Bologna-Studiengänge und Schwerpunkte: Viel Zeit nahm die Planung undNeugestaltung der Studiengänge im Rahmen der Bologna-Reform in Anspruch. InErgänzung des bisherigen Angebots (Vollstudium oder Nebenfach) soll in Zürichkünftig ein Hauptfachstudium Religionswissenschaft angeboten werden; diebisherigen Wahlbereiche werden, wo dies sinnvoll und möglich ist, als reguläreNebenfächer konstituiert, die auch als eigenständige Programme absolviert werdenkönnen. Die Ausarbeitung der entsprechenden Studienpläne ist im Gang. Die vonDaria Pezzoli-Olgiati organisierte Aussprache von VertreterInnen aller RW-Studiengänge an Schweizer Universitäten, die am 9.2.<strong>2004</strong> in Zürich stattgefundenhat, gab wichtige Impulse und trug dazu bei, die Charakteristika der einzelnenStandorte präziser zu erfassen. Dazu gehört in Zürich neben dem traditionellenSchwerpunkt auf altorientalischer und altmediterraner Religionsgeschichte (inVerbindung mit Bibelwissenschaft, Klassischer Philologie, Alter Kirchengeschichte)und systematischer Religionswissenschaft auch die Möglichkeit kompetenterVertiefung in anderen geographischen Bereichen dank der engen Vernetzung derReligionswissenschaft mit Partnerinstituten der Philosophischen Fakultät (z.B.Indologie, Islamwissenschaft, Sinologie). Mit der Berufung von D. Lüddeckens sindauch die qualitative Sozialforschung und religiöse Gegenwartskulturen wieder vollim Lehrplan präsent; in diesem Bereich sieht der Entwicklungsplan der Fakultät inden nächsten Jahren die Errichtung einer zweiten Vollprofessur vor.Institutionelles: Das vergangene Jahr war auch ein solches des institutionellenÜbergangs: Verantwortlichkeiten, die in den letzten Jahren stellvertretend vonDekan Pierre Bühler, Seminardirektor Thomas Krüger oder Mitarbeiterinnen imMittelbau wahrgenommen worden waren (Leitung des Koordinationsausschussesmit der Philosophischen Fakultät, Betreuung von Dissertationen, Planung vonBologna-Studiengängen usw.), sind an den Lehrstuhlinhaber, dieAssistenzprofessorin und das neue Team übergegangen. Zugleich wurde in einemaufwändigen Verfahren die Theologische Fakultät intern und extern evaluiert.Obwohl das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist, zeichnet sich ab, dass alsnächster Schritt der institutionellen Konsolidierung der Religionswissenschaft dieGründung eines Instituts ins Auge zu fassen sein wird.Dass die Religionswissenschaft auch universitär und interfakultär als vollwertigePartnerin wahrgenommen wird, zeigt sich an ihrem Einbezug in die Planungverschiedener fach- und fakultätsübergreifender Projekte (Jüdische Studien; Institutfür Religion, Wirtschaft, Politik; Asienstudien u.ä.). Über die Universität hinauswurden durch ein Seminar «Religionen vor Ort» und verschiedene Vorträge (z.B. inder Israelitischen Cultusgemeinde Zürich) Kontakte geknüpft bzw. weiter gepflegt.Eine gemeinsame Tagung mit dem Jüdischen Lehrhaus ist in Vorbereitung.Ehrendoktorat: Erstmals in ihrer Geschichte vergab die Universität Zürich amdiesjährigen Dies academicus am 24.4.<strong>2004</strong> ein Ehrendoktorat inReligionswissenschaft – auch dies ein Zeichen, dass das Fach an der Universitätdefinitiv Fuß gefasst hat. Die Ehrung ging an Prof. Guy G. Stroumsa, Martin BuberProfessor of Comparative Religion und Begründer des Center for the Study of Chris-26
tianity an der Hebrew University in Jerusalem. Mit Unterstützung des Vereins derFreunde der Hebräischen Universität planen wir künftige Kooperationen mitJerusalem, z.B. in Form gemeinsamer Seminare.Was die Forschung angeht, sieht das neue Team aufgrund eigener Kompetenzen, derVerankerung an der Theologischen Fakultät und der in Zürich gegebenenVernetzungen eine Schwerpunktbildung in folgenden Bereichen vor: Visible Religionund Ritual Studies, altorientalische und altmediterrane Religionsgeschichte, religiöseGegenwartskulturen. Daria Pezzoli-Olgiati wird ab 1.10.<strong>2004</strong> das Team der ZürcherReligionswissenschaft als SNF-Förderprofessorin mit einem Forschungsprojekt zumThema «Bild und Text als Kodierungsebenen religiöser Botschaft» verstärken.Einen eigenen Schwerpunkt bildet darüber hinaus die Beschäftigung mit denHerausforderungen des schulischen Religionsunterrichts in derMigrationsgesellschaft. Katharina Frank-Spörri arbeitet an einer Dissertation zumThema und war an der Organisation einer Tagung zum Thema «Religion und Kultur– ein Schulfach für alle?» beteiligt, die am 30.-31.1.<strong>2004</strong> von der TheologischenFakultät (Praktische Theologie, Religionswissenschaft) und der PädagogischenHochschule Zürich durchgeführt wurde. Im Herbst <strong>2004</strong> beginnt die Ausbildung derLehrkräfte für das neue Schulfach «Religion und Kultur», das künftig auf derSekundarschulstufe Religionskunde («teaching about religion») vermitteln soll. DieseAusbildung ist von einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der PädagogischenHochschule und der Theologischen Fakultät (unter Beizug von Fachleuten derPhilosophischen Fakultät) konzipiert worden. Die fachwissenschaftlichen Modulesind so weit wie möglich religionswissenschaftlich (d.h. im Unterschied zumbisherigen konfessionellen bzw. konfessionell-kooperativen Unterricht nichttheologisch-religionspädagogisch) ausgerichtet.Für weitere Informationen und ein Portrait der neu in Gang gekommenen ZürcherReligionswissenschaft sei auf die in Ausarbeitung befindliche neue Homepageverwiesen, die im Herbst aufgeschaltet werden soll. Abschließend bleibt mir andieser Stelle zu danken: Christoph Bochinger (Bayreuth) für die engagierte,mehrsemestrige Stellvertretung; Pierre Bühler, dem früheren Dekan, für dieumsichtige Überbrückung der Vakanzzeit; den Mitarbeiterinnen Katharina Frank-Spörri, Chatrina Gaudenz, Anna-Katharina Höpflinger, Margaret Jaques und DariaPezzoli-Olgiati, deren Einsatz wesentlich zum Fortbestand der Religionswissenschaftan der Universität Zürich beigetragen hat.Christoph UehlingerZürich, 6.7.0427