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MITGLIEDERMAGAZIN DER JUNGEN LIBERALEN ... - JuLis Bayern

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Loyalität und Integrität<br />

Der Begriff Loyalität ist in der Politik<br />

allgegenwärtig und wird doch nur<br />

selten hinterfragt. Was bedeutet er überhaupt?<br />

Im Grunde kann man Loyalität mit<br />

der Treue gegenüber Vereinbarungen und<br />

bestimmten Personen oder Gruppen grob<br />

umschreiben. Politiker sollen loyal gegenüber<br />

ihrem Wählerauftrag sein und das<br />

machen, wofür sie gewählt wurden. Wähler<br />

sind im Gegenzug loyal gegenüber einer<br />

Partei, auch wenn sie nicht immer mit allen<br />

Handlungen der Partei einverstanden<br />

sind. Überall in unserer repräsentativen<br />

Demokratie spielt Loyalität eine Rolle und<br />

erwächst gemeinsam mit einem gegenseitigen<br />

Vertrauensverhältnis. Wenn Politiker<br />

von einer Gruppe als deren Vertreter<br />

gewählt werden, wird auch eine gewisse<br />

Loyalität gegenüber deren Interessen erwartet.<br />

Wer beispielsweise bei den <strong>JuLis</strong><br />

in den Vorstand gewählt wird, von dem erwarten<br />

die Mitglieder auch, dass er oder sie<br />

die gefassten Verbandsbeschlüsse in dieser<br />

Funktion nach Außen vertritt.<br />

So schön, so gut, doch damit hat es sich natürlich<br />

noch nicht. Loyalität in der Politik<br />

ist Fluch und Segen zugleich. Um die Unterstützung<br />

für ein hohes Amt zu bekommen,<br />

müssen Politiker sich oft in mehrere Loyalitätsverhältnisse<br />

begeben. Jede Unterstützergruppe<br />

erwartet in gewisser Weise<br />

wiederum eine Wahrung ihrer Interessen<br />

durch ihren Vertreter. Nicht selten kommt<br />

es aber zu widerstrebenden Interessen und<br />

damit zu Loyalitätskonflikten. Der Politiker<br />

muss sich entscheiden, wem gegenüber er<br />

mit einem Beschluss die Treue bricht. Um<br />

sich aus dieser Falle zu entwinden, wird oft<br />

der dritte Weg eines faulen Kompromisses<br />

gesucht, durch den eine Entscheidung<br />

verzögert oder gar nicht gefällt wird. Das<br />

lähmt die Demokratie. Beschlusspapiere<br />

werden zu Konsenssoße und klar erkenn-<br />

bare Profile verschwimmen. Es ist die paradoxe<br />

Situation der Macht, die erst hart<br />

erkämpft werden musste und dann doch<br />

nicht richtig genutzt werden kann.<br />

Doch wo bleibt da Raum für Sachentscheidungen,<br />

warum kann nicht einfach<br />

das Richtige und Nötige getan werden? Es<br />

geht, etwas kann diesen gordischen Knoten<br />

zerschlagen – zumindest theoretisch. Es ist<br />

nicht die Treue zu Anderen, sondern es ist<br />

die Treue zu sich selbst. Die persönliche Integrität,<br />

die Fähigkeit, Entscheidungen in<br />

Einklang mit den eigenen Überzeugungen<br />

zu treffen. Sie steht immer im Spannungsfeld<br />

mit der Loyalität und es ist die eigentliche<br />

Kunst der Politik, sich in diesem Feld zu<br />

Recht zu finden. Nicht umsonst garantiert<br />

das Grundgesetz den Abgeordneten Gewissensfreiheit,<br />

aber die Bindung zu Fraktion<br />

und Partei ermöglicht wiederum die politische<br />

Einflussnahme über die Grenzen von<br />

Ämtern und Mandaten hinweg. Auf die<br />

richtige Balance kommt es an. Persönliche<br />

Integrität ist dabei kein Störfaktor, sondern<br />

wichtiger Ausgleich und kann sogar<br />

zum Wahlgrund werden. Bei einem aalglatten<br />

Politiker weiß man nicht, wofür dieser<br />

im Zweifel steht, bei einem integeren Menschen<br />

hingegen schon. Diese Sicherheit hat<br />

schon für sich einen Wert. Nicht umsonst<br />

wünscht man sich oft Politiker mit Ecken<br />

und Kanten. Man bedenke auch, nur wer<br />

Kritik an der Mehrheitsmeinung intern anbringt,<br />

kann durch seinen Einwand auch zu<br />

einer Änderung jener beitragen und somit<br />

einen Loyalitätskonflikt gar nicht erst entstehen<br />

lassen – eine gesunde Demokratie<br />

räumt dem Raum ein, um eine reflektierte<br />

Entscheidungsfindung zu ermöglichen.<br />

Matthias Fischbach<br />

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