impulse Gesundheitsmagazin - Ausgabe 1 | 2010 - Klinikverbund ...

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fotolia PANORAMA | NEPAL-EINSATZ Der 8.078 Meter hohe Annapurna, Nepal Die Patienten nahmen auf Plastikstühlen Platz. Zur Diagnose standen den Freiwilligen natürlich keine großen Geräte zur Verfügung, aber Stethoskop, Ohrenspiegel, Blutdruckmessgerät und Thermometer. Mit Hilfe von Dolmetschern fragten sie nach Symptomen. „Viele Menschen leiden dort unter Mittelohrentzündung, haben Ausfluss aus den Ohren“, berichtet Dieter Schmid. Er kümmerte sich vor allem um schlecht versorgte Wunden – die Wundversorgung ist sein Fachgebiet. Da die Hütten der Einheimischen lediglich einen Lehmboden haben, überall Tiere wie Hühner, Hunde und Ziegen herumlaufen und die Menschen keine Schuhe tragen, gelangen Keime in die oft aufgerissenen Füße. Dazu wird in Nepal eine Wunde mit Asche behandelt. Die Wunden beginnen zu eitern, was irgendwann zu einer Sepsis führen kann – und damit zum Tod des Patienten, da er keinesfalls damit rechnen kann, in einer Klinik behandelt zu werden. Dieter Schmid schnitt an den sieben Behandlungstagen unzählige Abszesse auf. Er gab den Patienten Verbandsmaterial und Medikamente mit und erklärte ihnen genau, wie sie selber die Behandlung fortführen sollten. „Im Grund fehlt es dort an Hygiene“, sagt Schmid. „Die Menschen müssten sich besser waschen. So ließen sich Abszesse, Pilz- und Geschlechtskrankheiten verhindern. Und sie müssten mehr trinken.“ Allerdings fehlt es den Bauern und ihren Familien an sauberem Wasser. Frisches Wasser fließt zwar genügend aus den hohen Bergen ins Tiefland, es gibt jedoch keine Wasserleitungen. So lagern die Menschen 42 ihr Trinkwasser in offenen Fässern, aus denen mit verschmutzten Behältern geschöpft wird. Außerdem gibt es keine geschlossenen Abwassergruben, eine richtige Kanalisation schon gar nicht. Wo die Helfer arbeiteten, da schliefen sie auch – mitten im Maisfeld auf einer Isomatte und im Schlafsack unter einem Moskitonetz. An einem anderen Ort kamen sie im heruntergekommenen Verwaltungsgebäude eines Wasserwerks unter. Ein einheimischer Koch versorgte die kleine Truppe. Die Helfer ließen außerdem zweimal einen Wasserbüffel schlachten, um auch die Kinder im Dorf mit gutem Essen zu versorgen. Wenn das Team den Einsatzort wechselte, war es einen Tag lang auf der Landstraße unterwegs, die den Süden Nepals durchzieht und das ganze Land erschließt. Die Busse und Lastwagen brauchen auf dieser Piste für 200 Kilometer zehn Stunden. Am letzten Einsatztag waren die zehn Freiwilligen am Ende ihrer Kräfte, fast alle Mitglieder des Teams gesundheitlich angeschlagen. Sie gewährten dennoch zusätzlich 50 wartenden Patienten eine Notbehandlung und fuhren dann rasch nach Norden ab, um noch ein paar Stunden der Erholung vor dem anstrengenden Rückflug zu haben. Sie übernachteten bei der Stadt Pokhara und sahen im Sonnenaufgang vor sich die überwältigende, 8.078 Meter hohe Annapurna-Gruppe liegen – wenigstens ein kleiner Eindruck vom Himalaya. Würde Dieter Schmid das noch einmal machen? Er sagt ohne Zögern: „Ja. Aber nicht so. Nur zwei Einsatzorte, und dazwischen drei Tage Pause.“ Ihm ist klar, dass so ein Einsatz ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Er sieht seine Arbeit jedoch als Akt der Nächstenliebe an Menschen, denen es an jeglicher medizinischer Versorgung fehlt. Martin Reinkowski
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