impulse Gesundheitsmagazin - Ausgabe 1 | 2010 - Klinikverbund ...
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FOKUS MEDIZIN | GEGENIRRITATIONSTECHNIKEN<br />
Dem Schmerz<br />
Einhalt gebieten<br />
Kleines Gerät – große<br />
Wirkung: Die Transkutane<br />
Elektrische Nervenstimulation<br />
(TENS) setzt dem<br />
Schmerz einen Stromreiz<br />
entgegen.<br />
Der kleine Jannick hat sich<br />
das Knie angeschlagen. Es<br />
tut ziemlich weh, doch als<br />
seine Mutter sanft über das<br />
schmerzende Gelenk pustet<br />
und ihm rät, an einer Stelle<br />
knapp unter dem Knie fest<br />
zu reiben, sind die Schmerzen<br />
schnell „wie weggeblasen“.<br />
Diese Alltagssituation, die<br />
jeder so gut kennt, spiegelt<br />
einen hochkomplexen Vorgang<br />
wider, der sich auf<br />
mehreren Ebenen abspielt:<br />
28<br />
Der Mutter gelingt es, den<br />
Jungen abzulenken und damit<br />
seine Schmerzwahrnehmung<br />
zu beeinflussen.<br />
Auf<br />
Körperebene<br />
funktioniert<br />
dies, weil bestimmte Nervenbahnen<br />
nicht gleichzeitig<br />
zwei unterschiedliche Signale<br />
weiterleiten können. Schmerz<br />
kann deshalb durch einen<br />
anderen Reiz wie Kälte oder<br />
Druck überlagert werden.<br />
Das macht sich auch die<br />
Transkutane Elektrische Nervenstimulation<br />
– kurz TENS –<br />
zunutze.<br />
Darüber hinaus aktiviert das<br />
TENS-Signal körpereigene<br />
schmerzunterdrückende Mechanismen.<br />
Doch wie funktioniert<br />
TENS eigentlich genau?<br />
Indem man die Weiterleitung<br />
des Schmerz<strong>impulse</strong>s durch<br />
sogenannte Gegenirritation<br />
behindert, kann man akuten<br />
wie auch chronischen<br />
Schmerz dämpfen. Der<br />
Schmerzreiz wird durch einen<br />
leichten Stromreiz, den die<br />
Patienten als Kribbeln oder<br />
Pochen empfinden, überlagert.<br />
Klebeelektroden<br />
werden dazu so<br />
auf der Haut an-<br />
gebracht, dass die von<br />
dem Gerät erzeugten Strom<strong>impulse</strong><br />
auf bestimmte Nervenbahnen<br />
treffen und die<br />
Schmerzweiterleitung blockieren.<br />
Erfolg verspricht die Anwendung<br />
der Gegenirritation<br />
bei entzündlich bedingten<br />
Schmerzen und nach Verletzungen<br />
wie Prellungen<br />
oder Verstauchungen, aber<br />
auch bei Bandscheibenvorfällen<br />
oder dem sogenannten<br />
unspezifischen Rückenschmerz.<br />
Auch bei neuropathischen<br />
Schmerzen oder<br />
einem komplexen regionalen<br />
Schmerzsyndrom wie Arthrose<br />
kann TENS erfolgversprechend<br />
eingesetzt werden.<br />
TENS, erklärt Dr. Thomas Walz,<br />
Chefarzt der Anästhesie in<br />
Calw und Nagold, der zusammen<br />
mit Dr. Uwe Meckbach<br />
das regionale Schmerzzentrum<br />
der Deutschen Gesellschaft<br />
für Schmerztherapie in<br />
Nagold leitet, wird selten für<br />
sich allein angewandt, stellt<br />
aber eine probate Ergänzung<br />
zur medikamentösen Therapie<br />
dar. Die relativ sanfte,<br />
nichtinvasive Methode hilft<br />
Schmerzmittel