolaus-Stift und<br />
Wiedenhöfer-Stift<br />
Hildrizhauser Straße 29<br />
71083 Herrenberg<br />
Telefon 07032 206-0 www.evdiak.de
DRK-Kreisverband<br />
Böblingen e. V.<br />
DRK-Notfallrettung<br />
Wir sind Ihre Rettung<br />
112Notfallrettung<br />
und Krankentransport<br />
DRK-Ambulante Dienste<br />
Länger daheim mit uns<br />
� Mobilruf<br />
Tel. 0 70 31/69 04-41<br />
� Häuslicher Pfl egedienst<br />
Tel. 0 70 31/69 04-46<br />
10 Mal im Landkreis Böblingen<br />
Tel. 0 70 31/69 04-0<br />
www.drk-altenpflegeheime-bb.de<br />
Krankentransporte<br />
Tel. 0 70 31/19 222<br />
DRK-Altenpfl egeheime<br />
Menschen sorgen für Menschen<br />
� Hausnotruf<br />
Tel. 0 70 31/69 04-41<br />
� Menüservice<br />
Tel. 0 71 52/92 07 30<br />
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