Mergenbaum-Blatt Sommer 2012 - von Wolfgang Giegerich

Garten-Art: Die eigene Welt gestalten
Adam und Eva haben nicht am Strand oder in einem lichten Hain gelebt,
sondern im Garten Eden. Seit sie vertrieben wurden, versuchen Menschen
das Paradies wieder erstehen zu lassen. Der Park Schönbusch kündet davon,
aber auch jeder kleine Erdfleck, den Menschen gestalten.
Fürstbischof Friedrich Carl Joseph
von Erthal ( 7 9 bis 80 ) investierte
viel Zeit und Geld in seinen Garten.
Er beschäftigte ab 775 einen
Staatsminister, heuerte den Ingenieur
und Architekten Herigoyen sowie
den Hofgärtner Sckell an. Sie schufen
für ihn in Jahrzehnten einen der
größten und schönsten Parkgärten
Deutschlands, direkt vor der Haustür.
Auch wenn heutige Gärten statt
des Sees einen Mini-Teich, statt
Staffagebauten und Schlösschen eine
Gartenlaube und anstelle der weiten
Blickachsen allenfalls einen Gartenweg
aufweisen: Der Wille den Garten zu
gestalten scheint ungebrochen.
Weniger der Nutzwert, das Ernten
und Einkochen der Früchte, die
Vorratshaltung für den Winter, treiben
bei heutigen Gartenbesitzern Blüten.
Vielmehr ist es – wie bei Erthal – der
Wunsch, als Schöpfer einer eigenen
Welt aufzutreten. Träume und
Urlaubserinnerungen verwirklichen
sich, sei es das alpenländische
Chalet im Zwergenformat, sei es die
Zypresse, gerne mit Formschnitt wie
in italienischen Gärten, sei es der
knorrige Import-Olivenbaum oder
der Hollywood-Schwimming-Pool.
Moden machen sich breit. Die
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