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Jahresdokumentation 2005/2006 - TUSCH

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Foto: Jörg Lipskoch<br />

<strong>Jahresdokumentation</strong><br />

<strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />

JugendKulturService


Inhaltsverzeichnis<br />

Grußwort des Regierenden Bürgermeisters von Berlin,<br />

Klaus Wowereit<br />

Grußwort des Senators für Bildung, Wissenschaft und<br />

Forschung Berlin, Prof. Dr. Jürgen E. Zöllner<br />

<strong>TUSCH</strong> - eine Begegnung zwischen<br />

professionellen Bühnen und Schulen<br />

<strong>TUSCH</strong>-Partnerschaften <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong> im Überblick<br />

<strong>TUSCH</strong> Partnerschaften <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong>, Berichte - eine Auswahl<br />

9<br />

Hans Wurst Nachfahren / Spreewald Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Vaganten Bühne / Hildegard-Wegscheider-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Hebbel am Ufer HAU / Menzel-Oberschule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Die Gorillas / Kopernikus-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Schaubühne am Lehniner Platz / Wili-Graf-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Komische Oper / Friedensburg-Oberschule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

GRIPS Theater / Ferdinand-Freiligrath-Oberschule<br />

/ Oberschule am Landsberger Tor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Neuköllner Oper / Ernst-Abbe-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Hebbel am Ufer HAU / Heinrich von Kleist-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

Friends of Italian Opera / Sophie-Scholl-Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Deutsches Theater / Lessing - Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Berliner Ensemble / Max-Beckmann-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Volksbühne / Gabriele-von-Bülow-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

Theater Strahl / Erasmus-von-Rotterdam-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Schaubude Puppentheater / Erika-Mann-Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

<strong>TUSCH</strong> Produktionen <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />

<strong>TUSCH</strong>-Winterferienprojekt <strong>2005</strong> - Heißes Pflaster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

<strong>TUSCH</strong>-Produktion - Micaëla | Carmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

<strong>TUSCH</strong>-Winterferienprojekt <strong>2006</strong> - MOVE ON! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

<strong>TUSCH</strong>-Produktion - Schneeweiß und Russenrot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

1<br />

3<br />

5<br />

7<br />

33<br />

34<br />

36<br />

38<br />

40<br />

Übersicht der <strong>TUSCH</strong>-Werkstätten <strong>2005</strong><br />

<strong>TUSCH</strong>-Werkstätten <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong>, eine Auswahl<br />

45<br />

5,4,3,2,1 -los! Impro für Kids / Die Gorillas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

Tanzfieber / Sophiensæle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Klackendes Holz und ein Stock wie ein Vogel /<br />

Theater Strahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

Chicago at its best - eine Kostprobe aus der Welt<br />

des Musicals / Theater des Westens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

SMASH! / Sophiensæle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

Krieg machen / Schaubühne am Lehniner Platz . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Theaterschminken / Komische Oper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

Hans Christian Andersen für 99 cent - all inclusive /<br />

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

Wofür das Leben lohnt / GRIPS Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

TTT - <strong>TUSCH</strong> Theater Tage<br />

Pressestimmen<br />

Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner<br />

an Theatern und Schulen <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />

Danksagung<br />

Impressum<br />

43<br />

57<br />

59<br />

62<br />

64


Grußwort<br />

des Regierenden Bürgermeisters<br />

von Berlin, Klaus Wowereit,<br />

Schirmherr des <strong>TUSCH</strong>-Projektes<br />

Manch ein großes Ereignis kündigt sich durch einen<br />

großen Tusch an. Mit diesem <strong>TUSCH</strong>, der Kooperation<br />

von Schulen und Bühnen, ist es etwas<br />

anders: Er ist nicht Ankündigung, sondern Realisierung.<br />

Indem Theater und Schule zusammenarbeiten,<br />

finden Jugendliche oft einen ersten<br />

Zugang zu den Brettern die die Welt bedeuten.<br />

Sie lernen, ihre eigene Kreativität zu erkennen,<br />

sich und ihre darstellerischen Fähigkeiten auszuprobieren<br />

und die schier unendliche Vielfalt<br />

der Ausdrucksmöglichkeiten zu entdecken, die<br />

in ihnen steckt und für deren Entfaltung ihnen<br />

mit dem Projekt <strong>TUSCH</strong> eine echte Bühne geboten<br />

wird.<br />

<strong>TUSCH</strong> hat sich zu einem großartigen Projekt<br />

entwickelt, mit dem alle Beteiligten unter Beweis<br />

stellen, wie wichtig kulturelle Bildung ist und wie<br />

sehr dieser Aspekt der Bildung die Persönlichkeitsentwicklung<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

fördert. <strong>TUSCH</strong> ist so etwas wie ein Talentschuppen<br />

und damit eine Chance für beide Seiten – für<br />

die Schülerinnen und Schüler einerseits und für<br />

die Bühnen andererseits. Und: Die vielen Beispiele<br />

einer fruchtbringenden Kooperation sind eine<br />

Ermutigung dazu, kulturelle Bildung in Berlin<br />

mehr noch als bisher zu fördern.<br />

<strong>TUSCH</strong> will Begeisterung fürs Theater wecken.<br />

Ich gratuliere allen, die sich nicht nur diesem<br />

wichtigen Ziel verschrieben haben, sondern mit<br />

Erfolg dazu beitragen, damit Berliner Jugendliche<br />

Zugang zu diesem wunderbaren Metier finden.<br />

Und ich wünsche dem Projekt <strong>TUSCH</strong> auch<br />

für die Zukunft viele neugierige Schülerinnen<br />

und Schüler, engagierte Lehrerinnen und Lehrer<br />

und Theatermacher mit einer sensiblen Spürnase<br />

für Talente und alles, was der Nachwuchsförderung<br />

dient.<br />

1


Grußwort<br />

des Senators für Bildung, Wissenschaft<br />

und Forschung Berlin,<br />

Prof. Dr. Jürgen E. Zöllner<br />

Kulturelle Bildung bildet eine entscheidende<br />

Grundlage für die Selbstfindung und Gestaltung<br />

von Lebensperspektiven junger Menschen. Kinder<br />

und Jugendliche brauchen Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten, die nicht nur auf Kognition abzielen,<br />

sondern Platz für kreative Lebensentwürfe<br />

schaffen und emotionale Einsichten befördern.<br />

Lebenslust ist auch Lebenskunst, die mit der<br />

ästhetische Auseinandersetzung und der kulturellen<br />

Partizipation einhergeht. Wenn Sinne<br />

entfaltet, Kreativität gefördert, Gewissheit über<br />

eigene Stärken vermittelt und Vertrauen in eigene<br />

soziale und künstlerische Gestaltungskräfte<br />

erreicht werden, dann sind mittels Kunst und<br />

Kultur wertvolle Schlüsselqualifikationen herausgebildet<br />

worden.<br />

Die Berliner Theater mit ihrer facettenreichen<br />

Bühnenkunst fordern - in der Produktion und<br />

Rezeption – junge Menschen dazu auf, die politischen,<br />

sozialen und psychologischen Konflikte<br />

zu suchen und zu erfassen. Mit Zeichenhaftigkeit,<br />

Stilisierung oder Abstraktion wird exemplarisch<br />

oder ausschnitthaft eine Bühnen-Welt geschaffen,<br />

die der Wirklichkeit einen Zerrspiegel<br />

vorzuhalten vermag.<br />

<strong>TUSCH</strong> hat sich in den acht Jahren seit seiner<br />

Gründung der Herausforderung gestellt und<br />

seither über 20.000 Kinder und Jugendliche auf<br />

einzigartige Weise mit der Welt des Theaters in<br />

unmittelbaren Kontakt gebracht. Insgesamt sind<br />

bisher 65 Schulen verschiedener Schularten und<br />

Schulstufen in enge Partnerschaft mit 24 großen<br />

und kleinen Berliner Bühnen getreten. In der<br />

schöpferischen Begegnung und produktiven Zusammenarbeit<br />

mit Bühnenkünstlern und Theaterschaffenden<br />

sind vielfältige kreative Potenziale<br />

entfaltet worden. Nicht hoch genug kann in<br />

diesem Kontext das fruchtbare Zusammenspiel<br />

und das beiderseitige Engagement von Schule<br />

und Theater wertgeschätzt werden.<br />

Die vorliegende Dokumentation gibt einen Zwei-<br />

Jahres-Einblick in das Berliner <strong>TUSCH</strong>-Konzept:<br />

Sie fokussiert einzelne, oft sehr unterschiedliche<br />

Schul-Theater-Kooperationen, in denen sich die<br />

Handschriften der Bühnen mit dem besonderen<br />

Können der Jugendlichen zu einer neuen Einheit<br />

fügen. Die vielen Werkstattangebote veranschaulichen,<br />

wie weit das <strong>TUSCH</strong>-Netzwerk<br />

über die ganze Stadt gespannt ist, um den unterschiedlichen<br />

Alters- und Zielgruppen gerecht<br />

zu werden. Herausgestellt werden auch besondere<br />

<strong>TUSCH</strong>-Produktionen, die in der Freizeit der<br />

jungen Akteure entwickelt wurden und zu den<br />

Highlights der <strong>TUSCH</strong>-Aktivitäten gehören.<br />

<strong>TUSCH</strong> hat mittlerweile seinen festen Platz in der<br />

Landschaft der Kulturellen Bildung gefunden. Die<br />

ständig wachsende Nachfrage von Schulen und<br />

die Anfragen anderer Städte bestätigen den<br />

Erfolg der Partnerschafts-Konzeption mit professionellen<br />

Theater- und Opernhäusern. Verlässliche<br />

Kooperationen, langfristig angelegte<br />

Strukturen und stabile Netzwerke sind die Voraussetzung<br />

für die nachhaltige Wirkkraft.<br />

In der aktuellen KMK-Konzeption zur Kulturellen<br />

Bildung heißt es, dass besondere Anstrengungen<br />

unternommen werden müssen, um die wertvol-<br />

len Potenziale der Kultureinrichtungen zur Förderung<br />

der Zukunftsfähigkeit junger Menschen<br />

zu nutzen. <strong>TUSCH</strong> Berlin ist hierfür seit 1998 ein<br />

wegweisendes Beispiel.<br />

Es grüßt Sie herzlich<br />

Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner<br />

3


<strong>TUSCH</strong> - eine Begegnung zwischen professionellen Bühnen und Schulen<br />

Theater muss im Leben der Kinder<br />

und Jugendlichen einen besonderen<br />

Platz einnehmen!<br />

Spiele das Spiel. Sei nicht die Hauptperson. Such die<br />

Gegenüberstellung. Vermeide die Hintergedanken.<br />

Verschweige nichts. Sei weich und stark. Sei schlau,<br />

lass dich ein und verachte den Sieg. Beobachte<br />

nicht, prüfe nicht, sondern bleib geistesgegenwärtig<br />

bereit für die Zeichen. Sei erschütterbar.<br />

Peter Handke<br />

In den Werken des Theaters sind elementare,<br />

verdichtete Lebenserfahrungen enthalten. Die<br />

Kunst fungiert als Gedächtnis für wichtige Erfahrungen.<br />

Die Träume, die Ängste, die Visionen,<br />

Obsessionen, Wünsche und Entwürfe, die im<br />

Alltag nie genug Platz finden, sind Gegenstand<br />

der Theaterwelt. Hier werden andere Raum- und<br />

Zeitdimensionen, andere Sinneserfahrungen,<br />

andere Zeichensysteme entwickelt.<br />

In den bildungspolitischen Konzeptionen dient<br />

die kreative, eigenaktive Begegnung mit Theater<br />

der Kompetenzerweiterung: Die Schulung von<br />

Sinnlichkeit und Wahrnehmung, die Vermittlung<br />

von körperlichen und sprachlichen Ausdrucksformen<br />

tragen dazu bei, Schlüsselqualifikationen<br />

herauszubilden. Kunstvermittlung kann aber<br />

nicht einzig als Indienstnahme pädagogischer<br />

Zielsetzungen, als Optimierung von Leistungsbilanzen<br />

verstanden werden. Vielmehr geht es<br />

darum, die aktive Teilhabe an Kunst als Freiheit<br />

zu erleben, die Zeit, Raum und Muße braucht.<br />

Theater steht in Konkurrenz zu den neuen Medien,<br />

zu elektronischen Bilderfluten, zu den über-<br />

5


6 dosierten<br />

Bildschirmerfahrungen, die Individualisierung<br />

und Einsamkeit fördern. Dagegen liegt<br />

die spezifische Qualität der Bühnenkunst darin,<br />

dass das rezeptive und produktive Theatererleben<br />

immer eine Gemeinschaftserfahrungen ist,<br />

die „live“ verhandelt und als Gemeinschaftskunst<br />

partizipativ und interaktiv erlebt wird.<br />

Seit 1998 nutzt <strong>TUSCH</strong> die Schnittstelle zwischen<br />

den Schulen und Theatern: Die Heranwachsenden<br />

werden in den Schulen an die ästhetische<br />

Bildung herangeführt. Die Theater wiederum<br />

schaffen mit ihren gesellschaftlichen, psychologischen,<br />

historischen und politischen Themen<br />

Zugänge zu wichtigen Lebensfragen.<br />

<strong>TUSCH</strong> hat hier eine eigene Plattform entwickelt,<br />

in der die Vermittlung einer Kultur des Zuschau-<br />

ens, die Aneignung eigener künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten<br />

sowie das Erlernen und<br />

Dechiffrieren der Theatersprache auf dem Programm<br />

stehen.<br />

Die Schülerinnen und Schüler lernen das Theater<br />

als eine imaginierte und reale Welt kennen:<br />

Die Inszenierungen auf dem Spielplan und die<br />

eigenen Spielerfahrungen entführen sie in eine<br />

Welt der inneren Bilder. Das Theater als Institution<br />

wiederum präsentiert sich als Betrieb, der<br />

den Künstlern und Mitarbeitern einen konkreten<br />

Arbeitsplatz bietet und den Jugendlichen<br />

einen Ort der Zugehörigkeit verschaffen kann, in<br />

welchem ihre kreativen Aktivitäten als selbstverständlicher<br />

Bestandteil platziert sind.<br />

Fotos: <strong>TUSCH</strong> Theaterfoto-Werkstatt <strong>2005</strong><br />

Kinder und Jugendliche als künstlerische Partner<br />

wiederum bieten den Theaterschaffenden einen<br />

besonderen Ausgangspunkt für ihre Arbeit: Die<br />

professionelle Kreativität der Theaterkünstler<br />

trifft auf die spontane Kreativität der Heranwachsenden.<br />

Ihre Offenheit, Neugierde, ihr sich<br />

ständig verändernder Aggregatszustand sowie<br />

die von Kindern und Jugendlichen stets deutlich<br />

gefühlte Nähe des Ichs als Nabel des Geschehens<br />

sind Nährboden für die künstlerischen Vorgänge<br />

wie auch für deren Inhalte.<br />

In diesem Wechselspiel des doppelten Blickwinkels<br />

hat sich das Partnerschaftsmodell <strong>TUSCH</strong><br />

entwickelt – und eine neue Identität mit der<br />

Theaterkunst gestiftet.<br />

Viele Jugendliche wären von kultureller Teilhabe<br />

ausgeschlossen, würde ihnen nicht über das<br />

Partnerschaftsmodell ein Grundstein für eine<br />

Partizipation, ein Zugang zu „ihrem“ Theater, eröffnet.<br />

Viele Projekte haben gezeigt, dass besonders<br />

Jugendliche mit Migrationshintergrund und<br />

aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern<br />

im Theater ein Zuhause finden, das Lebenskraft<br />

und Selbstbewusstsein vermittelt. In Gesprächen<br />

äußern sie, wie sehr dieser theatrale Ort des<br />

Innehaltens, des Hinterfragens und Erprobens<br />

Auftrieb und Sinnstiftung gibt. So schafft <strong>TUSCH</strong><br />

einen Platz, in dem Diskurse über Produktionen<br />

stattfinden, szenisches Spiel gestaltet und in einem<br />

professionellen Kontext öffentlich kommuniziert<br />

werden kann.<br />

Ich freue mich, dass mit <strong>TUSCH</strong> ein lebendiges<br />

innovatives Partnerschaftsmodell geschaffen<br />

wurde, das mit dem Medium Theater die konkreten<br />

Lebenswelten der Jugendlichen mit den<br />

künstlerischen Prozessen auf den Berliner Bühnen<br />

verbindet und konstruktive Anreize für eine<br />

Begegnungskultur geschaffen hat.<br />

Renate Breitig, <strong>TUSCH</strong>-Projektleitung


<strong>TUSCH</strong>-Partnerschaften <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong> im Überblick<br />

Lessing-Oberschule, Mitte<br />

Deutsches Theater / DT-Kammerspiele<br />

Gabriele-von-Bülow-Oberschule, Reinickendorf<br />

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />

Willi-Graf-Oberschule, Steglitz<br />

Schaubühne am Lehniner Platz<br />

Walter-Gropius-Schule, Neukölln<br />

Schulfarm Insel Scharfenberg, Reinickendorf<br />

Maxim Gorki Theater<br />

Max-Beckmann-Oberschule, Reinickendorf<br />

Berliner Ensemble<br />

Leibniz-Oberschule, Kreuzberg<br />

Grundschule am Teltowkanal, Neukölln<br />

Theater an der Parkaue<br />

Hildegard-Wegscheider-Oberschule, Wilmersdorf<br />

Vaganten Bühne<br />

Anna-Freud-Oberschule, Charlottenburg<br />

tribuene gegen|WARTE<br />

Oberschule am Köllnischen Park, Mitte<br />

Oberstufenzentrum für Bürowirtschaft, Steglitz<br />

theater 89<br />

Friedensburg-Oberschule, Charlottenburg<br />

Komische Oper<br />

Ferdinand-Freiligrath-Oberschule, Kreuzberg<br />

Oberschule am Landsberger Tor, Marzahn<br />

Grips Theater<br />

Erasmus-von-Rotterdam-Oberschule, Hellersdorf<br />

Theater Strahl<br />

D T<br />

DEUTSCHES THEATER BERLIN<br />

Erika-Mann-Grundschule, Wedding<br />

Schaubude Puppentheater Berlin<br />

Ernst-Abbe-Oberschule, Neukölln<br />

Albert-Einstein-Oberschule, Neukölln<br />

Neuköllner Oper<br />

Kopernikus-Oberschule, Steglitz<br />

Schwielowsee-Grundschule, Schöneberg<br />

Die Gorillas<br />

Heinrich-von-Kleist-Oberschule, Mitte<br />

Menzel-Oberschule, Mitte<br />

Hebbel am Ufer - HAU<br />

Sophie-Scholl-Oberschule, Schöneberg<br />

Friends of Italian Opera<br />

John-Lennon-Oberschule, Mitte<br />

Thomas-Mann-Oberschule, Reinickendorf<br />

Sophiensæle<br />

Schiller-Oberschule, Charlottenburg<br />

Königin-Luise-Stiftung, Zehlendorf<br />

Deutsche Oper Berlin<br />

Kurt-Tucholsky-Oberschule Pankow<br />

Schadow-Oberschule, Zehlendorf<br />

Staatsoper Unter den Linden<br />

Spreewald-Grundschule Schöneberg<br />

Hans Wurst Nachfahren<br />

Paul-Lincke-Grundschule, Prenzlauer Berg<br />

Dock 11<br />

Kepler-Oberschule<br />

<strong>TUSCH</strong>-Medienpartner-Schule<br />

7


<strong>TUSCH</strong><br />

Partnerschaften<br />

<strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />

Berichte - eine Auswahl<br />

9


Hans Wurst Nachfahren<br />

Spreewald-Grundschule<br />

Vom Theatergeist verzaubert – das Stück „(K)ein<br />

Apfel für Schneewittchen“ von Werner Schulte<br />

würfelt verschiedene Realitätsebenen wild<br />

durcheinander. Ein Mädchen, das eigentlich in<br />

einem ganz andern Stück auftreten sollte, trifft<br />

auf einen Theatergeist. Dieser erfüllt ihr den<br />

sehnlichsten Wunsch, einmal beim Lieblingsmärchen<br />

„Schneewittchen“ dabei sein zu dürfen<br />

und zu verhindern, dass Schneewittchen in den<br />

giftigen Apfel beißt.<br />

Zusammen mit ihrem Bühnenbruder Alex aus<br />

dem Stück, das eigentlich aufgeführt werden<br />

sollte, wird sie plötzlich Teil der Märchenwelt.<br />

Doch weder Schneewittchen noch ihr Prinz sind<br />

von dem Eingriff begeistert.<br />

Vom Theaterfieber befallen - aus einem Brief<br />

ans Leitungsteam:<br />

Die Zeit mit euch war eine lustige und tolle Zeit.<br />

Das Spielen und das Üben hat viel Spaß gemacht.<br />

Wir haben einen Ausflug, besser gesagt, wir haben<br />

einen Auftritt in der Pumpe gehabt. Das war sehr<br />

schön. Ein Jahr lang haben wir geprobt. Danke Herr<br />

Sommer, dass Sie uns das Stück beigebracht haben<br />

und natürlich auch Dank zu Frau Hanitzsch. Ich<br />

werde dieses Jahr nie vergessen...<br />

Danke für eure Unterstützung,<br />

eure Schauspielschülerin Çagla!<br />

Vom Theaterabend betört – aus einem Brief<br />

ans Leitungsteam<br />

Sehr geehrte Schauspieler<br />

Ich wollte euch mitteilen, dass ihr alle gut gespielt<br />

habt. Und dass ihr für das Theaterstück intensiv<br />

gearbeitet habt. Ihr habt alle eure Texte geübt, das<br />

finde ich klasse. Ihr sollt es weiter so machen, wer<br />

weiß, es könnte ja sein, dass einer von euch Schauspieler<br />

wird. Ihr wart alle laut und habt deutlich gesprochen.<br />

Mir hat es so gut gefallen, dass ich jede<br />

Aufführung anschauen werde. Das war das Beste<br />

was ich gesehen habe.<br />

Mit freundlichen Grüssen,<br />

Cherin El – Jamal aus der Klasse 6b<br />

Verwirrung und Heiterkeit von A bis Z<br />

ALEX<br />

Wie geht´s jetzt eigentlich weiter? Du kennst dich<br />

doch mit Märchen aus. Was hat die Alte jetzt vor?<br />

STEFANIE<br />

Mein Gott, bist du blöd! Das ist nicht ´ne Alte,<br />

das ist die böse Königin. Die will Schneewittchen<br />

umbringen, weil die schöner ist als sie. Hörst du<br />

denn nie richtig zu?<br />

ALEX<br />

Ah, jetzt weiß ich! Und am Schluss kommt die<br />

Nummer mit dem bösen Wolf.<br />

STEFANIE<br />

Oh nein!! Das gibt´s doch nicht!! Das ist die Nummer<br />

mit dem Apfel!! Gleich kommt die Königin wieder,<br />

verkleidet sich als alte Frau und vergiftet den Apfel.<br />

Und den schenkt sie dann Schneewittchen!!<br />

Fotos: Fotobox - Die Mädchenfirma/Kepler-Schule<br />

11


12<br />

Vaganten-Bühne<br />

Hildegard-Wegscheider-Oberschule<br />

Trau dich!<br />

Gerade im unserem vorerst letzten Jahr kam es<br />

zu einer besonders intensiven Zusammenarbeit<br />

zwischen der Hildegard-Wegscheider-OS und<br />

der Vaganten Bühne. Dies ist insbesondere dem<br />

großen Engagement der seit einem Jahr bei den<br />

Vaganten tätigen Theaterpädagogin Astrid Domke<br />

zu verdanken. Mit ihrer Unterstützung gelang<br />

es, gleich mehrere Projekte zu realisieren.<br />

Neben Theaterbesuchen mit spielpraktischen<br />

Einführungen und der Teilnahme an Inszenierungsgesprächen<br />

wurde bereits im Sommer<br />

2004 ein ganztätiger Theaterworkshop zum<br />

Publikumsmagnet der Vagantenbühne, „Shakespeares<br />

sämtliche Werke in 90 Minuten“, durchgeführt.<br />

Nach dem Theaterbesuch entwickelten<br />

der Schauspieler Stefan Lochau und Astrid Domke<br />

gemeinsam mit einer 10. Klasse eine eigene<br />

Schnellfassung eines Shakespeare-Klassikers:<br />

„Romeo und Julia in 10 Minuten“. Gleich zu Beginn<br />

des neuen Schuljahres sollten die Ergebnisse<br />

des Workshops auf dem Sommerfest der<br />

Schule präsentiert werden. Und die Aufführung<br />

zeigte: Es ist möglich! Schüler, Eltern und Lehrer<br />

hatten viel Spaß beim Spielen und Zuschauen.<br />

Höhepunkt des diesjährigen <strong>TUSCH</strong>-Jahres war<br />

aber sicherlich die Aufführung des Stücks „Meet<br />

me – Leben im Mietshaus“ im Rahmen der<br />

<strong>TUSCH</strong>-Festwoche <strong>2006</strong>. 14 Schüler/innen des<br />

Kurses Darstellendes Spiel besuchten zunächst<br />

die Inszenierung „Endspiel“ von S. Beckett und<br />

entwickelten im Anschluss eine Reihe von Impro-<br />

visationen zum Stück. Bald wurde klar, dass Bekketts<br />

Vorlage nur Ausgangspunkt sein konnte.<br />

Der Verlauf des Projektes, geschildert aus der<br />

Sicht der Spieler/innen:<br />

Ausgangspunkt:<br />

Besorgt euch bitte einen Karton, in den ihr selbst<br />

hineinpasst!“ Mit dieser Aufforderung wurden wir<br />

zu Anfang des <strong>TUSCH</strong>-Projektes überrascht. Wir<br />

hatten uns Becketts „Endspiel“ angesehen. In dem<br />

Theaterstück leben Menschen abgeschottet von<br />

der Außenwelt, und obwohl sie in Gesellschaft sind,<br />

ist ein Miteinander kaum möglich. Aus diesem Phänomen<br />

‚miteinander, aber aneinander vorbei‘ entstand<br />

die Idee zu „Leben im Mietshaus“.<br />

Leandra<br />

Unser Projekt stellt eine Reflexion der gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse dar, die man oft in Städten findet:<br />

Man kennt sich, aber dann irgendwie doch nicht.<br />

Marcel<br />

14 Schüler schlüpften in verschiedene Rollen:<br />

Schauspieler, Alkoholiker, beste Freundinnen, frisch<br />

Verliebte und viele andere. Diese sehr unterschiedlichen<br />

Menschen leben alle gemeinsam in einem<br />

Haus, Tür an Tür, Wand an Wand, Balkon an Balkon.<br />

Kyra<br />

Stückentwicklung:<br />

Ich bekam leider keinen Karton auf dem normalen<br />

Weg, nämlich im Baumarkt, sodass ich mit einem<br />

Mitschüler auf dem Hinterhof einer bekannten<br />

Baumarkt-Kette mein Unwesen trieb. Wir konnten<br />

geeignete Kartons finden, wenn auch in einem<br />

überaus schlechten Zustand. Als man uns sagte,<br />

die Kartons seien nun unsere Wohnungen bemerkte<br />

ich, dass mein Karton wohl auch als Abfalleimer<br />

gedient hatte...<br />

Marcel<br />

Jeder sollte sich eine Person ausdenken und sie beschreiben<br />

mit Alter, Namen, Hobbys und vor allem<br />

ihrem Tagesablauf. Die Kartons wurden so angeordnet,<br />

dass es einen Hausflur ergab.<br />

Christine


Die verschiedenen Persönlichkeiten, ihre Macken<br />

und Besonderheiten wurden mit kurzen Texten, typischen<br />

Handlungen und Requisiten verdeutlicht.<br />

Özlem<br />

Schwerpunkt der Handlung wurde der „Neuling“ im<br />

Mietshaus, die Studentin Julia, und ihre verzweifelten<br />

Versuche, neue Bekanntschaften zu machen.<br />

Alice<br />

Wir überlegten uns einen passenden Tagesrhythmus<br />

für unsere Rolle. Der Ablauf wurde so gestaltet,<br />

dass immer nur ein oder zwei Spieler die Aufmerksamkeit<br />

auf sich zogen.<br />

Milana<br />

Probenarbeit:<br />

Oftmals war es schwer, sich längere Zeit zu konzentrieren<br />

und manchmal verließ einen sogar die Lust,<br />

jedoch wurde man während der gesamten Zeit<br />

durch Astrid Domke und auch durch die Mitschüler<br />

immer wieder gestärkt, sodass die Freude und<br />

Begeisterung, mit der Gruppe unter professioneller<br />

Anleitung etwas Eigenes auf die Beine zu stellen,<br />

nie verloren ging.<br />

Jenny<br />

Aufführung:<br />

Als wir an der Reihe waren, waren viele langsam<br />

aufgeregt, jedoch war es ein tolles Gefühl, dass<br />

unsere harte Arbeit endlich bemerkt und beurteilt<br />

werden konnte.<br />

Milana<br />

Während des Spielens wurde die Aufregung immer<br />

geringer und es hat mir richtig Spaß gemacht, das<br />

vor Publikum zu präsentieren, wofür wir so lange<br />

geprobt haben.<br />

Christina<br />

Besonders die Zeit im Karton war sehr anstrengend,<br />

da ich befürchtete zu ersticken. Hinzu kam noch,<br />

dass ich sehr wenig hörte und Angst hatte, meine<br />

Einsätze zu verpassen.<br />

Vanessa<br />

Fazit:<br />

Wir haben viel gelacht, viel gelernt und viel geschafft.<br />

Es zeigte sich, wie sehr wir noch am Anfang<br />

stehen und dass ‚Schauspieler’ ein harter Beruf ist.<br />

Marcel<br />

Wir lernten konzentrierter und präziser zu arbeiten,<br />

uns genauer auszudrücken und was es heißt,<br />

sich auf andere einzustellen. Die Zusammenarbeit<br />

mit Theaterpädagogen und Schauspielern hat den<br />

Schülern das Gefühl von Professionalität vermittelt.<br />

Kyra<br />

Wir trauen uns jetzt einfach mehr auf der Bühne.<br />

Özlem<br />

Die intensive Probenarbeit und ein wenig Bühnenerfahrung<br />

werden dem Kurs bei der Arbeit an<br />

zukünftigen Projekten hilfreich sein. Ferner hat<br />

sich das Arbeitsklima im Kurs verbessert und es<br />

entstand ein Gruppenzusammenhalt, der vor dem<br />

<strong>TUSCH</strong>-Projekt nicht zu spüren war.<br />

Jakob<br />

Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, sich auf der<br />

Bühne etwas zu trauen, über seinen Schatten zu<br />

springen und sich beim Spielen nicht nur auf sich<br />

selbst, sondern auch auf die anderen zu konzentrieren<br />

und miteinander zu spielen.<br />

Christina<br />

Die Gruppe ist ein Team, jeder ist sehr wichtig, egal ob<br />

er die Hauptrolle oder eine kleine Nebenrolle spielt.<br />

Vanessa<br />

Ab jetzt schreib ich für mich während des Spielens<br />

ganz groß: Trau dich!<br />

Jenny<br />

Text: Claudia Böhm<br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

13


14<br />

Hebbel am Ufer - HAU<br />

Menzel-Oberschule<br />

Vieles in unserer Partnerschaft mit dem HAU hat<br />

sich als fester Bestandteil unserer Schulkultur<br />

etablieren können. Hier ist vor allem die Zusammenarbeit<br />

mit Julia Naunin zu nennen, die uns<br />

während der ganzen Partnerschaft zuverlässig<br />

unterstützend zur Seite stand. Sie besuchte die<br />

Gesamtkonferenz, um sich allen Kollegen vorzustellen<br />

und um die Bandbreite dessen erahnen<br />

zu lassen, was das HAU einer Partnerschule<br />

bieten kann. Entsprechend dem ständig wechselnden<br />

Spielplan des HAU mit internationalen<br />

Gruppen, läßt sich für viele Fächer eine sinnvolle<br />

Verzahnung von Theater-Besuch und Unterricht<br />

vorstellen: Deutsch, Politikwissenschaft, Englisch<br />

- viele der Veranstaltungen des HAU sind auf<br />

Englisch -, ebenso wie Musik und Sport. Gespräche<br />

mit Regisseuren oder Darstellern der besuchten<br />

Aufführungen konnten mehrfach arrangiert<br />

werden und waren jedes Mal begeisternd<br />

und motivierend für die Schüler, die an den Veranstaltungen<br />

teilnahmen.<br />

Auch die <strong>TUSCH</strong>-Werkstätten wurden von unseren<br />

Schülern gerne besucht. <strong>2005</strong> gab es über<br />

sechzig Anmeldungen für diese Veranstaltungen<br />

und die Rückmeldungen der Schüler waren<br />

überwiegend positiv.<br />

Als fester Bestandteil unserer Partnerschaft etablierte<br />

sich die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler<br />

und Regisseur Marold Langer-Philippsen.<br />

Im Winter <strong>2005</strong> leitete er zwei Workshops an<br />

unserer Schule, die Shakespeares „Macbeth“ als<br />

gemeinsamen Ausgangspunkt hatten. In beiden<br />

Fällen gelang es ihm, die anfangs durchaus skeptischen<br />

Schülerinnen und Schüler über von ihm<br />

souverän eingesetzte Improvisationstechniken<br />

zu spannenden Ergebnissen zu führen, die die<br />

Schüler überzeugten und begeisterten.<br />

Zur Jahreswende <strong>2005</strong>/06 planten wir für unsere<br />

Musik und Kunst betonte Klasse ein kombiniertes<br />

Kunst und Theater-Projekt mit Marold<br />

Langer-Philippsen. Die eigentliche Idee war es,<br />

die Klasse in 4 Kleingruppen arbeiten zu lassen:<br />

3 Kunstlehrerinnen wollten Großobjekte für die<br />

Bühne, Kostüme oder Bühnenbildteile herstellen<br />

lassen, während Marold Langer-Philippsen abwechselnd<br />

mit den Gruppen Szenen erarbeiten<br />

wollte, in denen die gebauten Objekte eingesetzt<br />

werden sollten.


Nachdem die Planung sehr viel Vorfreude und<br />

Begeisterung ausgelöst hatte, war die Durchführung<br />

– wie so oft im Schulalltag – mit einigen<br />

Problemen behaftet. So standen uns schließlich<br />

nicht die ursprünglich geplanten 3 Kunstlehrerinnen<br />

für die Projekttage zur Verfügung,<br />

sondern nur 1,5, was eine völlig andere Gruppengröße<br />

bedeutete und die Verzahnung von<br />

Szenen und Objekten erschwerte.<br />

Die Arbeit mit dem Künstler machte den Schülern<br />

viel Freude und brachte für die begleitenden<br />

Lehrer spannende Erkenntnisse über die<br />

Gruppenprozesse in der Klasse. Besonders wertvoll<br />

und erwähnenswert erscheint mir die Beobachtung,<br />

dass gerade die sonst sehr stillen und<br />

zurückhaltenden Schülerinnen beeindruckende<br />

darstellerische Leistungen zeigten und viel<br />

konzentrierter und qualitätvoller arbeiteten als<br />

diejenigen, die sich gewohnheitsmäßig und wie<br />

selbstverständlich bei jeder Art von Aufführung<br />

immer in die erste Reihe stellen. Auch wenn die<br />

Organisation des Projektes nicht ganz einfach<br />

war, so erlebten wir den Workshop insgesamt als<br />

Erfolg.<br />

Als schwierig stellte sich allerdings der Versuch<br />

dar, die Workshop-Ergebnisse für die <strong>TUSCH</strong>-<br />

Festwoche zu „reaktivieren“. Für die Schüler lag<br />

die Erfahrung schon etwas zu lange zurück. Zudem<br />

scheint es, dass ein punktuelles, wenn auch<br />

konzentriertes Arbeiten nicht ausreicht, um ein<br />

tiefer greifendes Bühnenbewusstsein zu verankern.<br />

Ich würde nach dieser Erfahrung unbedingt<br />

versuchen, Szenen oder Stücke im Rahmen des<br />

<strong>TUSCH</strong>-Festes zu zeigen, die aus einer regelmäßigen<br />

und längerfristigen Arbeit hervorgegangen<br />

sind und die noch „frischer“ sind.<br />

Einen kleinen Eindruck von der ursprünglichen Frische<br />

der Objekte und dem Spiel damit, vermittelt<br />

eine Fotomontage, die in unserem Schulkalender<br />

2007 an den <strong>TUSCH</strong> Workshop erinnert wird.<br />

Eine Schwierigkeit, mit der wohl alle Lehrer, die<br />

sich im Rahmen einer <strong>TUSCH</strong>-Partnerschaft<br />

schulisch engagieren, zu kämpfen haben, ist die<br />

Termindichte und Belastung sowohl der Schüler<br />

als auch der Lehrer. Oft fällt ein möglicher Theaterbesuch<br />

dann doch wegen angesetzter Klausuren<br />

aus, oder ein spannendes Angebot für die<br />

Zusammenarbeit mit einem Künstler kann nicht<br />

angenommen werden, weil die Schüler den erforderlichen<br />

finanziellen Beitrag nicht aufbringen<br />

können. Das Werben im Kollegium für Angebote<br />

und Veranstaltungen ist oft ein mühsames<br />

Geschäft, das Geduld, Zeit und Frustrationstoleranz<br />

fordert und fördert. Als spezielle Herausfor-<br />

derung unseres Partnertheaters erwies sich die<br />

Tatsache, dass es im HAU nicht zu Beginn der Saison<br />

einen Spielplan mit regelmäßig wieder kehrenden<br />

Inszenierungen gibt, auf den sich Schüler<br />

und Kollegen längerfristig einrichten können.<br />

Das HAU bietet jeden Monat neue sehr aktuelle<br />

Veranstaltungen an, die das Spannungsfeld zwischen<br />

Tanz, Performance, Medien und Theater<br />

ausloten. Umso wichtiger war die Unterstützung<br />

durch die Schulleitung ebenso wie durch Julia<br />

Naunin und umso schöner ist es festzustellen,<br />

dass der Kreis der <strong>TUSCH</strong>-engagierten Kollegen<br />

kontinuierlich wuchs.<br />

Text: Bärbel Kosanke-Teigler<br />

Fotos: Bärbel Kosanke-Teigler<br />

15


16<br />

Die Gorillas<br />

Kopernikus-Oberschule<br />

Gemeinsam, spontan, verknüpfen!<br />

Mit der Begeisterung einer Lehrerin für das<br />

Improvisationstheater fing alles an. Partnerschaftliches<br />

Zusammenspiel, Spontaneität und<br />

die Fähigkeit, Geschichten dramaturgisch zu<br />

verknüpfen sind wesentliche Elemente des Improvisationstheaters.<br />

Sie wurden auch zu den<br />

zentralen Inhalten unserer Partnerschaft. Im<br />

Laufe zweier Jahre breitete sich die Freude an<br />

dieser Theaterform innerhalb der Schule aus,<br />

viele Schüler lernten das Improvisationstheater<br />

als Zuschauer und auch als Spieler kennen, und<br />

zwei weitere Kollegen aus der Schule engagierten<br />

sich intensiv für das Projekt. Das 12-köpfige<br />

Ensemble der Gorillas wurde durch Workshops<br />

in der Schule immer vertrauter mit Themen und<br />

Ideen der Schüler. Gemeinsam entwickelten die<br />

Mitstreiter dieser Partnerschaft Vorhaben, die<br />

dann teilweise sogar spontan umgesetzt werden<br />

konnten.<br />

ZAHLREICHE Vorstellungsbesuche der Schüler:<br />

Die zuschauenden Schüler aus dem 9. und 10.<br />

Jahrgag waren zumeist in Projekte von <strong>TUSCH</strong><br />

eingebunden und lernten im Wahlpflichtfach Darstellendes<br />

Spiel Improvisationstheater kennen.<br />

EIN Vorstellungsbesuch der Lehrer:<br />

Zwanzig Lehrer aus verschiedenen europäischen<br />

Partnerschulen der Kopernikus-Oberschule aus<br />

dem Comenius Projekt besuchten eine Vorstellung<br />

der Gorillas. Im anschließenden Gespräch<br />

mit den Schauspielern wurden neue Projekte beispielsweise<br />

für den Sprachunterricht angedacht.<br />

EIN Projekttag:<br />

Für den ganzen Jahrgang der 7. Klassenstufe<br />

wurde nach einer Vorstellung der Gorillas in<br />

der Schule Werkstätten angeboten. So erhielten<br />

alle 120 Schüler eine erste persönliche Idee von<br />

Improvisationstheater. Viele Impulse wurden<br />

spielerisch in den nachfolgenden Klassenfahrten<br />

aufgegriffen, so wurden beispielsweise die<br />

Bahnreisen durch improvisierte EIN WORT GE-<br />

SCHICHTEN verkürzt.<br />

Wir haben gesagt, was sie machen sollen und wer<br />

sie sind (z.B. sagten wir, dass die Schauspielerin die<br />

Rolle einer 38jährigen Frau, die auf HipHop steht,<br />

spielen soll. Sie soll ihren Opa im Gefängnis besuchen,<br />

der ausbrechen will.) Sie wussten nicht, was<br />

auf sie zu kommt und durften nicht zögern, denn<br />

wenn sie auch nur 10-15 Sekunden nachdenken<br />

mussten, hätte es keinen „Effekt“ gegeben. Es sah so<br />

aus, als ob sie wüssten, was wir ihnen sagen würden<br />

und als ob sie es schon geübt hätten. Wie wir<br />

dran waren, stellte sich heraus, dass es alles andere<br />

als einfach ist. Wir hatten unsere Schwierigkeiten.<br />

Es war eine ganz tolle Aktion...<br />

Mika


Ich fand die Theatervorstellung sehr gut. Am besten<br />

hat mir das „Freeze“ (Improvisationsform) gefallen.<br />

Kevin<br />

FÜNF Projekte mit DS- Kursen in der 9. und<br />

10. Klasse sowie der Oberstufe:<br />

Durch die zahlreichen Workshops und Unterrichtsbesuche<br />

der Schauspieler und der Theaterpädagogin<br />

waren die Schüler zuletzt sehr<br />

vertraut mit den Elementen des Improvisationstheaters<br />

und auch mit den vermittelnden<br />

Künstlern. Die Form des Improvisationstheaters<br />

und seine Techniken prägten die eigenen Theaterprojekte<br />

an der Schule.<br />

Einige Schüler aus der 10. Klasse, die sich mit<br />

ihren Berufswünschen befassten, informierten<br />

sich in Gesprächen mit den Schauspielern genau<br />

über das Berufsfeld Theater.<br />

ZWEI Präsentationen für die <strong>TUSCH</strong>- Festwochen:<br />

<strong>2005</strong> und <strong>2006</strong> präsentierten Schüler aus den<br />

DS- Kursen der 9. und 10. Klasse improvisierte<br />

Szenen nach den Vorschlägen des Publikums.<br />

Jeweils 2 -3 Klassen der beteiligten Jahrgänge<br />

saßen im Zuschauerraum, um Ideen für die Improvisationen<br />

und Applaus für die gekonnte<br />

Umsetzung zu spenden.<br />

EIN Drehtag mit Schülern aus dem Youth Club<br />

der Gorillas und dem DS- Kurs der Kopernikus<br />

Oberschule:<br />

Da wurde manche enthusiastische Vorstellung<br />

vom Film und Fernsehen durch die ermüdenden<br />

Wiederholungen beim Drehen für die ZDF fun<br />

factory zurechtgerückt.<br />

EIN DS-Projekt „Shakespeare im Wald“:<br />

Bei der Entwicklung der Verwirrungen und spontanen<br />

Entwirrungen halfen die Gorillas mit Tipps<br />

und Tricks aus Schauspiel und Improvisation.<br />

JE EIN Schüler...<br />

... der 9. Klasse nahm <strong>2005</strong> und <strong>2006</strong> mit Begeisterung<br />

am <strong>TUSCH</strong>-Winterprojekt teil. Als Zuschauer<br />

kamen zu den Aufführungen zahlreiche<br />

befreundete Schüler.<br />

RÜCKBLICK – EIN FAZIT<br />

Ein reger Austausch mit den Gorillas fand bei den<br />

Klassenstufen 9 und 10 sowie bei der Oberstufe<br />

statt. Das hing wesentlich mit dem DS- Angebot<br />

zusammen und natürlich mit den Kontaktlehrerinnen,<br />

die dort tätig waren. Die Kernprojekte<br />

liefen dort gut und die künstlerischen Elemente<br />

aus dem Improvisationstheater fielen auf fruchtbaren<br />

Boden. Gerade Schüler mit wenig Theater-<br />

Vorerfahrung ließen sich mehr und mehr auf das<br />

Spiel ein und wagten eigene Ideen zu äußern<br />

und auf der Bühne umzusetzen. So wurden Improvisationsaufführungen<br />

auch auf dem Schulfest<br />

präsentiert.<br />

Der Projekttag für die 7. Klassenstufe, der mit<br />

großem Interesse aufgenommen wurde, konnte<br />

leider nicht weitergeführt werden, da in diesem<br />

Jahrgang keine Theater-AG angeboten wurde.<br />

Angedachte Kooperationen mit anderen Fachbereichen<br />

wie Deutsch, Englisch oder Französisch<br />

konnten ebenfalls noch nicht realisiert werden.<br />

Wir schließen daraus, dass man zu Beginn einer<br />

Partnerschaft am besten in den Jahrgangsstufen<br />

mit Projekten einsteigt, die für die weitere Zusammenarbeit<br />

kontinuierliche Anknüpfungspunkte<br />

anbieten, also Theater-AGs und DS-Klassen.<br />

Die Einbeziehung anderer Fachunterrichte wie<br />

Deutsch oder Französisch erschien uns als Plan<br />

sehr interessant. Leider haben wir diese Ideen<br />

nicht verwirklichen können. C´est la vie...<br />

Im Rückblick können wir sagen, dass die Spontaneität<br />

für die Schule manchmal eine große<br />

Herausforderung darstellte, dass dennoch das<br />

Zusammenspiel mit den Beteiligten sehr gut lief<br />

und dass eine Verknüpfung mit weiteren Bereichen<br />

einfach auch ihre Zeit braucht.<br />

Ideen dazu gibt´s bereits! Allez-y!<br />

Text: Hans Seibert<br />

Fotos: Hans Seibert<br />

17


18<br />

Schaubühne am Lehniner Platz<br />

Wili-Graf-Oberschule<br />

Die erste gemeinsame Arbeit unserer Partnerschaft<br />

war die Parallelproduktion zu ,,Das kalte<br />

Kind” von Marius von Mayenburg. ,,Die kalten<br />

Kinder” wurden innerhalb von einer Woche intensiver<br />

Probenarbeit zu einem furiosen Spiel,<br />

das die beteiligten Schüler einer DS-AG 11. Klassen<br />

schnell zu einem Ensemble werden ließ und<br />

die nachfolgenden Aufführungen dieses Kurses<br />

maßgeblich beeinflusste.<br />

Die zweite gemeinsame Produktion, ,,Mission<br />

Possible“, ebenfalls mit Elftklässlern, war in ihrer<br />

Gruppendynamik wesentlich schwieriger.<br />

Dennoch hat sich die Gruppe mit der Aufgabe,<br />

ein politisches Thema auf die Bühne zu bringen,<br />

ernsthaft auseinandergesetzt. Die gefundene<br />

Arbeitsweise haben die Schüler anschließend in<br />

eine Eigenproduktion mit dem Titel „Annarchie“<br />

eingebracht, ein Stück um Schule, Intrige, Macht<br />

und natürlich Liebe.<br />

Um den Kontakt zum Partnertheater auf die Mittelstufe<br />

zu erweitern, planten wir für das Jahr<br />

<strong>2005</strong> ein Projekt, das den Blick hinter die Kulissen<br />

und den Einblick in den gesamten Prozess einer<br />

Produktion freigeben sollte. Es kamen schließlich<br />

wenige Schüler aus der Mittelstufe und ein<br />

überwiegender Teil Oberstufenschüler zusammen,<br />

um die Produktion ,,Troilus und Cressida”<br />

von den ersten Vorgesprächen bis zur Premiere<br />

zu begleiten.<br />

Kampf um Troja<br />

Laute Posaunen, Rüstungen und wilde Schwertkämpfe<br />

entführen die Zuschauer an der Schaubühne<br />

ins alte Griechenland: in den Krieg zwischen<br />

Griechenland und Troja und in die Liebesgeschichte<br />

von „Troilus und Cressida“, erzählt von William<br />

Shakespeare.<br />

Mittendrin 16 Schüler aus Lichterfelde, die nicht<br />

nur Zuschauer, sondern vielmehr Begleiter dieser<br />

Inszenierung sind. Ich bin einer von ihnen. Uns wurde<br />

im Rahmen von <strong>TUSCH</strong> von der Schaubühne<br />

am Lehniner Platz das einmalige Angebot offeriert,<br />

einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und ein<br />

Theaterstück von der ersten Idee bis zur Premiere<br />

zu begleiten. Dazu haben wir eine Ausstellung kreiert,<br />

um unsere Erlebnisse in Bild und Schrift festzuhalten.<br />

Uta Plate, Theaterpädagogin am Haus,<br />

und Katharina Kühne, die Assistenz, öffneten uns<br />

die Türen, und die Fotographen Jörg Lipskoch und<br />

Christoph Voy unterstützten uns professionell bei<br />

Bild und Layout.<br />

Es wurde viel mehr als nur ein Einblick in die Welt<br />

des Theaters. Besonders durch die vielen Interviews,<br />

die man mit den verschiedensten Mitarbeitern der<br />

Schaubühne geführt hat, fühlte man sich verbunden<br />

und fieberte bei der Premiere mit - in der Hoffnung,<br />

dass alles gut geht.<br />

So hat uns beispielsweise der Inspizient seine Arbeit<br />

geschildert, bei der er sämtliche Wege der<br />

Schauspieler und der Technik nicht nur kommen-


tiert, sondern auch verantwortlich dafür ist, dass<br />

jeder zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Und<br />

gerade wenn er seinen Job gut macht - aufgrund<br />

seines enormen Überblicks über den Ablauf - bleibt<br />

seine Arbeit unsichtbar. Hervorragend sind auch<br />

die Leute von Ton und Licht, mit deren Hilfe die Atmosphäre<br />

einer Inszenierung bestimmt wird. Der<br />

zurückhaltende englische Regisseur, James Mac-<br />

Donald, zeigte sich als wahrer Gentleman, der mit<br />

Engelsgeduld all unsere Fragen beantwortete und<br />

zusammen mit seinen Assistenten versuchte, unseren<br />

Wissensdurst zu stillen. Und nicht zu vergessen<br />

die „Stars“ der Schaubühne, die Schauspieler.<br />

Darunter David Ruland, der den Patrucolus spielt<br />

und uns in allen möglichen Varianten sein Kostüm<br />

vorstellte und sich bereitwillig darin fotografieren<br />

ließ. Desweiteren Lars Eidinger, alias Troilus, der<br />

bei seinem Interview derart lässig rüberkam, dass<br />

es umso erstaunlicher war, dass er diese Lässigkeit<br />

auf der Bühne in ein tolles Schauspiel umwandelte.<br />

Und Jule Böwe, alias Cressida, die uns mit ihrem<br />

Charme auf der Bühne genauso wie beim Interview<br />

beeindruckte.<br />

Nicht vergessen werden darf Uschi, die Souffleuse<br />

und gute Seele der Schaubühne, bei der es ebenfalls<br />

besser ist, wenn man sie nicht während des Stücks<br />

bemerkt. Für das Seelenheil der Schauspieler ist sie<br />

unverzichtbar.<br />

Laute Beats und wilde Tänze führten die Zuschauer<br />

nach der Premiere zurück ins Hier und Jetzt. Auf der<br />

Premierenfeier gab Lars Eidinger den DJ und mittendrin<br />

16 Schüler, die jetzt nicht mehr Zuschauer,<br />

sondern hüpfende Mittänzer waren.<br />

Fabian Schmidt<br />

Fotos: „Schau mich an“ von Jörg Lipskoch<br />

Die Arbeit an „Troilus und Cressida“ war auf Langfristigkeit<br />

und Flexibilität von Seiten der Schüler<br />

angelegt, ein Konzept das für viele von ihnen<br />

eine große Herausforderung darstellte. Es ging<br />

darum, Interviews zu führen, zu transkribieren<br />

und durch Fotos zu ergänzen. Schließlich wurde<br />

das Ganze zunächst für die <strong>TUSCH</strong>-Festwoche<br />

aufbereitet und danach als Dauerausstellung<br />

in der Schule gezeigt. Obwohl angesichts der<br />

Redaktionsarbeit nicht alle Schüler den langen<br />

Atem hatten, entwickelte die Gruppe eine sehenswerte<br />

Ausstellung, die nun in der Schule an<br />

die Partnerschaft mit der Schaubühne erinnert.<br />

Die letzte gemeinsame Produktion trug den Titel<br />

,,Schau mich an”.<br />

Aus den Stücken junger Autoren, die die Schaubühne<br />

in der letzten Spielzeit zur Aufführung<br />

brachte, wurden Szenen von den Schülern<br />

ausgewählt und zu einer Collage gefügt. Diese<br />

Aufgabe fiel den Schülern zunächst nicht ganz<br />

leicht, da ihnen die sichere Vorstellung vom Endprodukt<br />

fehlte und sie diese Offenheit irritierte.<br />

Schließlich entstand in konzentrierter Wochenendarbeit<br />

dennoch eine Collage um das Thema<br />

Einsamkeit.<br />

Eine Befragung von Schülern und Eltern die im<br />

Vorfeld der Erstellung des Schulprogramms<br />

durchgeführt wurde zeigte eine deutliche Ferne<br />

zu Kultur bei den Befragten. Nur ein geringer<br />

Prozentsatz nimmt aktiv am Kulturangebot dieser<br />

Stadt teil, und wenn, dann eher im leichten<br />

Unterhaltungssegment. Gerade dadurch wird<br />

deutlich wie wichtig eine Partnerschaft, wie die<br />

unsere für die Schüler ist, denn alle, die in Produktionen,<br />

in Workshops oder bei Aufführungen<br />

beteiligt waren, konnten letztendlich wertvolle<br />

neue Erfahrungen und Kontakte sammeln.<br />

Text: Marianne Strohmeyer<br />

19


20<br />

Komische Oper<br />

Friedensburg-Oberschule<br />

Über vier Jahre arbeitete die Friedensburg-Oberschule<br />

im Rahmen von <strong>TUSCH</strong> mit der Komischen<br />

Oper zusammen.<br />

Am Projekt „Begegnungen“ waren die DS-Kurse<br />

des 12. und 13. Jahrgangs unter der Leitung<br />

von Susanne Metzner-Lorenz und Wilma Retzlaff<br />

beteiligt sowie die beiden Basis-Kurse Musik des<br />

11. Jahrgangs von Herrn Wenzel. Federführend<br />

von Seiten der Komischen Oper war die Theaterpädagogin<br />

Sandra Kahlert. Die drei Aufführungen,<br />

zwei in der Mediothek der Schule und eine<br />

während der <strong>TUSCH</strong>-Festwoche im JugendKulturZentrum<br />

„Pumpe“, waren jeweils ausverkauft<br />

und wurden vom Publikum begeistert aufge-<br />

nommen.<br />

Leben heute – das bedeutet oft Stress und „keine<br />

Zeit für Nix“ zu haben.<br />

In diesem Alltag begegnen uns immer wieder Dinge,<br />

Menschen und Ereignisse, über die wir uns oft<br />

erst später Gedanken machen. Kommt man mal<br />

zur Ruhe, „kreisen“ die Gedanken und man lässt Ereignisse<br />

und Begegnungen aus dem Alltag bildhaft<br />

und sprichwörtlich „Revue passieren“.<br />

Ein Opernbesuch kann solch ein „zur Ruhe kommen“<br />

sein, bei dem die Ereignisse auf der Bühne<br />

sich in den eigenen Erlebnissen widerspiegeln<br />

oder Erinnerungen an persönliche Begegnungen<br />

wach werden lassen. Realität und Vorstellung<br />

gehen ineinander über.<br />

Mit dem, was sich in den Köpfen der Zuschauer<br />

einer Oper abspielt, beschäftigt sich „Begegnungen“-<br />

das neue <strong>TUSCH</strong>-Projekt der Friedensburg-<br />

Oberschule.<br />

Ein Opernbesuch, der scheinbar „normal“ beginnt<br />

und dann immer stärkere Züge von: „Was<br />

wäre, wenn jetzt mal etwas anderes passiert?“,<br />

annimmt. Dabei bekommt der Zuschauer im Verlauf<br />

des Abends immer wieder Einblick in traumähnliche<br />

Gedankenwelten und verblüffende<br />

Begegnungen.<br />

Und er sieht sich mehr und mehr mit einer Frage<br />

konfrontiert: Wer ist eigentlich der Zuschauer<br />

und wem wird zugeschaut?<br />

Text: PEACEBURGER 4/<strong>2006</strong><br />

Schülerzeitung der Friedrichsburg-Oberschule<br />

„Begegnungen“ – aus der Sicht der Darsteller<br />

Die Fließbandszene<br />

Der Aufbau der Szene ist klar und stringent. Fünf<br />

Arbeiter begeben sich nacheinander auf ihre Stühle<br />

in der Mitte der Bühne. Dort sacken sie der Reihe<br />

nach in sich zusammen. Wenn alle Protagonisten<br />

still sitzen, kommt der Fabrikbesitzer auf die Bühne<br />

und fordert jeden Einzelnen auf, mit der Fließbandarbeit<br />

zu beginnen, wobei jeder eine andere<br />

mechanische Bewegung durchführt. Es scheint, als<br />

würde ein Produkt hergestellt und in der Reihe bis


zur Fertigstellung weitergegeben.<br />

Da die Arbeiter dem Fabrikbesitzer nicht schnell<br />

genug arbeiten, legt er selber Hand an und greift<br />

den Arbeitenden ins Handwerk. Nachdem er diese<br />

Prozedur bei allen fünfen vollzogen hat, geht der<br />

erste Arbeiter in der Reihe „kaputt“ und arbeitet<br />

nicht mehr richtig weiter. Das geht so lange, bis er<br />

zu Boden fällt. Dadurch wird ein Dominoeffekt ausgelöst,<br />

woraufhin die Fließbandarbeit zerstört wird<br />

und der Reihe nach ein Arbeiter nach dem Anderen<br />

„kaputt“ zu Boden geht. Der Fabrikbesitzer schlägt<br />

aus Verzweiflung die Hände über dem Kopf zusammen<br />

und erstarrt.<br />

Das folgende sekundenlange Standbild unterstreicht<br />

den Grundgedanken der Szene: Die Menschen<br />

werden nur als Maschinen betrachtet und es<br />

wird ausschließlich an den Profit und nicht an das<br />

menschliche Leid gedacht.<br />

Maxie<br />

„Begegnungen“- aus der Sicht des Chores<br />

Mitte Februar diesen Jahres kam Herr Wenzel zu<br />

uns und fragte uns, ob wir Interesse haben, das Lied<br />

,,0 Fortuna“ zu singen. Alle waren natürlich dafür,<br />

da wir schon immer etwas Bekanntes singen wollten.<br />

Herr Wenzel fragte auch, ob wir mit ,,0 Fortuna“<br />

beim aktuellen <strong>TUSCH</strong>-Projekt mitmachen wollten.<br />

Auch das war für uns kein Problem.<br />

Also probten wir in jeder unserer Stunden sehr hart,<br />

bis alles perfekt war.<br />

Ende Februar probten wir dann gemeinsam mit<br />

der 11. Klasse, die den Chor unterstützen sollte.<br />

Diese Proben waren sehr anstrengend, da so viele<br />

Schüler auf einem Haufen sehr schlecht zur Ruhe<br />

gebracht werden können und immer einer reden<br />

„musste“.<br />

Bei der Generalprobe konnten wir dann auch das<br />

erste Mal das Stück sehen, in dem wir unseren Auftritt<br />

hatten. Das Stück gefiel uns sehr gut und wir<br />

waren sehr erfreut, dass wir bei diesem tollen Stück<br />

eine Rolle spielen durften. Dann kam die erste Aufführung.<br />

Wir waren alle sehr aufgeregt, was auch schon in<br />

der Generalprobe aufgefallen war, denn wir waren<br />

etwas „quatschig“, aber wir hatten alle trotzdem<br />

Spaß an der Sache<br />

„Begegnungen“ – <strong>TUSCH</strong>-Festwoche <strong>2006</strong><br />

Am Mittwoch, dem 29.3.<strong>2006</strong>, war es soweit, der<br />

Auftritt in der Pumpe stand vor der Tür. Wir, der<br />

Chor, trafen uns um 16.30 Uhr in der Pumpe. Es war<br />

total chaotisch und auch nervig, da wir alle früher<br />

zur Probe kamen, um uns richtig einzusingen, aber<br />

aus organisatorischen Gründen erst 10 Minuten vor<br />

der Aufführung zum richtigen Einsingen kamen.<br />

Das Licht musste für die Schauspieler eingestellt<br />

werden. Also musste jede Szene kurz angespielt<br />

werden und das dauerte sehr lange. Da die Lust,<br />

auch vom ständigen Warten, bei den Schauspielern<br />

fehlte, dauerte die Einstellung der Technik länger<br />

- was sehr ärgerlich war.<br />

Das Publikum stand schon vor der Tür und wartete<br />

auf den Beginn und endlich ging der letzte Auftritt<br />

dieser Produktion los.<br />

Aus der Sicht des Chores klappte alles sehr gut.<br />

Die Aufführung war sehr gelungen und es hat uns<br />

auch beim dritten Mal Spaß gemacht zuzusehen.<br />

Der Chor hatte die Ehre jede Aufführung mitzuerleben.<br />

Und ich bin der Meinung, dass alle Auftritte<br />

sehr gut waren. Jeder hat sein Bestes gegeben und<br />

so ist ein sehr gutes Stück heraus gekommen.<br />

Hanna<br />

Fotos: Mädchenfirma „Fotobox“ der Kepler-Oberschule<br />

21


22<br />

GRIPS Theater<br />

Ferdinand-Freiligrath-Oberschule / Oberschule am Landsberger Tor<br />

global - lokal – stinknormal...<br />

Die Schule der Besten...<br />

Die große Fahrt...<br />

SMOG – Die Jugend der Stadt...<br />

... das waren die Titel der Produktionen, die im<br />

Rahmen der ungewöhnlichen <strong>TUSCH</strong> – Partnerschaft<br />

zwischen zwei Oberschulen - der Oberschule<br />

am Landsberger Tor und der Ferdinand-<br />

Freiligrath-Oberschule - und dem GRIPS Theater<br />

entstanden.<br />

Bei jeder dieser Aufführungen standen jeweils<br />

40 Jugendliche auf der Bühne, begleitet von einem<br />

20-köpfigen Hiphop - Rockorchester.<br />

In dieser besonderen, über vier Jahre dauernden<br />

Dreier-Partnerschaft arbeiteten die Jugendlichen<br />

in jeder Spielzeit an Theaterprojekten, die<br />

sich inhaltlich an ihrem Leben orientierten und<br />

sich mit aktuellen Grips-Produktionen beschäftigten.<br />

Durch den künstlerischen Ansatz konnte<br />

ein Austausch über die so unterschiedlichen<br />

Stadtbezirke Kreuzberg und Mahrzahl hinaus<br />

gelingen. In der gemeinsamen Arbeit waren die<br />

beteiligten Schüler/innen bereit, sich dem vermeintlich<br />

Fremden gegenüber zu öffnen und<br />

neue Freundschaften zu knüpfen.<br />

2004 erhielten die „Kreuzahner“, wie sich die<br />

Partnerschaft mittlerweile nannte, den zweiten<br />

Preis aus dem Mete-Eksi-Fonds für ihre herausragende<br />

Arbeit in der Musik-Theater-Produktion<br />

„Schule der Besten“.<br />

Auf den Namen „Kreuzahner“ kam übrigens<br />

Hamsa, nach irgendeinem wichtigen unwichtigen<br />

Streit, den er mit etwa folgenden Worten<br />

schlichtete: „Ey, hört auf mit dem Scheiß! Is doch<br />

egal, was da los war, wir sind Kreuzahner und gehören<br />

zusammen, kapiert?“<br />

Für „Die große Fahrt“ trafen sich Philipp Harpain<br />

und Susanne Rieber vom Grips über ein halbes<br />

Jahr regelmäßig mit 60 Schülern aus beiden<br />

Schulen. Jeden Montag arbeiteten sie für drei<br />

Stunden in Kreuzberg mit der „Arena: Theater“<br />

und in Marzahn mit dem Darstellenden Spiel<br />

Kurs der 10. Klasse.<br />

Dazu kamen noch Proben mit der „Arena: Musik“.<br />

Als erstes gemeinsames Treffen besuchten alle<br />

„Kreuzahner“ das Grips-Stück „Nellie goodbye“.<br />

Einige kannten sich schon vom Sehen, doch für<br />

die meisten waren die Schüler der anderen Klasse<br />

Unbekannte aus einem „ganz anderen Berlin“.<br />

Doch schon nach diesem ersten kurzen Zusammentreffen<br />

wurden Susanne und Philipp als Vermittler<br />

von lieben Grüßen nach Marzahn oder<br />

umgekehrt nach Kreuzberg geschickt.<br />

„Es war zuerst ein komisches Gefühl, so viele Kulturen<br />

und Traditionen auf einem Haufen... Doch<br />

plötzlich unterhielten sich alle, als würde man sich<br />

schon ewig kennen.“<br />

Kreuzahner<br />

Nach ein paar „getrennten Montagen“, gab es<br />

wieder gemeinsame Proben, bei denen die<br />

Gruppen sich gegenseitig Zwischenergebnisse<br />

präsentierten und sich in Improvisationen besser<br />

kennen lernten.<br />

Während der viertägigen Probenfahrt nach<br />

Rheinsberg hat sich dann neben guten Freundschaften<br />

auch „Die große Fahrt“, ein Stück mit<br />

Live-Musik, entwickelt.<br />

Als ich mit meinen Mitschülern auf den Bus wartete,<br />

hatte ich weiche Knie.<br />

Ich hatte Angst und wusste nicht, was auf mich<br />

zukommen würde. In den gemeinsamen Proben<br />

hatte ich Gelegenheit, mich mit den Kreuzbergern


anzufreunden. Als wir uns dann verabschiedet haben,<br />

fühlte ich mich glücklich und ich wusste, die<br />

Grundlage ist gelegt.“<br />

Kreuzahner<br />

„Die große Fahrt“<br />

Fast 40 Jugendliche aus Kreuzberg und Marzahn<br />

beschließen gemeinsam zu verreisen. Viel Geld<br />

haben sie nicht, aber dank Internet erfahren sie<br />

von einer „unentdeckten Insel“ irgendwo in der<br />

Südsee, die aber nur von Billigfluglinien angeflogen<br />

wird. Für einen Flug für 29,99 € und für einen<br />

Zeltplatz mit Selbstversorgung müsste das knappe<br />

Geld reichen. Also geht die Reise los, doch die<br />

billige Airsturzgesellschaft macht ihrem Namen<br />

alle Ehre, schafft es nicht bis auf die versprochene<br />

Insel und stürzt mitten ins offene Meer.<br />

Vereinzelt treffen sich die an Land Gespülten auf<br />

einer unbewohnten und wirklich unentdeckten<br />

Insel wieder. Jetzt geht es ums pure Überleben:<br />

Wie hält man es ohne die täglichen Lieblingsserien<br />

und ohne Zigaretten aus? Wie vertreiben<br />

sie die schreckliche Langeweile? Was tun gegen<br />

Sehnsucht nach der in Berlin gebliebenen Freundin?<br />

Wo gibt’s einen geeigneten Schlafplatz? Was<br />

essen, was trinken und wie wieder nach Hause<br />

kommen?<br />

Während die Absturzopfer die überlebenswichtigsten<br />

Antworten finden, sich von Kokosnüssen<br />

und deren Milch ernähren, die Langeweile mit<br />

Bauchtanz, Schwimmen und Gruselgeschichten<br />

vertreiben und anfangen, das Leben dort<br />

zu genießen, ist in Berlin die Aufregung um die<br />

Vermissten groß. In allen Medien wird von dem<br />

schrecklichen Unglück berichtet und schließlich<br />

eine Suchaktion nach den Vermissten eingeleitet...<br />

„Wir haben etwas geschafft, was wir alleine vielleicht<br />

nie geschafft hätten.“<br />

Kreuzahner<br />

Die Kreuzahner wäre nicht möglich gewesen<br />

ohne: Jeane Bindernagel, Renate Breitig, Eckard<br />

Dube, Emin Dogan, Juliane Ebert, Rosemarie Heiderich,<br />

Katrin Hellwig, Julia Hepperle, Ellen Hütter,<br />

Kristina Jansen Sue Lucas, Maria Eichmann,<br />

Giovanni Santo, Tina Nowak, Petra Donner, Theresa<br />

Schmidt, Dorothea Quast.<br />

Leitung: Philipp Harpain, 2004/<strong>2005</strong> zusammen<br />

mit Susanne Rieber<br />

Musikalische Leitung: Martin Michna<br />

„Wenn es <strong>TUSCH</strong> nicht gäbe, dann müsste man es<br />

erfinden!!! Es ist anstrengend, es ist aufregend, es ist<br />

toll, es war das Beste, was mir und meinen Schülern<br />

passieren konnte.<br />

Deshalb einen ganz großen Dank an Renate Breitig!!!<br />

Dank auch ihren zahlreichen Helfern!<br />

Einen ganz großen Dank an das GRIPS Theater, an<br />

einen unermüdlichen Philipp Harpain und eine<br />

ebenso engagierte Susanne Rieber.“<br />

Rosemarie Heiderich, Lehrerin<br />

Text: Susanne Rieber, Philipp Harpain<br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

23


24<br />

Neuköllner Oper<br />

Ernst-Abbe-Oberschule<br />

Musik und Shakespeare<br />

Der Musikgrundkurs der Ernst-Abbe-Oberschule<br />

Berlin-Neukölln befasste sich <strong>2005</strong> unter anderem<br />

mit «Macbeth» von William Shakespeare.<br />

Dies war kein Zufall, denn die Schule pflegte<br />

bereits seit drei Jahren einen regen Austausch<br />

mit der Neuköllner Oper bei der «Macbeth»<br />

auf dem Spielplan stand. Auf der Grundlage<br />

der Librettolektüre haben sich die Schüler das<br />

Beziehungsgeflecht der Protagonisten von<br />

«Macbeth» als Schaubild verdeutlicht. Jeder<br />

Schüler befasste sich anschließend mit einer<br />

Figur. Das Ergebnis aus Schaubild und Einzelarbeit<br />

wurde in einem Standbild verdeutlicht.<br />

Als nächstes lud die Klasse Herrn Radeke von<br />

der Neuköllner Oper ein. Winfried Radeke war<br />

für die Instrumentierung und musikalische Bearbeitung<br />

von «Macbeth» an der Neuköllner<br />

Oper verantwortlich und hatte die Musik Verdis<br />

für ein Salonorchester eingerichtet. Bei seinem<br />

Besuch gab er interessante Insiderinformationen<br />

und manchen Tipp zur Gestaltung der Projektbeiträge.<br />

Die Klasse arbeitete anschließend<br />

an den Schlüsselszenen der Oper. Diese wurden<br />

vorgespielt und mit passender Musik unterlegt.<br />

Dabei ergab sich eine erstaunliche Bandbreite<br />

an Präsentationen. Neben Pantomime und szenischem<br />

Spiel entstand zum Beispiel ein Handpuppenspiel<br />

mit selbstgebastelten Figuren zu<br />

den drei Hexen. In der dazugehörigen Komposition<br />

wurde jede Hexe individuell mit einem<br />

eigenen musikalischen Leitmotiv vorgestellt.<br />

Die selbsterarbeiteten Schlüsselszenen wurden<br />

schließlich zu einer gemeinsamen Präsentation<br />

zusammengestellt.<br />

Text: Carola Neuber<br />

Grafik und Text<br />

Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der Neuköllner<br />

Oper und der Ernst-Abbe-Oberschule<br />

wurde ein zweites Projekt zum Thema „Plakatgestaltung“<br />

realisiert. David Sernau vermittelte<br />

an Hand der Arbeit am Plakat zu „Bizetlounge-<br />

Perlenfischer“ einen praktischen Einblick in den<br />

Beruf des Grafikdesigners. Dabei legte er großen<br />

Wert auf die Transformation des Textes. Kleingruppen<br />

mit bis zu drei Schülern und Schülerinnen<br />

bastelten eigene Ideen zu Perlen, Fischen,<br />

Personen und Bars zusammen.<br />

„Ich glaube, die Schüler erkannten schließlich,<br />

dass sie intuitiv ganz richtig lagen“, kommentierte<br />

Sernau die Arbeit.<br />

Dem Grafiker ist es ein wichtiges Bedürfnis, die<br />

eigene Arbeit weiter zu tragen. Er hatte viel<br />

Spass dabei und er wünscht sich für die Zukunft<br />

weitere produktive Projekte dieser Art.<br />

Text: Kirsten Eick<br />

Fotos: Carola Neuber


Hebbel am Ufer – HAU<br />

Heinrich-von-Kleist-Oberschule<br />

Nach drei Jahren Kooperation mit dem experimentellen<br />

Hebbel am Ufer hat unsere Schule<br />

einen neuen Blick auf moderne Theaterkonzeptionen<br />

gewonnen. Aus der anfänglichen Irritation<br />

der vertrauten Sehgewohnheiten und wurde<br />

Spaß am Ungewohnten. Nebst verschiedenen<br />

Theaterbesuchen bildeten drei Projekte den Höhepunkt<br />

dieser Partnerschaft:<br />

Lehrerstudientag<br />

Während des Lehrerstudientags 2004 im Hebbel<br />

am Ufer lernte das gesamte Kollegium das<br />

zeitgenössische Theater kennen. Der Tag ermöglichte<br />

Gespräche mit Regisseuren, Blicke hinter<br />

die Kulissen, einen Probenbesuch sowie einen<br />

theaterpraktischen Workshop zum Thema „Performance“.<br />

Workshops<br />

Im Schuljahr <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong> fanden zwei Workshops<br />

mit dem brasilianischen Tänzer und Tanzpädagogen<br />

Wagner Carvalho und einer portugiesischen<br />

Klasse unseres Europaschulzweigs statt.<br />

Hier trafen die Multikulturalität unserer Schule<br />

und der multikulturelle Ansatz des Hebbel am<br />

Ufer genau zusammen.<br />

Inszenierungen<br />

In Kooperation mit den Regisseuren Marold Langer-Philippsen<br />

und Lukas Matthei entstanden in<br />

den Grundkursen Darstellendes Spiel der letzten<br />

beiden Schuljahre verschiedene Produktionen.<br />

Das letzte Projekt „Wer wird Deutscher?“ wurde<br />

im März <strong>2006</strong> im Rahmen der <strong>TUSCH</strong>-Festwoche<br />

sowie im Juni an unserer Schule aufgeführt. Inspiriert<br />

durch einen Workshop zum Story-Telling von<br />

Lukas Matthei war folgende Spielidee entstanden:<br />

In einer Gameshow entscheidet das Publikum<br />

über die Zukunft zweier Ausländer, die nur einen<br />

befristeten Aufenthaltsstatus besitzen. Sie<br />

müssen anhand ihres Schicksals das Publikum<br />

davon überzeugen, dass sie eine Berechtigung<br />

besitzen in Deutschland zu bleiben. Nur einem<br />

von beiden winkt der große Preis, die deutsche<br />

Staatsbürgerschaft.<br />

Wer wird gewinnen? Die 14-jährige Mira aus<br />

Bosnien, die mit ihren Eltern vor dem Bürger-<br />

krieg geflohen ist, oder Kwame aus Ghana, der<br />

unbedingt in Deutschland studieren möchte?<br />

Beide haben ihre Freunde zur Unterstützung<br />

mitgebracht und beide werben mit Spielszenen<br />

aus ihrem Leben um die Gunst der Zuschauer.<br />

Für die vielfältigen Erfahrungen, die die Partnerschaft<br />

mit dem Hebbel am Ufer Schülern und<br />

Lehrern eröffnet hat, möchten wir uns beim gesamten<br />

Theater und ganz besonders bei Julia<br />

Naunin bedanken.<br />

Text: Brigitte Schulte<br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

25


26<br />

Friends of Italian Opera<br />

Sophie-Scholl-Schule<br />

7 Schülerinnen, 6 Schüler, zwei Theaterexperten<br />

und eine Lehrerin trafen sich über drei Monate<br />

zu intensiven Proben. Günther Grosser und<br />

Tomas Spencer vom Theater „Friends of italian<br />

Opera“ kamen von Beginn des Schuljahres an<br />

jede Woche zum DS-Unterricht und begleiteten<br />

so die gesamte Probenzeit. Die Zusammenarbeit<br />

war sowohl amüsant als auch sehr produktiv<br />

und unterstützend. Am Ende konnte ein Stück<br />

aufgeführt werden, das uns viel Schweiß gekostet,<br />

aber auch großen Spaß gemacht hat.<br />

Das Stück „Holes“ von Louis Sachar wurde von<br />

der Sophie-Scholl-Schule in einer von Günther<br />

Grosser stark gekürzten Fassung gespielt. Das<br />

Kinderstück eignete sich für unser Vorhaben<br />

besonders gut. Themen wie Rassismus, Freund-<br />

schaft, Widerstand gegen brutale Autoritäten<br />

und Liebe sowie der Humor des Stückes interessierten<br />

die Schüler gleichermaßen. Zermürbende<br />

Sprachbarrieren konnten so leicht beseitigt<br />

werden.<br />

Erwartungen und Wahrnehmungen der Schüler/<br />

innen zum Projekt spiegeln die folgenden Rückmeldungen<br />

wieder:<br />

Obwohl das Stück etwas kindlich war, gefiel es mir<br />

gut. Da wir auf Englisch aufführten, war es eine<br />

Herausforderung und brachte eine Menge neuer<br />

Erfahrungen. Für die richtige Aussprache auf der<br />

Bühne mussten wir uns mit der englischen Sprache<br />

auseinander setzen, was ebenfalls sehr viel Spaß<br />

machte und interessant war.<br />

Ich war gespannt auf das Stück in Englisch, hatte<br />

jedoch auch ein wenig Angst davor. Man musste<br />

sich erst ein bisschen einlesen, aber dann funktionierten<br />

die Proben auch auf Englisch. Am Anfang<br />

dachte ich, dass viele Zuschauer unser Stück nicht<br />

verstehen würden, da es auf Englisch war und sehr<br />

gekürzt wurde. Aber nach der Aufführung habe ich<br />

nur Gutes darüber gehört.<br />

Die Proben waren anfangs problematisch, da zu<br />

dem Stück an sich erst relativ spät gearbeitet wurde.<br />

So wusste man zu Beginn nicht so recht, wohin<br />

das Stück führen sollte und welches seine Hauptaspekte<br />

waren. Aber als die Rollen verteilt waren und<br />

die Arbeit mit „Holes“ begann, waren alle sehr motiviert.<br />

Der Zusammenhalt wurde im Laufe der Zeit<br />

sehr viel größer, wobei es immer auch einige Pro-<br />

bleme mit der Disziplin gab. Durch fehlende Konzentration,<br />

Gequatsche oder Herumalbern wurde<br />

der Probenprozess öfter gestört.<br />

Die Stückauswahl war ausgezeichnet. Das Stück<br />

„Holes“ war bestens geeignet für die Bühne. Die Geschichte<br />

bietet genügend Stoff, der auf die Bühne<br />

gebracht werden kann. Obwohl „Holes“ eine Kindergeschichte<br />

ist, hat sie den Vorteil, sowohl Jung<br />

als auch Alt zu verzaubern.<br />

Text: Kristina Tendel,<br />

Fotos: Jörg Lipskoch


Deutsches Theater<br />

Lessing - Oberschule<br />

Zum Beispiel „Made in Heaven“<br />

D T<br />

DEUTSCHES THEATER BERLIN<br />

Im Januar <strong>2005</strong> arbeitete Regieassistent Stefan<br />

Behrendt mit zehn Schülern des Deutsch-Leistungskurses<br />

der Jahrgangsstufe 13 an der szenischen<br />

Umsetzung von Textauszügen aus dem<br />

Stück „Jeff Koons“ von Rainald Goetz.<br />

Entstanden ist die Szenencollage „Made in heaven“,<br />

die sich mit einer Reihe von Fragen zum<br />

Thema „Selbst- und Idealbilder“ auseinandersetzte.<br />

Mit der Auseinandersetzung wächst die Begeisterung.<br />

Als der Deutsch – Leistungskurs von<br />

dem <strong>TUSCH</strong>-Projekt erfuhr, teilten sich die Meinungen.<br />

Einige blickten dieser Woche, in der<br />

wir mit dem Regisseur Stefan Behrendt und der<br />

Assistentin Inga Schmitz ein Theaterstück bühnentauglich<br />

erarbeiten sollten, mit Begeisterung<br />

entgegen, andere eher mit Skepsis. Das änderte<br />

sich auch nicht, als wir das Textbuch in die Hand<br />

bekamen. Wider Erwarten war das Stück „Made<br />

in Heaven“ von Rainald Goetz modernes Theater<br />

und für uns, die wir uns eher mit klassischen<br />

Dramen befassten, sehr fremd. Scheinbar zusammenhangslose<br />

Szenen, keine durchs Stück<br />

führende Figuren, keine fassbaren Dialoge – das<br />

alles verwirrte uns bei der ersten Leseprobe.<br />

Als wir aber gemeinsam die ersten Szenen erarbeiteten<br />

und aktiv und kreativ an der Gestaltung<br />

teilnehmen konnten, verflogen Zweifel und Unver-<br />

ständnis. Wir waren überrascht, dass der Regisseur<br />

nach unseren Vorschlägen zu Umsetzung der Szenen<br />

fragte.<br />

Auch das Theaterspiel selbst machte sehr viel Spaß<br />

und förderte den Gruppenzusammenhalt ungemein.<br />

Dies wirkte sich wiederum auf unsere schauspielerischen<br />

Fähigkeiten aus, denn nur wer mit<br />

Freude bei der Sache ist, kann das Publikum von<br />

dem überzeugen, was ihm gezeigt wird.<br />

So trug der Stolz über das Erarbeitete und die Aufregung<br />

bei der Premiere in unserer Schule dazu bei,<br />

dass der vom Deutsch-Leistungskurs organisierte<br />

Oberstufenabend zum vollen Erfolg wurde und alles<br />

glatt über die Bühne ging.<br />

In der „Pumpe“, unserem zweiten Aufführungsort,<br />

gelang es uns leider nicht, die gleiche spannungsgeladene<br />

Atmosphäre zu schaffen. Die Zuschauer<br />

hier hatten keinen so großen Bezug zu uns wie<br />

damals das Premierenpublikum in unserer Schule.<br />

Begleitet von „Pleiten, Pech und Pannen“ haben wir<br />

dennoch auch diese Aufführung gut überstanden<br />

und dadurch mitbekommen, dass Schauspieler<br />

zu sein, sehr anstrengend und konzentrationsfordernd<br />

ist.<br />

Letzten Endes waren beide Aufführungs-Erfahrungen<br />

sehr interessant. An einem Projekt dieser<br />

Art würden wir nach unserer Erfahrung mit „Made<br />

in heaven“ auch zukünftig wieder mitwirken. Das<br />

Schauspielern hat sehr viel Spaß gemacht und das<br />

Entwickeln einer Inszenierung wäre bestimmt wieder<br />

eine lehrreiche Erfahrung.<br />

Schüler/innen des Deutsch-Leistungskurs<br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

27


28<br />

Berliner Ensemble<br />

Max-Beckmann-Oberschule<br />

„Brüderfremde“ frei nach Friedrich<br />

Schillers „Die Räuber“<br />

Als wir von unserem DS-Lehrer Thomas Arndt<br />

erfahren haben, dass wir uns in den nächsten<br />

Monaten mit Schillers Erstlingswerk “Die Räuber”<br />

auseinandersetzen werden, hielt sich die Begeisterung<br />

bei den meisten in Grenzen.<br />

Ein klassisches Drama? Das hatte es an unserer<br />

Schule lange nicht mehr gegeben!<br />

Wie nähert man sich also einem Schiller?<br />

Zuerst hatten wir die Ehre Schillers „Die Räuber“<br />

zu lesen.<br />

Als <strong>TUSCH</strong>-Schule nutzten wir im Anschluss die<br />

Kontakte zu unserem Partnertheater, dem Berliner<br />

Ensemble, und trafen den Dramaturgen H.<br />

Wündrich zu einem Gespräch. Im Berliner Ensemble<br />

standen zum Schillerjahr „Die Räuber“<br />

auf dem aktuellen Spielplan. Herr Wündrich<br />

stellte sich all unseren Fragen und beantwortete<br />

diese geduldig bis wir unseren Wissensdurst<br />

gestillt hatten.<br />

Um das Stück besser zu verstehen und uns einen<br />

ersten Eindruck für unsere zukünftige Aufführung<br />

zu holen, besuchten wir die Inszenierung<br />

der „Räuber“ im Berliner Ensemble.<br />

Es gab geteilte Meinungen – einige fanden das<br />

Drama gut umgesetzt, andere waren geschockt.<br />

Doch das war nicht alles. Es war uns möglich, mit<br />

den Schauspielern des Berliner Ensembles über<br />

ihre Inszenierung zu diskutieren und so wurden<br />

wir wieder um einige Erkenntnisse reicher.<br />

Später im Unterricht diskutierten wir weiter und<br />

überlegten, wie wir die zentralen Kernpunkte<br />

des Stückes – Liebe, Familienkonflikt und politische<br />

Aspekte - in die heutige Zeit übersetzen<br />

konnten. Wer und wie wären die Protagonisten<br />

heute?<br />

Herausgekommen ist ein eigenständiges Stück,<br />

das sich am Drama von Schiller orientiert. Aufgrund<br />

der weiblichen Überzahl in unserer Gruppe<br />

entschieden wir, weitere weibliche Figuren in<br />

die Handlung zu integrieren. In Schillers Jugendwerk<br />

wurde die Bedeutung der Mütter und anderer<br />

weiblicher Figuren - außer Amalia - deutlich<br />

vernachlässigt. Diese Lücke versuchten wir<br />

mit unserer Stückfassung zu schließen.<br />

Mit dem Blick zurück auf die Vorstellungen am<br />

25. und 26.April <strong>2005</strong> und die harte Arbeit die<br />

der Präsentation voranging, müssen wir zugeben,<br />

dass die Auseinandersetzung mit der tiefgründigen<br />

Materie der „Räuber“ sehr anspruchsvoll<br />

war. Das Drama bietet sehr viele Ansätze<br />

und Interpretationsmöglichkeiten. Mittlerweile<br />

sehen vielleicht einige die Aufführung des Berliner<br />

Ensembles mit ganz anderen Augen und in<br />

einem besseren Licht als anfangs.<br />

Text: Natalie Schöttler und Gary Bastidon<br />

Fotos: Thomas Arndt


Volksbühne<br />

Gabriele-von-Bülow-Oberschule<br />

Zazie in der Metro<br />

Sistmißtrausch, melancholisch am Arsch und<br />

glücklich zugleich in legendären Bludschins. Die<br />

Metro streikte, ich sah dich am Eingang, wir haben<br />

uns getroffen, verliebt und erkannt, aber wir haben<br />

kein Wort gesagt. Solidarisch aßen wir Spaghetti<br />

und versuchten uns zu besinnen: an sich, an den<br />

anderen und an Canelle, die letzte Braunbärin aus<br />

den Pyrenäen. Leicht, wacklig und reingeworfen in<br />

Paris suchten wir nach dem Sinn.<br />

...verspricht der Programmzettel<br />

10 Schülerinnen der Gabriele-von-Bülow-Schule<br />

und ihr Lehrer Michael Schmid realisieren unter<br />

der Leitung von Stella Konstantinou „Zazie in der<br />

Metro“ auf der Bühne.<br />

Alles, was Leben für Kids einer Großstadt ausmacht,<br />

konnten wir miterleben: Lautsein und<br />

Stille, die Suche nach Freundschaft, Abenteuer<br />

mit „geiler“ Lust am Unterwegssein, aber auch<br />

die Erfahrung der Einsamkeit, der Fremde. Der<br />

theatral überzeugend gesetzte Spiel-Anlass, ein<br />

Metro-Streik, ließ die Spieler tanzen, denn wohin<br />

mit der so unverhofft geschenkten Zeit, was<br />

tun, wenn die soziale Verabredung platzt? Stopp.<br />

Nichts geht mehr.<br />

Das setzt Kräfte frei, endlich die Konventionen<br />

aufzukündigen, Freiraum, um eigene Wahrheiten<br />

zu erfinden, die rigide gesteckten Grenzen<br />

zu verabschieden und in einem übermütigen<br />

Spiel die Phantasie zum Helden des Geschehens<br />

zu erklären.<br />

Wenn die Gruppe plötzlich innehält, nicht mehr<br />

spielt, im dichten Kontakt zum Publikum, das<br />

plötzlich aus der fein gesetzten Illusion entlassen<br />

selbst zum Handlungsträger wird, dann wird für<br />

Momente der Atem angehalten und Raum geschaffen<br />

für nonverbale Experimente. Ein Stopp<br />

wie der Metro-Streik.<br />

Inmitten des lebendig-flirrigen Spiels von Identitäten,<br />

von Sein und Schein hat die Regisseurin<br />

präzise gearbeitete Dialoge/Monolge gebaut,<br />

die im virtuos gesetzten Tempo-Rhythmus, im<br />

Spiel mit Verzögerungen, Zeitverschiebung/Verdichtung,<br />

Aufbau von Spannung/Release zeigen,<br />

wie souverän sie tradierte Theatertechniken<br />

handhabt und Komik auf der Bühne entstehen<br />

lässt.<br />

In dem vom Publikum atemlos verfolgten Monolog<br />

der Spaghetti-Köchin wie auch dem Dialog<br />

der Zwillinge über Sein oder Nicht-Sein (Sartre)<br />

spiegelten sich unsere Fragen an das Theater<br />

heute – die Suche nach Zwischenräumen, offenen,<br />

von Clichés freigeschaufelten Erfahrungszonen.<br />

Text: Barbara Rüster<br />

Fotos: Michael Schmid<br />

29


30<br />

theater strahl<br />

Erasmus-von-Rotterdam-Oberschule<br />

Sinfonie mit Ball<br />

Die Varietéshow der Erasmus-von-Rotterdam-<br />

Oberschule in Hellersdorf im Juni <strong>2006</strong> stand<br />

ganz im Zeichen des Mozartjahres und der Fußballweltmeisterschaft.<br />

Die zwei Hauptakteure Kalle und Wolfi sind<br />

Nachbarn. Kalle ist ein begeisterter Fußballtrainer<br />

und verpasst selbst am Fernseher kein Spiel.<br />

Seine Freudenschreie sind auch in der Nachbarschaft<br />

nicht zu überhören.<br />

Wolfi dagegen ist Dirigent eines klassischen Orchesters.<br />

Er möchte gerne in Ruhe seine Musik<br />

hören. Da fühlt er sich von Kalle oft gestört. Der<br />

Konflikt eskaliert schließlich in einer wundersamen<br />

Schlägerei bei der sich alles verwandelt.<br />

Jetzt interessiert sich auf einmal Wolfi für Fußball<br />

und Kalle für klassische Musik.<br />

In der Varietéshow wird das Kennenlernen der<br />

Welt des anderen kreativ dargestellt. Wolfi und<br />

Kalle entwickeln Toleranz und Verständnis gegenüber<br />

den jeweils anderen Einstellungen, Ansichten<br />

und Interessen. Einradfahrerinnen mit<br />

langen Schlafmützen radeln zur „Kleinen Nachtmusik“;<br />

Jongleure versuchen mit Streichinstrumenten<br />

kleine Kunststücke. Nummern mit Stangenakrobatik,<br />

Vertikalseil, Kugellauf, Akrobatik,<br />

Drahtseil und Trampolin runden das Programm<br />

ab. Die Show „gipfelt“ in einer Pyramide, bestehend<br />

aus allen Akteuren.<br />

In der Zusammenarbeit mit dem Schauspieler<br />

Alfred Hartung vom theater strahl lernten die<br />

Schüler/innen nicht nur darstellerische Kniffs,<br />

sondern konnten auch von seinen artistischen<br />

Kenntnissen profitieren.<br />

Das Bühnenbild und die Requisiten wurden von<br />

Schülerinnen im Kunstunterricht hergestellt.<br />

Auch für die Licht- und Tontechnik waren Schüler<br />

verantwortlich.<br />

So wurde „Sinfonie mit Ball“ wie auch die Varietéshows<br />

der vorangegangenen <strong>TUSCH</strong>-Jahre wieder<br />

ein voller Erfolg.<br />

Text: Sabine Hüseman<br />

Fotos: Sabine Hüseman


Schaubude<br />

Erika-Mann-Grundschule<br />

A GANG OF TEN oder<br />

ZEHN JAGEN MR. X<br />

Das Stück nach dem Kinderbuch von Erika<br />

Mann thematisiert Kindheit in den Kriegswirren<br />

von 1942.<br />

Wir, die Klasse 6b, vertraten unsere Schule an der<br />

<strong>TUSCH</strong>-Festwoche mit dem Theaterstück „Zehn<br />

jagen Mr. X.“ von Erika Mann. Wir waren sehr stolz,<br />

dass wir in diesem Jahr wieder dabei sein durften,<br />

allerdings das letzte Mal, da wir im nächsten Schuljahr<br />

zur Oberschule gehen. Es waren viele Zuschauer<br />

anwesend und wir waren sehr aufgeregt. Es hat<br />

uns riesigen Spaß gemacht aufzutreten. Das Publikum<br />

war von unserer Vorstellung begeistert und<br />

lobte uns danach sehr. Wir hatten sehr konzentriert<br />

gespielt und selbst das stolze Gefühl, dass uns alles<br />

gut gelungen ist.<br />

Wir haben uns in der „PUMPE“ auch Theaterstücke<br />

anderer Schulen angeschaut. Sehr beeindruckt hat<br />

uns die Produktion „Sinfonie mit Ball“ von theater<br />

strahl und der Erasmus-von-Rotterdam-Oberschule,<br />

eine artistische Präsentation mit akrobatischen<br />

Kunststücken, rund um die Fußballweltmeisterschaft<br />

und Mozarts 250. Geburtstag.<br />

Zahra, Sahra, Ebru, Mariam, Ilona, Franziska<br />

und Jan<br />

KNUSPERPREIS – VERLEIHUNG<br />

Die Schaubude veranstaltete im Dezember einen<br />

Wettbewerb, bei dem verschiedene professionelle<br />

Theatergruppen das gleiche Märchen, nämlich<br />

„Hänsel und Gretel“ inszenierten. Wir waren die<br />

Jury und natürlich sehr aufgeregt. Wir durften die<br />

beste Inszenierung auswählen und bei der Preisverleihung<br />

dem Sieger den Knusperpreis überreichen.<br />

Vier Stücke sahen wir, verteilt auf vier Tage.<br />

Sehr eindrucksvoll war für uns, wie unterschiedlich<br />

Stücke auch mit Puppen inszeniert werden können,<br />

mit Marionetten, Handpuppen, Tischpuppen<br />

und als Papiertheater, immer dasselbe Märchen,<br />

aber jedes Mal anders präsentiert. Nach den Vorstellungen<br />

konnten wir immer noch Fragen an<br />

die Akteure stellen, durften die Puppen näher betrachten<br />

und konnten uns somit ein Bild über den<br />

Inszenierungsprozess machen. Alle Stücke waren<br />

gut, aber einstimmig gefiel uns die Produktion des<br />

„Weiten Theaters“ am besten. Es hat uns allen viel<br />

Spaß gemacht und wir wären im nächsten Jahr<br />

gerne wieder dabei.<br />

Bojan, Fatih, Franziska, Ilona, Sophia,<br />

Fotos: Fotobox - Die Mädchenfirma / Kepler-Schule<br />

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<strong>TUSCH</strong><br />

Produktionen<br />

<strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />

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34<br />

<strong>TUSCH</strong> - Winterferienprojekt <strong>2005</strong><br />

Heißes Pflaster<br />

Eine <strong>TUSCH</strong> – Produktion mit dem<br />

carrousel - Theater an der Parkaue,<br />

dem Hebbel am Ufer HAU, den Gorillas<br />

und der Vaganten Bühne<br />

Premiere am 30.01.<strong>2005</strong> in der Vaganten<br />

Bühne<br />

Unter dem Motto „Heißes Pflaster“ haben sich<br />

30 Schüler/innen gemeinsam mit vier professionellen<br />

Theatermacher/innen auf ein besonderes<br />

Abenteuer eingelassen. Ihr Ziel: In der Probenzeit<br />

von einer Woche ein szenisches Fragment zu entwickeln,<br />

in dem sich das besondere Profil der einzelnen<br />

Bühnen mit der Spiellust, den Erfahrungen<br />

und den Ideen der Schüler/innen vereint.<br />

Romeo und Julia in den Straßen von Berlin -<br />

Leitung: Anke Glasow, Anja Sczilinski<br />

„Arm, Schuss, eins, zwei, drei, vier, Kopf, Kopf, Kopf,<br />

Arm, runter, vor, zusammen, - so und nun mit Musik.“<br />

„Sie haben uns ein Denkmal gebaut und jeder<br />

Vollidiot weiß, dass das die Liebe versaut...“ singen<br />

„Die Helden“ lautstark durch den Raum. Die acht<br />

Mädchen fangen mit der Choreographie wieder<br />

von vorne an und versuchen im Rhythmus zu bleiben,<br />

den Anke Glasow lautstark mitzählt. Ich gerate<br />

schon vom blossen Zusehen ins Schwitzen. Aber die<br />

Mädels halten durch. Ich bin überrascht über ihren<br />

Mut und die Durchsetzungskraft. Anja Szilinski, die<br />

Regisseurin, geht auf sie ein, bestärkt sie, tröstet sie,<br />

bringt sie immer wieder dazu, weiter zu machen.<br />

Am Ende des Tages merkt man, dass sie stolz sind<br />

auf sich und das, was sie gerade geschafft haben.<br />

Und morgen geht’s weiter. „Die Wiederholbarkeit<br />

der Dinge, das ist Theater!“, sagt Anja. Die Dinge,<br />

die sie wiederholen, haben die Mädchen selber geschrieben<br />

und ausgedacht. Dialoge zwischen Verliebten<br />

und Liebenden, denen etwas im Weg steht.<br />

Wie bei Romeo und Julia.<br />

Text: Wera Mahne<br />

Tat – Sachen - Leitung: Edelgard Hansen<br />

Acht Tage Zeit. Drei Jungs und fünf Mädchen, alle<br />

im Alter von 16 – 19 Jahren. Wir kannten uns nicht,<br />

ich wusste nicht, was mich erwartet, und war ziemlich<br />

aufgeregt!<br />

Am ersten Tag haben wir uns gemeinsam den eigenen<br />

Gewalterfahrungen genähert, die die Jugendlichen<br />

als Opfer erlebt hatten. In Form von<br />

Standbildern wurden diese Erlebnisse mit Hilfe der<br />

anderen Kursteilnehmer dargestellt. Die Bilder hatten<br />

eine starke Ausstrahlung und berührten alle.<br />

Schnell entstand ein Gefühl für die Anderen, eine<br />

Solidarität und Vertrautheit.<br />

Am zweiten Tag haben wir uns mit dem Thema<br />

„Täter-sein“ beschäftigt. Jede sollte dazu eine persönlich<br />

erfahrene Szene aufschreiben und mit den<br />

anderen Kursteilnehmern nachstellen. Ich habe<br />

dann eine Szene zur Gruppenimprovisation herausgegriffen:<br />

Ein Junge, der mit seinen Lehrern heftige<br />

Konflikte hatte, die aber verleugnet und unter<br />

den Tisch gekehrt wurden. Ganz deutlich sah ich<br />

hier die Parallele zu den Ereignissen in Erfurt, zum<br />

Amoklauf von Robert Steinhäuser.<br />

Ich entschloss mich, mich ganz auf diesen Fall zu<br />

konzentrieren. Gemeinsam hatten wir uns in den


Raum von Gewalt vorgewagt. Das wurde die emotionale<br />

Basis für unsere weitere Arbeit. Anhand der<br />

Selbstaussagen der Familie, Schulkameraden und<br />

Lehrer haben wir formale Szenen nachgestellt, um<br />

nachzuvollziehen, was Robert bewegt haben mag.<br />

Bis auf eine Zeitung haben wir auf Requisiten verzichtet<br />

und uns voll auf das Spiel der Gruppe konzentriert.<br />

Es war eine abenteuerliche Arbeit, die sich<br />

von einem Tag auf den anderen gestaltete. Eine<br />

Theaterreise, von der zu Beginn niemand ahnte,<br />

was sie hervorbringen wird. Das gegenseitige Vertrauen<br />

hatte diese offene Arbeitsweise möglich gemacht,<br />

was für mich eine beglückende Erfahrung<br />

war. Mich hat die Überzeugung und Ernsthaftigkeit<br />

beeindruckt, mit der sich diese jungen Menschen<br />

mit dem Thema Gewalt auseinandergesetzt haben.<br />

Text:Edelgard Hansen<br />

Das Thema Gewalt war für uns alle sehr stark und<br />

bewegend, dennoch haben wir uns voll damit auseinandergesetzt,<br />

auch mit Tränen. Dadurch ist ein<br />

Gruppengefühl entstanden, das ich vorher noch<br />

nie mit so fremden Menschen erlebt und nach der<br />

Intensivwoche auch vermisst habe. Wir hatten,<br />

glaube ich, in dieser Zeit alle eine ziemlich dünne<br />

Haut.<br />

Isabel<br />

Heiße Themen, schnelle Szenen -<br />

Leitung: Billa Christe<br />

„Wwrommm, wrommm, quietsch... immer diese<br />

Ampeln“ Nervös trommelt Rike auf dem Armaturenbrett<br />

und gibt wieder Gas, als die Ampel auf<br />

grün schaltet. Sie fährt konzentriert weiter auf dem<br />

Stuhl auf der leeren Bühne. Langsam kommt Anja<br />

von hinten mit einem erschütterten Gesichtsausdruck.<br />

Billa ruft aus dem Zuschauerraum: „pass auf,<br />

lauf nicht in das Auto“, aber Anja reagiert nicht und<br />

legt Rike von hinten langsam die Hände auf die<br />

Schultern „Uschi, hör endlich auf so zu tun als würdest<br />

du im Auto sitzen, dein Führerschein kommt<br />

dadurch auch nicht schneller wieder!“<br />

Die Spieler/innen erspielen immer wieder neue Geschichten,<br />

von denen niemand weiß, wie sie weitergehen,<br />

die aber trotzdem Anfang und Ende finden,<br />

weil alle zusammen arbeiten, Angebote annehmen<br />

und aufeinander eingehen. Der Spaß ist groß und<br />

ein starkes Gemeinschaftsgefühl wächst. „Wichtig<br />

ist die Überzeugung“, wirft Billa ein, „wenn du etwas<br />

mit Überzeugung machst, kann dir niemand<br />

etwas anhaben..“<br />

Text: Wera Mahne<br />

Arbeit Jetzt - Leitung: Marold Langer-Philippsen<br />

Die Spielerinnen fanden durch unterschiedliche<br />

Beweggründe zu genau diesem Projekt.<br />

„Ich suche gerade einen Job und das ist katastrophal.“<br />

„Ich weiß nicht, was ich nach dem Abitur<br />

machen will. Ich weiß relativ genau, was ich nicht<br />

machen will.“<br />

Schnell kam die Frage auf: „Will ich einen Job, der<br />

Spaß macht, oder einen der Geld bringt?“ Und auch<br />

viel Frust wurde zum Thema geäußert: „Bewerbung<br />

abschicken - warten, hoffen, bangen - Absage.“<br />

Jede Spielerin hatte eine andere Vorstellung von<br />

Arbeit: „Arbeit ist ein Zeitvertreib“ oder „Wenn ich<br />

arbeite, habe ich Erfüllung.“<br />

Auf der Grundlage dieser Diskussion erarbeitete<br />

Marold Langer – Philippsen mit den Spielerinnen<br />

verschiedene Szenen, die als Improvisationsrahmen<br />

dienten: bei der Busfahrerinnengewerkschaft,<br />

im Stammlokal von Firmeninhaberinnen, die eine<br />

Messe organisieren und in der Agentur für Arbeit.<br />

Text: Anke Gutermuth<br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

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36<br />

Micaëla | Carmen<br />

Eine <strong>TUSCH</strong> - Produktion mit der Komischen<br />

Oper und der Staatsoper Unter<br />

den Linden.<br />

Mit Klassen aus der Carl-von-Ossietzky-<br />

Oberschule, der Friedensburg-Oberschule,<br />

der Kurt-Tucholsky-Oberschule<br />

und der Lessing-Oberschule<br />

Premiere am 06.03.<strong>2005</strong> in der Staatsoper<br />

Unter den Linden<br />

80 SchülerInnen aus vier Schulen entwickeln ihre<br />

eigene Version der Oper „Carmen“ von Georges<br />

Bizet.<br />

Von Carmen zu Micaëla<br />

Carmen, eine Figur, die einlädt zur Projektion.<br />

Phantasien von Verführung, einzigartiger Leidenschaft<br />

und Sehnsucht nach Freiheit bündeln<br />

sich in ihr. Sie speist Träume und Albträume, um<br />

sie ranken sich Gefühle von blinder Liebe, rasender<br />

Eifersucht und panischer Verlustangst. Die<br />

magnetische Anziehungskraft der Figur greift<br />

auch beim jungen Publikum. Als einzigartige<br />

Protagonistin bleibt sie den Schüler/innen in genauer<br />

Erinnerung, während die anderen Figuren<br />

weit weniger reflektiert werden. Diese Erfahrung<br />

konnten die Musiktheaterpädagogen Anne –<br />

Kathrin Ostrop (Komische Oper Berlin) und Rainer<br />

O. Brinkmann (Staatsoper Unter den Linden)<br />

oft genug in ihren Workshop mit Jugendlichen<br />

sammeln. Zu faszinierend wirkt das Schillern der<br />

Hauptfigur, sodass den Nebenhandlungen kaum<br />

Interesse und Aufmerksamkeit geschenkt wird.<br />

Für „Micaëla | Carmen“ entschieden sie sich, die<br />

Impulse neu zu setzen. Der Fokus sollte bewusst<br />

auf die Nebenfiguren, deren Intentionen und<br />

Verstrickungen gelegt werden, allen voran auf<br />

die ganz und gar nicht schillernde Micaëla. Vier<br />

Klassen aus vier <strong>TUSCH</strong>-Schulen interessierten<br />

sich für das Experiment. Sie sollten Gelegenheit<br />

bekommen, sich auf ihre ganz eigene Weise einer<br />

der Nebenfiguren zu nähern. So kam es zu<br />

einer Adaption, die dem Konfliktpotential der<br />

Handlung in den Alltagswelten der SchülerInnen<br />

nachspürte.<br />

Von der Oper zum eigenen Erleben<br />

Nach einer theaterpraktischen Einführung und<br />

einem Probenbesuch der Inszenierung von „Carmen“,<br />

schrieben die Jugendlichen in Gruppen<br />

kurze Exposés zu ihren Lieblingsnebenfiguren.<br />

So entstanden neue Assoziationen, die stark mit<br />

der Erlebniswelt der Schüler verknüpft waren.<br />

Die Schmuggler regten zu einer konfliktgeladenen<br />

U-Bahnszene an, in der Ordnungspersonal<br />

und illegal Agierende im wortgewaltigen Rap<br />

aufeinander trafen. Micaëlas zurückhaltendes<br />

Wesen erweckte Träume, die von ihrem Wunsch<br />

nach Mut und Klarheit erzählten. Die Verbündeten<br />

von Carmen rückten genauso ins Interessenfeld,<br />

wie ihre Erzfeindinnen. Die Machenschaften<br />

im Lokal von Lillias Pastia beispielsweise fanden<br />

zu neuer Umsetzung mit DJ und Boxmatch.<br />

In einem intensiven Arbeitsprozess entwickel-


ten die Schüler/innen in ihren Klassen einzelne<br />

Szenen, die nach und nach zusammengefügt<br />

wurden. Insbesondere die beteiligten Künstler/<br />

innen aus den Opernchören und dem Staatsballett<br />

unterstützten die Entwicklung der szenischen<br />

Visionen der Schüler/innen massgeblich<br />

und vermittelten ihnen dadurch die Einzigartigkeit<br />

der Kunstform Oper. Das riesige Projekt<br />

wäre ohne Unterstützung durch zahlreiche weitere<br />

helfende Hände und Köpfe nicht denkbar<br />

gewesen. Verantwortlich für Gesamtleitung und<br />

Dramaturgie zeichnete die Theaterpädagogin<br />

Ursula Jenni unterstützt durch Janine Schweiger.<br />

Die Musiktheaterpädagogen Anne- Kathrin<br />

Ostrop und Rainer O. Brinkmann betreuten die<br />

Organisation und Koordination des Projekts<br />

vor Ort an den Opern. Die Lehrerinnen der vier<br />

Klassen schließlich machten „Micaëla | Carmen“<br />

für acht Monate an den Schulen zum zentralen<br />

Lerngegenstand.<br />

Die grosse Dimension des Projektes, die Zusammenführung<br />

von vier verschiedenen Schulen<br />

und zwei Opernhäusern, die gemeinsame Arbeit<br />

von Jugendlichen und Künstlern, inspirierte alle<br />

Beteiligten außerordentlich und setzte gewaltige<br />

Kräfte frei.<br />

Feedbacks<br />

Der Kontakt zur professionellen Arbeit beeindruckte<br />

und motivierte die Jugendlichen und<br />

eröffnete ihnen zahlreiche neue Einsichten:<br />

Ich fand es schön, dass die Theaterpädagogen,<br />

Tänzerinnen und Sängerinnen uns geholfen haben,<br />

durch unsere Körpersprache und Stimme das<br />

Geschehen auf der Bühne besser zu vermitteln.<br />

Die «heilige» Carmenprobe von den Profis an der<br />

Staatsoper mitzuerleben, hat mir ein gutes Gefühl<br />

gegeben, denn man konnte sehen, dass bei den<br />

Profis auch nicht immer alles nach Plan läuft.<br />

Ich habe erfahren, dass mir Theaterspielen Spaß<br />

macht, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, es<br />

später als Beruf auszuüben.<br />

Es hat uns allen Spaß gemacht, mit den anderen<br />

Schulen über dieses Projekt Kontakt aufzunehmen.<br />

Wir haben uns gefreut, dass wir einmal mit professionellen<br />

Opernleuten zusammenarbeiten<br />

konnten, es gab eine gute Arbeitsatmosphäre. Wir<br />

waren aber auch etwas enttäuscht, weil wir hinter<br />

den Namen «Staatsoper» und «Komische Oper»<br />

hübschere Bühnen erwartet hatten.<br />

Darsteller/innen bei „Micaëla | Carmen“<br />

Die Vorurteile, die Jugendliche mit dem Thema<br />

„Oper“ verbinden, treffen jedoch nicht nur die<br />

„hübschen Bühnen“. Allzu oft wird die Kunstform<br />

von Schüler/innen als altmodisch und<br />

langweilig abgestempelt und damit zu den für<br />

Jugendliche uninteressanten Events gerechnet.<br />

Dieser Fehleinschätzung entgegen zu wirken,<br />

motivierte auch die <strong>TUSCH</strong>-Leiterin Renate Breitig,<br />

das Projekt zu unterstützen.<br />

Georg Bizets Oper handelt von Liebe, Leidenschaft<br />

und Eifersucht – alles Themen für junge Leute. Ich<br />

habe bei den Proben dieser Micaëla-Produktion<br />

wieder erlebt, wie sehr eine solche Projekterfahrung<br />

die Jugendlichen begeistert und sie prägt. Deshalb<br />

habe ich diesen einen unbescheidenen Wunsch:<br />

Es muss viel mehr Raum für solche künstlerischen<br />

Vorhaben in den Schulen geschaffen werden.<br />

Text: Renate Breitig, Ursula Jenni Fotos: Jörg Lipskoch<br />

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38<br />

<strong>TUSCH</strong>-Winterprojekt <strong>2006</strong><br />

MOVE ON!<br />

Eine <strong>TUSCH</strong> – Produktion mit dem<br />

Hebbel am Ufer HAU, den Sophiensaelen<br />

, der Neuköllner Oper, und<br />

Dock 11<br />

Premiere am 05.02.<strong>2006</strong>, in der Werkstatt<br />

der Kulturen<br />

Beweg dich! Tu was! Komm aus’m Knick!<br />

Mit dieser Aufforderung wandte sich <strong>TUSCH</strong> in<br />

der Spielzeit 05/06 an theaterinteressierte Jugendliche<br />

aus dem Kreis der <strong>TUSCH</strong>-Schulen.<br />

30 Interessierte aus 17 Schulen stellten sich der<br />

Herausforderung, die ihnen nicht nur ein intensives<br />

körperliches Training brachte, sondern auch<br />

völlig neue Einsichten in die zeitgenössische<br />

Tanz-Theaterarbeit.<br />

Streetlife – hot spot - Leitung: Diane Busuttil<br />

Erster Probentag: Heute werden Ideen gesammelt,<br />

heute wird Lust gemacht. Um das Leben auf der<br />

Strasse soll’s gehen, um die bunte Vielfalt von Menschen,<br />

die uns täglich begegnet, um das eigene<br />

Verhalten in der Öffentlichkeit, um Sehen und Gesehenwerden.<br />

Viele juckt es bereits in den Beinen,<br />

vor allem Diane scheint der eher kopflastige Tag<br />

ganz kribbelig zu machen. So viel herumgesessen<br />

wie heute werde in Zukunft nie mehr, verspricht die<br />

Choreografin und sie sollte Recht behalten.<br />

Vierter Probentag: Vieles ist passiert: es wurde<br />

getanzt, musiziert, ausprobiert, improvisiert, geschwitzt<br />

und viel gelacht. Geschichten wurden erfunden<br />

und Figuren geformt. Aus dem alten Mann<br />

am Stock wurde die Oma Frieda mit Häubchen und<br />

rosa Kleid. Ein cooler Bodybuilder, ein glitzerndes<br />

Dämchen, ein Kaugummi kauender, krasser<br />

Hiphoper, eine selbstverliebte Weltreisende, das<br />

kleine Mädchen und dieser Typ mit Verfolgungswahn<br />

bevölkern die Strasse. Die Probenatmosphäre<br />

ist locker, ungezwungen und dennoch<br />

sehr konzentriert.<br />

Premiere: Aus dem bunten Programm der Woche ist<br />

eine Inszenierung entstanden: Streetlife – hot spot.<br />

Ein Ort des Wartens, Bushaltestelle oder Flughafen.<br />

Hier treffen sich die in den letzten Tagen von den<br />

Jugendlichen gefundenen Charaktere und leben,<br />

deklamieren, rappen und tanzen ihre Sehnsüchte.<br />

Drei Wochen nach der Premiere: „Es schmerzt mich<br />

sehr, derzeit keine Auftritte mehr zu haben. Auf der<br />

Bühne zu stehen ist einfach ein derart gutes Feeling,<br />

dass man nicht darauf verzichten mag. Noch mehr<br />

vermisse ich aber das Zusammensein mit euch und<br />

den anderen Darstellern unserer Truppe. Wie kann<br />

man Menschen nur in so kurzer Zeit so lieb gewinnen,<br />

dass man das Gefühl hat, dass einem im Alltag<br />

jemand fehlt?“ mailt Fabian, der Darsteller der tanzenden<br />

und pfeifenden Oma Frieda.<br />

Text: Claudia Rothenbühler<br />

Seiten - Leitung: JoStone<br />

Wovor musst du dich selbst schützen? Wie kontrollieren<br />

wir Systeme? Überwachen wir uns selbst?<br />

Sind wir Täter oder Opfer? Diese Fragen standen zu


Beginn der Probenwoche im Raum. Sich stützend<br />

und fallend, vorpreschend oder auf dem Rückzug,<br />

in immer neuen Versuchen wurde die Substanz der<br />

Kernthemen von „Seiten“ mit dem eigenen Körper<br />

ausgelotet.<br />

Sicherheit, Schutz, Freiheit und Individualität –<br />

was verbinden die Teilnehmerinnen damit?<br />

Nach und nach formte Jo Stone aus den szenischen<br />

Assoziationen der Spielerinnen eine intensive, fast<br />

beklemmende Inszenierung mit augenzwinkernden<br />

Resümee: Es bleibt die Gewissheit, dass jede das Potential<br />

zum Räuber und Polizisten in sich trägt.<br />

Text: Martina Zielinski<br />

Vervolkt seit Kaisers Zeiten -<br />

Leitung: Irina Roerig & Steffi Garke<br />

In Anlehnung an «Hautkopf», einer Inszenierung<br />

der Choreografin Irina Roerig, wurde nach einem<br />

Vorstellungsbesuch und zahlreichen Diskussionen,<br />

ergänzt mit einem ganzen Schwung Ideen der zukünftigen<br />

Darsteller ein Stückkonzept erarbeitet.<br />

Die eigentliche Probenwoche startete im Ballettsaal<br />

des Friedrichstadtpalastes, in schönem Ambiente<br />

mit optimalen Bedingungen. Nun wurde geprobt,<br />

tänzerische Komponenten erarbeitet, ein erstes Bild<br />

konzipiert. Die Probenarbeit brachte für die leitenden<br />

Künstlerinnen insbesondere zu Beginn der Woche<br />

eine Reihe neu zu integrierende Impulse. Einige<br />

Jugendliche zogen sich zurück oder sagten ihre Teilnahme<br />

bereits im Vorfeld ab. Eine Erkältungswelle,<br />

unerwarteter Abi-Stress oder Notenprobleme, aber<br />

auch die körperlich und mental anspruchsvolle<br />

Probenarbeit waren Gründe für den Rückzug. Das<br />

Stückkonzept wurde noch mal neu auf die Gruppe<br />

zugeschnitten und setzte nun den Menschen als<br />

Spielmacher und Verfolgten ins Zentrum.<br />

Für die weiter Probenden begann nun ein spannender<br />

Prozess.<br />

Cem beispielsweise sollte den Diktator spielen. Er<br />

war erst sehr unsicher. Er lachte viel und traute sich<br />

die Rolle nicht so recht zu. Doch mit dem Schauspieltraining<br />

von Steffi Garke wurde er schnell<br />

zum „Lieblingsdiktator“: Laut, kraftvoll, Angst einflößend<br />

- am Ende der Probenwoche meisterte er<br />

diese Vorgaben mit einer beeindruckenden Überzeugungskraft.<br />

Text: Judith Kautz<br />

The Unbreakaballs - Leitung: Nir de Volff<br />

Auch im Workshop von Nir de Volff wurde von den<br />

Jugendlichen einiges abverlangt. Seine Forderung<br />

nach Kreativität, Mut, Disziplin und körperlichem<br />

Einsatz war für viele Schüler neu. Die meisten standen<br />

zum ersten Mal der komplexen Aufgabe gegenüber,<br />

das Ergebnis einer Probenarbeit noch nicht zu<br />

kennen und die Geschichten erst wachsen zu lassen.<br />

So entwickelte sich während der Probenarbeit ein<br />

kontinuierliches Auf-einander-zugehen, bei dem<br />

die jungen Darsteller Vertrauen in die künstlerische<br />

Herangehensweise ihres Choreografen fassten,<br />

während dieser mit großer Sensibilität und Begeisterung<br />

die Impulse seiner Gruppe in das Inszenierungskonzept<br />

integrierte. Entstanden ist ein Blick<br />

auf Stars und Sternchen, der mit viel Witz und Action,<br />

das Show-Business aufs Korn nimmt.<br />

Und die Darsteller genossen nach dem anspruchsvollen<br />

Probenprozess die Freude an der Bühne in<br />

vollen Zügen.<br />

Text: Edda Battigelli<br />

PS: MOVE ON! hat Spuren hinterlassen: Ein Jahr<br />

nach dem Sprung ins kalte Wasser ist ein Drittel<br />

der MOVE ON!-Darsteller wieder auf den Bühnen<br />

den Bühnen dieser Stadt zu sehen..<br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

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40<br />

Schneeweiss und Russenrot<br />

Eine <strong>TUSCH</strong>-Produktion mit<br />

den Sophiensælen<br />

Premiere am 28.02.<strong>2005</strong>, in den Sophiensælen<br />

Das Stück<br />

Ich will hier keinen großen Nebel machen und<br />

gleich zur Sache kommen, um die es ja hauptsächlich<br />

von Anfang an ging, um die Bekanntschaft<br />

Männlein-Weiblein. Denn eine solche hat unbestreitbar<br />

stattgefunden. Bevor es jedoch zu dieser<br />

unwiderleglich dokumentierten Tatsache kam, war<br />

bekanntlich erst mal Stagnation.<br />

Der Roman, aus dem das Zitat stammt, heißt im<br />

polnischen Original weniger märchenhaft «Der<br />

polnisch-russische Krieg unter weiß-roter Fahne»<br />

und das trifft seinen Ton viel besser. Der junge<br />

Ich-Erzähler Andrzej, genannt „Der Starke», wird<br />

von seiner Freundin verlassen. Um seinen verletzten<br />

Stolz zu betäuben, begibt er sich in den<br />

nächsten 48 Stunden auf einen Trip von exzessivem<br />

Drogenkonsum zu verzweifelten Mädchenbekanntschaften<br />

und zurück. Und ist am Ende<br />

vor die existentielle Frage nach seiner eigenen<br />

Realität gestellt.<br />

Der Roman erzählt in wütenden Redeströmen,<br />

inneren Monologen und Gesprächsfragmenten<br />

aus Jugendslang und Poesie von einer zwischen<br />

Postkommunismus, Kapitalismus und Globalisierung<br />

verlorenen Altersgruppe. Er zeichnet das<br />

fragmentierte Bild einer Generation, deren Welt-<br />

und Selbstwahrnehmung bar jeder moralischen<br />

Selbstrestriktion zu funktionieren scheint, und<br />

ermöglicht so eine faszinierende Innensicht jugendlicher<br />

Befindlichkeit.<br />

„Schneeweiß und Russenrot“ hat im Frühjahr<br />

2004 die deutsche Literaturkritik in Aufruhr versetzt.<br />

Dorota Maslowska verfasste dieses grandiose<br />

Debüt mit nur 18 Jahren und gilt seither als<br />

neuer Stern am polnischen Literaturhimmel.<br />

Die Umsetzung<br />

Gemeinsam mit Berliner Jugendlichen erarbeitete<br />

Regisseur Henning Fritsch eine Theaterfassung<br />

des vielbeachteten Romans als deutschsprachige<br />

Erstaufführung. Im Mittelpunkt der<br />

gemeinsamen Arbeit stand die moralische Entwurzelung<br />

junger Menschen, die sich in einer<br />

hochdiversifizierten Welt kaum noch als Generation<br />

empfinden und artikulieren können. Das<br />

Projekt sollte die beteiligten Jugendlichen ermutigen,<br />

sich mit zeitgenössischer Literatur auseinander<br />

zu setzen und ihre eigene Lebenswelt<br />

durch ein Thema, das sie sowohl individuell als<br />

auch gesellschaftlich betrifft, zu reflektieren.<br />

„Schneeweiß und Russenrot“ war die erste Produktion<br />

der Sophiensæle Jugendbewegung.<br />

Das Projekt war zugleich Teil einer programmatischen<br />

Suche der Sophiensæle nach neuen theatralen<br />

Ausdrucksformen jenseits von klassischer<br />

dramatischer Literatur.<br />

Pressestimmen<br />

Haufenweise Pulver<br />

Auf der Bühne in den Sophiensälen öffnet<br />

sich der Blick in ein ostpolnisches Dorf. Der<br />

vielberufene Krieg ist vor allem innerlich, die


Jugend zerrissen zwischen Rebellion und<br />

Resignation. Als wäre das nicht genug, wird<br />

Andrzej auch noch von Magda verlassen.<br />

Was sie ihm per Botin ausrichten lässt, durch<br />

Arleta, die lässig über die Bar gelehnt ihren<br />

Kaugummi martert. Glühend vor Eifersucht<br />

und Kränkung macht sich Andrzej auf die Suche<br />

nach Speed und Liebe - und er findet verschiedene<br />

Frauen, verliert seinen Hund, fährt<br />

ans Meer, hat Sex, überfällt McDonalds und<br />

versackt im paranoiden Drogenwahn, bis er<br />

schließlich, nach philosophischen Einsichten,<br />

komplett gegen die Wand knallt.<br />

Gemeinsam mit sieben Berliner Schülern<br />

hat der Regisseur Henning Fritsch, dessen<br />

Inszenierungen wiederholt zu Schultheatertreffen<br />

geladen wurden, ein durchweg überzeugendes,<br />

bildreiches und schnelles Stück<br />

erarbeitet. Der Text wurde prägnant und intelligent<br />

gekürzt, die szenische Umsetzung in<br />

einem mehrmonatigen Probenprozess gelungen<br />

entwickelt.<br />

Getragen wird die Inszenierung durch die<br />

starke Leistung der Darsteller. Gekleidet in<br />

einer Mischung aus braunbeigem Elend und<br />

dem Glittergold der reichen Welt, wollen sie<br />

leben und lieben - und finden sich eingekeilt<br />

zwischen Koks und Kapitalismus, Armut und<br />

Fast Food.<br />

Die Ausstattung (Carolyn Hoven) ist sparsam<br />

und präzise, die Videoeinspielungen (Timm<br />

Ringewaldt) vermitteln atmosphärische Dichte.<br />

Spielfreude, haufenweise weißes Pulver<br />

und lustvolles Encounter zwischen Gerotze<br />

und Gekotze brechen die jugendlichen Dra-<br />

men und bringen sie dabei gleichzeitig mit untergründigem<br />

Schmerz auf den Punkt.»<br />

Annette Jahn, taz Berlin 2.3.<strong>2005</strong><br />

Vom Laienschauspiel ist die Theaterversion<br />

von „Schneeweiß und Russenrot“ weit entfernt.<br />

Prima umgesetzt, sehr kreative Ideen.<br />

Aus Wenig richtig viel Effekt.<br />

Es lohnt sich unbedingt das anzugucken, weil<br />

man selber neu merkt, wie Theater eigentlich<br />

sein kann, selber überrascht ist und den<br />

Spaß am Spielen mit den jungen Darstellern<br />

noch mal neu erlebt.“<br />

Doris Hellpoldt, Radio Eins 28.02.<strong>2005</strong><br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

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Übersicht der <strong>TUSCH</strong>-Werkstätten <strong>2005</strong><br />

Körper und Bewegung<br />

Bühnenkampf<br />

Maxim Gorki Theater- Bärbel Jogschies<br />

Stockkampf<br />

theater strahl - Alfred Hartung<br />

Modern Dance<br />

Sophiensæle - Anna Widmer, Tamara Brücken<br />

Musicaltanz<br />

Theater des Westens / Universität der Künste<br />

Pamela Nagel<br />

Improvisation und Schauspiel<br />

Shakespeares Kids<br />

theater strahl - Ursula Jenni<br />

Wer hat Angst...?<br />

Deutsches Theater - Daniela Fichte<br />

SMASH!<br />

Sophiensæle - Regieteam KranzNordalm<br />

(Verlorene) Paradiese<br />

Maxim Gorki Theater - Janka Panskus<br />

Krieg machen<br />

Schaubühne - Uta Plate<br />

Theatersport<br />

Die Gorillas - Leon Düvel<br />

Ich liebe dich<br />

Neuköllner Oper - Benjamin Stein<br />

Wofür sich das Leben lohnt<br />

GRIPS Theater - Meike Herminghausen<br />

Maske/ Kostüm/ Bühnenbild<br />

Kostüm und Maske<br />

Berliner Ensemble - Barbara Naujok<br />

Bühnenbild<br />

Schaubühne - Nina Hüsges<br />

Schminktechnik für die Bühne<br />

Komische Oper<br />

Heidemarie Furmanek, Verena Schirmer<br />

Technik<br />

Theaterlicht<br />

Berliner Ensemble - Steffen Heinke<br />

Ton und Technik<br />

Staatsoper Unter den Linden - Christoph Koch<br />

Öffentlichkeitsarbeit/ Dramaturgie<br />

Wen interessiert das?<br />

Berliner Ensemble - Gaby Hofmann<br />

100°-Festival - Öffentlichkeitsarbeit<br />

Hebbel am Ufer<br />

Kirsten Hehmeyer, Julia Naunin<br />

Rund um das Theater<br />

99-Cent-Filme<br />

Volksbühne - Sebastian Mauksch<br />

Szenisches Schreiben<br />

Maxim Gorki Theater - Sylvia Marquardt<br />

Theaterfotografie<br />

Rudi Wedekind<br />

Werkstätten für Grundschulen<br />

Sieben Versuche, ein Herz zu gewinnen<br />

Hans Wurst Nachfahren- Elena Raquet<br />

Tiermasken - bauen und spielen<br />

Schaubude- Mo Bunte<br />

Impro für Kids<br />

Die Gorillas- Regina Fabian<br />

Reise durch die Tanzgeschichte<br />

Dock 11- Livia Patrizi<br />

43


<strong>TUSCH</strong><br />

Werkstätten<br />

<strong>2005</strong><br />

eine Auswahl<br />

45


5,4,3,2,1 – los! Impro für Kids<br />

Die Gorillas<br />

Leitung: Regina Fabian<br />

Spontanes Spiel ist jüngeren Schülern sicherlich<br />

vertrauter als Jugendlichen und Erwachsenen,<br />

so vermutete ich und wurde nicht enttäuscht.<br />

Die Spielfreude der 15 Teilnehmer der Grundschul-Theaterwerkstatt<br />

war groß, neue Spielimpulse<br />

wurden schnell aufgenommen und die<br />

jungen Spieler waren oft kaum zu bremsen. Die<br />

Vorschläge für szenische Übungen reichten von<br />

„Banküberfall“ über „Dschungel“ bis zum „bro-<br />

delnden Vulkan“ und natürlich dem „geheimen<br />

Schatz“.<br />

Improtheater basiert auf einer hohen Aufmerksamkeit<br />

und Akzeptanz gegenüber den Mitspielern.<br />

Die Bereitschaft anderen unbekannten<br />

Kindern zuzuhören und ihre Spielangebote<br />

aufzunehmen, stellte für die meisten Teilnehmer<br />

eine große Herausforderung dar.<br />

Die Konzentration, die die Schüler aufbrachten,<br />

war erstaunlich hoch. Dies zeigte sich besonders<br />

deutlich bei der sehr beliebten Kinoszene. Bei<br />

dieser Übung improvisieren bis zu acht Spieler<br />

gemeinsam einen Kinobesuch und jeder muss<br />

sich gleichzeitig auf alle Spielangebote seiner<br />

Mitspieler konzentrieren. Angespornt auch<br />

durch das Ziel einer Präsentation entstanden<br />

immer wieder sehr intensive Probemomente.<br />

Die Aufregung, Ernsthaftigkeit und die Spiellust<br />

der Schüler haben mich bei beiden Aufführungen<br />

begeistert.<br />

Text: Regina Fabian<br />

Besonders gut hat mir das Kino, die Standbilder<br />

und die Spiele, die wir in der Gruppe gemacht haben,<br />

gefallen. Ich kann es empfehlen, aber ich würde<br />

es nicht noch einmal machen, weil ich nicht der<br />

Typ für große Aufführungen bin.<br />

Heiner, 5. Klasse<br />

Es war schon sehr anstrengend dort. Fast 5 Stunden<br />

lang nur rum rennen und so etwas.<br />

Am besten fand ich als wir „Im Bild stehen“ gemacht<br />

haben, oder „Im Kino“. Noch einmal für die,<br />

die nicht wissen was Improvisation ist: Improvisation<br />

ist, wenn man einfach drauf los redet, ohne davor<br />

darüber nachzudenken.<br />

Said, 5. Klasse<br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

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48<br />

Tanzfieber<br />

Sophiensæle<br />

Leitung: Anna Widmer und<br />

Tamara Brücken<br />

Ungewöhnlich großen Zulauf hatte die Werkstatt<br />

„Modern Dance“ in den Sophiensælen. 19<br />

Mädchen der Klassenstufen 8 bis 12 erlernten<br />

in nur drei Tagen eine vollständige Choreographie.<br />

Nach dem Schweiß treibendem Training im<br />

Hochzeitssaal hatten zwar alle Muskelkater, doch<br />

das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Persönliche<br />

Posen, Zweier-Choreografien und Freestyle-<br />

Elemente verschmolzen zu einem überzeugenden<br />

Ganzen.<br />

Teilnehmerin Alex über den Reiz des Tanzens:<br />

„Auch wenn es manchmal anstrengend ist, das<br />

Tolle ist, wenn alles zusammenkommt und man<br />

schließlich mit der Musik übereinstimmt.“ „Schade,<br />

dass es keinen weiterführenden Kurs dazu<br />

gibt. Die Leiterinnen waren total gut“, ergänzte<br />

Samira.<br />

Alle Teilnehmerinnen waren sich einig, dass der<br />

Workshop im nächsten Jahr unbedingt wiederholt<br />

werden sollte. Dann vielleicht mit weniger<br />

Teilnehmerinnen, damit das Training noch einen<br />

Tick intensiver wird.<br />

Für die <strong>TUSCH</strong>-Festwoche <strong>2005</strong> präsentierte sich<br />

die Werkstatt mit einem Video, in dem alle Phasen<br />

der Werkstatt von den Aufwärmübungen<br />

über die Probetänze bis zur fertigen Choreografie<br />

dokumentiert waren.<br />

Text: Anke Gutermuth<br />

Fotos: Jörg Lipskoch


Klackendes Holz und ein Stock wie ein Vogel<br />

theater strahl<br />

Leitung: Alfred Hartung, Schauspieler<br />

Es ist Dienstagnachmittag. Von den acht Schülern,<br />

die sich zur ersten Workshop-Stunde im<br />

theater strahl eingefunden haben, sind einige<br />

alte Hasen dabei. „Ich habe schon letztes Jahr bei<br />

Alfred mitgemacht“, sagt Tatjana und lacht verschmitzt.<br />

„Und weil es so viel Spaß macht, bin ich<br />

halt wieder dabei.“<br />

Was ist denn so interessant am Theater-Stockkampf?<br />

Justin erklärt: „Die Kombination aus<br />

Schlagtechniken, Körperhaltung und Choreographie“.<br />

Diese Kombination beherrschen die<br />

acht Schüler der Klassenstufen 8 -12 am Ende<br />

der Werksatt wie aus dem Effeff. „Am liebsten<br />

möchte ich mit dem Stock einfach wild alles ausprobieren.<br />

Doch in der Gruppe sieht es einfach<br />

viel cooler aus“.<br />

Der Stock der in dieser Werkstatt benutzt wird,<br />

ist ein rundförmiger Kieferholzstab. Ursprünglich<br />

ein einfacher Spazierstock, wurde er zu Verteidigungszwecken<br />

von den Samurais umfunktioniert<br />

und als Schlaginstrument entdeckt. Jeder<br />

der vier Workshoptermine beginnt mit einem<br />

ausgiebigen Aufwärmtraining, um den Körper,<br />

vor allem aber Hände, Arme und Füße für das<br />

Spiel mit dem Stock vorzubereiten. Erste kleine<br />

Gleichgewichtsübungen bringen das nötige Gefühl<br />

für den Umgang mit dem Stock.<br />

„Drei vor, drei zurück“, Alfred Hartung beschreibt<br />

die einzelnen Verteidigungshaltungen und<br />

Schlagtechniken, die jeweils mit Zahlen von eins<br />

bis acht besetzt werden, um Missverständnisse<br />

zu vermeiden, wenn das Tempo schneller wird.<br />

In Paar- und Gruppenformationen werden diese<br />

choreographierten Schritt- und Schlagtechniken<br />

nun geübt. Am Ende steht eine komplette<br />

Stockkampf-Performance, die auf der <strong>TUSCH</strong>-<br />

Festwoche mit dafür eigens von den Schülern<br />

ausgesuchter Musik präsentiert wird.<br />

Und zum Schluss der Werkstatt weiß David, dass<br />

er nächstes Mal auf jeden Fall wieder dabei ist:<br />

„Weil es Spaß macht und Stockkampf eine interessante<br />

Technik hat. Ich habe gelernt, meine Motorik<br />

zu verbessern“.<br />

Text: Miriam Pack<br />

Für die Bühnenchoreographie erarbeiten wir mit<br />

Hilfe der Zeitlupentechnik einzelne Kämpfe mit<br />

zwei oder drei Kämpfern. Durch die Anwendung<br />

der Zeitlupe werden Unfälle vermieden, gleichzeitig<br />

schult sie die Körperbeherrschung. Später passen<br />

wir Tempo und Rhythmus dem ausgewählten<br />

Song an, diesmal ist es „Die another day“ von Madonna.<br />

In der letzten 10-minütigen Probe auf der<br />

Bühne wird mit Hilfe der Techniker das Ganze ins<br />

rechte Licht und in stimmigen Ton gesetzt.<br />

Nach einer kurzen gemeinsamen Lockerungs- und<br />

Konzentrationsübungen geht der Vorhang auch<br />

schon auf. Die kleine, sehr feine Show, die die Schüler<br />

in lediglich 8 Stunden erarbeitet haben findet<br />

offenbar den Zuspruch des begeisterten Publikums,<br />

das sich mit einem riesigen Applaus bei den Stockkämpfern<br />

bedankt.<br />

Alfred Hartung<br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

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50<br />

Chicago at its best – eine Kostprobe aus der Welt des Musicals.<br />

Theater des Westens<br />

Leitung: Pamela Nagel<br />

Zwölf Schüler betraten am Samstagmorgen<br />

schüchtern den Tanzsaal der Universität der<br />

Künste im Bereich Musical/ Show. Bei der Leiterin<br />

der Musicalwerkstatt konnte man schon mal<br />

schüchtern werden. Pamela Nagel ist Dozentin,<br />

Lehrbeauftragte und ehemalige Balletttänzerin<br />

für „Cats“ in Wien und andere Musicals in Amerika.<br />

Ja, Pamela ist Amerikanerin und ihr unüberhörbarer<br />

Slang machte sie von der ersten Minute<br />

an sympathisch, so dass nach den ersten Worten<br />

die gröbste Anspannung verflogen war. Pamela<br />

gab am ersten Tag eine wunderschöne Einführung<br />

in die Geschichte und die Welt des Musicals.<br />

Es wurden Ausschnitte angehört, CD’s ausgetauscht,<br />

Pamela zeigte erste Tanzschritte und<br />

jeder berichtete von seinem eigenen Zugang<br />

zum Musical.<br />

Die Werkstatt bot zwölf Schülern/innen an vier<br />

Tagen über mehrere Stunden die Möglichkeit,<br />

eine Choreographie zur Musik eines Musicals<br />

einzustudieren und diese dann während der<br />

<strong>TUSCH</strong>-Festwoche aufzuführen, mit Kostüm,<br />

Maske und allem was dazu gehört. Nachdem<br />

Pamela alle zur Auswahl stehenden Musicals<br />

präsentiert hatte, waren sich alle schnell einig: Es<br />

sollte ein Ausschnitt aus dem Musical „Chicago“<br />

sein.<br />

„Und Flex und Strecken, Flex und Strecken.“ Vor<br />

der breiten Spiegelfront des Tanzraumes begann<br />

das Aufwärmtraining, das Little-Warming-<br />

Up. Schon am Ende des ersten Tages beherrschten<br />

die Schüler mehrere Tanzschritte aus dem<br />

Musical und konnten einige choreographierte<br />

Abläufe im Kopf mit nach Hause nehmen. Pamela<br />

setzte dieses Tempo an den nächsten<br />

Werkstatttagen fort: In nur vier Tagen kam eine<br />

komplette, bühnenreife Choreographie zustande.<br />

„Ein Tanzmensch zieht das Becken hoch, ein<br />

Privatmensch zeigt eine lässige Hüfte – ihr seid<br />

Tanzmenschen.“ Die Schüler lernten viel: Über<br />

eine gerade Körperhaltung, die Dehnbarkeit der<br />

Muskeln, Rhythmusgefühl, konzentriertes Arbeiten,<br />

komplizierte Schrittfolgen und das tolle Gefühl,<br />

wenn der eigene Tanz zur Musik passt.<br />

„Ich habe gelernt, mich zu bewegen“, weiß Janina,<br />

und Julia fügt hinzu: „Ich habe viele Tanz-<br />

schritte gelernt, ich habe Taktgefühl bekommen,<br />

neu waren die schnellen und die sehr interessanten<br />

Bewegungen“.<br />

„Es gibt nichts Vergleichbares für Schüler aus<br />

dem Musicalbereich“, sagt Pamela und man<br />

weiß, was sie meint. Denn der Erfolg dieser Werkstatt<br />

resultierte vor allem aus der Kraft ihrer Dozentin,<br />

die mitriss, motivierte und anspornte.<br />

Die Schüler haben Pamela nach der <strong>TUSCH</strong>-<br />

Werkstatt gefragt, ob sie eine kleine Gruppe weiter<br />

in Musicaltanz unterrichten würde und sie<br />

hat zugesagt: Ein Erfolg, der für sich spricht.<br />

Text: Miriam Pack,<br />

Fotos: Jörg Lipskoch


SMASH!<br />

Sophiensæle<br />

Leitung: Daniela Kranz und<br />

Jenke Nordalm<br />

SMASH! ist ein Theaterprojekt zum Thema Jugend<br />

und Gewalt, das <strong>2005</strong> in der Regie von<br />

Daniela Kranz und Jenke Nordalm realisiert<br />

wurde. Kai Schuberts eigens für dieses Projekt<br />

zusammengestelltes Theatermaterial ist kein<br />

klassischer Theatertext, der Figurenentwicklung<br />

mittels Handlung zeigt. Stattdessen gibt es Metamorphosen,<br />

Überblendungen und plötzliche<br />

Wechsel der Spielsituation.<br />

Im Rahmen der Werkstatt erprobten die Jugendlichen<br />

selbst den Umgang mit biografischem<br />

und dokumentarischem Material. Anhand von<br />

Szenentexten aus der Inszenierung und Improvisationsübungen<br />

mit dem Regieteam und den<br />

beteiligten Schauspielern wurden erste Spielerfahrungen<br />

gesammelt und die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten<br />

trainiert. Ein siebenstündiger<br />

Workshop, der es in sich hatte. Wo hört die<br />

Realität der Schauspieler auf und wo beginnt die<br />

Fiktion der Rolle? An der Werkstatt nahmen elf<br />

Schüler/innen der Klassenstufe 11-13 teil.<br />

Zu Beginn wählte jede/r der Spieler/innen einen<br />

neuen Vornamen, der jeweils mit den Buchstaben<br />

A,M,O und K – Amok! beginnen sollte. Zu den<br />

neuen Namen gehörten neue Identitäten und die<br />

Frage: Was bedeutet Gewalt für meine Figur?<br />

„Mein Name ist Ally, ich komme aus Düsseldorf,<br />

bin 20 Jahre alt. Meine Hobbys sind Schwertkampf,<br />

Kampfspiele und Tiere, besonders Pferde. Ich würde<br />

gerne töten, abmetzeln, um jemanden am Rande<br />

zu sehen.“<br />

„Mein Name ist Kai, ich bin 24 Jahre alt, komme aus<br />

Chemnitz. Ich spiele gerne Ping Pong. Ich will eigentlich<br />

niemanden töten, aber zurzeit glaube ich, dass<br />

ich jemanden umbringen werde. Ja, ich werde jemanden<br />

umbringen.“<br />

Zum Schluss erzählten alle in den Rollen von ihren<br />

Ängsten, ebenfalls ein Themen-Ausschnitt des<br />

Projektes SMASH!. Hinter jeder offensiven Gewalt<br />

steht eine nicht offen ausgetragene Angst.<br />

„Ich habe Angst, verlassen zu werden, dass immer alles<br />

so bleibt wie es ist, vor Veränderung, vor dem Tod.“<br />

„Ich habe Angst, die Straße überqueren zu wollen<br />

und die Ampel steht auf rot. Ich habe Angst vor der<br />

großen dicken Verkäuferin, vor grellem Licht und<br />

meinem Vater.“<br />

Das Fazit der Werkstatt fiel einhellig aus:<br />

„Smash war total genial. Dadurch, dass wir immer<br />

mit dem Namen unserer Figur angesprochen wurden,<br />

war ich voll in der Rolle drin und konnte mich<br />

richtig identifizieren. War unheimlich, wie man so<br />

jemand ganz anderes, seltsames sein kann, der<br />

dann vielleicht doch gar nicht so anders und unnormal<br />

ist, wie man am Anfang gedacht hatte.“<br />

Text: Miriam Pack<br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

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52<br />

Krieg machen<br />

Schaubühne am Lehniner Platz<br />

Leitung: Uta Plate<br />

Das Stück „Troilus und Cressida“ über die griechische<br />

Mythologie nach William Shakespeare<br />

stand im Zentrum des Workshops, zu dem Uta<br />

Plate interessierte Jugendliche in die Schaubühne<br />

an Lehniner Platz einlud. Unter dem Titel<br />

„Krieg machen“ fanden sich drei Mädchen und<br />

fünf Jungen der Klassenstufen 10 - 12 ein, um<br />

mehr über das Stück und die Hintergründe zu<br />

erfahren. Die Schüler setzten sich innerhalb von<br />

vier Stunden intensiv mit dem Text auseinander,<br />

indem sie Sätze daraus lernten, Formationen bildeten<br />

und ihren Text in die Choreografien einfügten.<br />

Anschließend spielten sie gekürzte Szenen<br />

und schlüpften dabei in die Rollen der schönen<br />

Cressida, des tapferen Troilus, des bösen Hektors<br />

und des starken Ajax. Bei den improvisierten<br />

Szenen wurden die Beziehungsmuster der verschiedenen<br />

Figuren deutlich. Diese Vertiefung in<br />

den Text bereitete die Schüler auf einen Besuch<br />

der Inszenierung vor, während der sie einige der<br />

selbst gespielten Monologe und Dialoge wieder<br />

erkannten.<br />

Insgesamt waren die Schüler vom Selber-spielen<br />

und Zuschauer-sein gleichermaßen begeistert.<br />

Text: Anke Gutermuth<br />

Fotos: Jörg Lipskoch


Theaterschminken<br />

Komische Oper<br />

Leitung: Heidemarie Fuhrmaneck,<br />

Verena Schirmer<br />

Am Samstag, den 12.02.05 um 10 Uhr trafen<br />

sich im fernen Atrium 12 Mädchen, um für sechs<br />

Stunden in eine andere Haut zu schlüpfen. Sie<br />

hatten sich an ihrem freien Tag so früh auf den<br />

Weg gemacht, um mit Hilfe von Theater-Schminke<br />

und professioneller Anleitung mal ein etwas<br />

ganz anderes Gesicht im Spiegel zu erblicken.<br />

Wie würde ich mit Glatze aussehen?<br />

Steht mir ein Bart?<br />

Vor allem der Vorschlag weibliche Gesichtszüge<br />

zu vermännlichen wurde begeistert aufgenommen<br />

und nachgeahmt. Die ausgebildeten Maskenbildnerinnen<br />

gaben Ratschläge bezüglich<br />

buschiger Augenbrauen und kantiger Gesichtszüge.<br />

Mit großem Spaß malten sich die Mädchen<br />

auch Narben und Veilchen ins Gesicht.<br />

Die Leiterinnen schafften es perfekt, den informativen<br />

und praktischen Teil unter einen Hut zu bekommen,<br />

sodass man einen guten Eindruck von<br />

dem Beruf des Maskenbildners mitnahm. Zudem<br />

hat es allen Beteiligten viel Spaß gemacht und<br />

den ganzen Tag über wurde viel gelacht.<br />

Text: Vera Mahne<br />

Fotos: Heidemarie Fuhrmaneck<br />

53


54<br />

Hans Christian Andersen für 99 Cent - all inclusive.<br />

Volksbühne<br />

Leitung: Sebastian Mauksch<br />

Selber einen Film machen? Die eigenen Fantasien<br />

und Ideen filmisch umsetzen? Ein Märchen<br />

als Film? Die Volksbühne Berlin als Produktionsstätte<br />

und Drehort?<br />

Das Jugendtheater der Volksbühne P14 unter<br />

der Leitung von Sebastian Mauksch bot dieses<br />

Jahr eine ganz besondere Werkstatt für die Schüler<br />

und Schülerinnen des <strong>TUSCH</strong> Werkstattprogramms<br />

an: „99-Cent-Filme präsentieren Hans<br />

Christian Andersen“<br />

Jeder teilnehmende Schüler wurde an zwei Tagen<br />

zum Filmemacher. Er erhielt 99 Cent für eine<br />

Filmproduktion auf Video zum Thema: Die Märchen<br />

von Hans Christian Andersen. Das Budget<br />

konnte je nach eigenen Inhalten und Ideen für<br />

die Ausstattung von Film und Rolle verwendet<br />

werden. Gedreht wurde in und um die Volksbühne.<br />

Drehbuch, Ausstattung, Dreh, Schnitt und<br />

Postproduktion – alles an zwei Tagen.<br />

Der Schweiß stand den 17 jungen Filmemachern<br />

schon fünf Minuten nach Maukschs Vorstellung<br />

der Werkstatt-Inhalte auf der Stirn. Nur zwei<br />

Tage? Und wie schneidet man einen Film? Und<br />

vor allem wie bekommt man ein komplettes<br />

Märchen in 90 Sekunden Videofilm?<br />

Zu Beginn stand jedoch erst einmal das intensive<br />

Studium der zahlreichen Märchen, die Andersen<br />

geschrieben hat. Und plötzlich wurde es<br />

interessant. Interessant zu sehen, was Andersen<br />

alles geschrieben hatte und welche umfangreichen<br />

Märchenvariationen als Filmstoff zur Verfügung<br />

standen. 17 Filmemacher teilten sich in<br />

vier Gruppen - so entstanden vier Filme: „Die roten<br />

Schuhe“, „Das stumme Buch“, „Der alte Grabstein“<br />

und „Der Schatten“. Autor: Hans Christian<br />

Andersen, Drehbuch und Regie: Schüler der Klassen<br />

9-13. Vom Storyboard, der Auswahl der Darsteller,<br />

über die Musikvertonung, bis zum fertigen<br />

Dreh wurde von den Schülern und Schülerinnen<br />

ein kompletter Mini-Film aus eigener Hand gedreht,<br />

mit Unterstützung der Videokünstler des<br />

P14. Die Premiere der Filme fand auf der <strong>TUSCH</strong>-<br />

Festwoche statt und wurde zum Erstaunen der<br />

Künstler auf Großleinwand auf der Theaterbühne<br />

präsentiert. Mit großem Erfolg!<br />

Text: Miriam Pack<br />

Fotos: Jörg Lipskoch


Wofür sich das Leben lohnt<br />

GRIPS Theater<br />

Leitung: Meike Herminghausen<br />

Eine buntgemischte Gruppe traf sich auf der Probebühne<br />

im Grips Theater in den Kulissen eines<br />

Zirkusstücks, die dort zu anderweitigen Probenzwecken<br />

aufgebaut waren.<br />

Was ist uns jetzt wichtig? Womit beschäftigen<br />

wir uns gerne? Was gibt uns die Kraft sich jedem<br />

Tag dem Leben wieder neu zu stellen? Was haben<br />

wir für Ziele die wir in unserem Leben erreichen<br />

wollen? Warum lohnt es sich dennoch,<br />

trotz aller Schwierigkeiten?<br />

Es erwies sich als nicht ganz einfach, gleich zu<br />

Beginn über ein derart persönliches Thema mit<br />

noch fremden Menschen und in einer ungewohnten<br />

Umgebung zu sprechen. Trotzdem<br />

fanden die Workshopteilnehmer/innen durch<br />

die Hilfestellungen von Meike Herminghausen<br />

schnell einen Weg, um sich kennen zu lernen<br />

und möglichst viel übereinander zu erfahren.<br />

Sehr schnell wurde deutlich, dass allen die zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen sehr wichtig<br />

waren. Familie und Freunde standen im Vordergrund.<br />

Beruflicher Erfolg spielte eher eine untergeordnete<br />

Rolle und tauchte eher im Zusammenhang<br />

mit Geldverdienen und Sicherheit für<br />

die eigene Familie auf.<br />

Im Anschluss verarbeiteten die Jugendlichen ihre<br />

Gedanken zu Bühnen-Aktionen. Sie verwandelten<br />

ihre Zukunftsängste in Bewegung, näherten sich<br />

in Zeitlupe dem von ihnen angestrebten Ziel und<br />

schwankten im Moment der Entscheidung zwischen<br />

zwei Wegen hin und her. Unterstützt durch<br />

Anregungen und Vorschläge der Workshopleiterin<br />

entwickelten die Teilnehmer/innen in Gruppen<br />

ein szenisches Fragment und präsentierten<br />

die so gefundenen Antworten auf die Ausgangsfrage<br />

im Rahmen der <strong>TUSCH</strong>-Festwoche <strong>2005</strong>.<br />

Text: Vera Mahne<br />

Fotos: Jörg Lipskoch<br />

55


TTT – Tusch Theater Tag<br />

Mit Beginn der Spielzeit 04/05 konnte <strong>TUSCH</strong><br />

ein neues Angebot für Schüler/innen machen,<br />

die Theater gerne als Zuschauer genießen: Einmal<br />

im Monat mit Gleichgesinnten eine aktuelle<br />

Inszenierung besuchen und im Vorfeld oder Anschluss<br />

das Gesehene im Gespräch oder Workshop<br />

vertiefen.<br />

„Blind Date Theater“ – Rendezvous der besonderen<br />

Art<br />

An diesen Rendezvous nahmen so honorige Persönlichkeiten<br />

wie Goethe und Schiller teil – vertreten<br />

durch „Werther“ und „Maria Stuart“. Herr Gorki<br />

erschien mit seinen Kreaturen aus „Nachtasyl“. Das<br />

Grips Theater schickte gar all seine Gestalten aus<br />

„Linie 1“. Ebenfalls dabei waren die „Big Art Group“<br />

aus New York, Alvis Hermanis und sein Rigaer Theater,<br />

„Velma“ aus Lausanne, die Tänzer Juan Kruz<br />

Diaz de Garaio Esnaola und Joanna Dudley – und<br />

136 Jugendliche aus Berlin.<br />

Das in diesem Jahr neu aus der Taufe gehobene<br />

Projekt TTT hat zum Ziel, Jugendliche mit ganz<br />

unterschiedlichen theatralen Konzeptionen bekannt<br />

zu machen und ihnen die Begegnung mit<br />

Künstlern und Spielstätten zu ermöglichen. Phantasievoll<br />

und sachkundig wurden zu den Theaterbesuchen<br />

Einführungen oder Nachbereitungen<br />

sowie eine Diskussion über „Zugänge zum Theater“<br />

angeboten.<br />

Dorothea Hilliger, Leiterin des TTT 2004/<strong>2005</strong><br />

Im Theater darf man nicht lachen. Im Theater muss<br />

man in allem einen tieferen Sinn erkennen. Wer das<br />

Theaterstück anders aufgefasst hat als der Regisseur,<br />

der hat es nicht verstanden. Auch wenn man<br />

es nicht zugeben mag, irgendwo in sich drin hat<br />

fast jeder Mensch diese Vorurteile gegenüber dem<br />

Theater. Man lächelt verlegen in sich hinein statt<br />

laut loszulachen und man zählt erst alles auf, was<br />

man „verstanden“ hat, bevor man fragt: „Wieso<br />

war die eine Frau eigentlich die ganze Zeit nackt?“.<br />

Man ist befangen, weil es sich um das Mysterium<br />

Theater handelt. Ich war bei fast jedem Blind-Date-<br />

Theaterbesuch dabei. Wir haben Inszenierungen<br />

unterschiedlichster Art gesehen und an Workshops<br />

und Gesprächsrunden teilgenommen. Da wir mit<br />

unserer Unwissenheit unter unseresgleichen waren,<br />

konnten wir sie nach und nach ablegen. Die<br />

Theaterwelt hat sich für mich persönlich neu erschlossen.<br />

Meine Toleranzschwelle hat sich völlig<br />

verändert und ich bin mir viel bewusster darüber,<br />

ob mir etwas wirklich gefällt oder ob ich nur meine,<br />

es müsste mir gefallen, weil es sich um das „heilige<br />

Theater“ handelt.<br />

Juliane Köster, TTT-Gängerin<br />

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Pressestimmen<br />

- eine Auswahl<br />

Berliner Zeitung, 28. Februar <strong>2005</strong><br />

Tanz und Gesang in Spaniens Gassen<br />

Es ist 7.50 Uhr, als ich versuche, den Schülermassen<br />

auszuweichen, um zum Haupteingang der<br />

Friedensburg-Oberschule in Charlottenburg zu<br />

gelangen. Ich will zu einer <strong>TUSCH</strong>-Probe.<br />

<strong>TUSCH</strong> hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern und<br />

Jugendlichen aller Schulformen die Welt des<br />

Theaters zu eröffnen. Eines dieser Projekte ist<br />

die Inszenierung der Oper „Micaela/Carmen“, bei<br />

der die Schüler eng mit den Musiktheaterpädagogen<br />

von der Staatsoper und der Komischen<br />

Oper zusammenarbeiten.<br />

Als ich den Musikraum betrete, stehen neun<br />

Schüler der elften Klasse in einem Kreis und singen<br />

die Tonleitern hoch und runter. Dann die erste<br />

Szenenprobe – der kleine Klassenraum wird<br />

zur Bühne. Hie und da gibt es kleine Unsicherheiten,<br />

aber die sind mit Hilfe der Theaterpädagogin<br />

Ursula Jenni, die für Inszenierung und Produktion<br />

verantwortlich ist, schnell behoben.<br />

Im Vergleich zu der Originaloper „Carmen“ von<br />

George Bizet liegt in der Inszenierung der Schüler<br />

der Fokus nicht auf Carmen, sondern auf den<br />

Nebenfiguren. „Die Figur Micaela steht in der<br />

klassischen Oper ein bisschen im Hintergrund,<br />

obwohl sie es ist, die uns Jugendlichen heute am<br />

ähnlichsten ist“, erklärt mir Jenny Gard, die die<br />

Rolle der Carmen spielt.<br />

Viel Arbeit war nötig, um die Originalfassung mit<br />

den Vorstellungen der Schüler zu vereinbaren.<br />

„Zuerst machten wir uns Gedanken zu der Originaloper<br />

und überlegten, wie sich die Geschichte<br />

heute abspielen könnte. Ursula hat dann aus allen<br />

Ideen der Jugendlichen aus vier Schulen un-<br />

sere Oper geboren“, sagt Richard Weber – in der<br />

Oper der José. Und so wurde aus dem Schmuggler<br />

der Originalfassung ein Illegaler, aus dem<br />

Stierkämpfer ein Boxer und aus den Schülern<br />

echte Profischauspieler.<br />

Konstantin Kutzer<br />

taz, 2. März <strong>2005</strong><br />

Haufenweise Pulver<br />

Es ist hell. Viel zu hell. Das Licht zerschneidet die<br />

Luft, zerfurcht Gesichter, bringt alles heraus, was<br />

in ihnen schläft. Hass. Verzweiflung. Für Romantik<br />

ist hier kein Platz. Es herrscht ein polnisch-russischer<br />

Krieg unter weiß-roter Fahne in der Inszenierung<br />

von „Schneeweiß und Russenrot“ nach<br />

einem Roman von Dorata Maslowska.<br />

Dorata Maslowska schrieb ihren Debütroman mit<br />

18 Jahren, während ihres Abiturs, in nur wenigen<br />

Wochen. Das Porträt der jugendlichen Subkultur<br />

in einer heutigen polnischen Stadt - abgeklärt,<br />

rotzig, schonungslos und dabei selbstironisch -<br />

zog im letzten Jahr wie ein Erdbeben durch die<br />

Literaturlandschaft. Die Autorin wurde für ihre<br />

postmodern mit Sprache spielende, apokalyptisch<br />

delirierende Milieustudie der „Generation<br />

Nichts“ mit dem Polityka-Preis und dem Nike-<br />

Preis ausgezeichnet.<br />

Hier im Hochzeitssaal der Sophiensæle wird<br />

aus dem endlos assoziierenden, monologisch<br />

ringenden Gefasel der jungen Protagonisten<br />

ein skandierender Chor, der die Worte ausstößt<br />

wie eine automatische Waffe. Der Chor der klassischen<br />

griechischen Tragödie trifft auf einen<br />

Bewusstseinsstrom des polnischen Postkommunismus.<br />

Gemeinsam mit sieben Berliner Schülern hat<br />

der Regisseur Henning Fritsch, dessen Inszenierungen<br />

wiederholt zu Schultheatertreffen geladen<br />

wurden, ein durchweg überzeugendes,<br />

bildreiches und schnelles Stück erarbeitet. Der<br />

Text wurde prägnant und intelligent gekürzt, die<br />

szenische Umsetzung in einem mehrmonatigen<br />

Probenprozess gelungen entwickelt.<br />

Spielfreude, haufenweise weißes Pulver und lustvolles<br />

Encounter zwischen Gerotze und Gekotze<br />

brechen die jugendlichen Dramen und bringen<br />

sie dabei gleichzeitig mit untergründigem<br />

Schmerz auf den Punkt.<br />

Annette Jahn<br />

59


60 Deutschlandfunk,<br />

3. März <strong>2005</strong><br />

Theater ist nicht out bei Kindern und Jugendlichen,<br />

ein Projekt mit Schulen und Theaterhäusern<br />

in Berlin beweist das. Dass Kinder und Jugendliche<br />

kein Interesse an Theater und Oper<br />

hätten, dieses Vorurteil widerlegt das Berliner<br />

Projekt <strong>TUSCH</strong>. Am kommenden Sonntag beginnt<br />

die diesjährige <strong>TUSCH</strong>-Festwoche mit der<br />

Produktion „Micaela / Carmen“.<br />

„Eine Tanzszene, eine Sprech- und eine Musikszene<br />

zur Oper „Carmen“, das war die Aufgabenstellung,<br />

sagt Anne-Kathrin Ostrop, Musiktheaterpädagogin<br />

der Komischen Oper.<br />

„Begeisterung war sofort da, das Stück hat ja<br />

ganz viel mit den Schülern selbst zu tun. Das<br />

ist auch das Spannende an unserer kleinen<br />

Inszenierung, dass sie Ausschnitte aus ihrem<br />

Leben mit der Carmen verbinden. Dann ist der<br />

Torero hier bei uns in Berlin eben einer aus einem<br />

Boxclub.“<br />

Die Theaterarbeit sei jedoch noch mehr als nur<br />

der Kontakt mit der Kunst meint Renate Breitig,<br />

Initiatorin des <strong>TUSCH</strong>-Projektes und Referentin<br />

in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und<br />

Sport. „Wenn Jugendliche Theater spielen, dann<br />

sind die begeistert. Am Sonntag, am Wochenende<br />

hier zu sein - jeden, den sie fragen sagt: Oh es<br />

hat Spaß gemacht, es war toll. Das heißt, da ist<br />

mehr passiert, als nur der künstlerische Prozess.<br />

Es hat sich für sie etwas aufgeschlossen.“<br />

„Man muss halt aus sich rauskommen, sagen<br />

okay, ich bin jetzt hier, ich bin der Mittelpunkt, ich<br />

bin wichtig Das ist ein entscheidender Schritt“ –<br />

fasst eine Spielerin ihre Erfahrungen zusammen<br />

Camilla Hildebrand<br />

J:O – AOK-Magazin, Januar <strong>2006</strong><br />

Alles nur Theater?<br />

Als Sophie hinten in das „Charakterfahrzeug“<br />

einsteigt, wird es schlagartig still. „Darf ich mich<br />

zu Ihnen setzen?“, haucht sie. Marcel und Linda<br />

nicken. „Aber gern“, flüstert Marcel, der Fahrer.<br />

Sophie beugt sich nach vorn und legt den Finger<br />

vor die Lippen: „Hört ihr, wie die Blumen wachsen?“<br />

Marcel und Linda lauschen angestrengt<br />

und verkneifen sich das Lachen, während die<br />

Zuschauer ganz ungehemmt kichern dürfen.<br />

Am Dienstagmittag steht „Darstellendes Spiel“,<br />

kurz „DS“, auf dem Stundenplan der Kopernikus-Oberschule.<br />

Und als Höhepunkt der Doppelstunde<br />

fährt heute das Charakterfahrzeug über<br />

die Bühne.<br />

Reihum überlegt sich jeder Schüler einen bestimmten<br />

Charakter und steigt dann in das<br />

„Auto“ ein, in dem vorne schon Fahrer und Beifahrer<br />

auf Stühlen sitzen. Gemeinsam spielen sie<br />

eine improvisierte kleine Szene, so lange, bis der<br />

Fahrer den Wagen verlässt, alle einen Platz weiter<br />

rücken und hinten ein neuer Fahrgast zusteigt<br />

– mit einem neuen Charakter.<br />

Jetzt kommt Melanie: Sie kann sich kaum auf<br />

den Beinen halten und mischt die ruhige Szene<br />

komplett auf. Offenbar hat Melanie eine lange<br />

Nacht hinter sich. Lallend lässt sie sich auf den<br />

Rücksitz fallen und nickt halb ein. Da fängt auch<br />

Sophie an zu schnarchen und Beifahrerin Jasmin<br />

kämpft auf einmal mit Übelkeit. Die Zuschauer


klatschen. „Pause“, sagt Regina Fabian und nickt<br />

anerkennend.<br />

Meistens steht Regina Fabian auf und nicht vor<br />

der Bühne: Sie gehört zum Ensemble „Die Gorillas“<br />

im Ratibortheater. Dass sie heute in der Kopernikusschule<br />

die Übungen im DS-Kurs leitet,<br />

liegt an <strong>TUSCH</strong>, dem Berliner Netzwerk „Theater<br />

und Schule“. Bühnen und Schulen gehen für<br />

mindestens zwei Jahre eine Partnerschaft ein,<br />

sie spielen gemeinsam, besuchen einander, lernen<br />

mit- und voneinander. Das Kreuzberger Ratibortheater<br />

ist eines von 22 Theatern der Stadt,<br />

die sich dieses Jahr engagieren; die Kopernikusschule<br />

eine von 28 Partnerschulen.<br />

Dabei hat das Projekt vor sieben Jahren einmal<br />

ganz klein angefangen. „Ich hätte mir nie träumen<br />

lassen, dass von allen Seiten ein so großes<br />

Interesse daran besteht“, sagt Renate Breitig,<br />

Referentin für Darstellendes Spiel in der Berliner<br />

Senatsverwaltung. Sie hatte damals die Idee<br />

zu <strong>TUSCH</strong> und sprach die ersten Theater an. Die<br />

waren begeistert. Schließlich lernen die Theatermacher<br />

so auch ihr Publikum von morgen<br />

kennen. Und die Schüler? „Na ja, mir macht es<br />

einfach Spaß“, sagt der 15-jährige Ben, der in der<br />

Kopernikusschule gerade einen langhaarigen<br />

Bauarbeiter mit Rückenschaden auf die Bühne<br />

gebracht hat.<br />

Tagesspiegel, 31. Januar <strong>2006</strong><br />

...und in den Winterferien wird getanzt<br />

„Dort überm Lüftungsschacht ist das Weltall.<br />

Und ein Stern, den du ganz allein entdeckt hast.<br />

Dorthin wird die Menschheit aufbrechen, wenn<br />

sie auf der Erde nicht mehr überleben kann“,<br />

sagt Benjamin Stein von der Neuköllner Oper<br />

mit eindringlicher Stimme zu dem 15-jährigen<br />

Andreas. „Du hast eine Vision. Das musst du uns<br />

jetzt nur noch glaubhaft machen.“ Der Junge<br />

mit der Zahnspange steht mitten im Probenraum<br />

des Friedrichstadtpalastes und nickt ergeben.<br />

Ein Walzer setzt zum wiederholten Mal ein.<br />

Und Andreas macht sich daran, noch einmal „seine<br />

Vision“ zu beschreiben – nur mit Mimik und<br />

Gestik zu den Klängen der Stereoanlage. Noch<br />

etwas zaghaft wirken Andreas’ eckige Bewegungen<br />

anfangs. Doch dann läuft er sich warm,<br />

holt immer inbrünstiger mit den Armen aus.<br />

Zum zweiten Mal hat das Projekt-Team „<strong>TUSCH</strong><br />

–Theater und Schule “Berliner Schüler zu einem<br />

Winterferien-Workshop eingeladen. Um zeitgenössisches<br />

Tanztheater geht es dieses Mal. Seit<br />

Samstag studieren vier Schülergruppen sechs<br />

Stunden pro Tag mit professionellen Choreografen<br />

Kurzinszenierungen ein. Vier Berliner Bühnen<br />

sind beteiligt. Bei Irina Roerig, Steffi Garke und<br />

Benjamin Stein von der Neuköllner Oper geht es<br />

um Rechtsextremismus und Ausgrenzung. Was<br />

„Andreas’ Vision“ damit zu tun hat, wollen die<br />

acht Schüler bis nächsten Samstag herausarbeiten.<br />

Dann treffen sie die 30 anderen Nachwuchstänzer<br />

und fügen ihre Ideen zur „Move-On“-<br />

Choreografie zusammen. Sechsmal wird die auf<br />

verschiedenen Bühnen aufgeführt.<br />

Daniela Martens<br />

Fotos: <strong>TUSCH</strong> Theaterfoto-Werkstatt <strong>2005</strong><br />

61


62<br />

Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner<br />

an Theatern und Schulen <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />

Lessing-Oberschule, Mitte<br />

Deutsches Theater / DT-Kammerspiele<br />

Gabriele-von-Bülow-Oberschule, Reinickendorf<br />

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />

Willi-Graf-Oberschule, Steglitz<br />

Schaubühne am Lehniner Platz<br />

Walter-Gropius-Schule, Neukölln<br />

Schulfarm Insel Scharfenberg, Reinickendorf<br />

Maxim Gorki Theater<br />

Max-Beckmann-Oberschule, Reinickendorf<br />

Berliner Ensemble<br />

Leibniz-Oberschule, Kreuzberg<br />

Grundschule am Teltowkanal, Neukölln<br />

Theater an der Parkaue<br />

Hildegard-Wegscheider-Oberschule, Wilmersdorf<br />

Vaganten Bühne<br />

Anna-Freud-Oberschule, Charlottenburg<br />

tribuene gegen|WARTE<br />

Oberschule am Köllnischen Park, Mitte<br />

Oberstufenzentrum für Bürowirtschaft, Steglitz<br />

theater 89<br />

Friedensburg-Oberschule, Charlottenburg<br />

Komische Oper<br />

Ferdinand-Freiligrath-Oberschule, Kreuzberg<br />

Oberschule am Landsberger Tor, Marzahn<br />

Grips Theater<br />

Anita Mächler<br />

Daniela Fichte<br />

Michael Schmid<br />

Heike Sobisiak<br />

Marianne Strohmeyer<br />

Uta Plate<br />

Ingo Amling<br />

Engelbert Weinhold<br />

Sylvia Marquardt<br />

45 79 85 10<br />

28441-399<br />

433 80 87<br />

24065-610<br />

772 90 04<br />

89002-194<br />

6 009 080<br />

430 944 33 0<br />

20221-322<br />

Thomas Arndt<br />

Anika Bárdos 28408 168<br />

Petra Richter<br />

Gabriele Prondzinski<br />

Anne Paffenholz<br />

Claudia Böhm<br />

Astrid Domke<br />

C. Pabst, C. Rickers<br />

Thomas Trempnau<br />

Dagmar Lunow<br />

Ute Haders<br />

Hans – Joachim Frank<br />

Wilma Retzlaff<br />

Anne Kathrin Ostrop<br />

Dorothea Quast<br />

Rosemarie Heiderich<br />

Philipp Harpain<br />

50 58 67 11<br />

680 92 066<br />

55 77 52 67<br />

9 029-22 816<br />

312 45 29<br />

36 41 78 16<br />

341 90 01<br />

2 794 027<br />

768 900 11<br />

282 46 56<br />

9029 25804<br />

20 260 375<br />

50 58 56 11<br />

93 29 026<br />

39 74 74 44<br />

Fax: 45 79 85 16<br />

Fax: 28441-408<br />

Fax: 433 80 88<br />

Fax: 24065-642<br />

Fax: 772 05 79 99<br />

Fax: 89002-195<br />

Fax: 430 944 33 12<br />

Fax: 20221-365<br />

Fax: 4 135 164<br />

Fax: 28408-131<br />

Fax: 50 58 67 15<br />

Fax: 625 50 79<br />

Fax: 8 265 862<br />

Fax: 313 34 83<br />

Fax: 36 41 78 20<br />

Fax: 341 16 86<br />

Fax: 2 794 027<br />

Fax: 768 900 35<br />

Fax: 283 45 37<br />

Fax: 50 58 56 15<br />

Fax: 93 29 188<br />

Fax: 39 74 74 28


Erasmus-von-Rotterdam-Oberschule, Hellersdorf<br />

theater strahl<br />

Erika-Mann-Grundschule, Wedding<br />

Schaubude Puppentheater Berlin<br />

Ernst-Abbe-Oberschule, Neukölln<br />

Albert-Einstein-Oberschule, Neukölln<br />

Neuköllner Oper<br />

Kopernikus-Oberschule, Steglitz<br />

Schwielowsee-Grundschule, Schöneberg<br />

Die Gorillas<br />

Heinrich-von-Kleist-Oberschule, Mitte<br />

Menzel-Oberschule, Mitte<br />

Hebbel am Ufer - HAU<br />

Sophie-Scholl-Oberschule, Schöneberg<br />

Friends of Italian Opera<br />

John-Lennon-Oberschule, Mitte<br />

Thomas-Mann-Oberschule, Reinickendorf<br />

Sophiensæle<br />

Schiller-Oberschule, Charlottenburg<br />

Königin-Luise-Stiftung, Zehlendorf<br />

Deutsche Oper Berlin<br />

Kurt-Tucholsky-Oberschule Pankow<br />

Schadow-Oberschule, Zehlendorf<br />

Staatsoper Unter den Linden<br />

Spreewald-Grundschule Schöneberg<br />

Hans Wurst Nachfahren<br />

Paul-Lincke-Grundschule, Prenzlauer Berg<br />

Dock 11<br />

Kepler-Oberschule<br />

<strong>TUSCH</strong>-Medienpartner-Schule<br />

Monika Schuch<br />

Gila Schmidt<br />

Uta Klotz, Karin Babbe<br />

Silke Haueiß, Silvia Brendenal<br />

Carola Neubert<br />

Christel Sprink<br />

Benjamin Stein<br />

Anne Ruhe-Welsch, Hans Seibert<br />

Anne Niemeier<br />

Regina Fabian<br />

Brigitte Schulte<br />

Bärbel Kosanke-Teigler<br />

Julia Naunin<br />

Kristina Tendel<br />

Günther Grosser<br />

Norbert Knipp<br />

Jaqueline Beier<br />

Anna Poeschel<br />

Gabriele Mähner<br />

Elisabeth Menzel, Sigrid Boldt<br />

Ulrike Mirow<br />

Anja Klein<br />

Birgit Havenstein<br />

Rainer O. Brinkmann<br />

Monika Neumann, Norbert Raabe<br />

Barbara Kilian, Elena Raquet<br />

Andrea Sturm<br />

Kirsten Seligmüller, Wiebke Janssen<br />

561 51 26<br />

695 99 777<br />

4508 5510<br />

428 6059<br />

68 092 423<br />

600 90 20<br />

688 90 713<br />

79 744 260<br />

7560 7803<br />

4280 5263<br />

39 805 470<br />

398 00 9710<br />

25 900 476<br />

75 60 71 71<br />

6 935 692 / 6 913 937<br />

44 057 685<br />

415 80 61<br />

27 89 00 33<br />

902 925 920<br />

841 813 25<br />

34 38 44 74<br />

479 900 0<br />

9029 95463<br />

20 354 489<br />

75 60 71 51<br />

216 79 25<br />

4285 0876<br />

448 12 22<br />

Fax: 561 51 26<br />

Fax: 690 422 33<br />

Fax: 4508 5511<br />

Fax: 423 43 10<br />

Fax: 6 233 099<br />

Fax: 600 90 254<br />

Fax: 688 90 789<br />

Fax: 79 744 289<br />

Fax: 4202 2876<br />

Fax: 39 805 489<br />

Fax: 398 00 97 22<br />

Fax: 25 900 449<br />

Fax: 75 60 44 65<br />

Fax: 69 504 727<br />

Fax: 4050 0120<br />

Fax: 415 50 37<br />

Fax: 28 35 267<br />

Fax: 902 925 841<br />

Fax: 841 814 83<br />

Fax: 34 38 46 74<br />

Fax: 479 900 112<br />

Fax: 9029 96158<br />

Fax: 20 354 594<br />

Fax: 75 60 43 66<br />

Fax: 217 04 63<br />

Fax: 4285 0877<br />

Fax: 448 11 85<br />

Friederike Faber, Werner Lippmann 68 09 20 64 Fax: 6859 80 08<br />

63


64<br />

Danksagung<br />

Ein großes Dankeschön geht<br />

an alle, die <strong>TUSCH</strong> <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />

aktiv unterstützt haben:<br />

- an die vielen Helfer und „Mitmacher“ aus Schulen<br />

und Theatern mit den Schülerinnen und<br />

Schülern,<br />

den Lehrerinnen und Lehrern und Theaterleuten<br />

- das <strong>TUSCH</strong>-Team <strong>2005</strong>/ <strong>2006</strong>: Anna Baronjan,<br />

Edda Battigelli, Andreas Beutler, Birthe Boeckel,<br />

Anett Bullmann, Kirsten Eick, Anna Elbert, Anke<br />

Gutermuth, Judtih Kautz, Fabian Kunze, Jörg<br />

Lipskoch, Wera Mahne, Simone Neubauer, Miriam<br />

Pack, Lilo Rößler, Claudia Rothenbühler, Janine<br />

Schweiger, Martina Zielinksi, Anne Zühlke<br />

- das Team vom JugendKulturZentrum Pumpe<br />

um Timo Hirscher und das Technik-Team um<br />

Jörg Schildbach, die als Projekt-Partner die jährliche<br />

<strong>TUSCH</strong>-Festwoche engagiert und kompetent<br />

unterstützen.


Impressum<br />

Herausgeber und Druck<br />

Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und<br />

Forschung Berlin<br />

März 2007<br />

Redaktion<br />

Ursula Jenni<br />

Claudia Rothenbühler<br />

Grafik und Layout<br />

Sonja Rörig<br />

<strong>TUSCH</strong> ist ein Projekt<br />

der JugendKulturService gGmbH<br />

in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für<br />

Bildung, Wissenschaft und Forschung<br />

<strong>TUSCH</strong> <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong> wurde unterstützt von:<br />

Deutscher Bühnenverein, Landesverband Berlin<br />

PWC-Stiftung<br />

Hauptstadtkulturfonds<br />

Aktion Mensch - 5000x Zukunft<br />

<strong>TUSCH</strong>-Partner<br />

JugendKulturZentrum PUMPE<br />

Projektleitung: Renate Breitig, Tel.: 030- 9026 5229<br />

Schirmherr des <strong>TUSCH</strong>-Projektes<br />

Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister<br />

von Berlin<br />

Email: tusch@jugendkulturservice.de<br />

www.tusch-berlin.de<br />

Deutscher Buhnenverein<br />

Landesverband Berlin


D T<br />

DEUTSCHES THEATER BERLIN<br />

VHS-Kolleg Schöneberg Tempelhof-Schöneberg<br />

Deutsches Theater<br />

Treptow-Kolleg Treptow-Köpenick<br />

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />

Katholische Schule Sankt Marien Neukölln<br />

Schaubühne am Lehniner Platz<br />

Schulfarm Insel Scharfenberg Reinickendorf<br />

Maxim Gorki Theater<br />

Robert-Havemann-Oberschule Pankow<br />

Berliner Ensemble<br />

Leibniz-Oberschule Friedrichshain-Kreuzberg<br />

Grundschule am Teltowkanal Neukölln<br />

Theater an der Parkaue<br />

Manfred-von-Ardenne-Oberschule Lichtenberg<br />

Vaganten Bühne<br />

Lise-Meitner-Schule (OSZ)<br />

tribuene gegen|WARTE<br />

OSZ Bürowirtschaft Steglitz-Zehlendorf<br />

theater 89<br />

Arndt-Gymnasium Dahlem Steglitz-Zehlendorf<br />

Komische Oper<br />

Nikolaus-August-Otto-Oberschule Steglitz-Zehlendorf<br />

Fichtelgebige Grundschule Friedrichshain-Kreuzberg<br />

GRIPS Theater<br />

Hermann-von-Helmholtz-Oberschule Neukölln<br />

THEATER STRAHL<br />

<strong>TUSCH</strong> Partnerschaften 2007<br />

BIP Kreativitätsgrundschule Pankow<br />

Schaubude<br />

Schiller-Oberschule Charlottenburg- Wilmersdorf<br />

English Theatre Berlin<br />

Humboldthain Grundschule Mitte<br />

Atze Musiktheater<br />

Thomas-Mann-Oberschule Reinickendorf<br />

Sophiensæle<br />

Schadow-Oberschule Steglitz-Zehlendorf<br />

Staatsoper Unter den Linden<br />

Hector-Petersen-Oberschule Friedrichshain-Kreuzberg<br />

Hermann-Hesse-Oberschule Friedrichshain-Kreuzberg<br />

Hebbel am Ufer HAU<br />

Albert-Schweitzer-Oberschule Neukölln<br />

Neuköllner Oper<br />

Königin-Luise-Stiftung Steglitz-Zehlendorf<br />

Deutsche Oper Berlin<br />

Fläming-Grundschule Tempelhof-Schöneberg<br />

Hans Wurst Nachfahren<br />

Paul-Lincke-Grundschule Pankow<br />

Dock 11<br />

Bettina-von-Arnim-Oberschule Reinickendorf<br />

Schwielowsee-Grundschule Tempelhof-Schöneberg<br />

Die Gorillas<br />

Kepler Oberschule Neukölln<br />

<strong>TUSCH</strong>-Medienpartner-Schule

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