Ihr Prim. Dr. Georg Pinter & Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf ... - Arzt + Kind
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Psychologische Aspekte<br />
Ausgewählte psychologische Aspekte der<br />
Betreuung Sterbender<br />
Mag. Thomas WIENERROITHER<br />
Klinischer Psychologe, Gesundheitspsychologe<br />
Fachlicher Leiter Bereich Klinische Psychologie<br />
Landeskrankenhaus Vöcklabruck<br />
OÖ Gesundheits- und Spitals-AG<br />
<strong>Dr</strong>. Wilhelm-Bock-Straße 1, 4840 Vöcklabruck<br />
Tel.: +43 (0)50 55471 35200<br />
thomas.wienerroither@gespag.at<br />
40<br />
foto@beigestellt<br />
Einleitung<br />
Wenn man sich diesem Thema vorbehaltlos<br />
nähert, müsste man anmerken, dass wir<br />
immer sterbende Menschen betreuen, da ja<br />
mit dem Zeitpunkt der Zeugung der Kreislauf<br />
des Lebens impliziert ist – und somit auch das<br />
Sterben als „lebenslanger Prozess“. Als LeserIn<br />
werden Sie mir allerdings Recht geben, dass<br />
Sie sich in diesem Augenblick (hoffentlich)<br />
nicht so fühlen. Dies liegt vor allem daran,<br />
dass wir unsere eigene Endlichkeit, wenngleich<br />
kognitiv darüber bewusst, in eine<br />
ferne, nicht erreichbare Zukunft projizieren,<br />
was einem gewissen Selbstschutz dient. Wie<br />
aber verhält es sich bei Sterbenden?<br />
Eine mögliche Betrachtung des<br />
Sterbens aus Sicht des Patienten<br />
Folgt man dem salutogenetischen Denkmodell<br />
von Antonovsky, so besteht jeder Mensch<br />
aus einem Teil „Gesundheit“ und einem Teil<br />
„Krankheit“ (siehe Abb. 1).<br />
Abb. 1: vereinfachte graphische Darstellung des salutogenetischen<br />
Modells nach Antanovsky<br />
Je nach dem, worauf unsere Wahrnehmung<br />
primär gerichtet ist, kann sich dieses Bild<br />
ändern – was jedenfalls nach Diagnosemitteilung<br />
einer schweren Erkrankung nahezu<br />
immer passiert, sodass die Verführung groß<br />
wird, den Menschen über die Summe seiner<br />
Symptome – und damit über seine Krankheit<br />
zu definieren (siehe Abb. 2).<br />
So kann es vorkommen, dass sich die meis-<br />
Abb. 2: Salutogenese: Krankheit rückt in den Vordergrund<br />
der Wahrnehmung<br />
ten Gespräche und persönlichen Kontakte<br />
der PatientInnen nahezu ausschließlich um<br />
die gezeigten Krankheitsmerkmale drehen,<br />
und ein vorher gelebter Alltag kaum noch<br />
möglich wird. Aber auch körperliche Einschränkungen<br />
wie Fatique, Nausea, Schmerzen<br />
u. dgl. zwingen zu einer anderen Lebensführung<br />
und konfrontieren häufig mit dem<br />
Krank-Sein.<br />
In diesem Stadium haben Betroffenen immer<br />
noch den Strohhalm einer möglichen Heilung<br />
in der Hand, auch wenn dieser oft mit<br />
beschwerlichen und nebenwirkungsreichen<br />
Therapien verbunden ist. Dieses Bild kann<br />
sich mit der Prognosemitteilung „infaust“<br />
ändern, sodass nun die Themen Tod und Sterben<br />
in den Vordergrund rücken (siehe Abb. 3).<br />
Die eigene Endlichkeit und das damit verbundene<br />
Sterben werden zur erlebten Realität.<br />
Geisler L. (2008) schreibt: „Das emotionale<br />
Abb. 3: Adaption Salutogenese: Tod und Sterben werden<br />
in der Wahrnehmung vordergründig