Ihr Prim. Dr. Georg Pinter & Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf ... - Arzt + Kind
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Psychologische Aspekte<br />
Freunde<br />
Familie<br />
keiten, was durchaus vorbereitend mit allen<br />
Beteiligten vor dem Tod des Patienten aufgebaut<br />
werden kann, wenngleich dies ausschließlich<br />
im Verantwortungsbereich des<br />
Familiensystems liegt. Notwendig scheint<br />
hier die Unterstützung und Förderung einer<br />
offenen und ehrlichen gegenseitigen Kommunikation,<br />
die Schaffung eines wertfreien<br />
und wertschätzenden Raumes, sowie Psychoedukation<br />
und ggf. weitere Aufklärungsgespräche,<br />
sodass alle Beteiligten vom gleichen<br />
Wissensstand ausgehen können. In der Praxis<br />
erweisen sich hier Familienkonferenzen im<br />
Beisein des Patienten als hilfreich.<br />
Es zeigt aber auch die Notwendigkeit einer<br />
Nachsorge. Dies kann einerseits eine fundierte<br />
Trauerbegleitung beinhalten, aber<br />
auch Unterstützung im (Wieder-) Erlangen<br />
alltäglicher Fertigkeiten und Fähigkeiten.<br />
Umgang mit Belastungen<br />
Helfer /<br />
<strong>Prof</strong>essionisten<br />
Abb. 6: einfache systemische Betrachtung nach dem<br />
Ableben des/der PatientIn<br />
Einer Studie von Müller, M. et al. (2010)<br />
zufolge geben Mitarbeiter auf Palliativ-Care-<br />
Einheiten die in Abb. 7 angeführten Belastungen<br />
an, wobei der nichterfüllte Anspruch an<br />
die Palliativmedizin am Häufigsten genannt<br />
wurde, gefolgt von einer besonderen Beziehung<br />
zum Patienten.<br />
Unter dem nicht-erfüllten Anspruch an die<br />
Palliativmedizin gaben 22,5% psycho-soziale,<br />
21,5% medizinische, 20,6% Zeit-/Personalmangel,<br />
16% spirituelle, 11,7% pflegerische<br />
Gründe und 8,1% Probleme der Symptomkontrolle<br />
an.<br />
Dies weist darauf hin, dass vor allem im Psycho-Sozialen<br />
Bereich eine hohe Erwartungshaltung<br />
an Palliativ-Care zu bestehen scheint,<br />
was durchaus mit einer eigenen, vielleicht<br />
auch idealisierten Erwartung an ein besonders<br />
friedliches Sterben in Verbindung stehen<br />
kann. Durch die Nicht-Erfüllung dieses inneren<br />
Bildes kann es zur Infragestellung der eigenen<br />
42<br />
Weltsicht und damit zu psychischen Belastungen<br />
kommen.<br />
Müller M. (2007, S. 422) drückt dies wie<br />
folgt aus: „Im Kontext der beruflichen Arbeit<br />
bedeutet dies, zunächst anzuerkennen, dass<br />
nicht nur die Tatsache des Sterbens, sondern<br />
auch die individuelle Art und Weise des Sterbens<br />
eines Patienten nicht im Kompetenzbereich<br />
der helfenden Person liegt. Die Realität<br />
zu akzeptieren heißt auch, dass die jeweiligen<br />
Kommunikationsmuster eines Patienten, sein<br />
systemisches Eingebunden sein [sic] in die<br />
jeweils eigenen Umwelt, die Art, sein Sterben<br />
zu bewältigen oder auch genauso gut<br />
nicht zu bewältigen, vom Begleiter nicht nur<br />
erlaubt, sondern gewürdigt werden und dass<br />
nicht erwartet wird, dass der Patient den Tod<br />
des Begleiters stirbt, sondern seinen persönlichen,<br />
eigenen, ihm allein gehörenden Tod<br />
sterben darf. Der Anspruch des Begleiters<br />
an sich selber, mit seiner Arbeit, ja mit seiner<br />
ganzen Person zu einem besonders guten,<br />
friedlichen, spirituellen, versöhnten und<br />
annehmendem Sterben beizutragen, erhöht<br />
das Risiko eines erschwerten Umgangs mit<br />
Verlusten, die naturgemäß einen anderen<br />
Verlauf nahmen, ja nehmen mussten.“ Die<br />
Autorinnen empfehlen daher in ihrer Studie,<br />
dass palliativmedizinische Teams die eigenen<br />
Ansprüche an die eigene Praxis thematisieren<br />
und gegebenenfalls relativieren sollten (Müller,<br />
M. et al. 2010).<br />
Belastungen im Team<br />
Schuldgefühle<br />
Zeitdauer der Arbeit in alliativ Care<br />
kurze Begleitungsdauer (< 3 Tage)<br />
Erinnerung an Todesfälle im eigenen Umfeld<br />
Lebenskrisen<br />
unerwartetes Versterben<br />
Belastung von Kollegen<br />
besondere Beziehung zu Angehörigen<br />
Häufung von Todesfällen in einer Zeiteinheit<br />
besondere Beziehung zum Patienten<br />
Anspruch der Palliativmedizin<br />
Abb. 7: Belastungsfaktoren im Umgang mit Sterbenden nach Müller, M. et.al. (2010, S. 230)<br />
Abb. 8 zeigt Belastungssymtome im Team,<br />
wobei hier die Überredseligkeit am Häufigsten<br />
genannt wurde. Dies kann sich z.B. in<br />
langatmigen Ausführungen über Patienten in<br />
Teambesprechungen äußern, wo der pflege-<br />
bzw. therapierelevante Informationsgehalt<br />
minimal bis nicht mehr präsent ist. Aber auch<br />
Reizbarkeit und erhöhte Spannungen zwischen<br />
den Berufsgruppen können ein Hinweis<br />
auf ein „zu-viel-Tod“ im Team sein. Auch<br />
hier scheint ein externer supervisorischer<br />
Prozess hilfreich. Müller, M. et al. (2010) eruierten<br />
in ihrer Umfrage einen Wert von 4,4<br />
Todesfällen pro Woche, welcher als kritische<br />
Grenze wahrgenommen wurde, wobei auch<br />
die Abfolge einen Einfluss auf die subjektive<br />
Belastung habe, wonach eine unmittelbare<br />
Aneinanderreihung als beschwerender wahrgenommen<br />
werde.<br />
Mögliche Belastungssymptome<br />
von Helfern bei „so viel Tod“<br />
„Und wenn die Last nicht mehr tragbar und<br />
das Mitfühlen in Sarkasmus oder Unerreichbarkeit<br />
sich wandelt, dann ist es Zeit, dem<br />
eigenen Tod des Begleiter Daseins [sic] zuvorzukommen<br />
und innezuhalten“ (Schnegg, M.<br />
2000, zit. nach Müller, M. 2007, S. 420)<br />
Lang, K. (2006) führt in seiner Übersicht über<br />
mögliche spezifische Belastungsfaktoren in<br />
der Arbeit mit Sterbenden folgende Punkte<br />
an:<br />
• Miterleben von körperlichem und geistigem<br />
Verfall<br />
• Begrenztheit eigener Möglichkeiten<br />
• Schuldgefühle<br />
• Schwierige ethische Fragestellungen<br />
• Belastungen durch Patienten oder Angehörige