impulse Gesundheitsmagazin - Ausgabe 1 | 2010 - Klinikverbund ...
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FOKUS MEDIZIN | SCHILDDRÜSE<br />
fotolia<br />
Mit Jod angereichertes<br />
Salz<br />
unterstützt die<br />
Jodversorgung<br />
wirkungsvoll<br />
Frage der Patienten. Zwar kann man nicht das<br />
Organ ersetzen, wohl aber das Schilddrüsenhormon<br />
Thyroxin. Unabhängig davon, ob die<br />
Schilddrüse komplett oder nur teilweise entfernt<br />
werden muss, ist es unumgänglich, das<br />
Schilddrüsenhormon in Form einer Tablette zu<br />
ersetzen. Ganz wichtig ist auch zu wissen, dass<br />
die Heilungschancen bei Schilddrüsenkrebs bei<br />
90 Prozent liegen und im Vergleich zu anderen<br />
Krebsarten sehr gut sind.<br />
Operation der Schilddrüse<br />
Der dritte Bereich der Schilddrüsenchirurgie<br />
betrifft die operative Behandlung der Überfunktion.<br />
Dabei sind drei Formen zu unterscheiden:<br />
Zum einen der sogenannte Morbus<br />
Basedow, bei dem der Organismus gegen die<br />
eigene Schilddrüse gerichtete schilddrüsen-<br />
stimulierende Antikörper produziert, zum anderen<br />
kann es sich um einen heißen Knoten in<br />
einer ansonsten völlig gesunden Schilddrüse<br />
handeln. Drittens kann auch der Jodmangel eine<br />
krankhafte Schilddrüsenfunktionauslösen.<br />
Chirurgisch<br />
spielt nur die<br />
Überfunktion<br />
eine Rolle, denn<br />
in diesen Fällen<br />
kommt es vor, dass<br />
eine medikamentöse Blockade<br />
der Schilddrüse nicht ausreicht<br />
und der Patient weiter an einer lebensbedrohlichen<br />
Überfunktion leidet. In diesem Fall<br />
muss der größte Teil der Schilddrüse entfernt<br />
werden. Typische Symptome für die Überfunktion<br />
sind eine zunehmende Reizbarkeit, Zittrigkeit,<br />
Herzrasen und Gewichtsverlust. Eine<br />
Schilddrüsenüberfunktion belastet den Körper<br />
extrem und kann dadurch lebensbedrohliche<br />
Zustände annehmen.<br />
Im Fall von Schilddrüsenveränderungen<br />
ist es vor allem wichtig, möglichst frühzeitig<br />
deren Status zu klären. Üblicherweise stellt der<br />
Hausarzt eine Veränderung anhand des klinischen<br />
und gegebenenfalls sonographischen<br />
Untersuchungsbefundes sowie beim Gespräch<br />
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mit dem Patienten fest. Bei solch einem Verdacht<br />
erfolgt in der Regel eine Überweisung<br />
zur weiteren fachärztlichen Abklärung; mittels<br />
Blutuntersuchung, Szintigraphie und Ultraschall<br />
können weitere Differenzierungen<br />
vorgenommen werden. Muss eine Operation<br />
in Erwägung gezogen werden, kommen die<br />
Patienten in die Sprechstunde des Klinikums,<br />
um alles Weitere zu klären. Eine sehr gute und<br />
harmonische Zusammenarbeit zwischen Klinik<br />
und Haus- bzw. Fachärzten ist dabei wichtig,<br />
um den Patienten umfassend zu betreuen, betont<br />
Professor Köveker, dem dieser Aspekt sehr<br />
am Herzen liegt. Das Klinikum arbeitet deshalb<br />
eng mit Hausärzten und niedergelassenen Spezialisten<br />
der Fachgebiete Nuklearmedizin und<br />
Innere Medizin zusammen.<br />
Was nun die Risiken der Operation betrifft,<br />
so sind diese in den allermeisten Fällen überschaubar,<br />
zerstreut Professor Köveker mögliche<br />
Bedenken. Die Schilddrüsenchirurgie ist heute<br />
sicherer denn je. Neben der üblichen Schilddrüsenchirurgie,<br />
die eine kosmetisch ansprechende<br />
Schnittführung im Bereich des Halses anstrebt,<br />
wird am Klinikum Sindelfingen-Böblingen regelhaft<br />
lupenmikroskopisch operiert; selbst<br />
kleinste Nervenfasern und Strukturen werden<br />
sichtbar gemacht. Darüber hinaus führte man<br />
inzwischen die „Miccoli-Technik“ ein: Ist der<br />
Knoten nicht größer als vier Zentimeter und<br />
beschränkt sich der Befund auf eine Hälfte<br />
der Schilddrüse, wird nur ein ca. zwei Zentimeter<br />
langer Hautschnitt angelegt und über<br />
eine moderne Videotechnik die Schilddrüse<br />
minimalinvasiv entfernt. Das sogenannte Neuromonitoring<br />
findet bei jeder Schilddrüsenoperation<br />
Anwendung, damit kann der etwa 0,3<br />
Millimeter dicke „Stimmbandnerv“, der sich in<br />
unmittelbarer Nähe der Schilddrüse befindet,<br />
identifiziert und geschont werden. Das minimiert<br />
das Restrisiko einer Stimmbandlähmung<br />
noch weiter. Die aktuellen gewebeschonenden<br />
Verfahren können die OP-Zeiten verkürzen und<br />
die entstehenden Narben sind nicht nur kleiner,<br />
sondern in vielen Fällen gar nicht mehr<br />
sichtbar.<br />
Dr. Ingo Wetter