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Ihr Prim. Dr. Georg Pinter & Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf ... - Arzt + Kind

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Palliative Geriatrie<br />

OA <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>.Thomas fRÜHWALD<br />

Abteilung für Akutgeriatrie<br />

Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem<br />

Krankenhaus Rosenhügel<br />

Wolkersbergenstrasse 1, 1130 Wien<br />

thomas.fruehwald@wienkav.at<br />

28<br />

foto@beigestellt<br />

Palliative Geriatrie<br />

Die Geriatrie wirkt im Spannungsfeld zwischen der Todesnähe und dem Sichern einer<br />

Lebensqualität unabhängig von der Länge des noch verbleibenden Lebens, zwischen<br />

Förderung der Selbständigkeit und Autonomie einerseits und Gewährleistung von<br />

Schutz, Hilfe und Betreuung andererseits. Palliative Care soll nicht nur unmittelbar am<br />

Ende des Lebens stattfinden. Jede ärztliche und pflegerische Intervention sollte auch<br />

eine palliative Dimension berücksichtigen. Das gilt insbesondere für die Geriatrie, wo<br />

wir es mit Menschen zu tun haben, die sozusagen natürlich, „normal“ dem Tod näher<br />

sind als andere, jüngere Menschen. In der Geriatrie ist die Betreuungsqualität an der<br />

Grenze zwischen „Was kann getan werden“ und „Was soll getan werden“ angesiedelt,<br />

dies verlangt ein großes Maß an Empathie, hoher fachlicher geriatrischer, palliativmedizinischer<br />

und vor allem ethischer Kompetenz. Wenn die Geriatrie mehr sein soll<br />

als nur Innere Medizin für alte Menschen, so müssen für sie auch andere Dimensionen<br />

in Betracht gezogen werden, z.B. die Palliative Care, denn diese ermöglicht einen<br />

zusätzlichen positiven Zugang zum chronisch multimorbiden, oft kognitiv beeinträchtigten,<br />

pflege- und betreuungsabhängigen, sterbenden alten Menschen.<br />

Palliative Care ist integraler Bestandteil der<br />

Geriatrie, bzw. sollte es sein... Geriatrie darf<br />

aber nicht mit Palliative Care gleichgesetzt<br />

werden. Geriatrie beinhaltet das gesamte<br />

Spektrum der Gesundheits- und Krankheitsversorgung<br />

im Alter: Gesundheitsförderung<br />

für ein gutes, möglichst behinderungsfreies<br />

Altern, Risikoerkennung und Prävention von<br />

Krankheiten, kurative Therapie, Rehabilitation<br />

mit dem Ziel der Verlängerung der aktiven<br />

Lebenserwartung durch Kompression<br />

der Morbidität, sowie die Verbesserung der<br />

Lebensqualität.<br />

Die Geriatrie erhebt den Anspruch einer<br />

ganzheitlichen Sichtweise des älteren Menschen<br />

im körperlichen, seelisch-geistigen<br />

und sozialen Bereich vor einem funktionellen<br />

Hintergrund.. Mit zunehmendem Alter wird<br />

das Risiko des gleichzeitigen Vorhandenseins<br />

mehrerer Krankheiten und deren Folgen<br />

immer größer. Zusätzlich kommt es bei einem<br />

großen Anteil der im Rahmen der demografischen<br />

Entwicklung am schnellsten anwachsenden<br />

Bevölkerungsgruppe der über 80-Jährigen<br />

zu einer mehrdimensionalen, eine<br />

Reihe von biologischen und medizinischen<br />

sowie psychologischen und sozialen Faktoren<br />

umfassenden funktionellen Fähigkeitsstörung,<br />

die zu einer Reduktion der Kapazität<br />

auf negative Krankheits- und Umgebungseinflüsse<br />

kompensatorisch zu reagieren führt.<br />

Diese Situation - Frailty bezeichnet - macht<br />

den interdisziplinären Zugang erforderlich,<br />

den die Geriatrie bietet, sie bedeutet das Auftreten<br />

typischer geriatrischer Syndrome vor<br />

dem Hintergrund der Multimorbidität, kombiniert<br />

mit Gebrechlichkeit, Hinfälligkeit, Pflegeabhängigkeit,<br />

Reduktion von Autonomie<br />

und Selbständigkeit. In ihrer ausgeprägten<br />

Form ist Frailty jedoch irreversibel, sie gilt als<br />

Vorbote des Todes (Frühwald 2008).<br />

Um eine optimale kurative, rehabilitative und<br />

palliative Betreuung älterer Menschen zu<br />

gewährleisten ist es wichtig die Zeichen und<br />

Symptome des Syndroms Frailty und auch die<br />

damit assoziierte Prognose zu kennen. Es gibt<br />

einen wachsenden Konsensus über folgende<br />

klinische Zeichen von Frailty – sie machen in<br />

ihrer Summe das Vollbild des Syndroms aus<br />

(Fried 2001, Walston 2003):<br />

• Verminderte Muskelkraft, Sarkopenie<br />

• Gewichtsverlust<br />

• Herabgesetzte physische Belastbarkeit,<br />

rasche Ermüdung, mangelnde Ausdauer<br />

• Gleichgewichtsstörung, Gangunsicherheit<br />

Die meisten geriatrischen PatientInnen sind<br />

in ihrer globalen Funktionsfähigkeit behindert:<br />

sie können kognitiv behindert sein, sie<br />

haben ein fortschreitendes Autonomiedefizit,<br />

sie können physisch behindert, immobil sein,<br />

abhängig von Hilfe bei der Verrichtung der<br />

Aktivitäten des täglichen Lebens, sie haben

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