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Schlesischer Gottesfreund - Gesev.de

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60. JAHRGANG – OKTOBER 2009 – NR. 10ISSN 1861 - 9746 Verkaufspreis: 2,50 Euro H 6114<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>NACHRICHTEN UND BEITRÄGE AUS DEM EVANGELISCHEN SCHLESIENDie Delegierten <strong>de</strong>s Kirchentages beim Gruppenfoto auf <strong>de</strong>r Treppe <strong>de</strong>s Rathauses in JauerImpressionen vom Schlesischen Kirchentag 2009... und die Fotographen Fotos: ANN


Geistliches Wort 146GEISTLICHES WORT S. 146EDITORIAL S. 148BEITRÄGEHoffnungsvoll nach vorn blicken!<strong>Schlesischer</strong> Kirchentag S. 149Ansprache zur Eröffnung<strong>de</strong>r EvangelischenSchlesischen Bibliothek S. 152Zum 100. Geburtstag vonBischof D. Hans-Joachim Fränkel S. 153Bericht von <strong>de</strong>r Tagung <strong>de</strong>s Vereinsfür schlesische Kirchengeschichte S. 155AUS DER PARTNERKIRCHEGe<strong>de</strong>nken mit BischofDr. Wolfgang Huber in Jauer S. 157VERANSTALTUNGENLan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaftSchlesische Oberlausitz S.156Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaftOl<strong>de</strong>nburg/Bremen S. 158AUS DER LESERGEMEINDE S. 159FUNDSTÜCK S. 160Blick in die Schlesische BibliothekNur verläßliche Christen haben ZukunftPredigt über Offenbarung 3, 7-13in <strong>de</strong>r Peterskirche in Görlitz anläßlich <strong>de</strong>s Schlesischen Kirchentages am 6. September 2009KIRCHENTAGSPRÄSIDENT DR. HANS-ULRICH MINKE„Du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet,auch wenn Du nur eine kleine Kraft hast“, läßtJesus Christus in unserem Predigttext <strong>de</strong>r Christengemein<strong>de</strong>von Phila<strong>de</strong>lphia in Kleinasien sagen - und dieses Lobgilt über die 2 000 Jahre hinweg, die seit<strong>de</strong>m vergangensind, auch uns. Auch wir haben uns zu Gott bekannt unduns an seinem Wort orientiert. Je<strong>de</strong>r von uns hat dafürBeispiele aus seinem Leben und weiß, wie schwer es in <strong>de</strong>nWechselfällen <strong>de</strong>s Lebens und seinen Gefährdungen seinkann, bei Gott zu bleiben. Der Kriegsbeginn vor 70 Jahren,die Kriegs- und Nachkriegszeit zeigen, welchen Herausfor<strong>de</strong>rungendas Christsein ausgesetzt ist. Das trifft für Sie zu,liebe Görlitzer Gemein<strong>de</strong>, für die Zeit <strong>de</strong>s real existieren<strong>de</strong>nSozialismus und für die Nachwen<strong>de</strong>zeit, in <strong>de</strong>r Sie zuIhrer Überzeugung stehen mußten und das trifft für uns zu,die vertriebenen Schlesier, die die Vertreibung bewältigenund einen neuen Standort in West<strong>de</strong>utschland suchen mußten.Das ist das Beson<strong>de</strong>re an diesem Gottesdienst, daß wirihn gemeinsam feiern - die Christen <strong>de</strong>r SchlesischenOberlausitz und die Gemeinschaft evangelischer Schlesieraus ganz Deutschland. Wir danken Ihnen für die gastfreundliche,geschwisterliche Aufnahme.Heute ist Sonntag <strong>de</strong>r Diakonie, und die Geschichtevom barmherzigen Samariter ist seine zentrale Botschaft,die uns eine Ethik <strong>de</strong>r Mitmenschlichkeit und <strong>de</strong>r Nächstenliebeempfiehlt. Keine Frage, diese Ethik ist wichtig fürunsere Kirche und für unsere Gesellschaft, und <strong>de</strong>nnochsoll heute davon nicht vorrangig die Re<strong>de</strong> sein. Lassen Sieuns statt<strong>de</strong>ssen das Angebot und die Chance unseresPredigttextes nutzen und über das Erfreuliche und Positiveunseres Glaubens re<strong>de</strong>n. Es kommt nicht oft vor, daß vondiesem Positiven die Re<strong>de</strong> ist - in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit nichtund nicht einmal in <strong>de</strong>r Bibel. Selten wird uns gesagt: Duhast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet,obwohl Du nur eine kleine Kraft hast. Und die kleineKraft haben wir lei<strong>de</strong>r nur zu oft.Anerkennung und positive Re<strong>de</strong> über unseren Glauben tutuns allen gut, wo hierzulan<strong>de</strong> Kritik an Religion undKirche Mo<strong>de</strong> ist. Da wer<strong>de</strong>n das Versagen <strong>de</strong>r Christen in<strong>de</strong>r Vergangenheit und die Defizite in <strong>de</strong>r Toleranz beschworen,und man ist in <strong>de</strong>n Medien und auch sonst stolzauf die eigene Toleranz und Mo<strong>de</strong>rnität. Und es kommtz. B. nur wenigen in <strong>de</strong>n Sinn, zu protestieren, wenn - wiegera<strong>de</strong> jetzt - im türkischen Istanbul die Häuser <strong>de</strong>rChristen farblich gekennzeichnet und damit für Schikanenfreigegeben wer<strong>de</strong>n. Umso nötiger haben wir es, daß wiruns über das Positive und Tragfähige in unserem Glaubenklar wer<strong>de</strong>n und uns ermutigen, wie das unser Predigttexttut. Es sollte uns wenig stören, daß es sich hier um eineVision <strong>de</strong>s Johannes han<strong>de</strong>lt, die in Manchem rätselhaft ist.Denn die Verpackung ist nicht wichtig; wichtig ist nur dieBotschaft, daß wir eine positive, weiterführen<strong>de</strong> Basis fürunser Leben haben - eine Basis, die uns Mut und Zuversichtgibt.I.Zuerst ist nämlich festzustellen, das Ermutigen<strong>de</strong> undTragfähige an <strong>de</strong>r christlichen Religion ist Jesus Christusselbst, durch <strong>de</strong>n Gott für uns transparent wird und <strong>de</strong>r dieSchlüssel- und Leitfigur unseres Glaubens ist und bleibt.Lei<strong>de</strong>r ist gegenwärtig wie<strong>de</strong>rholt zu erleben, daß dieserJesus an Be<strong>de</strong>utung verliert und nicht unbedingt als <strong>de</strong>rgilt, durch <strong>de</strong>n sich Gott uns zuwen<strong>de</strong>t. Es ist kein Zufall,daß die Vision <strong>de</strong>s Johannes in unserem Predigttext fürJesus Begriffe benutzt, die im alten Testament für Gott verwandtwer<strong>de</strong>n. Christus ist <strong>de</strong>r Heilige und Wahrhaftige; erhat die Schlüssel Davids in <strong>de</strong>r Hand, mit <strong>de</strong>nen er Türenzu Gott aufschließt. Diese Türen - so heißt es im Text -kann niemand mehr zuschließen, wie <strong>de</strong>nn überhaupt dieoffenen Türen Gottes zentrale Botschaft an je<strong>de</strong>nMenschen sind. Der persönliche Gott wird uns hier ansHerz gelegt. Denn so heißt es: Ich habe vor Dir eine Tür


147GEISTLICHES WORTaufgetan und niemand kann sie schließen. Was geöffneteTüren im Leben eines Menschen be<strong>de</strong>uten, wissen wir alle.Wer von uns hat nicht schon vor verschlossenen Türen gestan<strong>de</strong>n- vor <strong>de</strong>r eigenen Haustür o<strong>de</strong>r auch vor an<strong>de</strong>renTüren - in <strong>de</strong>r Familie, beruflich o<strong>de</strong>r auch bei Krankheitund Tod. Wie gut ist es dann, daß wenigstens Gott seine Türoffen hält. Die christliche Religion ist <strong>de</strong>r Glaube an <strong>de</strong>nnahen, am Einzelnen interessierten und orientierten Gott,<strong>de</strong>r seine Türen für je<strong>de</strong>n von uns persönlich öffnet, <strong>de</strong>runsere guten und weniger guten Taten, aber auch unsereHilflosigkeit sieht. Er sieht je<strong>de</strong>n von uns, aber er sieht unsnicht nur als Einzelne, son<strong>de</strong>rn er sieht uns als Gemein<strong>de</strong>,wie das ja in <strong>de</strong>r Vision <strong>de</strong>s Johannes geschieht. Johannesre<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>r ganzen Gemein<strong>de</strong> von Phila<strong>de</strong>lphia, nicht mitEinzelnen. Wir sind nicht religiöse Individualisten, die mitihrem Gott allein sind. Zur christlichen Religion gehört <strong>de</strong>rUmgang mit unseren Mitmenschen, mit unseren Schwesternund Brü<strong>de</strong>rn. Ist das nicht die große Revolution <strong>de</strong>rchristlichen Religion, liebe Gemein<strong>de</strong>, daß Gott mit <strong>de</strong>rÖffnung seiner Türen unterschiedliche Völker, unterschiedlicheGruppen einer Gesellschaft, unterschiedlicheAltersstufen und unterschiedliche Begabungen in einerGemein<strong>de</strong> zusammenführt? Und ist es nicht das Große amAbendmahl, daß wir so unterschiedliche Menschen von<strong>de</strong>m einen Brot essen und aus <strong>de</strong>m einen Kelch trinken unddabei zu Gottes Familie, eben zu seinem Volk, wer<strong>de</strong>n.II.Das führt zum Zweiten, was heute hier zu sagen ist: DasBeson<strong>de</strong>re und Ermutigen<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r christlichen Religionist, daß sie uns einen festen, klaren Standort in dieser globalisiertenWelt gibt. Wir alle wissen nur zu gut, was esheißt, heimatlos zu wer<strong>de</strong>n und „unbehaust“ zu sein, wiedas Schlagwort <strong>de</strong>r Nachkriegszeit hieß. Die Älteren unteruns wissen es beson<strong>de</strong>rs, wie uns nach <strong>de</strong>m ZweitenWeltkrieg bewährte Lebensmuster zerbrochen sind und dieregionale landsmannschaftliche Zuordnung verloren ging.Viele von uns durften nicht in <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>m ihreVorfahren 700 o<strong>de</strong>r 800 Jahre gelebt haben, arbeiten undleben. Wir Vertriebene haben lange gebraucht, um uns ansatzweiseals Bayern, Nie<strong>de</strong>rsachsen o<strong>de</strong>r Bran<strong>de</strong>nburgerzu verstehen. In aller Regel spüren wir, daß ein Rest vonDistanz und Nicht-Zugehörigkeit geblieben ist.Darum, liebe Schwestern und Brü<strong>de</strong>r, ist es lebenswichtig,daß wir einen festen Platz bei Gott haben und einHeimatrecht in seinem Volk. Das ist keine fromme Phrase,son<strong>de</strong>rn Realität. Diese Realität ist für uns eine menschlicheund geistige Herausfor<strong>de</strong>rung - eine menschlicheHerausfor<strong>de</strong>rung, weil es um unsere persönliche Lebenskulturund unsere Ethik geht. Es ist zu einfach und bequem,über <strong>de</strong>n Werteverfall in <strong>de</strong>r bürgerlichen Gesellschaft zuklagen, über die Unzuverlässigkeit, die mangeln<strong>de</strong>Ernsthaftigkeit <strong>de</strong>r Politiker und die Gier <strong>de</strong>r Bankmanager,wenn wir es nicht selbst besser machen, nicht pflichtbewußt,korrekt, anständig, einsatzbereit und couragiertsind. Halte, was Du hast, damit Dir die Krone nicht genommenwird - rät Christus im Predigttext. Eine neue persönlicheEthik ist offenbar nötig; die bekommen wir, wenn wiruns an Gottes Wort orientieren und danach leben.Herausgefor<strong>de</strong>rt sind wir auch zu klarem, vernünftigenDenken. Unter <strong>de</strong>n vielen Beliebigkeiten und <strong>de</strong>r Gleichgültigkeit,die in unserer Gesellschaft üblich sind, löst sichGlaube auf und wird zu einem allgemeinen religiösen Brei.Friedrich <strong>de</strong>r Große irrt, wenn er behauptet: Je<strong>de</strong>r soll nachseiner Facon selig wer<strong>de</strong>n. Selig wird man nur nach GottesFacon. Wir sind keine Kuschelkirche, in <strong>de</strong>r man gemütlich,bequem und spannungslos religiös sein kann. Auseinan<strong>de</strong>rsetzungengehören dazu. Und wir dürfen ihnen nichtaus <strong>de</strong>m Weg gehen. Die Gemein<strong>de</strong> in Phila<strong>de</strong>lphia istje<strong>de</strong>nfalls <strong>de</strong>n Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen nicht aus <strong>de</strong>m Weggegangen, und mit Antisemitismus hat das nichts zu tun,wenn sie sich mit <strong>de</strong>r jüdischen Gemein<strong>de</strong> auseinan<strong>de</strong>rsetzt.Die hatte damals wegen ihres Monotheismus großenZulauf und währte sich mit allen Mitteln, weil die Christenihr <strong>de</strong>n Rang abliefen.Christlicher Glaube ist eben nicht Schall und Rauch. Erhat klare Aussagen. Gott ist nicht Allah; Glaubenskriegersind wir auch nicht. Wir sollten <strong>de</strong>swegen klar sagen können,was wir <strong>de</strong>nken und was Sache ist. Das Lob: Du hastmein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet, istganz gewiss keine kleinkarierte, altmodische Formel, son<strong>de</strong>rneine mo<strong>de</strong>rne, weiterführen<strong>de</strong> Devise.III.Nur, wenn wir verläßliche klar <strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Christen sind,haben wir eine Zukunft - das ist zum Schluß zu sagen. Werüberwin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>n will ich machen zum Pfeiler im künftigenTempel Gottes und zum Bürger im neuen Jerusalem, heißtes im Predigttext. Christen rechnen mit <strong>de</strong>r Zukunft. Schonjetzt sind wir Gottes Volk, wie wir es endgültig im neuenJerusalem sein wer<strong>de</strong>n. Wir beten nicht umsonst imGlaubensbekenntnis „… von dort wird er kommen zu richtendie Leben<strong>de</strong>n und die Toten“. Kritiker fragen in diesemZusammenhang, ob wir <strong>de</strong>nn wirklich überzeugt sind, daßChristus wie<strong>de</strong>rkommt, o<strong>de</strong>r ob solche Hoffnung nicht insMuseum gehört. Visionen soll man nicht wörtlich nehmen.Keiner weiß, wie es zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt kommt. Aber daßes dazu kommt, hört man sogar von Leuten, die mit <strong>de</strong>rReligion nichts im Sinn haben. Gott, <strong>de</strong>r diese Weltgeschaffen hat, wird ihr ein En<strong>de</strong> setzen und uns - davongehen wir aus - im neuen Jerusalem eine Zukunft geben,wie die auch immer aussehen wird. Wir sollten uns dieserZukunftserwartung nicht schämen. Als Gemein<strong>de</strong> sind wirkeine esoterische, herumphantasieren<strong>de</strong> Gemeinschaft,son<strong>de</strong>rn eine Gemein<strong>de</strong>, die Zukunft erwartet, die aberauch die Gegenwart ernst nimmt und die hier ihre Aufgabenerfüllt.Unsere Situation läßt sich am besten mit einerGeschichte beschreiben: Ein junger Mann trat im Traum ineinen La<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m ein Engel bediente. Den fragte er:„Was verkaufen Sie <strong>de</strong>nn hier?“ Der Engel antwortetefreundlich: „Alles, was Sie wollen!“ Darauf begann <strong>de</strong>rMann aufzuzählen: „Ich hätte gern das En<strong>de</strong> aller Kriege,das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Hungerns, bessere Lebensbedingungen, mehrArbeitsplätze, Lösungen für die Weltwirtschaftskrise.“ Dafiel ihm <strong>de</strong>r Engel ins Wort: „Sie haben mich wohl falsch


EDITORIAL 148verstan<strong>de</strong>n. Wir verkaufen hier keine Früchte. Wir verkaufenhier nur <strong>de</strong>n Samen.“Liebe Schwestern und Brü<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n Samen haben wir,nämlich Gottes ermutigen<strong>de</strong> Gegenwart und sein Wort.Und wir haben Phantasie, Elan und Kraft und wir habenunser schlesisches Erbe: Unsere schlesischen Mütter undVäter haben uns vorgelebt, wie man Christ in einer verworrenenWelt ist und wie man Glaubenstradition weitergibt.Wer Ohren hat zu hören, <strong>de</strong>r höre, woran uns Gott heuteerinnert.Amen. EditorialLiebe, verehrte Leserinnen und Leser<strong>de</strong>s „Schlesischen <strong>Gottesfreund</strong>“,die vorliegen<strong>de</strong> Ausgabe <strong>de</strong>s „Schlesischen <strong>Gottesfreund</strong>“(SGF) bringt Berichte von drei Tagungen, die En<strong>de</strong> Augustund Anfang September 2009 unmittelbar hintereinan<strong>de</strong>r in<strong>de</strong>r Ev. Tagungsstätte Jauernick-Buschbach bei Görlitzstattgefun<strong>de</strong>n haben: Symposion zur Erinnerung an <strong>de</strong>n hun<strong>de</strong>rtstenGeburtstag <strong>de</strong>s langjährigen Görlitzer BischofsHans-Joachim Fränkel; Jahresarbeitstagung <strong>de</strong>s Vereins für SchlesischeKirchengeschichte e. V. (VSKG) mit Teilnahmeam Ge<strong>de</strong>nkgottesdienst zum Kriegsbeginn vor70 Jahren in <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskirche in Jauer/Jawor;Kirchentag <strong>de</strong>r Gemeinschaft evangelischer Schlesier(Hilfskomitee) e. V., das ist die alle zweiJahre stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Delegiertenversammlung, dashöchste Beschlußgremium <strong>de</strong>r „Gemeinschaft“.In dieser und in <strong>de</strong>n nächsten Ausgaben <strong>de</strong>s SGF wer<strong>de</strong>nSie noch das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re von diesen Tagungen lesenkönnen.Heute geht es um etwas an<strong>de</strong>res: Wir bitten Sie umfreundliches Verständnis dafür, daß wir <strong>de</strong>n Mitgliedsbeitragab 1. Januar 2010 auf 30 € im Jahr erhöhen. BeimKirchentag in Jauernick haben die Delegierten ausführlichdarüber gesprochen und sind schließlich zu <strong>de</strong>m Ergebnisgekommen, daß wir um diese Maßnahme nicht herumkommen.Sie wur<strong>de</strong> hauptsächlich notwendig, weil sich <strong>de</strong>r Ev.Kirchenkreisverband Schlesische Oberlausitz ab diesenSommer von <strong>de</strong>r Mitverantwortung für die Herausgabe <strong>de</strong>sSGF zurückgezogen hat. Die Überlegung, wegen <strong>de</strong>r damitauf uns zu kommen<strong>de</strong>n finanziellen Mehrbelastung <strong>de</strong>nSGF nur noch zweimonatlich erscheinen zu lassen, fandkeine Zustimmung. Die sehr große Mehrheit <strong>de</strong>r Delegiertensprach sich für die Beibehaltung <strong>de</strong>r monatlichenErscheinungsweise - bei gleichzeitiger Erhöhung <strong>de</strong>s Mitglie<strong>de</strong>rbeitragesaus. Für Abonnenten, die auch bisherschon 30 € gezahlt haben, än<strong>de</strong>rt sich dadurch nichts.So möchten wir Sie <strong>de</strong>nn im Namen <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s bitten,diesen Schritt mitzugehen und die höhere Belastungfreundlich auf sich zu nehmen. Vermei<strong>de</strong>n möchten wiraber, daß jemand aus unserer Lesergemein<strong>de</strong> ausschei<strong>de</strong>t,weil er <strong>de</strong>n SGF nicht mehr bezahlen kann. In solchenFällen wollen wir gern helfen und bitten um entsprechen<strong>de</strong>Hinweise.Mit herzlichen Grüßen sind wir IhreDr. Christian-Erdmann SchottVorsitzen<strong>de</strong>rKlaus-Ulrich VogelSchatzmeisterBlick auf Jauernick-BuschbachFoto: ANN


Die Delegierten während <strong>de</strong>s Empfanges im Görlitzer FränkelsaalFoto: ANNHoffnungsvoll nach vorn blicken!in Görlitz tagte vom 3. bis 6. September <strong>de</strong>r Schlesische KirchentagANDREAS NEUMANN-NOCHTENBereits zum zweiten Male nach 2007 trafen sich dieDelegierten <strong>de</strong>r Gemeinschaft evangelischer Schlesier zurHauptversammlung, <strong>de</strong>m Schlesischen Kirchentag, in <strong>de</strong>rKreuzbergbau<strong>de</strong> im nahe Görlitz gelegenen Jauernick-Buschbach. Auf hohem Berge gelegen, bietet <strong>de</strong>r Tagungsortselbst bei weniger schönem Wetter immer einen Ausblickin die alte Heimat, da nur wenige Kilometer entferntdas silberne Band <strong>de</strong>r Lausitzer Neiße die Grenze zum heutigenPolen markiert. Bei guter Wetterlage allerdings, unddie war <strong>de</strong>n Gästen an fast allen Tagen beschie<strong>de</strong>n, offenbartsich <strong>de</strong>m Betrachter das prächtige Panorama <strong>de</strong>s IserundRiesengebirges in seiner ganzen Schönheit.Einige weilten bereits seit Wochenanfang vor Ort, da siean <strong>de</strong>r im Vorfeld stattgefun<strong>de</strong>nen Tagung <strong>de</strong>s Vereins fürschlesische Kirchengeschichte teilgenommen hatten.Die Nachmittagsstun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Donnerstags waren einerSitzung <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s und einer Zusammenkunft <strong>de</strong>sVorstan<strong>de</strong>s mit <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaftenvorbehalten.Während<strong>de</strong>ssen trafen aus allen Teilen Deutschlandsdie Delegierten ein. Ein guter Teil von ihnen kam mit <strong>de</strong>rBahn und wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Fahrdienst vom ca. 5 km entferntenGörlitzer Hauptbahnhof abgeholt. Etliche hattensich aber auch <strong>de</strong>n eigenen „vier Rä<strong>de</strong>rn“ anvertraut, wasin mancher Hinsicht sicherlich bequemer war, hier und daaber auf <strong>de</strong>m kleinen Kreuzberg zu Parkplatzproblemenführte.Im Foyer erwartete die Eintreffen<strong>de</strong>n ein kleines Büfetmit Kaffee und Kuchen, von <strong>de</strong>m mancher nach Bezug <strong>de</strong>rZimmer gern Gebrauch machte. Das bot zugleich auch dieGelegenheit, einan<strong>de</strong>r bekannt zu machen, alte Bekanntschaftenzu erneuern und miteinan<strong>de</strong>r ins Gespräch zukommen. So durfte sich auch <strong>de</strong>r Verfasser dieser Zeilen -obwohl bereits beim letzten Kirchentag zugegen - diesmalweit größerer Aufmerksamkeit erfreuen, als er es erwartethätte. Freilich sollte das kaum Anlaß zur Verwun<strong>de</strong>runggeben, da ja allen Beteiligten das weitere Ergehen <strong>de</strong>s„Schlesischen <strong>Gottesfreund</strong>es“ sehr am Herzen lag. Und sogab es bereits im Vorfeld <strong>de</strong>s eigentlichen Kirchentagesgute Anregungen und Kritiken, was das Mitteilungsblattanbelangt.Zum gemeinsamen Abendbrot gab es eine vorzügliche„Oberlausitzer Pilzpfanne“, die bei Uneingeweihten, ob <strong>de</strong>rreichlich beigemengten Schupfnu<strong>de</strong>ln, auch als schwäbischesNationalgericht durchgegangen wäre. Den Köchinnenund Köchen <strong>de</strong>s Martinshofes Rothenburg und <strong>de</strong>nHelfern in <strong>de</strong>r Kreuzbergbau<strong>de</strong> sei bereits an dieser Stellefür ihren Einsatz gedankt.Nach vollbrachter Stärkung hieß es für die Teilnehmer<strong>de</strong>n ersten Abschnitt <strong>de</strong>r Tagung im Plenarsaal in Angriffzu nehmen. Neun Tagesordnungspunkte galt es zu bewältigen.Dabei stan<strong>de</strong>n zunächst die üblichen Präliminarien auf<strong>de</strong>m Programm: Begrüßung, Verlesung von Protokollen,Grußworte, rückblicken<strong>de</strong> Berichte <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n undaus <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften, Prüfung und Entlastung<strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s, Bestimmung <strong>de</strong>r Rechnungsprüfer.Auch das Ge<strong>de</strong>nken an die verstorbenen Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gemeinschaftfand in diesem Zusammenhang statt. Mit <strong>de</strong>mAbendsegen en<strong>de</strong>te zu relativ später Stun<strong>de</strong> ein anstrengen<strong>de</strong>rTag für alle Anwesen<strong>de</strong>n.Bevor am Freitagmorgen die Gespräche in <strong>de</strong>n Arbeitsgruppenaufgenommen wur<strong>de</strong>n, sprach Pfarrer Cezary


BEITRÄGE 150Pfarrer Krolewicz überreicht ein gewichtiges Buch für die soebeneröffnete Bibliothek.Foto: ANNBibliothek, die im Seitenflügel <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>komplexes in<strong>de</strong>r Jakobstraße ihr neues Domizil gefun<strong>de</strong>n hat.Bereits gegen 16.30 Uhr trafen zahlreiche gela<strong>de</strong>neGäste ein und nutzten ihrerseits die Zeit, miteinan<strong>de</strong>r insGespräch zu kommen bis auch die Tagungsteilnehmer hinzukamen.Pünktlich um 17 Uhr öffnete <strong>de</strong>r Redakteur <strong>de</strong>s„<strong>Gottesfreund</strong>es“ nicht seinen Schreibblock, son<strong>de</strong>rn vielmehr<strong>de</strong>n Deckel <strong>de</strong>s großen Konzertflügels an <strong>de</strong>r Stirnseite<strong>de</strong>s Saales, um mit einigen kräftigen Akkor<strong>de</strong>n undgefälliger Fingerakrobatik nach Motiven Rachmaninows<strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s Empfangs anzuzeigen. Und wie es sichgehört und allsonntäglich in <strong>de</strong>n Kirchen zu beobachten ist,war beim Schlußton auch die letzte Stimme im Saal verstummt,so daß <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Kirchentages in angemessenerStille zur Begrüßung schreiten konnte.Unter <strong>de</strong>n Gästen war auch <strong>de</strong>r Görlitzer OberbürgermeisterHerr Joachim Paulick, <strong>de</strong>r sich in seinem Grußworterfreut darüber zeigte, die Gemeinschaft evangelischerSchlesier wie<strong>de</strong>r in Görlitz als Gäste begrüßen zu können:er sei davon angetan, daß mit <strong>de</strong>r Evangelischen SchlesischenBibliothek die hiesige Bücherlandschaft eine guteBereicherung erfahre und daß sich somit eine weitereEinrichtung in Görlitz ansie<strong>de</strong>le, die sich <strong>de</strong>s schlesischenErbes annehme.Die Eröffnungsansprache seitens <strong>de</strong>r Stiftung EvangelischesSchlesien hielt OKR. i.R. Hans-Jochen Kühne. Sie istim Wortlaut im Anschluß an diesen Bericht wie<strong>de</strong>rgegeben.Der anschließen<strong>de</strong> Festvortrag, gegeben vom SchriftleiterKrolewicz aus Lauban ein Grußwort zur Versammlung undauch <strong>de</strong>r katholische Ortspfarrer von Jauernick PrälatBirkner, selbst ein gebürtiger Oberschlesier, erinnerte ineiner kurzen Ansprache an die vielfältigen Dinge, dieSchlesier miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sein lassen.In drei Arbeitsgruppen wur<strong>de</strong> dann die Arbeit <strong>de</strong>s Kirchentagesfortgesetzt. Um „Bestandssicherung und Aufgaben<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaften“, um die Zukunft<strong>de</strong>s „<strong>Gottesfreund</strong>es“ und um „Projekte und Kontakte zuSchlesien diesseits und jenseits <strong>de</strong>r Neiße“ ging es imEinzelnen. Erwartungsgemäß wur<strong>de</strong> um <strong>de</strong>n künftigenWeg <strong>de</strong>s Schlesischen <strong>Gottesfreund</strong> beson<strong>de</strong>rs ausgiebigund auch kontrovers diskutiert. Einigkeit herrschte darüber,daß in je<strong>de</strong>m Falle die aktuelle Qualität <strong>de</strong>s Mitteilungsblattesgehalten wer<strong>de</strong>n muß. Über die Ergebnisse <strong>de</strong>r Beratungenist bereits hinreichend im Editorial berichtet wor<strong>de</strong>n.Der wohlverdienten Mittagspause folgten weitere Aussprachenund Beratungen, die unter an<strong>de</strong>rem die Finanzplanungenfür 2009/10 und das im kommen<strong>de</strong>n Jahr anstehen<strong>de</strong>Jubiläum <strong>de</strong>r Gemeinschaft beinhalteten.Während in <strong>de</strong>r Kreuzbergbau<strong>de</strong> noch intensiv getagtwur<strong>de</strong>, waren im Fränkel-Saal <strong>de</strong>r Görlitzer Innenstadtgemein<strong>de</strong>bereits viele fleißige Hän<strong>de</strong> dabei, <strong>de</strong>n für 17 Uhranberaumten Empfang vorzubereiten. Der traditionelleEmpfang <strong>de</strong>r Gemeinschaft stand in diesem Jahr ganz imZeichen <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>r Evangelischen SchlesischenVolle Regale in <strong>de</strong>r Schlesischen BibliothekFoto: ANN


151BEITRÄGE<strong>de</strong>sGottefreun<strong>de</strong>s, Pastor em. Mag. Dietmar Neß, verschaffte<strong>de</strong>n Versammelten in aller zu Gebote stehen<strong>de</strong>nKürze und Präzision einen Überblick über Geschichte undEntwicklung <strong>de</strong>r Kirchenbibliotheken in Schlesien.Verschie<strong>de</strong>ne Anwesen<strong>de</strong> nutzten die Gelegenheit,bereits am Tag ihrer Eröffnung <strong>de</strong>r Bibliothek weitereBücher hinzuzufügen. Pastor Neß überreichte eine Predigtsammlung(gedruckt 1848 in Hirschberg) in aufwendiggestaltetem metallbeschlagenen Holzeinband. Pfarrer Krolewiczübereignete ebenfalls einen alten Predigtband, <strong>de</strong>rschon im Besitz seines Vaters war und Herr Wolfgang Röhnwartete gleich mit mehreren, wiewohl kleineren Bändchenauf. Die Besichtigung <strong>de</strong>r Räume mußte aus Platzgrün<strong>de</strong>nin kleineren Gruppen vorgenommen wer<strong>de</strong>n.Derweil die Neugierigsten sich unter Führung von FrauKempgen zur Inaugenscheinnahme <strong>de</strong>r Bücher aufmachten,taten die übrigen ein Gleiches mit <strong>de</strong>m gutbestücktenkalten Büfet, das zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Emfangs redlich Zeugnisablegte von seiner Qualität einerseits und vom Appetit <strong>de</strong>rGela<strong>de</strong>nen andrerseits, <strong>de</strong>nn nur wenig blieb übrig. Gegen20.30 Uhr leerte sich <strong>de</strong>r Fränkelsaal sichtlich und auch dieDelegierten zog es heim gen Jauernick, da allen schon<strong>de</strong>utlich <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Samstag geplante Ausflug nach Goldbergund Jauer vor Augen stand.Der frühe Morgen <strong>de</strong>s nächsten Tages wartete mit strahlen<strong>de</strong>mSonnenschein auf. Aber schon gegen 7 Uhr begannsich <strong>de</strong>r Himmel zu beziehen und als um 9 Uhr <strong>de</strong>r Bus genSchlesien startete, regnete es heftig. Nach zweistündigerFahrt war das erste Ziel erreicht. Nahe <strong>de</strong>s alten Stadtturmesentließ <strong>de</strong>r Bus die Reisen<strong>de</strong>n ins kühle, aber weitgehendregenfreie Goldberg. In zwei Gruppen - gut zu Fußdie eine, die an<strong>de</strong>re eher weniger - ging es unter Führungvon Magdalena Maruck, einer aus Goldberg stammen<strong>de</strong>njungen polnischen Germanistin, an die Erkundung <strong>de</strong>rStadt. Ein großräumiges Gerüst versperrte in <strong>de</strong>r Stadtpfarrkirche<strong>de</strong>n Blick auf <strong>de</strong>n Altar. Aber all die an<strong>de</strong>renkunst- und glaubensgeschichtlich wertvollen Details <strong>de</strong>sGotteshauses konnten einer ungeschmälerten Betrachtungunterzogen wer<strong>de</strong>n. Dazu gehörte auch <strong>de</strong>r Besuch <strong>de</strong>rKettenbibliothek im südöstlichen Anbau. Ihn zu meisternerfor<strong>de</strong>rte allerdings einige Kletterkünste. Über ein Gewirrvon Stiegen und Treppchen gelangte man schließlich ineinen kleinen lichten Raum, <strong>de</strong>r eine Nachbildung <strong>de</strong>r altenKettenbibliothek enthält. Bei <strong>de</strong>n wenigen angekettetenFranziskanerklosterkirche in GoldbergFoto: ANNBüchern han<strong>de</strong>lt es sich zwar um <strong>de</strong>utschsprachige Werke,aber sie sind alle sehr katholischen (!) Inhalts. Ähnlichabenteuerlich wie <strong>de</strong>r Aufstieg gestaltete sich auch dasVerlassen <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s. Vor <strong>de</strong>r Einkehr zum Mittagstischin ein Restaurant unweit <strong>de</strong>r alten Stadtmauern führte <strong>de</strong>rRundgang noch zu einigen Wirkungsstätten ValentinTrozendorfs, unter an<strong>de</strong>rem zu <strong>de</strong>r im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rtbarock umgeformten Nikolaikirche. Ganz an<strong>de</strong>rs als dassich recht schmuck präsentieren<strong>de</strong> Goldberg, empfing nachWie<strong>de</strong>r aufgetaucht, eine alte Inschrift an einer Fassa<strong>de</strong> in Jauer: „Gasthof zum gol<strong>de</strong>nen Zepter“Foto: ANN


BEITRÄGE 15220minütiger Fahrt das alte Jauer die Gesellschaft. Wie eineOase umfängt <strong>de</strong>n Eintreten<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r alte Gottesacker um<strong>de</strong>n in frischen Farben strahlen<strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskirche.Die Stadt selbst atmet an allen Ecken und En<strong>de</strong>n Armutund <strong>de</strong>n mit ihr einhergehen<strong>de</strong>n Verfall. Nach Führung undVortrag in <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskirche blieb noch ein wenig Zeit füreinen kurzen Gang über <strong>de</strong>n Marktplatz. Vor <strong>de</strong>m Rathauskam es zu <strong>de</strong>m kurzweiligen Gruppenfoto, welches dieTitelseite dieser Ausgabe ziert. Die Rückfahrt erfolgte überdie kürzlich in Betrieb genommene Autobahn Breslau-Görlitz und verlief daher zügig und reibungslos.Am Abend erwartete die Teilnehmer noch eine bewegen<strong>de</strong>Ansprache zur Eröffnung <strong>de</strong>rEvangelischenSchlesischen BibliothekOKR I.R. DR. HANS-JOCHEN KÜHNEGesprächsrun<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r Frau Rosemarie Hartmann undFrau Bettina Ernst-Bertram über Lebensumstän<strong>de</strong> und-vollzug in <strong>de</strong>n Pfarrhäusern in <strong>de</strong>r ehemaligen DDRberichteten.Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen <strong>de</strong>s Aufbruchsund Abschieds. Dem gut besuchten Gottesdienst in <strong>de</strong>rGörlitzer Peterskirche - die Predigt steht dieser Ausgabe alsGeistliches Wort voran - folgten das gemeinsame Mittagsmahlin <strong>de</strong>r Kreuzbergbau<strong>de</strong> - während<strong>de</strong>ssen letzte Absprachenfür künftige Unternehmungen - und <strong>de</strong>r Reisesegen,erteilt durch <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r GemeinschaftPfarrer Dr. Christian-Erdmann Schott.Sie sind <strong>de</strong>r Einladung <strong>de</strong>r Gemeinschaft evangelischerSchlesier und <strong>de</strong>r Stiftung Evangelisches Schlesien zurEröffnung <strong>de</strong>r Evangelischen Schlesischen Bibliothekgefolgt. Im Namen <strong>de</strong>s Stiftungsrates <strong>de</strong>r „KirchlichenStiftung zur Bewahrung, Vermittlung und Weiterführung<strong>de</strong>r geistigen Tradition <strong>de</strong>s Evangelischen Schlesiens“begrüße ich Sie recht herzlich und freue mich, daß sich insolchem festlichen Rahmen die Gemeinschaft und dieStiftung gemeinsam <strong>de</strong>r Öffentlichkeit in <strong>de</strong>r Stadt Görlitzpräsentieren können.Die Kirchenneubildung mit Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg 2002/2003 wur<strong>de</strong> zum Anlaß, die Erinnerung an die schlesischenWurzeln, die bisher mit einer eigenständigen Lan<strong>de</strong>skirchein <strong>de</strong>r schlesischen Oberlausitz gegeben war, ineiner kirchlichen Stiftung verantwortlich und verbindlichweiterzuführen. In die Stiftungsgründung durch die Lan<strong>de</strong>skirchewaren von Anbeginn die Gemeinschaft evangelischerSchlesier und <strong>de</strong>r Verein für Schlesische Kirchengeschichteeinbezogen.Es ist Aufgabe <strong>de</strong>r Stiftung, die evangelische Tradition<strong>de</strong>s gesamten schlesischen Raumes - unabhängig von jeglichenGrenzziehungen in Geschichte und Gegenwart - zubewahren und weiterzugeben. Diese Intention spiegeltsich in <strong>de</strong>r Zusammensetzung <strong>de</strong>s Stiftungsrates wi<strong>de</strong>r.Neben Vertretern <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg-schlesische Oberlausitz, <strong>de</strong>r Gemeinschaftevangelischer Schlesier e. V. und <strong>de</strong>s Vereins für SchlesischeKirchengeschichte e. V. als <strong>de</strong>n Gründungsmitglie<strong>de</strong>rngehören ihm auch je ein Vertreter <strong>de</strong>r Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, <strong>de</strong>r Schlesischen evangelischenKirche A.B. in Tschechien und <strong>de</strong>r StiftungSchlesisches Museum zu Görlitz an.Ich halte die Stiftung für eine große Chance, Kräfte zubün<strong>de</strong>ln und ein Netz an Engagement, Wirksamkeiten undVerantwortung zu knüpfen, um auch in Zukunft <strong>de</strong>m evangelischenSchlesien von einst begegnen zu können und ummitzuhelfen, Evangelisches in <strong>de</strong>m heutigen Schlesien zubewahren. Die Möglichkeiten, die in <strong>de</strong>r Stiftung hierzuliegen, wollen von uns gemeinsam ent<strong>de</strong>ckt und ausgelotetwer<strong>de</strong>n.Im Blick auf <strong>de</strong>n Zweck <strong>de</strong>r Stiftung steht an obersterStelle „das Sammeln und Bewahren schlesischen Archivgutes,seine Zugänglichmachung und Erschließung“. Unsliegt vor allem daran, Schriftgut und persönlicheAufzeichnungen aus schlesischen Nachlässen zu sammeln,damit diese Zeitzeugnisse und evangelischen Glaubenszeugnissebewahrt und erhalten bleiben. Es ist mir einbeson<strong>de</strong>res Anliegen, Sie zu bitten, in ihrem Umfeld alteSchlesier und schlesische Nachkommen darauf aufmerksamzu machen. Im Zusammenhang mit dieser Aufgabehat die Stiftung die frühere Bibliothek <strong>de</strong>r Gemeinschaftevangelischer Schlesier, die bisher im Ostkircheninstitut inMünster gestan<strong>de</strong>n hat, übernommen. Mit aufgenommenist außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r schlesische Bestand <strong>de</strong>r früheren KonsistorialbibliothekGörlitz. Ich freue mich, daß im Zusammenhangmit diesem Kirchentag <strong>de</strong>r Gemeinschaft evangelischerSchlesier die Präsentation <strong>de</strong>r Bibliothek hier inGörlitz erfolgen kann. Der Bestand <strong>de</strong>r Bibliothek ist einhistorischer Schatz. Er muß nun digital erschlossen undbekannt gemacht wer<strong>de</strong>n, ist aber ab sofort über <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nenKatalog nutzbar. Zusammen mit vielen biographischenund lokalen Überlieferungen im Buchbestand <strong>de</strong>rEvangelischen Schlesischen Bibliothek kann durch weiterepersönliche Nachlässe die Evangelische Stiftung inGörlitz ein von evangelischen Schlesiern gewollter undgetragener Begegnungsort mit <strong>de</strong>m evangelischen Schlesienwer<strong>de</strong>n.Ob und in welchem Rahmen die Stiftung ihre vielfältigenAufgaben erfüllen kann, hängt sehr von <strong>de</strong>n finanziellenMöglichkeiten ab. Wir sind hierfür auf Zustiftungenund Spen<strong>de</strong>n angewiesen. Weil das evangelische Schlesienzu <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>s heutigen Europas gehört, sollten wiruns <strong>de</strong>m Aufbau eines zukunftsträchtigen Netzwerkes, wiees die Stiftung Evangelisches Schlesien darstellen will,bewußt zuwen<strong>de</strong>n. Ich wäre Ihnen von daher sehr dankbar,wenn Sie die Stiftung bekannt machen und insbeson<strong>de</strong>redie konkrete Zielstellung <strong>de</strong>r Sammlung und Erhaltungpersönlicher Zeugnisse unterstützen wür<strong>de</strong>n.


BEITRÄGE 154Während <strong>de</strong>r Tagung zum Ge<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>s 100. Geburtstagesvon Bischof D. Hans-Joachim Fränkel, auf <strong>de</strong>r zugleich an75 Jahre Barmer Theologische Erklärung erinnert wur<strong>de</strong>,hielt OKR i.R. Dr. H.-J. Kühne einen Vortrag unter <strong>de</strong>mThema: „Frei für Gott - Die Bischofsvorträge Hans-JoachimFränkels“.Den gesamten Vortrag abzudrucken übersteigt die Möglichkeiten<strong>de</strong>s „<strong>Gottesfreund</strong>es“. Daher soll nur ein kleinerAbschnitt hier wie<strong>de</strong>rgegeben wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r in beson<strong>de</strong>rerWeise das Eintreten Fränkels für die Freiheit <strong>de</strong>sGlaubens und <strong>de</strong>s Gewissens <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n läßt. DieseAuswahl ist nicht willkürlich getroffen son<strong>de</strong>rn geschiehtvor <strong>de</strong>m Hintergrund, daß in diesem Herbst <strong>de</strong>r politischenWen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r damaligen DDR vor 20 Jahren gedacht wird.Die kursiv gedruckten Abschnitte sind direkte Zitate aus<strong>de</strong>n Bischofsvorträgen, während die Vortragspassagen vonDr. Kühne im Normalsatz stehen.Frei für GottDie Bischofsvorträge Hans-Joachim FränkelsBischofsvorträge als beson<strong>de</strong>re Schwerpunkte von Synodaltagungenwaren in <strong>de</strong>r Kirchenordnung so gar nichtvorgesehen. Entsprechend <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Kirchenkampferwachsenen Stellung <strong>de</strong>r Kirchenleitung hatte <strong>de</strong>r Bischofnur <strong>de</strong>n „Bericht über die Tätigkeit <strong>de</strong>r Kirchenleitung,sowie über die für die Kirche be<strong>de</strong>utsamen Ereignisse“ zuerstatten. So verstehen sich von Anfang an alle Bischofsvorträgeals jeweilige Ergänzungen <strong>de</strong>r Kirchenleitungsberichteund erscheinen im offiziellen synodalen Sprachgebrauchmeist auch als Bericht, seltener als Vortrag. Abersie wer<strong>de</strong>n zu Schwerpunkten eigener Art: Ermutigung <strong>de</strong>rGemein<strong>de</strong>n, Information und Bildung für die Synodalen,kirchliches Wort in die Öffentlichkeit ...3. Menschenrechte3.1 Glaubens- und GewissensfreiheitIn einem Land mit <strong>de</strong>m Anspruch, <strong>de</strong>n Marxismus-Leninismus durchzusetzen und Menschen zu sozialistischenPersönlichkeiten zu bil<strong>de</strong>n, mußte die Frage <strong>de</strong>rGlaubens- und Gewissensfreiheit für eine Kirche zumDauerthema wer<strong>de</strong>n. Es ist für Fränkel kein Thema nur um<strong>de</strong>r Kirche, son<strong>de</strong>rn letztlich um <strong>de</strong>r Gesellschaft, ja <strong>de</strong>rMenschlichkeit willen. Nach<strong>de</strong>m die DDR-Verfassung von1968 verabschie<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n war, verbin<strong>de</strong>t Fränkel im Bischofsvortrag1969 das Verständnis <strong>de</strong>s Sozialismus als„Gestalt eines gerechteren Zusammenlebens <strong>de</strong>r Menschen“mit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach Gerechtigkeit und Freiheitund damit eben insbeson<strong>de</strong>re nach Beachtung echter Glaubens-und Gewissensfreiheit.Verwirklichung <strong>de</strong>s Sozialismus als Gestalt einesgerechteren Zusammenlebens zielt darauf, daß mit <strong>de</strong>mSozialismus Gerechtigkeit und Freiheit untrennbar verbun<strong>de</strong>nsind. Ich halte es für einen Irrtum, daß eine sozialistischeGesellschaftsordnung ihrem Wesen nach die mit echterGlaubens- und Gewissensfreiheit gegebene Begrenzung<strong>de</strong>s I<strong>de</strong>ologischen nicht erträgt. Die einen erliegen diesemIrrtum aus <strong>de</strong>r an sich verständlichen Sorge um dieBewahrung <strong>de</strong>r sozialistischen Errungenschaften, diean<strong>de</strong>ren aus einer Resignation, die <strong>de</strong>r Macht <strong>de</strong>s dieGeschichte lenken<strong>de</strong>n Herrn zu wenig vertraut.[...] Esgehört zur gesellschaftspolitischen Verantwortung allerChristen, für ein Klima einzutreten, in <strong>de</strong>m man sich inOffenheit und Wahrhaftigkeit begegnet. Der Freimut, seinerMeinung und Überzeugung auch dann Ausdruck zuverleihen, wenn sie amtlich nicht ge<strong>de</strong>ckt ist, stellt einensittlichen Wert in je<strong>de</strong>r Gesellschaft dar und för<strong>de</strong>rt dasvertrauensvolle Zusammenarbeiten und Miteinan<strong>de</strong>rleben<strong>de</strong>r Menschen. (Vortrag 1969)Mit scharfen Worten prangert er 1973 das Fehlen wirklicherGlaubens- und Gewissensfreiheit an, die in <strong>de</strong>nSchulen zur Zerstörung <strong>de</strong>s Glaubens <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und in <strong>de</strong>rGesellschaft zu einer Atmosphäre <strong>de</strong>r Angst führt, was inkeinem Fall mit <strong>de</strong>r beabsichtigten Aufnahme <strong>de</strong>r DDR indie Vereinten Nationen zu vereinbaren sei.Es geht überhaupt nicht nur um einzelne Fälle. Es gehtum ein Klima, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r christliche Glaube unsererKin<strong>de</strong>r zerstört wird. [...] Es geht um eine Atmosphäre <strong>de</strong>rAngst, in welcher Eltern aus Sorge um ihre Existenz unddas Fortkommen ihrer Kin<strong>de</strong>r uns ihre Nöte oft nur unter<strong>de</strong>m Siegel <strong>de</strong>r Verschwiegenheit anvertrauen. Es geht imGanzen auch dort, wo es nicht zu irgendwelchen spektakulärenFällen kommt, um einen Prozeß mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utlicherkennbaren Ziel, christliche Unterweisung und Erziehungunserer Kin<strong>de</strong>r unwirksam, wenn nicht überhaupt unmöglichzu machen. Das alles ist nicht recht vor Gott, <strong>de</strong>r unsalle zur Versöhnung ruft und <strong>de</strong>m wir alle Rechenschaftschul<strong>de</strong>n, wir wissen's o<strong>de</strong>r wissen's nicht. Das alles mußgrundlegend geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, so daß die Glaubens- undGewissensfreiheit zur vollen Geltung kommt. (Vortrag 1973)Die Freiheit <strong>de</strong>r Glaubensausübung ist für Fränkel „eingrundlegen<strong>de</strong>s Freiheitsrecht, das in keinem Katalog <strong>de</strong>rMenschenrechte fehlen darf“, so sehr man diese Freiheitvon <strong>de</strong>r Freiheit <strong>de</strong>s Glaubens, die allein Gott schenkt unddie „die Welt we<strong>de</strong>r geben noch nehmen kann“, unterschei<strong>de</strong>nmuss. Denn „auch in Ketten ist <strong>de</strong>r Mensch frei fürGott“ ...3.2 Vorgegebensein <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n Menschenrechte... Fränkel sieht in <strong>de</strong>r DDR die Menschenwür<strong>de</strong> und dieMenschenrechte an i<strong>de</strong>ologische Vorleistungen gebun<strong>de</strong>nund damit in ihrem Wesen verkannt. Er for<strong>de</strong>rt mit <strong>de</strong>rAnerkennung <strong>de</strong>s Vorgegebensein <strong>de</strong>r Menschenrechtezugleich die Begrenzung <strong>de</strong>s i<strong>de</strong>ologischen Führungsanspruchs<strong>de</strong>r Partei - ein für die DDR-Verhältnisse ungeheuerlicherAnsatz.Freiheit, Rechtsgleichheit usw. sind im Marxismus-Leninismus an das Maß <strong>de</strong>r Leistung für <strong>de</strong>n Sozialismusgebun<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n also auf Grund erfüllter Bedingungennachträglich zugesprochen. Damit aber wer<strong>de</strong>n Menschenwür<strong>de</strong>und die mit ihr verbun<strong>de</strong>nen Freiheiten wieGrundrechte in ihrem Wesen verkannt. Sie sind das, was siesind, nur, wenn sie als <strong>de</strong>m Menschen vorgegeben anerkanntund nicht unter das Soll einer bestimmten Gesinnung


155BEITRÄGEgebeugt wer<strong>de</strong>n. Der letzte Grund für dieses Vorgegebensein,das in <strong>de</strong>r bekannten Erklärung <strong>de</strong>r VereintenNationen naturrechtlich begrün<strong>de</strong>t wird, liegt in GottesSchöpfung und Erlösung. Die Anerkennung dieses Vorgegebenseinsist ein unbewältigtes Problem in unsererGesellschaft. Das hängt damit zusammen, daß unsereGesellschaft sich als Einheitsgesellschaft unter <strong>de</strong>n i<strong>de</strong>ologischenFührungsanspruch einer Partei formieren soll, unddas in einem Volk, in welchem bereits seit <strong>de</strong>r Reformation,dann aber beson<strong>de</strong>rs durch die seit <strong>de</strong>r Aufklärung bedingtegeschichtliche Entwicklung eine Mehrheit von Überzeugungenund Weltauffassungen besteht und bestehen wird.Anerkennung <strong>de</strong>s Vorgegebenseins <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>nMenschenrechte be<strong>de</strong>utet die Respektierung dieser Pluralitätund damit echte Toleranz, durch die zwar <strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ologischeFührungsanspruch <strong>de</strong>r Partei nicht aufgehoben, aberbegrenzt wird. (Vortrag 1973)Angesichts <strong>de</strong>r 1973 bevorstehen<strong>de</strong>n Aufnahme <strong>de</strong>r DDRin die Vereinten Nationen und damit <strong>de</strong>r Teilnahme <strong>de</strong>rDDR an einer weltweiten Verantwortung für Frie<strong>de</strong>n undDurchsetzung <strong>de</strong>r Menschenrechte hält es Fränkel für einelogische Konsequenz, sich <strong>de</strong>m Vorgegebensein <strong>de</strong>rMenschenrechte zu stellen und damit eine positiven Entwicklung<strong>de</strong>r Gesellschaft in Gang zu setzen. Es warFeststellung und Hoffnung zugleich, was Fränkel 1975 amEn<strong>de</strong> seines Vortrages sagt:Die öffentliche Meinung in <strong>de</strong>r Welt reagiert immerempfindlicher auf je<strong>de</strong> Verletzung <strong>de</strong>r Menschenrechte. DieSchärfung <strong>de</strong>r Gewissen wird es schwerer machen, miteinem scheinbar guten Gewissen solche Rechte zu verletzen.Die Signale Gottes sind auf Frie<strong>de</strong>n, Recht und Freiheitgesetzt. (Vortrag 1975)Bericht von <strong>de</strong>r Tagung <strong>de</strong>s Vereins für schlesische KirchengeschichteMANFRED BÜNGERVon Montag, <strong>de</strong>m 31. August bis Mittwoch, <strong>de</strong>m 2. September2009, fand in <strong>de</strong>r Kreuzbergbau<strong>de</strong> in Jauernick-Buschbach die Jahrestagung <strong>de</strong>s Vereins für schlesischeKirchengeschichte statt. Unter <strong>de</strong>m Thema „Was be<strong>de</strong>utetuns Schlesien heute?“ ging es neben dieser um eine eng mitihr verbun<strong>de</strong>ne zweite Frage. Das war die Frage nach <strong>de</strong>nZukunftsaussichten <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>s Vereins, die bisher vorallem von <strong>de</strong>r Generation <strong>de</strong>r Schlesier getragen wur<strong>de</strong>, dieihre Heimat in Schlesien bis zur Flucht und Vertreibung alsKin<strong>de</strong>r noch bewußt erlebt hatten. Inzwischen ist sie eineGeneration von Großeltern gewor<strong>de</strong>n, die immer kleinerwird. Hinzu kommt, daß die EKD <strong>de</strong>n Ausschuß zur Erforschung<strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Kirchengeschichte im Rahmen<strong>de</strong>r Evangelischen Kommission für Mittel- und Osteuropa(EKMOE) inzwischen aus Finanzgrün<strong>de</strong>n aufgegeben hat.So sieht es um die Zukunft <strong>de</strong>r kirchengeschichtlichenArbeit auch über Schlesien nicht beson<strong>de</strong>rs gut aus.Natürlich ist dafür auch wichtig, welche Be<strong>de</strong>utung dasSchlesierland für die Schlesier von einst noch heute für siehat wie auch für ihre Nachkommen, die die Heimat ihrerEltern und Großeltern neu kennenlernen mußten.Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vereins für schlesischeKirchengeschichte, Pfarrer Dr. Christian-Erdmann Schott,die Tagung eröffnet und die zahlreich erschienen Mitglie<strong>de</strong>rund Gäste begrüßt hatte, hielt <strong>de</strong>r frühere Leiter <strong>de</strong>slnstitus für ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichte, Prof. Dr. PeterMaser, <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n Einführungsvortrag zum Thema:„Hat die ost<strong>de</strong>utsche Kirchengeschichte noch eineZukunft?“ Darin benennt er die schwierige Situation <strong>de</strong>rArbeit. Er bezeichnet sie aber als durchaus nicht hoffnungslos.Solange Gott die Geschichte weitergehen läßt,hat auch ihre Erforschung eine Chance. „Es könnte sein,Vergangenes kehrt zurück.“ Er weist darauf hin, daß nach<strong>de</strong>m Sturz <strong>de</strong>r kommunistischen Regimes 1989 sich vergessene,abgeschriebene Landschaften wie<strong>de</strong>r auftaten undmit ihnen nur noch schemenhaft vorhan<strong>de</strong>ne Erinnerungenwie<strong>de</strong>r lebendig wur<strong>de</strong>n. Damit wird auch die Kirchengeschichtsforschungwie<strong>de</strong>r aktuell und lebendig. Es istselbstverständlich, daß die Beschäftigung damit in zunehmen<strong>de</strong>mMaße nicht mehr von Vertretern <strong>de</strong>r Elebnisgeneration,son<strong>de</strong>rn von aka<strong>de</strong>misch damit umgehen<strong>de</strong>n Kirchenhistorikerngeschehen wird. Aber auch sie wer<strong>de</strong>nimmer wie<strong>de</strong>r von ihren Ent<strong>de</strong>ckungen und Erkenntnissenangesprochen wer<strong>de</strong>n, so daß Geschichte <strong>de</strong>r Vergangenheitwie<strong>de</strong>r gegenwartswirksam wird.Superinten<strong>de</strong>nt Dr. Thomas Koppehl, Niesky, berichteteüber die „Zukunft <strong>de</strong>r Kirchengeschichte in <strong>de</strong>r schlesichenOberlausitz“. Er betonte, daß die Verwurzelung ineiner Landschaft, einer Gemeinschaft und auch einerKirchengemein<strong>de</strong> für die Menschen eines <strong>de</strong>r wichtigstenTeile ihres Lebens sei. Das müsse die Kirche be<strong>de</strong>nken undbeachten gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r gegenwärtigen Situation, in <strong>de</strong>rimmer weniger Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r von immer wenigerhauptamtlichen Mitarbeitern, in stetig größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nGebieten betreut wer<strong>de</strong>n müssen. Ehrenamtliche Mitarbeit<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r vor Ort wer<strong>de</strong> immer wichtiger,damit die Verwurzelung nicht verloren gehe. An dieserStelle kann man auch in <strong>de</strong>r Oberlausitz von <strong>de</strong>n Erfahrungen<strong>de</strong>r schlesischen Gemein<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Nachkriegszeit undbis zu ihrer Vertreibung lernen. Damals hat die Eigenverantwortung<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n ein hohes Maß geistlichenLebens ermöglicht. Gottes Wort war in dieser Zeit in <strong>de</strong>nschlesichen Gemein<strong>de</strong>n so lebendig wie noch nie.Die Verwurzelung in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s Glaubens mußheute neu zur Sprache gebracht wer<strong>de</strong>n, damit die Gemein<strong>de</strong>ndaraus leben können. Kirchengeschichte wird sozur „Gebrauchsgeschichte“.Der zweite Tag <strong>de</strong>r Tagung stand am Vormittag imZeichen <strong>de</strong>s Generalthemas „Was be<strong>de</strong>utet mir Schlesien?“Neun Tagungsteilnehmer hatten sich mit dieser Fragebeschäftigt und brachten bewegen<strong>de</strong> Erfahrungen unddavon geprägte Einstellungen zur Sprache. Dabei wur<strong>de</strong>


MELDUNGEN 156<strong>de</strong>utlich, daß alle in ihrem Herzen eine lebendigeVerbun<strong>de</strong>nheit mit ihrer Heimat bewahrt haben, wenn sieauch zeitweise hinter <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s gegenwärtigenLebens zurücktreten mußte. Einer <strong>de</strong>r Berichterstattererwähnte, daß ihm erst nach <strong>de</strong>r Vertreibung aufgegangensei, daß er ein Schlesier ist, weil es ihm zuvor zu selbstverständlichgewesen sei. Dann aber habe er sich mit ganzemHerzen zu seiner Heimat bekannt. Bewegend waren auchdie Stellungnahmen <strong>de</strong>rer, die zwar aus schlesischenFamilien stammen, aber nicht mehr in Schlesien geborensind. Sie mußten sich erst in ihrer Lebensgeschichte eineBeziehung zur Heimat ihrer Familie erwerben. Dasgeschah sowohl bei Besuchen mit ihrer Familie in <strong>de</strong>r verlorenenHeimat wie durch Beschäftigung mit ihrerGeschichte. Hilfreich war auch die freundliche Aufnahmedurch die jetzt in Schlesien beheimateten Polen. So behältSchlesien auch für die ihrer schlesischen I<strong>de</strong>ntität erst späterbewußt gewor<strong>de</strong>nen Jüngeren Schlesien eine existentielleBe<strong>de</strong>utung.Am Nachmittag stand dann <strong>de</strong>r Besuch <strong>de</strong>s internationalenökumenischen Gottesdienstes in <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskirchein Jauer zur Erinnerung an <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s II. Weltkriegesvor 70 Jahren auf <strong>de</strong>m Programm. Deutsche und polnischePfarrer und evangelische und katholische Bischöfe gestaltetenihn in <strong>de</strong>r gut besetzten Kirche. Bischof Huber, <strong>de</strong>rVorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r EKD, hielt die Predigt. An <strong>de</strong>n Gesichtern<strong>de</strong>r polnischen Teilnehmer war zu erkennen, wie bewegtauch sie durch das Erleben dieses Gottesdienstes waren.Hier war wirklich Gemein<strong>de</strong> Jesu Christi erfahrbar.Im Rahmen <strong>de</strong>r Jahrestagung hatte natürlich auch eineMitglie<strong>de</strong>rversammlung ihren Platz. Neben <strong>de</strong>n Berichten<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>s Herausgebers <strong>de</strong>s „Jahrbuches fürschlesische Kirchengeschichte“ und <strong>de</strong>s Schriftführers warenvor allem Wahlen wichtig, da die Posten <strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>nund <strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n neu besetzt und<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s vor einem Jahr neugewählten Schriftführers bestätigtwer<strong>de</strong>n mußten. Dabei wur<strong>de</strong> Superinten<strong>de</strong>nt Dr. ThomasKoppehl als neuer Vorsitzen<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Blick genommen.Ihm wur<strong>de</strong> allerdings ein Jahr zur Einarbeitung inseine neue Aufgabe zugestan<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong> Pfarrer Dr.Christian-Erdmann Schott zunächst als Vorsitzen<strong>de</strong>r bestätigt.Da <strong>de</strong>r bisherige stellvertreten<strong>de</strong> Vorsitzen<strong>de</strong> Dr. DietrichMeyer nicht mehr kandidierte, wur<strong>de</strong> er zum Dank fürseinen bisherigen Einsatz zum Ehrenmitglied ernannt. Anseine Stelle trat Frau Prof. Dr. Dorothea Wen<strong>de</strong>bourg. AlsSchriftführer wur<strong>de</strong> Pfarrer Christoph Hanke bestätigt.Beisitzer im Vorstand wur<strong>de</strong>n Pfarrer Mag. Ulrich Hutter-Wolandt und Pastor Dietmar Neß. Die guten Wünsche unddie Mitarbeitsbereitschaft <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlungbegleiten <strong>de</strong>n neuen Vorstand.Im Blick auf die Jahrestagung <strong>de</strong>s Vereins für schlesischeKirchengeschichte 2010 wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>neThemen angesprochen, die im Rückgriff auf dann anstehen<strong>de</strong>Jubiläen festgelegt wer<strong>de</strong>n sollen Der Tagungssort<strong>de</strong>s nächsten Jahres muß ebenfalls noch gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,wenn auch Breslau und Berlin bereits in <strong>de</strong>n Blick genommenwur<strong>de</strong>n.Mit allen Vorträgen, Themen und Gesprächen wie auchmit <strong>de</strong>m Gottesdienst in Jauer war die Jahrestagung ein alleTeilnehmer bewegen<strong>de</strong>s Erlebnis, das sie noch lange beschäftigenwird. Dabei ist auch in großer Dankbarkeit andie warme, geschwisterliche Atmosphäre zu <strong>de</strong>nken, in <strong>de</strong>rdas ganze Zusammensein verlief. Es ist gut, daß es diegroßartige Arbeit <strong>de</strong>s Vereins für schlesische Kirchengeschichtegibt. Sie verdient alle Unterstützung und, so weitmöglich, Teilhabe an ihr.LAG Schlesische OberlausitzANDREAS NEUMANN-NOCHTENDer Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r LAG OKR i.R. Norbert Ernst berichtetin seinem letzten Rundbrief von einer Begegnung miteinem hiesigen Mitglied <strong>de</strong>r Gemeinschaft, die ihm einmalmehr zeigte, wie groß das Interesse an <strong>de</strong>r Vortrags- undBildungsarbeit ist.In diesem Sinne ist auf die Zusammenkunft <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaftam 7. November diesen Jahres zu verweisen.Zwei Letthemen sollen <strong>de</strong>n Tagungsablauf bestimmen.Zum einen soll einer Frage nachgeangen wer<strong>de</strong>n, dieschon oft gestellt und schon mit vielen Antwortversuchenbedacht wur<strong>de</strong>: sind wir Schlesier, nie<strong>de</strong>rschlesische Oberlausitzero<strong>de</strong>r etwa gar Sachsen? Mag so mancher auchsagen, daß darüber genug Worte gewechselt wor<strong>de</strong>n seien,so ver<strong>de</strong>utlicht doch die immer wie<strong>de</strong>r aufflammen<strong>de</strong> Diskussion,daß es in dieser Hinsicht nach wie vor Gesprächsbedarfgibt. Schließlich sind nicht nur die Stimmen zuhören, die grundsätzlich eine wie auch immer gearteteVerbun<strong>de</strong>nheit unseres Landstriches mit Schlesien leugnen,vielmehr sind auch solche zu vernehmen, die die Anbindung<strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>utschem Bo<strong>de</strong>n verbliebenen Teils <strong>de</strong>r ProvinzSchlesien an Sachsen als „späte Wie<strong>de</strong>rgutmachungam Königshaus Wettin“ verstan<strong>de</strong>n wissen wollen. An<strong>de</strong>rewie<strong>de</strong>rum for<strong>de</strong>rn gar die Gründung eines Bun<strong>de</strong>slan<strong>de</strong>sNie<strong>de</strong>rschlesien. Es geht um unser Selbstverständnis, <strong>de</strong>mwir an diesem Tag nach<strong>de</strong>nken und nachgehen wollen.In einem zweiten Teil, <strong>de</strong>r „Fünf Jahre danach“ überschriebenwer<strong>de</strong>n kann, geht es um eine Bestandsaufnahmehinsichtlich <strong>de</strong>s Kirchenneubildungsprozesses zwischen<strong>de</strong>r Kirche Berlin-Bran<strong>de</strong>nburgs und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r schlesischenOberlausitz.Sicherlich wird auch ein Bericht über <strong>de</strong>n Ausflug <strong>de</strong>rLAG am 26. September seinen Platz fin<strong>de</strong>n und Zeit sein,weitere aktuelle Themen anzusprechen. Auch <strong>de</strong>m Ge<strong>de</strong>nkenan Angehörige, die im Krieg und während <strong>de</strong>r Fluchtund Vertreibung ihr Leben verloren haben, soll in <strong>de</strong>ngemeinsamen Stun<strong>de</strong>n eine Zeit eingeräumt sein.


157AUS DER PARTNERKIRCHEGe<strong>de</strong>nken mit Bischof Dr. Wolfgang HuberÖkumenischer Gottesdienst in Jauer erinnerte an <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s II. Weltkrieges vor 70 JahrenANDREAS NEUMANN-NOCHTENBischof Dr. Wolfgang HuberFoto: KrolewiczDer Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche inDeutschland (EKD), Bischof Dr. Wolfgang Huber, hat ineinem ökumenischen Gottesdienst im heute polnischenJauer (Nie<strong>de</strong>rschlesien) am 1. September an <strong>de</strong>n Ausbruch<strong>de</strong>s Zweiten Weltkrieges gedacht.Die Predigt Hubers erinnerte in beson<strong>de</strong>rer Weise an<strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Überfalls auf Polen und an <strong>de</strong>ssenFolgen für <strong>de</strong>n östlichen Nachbarn. Dabei führte er aus:„Kein Land hatte, bezogen auf seine Bevölkerung, eine<strong>de</strong>rart hohe Quote an Getöteten und Leidtragen<strong>de</strong>n zubeklagen.“ In kriegerischer Gewalt zeige sich „das Wesenmenschlicher Sün<strong>de</strong>, die Menschen von Gott und voneinan<strong>de</strong>rtrennt, die menschliches Leben Machtinteressenunterwirft, die Menschenleben in unvorstellbarer Zahl for<strong>de</strong>rtund nicht wie<strong>de</strong>r gut zu machen<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n anrichtet,die schließlich auch die Täter zerstört.“Bischof Huber sprach aber auch dankbar vom Neubeginn<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-polnischen Beziehungen in <strong>de</strong>n Jahrzehntennach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg und erinnerte an einigebe<strong>de</strong>utsame Meilensteine am gemeinsam zurückgelegtenWeg.Er verwies auf die Stuttgarter Schul<strong>de</strong>rklärung vomOktober 1945, die unablässigen und schon seit langer Zeitwähren<strong>de</strong>n Versöhnungsbemühungen <strong>de</strong>r „Aktion SühnezeichenFrie<strong>de</strong>nsdienste“ und an die Ost<strong>de</strong>nkschrift <strong>de</strong>rEKD von 1965. Daß „das Beharren auf Rechtsansprüchennicht das letzte Wort“ behalten hat, sei auch <strong>de</strong>n„Evangelischen in Deutschland, die früher ihre Heimat inheute polnischen Gebieten hatten“ zu verdanken. Sie warenbei <strong>de</strong>n „Bemühungen um Frie<strong>de</strong>n und Neubeginn“ oft inerster Reihe beteiligt.Die Län<strong>de</strong>r Europas haben in <strong>de</strong>n 20 Jahren, die seit <strong>de</strong>rpolitischen Wen<strong>de</strong> vergangen sind, viele Erfahrungenmachen müssen, die nicht nur friedlicher Natur waren. Daskann nur einen Schluß zulassen, daß „in <strong>de</strong>n Konfliktenunserer Zeit <strong>de</strong>n zivilen und friedlichen Lösungswegen einklarer Vorrang zuzuerkennen sei. Es kann in unserer Zeitnicht darum gehen, einen Krieg zu rechtfertigen; im äußerstenFall können höchstens anhand strenger ethischer undvölkerrechtlicher Kriterien Maß und Grenzen ,rechtserhalten<strong>de</strong>rGewalt' bestimmt wer<strong>de</strong>n. Dabei schafft dieVerantwortung für einen ,gerechten Frie<strong>de</strong>n' Vorrang fürzivile Konfliktbearbeitung.“Bischof Huber appellierte an die christlichen Kirchen,gemeinsam „das Zeugnis von Gottes Frie<strong>de</strong>n undVersöhnung auch im öffentlichen Leben und angesichts <strong>de</strong>rweltweiten Herausfor<strong>de</strong>rungen zu stärken und weiter zuentwickeln“.Zum Gottesdienst in <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskirche hatte <strong>de</strong>rBischof <strong>de</strong>r Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen,Ryszard Bogusz (Breslau) eingela<strong>de</strong>n. Seinem Ruf warenneben zahlreichen Gästen auch <strong>de</strong>r katholische Bischof vonLiegnitz, Stefan Cichy, und <strong>de</strong>r Bürgermeister von Jauer,Artur Urbanski gefolgt.Gebet in <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nskircheFoto: Krolewicz


VERANSTALTUNGEN158Beitrittserklärung:Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur Gemeinschaft evangelischerSchlesier e. V. bei einem Mitgliedsbeitrag von 20 Euro für das laufen<strong>de</strong>Kalen<strong>de</strong>rjahr; im Rahmen meiner Vereinsmitgliedschaft erhalteich die Zeitschrift „<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>“ kostenfrei.Ich möchte kein Mitglied wer<strong>de</strong>n, bestelle aber die Monatszeitschrift„<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>“ zum Preis von 30 Euro pro Abonnementsjahr.Bitte sen<strong>de</strong>n Sie mir eine Probenummer <strong>de</strong>r Zeitschrift „<strong>Schlesischer</strong><strong>Gottesfreund</strong>“ zu.Datum:Titel:Nachname:Vorname:Straße:PLZ, Ort:Geburtsdatum:Geburtsort:Beruf:Unterschrift:Bitte einsen<strong>de</strong>n an: Gemeinschaft evangelischer Schlesier e.V.Postfach 1410, D – 32440 Porta Westfalicao<strong>de</strong>r Stiftung Evangelisches SchlesienSchlaurother Straße 11, D – 02827 GörlitzBankverbindung: Stadtsparkasse Porta WestfalicaBLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997EVANGELISCHE GOTTESDIENSTEIN DEUTSCHER SPRACHE IN SCHLESIENPfarramt:ul. Partyzantòw 60, PL 51-675 Wroclaw,Pfarrer Andrzey Fober, Tel.: 0048-71-34 84 598Breslau: Christophorikircheje<strong>de</strong>n Sonntag, 10 Uhr, pl. Sw. Krzyzstofa 1Lauban: Frauenkircheje<strong>de</strong>r 2. Sonnabend, je<strong>de</strong>r 4. Sonntag im Monat,10 Uhraleja Kombatantòw 2aLiegnitz: Liebfrauenkircheje<strong>de</strong>r 1. und 3. Sonntag im Monat, 13 Uhr,pl. Mariacki 1Schweidnitz: Frie<strong>de</strong>nskircheje<strong>de</strong>r 2. Sonntag im Monat, 13 Uhrje<strong>de</strong>r 4. Sonnabend im Monat, 10 Uhr, pl. Pokoju 6Wal<strong>de</strong>nburg:je<strong>de</strong>r 2. Sonntag im Monat, 9 Uhrin <strong>de</strong>r Erlöserkirche, pl. Koscielny 4Bad Warmbrunn: Erlöserkirchepl. Piastowski 18je<strong>de</strong>r 2. Sonnabend im Monat 14 Uhrje<strong>de</strong>r 4. Sonntag im Monat 14 UhrJauer: Frie<strong>de</strong>nskircheauf Anfrage:Park Pokoju 2, 59-400 JaworTel. (+48 76) 870 51 45Fax (+48 76) 870 32 73e-mail: jawor@luteranie.plWichtiger Veranstaltungshinweisin Zobten/Sobota (Kreis Löwenberg) wird am 25.Oktober 2009,um 14 Uhr die „Ge<strong>de</strong>nkstätte für Kirche und Friedhof <strong>de</strong>r evangelischenChristen aus Zobten, Siebeneichen, Langenneundorf,Hohndorf, Petersdorf, Radmannsdorf, Höfel, Märzdorf und Dippelsdorf“eingeweiht.Die Initiative hierfür ging von Herrn Jansen und HerrnWätjen aus und wird von <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> (=Kommune) Zobten/Sobota unterstützt.Das Denkmal besteht aus einem Ge<strong>de</strong>nkstein mit obigerAufschrift in Deutsch und Polnisch, einem Kreuz und <strong>de</strong>nnoch vorhan<strong>de</strong>nen Grabplatten ehemaliger Einwohner aus Zobtenund <strong>de</strong>n zum Kirchspiel gehören<strong>de</strong>n Dörfern.Die Kirche Zobten war 1945 bei schweren Kämpfen zerstört,ihre Reste in <strong>de</strong>n 60er Jahren abgetragen wor<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>nAufräumarbeiten auf <strong>de</strong>m Kirchen- und Friedhofsgrundstück war<strong>de</strong>r Sockel <strong>de</strong>s ehemaligen Kirchturms wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckt wor<strong>de</strong>n. Erist in die Ge<strong>de</strong>nkstätte einbezogen. Das Kirchengrundstück gehört<strong>de</strong>r Stadt Löwenberg, die es für die Ge<strong>de</strong>nkstätte vorgerichtethat.VERANSTALTUNGSKALENDERDER GEMEINSCHAFT EVANGELISCHER SCHLESIERLan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft Ol<strong>de</strong>nburg/BremenHerzliche Einladung zum nächsten Zusammensein unserer Gemeinschaftevangelischer Schlesier in <strong>de</strong>r Christuskirche in Ol<strong>de</strong>nburg,Harlinger Straße 16.1. November 2009 - 15 Uhr15 UhrAbendmahlsgottesdienst - Liturgie:Pfr. i. R. Dieter Waschek, WilhelmshavenPredigt: Pfr. i. R. Wilfried Waschek, Ol<strong>de</strong>nburg16 UhrKaffeetafel mit schlesischem Kuchen16.30 UhrVortrag mit Lichtbil<strong>de</strong>rn:„Kirchen, Klöster, Gutshäuser und Parks im Hirschbergtal“Uwe Müller aus Westerste<strong>de</strong>17.45 UhrInformationen und AbendsegenWir wollen <strong>de</strong>n Gottesdienst wie<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r heimatlichen Liturgiehalten. Gäste sind herzlich willkommen.


159AUS DER LESERGEMEINDEGEBURTSTAGE AUS DER LESERGEMEINDE96. Am 27.10. Frau Ingeborg Heese, 26131 Ol<strong>de</strong>nburg,Mutzenbecherstr. 2, früher Görlitz.93. Am 08.10. Herr Hans-Jürgen Fehst, 38126Braunschweig, Ginsterweg 24, früher Reichenbach.92. Am 14.10. Frau Helene Klaebig, 26736 Krummhörn,Berliner Str. 23, früher Konradswaldau.91. Am 04.10. Frau Gisela Wolff, 71394 Kernen,Seedammstr. 20, früher Breslau.90. Am 25.10. Herr Helmut Schwarz, 55130 Mainz,Schubert-Str. 3, früher Karolinenthal/Posen. Am 29.10.Frau Walburg König, 12205 Berlin, Brü<strong>de</strong>rstr. 2-3, früherCanth/Neumarkt.89. Am 01.10. Herr Rektor i.R. Werner Bartel, 30459Hannover, Kreipeweg 11, früher Bögendorf/Schweidnitz.Am 29.10. Frau Dr. Gisela v. Preradovic, 79100Freiburg, Peter-Thumb-Str. 14, früher Breslau.88. Am 30.10. Frau Gisela Nohr, 70597 Stuttgart,Sprollstr. 85, früher Hirschberg.86. Am 12.10. Diakonisse Edith Treutler, 34119Kassel, Herkulesstraße 38, früher Brauchitschdorf. Am21.10. Herr Werner Gierß, 70193 Stuttgart, Botnanger Str.65, früher Oels. Am 27.10. Frau Waltraut Weinhold,68163 Mannheim, Heiligenbergstr. 13, früher Schweidnitz.85. Am 02.10. Frau Simplicie du Plessis, 81377 München,Sauerbruchstr. 8 III, früher Breslau.84. Am 02.10. Herr Dr. Hans-Joachim Trenner, 63619Bad Orb, Molkenbergstr. 5, früher Wohlau. Am 05.10.Frau Irene Kellner, 71636 Ludwigsburg, Stephanstr. 21,früher Steinseiffen. Am 22.10. Frau Edith Ehrlich,31558 Hagenburg, Scharnhorststr. 3 A, früher Neu-Reichenau. Am 22.10. Frau Helga Schmidt, 38104Braunschweig, Karl-Hintze-Weg 72 II, früher Breslau.83. Am 18.10. Herr Pfarrer i. R. Siegfried Fischer,02826 Görlitz, Erich-Mühsam-Straße 1.82. Am 08.10. Herr Pfarrer Wilhelm Berger, 90419Nürnberg, Sandbergstr. 4, früher Breslau. Am 14.10.Herr Rudolf Zugehör, 91080 Uttenreuth, Boggasse 21, früherRansen Krs.Steinau. Am 23.10. Frau Christa Mühle,55124 Mainz, Elsa-Brändström-Str. 7, früher Penzig/Krs.Görlitz, Nie<strong>de</strong>rschlesien. Am 25.10. Herr Diakon HeinzStumpe, 06502 Thale - OT Neinstedt, Geschwister-Scholl-Str. 19, früher Breslau.81. Am 05.10. Frau Ingeburg Zobel, 75015 Bretten,Im Brettspiel 6, früher Breslau. Am 08.10. Frau IreneZilz, 64291 Darmstadt, Alter Wixhäuser Weg 49.80. Am 01.10. Herr Helmut Türpitz, 33689 Bielefeld,Rudolf-Hardt-Weg 16, früher Gotschdorf. Am 09.10.Herr Hans Siehn<strong>de</strong>l, 34130 Kassel, Eckenstückerweg 31,früher Schreiberhau, Krs. Hirschberg. Am 15.10. HerrMax Hamsch, 56348 Bornich, Jahnstr. 14. Am 25.10.Frau Helga Walter, 90763 Fürth, Salzstr. 17, früher Raussebei Maltsch, Krs. Neumarkt. Am 26.10. Herr WernerStriese, 72574 Bad Urach, Moltkestr. 2, früher Steinsdorfbei Haynau. Am 27.10. Herr Professor Dr. Eberhard G.Schulz, 35039 Marburg, Friedrich-Ebert-Str. 79, früherNeusalz/O<strong>de</strong>r. Am 29.10. Frau Charlotte Kessler, 72184Eutingen-Weitingen, Dekan-Wagner-Str. 6, früher CarlsruheO/S.79. Am 14.10. Herr Horst Stauber, 60435 Frankfurt,Siegmund-Freud-Str. 74, früher Breslau.78. Am 01.10. Herr Diakon Karl-Heinz Wehner,26125 Ol<strong>de</strong>nburg, Fliedner Str. 34, früher Lan<strong>de</strong>shut. Am 02.10. Henning Frhr. v. Gregory, 45966 Gladbeck,Tauschlagstr. 92.77. Am 08.10. Frau Ursula Mitscherling, 24576 BadBramstedt, Am Wittrehm 6. Am 25.10. Frau RenataKiock, geb. Modrow, 09465 Sehma, Fabrikstr. 42, früherLiebau, Krs. Lan<strong>de</strong>shut. Am 31.10. Herr Pfarrer i.R.Joachim Basan, 42651 Solingen, Nie<strong>de</strong>rsachsenstr. 18.76. Am 14.10. Herr Pfarrer i. R. Wilfried Baier, 02829Schöpstal/Kumersdorf, Kirchplatz 5. Am 18.10. FrauMarie-Luise Rieger, 02796 Jonsdorf, Im Wiesental 8, früherAnhalt/O<strong>de</strong>r. Am 20.10. Herr Carl Fin<strong>de</strong>is, 99192Neudietendorf/Thür., Straße <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns 14, früher Überschar-Konradsdorf,Haus6, Krs.Goldberg.75. Am 10.10. Frau Ursula Schopp, 50858 Köln,Kornblumenweg 37, früher Jauer. Am 24.10. Frau RenateMorlock-Gulitz, 75173 Pforzheim, Nebeniusstr. 9, früherLauban. Am 24.10. Herr Werner Opitz, 76316Malsch, Konrad-A<strong>de</strong>nauer-Ring 18.70. Am 08.10. Herr Ludwig Schmidt, 01239 Dres<strong>de</strong>n,Jacob-Winter-Platz 3, früher Zwickau/Sachsen Am14.10. Frau Ursula Lü<strong>de</strong>rsen, 31832 Springe, Süntelstr. 6,früher Hastenberg-Petersdf. Am 21.10. Frau BarbaraMletzko, 73547 Lorch/Württ., In <strong>de</strong>n Weingärten 29, früherDres<strong>de</strong>n.ImpressumHerausgeber:Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e.V.D 32440 Porta Westfalica, PF 1410, Tel.: 0571-971 99 74,Bankverbindung: Stadtsparkasse Porta WestfalicaBLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997E-mail: info@gesev.<strong>de</strong>Verantwortlich für <strong>de</strong>n Inhalt:Mag. phil. et theol. Dietmar NeßWittichenauer Straße 11a, D - 02999 Groß Särchen,Tel./Fax: 03 57 26 - 5 56 75E-mail: mag.ness@online.<strong>de</strong>.Andreas Neumann-NochtenGrüner Graben 3, D - 02826 GörlitzTel.: 03581 - 878988E-mail: neumann-nochten@freenet.<strong>de</strong>Grafik/Satz/Layout: Andreas Neumann-NochtenHerausgegeben in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>rStiftung Evangelisches Schlesienund <strong>de</strong>rEvangelischen Diözese Breslau/Wroclaw.Druck: MAXROI Graphics GmbH, Görlitz


FUNDSTÜCK 160Links:Grafik auf Seite 3 <strong>de</strong>s vonMag. Neß an die EvangelischeSchlesische Bibliothek(in <strong>de</strong>ssen 27. Auflage) übergebenenBan<strong>de</strong>s.Unten:Text <strong>de</strong>s Titelblattes (S. 4)auszugsweiseDieunter so vielen kräftigenBuß-Stimmen in Schwachheitmitrufen<strong>de</strong>EvangelischePrediger-und Hirten-Stimme:Das ist:erbauliche und gottseligeBetrachtungenüber dieEvangeliaauf alle Sonn-, Fest- und Feier-Tage <strong>de</strong>s ganzen Jahres;zu Mttheilung heilsamer Lehre,kräftiger Ermahnung un<strong>de</strong>rquicken<strong>de</strong>n Trostes in öffentlicherGemein<strong>de</strong> vorgetragen;nachgehends aber auf Begehrenund Suchen gottseliger Herzen...im Vertrauen auf göttliche Güte<strong>de</strong>m Druck überlassenvonGottfried Kleinervorhero Pfarrer zu Seiffersdorfim Liegnitzschen Fürstenthume,hernach aber EvangelischerPastor zu Freyburg unterFürstensteinText und Grafik sind <strong>de</strong>r inhaltsgleichen29. Auflage,(Hirschberg, 1852) entnommen.Archiv ANN

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