impulse Gesundheitsmagazin - Ausgabe 1 | 2010 - Klinikverbund ...
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werden. Das Erlernen der Methode ist nicht<br />
schwer, es erfordert allerdings ein hohes<br />
Maß an Eigenverantwortung und Sorgfalt.“<br />
In Deutschland werden etwa 94 Prozent der Nierenpatienten<br />
in einem Dialysezentrum behandelt,<br />
nur sechs Prozent nutzen die Peritoneal-<br />
dialyse. Dr. Löhr meint dazu: „Die Peritonealdialyse<br />
trauen sich viele Patienten einfach nicht<br />
zu und nehmen lieber den zeitlichen Aufwand<br />
auf sich, dreimal wöchentlich das Blut reinigen<br />
zu lassen. Dabei ist die Bauchfelldialyse<br />
für viele Menschen eine medizinisch gleichwertige<br />
Alternative, die für den Betroffenen mehr<br />
Unabhängigkeit und weniger Einschränkungen<br />
bezüglich einer Diät bedeutet.“<br />
Das dauerhaft beste Nierenersatzverfahren ist<br />
eine Nierentransplantation. Etwa fünf bis sieben<br />
Jahre dauert es durchschnittlich, bis für<br />
einen Empfänger eine passende Spenderniere<br />
gefunden wird. Die beiden genannten Dialyseverfahren<br />
sind lebensnotwendig und überbrücken<br />
die Zeit bis zu einer möglichen Organverpflanzung.<br />
„Eine Transplantation ist die<br />
geeignetste Methode, um eine defekte Niere<br />
zu ersetzen“, betont Dr. Löhr. Die Patienten<br />
hätten dadurch eine höhere Lebensqualität<br />
und eine bessere Leistungsfähigkeit. Zudem<br />
müssen sie im Vergleich zu den Dialysemethoden<br />
keine Diät halten. Für eine Transplantation<br />
kommen Patienten in Frage, die keine<br />
gravierenden weiteren Erkrankungen, keine<br />
Herz- und Kreislaufschwäche und keine bösartigen<br />
Tumore haben. Transplantiert werden<br />
Nieren in einem Alter von einem Jahr bis 70<br />
Jahren. Auch über dieses Alter hinaus können<br />
neue Organe eingepflanzt werden, allerdings<br />
werden, so Dr. Löhr, in jedem Einzelfall Chancen<br />
und Risiken besonders eingehend geprüft.<br />
Ein Jahr nach einer Operation funktionieren<br />
etwa 85 bis 90 Prozent der eingesetzten Nieren,<br />
nach zehn Jahren versehen noch 60 bis<br />
70 Prozent zufriedenstellend ihren Dienst.<br />
Dr. Löhr: „Es gibt auch Spendernieren, die<br />
20 Jahre lang hervorragend arbeiten.“ Nach<br />
einem Transplantatversagen ist dann wieder<br />
ein Dialyseverfahren möglich.<br />
Im Gegensatz zu Herz- oder Lungentransplantationen<br />
wird bei einer Nierentransplantation<br />
die eigene Niere üblicherweise nicht entfernt,<br />
sie verbleibt im Köper. Die Spenderniere wird<br />
in den Unterbauch vor der Bauchhöhle eingesetzt,<br />
die Blutgefäße der Spenderniere werden<br />
an die Gefäße des Beckens angeschlossen. Den<br />
Harnleiter des Transplantats verbindet man direkt<br />
mit der Blase. Die größte Gefahr<br />
nach einer Transplantation besteht<br />
im Abstoßen der Niere.<br />
Um das zu verhindern,<br />
werden Medikamente<br />
gegeben. Sie wirken<br />
auf das Immunsystem<br />
und sollen so auf lange<br />
Sicht die körpereigenen<br />
Abwehrmechanismen<br />
dämpfen, die sonst das<br />
fremde Organ angreifen<br />
würden.<br />
Die Spenderniere eines lebenden Patienten<br />
hat für den Empfänger verschiedene<br />
Vorteile. Eine Dialyse wird dadurch lange Zeit<br />
vermieden. „Außerdem kann der Eingriff genau<br />
geplant und die Spenderniere schon kurz<br />
nach der Entnahme beim Empfänger eingesetzt<br />
werden“, erklärt Dr. Löhr. Menschen, die<br />
sich für die Spende einer Niere entscheiden,<br />
werden gründlich untersucht, gewissermaßen<br />
auf Herz und Nieren. Nur wenn deren Nieren<br />
gesund sind, keine Erkrankungen und keine<br />
Gesundheitsrisiken vorliegen, kommt eine lebende<br />
Person überhaupt als Spender in Frage.<br />
Finden sich bei einem Lebendspender – zumeist<br />
handelt es sich um einen nahen Verwandten<br />
oder einen Lebenspartner – nach einer Reihe<br />
medizinischer Untersuchungen Ausschlusskriterien,<br />
so ist eine Organspende nicht möglich.<br />
iStockphoto<br />
Thomas Oberdorfer<br />
Um Informationen über die verschiedenen Dialyseverfahren zu vermitteln,<br />
finden regelmäßige Veranstaltungen zusammen mit den niedergelassenen<br />
Nephrologen des Kreises statt. Dabei besteht die Möglichkeit,<br />
Betroffene persönlich zu ihren Erfahrungen zu befragen.<br />
Kontakt:<br />
Sekretariat der Medizinischen Klinik III – Nieren- und Hochdruckerkrankungen<br />
an den Kliniken Sindelfingen<br />
Tel.: 07031 98-12322<br />
39<br />
Chefarzt<br />
Dr. Dirk Löhr