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N o 107/2013©AnceloviciHurra, wir dürfen zahlenNACHQUALIFIZIERUNG: BACHELOR OF EDUCATIONEine Information v.a. für KollegInnen aus der BMHS ............. 3DER SELBSTBETRUG DER MITTELSCHICHTAnmerkungen zum BundeslehrerInnentag-Referatvon Ulrike Herrmann (taz) .................................................... 4KONFLIKTE IM KONTEXT SCHULEMag. Tatjana Schmid-Schutti plädiert für einkonstruktives Miteinander der Schulpartner (Teil II) ............... 6BUNDESLEHRERINNENTAG 2013im Neuen Rathaus – Herzliche Einladung! ........................... 8


2DISKUSSIONEditorialLiebe Leserinnen und Leser!„Hurra wir dürfen zahlen“ – unter diesemMotto läuft der heurige BundeslehrerInnentag,bei dem Ulrike Herrmann(Wirtschaftskorrespondentin beider„Berliner TAZ) als Hauptreferentinauftritt. So findet sich eine Rezensionzu ihrem gleichnamigen Buch auf Seiten4 - 5, wo am Ende auf einen notwendigenNew Deal hingewiesen wird.Am Beginn des dritten Jahrtausends lebenwir in einer „neuen“ Welt, die unsvor große Herausforderungen stellt.Alle sehnen sich nach Wohlstand, seitdem „Arabischen Frühling“ sind wir mitganz deutlichen Demokratiebestrebungenanderer Länder konfrontiert. EinGrund mehr unsere Demokratiefähigkeitwieder unter Beweis zu stellen.Eine „erlesene“ Elite kann diese Aufgabennicht mehr alleine durch wirtschaftlicheund politische Maßnahmenlösen. Konflikte, die diesen weltweit gesellschaftlichenWandel bedingen, sindWir können gegen Veränderungen leben.Das ist dumm.Wir können mit Veränderungen leben.Das versuchen viele!Wir können aber auch vonVeränderungen leben.Das können nur die Fähigsten.“(Klaus Schwab)bis in unsere Wohnzimmer marschiertund Unbehagen wird für jeden einzelnenspürbar, wenn Krieg und Gewaltanwendungen,Korruption und Raubbauan der Natur die Tagesthemen dominieren.Selbst Legionen von KonfliktberaterInnenund MediatorInnenwerden diese Probleme der Postmodernenicht lösen können. Ein gesellschaftlichesUmdenken muss stattfindenund wenn wir friedvoller und rücksichtsvollermiteinander leben lernenwollen und Nachhaltigkeit nicht mehrnur ein sinnentleertes Schlagwort bleibensollte, dann ist es an der Zeit, beimöglichst vielen Menschen soziale Fähigkeitenzu entwickeln, dass sie sichin Konfliktsituationen so weit wie möglichselbst zu helfen vermögen. Am bestenman beginnt in einer lehrenden undlernenden Organisation wie Schule,von der auch das größere SystemStaat profitieren kann.So ist es in Zeiten von Bildungsreformenund Veränderungen gut, wenn AHSund BMHS zusammenrücken. Im Zugepersoneller und struktureller Veränderungenin der LehrerInnen – Gruppe desBSA ist diese Kooperation gelungen. Esgab einen Wechsel auf der Vorstandsebene.Nach vielen Jahren unermüdlicherund engagierter Arbeit für denBSA, hat Frau Dir. MMag. Ursula Uhlmanndie Agenden des BSA übergeben.Ein ganz herzliches Dankeschönan dieser Stelle. Wie heißt es so schönauf Französisch? Chapeau! Chapeau!Nun liegt der Ball bei uns. Wir, das sindDr. Sylvia Sango und Mag. TatjanaSchmid-Schutti.Sylvia Sango hatjahrelange Erfahrungim AHS-Bereichund hält einMandat im Zentralausschuss.Sie lehrtMag. Dr. Sylvia SangoFachwissenschaftEnglisch an der PädagogischenHochschule Oberösterreich.Tatjana Schmid-Schutti ist nebenihrer Unterrichtstätigkeit in der FächerkombinationDeutsch, Ethik, Bewegungund Sport an der AHS auch alsMediatorin laut Ziv-MediatG., Lehrmediatorinund Supervisorinin eigenerPraxis tätig. IhrArbeitsfeld umfasstebenso die Organisationsentwicklungim Profit- und Non-Profitbereich.Mag. TatjanaSchmid-SchuttiAls Motto für unsere gemeinsame Arbeitsollen uns Anleihen von KlausSchwabs Zitat dienen.Sylvia Sango & Tatjana Schmid-SchuttiLiebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser!Wir sind ständig bemüht unsere Adressendatei auszubauen bzw. aktuell zu halten. Adressenänderungenim Bereich der AHS (viele Rotstifte gehen derzeit an die Schuladresse)bitte an peter.penteker@eduhi.at schicken.Interessierte KollegInnen aus den BMHS werden um Meldung ihrerPrivatadresse an ferdinand.aichmayr@gmail.com gebeten.Vielen Dank!Das BSA-TeamimpressumINFORMATIONEN - BERICHTEZVR: 221801490HERAUSGEBER:Gewerkschaft öffentlicher Dienst,Fraktion sozial demokratischer GewerkschafterInnen,4020 Linz, Weingartshofstraße 2Fachgruppe AHS- und BMHS-LehrerInnen im BSA OÖREDAKTION: Heidi Petermichl, Ursula UhlmannLAYOUT & SATZ: Cyberhouse; W. KreindlDRUCK: Gutenberg, LinzUm die Qualität unserer Zeitung mit Ihrer Hilfe weiterentwickelnzu können, bitten wir Sie, Anfragen,konstruktive Kritik oder Stellung nahmen an dieChefredakteurin zu richten: u.uhlmann@eduhi.atAdressenänderungen bitte an Peter Penteker:peter.penteker@eduhi.at


INFORMATION 3Nachqualifizierung zum Bachelor of EducationStand: 15.01.2013Heinrich Himmer und Ferdinand AichmayrFür viele Kolleginnen und Kollegen miteinem Abschluss an einer PädagogischenHochschule ist mit der Nachqualifizierungzum Bachelor of Educationeine hochschulbasierte Aufwertungermöglicht worden. Nun sind die Vorbereitungsarbeitenabgeschlossen undseit Kurzem ist die Plattform www.nachqualifizierung.atonline. Über diese Internetseiteund ph-online wird das gesamteVerfahren nutzerfreundlich abgewickelt.Das bmukk bietet Unterstützungund Hilfe im gesamten Verfahrenmit einem Betreuungsteam an.Auch wir haben ein Informationsblattzusammengestellt, das Sie auf unsererInternetseite www. fsgbmhs.at downloadenkönnen.Wir wünschen Ihnen bei Ihrem Wegzum Bachelor of Education viel Erfolgund stehen Ihnen selbstverständlich jederzeitzur Seite. Bleiben Sie auchweiterhin informiert und melden Sie sichfür unseren Newsletter an, besuchenSie uns auf twitter, facebook oderwww.fsgbmhs.at1. Grundsätzlicheszum autorFoto: PrivatHEINRICHHIMMER(MAG.)> Seit 2008 Lehrer an der BHAK undBHAS Wien 13, Mitglied der Projektgruppe„Wiener HAK“heinrich.himmer@fsgbmhs.euSeit 15. Jänner 2013 ist die Plattformwww.nachqualifzierung.at des bmukkmit allen Informationen zum Upgradingund zur Nachqualifizierung online. DieEinreichung erfolgt zur Gänze online.Sie finden auf der Plattform auch Hinweise,Erklärungen, Ausfüllhilfen undrechtliche Grundlagen zur Nachqualifizierung.Im Dienst befindliche LehrerInnen 1)können nun gemäß § 65a Hochschulgesetzihre Nachgraduierung mit demBachelor of Education beantragen.2. Ergänzungsstudiumund AnrechnungEin Ergänzungsstudium zur hochschulischenNachqualifizierung wirdAbsolventinnen und Absolventen vonfrüheren Lehramtsausbildungen ermöglichen,den Titel „Bachelor of Education“zu erlangen. Es umfasst insgesamt39 ECTS, wobei 30 ECTSdurch Lehrveranstaltungen und 9 ECTSdurch das Verfassen einer Bachelorarbeiterworben werden. Qualifikationenaus der Fort- und Weiterbildung, Führungstätigkeiten,Projektbetreuungenund einschlägige Veröffentlichungenwerden dabei bis zum Ausmaß von 30ECTS angerechnet. Wurde eine Bachelor-,Diplom-, Magister- oder Masterarbeitbzw. eine Dissertation an einerpostsekundären Bildungseinrichtungverfasst, kann diese zur Anrechnungebenfalls eingereicht werden.3. Antrag und EinreichungAuf der Plattform füllen alle BewerberInnendas elektronische Kompetenzportfolioaus, in welchem die Lehrgangserfordernissenachgewiesen werdenmüssen (Auflistung zusätzlicherLehrbefähigungen, von Fortbildungen,Veröffentlichungen etc.).Im Verwaltungssystem PH-Online sinddann die erforderlichen Dokumenteim Studierendenakt hochzuladen.Sobald der Antragsteller, die Antragstellerinalle Dokumente hochgeladenhat, sichtet der zentrale Support dasPortfolio auf Richtigkeit und Vollständigkeitund gibt eine Zulassungs-Empfehlungan die entsprechende PH ab.4. AbschlussIm letzten Schritt prüft die jeweilige PHalle Dokumente auf Echtheit und erteiltbei positivem Ausgang die formaleZulassung zum Ergänzungsstudiummittels Bescheid oder die Graduierungzum Bachelor of Education (BEd).Unterstützung: Das bmukk bietet eineumfassende Betreuung bei Fragenrund um die Antragstellung, Einreichungoder Abwicklung an. Erreichbarist das Team über die Hotline 0800205880 (Mo-Fr, 9-18 Uhr), die Email-Adresse nachqualifizierung@bmukk.gv.at oder direkt über die Internetseitewww.nachqualifizierung.atWir begrüßendie Möglichkeitzur Nachqualifizierung,die AufwertungpädagogischerAbschlüsseunddie serviceorientierte Umsetzung überdie Plattform www.nachqualifizierung.atMit der Möglichkeit der Anrechnung vonberufsspezifischen Kenntnissen undFortbildungen zeigt das bmukk eine besondereWertschätzung erreichter Leistungender Kolleginnen und Kollegen.Gemeinsam erreichen wir mehr!Mag. Heinrich Himmer, Ferdinand Aichmayr,MMag. Thomas Populorom1) Zulassungsvoraussetzung zum Ergänzungsstudiumzur hochschulischen Nachqualifizierung ist der Abschlussn einer insgesamt sechssemestrigen Lehramtsausbildungodern einer Lehramtsausbildung unter sechs Semestern sowieeines zusätzlichen Lehramtesnach der vor Inkrafttreten des Hochschulgesetzes2005 geltenden Studienrechtsvorschrift. Der Antrag aufZulassung kann an jeder Pädagogischen Hochschule,an jeder anerkannten privaten Pädagogischen Hochschulebzw. anerkanntem privaten Studiengang erfolgen.Voraussetzung ist, dass an dieser Hochschule bzw.diesem Studiengang die von Ihnen abgeschlosseneLehramtsausbildung im Studienangebot vorhandenist.zum autorFoto: PrivatFERDINANDAICHMAYR(DIPL.-PÄD.)> Vertragslehrer an der HTBLA LiTecLinzer TechnikumFachpraktischer Unterrichtferdinand.aichmayr@gmail.com


4DISKUSSION„Hurra, wir dürfen zahlen“Die Mittelschicht stellt die meisten WählerInnen, trotzdemzahlt sie seit Jahren bei Reformen immer drauf. Die taz-Journalistin Ulrike Herrmann wundert sich in ihrem Buch,was die Mittelschicht alles mit sich machen lässt.infoboxZur Mittelschicht gehören laut derDefinition des DIW (Deutsches Institutfür Wirtschaftsforschung), die UlrikeHerrmann verwendet, alle, derenNettoeinkommen zwischen 70 und150% des durchschnittlichen Einkommensbeträgt.Für einen Single wären das inDeutschland zwischen 1.130 und2.420 € netto monatlich, bei einerFamilie mit zwei Kindern ca. 2.370bis 5.080 €; für Österreich gibt esnicht genug Daten, um das genauauszurechen, die Verdienste dürftenaber etwas höher liegen.1998 zählten in Deutschland 64,3Prozent zur Mittelschicht, 2008waren es nur noch 58,7 Prozent.Wieder kracht ein Land, wieder werdenBanken gerettet, wieder zahlt's ... derSteuerzahler. Und wer ist das, derSteuerzahler? Na alle, oder? Dasstimmt nicht ganz, schreibt die deutscheWirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann.Denn belastet wird, auch bei derBankenrettung, vor allem die Mittelschicht– und das, obwohl sie eigentlichdie mächtigste Bevölkerungsgruppewäre. In ihrem Buch „Hurra, wirdürfen zahlen - der Selbstbetrug derMittelschicht“ wundert sich Ulrike Herrmann,was die viel beschworene Mitteder Gesellschaft alles mit sich machenlässt. Ulrike Herrmann beschreibtin ihrem Buch zwar die Situation in derBundesrepublik, besitzt allerdings aucherstaunliche Kenntnis der österreichischenVerhältnisse. Deutschland isteine Klassengesellschaft, schreibt UlrikeHerrmann in ihrem Buch, und mitÖsterreich, so erzählt sie im Interview,verhalte es sich nicht anders. DieStruktur der Besitzverhältnisse habesich seit dem Ende des 19. Jahrhundertsnicht maßgeblich geändert.Alles, was den Wählerinnen und Wählernin den letzten Jahr(zehnt)en als„notwendige Reformen“ verkauft wurde,das habe nur einer gesellschaftlichenGruppe genützt: der Oberschicht,den Eliten. Draufgezahlt habe, nebenden sozial Schwachen (der Unterschicht)vor allem die Mitte der Gesellschaft.Heute ist es in Österreich so, dass dasreichste Prozent der Bevölkerung einDrittel des gesamten privaten Vermögensbesitzt, die reichsten zehn Prozentgar zwei Drittel. Doch anstatt die Vermögendenangemessen an der Finanzierungdes Gemeinwesens zu beteiligen,wurden in den letzten JahrenErbschafts- und Schenkungssteuerabgeschafft, hohe Einkommen entlastetund die Unter- und Mittelschichtdurch Sparprogramme und Abgabenerhöhungmehr und immer mehr belastet.Und wer ist schuld daran? DieSchmarotzer aus der Unterschicht natürlich– zumindest für die MeinungsundStimmungsmacher: Haider, Blocher,Dichand, Sarrazin – reiner Zufall,dass ausgerechnet die, die vorgeben,die Interessen der „kleinen Leute“ zuvertreten, alle Millionäre sind?Die Mittelschichtist selber schuldDie Mittelschicht ist selber schuld, dasschreibt Ulrike Herrmann, und zwar, weilsie die größte Zahl der Wähler stelle undtrotzdem gegen ihre Interessen handle.Im Interview formuliert die Autorin ihreThese, dass die Mittelschicht immerGesetze akzeptiere, dir ihr selber schaden.Sie, die Mittelschicht, identifizieresich mit den Reichen und bekommenicht mit, dass die Vermögenden geschontwerden. Warum es diese Tendenzgebe, dass die Mittelschicht zurKassa gebeten wird, beantwortet Herrmannfolgendermaßen: „Es ist ja überallso, Sie können europaweit gucken:Immer, wenn es darum geht, die Finanzkrisezu finanzieren, wird bei denSozialhaushalten gespart und die Mittelschichtbelastet. Typischerweise werdendie Steuern und Abgaben erhöht,oder es wird bei den Beamten gekürzt,was ja auch die Mittelschicht betrifft. (…)Ich wollte das wenigstens mal aufschreiben,deswegen habe ich dasBuch geschrieben, um es den Leutenmal vorzuführen, wie diese Mechanismenfunktionieren. Aber ob das dengroßen Wandel herbei führt, da habe ichauch meine Zweifel.“Es haben sich gesellschaftlich akzeptiertePhänomene in der Kommunikationeingeschliffen. Die Populisten prä-


DISKUSSION 5sentieren die Unterschicht (respektive»die Ausländer« bzw. »die Muslime«) alsSündenböcke, die die Gesellschaft soviel kosten würden, dass Sparmaßnahmennotwendig seien. So werden– siehe die aktuelle österreichischeBudgetsituation – Staatsausgaben gekürzt,die vor allem der Mittelschicht zuGute kämen – die Oberschicht kannsich für ihre Sprösslinge sowieso Privatschulenleisten.Wie der Esel hinter der KarotteWarum die Mittelschicht so „blöd“ ist,auch noch mehrheitlich die zu wählen,die ihnen das Geld aus der Tasche ziehen?Ulrike Herrmann vermutet, dasssie sich heimlich zur Elite rechnet,oder zumindest beinahe zur Elite.Wie der Esel hinter der Karotte läuft dieMittelschicht dem Traum vom Aufstieghinterher. Dabei ist die gesellschaftlicheMobilität in wenigen Ländernso eingeschränkt wie in Deutschlandund Österreich. Dafür sorgt schon dasSchulsystem.Beim letzten Armuts- und Reichtums-Bericht hatte die (deutsche) Regierungeine sehr pfiffige Idee, sie hat nämlicheine Umfrage gemacht unter denDeutschen und gefragt: „Was ist für Sieeigentlich Reichtum?“ Und da kamdann raus, dass für jeden der Reichtumknapp oberhalb des eigenen Einkommensanfängt. In dieser Logik mussman sich nur ein bisschen anstrengen,und dann ist man auch bei den wirklichReichen. Und der enorme Abstandzu denen, die die Millionen haben,der fällt dann gar nicht auf.Studien des SelbstbetrugsWarum ist der Anteil der Menschen, dersich zur Mittelschicht zugehörig fühlt,höher als es tatsächlich der Fall ist? „Esgibt lustige Studien dazu. In einer Umfragein Deutschland sollten sich Leuteeinordnen, Manager genauso wieArbeitslose - auf einer Skala von 1 untenbis 10 oben. Und da kam raus,dass Arbeitslose, die ja zu den Ärmstengehören, sich immer noch bei 4,6einordnen und Manager, die zu denReichsten gehören, bei 6,6. Das heißtdie oberen und unteren Ränge sindnicht besetzt. Das liegt daran, dass sichdie Reichsten systematisch arm rechnen.Österreich ist ein reiches Land, aber versuchenSie mal einen Reichen zu finden.Die Reichen werden Ihnen wortreicherklären, warum ausgerechnet siees besonders schwer haben und warumsie schon fast zum Prekariat gehören.Umgekehrt ist es so, dass dieArmen sich ihrer Armut schämen undsich nach oben orientieren. Sie wollenweder sich selbst noch anderen eingestehen,dass sie zu den Verlierernzählen. Sie sehen sich daher irgendwoin der Mitte. Weil aber alle denken, siegehörten zur Mittelschicht, kann überhauptnicht diskutiert werden, dass sowohlDeutschland als auch ÖsterreichKlassengesellschaften sind. Das Vermögenkonzentriert sich bei ganz wenigenFamilien.“Bildungsaufstieg bedingt keinenökonomischen AufstiegTatsache ist, so die Autorin, „(…) diemeisten Leute haben einen Bildungsaufstiegerlebt. Heutzutage haben 50%eine bessere Berufsausbildung als dieEltern. Das führt dann zur Idee, man seibei der Elite angekommen, weil der Bildungsaufstiegmit einem ökonomischenAufstieg verwechselt wird. Daserstaunliche Phänomen ist, dass wireine Gesellschaft haben, die so gut ausgebildetist wie noch nie zuvor. Trotzdemstagnieren die Reallöhne und dieLohnquote sinkt. Aber die Arbeitnehmersind so stolz auf ihren eigenen Bildungsabschluss,dass sie nicht bemerken,dass sich ihre Ausbildungnicht in ihrem Einkommen umsetzt.“Ein neuer New Deal?Eine angemessene Lösung wäre für UlrikeHerrmann ein neuer New Deal, wiebei der letzten großen Wirtschaftskrisein den Dreißiger Jahren: Damalsbeim New Deal hat man konsequenterweisegesagt: Wenn man die Reichenrettet, dann müssen sie auch fürdiese Kosten aufkommen, und hatdann den Spitzensteuersatz auf bis zu79% angehoben. Das wäre heute garnicht nötig, denn damals musste manja auch noch den Zweiten Weltkrieg finanzieren.Aber das Interessante andiesem Lehrstück New Deal war ja,dass obwohl die Steuern so derartighoch waren, es nicht so war, dass dieReichen nicht mehr reich gewesenwären oder der Kapitalismus zugrundegegangen wäre - sondern ganz im Gegenteil:Am Ende war es sogar so, dassauch die Reichen profitiert haben. DieseVermögens- oder Einkommensverteilung,die sehr viel gleicher wurde, hatdann dazu geführt, dass das Wachstumenorm war, weil zum ersten Malauch die Arbeiter und die Angestelltenkonsumieren konnten. Und einen ähnlichenEffekt würde man auch diesmalerzielen.Quellen: http://fm4.orf.at/stories/1668878/;http://www.nachdenkseiten.de/?p=5626;Standard Interview mit der Autorin vom16. November 2010zur buchautorinFoto: Herby Sachs / WDRULRIKEHERRMANN> 1964 in Hamburg geboren> Zählt sich selbst zur Mittelschicht> Nach einer abgeschlossenen Lehreals Bankkauffrau studierte Herrmannan der FU Berlin Geschichte undPhilosophie. Darauf folgten wissenschaftlicheMitarbeiten (Körber-Stiftung)und Pressesprechertätigkeiten(bei der GleichstellungssenatorinKrista Sager).> Seit 2000 ist Ulrike Herrmann Wirtschaftskorrespondentinbei der BerlinerTAZ.> Neben der Tätigkeit als Parlamentskorrespondentinleitete sie auch dieMeinungsredaktion.> Sie nimmt häufig an öffentlichen Diskussionenin Hörfunk und Fernsehenteil. Ihre Sachbuchpublikationen beschäftigensich mit grundlegendensozial- und wirtschaftspolitischenFragen.


6DISKUSSIONFoto: StopckphotoKonflikte im Kontext SchuleFür ein konstruktives Miteinander unter den Schulpartnern (Teil II)Tatjana Schmid-Schutti„Konflikte sind allgegenwärtige Probleme, die in verschiedenen Disziplinenwie der politischen Philosophie, Soziologie, Psychologie undder Betriebs-und Volkswirtschaft zu unterschiedlichen Fragestellungenthematisiert werden.“ (Astrid Schreyögg: „Konfliktcoaching“ 2011.)(Fortsetzung des Artikels aus dem Rotstift Nr. 106: www.<strong>rotstift</strong>.spoe.at/<strong>file</strong>s_<strong>rotstift</strong>Artikel/archiv/Rotstift106.<strong>pdf</strong>)Achten Sieauf die Konfliktsignale!Klar, Konflikte sind integraler Bestandteiljeglichen Zusammenlebens, daswissen wir, in der Schule treten sie aufgrundder komplexen Organisationsstrukturunter verschiedenen Personenauf:SchülerInnenLehrerInnenLehrerInnenElternDirektorInnenWahrnehmungvon KonfliktsymptomenSchülerInnenLehrerInnenSchülerInnenLehrerInnenLehrerInnenn Widerstand (häufiges Widersprechen,Trotzreaktion, Auflaufen lassen,Querschießen, häufiges Beschweren,Aufbauschen von Differenzen,…)n Flucht (Vermeiden von Kontaktenund Gesprächen, hohe Fehlzeiten, Bitteum Versetzung, Kündigung, Abmelden,…)n Feindseligkeit (verletzende bzw.herabsetzende Bemerkungen, Nicht-Anerkennen guter Leistungen, Herstelleneines gereizten Klimas durch Anheizenvon Gerüchten, Intrigen, Verpfeifen,Denunzieren, Reden über Dritte,…)n Konformität („nach dem Mund reden“,gute Vorschläge zurückhalten, negativeNachrichten unterdrücken, Verbesserungennicht einbringen, …)n Sturheit (starres Festhalten am eigenenStandpunkt, starres Festhalten anbisherigen Vorgehensweisen, pedantischesEinhalten von Vorschriften, …)n Formalität (distanzierte Höflichkeit,Betonen der schriftlichen Kommunikation,Ausarbeiten formaler Regelungenfür alle gemeinsamen Angelegenheiten,…)n Desinteresse (nur das Notwendigstetun, Zuspätkommen, Entscheidungenhinausschieben, Zeichen von Niedergeschlagenheit,…)n Andere Störungen (hohe Beschwerderate,…)Was passiert in Konflikten?„Konflikte beeinträchtigen unsere Wahrnehmungsfähigkeitund unser DenkundVorstellungsleben so sehr“, schreibtder Konfliktforscher Friedrich Glasl,„dass wir im Laufe der Ereignisse dieDinge in uns und um uns herum nichtmehr richtig sehen. Es ist so, als würdesich unser Auge immer mehr trüben(…). Die Sicht auf die Probleme und Geschehnissewerden geschmälert, verzerrtund völlig einseitig wahrgenommen.“Für eine sinnvolle Konfliktdiagnosesoll nachfolgende Abbildung erläutern,um welche Konfliktkategorie essich handelt? Worüber gestritten wird?Was die „Issues“ (Streitpunkte) sind?Was gilt es zu lösen und welche Schrittesind angemessen? Eine gut durchdachteKonfliktbearbeitung sollte unterZuhilfenahme von Experten erfolgen.Innere KonflikteSelbstkritikAmbivalenzkonflikteInnere TeamkonflikteSachkonflikteRechtskonflikteBewertungskonflikteVerteilungskonflikteKonflikteBeziehungskonflikteGrenzkonfliktePersönlicher AngriffVertrauenskriseRollenkonflikteAbb. 1: Friedemann Schulz von ThunKonfliktfähigkeitund KonfliktfestigkeitBedürfniskonflikteInteressenkonflikte„Denn nichts ist schwieriger als den geltenzu lassen, der uns nicht gelten lässt“(Johan Galtung).Konfliktfähigkeit und Konfliktfestigkeit


DISKUSSION 7beginnen mit dem Wissen darüber,welche Mechanismen in Konfliktenwirksam werden. Durch die Kenntnisvon Eskalationsstufen und von Konfliktdynamikenkönnten spezifischeHandlungsschritte gesetzt werden.LehrerInnen sollten über eskalierendeund deeskalierende Maßnahmen Bescheidwissen, sowie darüber, dass mitjeder Eskalationsstufe ganze Kategorienvon Handlungsmöglichkeiten aufgegebenwerden. LehrerInnen solltenauch wissen, dass bloß in den erstendrei Stufen der Eskalation Selbsthilfemöglich ist, was Abbildung 2 verdeutlicht.Konfliktprophylaxe beginntmit einem angemessenenGesprächsverhalten?Der Lehrberuf ist neben dem was wirprofessionell als Wissensvermittler tunauch ein Vertrauensberuf! Eine vertrauensvolleBeziehung entsteht, wennSchülerInnen sich wohl fühlen, wenn sieakzeptiert und ernst genommen werden.Unterricht vollzieht sich im Miteinander-Sprechen,ständig werden Gesprächegeführt, die nicht auf nachrichtentechnischverkürzte Modelle derInformationsübertragung reduziert werdenkönnen. Ganz im Gegenteil, Sprecherund Zuhörer machen etwas zurgemeinsamen Sache. Sie reden miteinanderund gleichzeitig über etwas. Dadurchwird in der Sprechsituation gemeinsamSinn konstituiert. Sehr vieleKonflikte können im Vorfeld durch eineachtsame Gesprächsführung ausgeschaltetwerden (vgl. dazu Ausführungenüber Kommunikation von VirginiaSatir, Friedemann Schulz von Thun,Paul Watzlawick, Marshall Rosenberg,Jürgen Habermas, etc.). Wertschätzungerfahren wir auch in der Qualität des Zuhörens!Die Art, wie wir zwischenmenschlicheKontakte gestalten, bestimmtin hohem Maße das privateGlück und das berufliche Fortkommen.Früher glaubte man an „Naturtalente“,heute weiß man, solche Kompetenzenwerden über Persönlichkeitsentwicklungerworben.Vertrauensvolle Beziehung alsGrundlage effizienter ArbeitWir sind für unsere Beziehungsgestaltungzu unseren SchülerInnen verantwortlich,auchwie wir KollegInnen,SchulleiterInnenundden Eltern begegnen,ist keinerein persönlicheEntscheidung,sondernim beruflichenKontext eineprofessionelle.win/winVerhärtungPolemikMerkmal:noch Glaube an Lösunginterne ModerationGute Beziehungenkönnenallerdingsnur dann geführtwerden,wenn wir lernen,ungebeteneVerhaltensweisenkonstruktivzu kritisieren.UnangenehmeDingedürfen und müssen mitgeteilt werden.Den SchülerInnen, wie auch denEltern und KollegInnen ist die subjektivempfundene „Wahrheit zumutbar“.Dazu eignet sich die Einführung undFörderung einer Feedbackkultur, diebeiden Seiten vertraut sein muss.Feedback-Geben und Feedback-Annehmenmuss gelernt werden.Was brauchen wir für einkonstruktives und friedvollesMiteinander?Taten stattWorteFür ein gutes, qualitätsorientiertes Schulklimabrauchen wir neben der institutionelleingeführten Schülerberatungund der professionellen Begleitung desPsychosozialen Netzwerks des LSR(das noch ausgebaut werden sollte!) eingut abgestimmtes Konflikt Know-how,eine nuancierte - angemessene Streitkulturund Basiskenntnisse in der Kommunikation,sowie Grundkenntnissedes ethischen und moralischen Verhaltens.Zusätzlich sollte Mediation alsaußergerichtliches Streitverfahren Einzugin die Schulen finden. Mediation ist lösungs-und zukunftsorientiert, alle Schulen,die Programme dieser Art laufen haben,berichten von großen Aufwertungenim zwischenmenschlichen Miteinander.Daher benötigen wir einerseitsausgebildete Lehrer als SchulmediatorInnenund andererseits, wie eingangserwähnt, SchülerInnen, die in der Peer-win/loseImages undKoalitionenGesichtsverlustMerkmal: Schuldzuweisungennehmen zu, erste Leugnungder Eigenverantwortungexterne ProzessbegleitungKonfliktmoderationDrohstrategienAbb. 2: Konflikteskalationsmodell nach Friedrich Glasllose/loseMediation tätig sind. Auch Klassenvorständesind Stützen und Schlüsselpersonen– sie fühlen sich häufig als Drehscheibein Konflikten – daher könntenauch sie in Konfliktmanagementseminarenhilfreiche Kenntnisse erwerben.Literatur: Astrid Schreyögg: „Konfliktcoaching“,Frankfurt/Main 2011. Friedemann Schulz von Thun:„Schwierige Gespräche führen“, Reinbek bei Hamburg2007. Maria Pabst Weinschenk: „Und wo ist Ihrblinder Fleck“. S. 16-20. In: Ethik & Unterricht 4/11.Friedrich Glasl: „Selbsthilfe in Konflikten“, Stuttgart2009. Institut für Friedenspädagogik: Streit & Kultur,Tübingen 2009.zur autorinFoto: Privat> Lehramt in Deutsch, Ethik, BSP> Stammschule: Borg Linz> Eingetragene Mediatorin nachZiv.MedGesetz, Supervisorinwww.konfliktlotse.at> Initiatorin des Lehrgangs „Ausbildungzum Coach für Peer-Mediation“„Konfliktmanagement fürKlassenvorstände“, PH OÖ.schmid-schutti@aon.atMerkmal: dem anderenSchaden zuzufügen ist wichtigerals der eigene NutzenbegrenzteVernichtungsschlägeSchlichtung, MachteinsatzZersplitterungdes FeindesGemeinsamin den AbgrundTATJANASCHMID-SCHUTTIMAG.


Sponsoring Post, Zulassungsnummer: GZ 02Z030310 SP.b.b. Verlagspostamt 4020 Linz

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