Jahresdokumentation 2005/2006 - TUSCH
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Foto: Jörg Lipskoch<br />
<strong>Jahresdokumentation</strong><br />
<strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />
JugendKulturService
Inhaltsverzeichnis<br />
Grußwort des Regierenden Bürgermeisters von Berlin,<br />
Klaus Wowereit<br />
Grußwort des Senators für Bildung, Wissenschaft und<br />
Forschung Berlin, Prof. Dr. Jürgen E. Zöllner<br />
<strong>TUSCH</strong> - eine Begegnung zwischen<br />
professionellen Bühnen und Schulen<br />
<strong>TUSCH</strong>-Partnerschaften <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong> im Überblick<br />
<strong>TUSCH</strong> Partnerschaften <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong>, Berichte - eine Auswahl<br />
9<br />
Hans Wurst Nachfahren / Spreewald Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
Vaganten Bühne / Hildegard-Wegscheider-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Hebbel am Ufer HAU / Menzel-Oberschule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Die Gorillas / Kopernikus-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
Schaubühne am Lehniner Platz / Wili-Graf-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
Komische Oper / Friedensburg-Oberschule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
GRIPS Theater / Ferdinand-Freiligrath-Oberschule<br />
/ Oberschule am Landsberger Tor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Neuköllner Oper / Ernst-Abbe-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Hebbel am Ufer HAU / Heinrich von Kleist-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Friends of Italian Opera / Sophie-Scholl-Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Deutsches Theater / Lessing - Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
Berliner Ensemble / Max-Beckmann-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Volksbühne / Gabriele-von-Bülow-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
Theater Strahl / Erasmus-von-Rotterdam-Oberschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
Schaubude Puppentheater / Erika-Mann-Grundschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
<strong>TUSCH</strong> Produktionen <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />
<strong>TUSCH</strong>-Winterferienprojekt <strong>2005</strong> - Heißes Pflaster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
<strong>TUSCH</strong>-Produktion - Micaëla | Carmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
<strong>TUSCH</strong>-Winterferienprojekt <strong>2006</strong> - MOVE ON! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
<strong>TUSCH</strong>-Produktion - Schneeweiß und Russenrot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
1<br />
3<br />
5<br />
7<br />
33<br />
34<br />
36<br />
38<br />
40<br />
Übersicht der <strong>TUSCH</strong>-Werkstätten <strong>2005</strong><br />
<strong>TUSCH</strong>-Werkstätten <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong>, eine Auswahl<br />
45<br />
5,4,3,2,1 -los! Impro für Kids / Die Gorillas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
Tanzfieber / Sophiensæle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
Klackendes Holz und ein Stock wie ein Vogel /<br />
Theater Strahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
Chicago at its best - eine Kostprobe aus der Welt<br />
des Musicals / Theater des Westens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
SMASH! / Sophiensæle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
Krieg machen / Schaubühne am Lehniner Platz . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />
Theaterschminken / Komische Oper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />
Hans Christian Andersen für 99 cent - all inclusive /<br />
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
Wofür das Leben lohnt / GRIPS Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
TTT - <strong>TUSCH</strong> Theater Tage<br />
Pressestimmen<br />
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner<br />
an Theatern und Schulen <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />
Danksagung<br />
Impressum<br />
43<br />
57<br />
59<br />
62<br />
64
Grußwort<br />
des Regierenden Bürgermeisters<br />
von Berlin, Klaus Wowereit,<br />
Schirmherr des <strong>TUSCH</strong>-Projektes<br />
Manch ein großes Ereignis kündigt sich durch einen<br />
großen Tusch an. Mit diesem <strong>TUSCH</strong>, der Kooperation<br />
von Schulen und Bühnen, ist es etwas<br />
anders: Er ist nicht Ankündigung, sondern Realisierung.<br />
Indem Theater und Schule zusammenarbeiten,<br />
finden Jugendliche oft einen ersten<br />
Zugang zu den Brettern die die Welt bedeuten.<br />
Sie lernen, ihre eigene Kreativität zu erkennen,<br />
sich und ihre darstellerischen Fähigkeiten auszuprobieren<br />
und die schier unendliche Vielfalt<br />
der Ausdrucksmöglichkeiten zu entdecken, die<br />
in ihnen steckt und für deren Entfaltung ihnen<br />
mit dem Projekt <strong>TUSCH</strong> eine echte Bühne geboten<br />
wird.<br />
<strong>TUSCH</strong> hat sich zu einem großartigen Projekt<br />
entwickelt, mit dem alle Beteiligten unter Beweis<br />
stellen, wie wichtig kulturelle Bildung ist und wie<br />
sehr dieser Aspekt der Bildung die Persönlichkeitsentwicklung<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
fördert. <strong>TUSCH</strong> ist so etwas wie ein Talentschuppen<br />
und damit eine Chance für beide Seiten – für<br />
die Schülerinnen und Schüler einerseits und für<br />
die Bühnen andererseits. Und: Die vielen Beispiele<br />
einer fruchtbringenden Kooperation sind eine<br />
Ermutigung dazu, kulturelle Bildung in Berlin<br />
mehr noch als bisher zu fördern.<br />
<strong>TUSCH</strong> will Begeisterung fürs Theater wecken.<br />
Ich gratuliere allen, die sich nicht nur diesem<br />
wichtigen Ziel verschrieben haben, sondern mit<br />
Erfolg dazu beitragen, damit Berliner Jugendliche<br />
Zugang zu diesem wunderbaren Metier finden.<br />
Und ich wünsche dem Projekt <strong>TUSCH</strong> auch<br />
für die Zukunft viele neugierige Schülerinnen<br />
und Schüler, engagierte Lehrerinnen und Lehrer<br />
und Theatermacher mit einer sensiblen Spürnase<br />
für Talente und alles, was der Nachwuchsförderung<br />
dient.<br />
1
Grußwort<br />
des Senators für Bildung, Wissenschaft<br />
und Forschung Berlin,<br />
Prof. Dr. Jürgen E. Zöllner<br />
Kulturelle Bildung bildet eine entscheidende<br />
Grundlage für die Selbstfindung und Gestaltung<br />
von Lebensperspektiven junger Menschen. Kinder<br />
und Jugendliche brauchen Fähigkeiten und<br />
Fertigkeiten, die nicht nur auf Kognition abzielen,<br />
sondern Platz für kreative Lebensentwürfe<br />
schaffen und emotionale Einsichten befördern.<br />
Lebenslust ist auch Lebenskunst, die mit der<br />
ästhetische Auseinandersetzung und der kulturellen<br />
Partizipation einhergeht. Wenn Sinne<br />
entfaltet, Kreativität gefördert, Gewissheit über<br />
eigene Stärken vermittelt und Vertrauen in eigene<br />
soziale und künstlerische Gestaltungskräfte<br />
erreicht werden, dann sind mittels Kunst und<br />
Kultur wertvolle Schlüsselqualifikationen herausgebildet<br />
worden.<br />
Die Berliner Theater mit ihrer facettenreichen<br />
Bühnenkunst fordern - in der Produktion und<br />
Rezeption – junge Menschen dazu auf, die politischen,<br />
sozialen und psychologischen Konflikte<br />
zu suchen und zu erfassen. Mit Zeichenhaftigkeit,<br />
Stilisierung oder Abstraktion wird exemplarisch<br />
oder ausschnitthaft eine Bühnen-Welt geschaffen,<br />
die der Wirklichkeit einen Zerrspiegel<br />
vorzuhalten vermag.<br />
<strong>TUSCH</strong> hat sich in den acht Jahren seit seiner<br />
Gründung der Herausforderung gestellt und<br />
seither über 20.000 Kinder und Jugendliche auf<br />
einzigartige Weise mit der Welt des Theaters in<br />
unmittelbaren Kontakt gebracht. Insgesamt sind<br />
bisher 65 Schulen verschiedener Schularten und<br />
Schulstufen in enge Partnerschaft mit 24 großen<br />
und kleinen Berliner Bühnen getreten. In der<br />
schöpferischen Begegnung und produktiven Zusammenarbeit<br />
mit Bühnenkünstlern und Theaterschaffenden<br />
sind vielfältige kreative Potenziale<br />
entfaltet worden. Nicht hoch genug kann in<br />
diesem Kontext das fruchtbare Zusammenspiel<br />
und das beiderseitige Engagement von Schule<br />
und Theater wertgeschätzt werden.<br />
Die vorliegende Dokumentation gibt einen Zwei-<br />
Jahres-Einblick in das Berliner <strong>TUSCH</strong>-Konzept:<br />
Sie fokussiert einzelne, oft sehr unterschiedliche<br />
Schul-Theater-Kooperationen, in denen sich die<br />
Handschriften der Bühnen mit dem besonderen<br />
Können der Jugendlichen zu einer neuen Einheit<br />
fügen. Die vielen Werkstattangebote veranschaulichen,<br />
wie weit das <strong>TUSCH</strong>-Netzwerk<br />
über die ganze Stadt gespannt ist, um den unterschiedlichen<br />
Alters- und Zielgruppen gerecht<br />
zu werden. Herausgestellt werden auch besondere<br />
<strong>TUSCH</strong>-Produktionen, die in der Freizeit der<br />
jungen Akteure entwickelt wurden und zu den<br />
Highlights der <strong>TUSCH</strong>-Aktivitäten gehören.<br />
<strong>TUSCH</strong> hat mittlerweile seinen festen Platz in der<br />
Landschaft der Kulturellen Bildung gefunden. Die<br />
ständig wachsende Nachfrage von Schulen und<br />
die Anfragen anderer Städte bestätigen den<br />
Erfolg der Partnerschafts-Konzeption mit professionellen<br />
Theater- und Opernhäusern. Verlässliche<br />
Kooperationen, langfristig angelegte<br />
Strukturen und stabile Netzwerke sind die Voraussetzung<br />
für die nachhaltige Wirkkraft.<br />
In der aktuellen KMK-Konzeption zur Kulturellen<br />
Bildung heißt es, dass besondere Anstrengungen<br />
unternommen werden müssen, um die wertvol-<br />
len Potenziale der Kultureinrichtungen zur Förderung<br />
der Zukunftsfähigkeit junger Menschen<br />
zu nutzen. <strong>TUSCH</strong> Berlin ist hierfür seit 1998 ein<br />
wegweisendes Beispiel.<br />
Es grüßt Sie herzlich<br />
Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner<br />
3
<strong>TUSCH</strong> - eine Begegnung zwischen professionellen Bühnen und Schulen<br />
Theater muss im Leben der Kinder<br />
und Jugendlichen einen besonderen<br />
Platz einnehmen!<br />
Spiele das Spiel. Sei nicht die Hauptperson. Such die<br />
Gegenüberstellung. Vermeide die Hintergedanken.<br />
Verschweige nichts. Sei weich und stark. Sei schlau,<br />
lass dich ein und verachte den Sieg. Beobachte<br />
nicht, prüfe nicht, sondern bleib geistesgegenwärtig<br />
bereit für die Zeichen. Sei erschütterbar.<br />
Peter Handke<br />
In den Werken des Theaters sind elementare,<br />
verdichtete Lebenserfahrungen enthalten. Die<br />
Kunst fungiert als Gedächtnis für wichtige Erfahrungen.<br />
Die Träume, die Ängste, die Visionen,<br />
Obsessionen, Wünsche und Entwürfe, die im<br />
Alltag nie genug Platz finden, sind Gegenstand<br />
der Theaterwelt. Hier werden andere Raum- und<br />
Zeitdimensionen, andere Sinneserfahrungen,<br />
andere Zeichensysteme entwickelt.<br />
In den bildungspolitischen Konzeptionen dient<br />
die kreative, eigenaktive Begegnung mit Theater<br />
der Kompetenzerweiterung: Die Schulung von<br />
Sinnlichkeit und Wahrnehmung, die Vermittlung<br />
von körperlichen und sprachlichen Ausdrucksformen<br />
tragen dazu bei, Schlüsselqualifikationen<br />
herauszubilden. Kunstvermittlung kann aber<br />
nicht einzig als Indienstnahme pädagogischer<br />
Zielsetzungen, als Optimierung von Leistungsbilanzen<br />
verstanden werden. Vielmehr geht es<br />
darum, die aktive Teilhabe an Kunst als Freiheit<br />
zu erleben, die Zeit, Raum und Muße braucht.<br />
Theater steht in Konkurrenz zu den neuen Medien,<br />
zu elektronischen Bilderfluten, zu den über-<br />
5
6 dosierten<br />
Bildschirmerfahrungen, die Individualisierung<br />
und Einsamkeit fördern. Dagegen liegt<br />
die spezifische Qualität der Bühnenkunst darin,<br />
dass das rezeptive und produktive Theatererleben<br />
immer eine Gemeinschaftserfahrungen ist,<br />
die „live“ verhandelt und als Gemeinschaftskunst<br />
partizipativ und interaktiv erlebt wird.<br />
Seit 1998 nutzt <strong>TUSCH</strong> die Schnittstelle zwischen<br />
den Schulen und Theatern: Die Heranwachsenden<br />
werden in den Schulen an die ästhetische<br />
Bildung herangeführt. Die Theater wiederum<br />
schaffen mit ihren gesellschaftlichen, psychologischen,<br />
historischen und politischen Themen<br />
Zugänge zu wichtigen Lebensfragen.<br />
<strong>TUSCH</strong> hat hier eine eigene Plattform entwickelt,<br />
in der die Vermittlung einer Kultur des Zuschau-<br />
ens, die Aneignung eigener künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten<br />
sowie das Erlernen und<br />
Dechiffrieren der Theatersprache auf dem Programm<br />
stehen.<br />
Die Schülerinnen und Schüler lernen das Theater<br />
als eine imaginierte und reale Welt kennen:<br />
Die Inszenierungen auf dem Spielplan und die<br />
eigenen Spielerfahrungen entführen sie in eine<br />
Welt der inneren Bilder. Das Theater als Institution<br />
wiederum präsentiert sich als Betrieb, der<br />
den Künstlern und Mitarbeitern einen konkreten<br />
Arbeitsplatz bietet und den Jugendlichen<br />
einen Ort der Zugehörigkeit verschaffen kann, in<br />
welchem ihre kreativen Aktivitäten als selbstverständlicher<br />
Bestandteil platziert sind.<br />
Fotos: <strong>TUSCH</strong> Theaterfoto-Werkstatt <strong>2005</strong><br />
Kinder und Jugendliche als künstlerische Partner<br />
wiederum bieten den Theaterschaffenden einen<br />
besonderen Ausgangspunkt für ihre Arbeit: Die<br />
professionelle Kreativität der Theaterkünstler<br />
trifft auf die spontane Kreativität der Heranwachsenden.<br />
Ihre Offenheit, Neugierde, ihr sich<br />
ständig verändernder Aggregatszustand sowie<br />
die von Kindern und Jugendlichen stets deutlich<br />
gefühlte Nähe des Ichs als Nabel des Geschehens<br />
sind Nährboden für die künstlerischen Vorgänge<br />
wie auch für deren Inhalte.<br />
In diesem Wechselspiel des doppelten Blickwinkels<br />
hat sich das Partnerschaftsmodell <strong>TUSCH</strong><br />
entwickelt – und eine neue Identität mit der<br />
Theaterkunst gestiftet.<br />
Viele Jugendliche wären von kultureller Teilhabe<br />
ausgeschlossen, würde ihnen nicht über das<br />
Partnerschaftsmodell ein Grundstein für eine<br />
Partizipation, ein Zugang zu „ihrem“ Theater, eröffnet.<br />
Viele Projekte haben gezeigt, dass besonders<br />
Jugendliche mit Migrationshintergrund und<br />
aus sogenannten bildungsfernen Elternhäusern<br />
im Theater ein Zuhause finden, das Lebenskraft<br />
und Selbstbewusstsein vermittelt. In Gesprächen<br />
äußern sie, wie sehr dieser theatrale Ort des<br />
Innehaltens, des Hinterfragens und Erprobens<br />
Auftrieb und Sinnstiftung gibt. So schafft <strong>TUSCH</strong><br />
einen Platz, in dem Diskurse über Produktionen<br />
stattfinden, szenisches Spiel gestaltet und in einem<br />
professionellen Kontext öffentlich kommuniziert<br />
werden kann.<br />
Ich freue mich, dass mit <strong>TUSCH</strong> ein lebendiges<br />
innovatives Partnerschaftsmodell geschaffen<br />
wurde, das mit dem Medium Theater die konkreten<br />
Lebenswelten der Jugendlichen mit den<br />
künstlerischen Prozessen auf den Berliner Bühnen<br />
verbindet und konstruktive Anreize für eine<br />
Begegnungskultur geschaffen hat.<br />
Renate Breitig, <strong>TUSCH</strong>-Projektleitung
<strong>TUSCH</strong>-Partnerschaften <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong> im Überblick<br />
Lessing-Oberschule, Mitte<br />
Deutsches Theater / DT-Kammerspiele<br />
Gabriele-von-Bülow-Oberschule, Reinickendorf<br />
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />
Willi-Graf-Oberschule, Steglitz<br />
Schaubühne am Lehniner Platz<br />
Walter-Gropius-Schule, Neukölln<br />
Schulfarm Insel Scharfenberg, Reinickendorf<br />
Maxim Gorki Theater<br />
Max-Beckmann-Oberschule, Reinickendorf<br />
Berliner Ensemble<br />
Leibniz-Oberschule, Kreuzberg<br />
Grundschule am Teltowkanal, Neukölln<br />
Theater an der Parkaue<br />
Hildegard-Wegscheider-Oberschule, Wilmersdorf<br />
Vaganten Bühne<br />
Anna-Freud-Oberschule, Charlottenburg<br />
tribuene gegen|WARTE<br />
Oberschule am Köllnischen Park, Mitte<br />
Oberstufenzentrum für Bürowirtschaft, Steglitz<br />
theater 89<br />
Friedensburg-Oberschule, Charlottenburg<br />
Komische Oper<br />
Ferdinand-Freiligrath-Oberschule, Kreuzberg<br />
Oberschule am Landsberger Tor, Marzahn<br />
Grips Theater<br />
Erasmus-von-Rotterdam-Oberschule, Hellersdorf<br />
Theater Strahl<br />
D T<br />
DEUTSCHES THEATER BERLIN<br />
Erika-Mann-Grundschule, Wedding<br />
Schaubude Puppentheater Berlin<br />
Ernst-Abbe-Oberschule, Neukölln<br />
Albert-Einstein-Oberschule, Neukölln<br />
Neuköllner Oper<br />
Kopernikus-Oberschule, Steglitz<br />
Schwielowsee-Grundschule, Schöneberg<br />
Die Gorillas<br />
Heinrich-von-Kleist-Oberschule, Mitte<br />
Menzel-Oberschule, Mitte<br />
Hebbel am Ufer - HAU<br />
Sophie-Scholl-Oberschule, Schöneberg<br />
Friends of Italian Opera<br />
John-Lennon-Oberschule, Mitte<br />
Thomas-Mann-Oberschule, Reinickendorf<br />
Sophiensæle<br />
Schiller-Oberschule, Charlottenburg<br />
Königin-Luise-Stiftung, Zehlendorf<br />
Deutsche Oper Berlin<br />
Kurt-Tucholsky-Oberschule Pankow<br />
Schadow-Oberschule, Zehlendorf<br />
Staatsoper Unter den Linden<br />
Spreewald-Grundschule Schöneberg<br />
Hans Wurst Nachfahren<br />
Paul-Lincke-Grundschule, Prenzlauer Berg<br />
Dock 11<br />
Kepler-Oberschule<br />
<strong>TUSCH</strong>-Medienpartner-Schule<br />
7
<strong>TUSCH</strong><br />
Partnerschaften<br />
<strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />
Berichte - eine Auswahl<br />
9
Hans Wurst Nachfahren<br />
Spreewald-Grundschule<br />
Vom Theatergeist verzaubert – das Stück „(K)ein<br />
Apfel für Schneewittchen“ von Werner Schulte<br />
würfelt verschiedene Realitätsebenen wild<br />
durcheinander. Ein Mädchen, das eigentlich in<br />
einem ganz andern Stück auftreten sollte, trifft<br />
auf einen Theatergeist. Dieser erfüllt ihr den<br />
sehnlichsten Wunsch, einmal beim Lieblingsmärchen<br />
„Schneewittchen“ dabei sein zu dürfen<br />
und zu verhindern, dass Schneewittchen in den<br />
giftigen Apfel beißt.<br />
Zusammen mit ihrem Bühnenbruder Alex aus<br />
dem Stück, das eigentlich aufgeführt werden<br />
sollte, wird sie plötzlich Teil der Märchenwelt.<br />
Doch weder Schneewittchen noch ihr Prinz sind<br />
von dem Eingriff begeistert.<br />
Vom Theaterfieber befallen - aus einem Brief<br />
ans Leitungsteam:<br />
Die Zeit mit euch war eine lustige und tolle Zeit.<br />
Das Spielen und das Üben hat viel Spaß gemacht.<br />
Wir haben einen Ausflug, besser gesagt, wir haben<br />
einen Auftritt in der Pumpe gehabt. Das war sehr<br />
schön. Ein Jahr lang haben wir geprobt. Danke Herr<br />
Sommer, dass Sie uns das Stück beigebracht haben<br />
und natürlich auch Dank zu Frau Hanitzsch. Ich<br />
werde dieses Jahr nie vergessen...<br />
Danke für eure Unterstützung,<br />
eure Schauspielschülerin Çagla!<br />
Vom Theaterabend betört – aus einem Brief<br />
ans Leitungsteam<br />
Sehr geehrte Schauspieler<br />
Ich wollte euch mitteilen, dass ihr alle gut gespielt<br />
habt. Und dass ihr für das Theaterstück intensiv<br />
gearbeitet habt. Ihr habt alle eure Texte geübt, das<br />
finde ich klasse. Ihr sollt es weiter so machen, wer<br />
weiß, es könnte ja sein, dass einer von euch Schauspieler<br />
wird. Ihr wart alle laut und habt deutlich gesprochen.<br />
Mir hat es so gut gefallen, dass ich jede<br />
Aufführung anschauen werde. Das war das Beste<br />
was ich gesehen habe.<br />
Mit freundlichen Grüssen,<br />
Cherin El – Jamal aus der Klasse 6b<br />
Verwirrung und Heiterkeit von A bis Z<br />
ALEX<br />
Wie geht´s jetzt eigentlich weiter? Du kennst dich<br />
doch mit Märchen aus. Was hat die Alte jetzt vor?<br />
STEFANIE<br />
Mein Gott, bist du blöd! Das ist nicht ´ne Alte,<br />
das ist die böse Königin. Die will Schneewittchen<br />
umbringen, weil die schöner ist als sie. Hörst du<br />
denn nie richtig zu?<br />
ALEX<br />
Ah, jetzt weiß ich! Und am Schluss kommt die<br />
Nummer mit dem bösen Wolf.<br />
STEFANIE<br />
Oh nein!! Das gibt´s doch nicht!! Das ist die Nummer<br />
mit dem Apfel!! Gleich kommt die Königin wieder,<br />
verkleidet sich als alte Frau und vergiftet den Apfel.<br />
Und den schenkt sie dann Schneewittchen!!<br />
Fotos: Fotobox - Die Mädchenfirma/Kepler-Schule<br />
11
12<br />
Vaganten-Bühne<br />
Hildegard-Wegscheider-Oberschule<br />
Trau dich!<br />
Gerade im unserem vorerst letzten Jahr kam es<br />
zu einer besonders intensiven Zusammenarbeit<br />
zwischen der Hildegard-Wegscheider-OS und<br />
der Vaganten Bühne. Dies ist insbesondere dem<br />
großen Engagement der seit einem Jahr bei den<br />
Vaganten tätigen Theaterpädagogin Astrid Domke<br />
zu verdanken. Mit ihrer Unterstützung gelang<br />
es, gleich mehrere Projekte zu realisieren.<br />
Neben Theaterbesuchen mit spielpraktischen<br />
Einführungen und der Teilnahme an Inszenierungsgesprächen<br />
wurde bereits im Sommer<br />
2004 ein ganztätiger Theaterworkshop zum<br />
Publikumsmagnet der Vagantenbühne, „Shakespeares<br />
sämtliche Werke in 90 Minuten“, durchgeführt.<br />
Nach dem Theaterbesuch entwickelten<br />
der Schauspieler Stefan Lochau und Astrid Domke<br />
gemeinsam mit einer 10. Klasse eine eigene<br />
Schnellfassung eines Shakespeare-Klassikers:<br />
„Romeo und Julia in 10 Minuten“. Gleich zu Beginn<br />
des neuen Schuljahres sollten die Ergebnisse<br />
des Workshops auf dem Sommerfest der<br />
Schule präsentiert werden. Und die Aufführung<br />
zeigte: Es ist möglich! Schüler, Eltern und Lehrer<br />
hatten viel Spaß beim Spielen und Zuschauen.<br />
Höhepunkt des diesjährigen <strong>TUSCH</strong>-Jahres war<br />
aber sicherlich die Aufführung des Stücks „Meet<br />
me – Leben im Mietshaus“ im Rahmen der<br />
<strong>TUSCH</strong>-Festwoche <strong>2006</strong>. 14 Schüler/innen des<br />
Kurses Darstellendes Spiel besuchten zunächst<br />
die Inszenierung „Endspiel“ von S. Beckett und<br />
entwickelten im Anschluss eine Reihe von Impro-<br />
visationen zum Stück. Bald wurde klar, dass Bekketts<br />
Vorlage nur Ausgangspunkt sein konnte.<br />
Der Verlauf des Projektes, geschildert aus der<br />
Sicht der Spieler/innen:<br />
Ausgangspunkt:<br />
Besorgt euch bitte einen Karton, in den ihr selbst<br />
hineinpasst!“ Mit dieser Aufforderung wurden wir<br />
zu Anfang des <strong>TUSCH</strong>-Projektes überrascht. Wir<br />
hatten uns Becketts „Endspiel“ angesehen. In dem<br />
Theaterstück leben Menschen abgeschottet von<br />
der Außenwelt, und obwohl sie in Gesellschaft sind,<br />
ist ein Miteinander kaum möglich. Aus diesem Phänomen<br />
‚miteinander, aber aneinander vorbei‘ entstand<br />
die Idee zu „Leben im Mietshaus“.<br />
Leandra<br />
Unser Projekt stellt eine Reflexion der gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse dar, die man oft in Städten findet:<br />
Man kennt sich, aber dann irgendwie doch nicht.<br />
Marcel<br />
14 Schüler schlüpften in verschiedene Rollen:<br />
Schauspieler, Alkoholiker, beste Freundinnen, frisch<br />
Verliebte und viele andere. Diese sehr unterschiedlichen<br />
Menschen leben alle gemeinsam in einem<br />
Haus, Tür an Tür, Wand an Wand, Balkon an Balkon.<br />
Kyra<br />
Stückentwicklung:<br />
Ich bekam leider keinen Karton auf dem normalen<br />
Weg, nämlich im Baumarkt, sodass ich mit einem<br />
Mitschüler auf dem Hinterhof einer bekannten<br />
Baumarkt-Kette mein Unwesen trieb. Wir konnten<br />
geeignete Kartons finden, wenn auch in einem<br />
überaus schlechten Zustand. Als man uns sagte,<br />
die Kartons seien nun unsere Wohnungen bemerkte<br />
ich, dass mein Karton wohl auch als Abfalleimer<br />
gedient hatte...<br />
Marcel<br />
Jeder sollte sich eine Person ausdenken und sie beschreiben<br />
mit Alter, Namen, Hobbys und vor allem<br />
ihrem Tagesablauf. Die Kartons wurden so angeordnet,<br />
dass es einen Hausflur ergab.<br />
Christine
Die verschiedenen Persönlichkeiten, ihre Macken<br />
und Besonderheiten wurden mit kurzen Texten, typischen<br />
Handlungen und Requisiten verdeutlicht.<br />
Özlem<br />
Schwerpunkt der Handlung wurde der „Neuling“ im<br />
Mietshaus, die Studentin Julia, und ihre verzweifelten<br />
Versuche, neue Bekanntschaften zu machen.<br />
Alice<br />
Wir überlegten uns einen passenden Tagesrhythmus<br />
für unsere Rolle. Der Ablauf wurde so gestaltet,<br />
dass immer nur ein oder zwei Spieler die Aufmerksamkeit<br />
auf sich zogen.<br />
Milana<br />
Probenarbeit:<br />
Oftmals war es schwer, sich längere Zeit zu konzentrieren<br />
und manchmal verließ einen sogar die Lust,<br />
jedoch wurde man während der gesamten Zeit<br />
durch Astrid Domke und auch durch die Mitschüler<br />
immer wieder gestärkt, sodass die Freude und<br />
Begeisterung, mit der Gruppe unter professioneller<br />
Anleitung etwas Eigenes auf die Beine zu stellen,<br />
nie verloren ging.<br />
Jenny<br />
Aufführung:<br />
Als wir an der Reihe waren, waren viele langsam<br />
aufgeregt, jedoch war es ein tolles Gefühl, dass<br />
unsere harte Arbeit endlich bemerkt und beurteilt<br />
werden konnte.<br />
Milana<br />
Während des Spielens wurde die Aufregung immer<br />
geringer und es hat mir richtig Spaß gemacht, das<br />
vor Publikum zu präsentieren, wofür wir so lange<br />
geprobt haben.<br />
Christina<br />
Besonders die Zeit im Karton war sehr anstrengend,<br />
da ich befürchtete zu ersticken. Hinzu kam noch,<br />
dass ich sehr wenig hörte und Angst hatte, meine<br />
Einsätze zu verpassen.<br />
Vanessa<br />
Fazit:<br />
Wir haben viel gelacht, viel gelernt und viel geschafft.<br />
Es zeigte sich, wie sehr wir noch am Anfang<br />
stehen und dass ‚Schauspieler’ ein harter Beruf ist.<br />
Marcel<br />
Wir lernten konzentrierter und präziser zu arbeiten,<br />
uns genauer auszudrücken und was es heißt,<br />
sich auf andere einzustellen. Die Zusammenarbeit<br />
mit Theaterpädagogen und Schauspielern hat den<br />
Schülern das Gefühl von Professionalität vermittelt.<br />
Kyra<br />
Wir trauen uns jetzt einfach mehr auf der Bühne.<br />
Özlem<br />
Die intensive Probenarbeit und ein wenig Bühnenerfahrung<br />
werden dem Kurs bei der Arbeit an<br />
zukünftigen Projekten hilfreich sein. Ferner hat<br />
sich das Arbeitsklima im Kurs verbessert und es<br />
entstand ein Gruppenzusammenhalt, der vor dem<br />
<strong>TUSCH</strong>-Projekt nicht zu spüren war.<br />
Jakob<br />
Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, sich auf der<br />
Bühne etwas zu trauen, über seinen Schatten zu<br />
springen und sich beim Spielen nicht nur auf sich<br />
selbst, sondern auch auf die anderen zu konzentrieren<br />
und miteinander zu spielen.<br />
Christina<br />
Die Gruppe ist ein Team, jeder ist sehr wichtig, egal ob<br />
er die Hauptrolle oder eine kleine Nebenrolle spielt.<br />
Vanessa<br />
Ab jetzt schreib ich für mich während des Spielens<br />
ganz groß: Trau dich!<br />
Jenny<br />
Text: Claudia Böhm<br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
13
14<br />
Hebbel am Ufer - HAU<br />
Menzel-Oberschule<br />
Vieles in unserer Partnerschaft mit dem HAU hat<br />
sich als fester Bestandteil unserer Schulkultur<br />
etablieren können. Hier ist vor allem die Zusammenarbeit<br />
mit Julia Naunin zu nennen, die uns<br />
während der ganzen Partnerschaft zuverlässig<br />
unterstützend zur Seite stand. Sie besuchte die<br />
Gesamtkonferenz, um sich allen Kollegen vorzustellen<br />
und um die Bandbreite dessen erahnen<br />
zu lassen, was das HAU einer Partnerschule<br />
bieten kann. Entsprechend dem ständig wechselnden<br />
Spielplan des HAU mit internationalen<br />
Gruppen, läßt sich für viele Fächer eine sinnvolle<br />
Verzahnung von Theater-Besuch und Unterricht<br />
vorstellen: Deutsch, Politikwissenschaft, Englisch<br />
- viele der Veranstaltungen des HAU sind auf<br />
Englisch -, ebenso wie Musik und Sport. Gespräche<br />
mit Regisseuren oder Darstellern der besuchten<br />
Aufführungen konnten mehrfach arrangiert<br />
werden und waren jedes Mal begeisternd<br />
und motivierend für die Schüler, die an den Veranstaltungen<br />
teilnahmen.<br />
Auch die <strong>TUSCH</strong>-Werkstätten wurden von unseren<br />
Schülern gerne besucht. <strong>2005</strong> gab es über<br />
sechzig Anmeldungen für diese Veranstaltungen<br />
und die Rückmeldungen der Schüler waren<br />
überwiegend positiv.<br />
Als fester Bestandteil unserer Partnerschaft etablierte<br />
sich die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler<br />
und Regisseur Marold Langer-Philippsen.<br />
Im Winter <strong>2005</strong> leitete er zwei Workshops an<br />
unserer Schule, die Shakespeares „Macbeth“ als<br />
gemeinsamen Ausgangspunkt hatten. In beiden<br />
Fällen gelang es ihm, die anfangs durchaus skeptischen<br />
Schülerinnen und Schüler über von ihm<br />
souverän eingesetzte Improvisationstechniken<br />
zu spannenden Ergebnissen zu führen, die die<br />
Schüler überzeugten und begeisterten.<br />
Zur Jahreswende <strong>2005</strong>/06 planten wir für unsere<br />
Musik und Kunst betonte Klasse ein kombiniertes<br />
Kunst und Theater-Projekt mit Marold<br />
Langer-Philippsen. Die eigentliche Idee war es,<br />
die Klasse in 4 Kleingruppen arbeiten zu lassen:<br />
3 Kunstlehrerinnen wollten Großobjekte für die<br />
Bühne, Kostüme oder Bühnenbildteile herstellen<br />
lassen, während Marold Langer-Philippsen abwechselnd<br />
mit den Gruppen Szenen erarbeiten<br />
wollte, in denen die gebauten Objekte eingesetzt<br />
werden sollten.
Nachdem die Planung sehr viel Vorfreude und<br />
Begeisterung ausgelöst hatte, war die Durchführung<br />
– wie so oft im Schulalltag – mit einigen<br />
Problemen behaftet. So standen uns schließlich<br />
nicht die ursprünglich geplanten 3 Kunstlehrerinnen<br />
für die Projekttage zur Verfügung,<br />
sondern nur 1,5, was eine völlig andere Gruppengröße<br />
bedeutete und die Verzahnung von<br />
Szenen und Objekten erschwerte.<br />
Die Arbeit mit dem Künstler machte den Schülern<br />
viel Freude und brachte für die begleitenden<br />
Lehrer spannende Erkenntnisse über die<br />
Gruppenprozesse in der Klasse. Besonders wertvoll<br />
und erwähnenswert erscheint mir die Beobachtung,<br />
dass gerade die sonst sehr stillen und<br />
zurückhaltenden Schülerinnen beeindruckende<br />
darstellerische Leistungen zeigten und viel<br />
konzentrierter und qualitätvoller arbeiteten als<br />
diejenigen, die sich gewohnheitsmäßig und wie<br />
selbstverständlich bei jeder Art von Aufführung<br />
immer in die erste Reihe stellen. Auch wenn die<br />
Organisation des Projektes nicht ganz einfach<br />
war, so erlebten wir den Workshop insgesamt als<br />
Erfolg.<br />
Als schwierig stellte sich allerdings der Versuch<br />
dar, die Workshop-Ergebnisse für die <strong>TUSCH</strong>-<br />
Festwoche zu „reaktivieren“. Für die Schüler lag<br />
die Erfahrung schon etwas zu lange zurück. Zudem<br />
scheint es, dass ein punktuelles, wenn auch<br />
konzentriertes Arbeiten nicht ausreicht, um ein<br />
tiefer greifendes Bühnenbewusstsein zu verankern.<br />
Ich würde nach dieser Erfahrung unbedingt<br />
versuchen, Szenen oder Stücke im Rahmen des<br />
<strong>TUSCH</strong>-Festes zu zeigen, die aus einer regelmäßigen<br />
und längerfristigen Arbeit hervorgegangen<br />
sind und die noch „frischer“ sind.<br />
Einen kleinen Eindruck von der ursprünglichen Frische<br />
der Objekte und dem Spiel damit, vermittelt<br />
eine Fotomontage, die in unserem Schulkalender<br />
2007 an den <strong>TUSCH</strong> Workshop erinnert wird.<br />
Eine Schwierigkeit, mit der wohl alle Lehrer, die<br />
sich im Rahmen einer <strong>TUSCH</strong>-Partnerschaft<br />
schulisch engagieren, zu kämpfen haben, ist die<br />
Termindichte und Belastung sowohl der Schüler<br />
als auch der Lehrer. Oft fällt ein möglicher Theaterbesuch<br />
dann doch wegen angesetzter Klausuren<br />
aus, oder ein spannendes Angebot für die<br />
Zusammenarbeit mit einem Künstler kann nicht<br />
angenommen werden, weil die Schüler den erforderlichen<br />
finanziellen Beitrag nicht aufbringen<br />
können. Das Werben im Kollegium für Angebote<br />
und Veranstaltungen ist oft ein mühsames<br />
Geschäft, das Geduld, Zeit und Frustrationstoleranz<br />
fordert und fördert. Als spezielle Herausfor-<br />
derung unseres Partnertheaters erwies sich die<br />
Tatsache, dass es im HAU nicht zu Beginn der Saison<br />
einen Spielplan mit regelmäßig wieder kehrenden<br />
Inszenierungen gibt, auf den sich Schüler<br />
und Kollegen längerfristig einrichten können.<br />
Das HAU bietet jeden Monat neue sehr aktuelle<br />
Veranstaltungen an, die das Spannungsfeld zwischen<br />
Tanz, Performance, Medien und Theater<br />
ausloten. Umso wichtiger war die Unterstützung<br />
durch die Schulleitung ebenso wie durch Julia<br />
Naunin und umso schöner ist es festzustellen,<br />
dass der Kreis der <strong>TUSCH</strong>-engagierten Kollegen<br />
kontinuierlich wuchs.<br />
Text: Bärbel Kosanke-Teigler<br />
Fotos: Bärbel Kosanke-Teigler<br />
15
16<br />
Die Gorillas<br />
Kopernikus-Oberschule<br />
Gemeinsam, spontan, verknüpfen!<br />
Mit der Begeisterung einer Lehrerin für das<br />
Improvisationstheater fing alles an. Partnerschaftliches<br />
Zusammenspiel, Spontaneität und<br />
die Fähigkeit, Geschichten dramaturgisch zu<br />
verknüpfen sind wesentliche Elemente des Improvisationstheaters.<br />
Sie wurden auch zu den<br />
zentralen Inhalten unserer Partnerschaft. Im<br />
Laufe zweier Jahre breitete sich die Freude an<br />
dieser Theaterform innerhalb der Schule aus,<br />
viele Schüler lernten das Improvisationstheater<br />
als Zuschauer und auch als Spieler kennen, und<br />
zwei weitere Kollegen aus der Schule engagierten<br />
sich intensiv für das Projekt. Das 12-köpfige<br />
Ensemble der Gorillas wurde durch Workshops<br />
in der Schule immer vertrauter mit Themen und<br />
Ideen der Schüler. Gemeinsam entwickelten die<br />
Mitstreiter dieser Partnerschaft Vorhaben, die<br />
dann teilweise sogar spontan umgesetzt werden<br />
konnten.<br />
ZAHLREICHE Vorstellungsbesuche der Schüler:<br />
Die zuschauenden Schüler aus dem 9. und 10.<br />
Jahrgag waren zumeist in Projekte von <strong>TUSCH</strong><br />
eingebunden und lernten im Wahlpflichtfach Darstellendes<br />
Spiel Improvisationstheater kennen.<br />
EIN Vorstellungsbesuch der Lehrer:<br />
Zwanzig Lehrer aus verschiedenen europäischen<br />
Partnerschulen der Kopernikus-Oberschule aus<br />
dem Comenius Projekt besuchten eine Vorstellung<br />
der Gorillas. Im anschließenden Gespräch<br />
mit den Schauspielern wurden neue Projekte beispielsweise<br />
für den Sprachunterricht angedacht.<br />
EIN Projekttag:<br />
Für den ganzen Jahrgang der 7. Klassenstufe<br />
wurde nach einer Vorstellung der Gorillas in<br />
der Schule Werkstätten angeboten. So erhielten<br />
alle 120 Schüler eine erste persönliche Idee von<br />
Improvisationstheater. Viele Impulse wurden<br />
spielerisch in den nachfolgenden Klassenfahrten<br />
aufgegriffen, so wurden beispielsweise die<br />
Bahnreisen durch improvisierte EIN WORT GE-<br />
SCHICHTEN verkürzt.<br />
Wir haben gesagt, was sie machen sollen und wer<br />
sie sind (z.B. sagten wir, dass die Schauspielerin die<br />
Rolle einer 38jährigen Frau, die auf HipHop steht,<br />
spielen soll. Sie soll ihren Opa im Gefängnis besuchen,<br />
der ausbrechen will.) Sie wussten nicht, was<br />
auf sie zu kommt und durften nicht zögern, denn<br />
wenn sie auch nur 10-15 Sekunden nachdenken<br />
mussten, hätte es keinen „Effekt“ gegeben. Es sah so<br />
aus, als ob sie wüssten, was wir ihnen sagen würden<br />
und als ob sie es schon geübt hätten. Wie wir<br />
dran waren, stellte sich heraus, dass es alles andere<br />
als einfach ist. Wir hatten unsere Schwierigkeiten.<br />
Es war eine ganz tolle Aktion...<br />
Mika
Ich fand die Theatervorstellung sehr gut. Am besten<br />
hat mir das „Freeze“ (Improvisationsform) gefallen.<br />
Kevin<br />
FÜNF Projekte mit DS- Kursen in der 9. und<br />
10. Klasse sowie der Oberstufe:<br />
Durch die zahlreichen Workshops und Unterrichtsbesuche<br />
der Schauspieler und der Theaterpädagogin<br />
waren die Schüler zuletzt sehr<br />
vertraut mit den Elementen des Improvisationstheaters<br />
und auch mit den vermittelnden<br />
Künstlern. Die Form des Improvisationstheaters<br />
und seine Techniken prägten die eigenen Theaterprojekte<br />
an der Schule.<br />
Einige Schüler aus der 10. Klasse, die sich mit<br />
ihren Berufswünschen befassten, informierten<br />
sich in Gesprächen mit den Schauspielern genau<br />
über das Berufsfeld Theater.<br />
ZWEI Präsentationen für die <strong>TUSCH</strong>- Festwochen:<br />
<strong>2005</strong> und <strong>2006</strong> präsentierten Schüler aus den<br />
DS- Kursen der 9. und 10. Klasse improvisierte<br />
Szenen nach den Vorschlägen des Publikums.<br />
Jeweils 2 -3 Klassen der beteiligten Jahrgänge<br />
saßen im Zuschauerraum, um Ideen für die Improvisationen<br />
und Applaus für die gekonnte<br />
Umsetzung zu spenden.<br />
EIN Drehtag mit Schülern aus dem Youth Club<br />
der Gorillas und dem DS- Kurs der Kopernikus<br />
Oberschule:<br />
Da wurde manche enthusiastische Vorstellung<br />
vom Film und Fernsehen durch die ermüdenden<br />
Wiederholungen beim Drehen für die ZDF fun<br />
factory zurechtgerückt.<br />
EIN DS-Projekt „Shakespeare im Wald“:<br />
Bei der Entwicklung der Verwirrungen und spontanen<br />
Entwirrungen halfen die Gorillas mit Tipps<br />
und Tricks aus Schauspiel und Improvisation.<br />
JE EIN Schüler...<br />
... der 9. Klasse nahm <strong>2005</strong> und <strong>2006</strong> mit Begeisterung<br />
am <strong>TUSCH</strong>-Winterprojekt teil. Als Zuschauer<br />
kamen zu den Aufführungen zahlreiche<br />
befreundete Schüler.<br />
RÜCKBLICK – EIN FAZIT<br />
Ein reger Austausch mit den Gorillas fand bei den<br />
Klassenstufen 9 und 10 sowie bei der Oberstufe<br />
statt. Das hing wesentlich mit dem DS- Angebot<br />
zusammen und natürlich mit den Kontaktlehrerinnen,<br />
die dort tätig waren. Die Kernprojekte<br />
liefen dort gut und die künstlerischen Elemente<br />
aus dem Improvisationstheater fielen auf fruchtbaren<br />
Boden. Gerade Schüler mit wenig Theater-<br />
Vorerfahrung ließen sich mehr und mehr auf das<br />
Spiel ein und wagten eigene Ideen zu äußern<br />
und auf der Bühne umzusetzen. So wurden Improvisationsaufführungen<br />
auch auf dem Schulfest<br />
präsentiert.<br />
Der Projekttag für die 7. Klassenstufe, der mit<br />
großem Interesse aufgenommen wurde, konnte<br />
leider nicht weitergeführt werden, da in diesem<br />
Jahrgang keine Theater-AG angeboten wurde.<br />
Angedachte Kooperationen mit anderen Fachbereichen<br />
wie Deutsch, Englisch oder Französisch<br />
konnten ebenfalls noch nicht realisiert werden.<br />
Wir schließen daraus, dass man zu Beginn einer<br />
Partnerschaft am besten in den Jahrgangsstufen<br />
mit Projekten einsteigt, die für die weitere Zusammenarbeit<br />
kontinuierliche Anknüpfungspunkte<br />
anbieten, also Theater-AGs und DS-Klassen.<br />
Die Einbeziehung anderer Fachunterrichte wie<br />
Deutsch oder Französisch erschien uns als Plan<br />
sehr interessant. Leider haben wir diese Ideen<br />
nicht verwirklichen können. C´est la vie...<br />
Im Rückblick können wir sagen, dass die Spontaneität<br />
für die Schule manchmal eine große<br />
Herausforderung darstellte, dass dennoch das<br />
Zusammenspiel mit den Beteiligten sehr gut lief<br />
und dass eine Verknüpfung mit weiteren Bereichen<br />
einfach auch ihre Zeit braucht.<br />
Ideen dazu gibt´s bereits! Allez-y!<br />
Text: Hans Seibert<br />
Fotos: Hans Seibert<br />
17
18<br />
Schaubühne am Lehniner Platz<br />
Wili-Graf-Oberschule<br />
Die erste gemeinsame Arbeit unserer Partnerschaft<br />
war die Parallelproduktion zu ,,Das kalte<br />
Kind” von Marius von Mayenburg. ,,Die kalten<br />
Kinder” wurden innerhalb von einer Woche intensiver<br />
Probenarbeit zu einem furiosen Spiel,<br />
das die beteiligten Schüler einer DS-AG 11. Klassen<br />
schnell zu einem Ensemble werden ließ und<br />
die nachfolgenden Aufführungen dieses Kurses<br />
maßgeblich beeinflusste.<br />
Die zweite gemeinsame Produktion, ,,Mission<br />
Possible“, ebenfalls mit Elftklässlern, war in ihrer<br />
Gruppendynamik wesentlich schwieriger.<br />
Dennoch hat sich die Gruppe mit der Aufgabe,<br />
ein politisches Thema auf die Bühne zu bringen,<br />
ernsthaft auseinandergesetzt. Die gefundene<br />
Arbeitsweise haben die Schüler anschließend in<br />
eine Eigenproduktion mit dem Titel „Annarchie“<br />
eingebracht, ein Stück um Schule, Intrige, Macht<br />
und natürlich Liebe.<br />
Um den Kontakt zum Partnertheater auf die Mittelstufe<br />
zu erweitern, planten wir für das Jahr<br />
<strong>2005</strong> ein Projekt, das den Blick hinter die Kulissen<br />
und den Einblick in den gesamten Prozess einer<br />
Produktion freigeben sollte. Es kamen schließlich<br />
wenige Schüler aus der Mittelstufe und ein<br />
überwiegender Teil Oberstufenschüler zusammen,<br />
um die Produktion ,,Troilus und Cressida”<br />
von den ersten Vorgesprächen bis zur Premiere<br />
zu begleiten.<br />
Kampf um Troja<br />
Laute Posaunen, Rüstungen und wilde Schwertkämpfe<br />
entführen die Zuschauer an der Schaubühne<br />
ins alte Griechenland: in den Krieg zwischen<br />
Griechenland und Troja und in die Liebesgeschichte<br />
von „Troilus und Cressida“, erzählt von William<br />
Shakespeare.<br />
Mittendrin 16 Schüler aus Lichterfelde, die nicht<br />
nur Zuschauer, sondern vielmehr Begleiter dieser<br />
Inszenierung sind. Ich bin einer von ihnen. Uns wurde<br />
im Rahmen von <strong>TUSCH</strong> von der Schaubühne<br />
am Lehniner Platz das einmalige Angebot offeriert,<br />
einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und ein<br />
Theaterstück von der ersten Idee bis zur Premiere<br />
zu begleiten. Dazu haben wir eine Ausstellung kreiert,<br />
um unsere Erlebnisse in Bild und Schrift festzuhalten.<br />
Uta Plate, Theaterpädagogin am Haus,<br />
und Katharina Kühne, die Assistenz, öffneten uns<br />
die Türen, und die Fotographen Jörg Lipskoch und<br />
Christoph Voy unterstützten uns professionell bei<br />
Bild und Layout.<br />
Es wurde viel mehr als nur ein Einblick in die Welt<br />
des Theaters. Besonders durch die vielen Interviews,<br />
die man mit den verschiedensten Mitarbeitern der<br />
Schaubühne geführt hat, fühlte man sich verbunden<br />
und fieberte bei der Premiere mit - in der Hoffnung,<br />
dass alles gut geht.<br />
So hat uns beispielsweise der Inspizient seine Arbeit<br />
geschildert, bei der er sämtliche Wege der<br />
Schauspieler und der Technik nicht nur kommen-
tiert, sondern auch verantwortlich dafür ist, dass<br />
jeder zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Und<br />
gerade wenn er seinen Job gut macht - aufgrund<br />
seines enormen Überblicks über den Ablauf - bleibt<br />
seine Arbeit unsichtbar. Hervorragend sind auch<br />
die Leute von Ton und Licht, mit deren Hilfe die Atmosphäre<br />
einer Inszenierung bestimmt wird. Der<br />
zurückhaltende englische Regisseur, James Mac-<br />
Donald, zeigte sich als wahrer Gentleman, der mit<br />
Engelsgeduld all unsere Fragen beantwortete und<br />
zusammen mit seinen Assistenten versuchte, unseren<br />
Wissensdurst zu stillen. Und nicht zu vergessen<br />
die „Stars“ der Schaubühne, die Schauspieler.<br />
Darunter David Ruland, der den Patrucolus spielt<br />
und uns in allen möglichen Varianten sein Kostüm<br />
vorstellte und sich bereitwillig darin fotografieren<br />
ließ. Desweiteren Lars Eidinger, alias Troilus, der<br />
bei seinem Interview derart lässig rüberkam, dass<br />
es umso erstaunlicher war, dass er diese Lässigkeit<br />
auf der Bühne in ein tolles Schauspiel umwandelte.<br />
Und Jule Böwe, alias Cressida, die uns mit ihrem<br />
Charme auf der Bühne genauso wie beim Interview<br />
beeindruckte.<br />
Nicht vergessen werden darf Uschi, die Souffleuse<br />
und gute Seele der Schaubühne, bei der es ebenfalls<br />
besser ist, wenn man sie nicht während des Stücks<br />
bemerkt. Für das Seelenheil der Schauspieler ist sie<br />
unverzichtbar.<br />
Laute Beats und wilde Tänze führten die Zuschauer<br />
nach der Premiere zurück ins Hier und Jetzt. Auf der<br />
Premierenfeier gab Lars Eidinger den DJ und mittendrin<br />
16 Schüler, die jetzt nicht mehr Zuschauer,<br />
sondern hüpfende Mittänzer waren.<br />
Fabian Schmidt<br />
Fotos: „Schau mich an“ von Jörg Lipskoch<br />
Die Arbeit an „Troilus und Cressida“ war auf Langfristigkeit<br />
und Flexibilität von Seiten der Schüler<br />
angelegt, ein Konzept das für viele von ihnen<br />
eine große Herausforderung darstellte. Es ging<br />
darum, Interviews zu führen, zu transkribieren<br />
und durch Fotos zu ergänzen. Schließlich wurde<br />
das Ganze zunächst für die <strong>TUSCH</strong>-Festwoche<br />
aufbereitet und danach als Dauerausstellung<br />
in der Schule gezeigt. Obwohl angesichts der<br />
Redaktionsarbeit nicht alle Schüler den langen<br />
Atem hatten, entwickelte die Gruppe eine sehenswerte<br />
Ausstellung, die nun in der Schule an<br />
die Partnerschaft mit der Schaubühne erinnert.<br />
Die letzte gemeinsame Produktion trug den Titel<br />
,,Schau mich an”.<br />
Aus den Stücken junger Autoren, die die Schaubühne<br />
in der letzten Spielzeit zur Aufführung<br />
brachte, wurden Szenen von den Schülern<br />
ausgewählt und zu einer Collage gefügt. Diese<br />
Aufgabe fiel den Schülern zunächst nicht ganz<br />
leicht, da ihnen die sichere Vorstellung vom Endprodukt<br />
fehlte und sie diese Offenheit irritierte.<br />
Schließlich entstand in konzentrierter Wochenendarbeit<br />
dennoch eine Collage um das Thema<br />
Einsamkeit.<br />
Eine Befragung von Schülern und Eltern die im<br />
Vorfeld der Erstellung des Schulprogramms<br />
durchgeführt wurde zeigte eine deutliche Ferne<br />
zu Kultur bei den Befragten. Nur ein geringer<br />
Prozentsatz nimmt aktiv am Kulturangebot dieser<br />
Stadt teil, und wenn, dann eher im leichten<br />
Unterhaltungssegment. Gerade dadurch wird<br />
deutlich wie wichtig eine Partnerschaft, wie die<br />
unsere für die Schüler ist, denn alle, die in Produktionen,<br />
in Workshops oder bei Aufführungen<br />
beteiligt waren, konnten letztendlich wertvolle<br />
neue Erfahrungen und Kontakte sammeln.<br />
Text: Marianne Strohmeyer<br />
19
20<br />
Komische Oper<br />
Friedensburg-Oberschule<br />
Über vier Jahre arbeitete die Friedensburg-Oberschule<br />
im Rahmen von <strong>TUSCH</strong> mit der Komischen<br />
Oper zusammen.<br />
Am Projekt „Begegnungen“ waren die DS-Kurse<br />
des 12. und 13. Jahrgangs unter der Leitung<br />
von Susanne Metzner-Lorenz und Wilma Retzlaff<br />
beteiligt sowie die beiden Basis-Kurse Musik des<br />
11. Jahrgangs von Herrn Wenzel. Federführend<br />
von Seiten der Komischen Oper war die Theaterpädagogin<br />
Sandra Kahlert. Die drei Aufführungen,<br />
zwei in der Mediothek der Schule und eine<br />
während der <strong>TUSCH</strong>-Festwoche im JugendKulturZentrum<br />
„Pumpe“, waren jeweils ausverkauft<br />
und wurden vom Publikum begeistert aufge-<br />
nommen.<br />
Leben heute – das bedeutet oft Stress und „keine<br />
Zeit für Nix“ zu haben.<br />
In diesem Alltag begegnen uns immer wieder Dinge,<br />
Menschen und Ereignisse, über die wir uns oft<br />
erst später Gedanken machen. Kommt man mal<br />
zur Ruhe, „kreisen“ die Gedanken und man lässt Ereignisse<br />
und Begegnungen aus dem Alltag bildhaft<br />
und sprichwörtlich „Revue passieren“.<br />
Ein Opernbesuch kann solch ein „zur Ruhe kommen“<br />
sein, bei dem die Ereignisse auf der Bühne<br />
sich in den eigenen Erlebnissen widerspiegeln<br />
oder Erinnerungen an persönliche Begegnungen<br />
wach werden lassen. Realität und Vorstellung<br />
gehen ineinander über.<br />
Mit dem, was sich in den Köpfen der Zuschauer<br />
einer Oper abspielt, beschäftigt sich „Begegnungen“-<br />
das neue <strong>TUSCH</strong>-Projekt der Friedensburg-<br />
Oberschule.<br />
Ein Opernbesuch, der scheinbar „normal“ beginnt<br />
und dann immer stärkere Züge von: „Was<br />
wäre, wenn jetzt mal etwas anderes passiert?“,<br />
annimmt. Dabei bekommt der Zuschauer im Verlauf<br />
des Abends immer wieder Einblick in traumähnliche<br />
Gedankenwelten und verblüffende<br />
Begegnungen.<br />
Und er sieht sich mehr und mehr mit einer Frage<br />
konfrontiert: Wer ist eigentlich der Zuschauer<br />
und wem wird zugeschaut?<br />
Text: PEACEBURGER 4/<strong>2006</strong><br />
Schülerzeitung der Friedrichsburg-Oberschule<br />
„Begegnungen“ – aus der Sicht der Darsteller<br />
Die Fließbandszene<br />
Der Aufbau der Szene ist klar und stringent. Fünf<br />
Arbeiter begeben sich nacheinander auf ihre Stühle<br />
in der Mitte der Bühne. Dort sacken sie der Reihe<br />
nach in sich zusammen. Wenn alle Protagonisten<br />
still sitzen, kommt der Fabrikbesitzer auf die Bühne<br />
und fordert jeden Einzelnen auf, mit der Fließbandarbeit<br />
zu beginnen, wobei jeder eine andere<br />
mechanische Bewegung durchführt. Es scheint, als<br />
würde ein Produkt hergestellt und in der Reihe bis
zur Fertigstellung weitergegeben.<br />
Da die Arbeiter dem Fabrikbesitzer nicht schnell<br />
genug arbeiten, legt er selber Hand an und greift<br />
den Arbeitenden ins Handwerk. Nachdem er diese<br />
Prozedur bei allen fünfen vollzogen hat, geht der<br />
erste Arbeiter in der Reihe „kaputt“ und arbeitet<br />
nicht mehr richtig weiter. Das geht so lange, bis er<br />
zu Boden fällt. Dadurch wird ein Dominoeffekt ausgelöst,<br />
woraufhin die Fließbandarbeit zerstört wird<br />
und der Reihe nach ein Arbeiter nach dem Anderen<br />
„kaputt“ zu Boden geht. Der Fabrikbesitzer schlägt<br />
aus Verzweiflung die Hände über dem Kopf zusammen<br />
und erstarrt.<br />
Das folgende sekundenlange Standbild unterstreicht<br />
den Grundgedanken der Szene: Die Menschen<br />
werden nur als Maschinen betrachtet und es<br />
wird ausschließlich an den Profit und nicht an das<br />
menschliche Leid gedacht.<br />
Maxie<br />
„Begegnungen“- aus der Sicht des Chores<br />
Mitte Februar diesen Jahres kam Herr Wenzel zu<br />
uns und fragte uns, ob wir Interesse haben, das Lied<br />
,,0 Fortuna“ zu singen. Alle waren natürlich dafür,<br />
da wir schon immer etwas Bekanntes singen wollten.<br />
Herr Wenzel fragte auch, ob wir mit ,,0 Fortuna“<br />
beim aktuellen <strong>TUSCH</strong>-Projekt mitmachen wollten.<br />
Auch das war für uns kein Problem.<br />
Also probten wir in jeder unserer Stunden sehr hart,<br />
bis alles perfekt war.<br />
Ende Februar probten wir dann gemeinsam mit<br />
der 11. Klasse, die den Chor unterstützen sollte.<br />
Diese Proben waren sehr anstrengend, da so viele<br />
Schüler auf einem Haufen sehr schlecht zur Ruhe<br />
gebracht werden können und immer einer reden<br />
„musste“.<br />
Bei der Generalprobe konnten wir dann auch das<br />
erste Mal das Stück sehen, in dem wir unseren Auftritt<br />
hatten. Das Stück gefiel uns sehr gut und wir<br />
waren sehr erfreut, dass wir bei diesem tollen Stück<br />
eine Rolle spielen durften. Dann kam die erste Aufführung.<br />
Wir waren alle sehr aufgeregt, was auch schon in<br />
der Generalprobe aufgefallen war, denn wir waren<br />
etwas „quatschig“, aber wir hatten alle trotzdem<br />
Spaß an der Sache<br />
„Begegnungen“ – <strong>TUSCH</strong>-Festwoche <strong>2006</strong><br />
Am Mittwoch, dem 29.3.<strong>2006</strong>, war es soweit, der<br />
Auftritt in der Pumpe stand vor der Tür. Wir, der<br />
Chor, trafen uns um 16.30 Uhr in der Pumpe. Es war<br />
total chaotisch und auch nervig, da wir alle früher<br />
zur Probe kamen, um uns richtig einzusingen, aber<br />
aus organisatorischen Gründen erst 10 Minuten vor<br />
der Aufführung zum richtigen Einsingen kamen.<br />
Das Licht musste für die Schauspieler eingestellt<br />
werden. Also musste jede Szene kurz angespielt<br />
werden und das dauerte sehr lange. Da die Lust,<br />
auch vom ständigen Warten, bei den Schauspielern<br />
fehlte, dauerte die Einstellung der Technik länger<br />
- was sehr ärgerlich war.<br />
Das Publikum stand schon vor der Tür und wartete<br />
auf den Beginn und endlich ging der letzte Auftritt<br />
dieser Produktion los.<br />
Aus der Sicht des Chores klappte alles sehr gut.<br />
Die Aufführung war sehr gelungen und es hat uns<br />
auch beim dritten Mal Spaß gemacht zuzusehen.<br />
Der Chor hatte die Ehre jede Aufführung mitzuerleben.<br />
Und ich bin der Meinung, dass alle Auftritte<br />
sehr gut waren. Jeder hat sein Bestes gegeben und<br />
so ist ein sehr gutes Stück heraus gekommen.<br />
Hanna<br />
Fotos: Mädchenfirma „Fotobox“ der Kepler-Oberschule<br />
21
22<br />
GRIPS Theater<br />
Ferdinand-Freiligrath-Oberschule / Oberschule am Landsberger Tor<br />
global - lokal – stinknormal...<br />
Die Schule der Besten...<br />
Die große Fahrt...<br />
SMOG – Die Jugend der Stadt...<br />
... das waren die Titel der Produktionen, die im<br />
Rahmen der ungewöhnlichen <strong>TUSCH</strong> – Partnerschaft<br />
zwischen zwei Oberschulen - der Oberschule<br />
am Landsberger Tor und der Ferdinand-<br />
Freiligrath-Oberschule - und dem GRIPS Theater<br />
entstanden.<br />
Bei jeder dieser Aufführungen standen jeweils<br />
40 Jugendliche auf der Bühne, begleitet von einem<br />
20-köpfigen Hiphop - Rockorchester.<br />
In dieser besonderen, über vier Jahre dauernden<br />
Dreier-Partnerschaft arbeiteten die Jugendlichen<br />
in jeder Spielzeit an Theaterprojekten, die<br />
sich inhaltlich an ihrem Leben orientierten und<br />
sich mit aktuellen Grips-Produktionen beschäftigten.<br />
Durch den künstlerischen Ansatz konnte<br />
ein Austausch über die so unterschiedlichen<br />
Stadtbezirke Kreuzberg und Mahrzahl hinaus<br />
gelingen. In der gemeinsamen Arbeit waren die<br />
beteiligten Schüler/innen bereit, sich dem vermeintlich<br />
Fremden gegenüber zu öffnen und<br />
neue Freundschaften zu knüpfen.<br />
2004 erhielten die „Kreuzahner“, wie sich die<br />
Partnerschaft mittlerweile nannte, den zweiten<br />
Preis aus dem Mete-Eksi-Fonds für ihre herausragende<br />
Arbeit in der Musik-Theater-Produktion<br />
„Schule der Besten“.<br />
Auf den Namen „Kreuzahner“ kam übrigens<br />
Hamsa, nach irgendeinem wichtigen unwichtigen<br />
Streit, den er mit etwa folgenden Worten<br />
schlichtete: „Ey, hört auf mit dem Scheiß! Is doch<br />
egal, was da los war, wir sind Kreuzahner und gehören<br />
zusammen, kapiert?“<br />
Für „Die große Fahrt“ trafen sich Philipp Harpain<br />
und Susanne Rieber vom Grips über ein halbes<br />
Jahr regelmäßig mit 60 Schülern aus beiden<br />
Schulen. Jeden Montag arbeiteten sie für drei<br />
Stunden in Kreuzberg mit der „Arena: Theater“<br />
und in Marzahn mit dem Darstellenden Spiel<br />
Kurs der 10. Klasse.<br />
Dazu kamen noch Proben mit der „Arena: Musik“.<br />
Als erstes gemeinsames Treffen besuchten alle<br />
„Kreuzahner“ das Grips-Stück „Nellie goodbye“.<br />
Einige kannten sich schon vom Sehen, doch für<br />
die meisten waren die Schüler der anderen Klasse<br />
Unbekannte aus einem „ganz anderen Berlin“.<br />
Doch schon nach diesem ersten kurzen Zusammentreffen<br />
wurden Susanne und Philipp als Vermittler<br />
von lieben Grüßen nach Marzahn oder<br />
umgekehrt nach Kreuzberg geschickt.<br />
„Es war zuerst ein komisches Gefühl, so viele Kulturen<br />
und Traditionen auf einem Haufen... Doch<br />
plötzlich unterhielten sich alle, als würde man sich<br />
schon ewig kennen.“<br />
Kreuzahner<br />
Nach ein paar „getrennten Montagen“, gab es<br />
wieder gemeinsame Proben, bei denen die<br />
Gruppen sich gegenseitig Zwischenergebnisse<br />
präsentierten und sich in Improvisationen besser<br />
kennen lernten.<br />
Während der viertägigen Probenfahrt nach<br />
Rheinsberg hat sich dann neben guten Freundschaften<br />
auch „Die große Fahrt“, ein Stück mit<br />
Live-Musik, entwickelt.<br />
Als ich mit meinen Mitschülern auf den Bus wartete,<br />
hatte ich weiche Knie.<br />
Ich hatte Angst und wusste nicht, was auf mich<br />
zukommen würde. In den gemeinsamen Proben<br />
hatte ich Gelegenheit, mich mit den Kreuzbergern
anzufreunden. Als wir uns dann verabschiedet haben,<br />
fühlte ich mich glücklich und ich wusste, die<br />
Grundlage ist gelegt.“<br />
Kreuzahner<br />
„Die große Fahrt“<br />
Fast 40 Jugendliche aus Kreuzberg und Marzahn<br />
beschließen gemeinsam zu verreisen. Viel Geld<br />
haben sie nicht, aber dank Internet erfahren sie<br />
von einer „unentdeckten Insel“ irgendwo in der<br />
Südsee, die aber nur von Billigfluglinien angeflogen<br />
wird. Für einen Flug für 29,99 € und für einen<br />
Zeltplatz mit Selbstversorgung müsste das knappe<br />
Geld reichen. Also geht die Reise los, doch die<br />
billige Airsturzgesellschaft macht ihrem Namen<br />
alle Ehre, schafft es nicht bis auf die versprochene<br />
Insel und stürzt mitten ins offene Meer.<br />
Vereinzelt treffen sich die an Land Gespülten auf<br />
einer unbewohnten und wirklich unentdeckten<br />
Insel wieder. Jetzt geht es ums pure Überleben:<br />
Wie hält man es ohne die täglichen Lieblingsserien<br />
und ohne Zigaretten aus? Wie vertreiben<br />
sie die schreckliche Langeweile? Was tun gegen<br />
Sehnsucht nach der in Berlin gebliebenen Freundin?<br />
Wo gibt’s einen geeigneten Schlafplatz? Was<br />
essen, was trinken und wie wieder nach Hause<br />
kommen?<br />
Während die Absturzopfer die überlebenswichtigsten<br />
Antworten finden, sich von Kokosnüssen<br />
und deren Milch ernähren, die Langeweile mit<br />
Bauchtanz, Schwimmen und Gruselgeschichten<br />
vertreiben und anfangen, das Leben dort<br />
zu genießen, ist in Berlin die Aufregung um die<br />
Vermissten groß. In allen Medien wird von dem<br />
schrecklichen Unglück berichtet und schließlich<br />
eine Suchaktion nach den Vermissten eingeleitet...<br />
„Wir haben etwas geschafft, was wir alleine vielleicht<br />
nie geschafft hätten.“<br />
Kreuzahner<br />
Die Kreuzahner wäre nicht möglich gewesen<br />
ohne: Jeane Bindernagel, Renate Breitig, Eckard<br />
Dube, Emin Dogan, Juliane Ebert, Rosemarie Heiderich,<br />
Katrin Hellwig, Julia Hepperle, Ellen Hütter,<br />
Kristina Jansen Sue Lucas, Maria Eichmann,<br />
Giovanni Santo, Tina Nowak, Petra Donner, Theresa<br />
Schmidt, Dorothea Quast.<br />
Leitung: Philipp Harpain, 2004/<strong>2005</strong> zusammen<br />
mit Susanne Rieber<br />
Musikalische Leitung: Martin Michna<br />
„Wenn es <strong>TUSCH</strong> nicht gäbe, dann müsste man es<br />
erfinden!!! Es ist anstrengend, es ist aufregend, es ist<br />
toll, es war das Beste, was mir und meinen Schülern<br />
passieren konnte.<br />
Deshalb einen ganz großen Dank an Renate Breitig!!!<br />
Dank auch ihren zahlreichen Helfern!<br />
Einen ganz großen Dank an das GRIPS Theater, an<br />
einen unermüdlichen Philipp Harpain und eine<br />
ebenso engagierte Susanne Rieber.“<br />
Rosemarie Heiderich, Lehrerin<br />
Text: Susanne Rieber, Philipp Harpain<br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
23
24<br />
Neuköllner Oper<br />
Ernst-Abbe-Oberschule<br />
Musik und Shakespeare<br />
Der Musikgrundkurs der Ernst-Abbe-Oberschule<br />
Berlin-Neukölln befasste sich <strong>2005</strong> unter anderem<br />
mit «Macbeth» von William Shakespeare.<br />
Dies war kein Zufall, denn die Schule pflegte<br />
bereits seit drei Jahren einen regen Austausch<br />
mit der Neuköllner Oper bei der «Macbeth»<br />
auf dem Spielplan stand. Auf der Grundlage<br />
der Librettolektüre haben sich die Schüler das<br />
Beziehungsgeflecht der Protagonisten von<br />
«Macbeth» als Schaubild verdeutlicht. Jeder<br />
Schüler befasste sich anschließend mit einer<br />
Figur. Das Ergebnis aus Schaubild und Einzelarbeit<br />
wurde in einem Standbild verdeutlicht.<br />
Als nächstes lud die Klasse Herrn Radeke von<br />
der Neuköllner Oper ein. Winfried Radeke war<br />
für die Instrumentierung und musikalische Bearbeitung<br />
von «Macbeth» an der Neuköllner<br />
Oper verantwortlich und hatte die Musik Verdis<br />
für ein Salonorchester eingerichtet. Bei seinem<br />
Besuch gab er interessante Insiderinformationen<br />
und manchen Tipp zur Gestaltung der Projektbeiträge.<br />
Die Klasse arbeitete anschließend<br />
an den Schlüsselszenen der Oper. Diese wurden<br />
vorgespielt und mit passender Musik unterlegt.<br />
Dabei ergab sich eine erstaunliche Bandbreite<br />
an Präsentationen. Neben Pantomime und szenischem<br />
Spiel entstand zum Beispiel ein Handpuppenspiel<br />
mit selbstgebastelten Figuren zu<br />
den drei Hexen. In der dazugehörigen Komposition<br />
wurde jede Hexe individuell mit einem<br />
eigenen musikalischen Leitmotiv vorgestellt.<br />
Die selbsterarbeiteten Schlüsselszenen wurden<br />
schließlich zu einer gemeinsamen Präsentation<br />
zusammengestellt.<br />
Text: Carola Neuber<br />
Grafik und Text<br />
Im Rahmen der Partnerschaft zwischen der Neuköllner<br />
Oper und der Ernst-Abbe-Oberschule<br />
wurde ein zweites Projekt zum Thema „Plakatgestaltung“<br />
realisiert. David Sernau vermittelte<br />
an Hand der Arbeit am Plakat zu „Bizetlounge-<br />
Perlenfischer“ einen praktischen Einblick in den<br />
Beruf des Grafikdesigners. Dabei legte er großen<br />
Wert auf die Transformation des Textes. Kleingruppen<br />
mit bis zu drei Schülern und Schülerinnen<br />
bastelten eigene Ideen zu Perlen, Fischen,<br />
Personen und Bars zusammen.<br />
„Ich glaube, die Schüler erkannten schließlich,<br />
dass sie intuitiv ganz richtig lagen“, kommentierte<br />
Sernau die Arbeit.<br />
Dem Grafiker ist es ein wichtiges Bedürfnis, die<br />
eigene Arbeit weiter zu tragen. Er hatte viel<br />
Spass dabei und er wünscht sich für die Zukunft<br />
weitere produktive Projekte dieser Art.<br />
Text: Kirsten Eick<br />
Fotos: Carola Neuber
Hebbel am Ufer – HAU<br />
Heinrich-von-Kleist-Oberschule<br />
Nach drei Jahren Kooperation mit dem experimentellen<br />
Hebbel am Ufer hat unsere Schule<br />
einen neuen Blick auf moderne Theaterkonzeptionen<br />
gewonnen. Aus der anfänglichen Irritation<br />
der vertrauten Sehgewohnheiten und wurde<br />
Spaß am Ungewohnten. Nebst verschiedenen<br />
Theaterbesuchen bildeten drei Projekte den Höhepunkt<br />
dieser Partnerschaft:<br />
Lehrerstudientag<br />
Während des Lehrerstudientags 2004 im Hebbel<br />
am Ufer lernte das gesamte Kollegium das<br />
zeitgenössische Theater kennen. Der Tag ermöglichte<br />
Gespräche mit Regisseuren, Blicke hinter<br />
die Kulissen, einen Probenbesuch sowie einen<br />
theaterpraktischen Workshop zum Thema „Performance“.<br />
Workshops<br />
Im Schuljahr <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong> fanden zwei Workshops<br />
mit dem brasilianischen Tänzer und Tanzpädagogen<br />
Wagner Carvalho und einer portugiesischen<br />
Klasse unseres Europaschulzweigs statt.<br />
Hier trafen die Multikulturalität unserer Schule<br />
und der multikulturelle Ansatz des Hebbel am<br />
Ufer genau zusammen.<br />
Inszenierungen<br />
In Kooperation mit den Regisseuren Marold Langer-Philippsen<br />
und Lukas Matthei entstanden in<br />
den Grundkursen Darstellendes Spiel der letzten<br />
beiden Schuljahre verschiedene Produktionen.<br />
Das letzte Projekt „Wer wird Deutscher?“ wurde<br />
im März <strong>2006</strong> im Rahmen der <strong>TUSCH</strong>-Festwoche<br />
sowie im Juni an unserer Schule aufgeführt. Inspiriert<br />
durch einen Workshop zum Story-Telling von<br />
Lukas Matthei war folgende Spielidee entstanden:<br />
In einer Gameshow entscheidet das Publikum<br />
über die Zukunft zweier Ausländer, die nur einen<br />
befristeten Aufenthaltsstatus besitzen. Sie<br />
müssen anhand ihres Schicksals das Publikum<br />
davon überzeugen, dass sie eine Berechtigung<br />
besitzen in Deutschland zu bleiben. Nur einem<br />
von beiden winkt der große Preis, die deutsche<br />
Staatsbürgerschaft.<br />
Wer wird gewinnen? Die 14-jährige Mira aus<br />
Bosnien, die mit ihren Eltern vor dem Bürger-<br />
krieg geflohen ist, oder Kwame aus Ghana, der<br />
unbedingt in Deutschland studieren möchte?<br />
Beide haben ihre Freunde zur Unterstützung<br />
mitgebracht und beide werben mit Spielszenen<br />
aus ihrem Leben um die Gunst der Zuschauer.<br />
Für die vielfältigen Erfahrungen, die die Partnerschaft<br />
mit dem Hebbel am Ufer Schülern und<br />
Lehrern eröffnet hat, möchten wir uns beim gesamten<br />
Theater und ganz besonders bei Julia<br />
Naunin bedanken.<br />
Text: Brigitte Schulte<br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
25
26<br />
Friends of Italian Opera<br />
Sophie-Scholl-Schule<br />
7 Schülerinnen, 6 Schüler, zwei Theaterexperten<br />
und eine Lehrerin trafen sich über drei Monate<br />
zu intensiven Proben. Günther Grosser und<br />
Tomas Spencer vom Theater „Friends of italian<br />
Opera“ kamen von Beginn des Schuljahres an<br />
jede Woche zum DS-Unterricht und begleiteten<br />
so die gesamte Probenzeit. Die Zusammenarbeit<br />
war sowohl amüsant als auch sehr produktiv<br />
und unterstützend. Am Ende konnte ein Stück<br />
aufgeführt werden, das uns viel Schweiß gekostet,<br />
aber auch großen Spaß gemacht hat.<br />
Das Stück „Holes“ von Louis Sachar wurde von<br />
der Sophie-Scholl-Schule in einer von Günther<br />
Grosser stark gekürzten Fassung gespielt. Das<br />
Kinderstück eignete sich für unser Vorhaben<br />
besonders gut. Themen wie Rassismus, Freund-<br />
schaft, Widerstand gegen brutale Autoritäten<br />
und Liebe sowie der Humor des Stückes interessierten<br />
die Schüler gleichermaßen. Zermürbende<br />
Sprachbarrieren konnten so leicht beseitigt<br />
werden.<br />
Erwartungen und Wahrnehmungen der Schüler/<br />
innen zum Projekt spiegeln die folgenden Rückmeldungen<br />
wieder:<br />
Obwohl das Stück etwas kindlich war, gefiel es mir<br />
gut. Da wir auf Englisch aufführten, war es eine<br />
Herausforderung und brachte eine Menge neuer<br />
Erfahrungen. Für die richtige Aussprache auf der<br />
Bühne mussten wir uns mit der englischen Sprache<br />
auseinander setzen, was ebenfalls sehr viel Spaß<br />
machte und interessant war.<br />
Ich war gespannt auf das Stück in Englisch, hatte<br />
jedoch auch ein wenig Angst davor. Man musste<br />
sich erst ein bisschen einlesen, aber dann funktionierten<br />
die Proben auch auf Englisch. Am Anfang<br />
dachte ich, dass viele Zuschauer unser Stück nicht<br />
verstehen würden, da es auf Englisch war und sehr<br />
gekürzt wurde. Aber nach der Aufführung habe ich<br />
nur Gutes darüber gehört.<br />
Die Proben waren anfangs problematisch, da zu<br />
dem Stück an sich erst relativ spät gearbeitet wurde.<br />
So wusste man zu Beginn nicht so recht, wohin<br />
das Stück führen sollte und welches seine Hauptaspekte<br />
waren. Aber als die Rollen verteilt waren und<br />
die Arbeit mit „Holes“ begann, waren alle sehr motiviert.<br />
Der Zusammenhalt wurde im Laufe der Zeit<br />
sehr viel größer, wobei es immer auch einige Pro-<br />
bleme mit der Disziplin gab. Durch fehlende Konzentration,<br />
Gequatsche oder Herumalbern wurde<br />
der Probenprozess öfter gestört.<br />
Die Stückauswahl war ausgezeichnet. Das Stück<br />
„Holes“ war bestens geeignet für die Bühne. Die Geschichte<br />
bietet genügend Stoff, der auf die Bühne<br />
gebracht werden kann. Obwohl „Holes“ eine Kindergeschichte<br />
ist, hat sie den Vorteil, sowohl Jung<br />
als auch Alt zu verzaubern.<br />
Text: Kristina Tendel,<br />
Fotos: Jörg Lipskoch
Deutsches Theater<br />
Lessing - Oberschule<br />
Zum Beispiel „Made in Heaven“<br />
D T<br />
DEUTSCHES THEATER BERLIN<br />
Im Januar <strong>2005</strong> arbeitete Regieassistent Stefan<br />
Behrendt mit zehn Schülern des Deutsch-Leistungskurses<br />
der Jahrgangsstufe 13 an der szenischen<br />
Umsetzung von Textauszügen aus dem<br />
Stück „Jeff Koons“ von Rainald Goetz.<br />
Entstanden ist die Szenencollage „Made in heaven“,<br />
die sich mit einer Reihe von Fragen zum<br />
Thema „Selbst- und Idealbilder“ auseinandersetzte.<br />
Mit der Auseinandersetzung wächst die Begeisterung.<br />
Als der Deutsch – Leistungskurs von<br />
dem <strong>TUSCH</strong>-Projekt erfuhr, teilten sich die Meinungen.<br />
Einige blickten dieser Woche, in der<br />
wir mit dem Regisseur Stefan Behrendt und der<br />
Assistentin Inga Schmitz ein Theaterstück bühnentauglich<br />
erarbeiten sollten, mit Begeisterung<br />
entgegen, andere eher mit Skepsis. Das änderte<br />
sich auch nicht, als wir das Textbuch in die Hand<br />
bekamen. Wider Erwarten war das Stück „Made<br />
in Heaven“ von Rainald Goetz modernes Theater<br />
und für uns, die wir uns eher mit klassischen<br />
Dramen befassten, sehr fremd. Scheinbar zusammenhangslose<br />
Szenen, keine durchs Stück<br />
führende Figuren, keine fassbaren Dialoge – das<br />
alles verwirrte uns bei der ersten Leseprobe.<br />
Als wir aber gemeinsam die ersten Szenen erarbeiteten<br />
und aktiv und kreativ an der Gestaltung<br />
teilnehmen konnten, verflogen Zweifel und Unver-<br />
ständnis. Wir waren überrascht, dass der Regisseur<br />
nach unseren Vorschlägen zu Umsetzung der Szenen<br />
fragte.<br />
Auch das Theaterspiel selbst machte sehr viel Spaß<br />
und förderte den Gruppenzusammenhalt ungemein.<br />
Dies wirkte sich wiederum auf unsere schauspielerischen<br />
Fähigkeiten aus, denn nur wer mit<br />
Freude bei der Sache ist, kann das Publikum von<br />
dem überzeugen, was ihm gezeigt wird.<br />
So trug der Stolz über das Erarbeitete und die Aufregung<br />
bei der Premiere in unserer Schule dazu bei,<br />
dass der vom Deutsch-Leistungskurs organisierte<br />
Oberstufenabend zum vollen Erfolg wurde und alles<br />
glatt über die Bühne ging.<br />
In der „Pumpe“, unserem zweiten Aufführungsort,<br />
gelang es uns leider nicht, die gleiche spannungsgeladene<br />
Atmosphäre zu schaffen. Die Zuschauer<br />
hier hatten keinen so großen Bezug zu uns wie<br />
damals das Premierenpublikum in unserer Schule.<br />
Begleitet von „Pleiten, Pech und Pannen“ haben wir<br />
dennoch auch diese Aufführung gut überstanden<br />
und dadurch mitbekommen, dass Schauspieler<br />
zu sein, sehr anstrengend und konzentrationsfordernd<br />
ist.<br />
Letzten Endes waren beide Aufführungs-Erfahrungen<br />
sehr interessant. An einem Projekt dieser<br />
Art würden wir nach unserer Erfahrung mit „Made<br />
in heaven“ auch zukünftig wieder mitwirken. Das<br />
Schauspielern hat sehr viel Spaß gemacht und das<br />
Entwickeln einer Inszenierung wäre bestimmt wieder<br />
eine lehrreiche Erfahrung.<br />
Schüler/innen des Deutsch-Leistungskurs<br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
27
28<br />
Berliner Ensemble<br />
Max-Beckmann-Oberschule<br />
„Brüderfremde“ frei nach Friedrich<br />
Schillers „Die Räuber“<br />
Als wir von unserem DS-Lehrer Thomas Arndt<br />
erfahren haben, dass wir uns in den nächsten<br />
Monaten mit Schillers Erstlingswerk “Die Räuber”<br />
auseinandersetzen werden, hielt sich die Begeisterung<br />
bei den meisten in Grenzen.<br />
Ein klassisches Drama? Das hatte es an unserer<br />
Schule lange nicht mehr gegeben!<br />
Wie nähert man sich also einem Schiller?<br />
Zuerst hatten wir die Ehre Schillers „Die Räuber“<br />
zu lesen.<br />
Als <strong>TUSCH</strong>-Schule nutzten wir im Anschluss die<br />
Kontakte zu unserem Partnertheater, dem Berliner<br />
Ensemble, und trafen den Dramaturgen H.<br />
Wündrich zu einem Gespräch. Im Berliner Ensemble<br />
standen zum Schillerjahr „Die Räuber“<br />
auf dem aktuellen Spielplan. Herr Wündrich<br />
stellte sich all unseren Fragen und beantwortete<br />
diese geduldig bis wir unseren Wissensdurst<br />
gestillt hatten.<br />
Um das Stück besser zu verstehen und uns einen<br />
ersten Eindruck für unsere zukünftige Aufführung<br />
zu holen, besuchten wir die Inszenierung<br />
der „Räuber“ im Berliner Ensemble.<br />
Es gab geteilte Meinungen – einige fanden das<br />
Drama gut umgesetzt, andere waren geschockt.<br />
Doch das war nicht alles. Es war uns möglich, mit<br />
den Schauspielern des Berliner Ensembles über<br />
ihre Inszenierung zu diskutieren und so wurden<br />
wir wieder um einige Erkenntnisse reicher.<br />
Später im Unterricht diskutierten wir weiter und<br />
überlegten, wie wir die zentralen Kernpunkte<br />
des Stückes – Liebe, Familienkonflikt und politische<br />
Aspekte - in die heutige Zeit übersetzen<br />
konnten. Wer und wie wären die Protagonisten<br />
heute?<br />
Herausgekommen ist ein eigenständiges Stück,<br />
das sich am Drama von Schiller orientiert. Aufgrund<br />
der weiblichen Überzahl in unserer Gruppe<br />
entschieden wir, weitere weibliche Figuren in<br />
die Handlung zu integrieren. In Schillers Jugendwerk<br />
wurde die Bedeutung der Mütter und anderer<br />
weiblicher Figuren - außer Amalia - deutlich<br />
vernachlässigt. Diese Lücke versuchten wir<br />
mit unserer Stückfassung zu schließen.<br />
Mit dem Blick zurück auf die Vorstellungen am<br />
25. und 26.April <strong>2005</strong> und die harte Arbeit die<br />
der Präsentation voranging, müssen wir zugeben,<br />
dass die Auseinandersetzung mit der tiefgründigen<br />
Materie der „Räuber“ sehr anspruchsvoll<br />
war. Das Drama bietet sehr viele Ansätze<br />
und Interpretationsmöglichkeiten. Mittlerweile<br />
sehen vielleicht einige die Aufführung des Berliner<br />
Ensembles mit ganz anderen Augen und in<br />
einem besseren Licht als anfangs.<br />
Text: Natalie Schöttler und Gary Bastidon<br />
Fotos: Thomas Arndt
Volksbühne<br />
Gabriele-von-Bülow-Oberschule<br />
Zazie in der Metro<br />
Sistmißtrausch, melancholisch am Arsch und<br />
glücklich zugleich in legendären Bludschins. Die<br />
Metro streikte, ich sah dich am Eingang, wir haben<br />
uns getroffen, verliebt und erkannt, aber wir haben<br />
kein Wort gesagt. Solidarisch aßen wir Spaghetti<br />
und versuchten uns zu besinnen: an sich, an den<br />
anderen und an Canelle, die letzte Braunbärin aus<br />
den Pyrenäen. Leicht, wacklig und reingeworfen in<br />
Paris suchten wir nach dem Sinn.<br />
...verspricht der Programmzettel<br />
10 Schülerinnen der Gabriele-von-Bülow-Schule<br />
und ihr Lehrer Michael Schmid realisieren unter<br />
der Leitung von Stella Konstantinou „Zazie in der<br />
Metro“ auf der Bühne.<br />
Alles, was Leben für Kids einer Großstadt ausmacht,<br />
konnten wir miterleben: Lautsein und<br />
Stille, die Suche nach Freundschaft, Abenteuer<br />
mit „geiler“ Lust am Unterwegssein, aber auch<br />
die Erfahrung der Einsamkeit, der Fremde. Der<br />
theatral überzeugend gesetzte Spiel-Anlass, ein<br />
Metro-Streik, ließ die Spieler tanzen, denn wohin<br />
mit der so unverhofft geschenkten Zeit, was<br />
tun, wenn die soziale Verabredung platzt? Stopp.<br />
Nichts geht mehr.<br />
Das setzt Kräfte frei, endlich die Konventionen<br />
aufzukündigen, Freiraum, um eigene Wahrheiten<br />
zu erfinden, die rigide gesteckten Grenzen<br />
zu verabschieden und in einem übermütigen<br />
Spiel die Phantasie zum Helden des Geschehens<br />
zu erklären.<br />
Wenn die Gruppe plötzlich innehält, nicht mehr<br />
spielt, im dichten Kontakt zum Publikum, das<br />
plötzlich aus der fein gesetzten Illusion entlassen<br />
selbst zum Handlungsträger wird, dann wird für<br />
Momente der Atem angehalten und Raum geschaffen<br />
für nonverbale Experimente. Ein Stopp<br />
wie der Metro-Streik.<br />
Inmitten des lebendig-flirrigen Spiels von Identitäten,<br />
von Sein und Schein hat die Regisseurin<br />
präzise gearbeitete Dialoge/Monolge gebaut,<br />
die im virtuos gesetzten Tempo-Rhythmus, im<br />
Spiel mit Verzögerungen, Zeitverschiebung/Verdichtung,<br />
Aufbau von Spannung/Release zeigen,<br />
wie souverän sie tradierte Theatertechniken<br />
handhabt und Komik auf der Bühne entstehen<br />
lässt.<br />
In dem vom Publikum atemlos verfolgten Monolog<br />
der Spaghetti-Köchin wie auch dem Dialog<br />
der Zwillinge über Sein oder Nicht-Sein (Sartre)<br />
spiegelten sich unsere Fragen an das Theater<br />
heute – die Suche nach Zwischenräumen, offenen,<br />
von Clichés freigeschaufelten Erfahrungszonen.<br />
Text: Barbara Rüster<br />
Fotos: Michael Schmid<br />
29
30<br />
theater strahl<br />
Erasmus-von-Rotterdam-Oberschule<br />
Sinfonie mit Ball<br />
Die Varietéshow der Erasmus-von-Rotterdam-<br />
Oberschule in Hellersdorf im Juni <strong>2006</strong> stand<br />
ganz im Zeichen des Mozartjahres und der Fußballweltmeisterschaft.<br />
Die zwei Hauptakteure Kalle und Wolfi sind<br />
Nachbarn. Kalle ist ein begeisterter Fußballtrainer<br />
und verpasst selbst am Fernseher kein Spiel.<br />
Seine Freudenschreie sind auch in der Nachbarschaft<br />
nicht zu überhören.<br />
Wolfi dagegen ist Dirigent eines klassischen Orchesters.<br />
Er möchte gerne in Ruhe seine Musik<br />
hören. Da fühlt er sich von Kalle oft gestört. Der<br />
Konflikt eskaliert schließlich in einer wundersamen<br />
Schlägerei bei der sich alles verwandelt.<br />
Jetzt interessiert sich auf einmal Wolfi für Fußball<br />
und Kalle für klassische Musik.<br />
In der Varietéshow wird das Kennenlernen der<br />
Welt des anderen kreativ dargestellt. Wolfi und<br />
Kalle entwickeln Toleranz und Verständnis gegenüber<br />
den jeweils anderen Einstellungen, Ansichten<br />
und Interessen. Einradfahrerinnen mit<br />
langen Schlafmützen radeln zur „Kleinen Nachtmusik“;<br />
Jongleure versuchen mit Streichinstrumenten<br />
kleine Kunststücke. Nummern mit Stangenakrobatik,<br />
Vertikalseil, Kugellauf, Akrobatik,<br />
Drahtseil und Trampolin runden das Programm<br />
ab. Die Show „gipfelt“ in einer Pyramide, bestehend<br />
aus allen Akteuren.<br />
In der Zusammenarbeit mit dem Schauspieler<br />
Alfred Hartung vom theater strahl lernten die<br />
Schüler/innen nicht nur darstellerische Kniffs,<br />
sondern konnten auch von seinen artistischen<br />
Kenntnissen profitieren.<br />
Das Bühnenbild und die Requisiten wurden von<br />
Schülerinnen im Kunstunterricht hergestellt.<br />
Auch für die Licht- und Tontechnik waren Schüler<br />
verantwortlich.<br />
So wurde „Sinfonie mit Ball“ wie auch die Varietéshows<br />
der vorangegangenen <strong>TUSCH</strong>-Jahre wieder<br />
ein voller Erfolg.<br />
Text: Sabine Hüseman<br />
Fotos: Sabine Hüseman
Schaubude<br />
Erika-Mann-Grundschule<br />
A GANG OF TEN oder<br />
ZEHN JAGEN MR. X<br />
Das Stück nach dem Kinderbuch von Erika<br />
Mann thematisiert Kindheit in den Kriegswirren<br />
von 1942.<br />
Wir, die Klasse 6b, vertraten unsere Schule an der<br />
<strong>TUSCH</strong>-Festwoche mit dem Theaterstück „Zehn<br />
jagen Mr. X.“ von Erika Mann. Wir waren sehr stolz,<br />
dass wir in diesem Jahr wieder dabei sein durften,<br />
allerdings das letzte Mal, da wir im nächsten Schuljahr<br />
zur Oberschule gehen. Es waren viele Zuschauer<br />
anwesend und wir waren sehr aufgeregt. Es hat<br />
uns riesigen Spaß gemacht aufzutreten. Das Publikum<br />
war von unserer Vorstellung begeistert und<br />
lobte uns danach sehr. Wir hatten sehr konzentriert<br />
gespielt und selbst das stolze Gefühl, dass uns alles<br />
gut gelungen ist.<br />
Wir haben uns in der „PUMPE“ auch Theaterstücke<br />
anderer Schulen angeschaut. Sehr beeindruckt hat<br />
uns die Produktion „Sinfonie mit Ball“ von theater<br />
strahl und der Erasmus-von-Rotterdam-Oberschule,<br />
eine artistische Präsentation mit akrobatischen<br />
Kunststücken, rund um die Fußballweltmeisterschaft<br />
und Mozarts 250. Geburtstag.<br />
Zahra, Sahra, Ebru, Mariam, Ilona, Franziska<br />
und Jan<br />
KNUSPERPREIS – VERLEIHUNG<br />
Die Schaubude veranstaltete im Dezember einen<br />
Wettbewerb, bei dem verschiedene professionelle<br />
Theatergruppen das gleiche Märchen, nämlich<br />
„Hänsel und Gretel“ inszenierten. Wir waren die<br />
Jury und natürlich sehr aufgeregt. Wir durften die<br />
beste Inszenierung auswählen und bei der Preisverleihung<br />
dem Sieger den Knusperpreis überreichen.<br />
Vier Stücke sahen wir, verteilt auf vier Tage.<br />
Sehr eindrucksvoll war für uns, wie unterschiedlich<br />
Stücke auch mit Puppen inszeniert werden können,<br />
mit Marionetten, Handpuppen, Tischpuppen<br />
und als Papiertheater, immer dasselbe Märchen,<br />
aber jedes Mal anders präsentiert. Nach den Vorstellungen<br />
konnten wir immer noch Fragen an<br />
die Akteure stellen, durften die Puppen näher betrachten<br />
und konnten uns somit ein Bild über den<br />
Inszenierungsprozess machen. Alle Stücke waren<br />
gut, aber einstimmig gefiel uns die Produktion des<br />
„Weiten Theaters“ am besten. Es hat uns allen viel<br />
Spaß gemacht und wir wären im nächsten Jahr<br />
gerne wieder dabei.<br />
Bojan, Fatih, Franziska, Ilona, Sophia,<br />
Fotos: Fotobox - Die Mädchenfirma / Kepler-Schule<br />
31
<strong>TUSCH</strong><br />
Produktionen<br />
<strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />
33
34<br />
<strong>TUSCH</strong> - Winterferienprojekt <strong>2005</strong><br />
Heißes Pflaster<br />
Eine <strong>TUSCH</strong> – Produktion mit dem<br />
carrousel - Theater an der Parkaue,<br />
dem Hebbel am Ufer HAU, den Gorillas<br />
und der Vaganten Bühne<br />
Premiere am 30.01.<strong>2005</strong> in der Vaganten<br />
Bühne<br />
Unter dem Motto „Heißes Pflaster“ haben sich<br />
30 Schüler/innen gemeinsam mit vier professionellen<br />
Theatermacher/innen auf ein besonderes<br />
Abenteuer eingelassen. Ihr Ziel: In der Probenzeit<br />
von einer Woche ein szenisches Fragment zu entwickeln,<br />
in dem sich das besondere Profil der einzelnen<br />
Bühnen mit der Spiellust, den Erfahrungen<br />
und den Ideen der Schüler/innen vereint.<br />
Romeo und Julia in den Straßen von Berlin -<br />
Leitung: Anke Glasow, Anja Sczilinski<br />
„Arm, Schuss, eins, zwei, drei, vier, Kopf, Kopf, Kopf,<br />
Arm, runter, vor, zusammen, - so und nun mit Musik.“<br />
„Sie haben uns ein Denkmal gebaut und jeder<br />
Vollidiot weiß, dass das die Liebe versaut...“ singen<br />
„Die Helden“ lautstark durch den Raum. Die acht<br />
Mädchen fangen mit der Choreographie wieder<br />
von vorne an und versuchen im Rhythmus zu bleiben,<br />
den Anke Glasow lautstark mitzählt. Ich gerate<br />
schon vom blossen Zusehen ins Schwitzen. Aber die<br />
Mädels halten durch. Ich bin überrascht über ihren<br />
Mut und die Durchsetzungskraft. Anja Szilinski, die<br />
Regisseurin, geht auf sie ein, bestärkt sie, tröstet sie,<br />
bringt sie immer wieder dazu, weiter zu machen.<br />
Am Ende des Tages merkt man, dass sie stolz sind<br />
auf sich und das, was sie gerade geschafft haben.<br />
Und morgen geht’s weiter. „Die Wiederholbarkeit<br />
der Dinge, das ist Theater!“, sagt Anja. Die Dinge,<br />
die sie wiederholen, haben die Mädchen selber geschrieben<br />
und ausgedacht. Dialoge zwischen Verliebten<br />
und Liebenden, denen etwas im Weg steht.<br />
Wie bei Romeo und Julia.<br />
Text: Wera Mahne<br />
Tat – Sachen - Leitung: Edelgard Hansen<br />
Acht Tage Zeit. Drei Jungs und fünf Mädchen, alle<br />
im Alter von 16 – 19 Jahren. Wir kannten uns nicht,<br />
ich wusste nicht, was mich erwartet, und war ziemlich<br />
aufgeregt!<br />
Am ersten Tag haben wir uns gemeinsam den eigenen<br />
Gewalterfahrungen genähert, die die Jugendlichen<br />
als Opfer erlebt hatten. In Form von<br />
Standbildern wurden diese Erlebnisse mit Hilfe der<br />
anderen Kursteilnehmer dargestellt. Die Bilder hatten<br />
eine starke Ausstrahlung und berührten alle.<br />
Schnell entstand ein Gefühl für die Anderen, eine<br />
Solidarität und Vertrautheit.<br />
Am zweiten Tag haben wir uns mit dem Thema<br />
„Täter-sein“ beschäftigt. Jede sollte dazu eine persönlich<br />
erfahrene Szene aufschreiben und mit den<br />
anderen Kursteilnehmern nachstellen. Ich habe<br />
dann eine Szene zur Gruppenimprovisation herausgegriffen:<br />
Ein Junge, der mit seinen Lehrern heftige<br />
Konflikte hatte, die aber verleugnet und unter<br />
den Tisch gekehrt wurden. Ganz deutlich sah ich<br />
hier die Parallele zu den Ereignissen in Erfurt, zum<br />
Amoklauf von Robert Steinhäuser.<br />
Ich entschloss mich, mich ganz auf diesen Fall zu<br />
konzentrieren. Gemeinsam hatten wir uns in den
Raum von Gewalt vorgewagt. Das wurde die emotionale<br />
Basis für unsere weitere Arbeit. Anhand der<br />
Selbstaussagen der Familie, Schulkameraden und<br />
Lehrer haben wir formale Szenen nachgestellt, um<br />
nachzuvollziehen, was Robert bewegt haben mag.<br />
Bis auf eine Zeitung haben wir auf Requisiten verzichtet<br />
und uns voll auf das Spiel der Gruppe konzentriert.<br />
Es war eine abenteuerliche Arbeit, die sich<br />
von einem Tag auf den anderen gestaltete. Eine<br />
Theaterreise, von der zu Beginn niemand ahnte,<br />
was sie hervorbringen wird. Das gegenseitige Vertrauen<br />
hatte diese offene Arbeitsweise möglich gemacht,<br />
was für mich eine beglückende Erfahrung<br />
war. Mich hat die Überzeugung und Ernsthaftigkeit<br />
beeindruckt, mit der sich diese jungen Menschen<br />
mit dem Thema Gewalt auseinandergesetzt haben.<br />
Text:Edelgard Hansen<br />
Das Thema Gewalt war für uns alle sehr stark und<br />
bewegend, dennoch haben wir uns voll damit auseinandergesetzt,<br />
auch mit Tränen. Dadurch ist ein<br />
Gruppengefühl entstanden, das ich vorher noch<br />
nie mit so fremden Menschen erlebt und nach der<br />
Intensivwoche auch vermisst habe. Wir hatten,<br />
glaube ich, in dieser Zeit alle eine ziemlich dünne<br />
Haut.<br />
Isabel<br />
Heiße Themen, schnelle Szenen -<br />
Leitung: Billa Christe<br />
„Wwrommm, wrommm, quietsch... immer diese<br />
Ampeln“ Nervös trommelt Rike auf dem Armaturenbrett<br />
und gibt wieder Gas, als die Ampel auf<br />
grün schaltet. Sie fährt konzentriert weiter auf dem<br />
Stuhl auf der leeren Bühne. Langsam kommt Anja<br />
von hinten mit einem erschütterten Gesichtsausdruck.<br />
Billa ruft aus dem Zuschauerraum: „pass auf,<br />
lauf nicht in das Auto“, aber Anja reagiert nicht und<br />
legt Rike von hinten langsam die Hände auf die<br />
Schultern „Uschi, hör endlich auf so zu tun als würdest<br />
du im Auto sitzen, dein Führerschein kommt<br />
dadurch auch nicht schneller wieder!“<br />
Die Spieler/innen erspielen immer wieder neue Geschichten,<br />
von denen niemand weiß, wie sie weitergehen,<br />
die aber trotzdem Anfang und Ende finden,<br />
weil alle zusammen arbeiten, Angebote annehmen<br />
und aufeinander eingehen. Der Spaß ist groß und<br />
ein starkes Gemeinschaftsgefühl wächst. „Wichtig<br />
ist die Überzeugung“, wirft Billa ein, „wenn du etwas<br />
mit Überzeugung machst, kann dir niemand<br />
etwas anhaben..“<br />
Text: Wera Mahne<br />
Arbeit Jetzt - Leitung: Marold Langer-Philippsen<br />
Die Spielerinnen fanden durch unterschiedliche<br />
Beweggründe zu genau diesem Projekt.<br />
„Ich suche gerade einen Job und das ist katastrophal.“<br />
„Ich weiß nicht, was ich nach dem Abitur<br />
machen will. Ich weiß relativ genau, was ich nicht<br />
machen will.“<br />
Schnell kam die Frage auf: „Will ich einen Job, der<br />
Spaß macht, oder einen der Geld bringt?“ Und auch<br />
viel Frust wurde zum Thema geäußert: „Bewerbung<br />
abschicken - warten, hoffen, bangen - Absage.“<br />
Jede Spielerin hatte eine andere Vorstellung von<br />
Arbeit: „Arbeit ist ein Zeitvertreib“ oder „Wenn ich<br />
arbeite, habe ich Erfüllung.“<br />
Auf der Grundlage dieser Diskussion erarbeitete<br />
Marold Langer – Philippsen mit den Spielerinnen<br />
verschiedene Szenen, die als Improvisationsrahmen<br />
dienten: bei der Busfahrerinnengewerkschaft,<br />
im Stammlokal von Firmeninhaberinnen, die eine<br />
Messe organisieren und in der Agentur für Arbeit.<br />
Text: Anke Gutermuth<br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
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36<br />
Micaëla | Carmen<br />
Eine <strong>TUSCH</strong> - Produktion mit der Komischen<br />
Oper und der Staatsoper Unter<br />
den Linden.<br />
Mit Klassen aus der Carl-von-Ossietzky-<br />
Oberschule, der Friedensburg-Oberschule,<br />
der Kurt-Tucholsky-Oberschule<br />
und der Lessing-Oberschule<br />
Premiere am 06.03.<strong>2005</strong> in der Staatsoper<br />
Unter den Linden<br />
80 SchülerInnen aus vier Schulen entwickeln ihre<br />
eigene Version der Oper „Carmen“ von Georges<br />
Bizet.<br />
Von Carmen zu Micaëla<br />
Carmen, eine Figur, die einlädt zur Projektion.<br />
Phantasien von Verführung, einzigartiger Leidenschaft<br />
und Sehnsucht nach Freiheit bündeln<br />
sich in ihr. Sie speist Träume und Albträume, um<br />
sie ranken sich Gefühle von blinder Liebe, rasender<br />
Eifersucht und panischer Verlustangst. Die<br />
magnetische Anziehungskraft der Figur greift<br />
auch beim jungen Publikum. Als einzigartige<br />
Protagonistin bleibt sie den Schüler/innen in genauer<br />
Erinnerung, während die anderen Figuren<br />
weit weniger reflektiert werden. Diese Erfahrung<br />
konnten die Musiktheaterpädagogen Anne –<br />
Kathrin Ostrop (Komische Oper Berlin) und Rainer<br />
O. Brinkmann (Staatsoper Unter den Linden)<br />
oft genug in ihren Workshop mit Jugendlichen<br />
sammeln. Zu faszinierend wirkt das Schillern der<br />
Hauptfigur, sodass den Nebenhandlungen kaum<br />
Interesse und Aufmerksamkeit geschenkt wird.<br />
Für „Micaëla | Carmen“ entschieden sie sich, die<br />
Impulse neu zu setzen. Der Fokus sollte bewusst<br />
auf die Nebenfiguren, deren Intentionen und<br />
Verstrickungen gelegt werden, allen voran auf<br />
die ganz und gar nicht schillernde Micaëla. Vier<br />
Klassen aus vier <strong>TUSCH</strong>-Schulen interessierten<br />
sich für das Experiment. Sie sollten Gelegenheit<br />
bekommen, sich auf ihre ganz eigene Weise einer<br />
der Nebenfiguren zu nähern. So kam es zu<br />
einer Adaption, die dem Konfliktpotential der<br />
Handlung in den Alltagswelten der SchülerInnen<br />
nachspürte.<br />
Von der Oper zum eigenen Erleben<br />
Nach einer theaterpraktischen Einführung und<br />
einem Probenbesuch der Inszenierung von „Carmen“,<br />
schrieben die Jugendlichen in Gruppen<br />
kurze Exposés zu ihren Lieblingsnebenfiguren.<br />
So entstanden neue Assoziationen, die stark mit<br />
der Erlebniswelt der Schüler verknüpft waren.<br />
Die Schmuggler regten zu einer konfliktgeladenen<br />
U-Bahnszene an, in der Ordnungspersonal<br />
und illegal Agierende im wortgewaltigen Rap<br />
aufeinander trafen. Micaëlas zurückhaltendes<br />
Wesen erweckte Träume, die von ihrem Wunsch<br />
nach Mut und Klarheit erzählten. Die Verbündeten<br />
von Carmen rückten genauso ins Interessenfeld,<br />
wie ihre Erzfeindinnen. Die Machenschaften<br />
im Lokal von Lillias Pastia beispielsweise fanden<br />
zu neuer Umsetzung mit DJ und Boxmatch.<br />
In einem intensiven Arbeitsprozess entwickel-
ten die Schüler/innen in ihren Klassen einzelne<br />
Szenen, die nach und nach zusammengefügt<br />
wurden. Insbesondere die beteiligten Künstler/<br />
innen aus den Opernchören und dem Staatsballett<br />
unterstützten die Entwicklung der szenischen<br />
Visionen der Schüler/innen massgeblich<br />
und vermittelten ihnen dadurch die Einzigartigkeit<br />
der Kunstform Oper. Das riesige Projekt<br />
wäre ohne Unterstützung durch zahlreiche weitere<br />
helfende Hände und Köpfe nicht denkbar<br />
gewesen. Verantwortlich für Gesamtleitung und<br />
Dramaturgie zeichnete die Theaterpädagogin<br />
Ursula Jenni unterstützt durch Janine Schweiger.<br />
Die Musiktheaterpädagogen Anne- Kathrin<br />
Ostrop und Rainer O. Brinkmann betreuten die<br />
Organisation und Koordination des Projekts<br />
vor Ort an den Opern. Die Lehrerinnen der vier<br />
Klassen schließlich machten „Micaëla | Carmen“<br />
für acht Monate an den Schulen zum zentralen<br />
Lerngegenstand.<br />
Die grosse Dimension des Projektes, die Zusammenführung<br />
von vier verschiedenen Schulen<br />
und zwei Opernhäusern, die gemeinsame Arbeit<br />
von Jugendlichen und Künstlern, inspirierte alle<br />
Beteiligten außerordentlich und setzte gewaltige<br />
Kräfte frei.<br />
Feedbacks<br />
Der Kontakt zur professionellen Arbeit beeindruckte<br />
und motivierte die Jugendlichen und<br />
eröffnete ihnen zahlreiche neue Einsichten:<br />
Ich fand es schön, dass die Theaterpädagogen,<br />
Tänzerinnen und Sängerinnen uns geholfen haben,<br />
durch unsere Körpersprache und Stimme das<br />
Geschehen auf der Bühne besser zu vermitteln.<br />
Die «heilige» Carmenprobe von den Profis an der<br />
Staatsoper mitzuerleben, hat mir ein gutes Gefühl<br />
gegeben, denn man konnte sehen, dass bei den<br />
Profis auch nicht immer alles nach Plan läuft.<br />
Ich habe erfahren, dass mir Theaterspielen Spaß<br />
macht, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, es<br />
später als Beruf auszuüben.<br />
Es hat uns allen Spaß gemacht, mit den anderen<br />
Schulen über dieses Projekt Kontakt aufzunehmen.<br />
Wir haben uns gefreut, dass wir einmal mit professionellen<br />
Opernleuten zusammenarbeiten<br />
konnten, es gab eine gute Arbeitsatmosphäre. Wir<br />
waren aber auch etwas enttäuscht, weil wir hinter<br />
den Namen «Staatsoper» und «Komische Oper»<br />
hübschere Bühnen erwartet hatten.<br />
Darsteller/innen bei „Micaëla | Carmen“<br />
Die Vorurteile, die Jugendliche mit dem Thema<br />
„Oper“ verbinden, treffen jedoch nicht nur die<br />
„hübschen Bühnen“. Allzu oft wird die Kunstform<br />
von Schüler/innen als altmodisch und<br />
langweilig abgestempelt und damit zu den für<br />
Jugendliche uninteressanten Events gerechnet.<br />
Dieser Fehleinschätzung entgegen zu wirken,<br />
motivierte auch die <strong>TUSCH</strong>-Leiterin Renate Breitig,<br />
das Projekt zu unterstützen.<br />
Georg Bizets Oper handelt von Liebe, Leidenschaft<br />
und Eifersucht – alles Themen für junge Leute. Ich<br />
habe bei den Proben dieser Micaëla-Produktion<br />
wieder erlebt, wie sehr eine solche Projekterfahrung<br />
die Jugendlichen begeistert und sie prägt. Deshalb<br />
habe ich diesen einen unbescheidenen Wunsch:<br />
Es muss viel mehr Raum für solche künstlerischen<br />
Vorhaben in den Schulen geschaffen werden.<br />
Text: Renate Breitig, Ursula Jenni Fotos: Jörg Lipskoch<br />
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38<br />
<strong>TUSCH</strong>-Winterprojekt <strong>2006</strong><br />
MOVE ON!<br />
Eine <strong>TUSCH</strong> – Produktion mit dem<br />
Hebbel am Ufer HAU, den Sophiensaelen<br />
, der Neuköllner Oper, und<br />
Dock 11<br />
Premiere am 05.02.<strong>2006</strong>, in der Werkstatt<br />
der Kulturen<br />
Beweg dich! Tu was! Komm aus’m Knick!<br />
Mit dieser Aufforderung wandte sich <strong>TUSCH</strong> in<br />
der Spielzeit 05/06 an theaterinteressierte Jugendliche<br />
aus dem Kreis der <strong>TUSCH</strong>-Schulen.<br />
30 Interessierte aus 17 Schulen stellten sich der<br />
Herausforderung, die ihnen nicht nur ein intensives<br />
körperliches Training brachte, sondern auch<br />
völlig neue Einsichten in die zeitgenössische<br />
Tanz-Theaterarbeit.<br />
Streetlife – hot spot - Leitung: Diane Busuttil<br />
Erster Probentag: Heute werden Ideen gesammelt,<br />
heute wird Lust gemacht. Um das Leben auf der<br />
Strasse soll’s gehen, um die bunte Vielfalt von Menschen,<br />
die uns täglich begegnet, um das eigene<br />
Verhalten in der Öffentlichkeit, um Sehen und Gesehenwerden.<br />
Viele juckt es bereits in den Beinen,<br />
vor allem Diane scheint der eher kopflastige Tag<br />
ganz kribbelig zu machen. So viel herumgesessen<br />
wie heute werde in Zukunft nie mehr, verspricht die<br />
Choreografin und sie sollte Recht behalten.<br />
Vierter Probentag: Vieles ist passiert: es wurde<br />
getanzt, musiziert, ausprobiert, improvisiert, geschwitzt<br />
und viel gelacht. Geschichten wurden erfunden<br />
und Figuren geformt. Aus dem alten Mann<br />
am Stock wurde die Oma Frieda mit Häubchen und<br />
rosa Kleid. Ein cooler Bodybuilder, ein glitzerndes<br />
Dämchen, ein Kaugummi kauender, krasser<br />
Hiphoper, eine selbstverliebte Weltreisende, das<br />
kleine Mädchen und dieser Typ mit Verfolgungswahn<br />
bevölkern die Strasse. Die Probenatmosphäre<br />
ist locker, ungezwungen und dennoch<br />
sehr konzentriert.<br />
Premiere: Aus dem bunten Programm der Woche ist<br />
eine Inszenierung entstanden: Streetlife – hot spot.<br />
Ein Ort des Wartens, Bushaltestelle oder Flughafen.<br />
Hier treffen sich die in den letzten Tagen von den<br />
Jugendlichen gefundenen Charaktere und leben,<br />
deklamieren, rappen und tanzen ihre Sehnsüchte.<br />
Drei Wochen nach der Premiere: „Es schmerzt mich<br />
sehr, derzeit keine Auftritte mehr zu haben. Auf der<br />
Bühne zu stehen ist einfach ein derart gutes Feeling,<br />
dass man nicht darauf verzichten mag. Noch mehr<br />
vermisse ich aber das Zusammensein mit euch und<br />
den anderen Darstellern unserer Truppe. Wie kann<br />
man Menschen nur in so kurzer Zeit so lieb gewinnen,<br />
dass man das Gefühl hat, dass einem im Alltag<br />
jemand fehlt?“ mailt Fabian, der Darsteller der tanzenden<br />
und pfeifenden Oma Frieda.<br />
Text: Claudia Rothenbühler<br />
Seiten - Leitung: JoStone<br />
Wovor musst du dich selbst schützen? Wie kontrollieren<br />
wir Systeme? Überwachen wir uns selbst?<br />
Sind wir Täter oder Opfer? Diese Fragen standen zu
Beginn der Probenwoche im Raum. Sich stützend<br />
und fallend, vorpreschend oder auf dem Rückzug,<br />
in immer neuen Versuchen wurde die Substanz der<br />
Kernthemen von „Seiten“ mit dem eigenen Körper<br />
ausgelotet.<br />
Sicherheit, Schutz, Freiheit und Individualität –<br />
was verbinden die Teilnehmerinnen damit?<br />
Nach und nach formte Jo Stone aus den szenischen<br />
Assoziationen der Spielerinnen eine intensive, fast<br />
beklemmende Inszenierung mit augenzwinkernden<br />
Resümee: Es bleibt die Gewissheit, dass jede das Potential<br />
zum Räuber und Polizisten in sich trägt.<br />
Text: Martina Zielinski<br />
Vervolkt seit Kaisers Zeiten -<br />
Leitung: Irina Roerig & Steffi Garke<br />
In Anlehnung an «Hautkopf», einer Inszenierung<br />
der Choreografin Irina Roerig, wurde nach einem<br />
Vorstellungsbesuch und zahlreichen Diskussionen,<br />
ergänzt mit einem ganzen Schwung Ideen der zukünftigen<br />
Darsteller ein Stückkonzept erarbeitet.<br />
Die eigentliche Probenwoche startete im Ballettsaal<br />
des Friedrichstadtpalastes, in schönem Ambiente<br />
mit optimalen Bedingungen. Nun wurde geprobt,<br />
tänzerische Komponenten erarbeitet, ein erstes Bild<br />
konzipiert. Die Probenarbeit brachte für die leitenden<br />
Künstlerinnen insbesondere zu Beginn der Woche<br />
eine Reihe neu zu integrierende Impulse. Einige<br />
Jugendliche zogen sich zurück oder sagten ihre Teilnahme<br />
bereits im Vorfeld ab. Eine Erkältungswelle,<br />
unerwarteter Abi-Stress oder Notenprobleme, aber<br />
auch die körperlich und mental anspruchsvolle<br />
Probenarbeit waren Gründe für den Rückzug. Das<br />
Stückkonzept wurde noch mal neu auf die Gruppe<br />
zugeschnitten und setzte nun den Menschen als<br />
Spielmacher und Verfolgten ins Zentrum.<br />
Für die weiter Probenden begann nun ein spannender<br />
Prozess.<br />
Cem beispielsweise sollte den Diktator spielen. Er<br />
war erst sehr unsicher. Er lachte viel und traute sich<br />
die Rolle nicht so recht zu. Doch mit dem Schauspieltraining<br />
von Steffi Garke wurde er schnell<br />
zum „Lieblingsdiktator“: Laut, kraftvoll, Angst einflößend<br />
- am Ende der Probenwoche meisterte er<br />
diese Vorgaben mit einer beeindruckenden Überzeugungskraft.<br />
Text: Judith Kautz<br />
The Unbreakaballs - Leitung: Nir de Volff<br />
Auch im Workshop von Nir de Volff wurde von den<br />
Jugendlichen einiges abverlangt. Seine Forderung<br />
nach Kreativität, Mut, Disziplin und körperlichem<br />
Einsatz war für viele Schüler neu. Die meisten standen<br />
zum ersten Mal der komplexen Aufgabe gegenüber,<br />
das Ergebnis einer Probenarbeit noch nicht zu<br />
kennen und die Geschichten erst wachsen zu lassen.<br />
So entwickelte sich während der Probenarbeit ein<br />
kontinuierliches Auf-einander-zugehen, bei dem<br />
die jungen Darsteller Vertrauen in die künstlerische<br />
Herangehensweise ihres Choreografen fassten,<br />
während dieser mit großer Sensibilität und Begeisterung<br />
die Impulse seiner Gruppe in das Inszenierungskonzept<br />
integrierte. Entstanden ist ein Blick<br />
auf Stars und Sternchen, der mit viel Witz und Action,<br />
das Show-Business aufs Korn nimmt.<br />
Und die Darsteller genossen nach dem anspruchsvollen<br />
Probenprozess die Freude an der Bühne in<br />
vollen Zügen.<br />
Text: Edda Battigelli<br />
PS: MOVE ON! hat Spuren hinterlassen: Ein Jahr<br />
nach dem Sprung ins kalte Wasser ist ein Drittel<br />
der MOVE ON!-Darsteller wieder auf den Bühnen<br />
den Bühnen dieser Stadt zu sehen..<br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
39
40<br />
Schneeweiss und Russenrot<br />
Eine <strong>TUSCH</strong>-Produktion mit<br />
den Sophiensælen<br />
Premiere am 28.02.<strong>2005</strong>, in den Sophiensælen<br />
Das Stück<br />
Ich will hier keinen großen Nebel machen und<br />
gleich zur Sache kommen, um die es ja hauptsächlich<br />
von Anfang an ging, um die Bekanntschaft<br />
Männlein-Weiblein. Denn eine solche hat unbestreitbar<br />
stattgefunden. Bevor es jedoch zu dieser<br />
unwiderleglich dokumentierten Tatsache kam, war<br />
bekanntlich erst mal Stagnation.<br />
Der Roman, aus dem das Zitat stammt, heißt im<br />
polnischen Original weniger märchenhaft «Der<br />
polnisch-russische Krieg unter weiß-roter Fahne»<br />
und das trifft seinen Ton viel besser. Der junge<br />
Ich-Erzähler Andrzej, genannt „Der Starke», wird<br />
von seiner Freundin verlassen. Um seinen verletzten<br />
Stolz zu betäuben, begibt er sich in den<br />
nächsten 48 Stunden auf einen Trip von exzessivem<br />
Drogenkonsum zu verzweifelten Mädchenbekanntschaften<br />
und zurück. Und ist am Ende<br />
vor die existentielle Frage nach seiner eigenen<br />
Realität gestellt.<br />
Der Roman erzählt in wütenden Redeströmen,<br />
inneren Monologen und Gesprächsfragmenten<br />
aus Jugendslang und Poesie von einer zwischen<br />
Postkommunismus, Kapitalismus und Globalisierung<br />
verlorenen Altersgruppe. Er zeichnet das<br />
fragmentierte Bild einer Generation, deren Welt-<br />
und Selbstwahrnehmung bar jeder moralischen<br />
Selbstrestriktion zu funktionieren scheint, und<br />
ermöglicht so eine faszinierende Innensicht jugendlicher<br />
Befindlichkeit.<br />
„Schneeweiß und Russenrot“ hat im Frühjahr<br />
2004 die deutsche Literaturkritik in Aufruhr versetzt.<br />
Dorota Maslowska verfasste dieses grandiose<br />
Debüt mit nur 18 Jahren und gilt seither als<br />
neuer Stern am polnischen Literaturhimmel.<br />
Die Umsetzung<br />
Gemeinsam mit Berliner Jugendlichen erarbeitete<br />
Regisseur Henning Fritsch eine Theaterfassung<br />
des vielbeachteten Romans als deutschsprachige<br />
Erstaufführung. Im Mittelpunkt der<br />
gemeinsamen Arbeit stand die moralische Entwurzelung<br />
junger Menschen, die sich in einer<br />
hochdiversifizierten Welt kaum noch als Generation<br />
empfinden und artikulieren können. Das<br />
Projekt sollte die beteiligten Jugendlichen ermutigen,<br />
sich mit zeitgenössischer Literatur auseinander<br />
zu setzen und ihre eigene Lebenswelt<br />
durch ein Thema, das sie sowohl individuell als<br />
auch gesellschaftlich betrifft, zu reflektieren.<br />
„Schneeweiß und Russenrot“ war die erste Produktion<br />
der Sophiensæle Jugendbewegung.<br />
Das Projekt war zugleich Teil einer programmatischen<br />
Suche der Sophiensæle nach neuen theatralen<br />
Ausdrucksformen jenseits von klassischer<br />
dramatischer Literatur.<br />
Pressestimmen<br />
Haufenweise Pulver<br />
Auf der Bühne in den Sophiensälen öffnet<br />
sich der Blick in ein ostpolnisches Dorf. Der<br />
vielberufene Krieg ist vor allem innerlich, die
Jugend zerrissen zwischen Rebellion und<br />
Resignation. Als wäre das nicht genug, wird<br />
Andrzej auch noch von Magda verlassen.<br />
Was sie ihm per Botin ausrichten lässt, durch<br />
Arleta, die lässig über die Bar gelehnt ihren<br />
Kaugummi martert. Glühend vor Eifersucht<br />
und Kränkung macht sich Andrzej auf die Suche<br />
nach Speed und Liebe - und er findet verschiedene<br />
Frauen, verliert seinen Hund, fährt<br />
ans Meer, hat Sex, überfällt McDonalds und<br />
versackt im paranoiden Drogenwahn, bis er<br />
schließlich, nach philosophischen Einsichten,<br />
komplett gegen die Wand knallt.<br />
Gemeinsam mit sieben Berliner Schülern<br />
hat der Regisseur Henning Fritsch, dessen<br />
Inszenierungen wiederholt zu Schultheatertreffen<br />
geladen wurden, ein durchweg überzeugendes,<br />
bildreiches und schnelles Stück<br />
erarbeitet. Der Text wurde prägnant und intelligent<br />
gekürzt, die szenische Umsetzung in<br />
einem mehrmonatigen Probenprozess gelungen<br />
entwickelt.<br />
Getragen wird die Inszenierung durch die<br />
starke Leistung der Darsteller. Gekleidet in<br />
einer Mischung aus braunbeigem Elend und<br />
dem Glittergold der reichen Welt, wollen sie<br />
leben und lieben - und finden sich eingekeilt<br />
zwischen Koks und Kapitalismus, Armut und<br />
Fast Food.<br />
Die Ausstattung (Carolyn Hoven) ist sparsam<br />
und präzise, die Videoeinspielungen (Timm<br />
Ringewaldt) vermitteln atmosphärische Dichte.<br />
Spielfreude, haufenweise weißes Pulver<br />
und lustvolles Encounter zwischen Gerotze<br />
und Gekotze brechen die jugendlichen Dra-<br />
men und bringen sie dabei gleichzeitig mit untergründigem<br />
Schmerz auf den Punkt.»<br />
Annette Jahn, taz Berlin 2.3.<strong>2005</strong><br />
Vom Laienschauspiel ist die Theaterversion<br />
von „Schneeweiß und Russenrot“ weit entfernt.<br />
Prima umgesetzt, sehr kreative Ideen.<br />
Aus Wenig richtig viel Effekt.<br />
Es lohnt sich unbedingt das anzugucken, weil<br />
man selber neu merkt, wie Theater eigentlich<br />
sein kann, selber überrascht ist und den<br />
Spaß am Spielen mit den jungen Darstellern<br />
noch mal neu erlebt.“<br />
Doris Hellpoldt, Radio Eins 28.02.<strong>2005</strong><br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
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Übersicht der <strong>TUSCH</strong>-Werkstätten <strong>2005</strong><br />
Körper und Bewegung<br />
Bühnenkampf<br />
Maxim Gorki Theater- Bärbel Jogschies<br />
Stockkampf<br />
theater strahl - Alfred Hartung<br />
Modern Dance<br />
Sophiensæle - Anna Widmer, Tamara Brücken<br />
Musicaltanz<br />
Theater des Westens / Universität der Künste<br />
Pamela Nagel<br />
Improvisation und Schauspiel<br />
Shakespeares Kids<br />
theater strahl - Ursula Jenni<br />
Wer hat Angst...?<br />
Deutsches Theater - Daniela Fichte<br />
SMASH!<br />
Sophiensæle - Regieteam KranzNordalm<br />
(Verlorene) Paradiese<br />
Maxim Gorki Theater - Janka Panskus<br />
Krieg machen<br />
Schaubühne - Uta Plate<br />
Theatersport<br />
Die Gorillas - Leon Düvel<br />
Ich liebe dich<br />
Neuköllner Oper - Benjamin Stein<br />
Wofür sich das Leben lohnt<br />
GRIPS Theater - Meike Herminghausen<br />
Maske/ Kostüm/ Bühnenbild<br />
Kostüm und Maske<br />
Berliner Ensemble - Barbara Naujok<br />
Bühnenbild<br />
Schaubühne - Nina Hüsges<br />
Schminktechnik für die Bühne<br />
Komische Oper<br />
Heidemarie Furmanek, Verena Schirmer<br />
Technik<br />
Theaterlicht<br />
Berliner Ensemble - Steffen Heinke<br />
Ton und Technik<br />
Staatsoper Unter den Linden - Christoph Koch<br />
Öffentlichkeitsarbeit/ Dramaturgie<br />
Wen interessiert das?<br />
Berliner Ensemble - Gaby Hofmann<br />
100°-Festival - Öffentlichkeitsarbeit<br />
Hebbel am Ufer<br />
Kirsten Hehmeyer, Julia Naunin<br />
Rund um das Theater<br />
99-Cent-Filme<br />
Volksbühne - Sebastian Mauksch<br />
Szenisches Schreiben<br />
Maxim Gorki Theater - Sylvia Marquardt<br />
Theaterfotografie<br />
Rudi Wedekind<br />
Werkstätten für Grundschulen<br />
Sieben Versuche, ein Herz zu gewinnen<br />
Hans Wurst Nachfahren- Elena Raquet<br />
Tiermasken - bauen und spielen<br />
Schaubude- Mo Bunte<br />
Impro für Kids<br />
Die Gorillas- Regina Fabian<br />
Reise durch die Tanzgeschichte<br />
Dock 11- Livia Patrizi<br />
43
<strong>TUSCH</strong><br />
Werkstätten<br />
<strong>2005</strong><br />
eine Auswahl<br />
45
5,4,3,2,1 – los! Impro für Kids<br />
Die Gorillas<br />
Leitung: Regina Fabian<br />
Spontanes Spiel ist jüngeren Schülern sicherlich<br />
vertrauter als Jugendlichen und Erwachsenen,<br />
so vermutete ich und wurde nicht enttäuscht.<br />
Die Spielfreude der 15 Teilnehmer der Grundschul-Theaterwerkstatt<br />
war groß, neue Spielimpulse<br />
wurden schnell aufgenommen und die<br />
jungen Spieler waren oft kaum zu bremsen. Die<br />
Vorschläge für szenische Übungen reichten von<br />
„Banküberfall“ über „Dschungel“ bis zum „bro-<br />
delnden Vulkan“ und natürlich dem „geheimen<br />
Schatz“.<br />
Improtheater basiert auf einer hohen Aufmerksamkeit<br />
und Akzeptanz gegenüber den Mitspielern.<br />
Die Bereitschaft anderen unbekannten<br />
Kindern zuzuhören und ihre Spielangebote<br />
aufzunehmen, stellte für die meisten Teilnehmer<br />
eine große Herausforderung dar.<br />
Die Konzentration, die die Schüler aufbrachten,<br />
war erstaunlich hoch. Dies zeigte sich besonders<br />
deutlich bei der sehr beliebten Kinoszene. Bei<br />
dieser Übung improvisieren bis zu acht Spieler<br />
gemeinsam einen Kinobesuch und jeder muss<br />
sich gleichzeitig auf alle Spielangebote seiner<br />
Mitspieler konzentrieren. Angespornt auch<br />
durch das Ziel einer Präsentation entstanden<br />
immer wieder sehr intensive Probemomente.<br />
Die Aufregung, Ernsthaftigkeit und die Spiellust<br />
der Schüler haben mich bei beiden Aufführungen<br />
begeistert.<br />
Text: Regina Fabian<br />
Besonders gut hat mir das Kino, die Standbilder<br />
und die Spiele, die wir in der Gruppe gemacht haben,<br />
gefallen. Ich kann es empfehlen, aber ich würde<br />
es nicht noch einmal machen, weil ich nicht der<br />
Typ für große Aufführungen bin.<br />
Heiner, 5. Klasse<br />
Es war schon sehr anstrengend dort. Fast 5 Stunden<br />
lang nur rum rennen und so etwas.<br />
Am besten fand ich als wir „Im Bild stehen“ gemacht<br />
haben, oder „Im Kino“. Noch einmal für die,<br />
die nicht wissen was Improvisation ist: Improvisation<br />
ist, wenn man einfach drauf los redet, ohne davor<br />
darüber nachzudenken.<br />
Said, 5. Klasse<br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
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48<br />
Tanzfieber<br />
Sophiensæle<br />
Leitung: Anna Widmer und<br />
Tamara Brücken<br />
Ungewöhnlich großen Zulauf hatte die Werkstatt<br />
„Modern Dance“ in den Sophiensælen. 19<br />
Mädchen der Klassenstufen 8 bis 12 erlernten<br />
in nur drei Tagen eine vollständige Choreographie.<br />
Nach dem Schweiß treibendem Training im<br />
Hochzeitssaal hatten zwar alle Muskelkater, doch<br />
das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Persönliche<br />
Posen, Zweier-Choreografien und Freestyle-<br />
Elemente verschmolzen zu einem überzeugenden<br />
Ganzen.<br />
Teilnehmerin Alex über den Reiz des Tanzens:<br />
„Auch wenn es manchmal anstrengend ist, das<br />
Tolle ist, wenn alles zusammenkommt und man<br />
schließlich mit der Musik übereinstimmt.“ „Schade,<br />
dass es keinen weiterführenden Kurs dazu<br />
gibt. Die Leiterinnen waren total gut“, ergänzte<br />
Samira.<br />
Alle Teilnehmerinnen waren sich einig, dass der<br />
Workshop im nächsten Jahr unbedingt wiederholt<br />
werden sollte. Dann vielleicht mit weniger<br />
Teilnehmerinnen, damit das Training noch einen<br />
Tick intensiver wird.<br />
Für die <strong>TUSCH</strong>-Festwoche <strong>2005</strong> präsentierte sich<br />
die Werkstatt mit einem Video, in dem alle Phasen<br />
der Werkstatt von den Aufwärmübungen<br />
über die Probetänze bis zur fertigen Choreografie<br />
dokumentiert waren.<br />
Text: Anke Gutermuth<br />
Fotos: Jörg Lipskoch
Klackendes Holz und ein Stock wie ein Vogel<br />
theater strahl<br />
Leitung: Alfred Hartung, Schauspieler<br />
Es ist Dienstagnachmittag. Von den acht Schülern,<br />
die sich zur ersten Workshop-Stunde im<br />
theater strahl eingefunden haben, sind einige<br />
alte Hasen dabei. „Ich habe schon letztes Jahr bei<br />
Alfred mitgemacht“, sagt Tatjana und lacht verschmitzt.<br />
„Und weil es so viel Spaß macht, bin ich<br />
halt wieder dabei.“<br />
Was ist denn so interessant am Theater-Stockkampf?<br />
Justin erklärt: „Die Kombination aus<br />
Schlagtechniken, Körperhaltung und Choreographie“.<br />
Diese Kombination beherrschen die<br />
acht Schüler der Klassenstufen 8 -12 am Ende<br />
der Werksatt wie aus dem Effeff. „Am liebsten<br />
möchte ich mit dem Stock einfach wild alles ausprobieren.<br />
Doch in der Gruppe sieht es einfach<br />
viel cooler aus“.<br />
Der Stock der in dieser Werkstatt benutzt wird,<br />
ist ein rundförmiger Kieferholzstab. Ursprünglich<br />
ein einfacher Spazierstock, wurde er zu Verteidigungszwecken<br />
von den Samurais umfunktioniert<br />
und als Schlaginstrument entdeckt. Jeder<br />
der vier Workshoptermine beginnt mit einem<br />
ausgiebigen Aufwärmtraining, um den Körper,<br />
vor allem aber Hände, Arme und Füße für das<br />
Spiel mit dem Stock vorzubereiten. Erste kleine<br />
Gleichgewichtsübungen bringen das nötige Gefühl<br />
für den Umgang mit dem Stock.<br />
„Drei vor, drei zurück“, Alfred Hartung beschreibt<br />
die einzelnen Verteidigungshaltungen und<br />
Schlagtechniken, die jeweils mit Zahlen von eins<br />
bis acht besetzt werden, um Missverständnisse<br />
zu vermeiden, wenn das Tempo schneller wird.<br />
In Paar- und Gruppenformationen werden diese<br />
choreographierten Schritt- und Schlagtechniken<br />
nun geübt. Am Ende steht eine komplette<br />
Stockkampf-Performance, die auf der <strong>TUSCH</strong>-<br />
Festwoche mit dafür eigens von den Schülern<br />
ausgesuchter Musik präsentiert wird.<br />
Und zum Schluss der Werkstatt weiß David, dass<br />
er nächstes Mal auf jeden Fall wieder dabei ist:<br />
„Weil es Spaß macht und Stockkampf eine interessante<br />
Technik hat. Ich habe gelernt, meine Motorik<br />
zu verbessern“.<br />
Text: Miriam Pack<br />
Für die Bühnenchoreographie erarbeiten wir mit<br />
Hilfe der Zeitlupentechnik einzelne Kämpfe mit<br />
zwei oder drei Kämpfern. Durch die Anwendung<br />
der Zeitlupe werden Unfälle vermieden, gleichzeitig<br />
schult sie die Körperbeherrschung. Später passen<br />
wir Tempo und Rhythmus dem ausgewählten<br />
Song an, diesmal ist es „Die another day“ von Madonna.<br />
In der letzten 10-minütigen Probe auf der<br />
Bühne wird mit Hilfe der Techniker das Ganze ins<br />
rechte Licht und in stimmigen Ton gesetzt.<br />
Nach einer kurzen gemeinsamen Lockerungs- und<br />
Konzentrationsübungen geht der Vorhang auch<br />
schon auf. Die kleine, sehr feine Show, die die Schüler<br />
in lediglich 8 Stunden erarbeitet haben findet<br />
offenbar den Zuspruch des begeisterten Publikums,<br />
das sich mit einem riesigen Applaus bei den Stockkämpfern<br />
bedankt.<br />
Alfred Hartung<br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
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50<br />
Chicago at its best – eine Kostprobe aus der Welt des Musicals.<br />
Theater des Westens<br />
Leitung: Pamela Nagel<br />
Zwölf Schüler betraten am Samstagmorgen<br />
schüchtern den Tanzsaal der Universität der<br />
Künste im Bereich Musical/ Show. Bei der Leiterin<br />
der Musicalwerkstatt konnte man schon mal<br />
schüchtern werden. Pamela Nagel ist Dozentin,<br />
Lehrbeauftragte und ehemalige Balletttänzerin<br />
für „Cats“ in Wien und andere Musicals in Amerika.<br />
Ja, Pamela ist Amerikanerin und ihr unüberhörbarer<br />
Slang machte sie von der ersten Minute<br />
an sympathisch, so dass nach den ersten Worten<br />
die gröbste Anspannung verflogen war. Pamela<br />
gab am ersten Tag eine wunderschöne Einführung<br />
in die Geschichte und die Welt des Musicals.<br />
Es wurden Ausschnitte angehört, CD’s ausgetauscht,<br />
Pamela zeigte erste Tanzschritte und<br />
jeder berichtete von seinem eigenen Zugang<br />
zum Musical.<br />
Die Werkstatt bot zwölf Schülern/innen an vier<br />
Tagen über mehrere Stunden die Möglichkeit,<br />
eine Choreographie zur Musik eines Musicals<br />
einzustudieren und diese dann während der<br />
<strong>TUSCH</strong>-Festwoche aufzuführen, mit Kostüm,<br />
Maske und allem was dazu gehört. Nachdem<br />
Pamela alle zur Auswahl stehenden Musicals<br />
präsentiert hatte, waren sich alle schnell einig: Es<br />
sollte ein Ausschnitt aus dem Musical „Chicago“<br />
sein.<br />
„Und Flex und Strecken, Flex und Strecken.“ Vor<br />
der breiten Spiegelfront des Tanzraumes begann<br />
das Aufwärmtraining, das Little-Warming-<br />
Up. Schon am Ende des ersten Tages beherrschten<br />
die Schüler mehrere Tanzschritte aus dem<br />
Musical und konnten einige choreographierte<br />
Abläufe im Kopf mit nach Hause nehmen. Pamela<br />
setzte dieses Tempo an den nächsten<br />
Werkstatttagen fort: In nur vier Tagen kam eine<br />
komplette, bühnenreife Choreographie zustande.<br />
„Ein Tanzmensch zieht das Becken hoch, ein<br />
Privatmensch zeigt eine lässige Hüfte – ihr seid<br />
Tanzmenschen.“ Die Schüler lernten viel: Über<br />
eine gerade Körperhaltung, die Dehnbarkeit der<br />
Muskeln, Rhythmusgefühl, konzentriertes Arbeiten,<br />
komplizierte Schrittfolgen und das tolle Gefühl,<br />
wenn der eigene Tanz zur Musik passt.<br />
„Ich habe gelernt, mich zu bewegen“, weiß Janina,<br />
und Julia fügt hinzu: „Ich habe viele Tanz-<br />
schritte gelernt, ich habe Taktgefühl bekommen,<br />
neu waren die schnellen und die sehr interessanten<br />
Bewegungen“.<br />
„Es gibt nichts Vergleichbares für Schüler aus<br />
dem Musicalbereich“, sagt Pamela und man<br />
weiß, was sie meint. Denn der Erfolg dieser Werkstatt<br />
resultierte vor allem aus der Kraft ihrer Dozentin,<br />
die mitriss, motivierte und anspornte.<br />
Die Schüler haben Pamela nach der <strong>TUSCH</strong>-<br />
Werkstatt gefragt, ob sie eine kleine Gruppe weiter<br />
in Musicaltanz unterrichten würde und sie<br />
hat zugesagt: Ein Erfolg, der für sich spricht.<br />
Text: Miriam Pack,<br />
Fotos: Jörg Lipskoch
SMASH!<br />
Sophiensæle<br />
Leitung: Daniela Kranz und<br />
Jenke Nordalm<br />
SMASH! ist ein Theaterprojekt zum Thema Jugend<br />
und Gewalt, das <strong>2005</strong> in der Regie von<br />
Daniela Kranz und Jenke Nordalm realisiert<br />
wurde. Kai Schuberts eigens für dieses Projekt<br />
zusammengestelltes Theatermaterial ist kein<br />
klassischer Theatertext, der Figurenentwicklung<br />
mittels Handlung zeigt. Stattdessen gibt es Metamorphosen,<br />
Überblendungen und plötzliche<br />
Wechsel der Spielsituation.<br />
Im Rahmen der Werkstatt erprobten die Jugendlichen<br />
selbst den Umgang mit biografischem<br />
und dokumentarischem Material. Anhand von<br />
Szenentexten aus der Inszenierung und Improvisationsübungen<br />
mit dem Regieteam und den<br />
beteiligten Schauspielern wurden erste Spielerfahrungen<br />
gesammelt und die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten<br />
trainiert. Ein siebenstündiger<br />
Workshop, der es in sich hatte. Wo hört die<br />
Realität der Schauspieler auf und wo beginnt die<br />
Fiktion der Rolle? An der Werkstatt nahmen elf<br />
Schüler/innen der Klassenstufe 11-13 teil.<br />
Zu Beginn wählte jede/r der Spieler/innen einen<br />
neuen Vornamen, der jeweils mit den Buchstaben<br />
A,M,O und K – Amok! beginnen sollte. Zu den<br />
neuen Namen gehörten neue Identitäten und die<br />
Frage: Was bedeutet Gewalt für meine Figur?<br />
„Mein Name ist Ally, ich komme aus Düsseldorf,<br />
bin 20 Jahre alt. Meine Hobbys sind Schwertkampf,<br />
Kampfspiele und Tiere, besonders Pferde. Ich würde<br />
gerne töten, abmetzeln, um jemanden am Rande<br />
zu sehen.“<br />
„Mein Name ist Kai, ich bin 24 Jahre alt, komme aus<br />
Chemnitz. Ich spiele gerne Ping Pong. Ich will eigentlich<br />
niemanden töten, aber zurzeit glaube ich, dass<br />
ich jemanden umbringen werde. Ja, ich werde jemanden<br />
umbringen.“<br />
Zum Schluss erzählten alle in den Rollen von ihren<br />
Ängsten, ebenfalls ein Themen-Ausschnitt des<br />
Projektes SMASH!. Hinter jeder offensiven Gewalt<br />
steht eine nicht offen ausgetragene Angst.<br />
„Ich habe Angst, verlassen zu werden, dass immer alles<br />
so bleibt wie es ist, vor Veränderung, vor dem Tod.“<br />
„Ich habe Angst, die Straße überqueren zu wollen<br />
und die Ampel steht auf rot. Ich habe Angst vor der<br />
großen dicken Verkäuferin, vor grellem Licht und<br />
meinem Vater.“<br />
Das Fazit der Werkstatt fiel einhellig aus:<br />
„Smash war total genial. Dadurch, dass wir immer<br />
mit dem Namen unserer Figur angesprochen wurden,<br />
war ich voll in der Rolle drin und konnte mich<br />
richtig identifizieren. War unheimlich, wie man so<br />
jemand ganz anderes, seltsames sein kann, der<br />
dann vielleicht doch gar nicht so anders und unnormal<br />
ist, wie man am Anfang gedacht hatte.“<br />
Text: Miriam Pack<br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
51
52<br />
Krieg machen<br />
Schaubühne am Lehniner Platz<br />
Leitung: Uta Plate<br />
Das Stück „Troilus und Cressida“ über die griechische<br />
Mythologie nach William Shakespeare<br />
stand im Zentrum des Workshops, zu dem Uta<br />
Plate interessierte Jugendliche in die Schaubühne<br />
an Lehniner Platz einlud. Unter dem Titel<br />
„Krieg machen“ fanden sich drei Mädchen und<br />
fünf Jungen der Klassenstufen 10 - 12 ein, um<br />
mehr über das Stück und die Hintergründe zu<br />
erfahren. Die Schüler setzten sich innerhalb von<br />
vier Stunden intensiv mit dem Text auseinander,<br />
indem sie Sätze daraus lernten, Formationen bildeten<br />
und ihren Text in die Choreografien einfügten.<br />
Anschließend spielten sie gekürzte Szenen<br />
und schlüpften dabei in die Rollen der schönen<br />
Cressida, des tapferen Troilus, des bösen Hektors<br />
und des starken Ajax. Bei den improvisierten<br />
Szenen wurden die Beziehungsmuster der verschiedenen<br />
Figuren deutlich. Diese Vertiefung in<br />
den Text bereitete die Schüler auf einen Besuch<br />
der Inszenierung vor, während der sie einige der<br />
selbst gespielten Monologe und Dialoge wieder<br />
erkannten.<br />
Insgesamt waren die Schüler vom Selber-spielen<br />
und Zuschauer-sein gleichermaßen begeistert.<br />
Text: Anke Gutermuth<br />
Fotos: Jörg Lipskoch
Theaterschminken<br />
Komische Oper<br />
Leitung: Heidemarie Fuhrmaneck,<br />
Verena Schirmer<br />
Am Samstag, den 12.02.05 um 10 Uhr trafen<br />
sich im fernen Atrium 12 Mädchen, um für sechs<br />
Stunden in eine andere Haut zu schlüpfen. Sie<br />
hatten sich an ihrem freien Tag so früh auf den<br />
Weg gemacht, um mit Hilfe von Theater-Schminke<br />
und professioneller Anleitung mal ein etwas<br />
ganz anderes Gesicht im Spiegel zu erblicken.<br />
Wie würde ich mit Glatze aussehen?<br />
Steht mir ein Bart?<br />
Vor allem der Vorschlag weibliche Gesichtszüge<br />
zu vermännlichen wurde begeistert aufgenommen<br />
und nachgeahmt. Die ausgebildeten Maskenbildnerinnen<br />
gaben Ratschläge bezüglich<br />
buschiger Augenbrauen und kantiger Gesichtszüge.<br />
Mit großem Spaß malten sich die Mädchen<br />
auch Narben und Veilchen ins Gesicht.<br />
Die Leiterinnen schafften es perfekt, den informativen<br />
und praktischen Teil unter einen Hut zu bekommen,<br />
sodass man einen guten Eindruck von<br />
dem Beruf des Maskenbildners mitnahm. Zudem<br />
hat es allen Beteiligten viel Spaß gemacht und<br />
den ganzen Tag über wurde viel gelacht.<br />
Text: Vera Mahne<br />
Fotos: Heidemarie Fuhrmaneck<br />
53
54<br />
Hans Christian Andersen für 99 Cent - all inclusive.<br />
Volksbühne<br />
Leitung: Sebastian Mauksch<br />
Selber einen Film machen? Die eigenen Fantasien<br />
und Ideen filmisch umsetzen? Ein Märchen<br />
als Film? Die Volksbühne Berlin als Produktionsstätte<br />
und Drehort?<br />
Das Jugendtheater der Volksbühne P14 unter<br />
der Leitung von Sebastian Mauksch bot dieses<br />
Jahr eine ganz besondere Werkstatt für die Schüler<br />
und Schülerinnen des <strong>TUSCH</strong> Werkstattprogramms<br />
an: „99-Cent-Filme präsentieren Hans<br />
Christian Andersen“<br />
Jeder teilnehmende Schüler wurde an zwei Tagen<br />
zum Filmemacher. Er erhielt 99 Cent für eine<br />
Filmproduktion auf Video zum Thema: Die Märchen<br />
von Hans Christian Andersen. Das Budget<br />
konnte je nach eigenen Inhalten und Ideen für<br />
die Ausstattung von Film und Rolle verwendet<br />
werden. Gedreht wurde in und um die Volksbühne.<br />
Drehbuch, Ausstattung, Dreh, Schnitt und<br />
Postproduktion – alles an zwei Tagen.<br />
Der Schweiß stand den 17 jungen Filmemachern<br />
schon fünf Minuten nach Maukschs Vorstellung<br />
der Werkstatt-Inhalte auf der Stirn. Nur zwei<br />
Tage? Und wie schneidet man einen Film? Und<br />
vor allem wie bekommt man ein komplettes<br />
Märchen in 90 Sekunden Videofilm?<br />
Zu Beginn stand jedoch erst einmal das intensive<br />
Studium der zahlreichen Märchen, die Andersen<br />
geschrieben hat. Und plötzlich wurde es<br />
interessant. Interessant zu sehen, was Andersen<br />
alles geschrieben hatte und welche umfangreichen<br />
Märchenvariationen als Filmstoff zur Verfügung<br />
standen. 17 Filmemacher teilten sich in<br />
vier Gruppen - so entstanden vier Filme: „Die roten<br />
Schuhe“, „Das stumme Buch“, „Der alte Grabstein“<br />
und „Der Schatten“. Autor: Hans Christian<br />
Andersen, Drehbuch und Regie: Schüler der Klassen<br />
9-13. Vom Storyboard, der Auswahl der Darsteller,<br />
über die Musikvertonung, bis zum fertigen<br />
Dreh wurde von den Schülern und Schülerinnen<br />
ein kompletter Mini-Film aus eigener Hand gedreht,<br />
mit Unterstützung der Videokünstler des<br />
P14. Die Premiere der Filme fand auf der <strong>TUSCH</strong>-<br />
Festwoche statt und wurde zum Erstaunen der<br />
Künstler auf Großleinwand auf der Theaterbühne<br />
präsentiert. Mit großem Erfolg!<br />
Text: Miriam Pack<br />
Fotos: Jörg Lipskoch
Wofür sich das Leben lohnt<br />
GRIPS Theater<br />
Leitung: Meike Herminghausen<br />
Eine buntgemischte Gruppe traf sich auf der Probebühne<br />
im Grips Theater in den Kulissen eines<br />
Zirkusstücks, die dort zu anderweitigen Probenzwecken<br />
aufgebaut waren.<br />
Was ist uns jetzt wichtig? Womit beschäftigen<br />
wir uns gerne? Was gibt uns die Kraft sich jedem<br />
Tag dem Leben wieder neu zu stellen? Was haben<br />
wir für Ziele die wir in unserem Leben erreichen<br />
wollen? Warum lohnt es sich dennoch,<br />
trotz aller Schwierigkeiten?<br />
Es erwies sich als nicht ganz einfach, gleich zu<br />
Beginn über ein derart persönliches Thema mit<br />
noch fremden Menschen und in einer ungewohnten<br />
Umgebung zu sprechen. Trotzdem<br />
fanden die Workshopteilnehmer/innen durch<br />
die Hilfestellungen von Meike Herminghausen<br />
schnell einen Weg, um sich kennen zu lernen<br />
und möglichst viel übereinander zu erfahren.<br />
Sehr schnell wurde deutlich, dass allen die zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen sehr wichtig<br />
waren. Familie und Freunde standen im Vordergrund.<br />
Beruflicher Erfolg spielte eher eine untergeordnete<br />
Rolle und tauchte eher im Zusammenhang<br />
mit Geldverdienen und Sicherheit für<br />
die eigene Familie auf.<br />
Im Anschluss verarbeiteten die Jugendlichen ihre<br />
Gedanken zu Bühnen-Aktionen. Sie verwandelten<br />
ihre Zukunftsängste in Bewegung, näherten sich<br />
in Zeitlupe dem von ihnen angestrebten Ziel und<br />
schwankten im Moment der Entscheidung zwischen<br />
zwei Wegen hin und her. Unterstützt durch<br />
Anregungen und Vorschläge der Workshopleiterin<br />
entwickelten die Teilnehmer/innen in Gruppen<br />
ein szenisches Fragment und präsentierten<br />
die so gefundenen Antworten auf die Ausgangsfrage<br />
im Rahmen der <strong>TUSCH</strong>-Festwoche <strong>2005</strong>.<br />
Text: Vera Mahne<br />
Fotos: Jörg Lipskoch<br />
55
TTT – Tusch Theater Tag<br />
Mit Beginn der Spielzeit 04/05 konnte <strong>TUSCH</strong><br />
ein neues Angebot für Schüler/innen machen,<br />
die Theater gerne als Zuschauer genießen: Einmal<br />
im Monat mit Gleichgesinnten eine aktuelle<br />
Inszenierung besuchen und im Vorfeld oder Anschluss<br />
das Gesehene im Gespräch oder Workshop<br />
vertiefen.<br />
„Blind Date Theater“ – Rendezvous der besonderen<br />
Art<br />
An diesen Rendezvous nahmen so honorige Persönlichkeiten<br />
wie Goethe und Schiller teil – vertreten<br />
durch „Werther“ und „Maria Stuart“. Herr Gorki<br />
erschien mit seinen Kreaturen aus „Nachtasyl“. Das<br />
Grips Theater schickte gar all seine Gestalten aus<br />
„Linie 1“. Ebenfalls dabei waren die „Big Art Group“<br />
aus New York, Alvis Hermanis und sein Rigaer Theater,<br />
„Velma“ aus Lausanne, die Tänzer Juan Kruz<br />
Diaz de Garaio Esnaola und Joanna Dudley – und<br />
136 Jugendliche aus Berlin.<br />
Das in diesem Jahr neu aus der Taufe gehobene<br />
Projekt TTT hat zum Ziel, Jugendliche mit ganz<br />
unterschiedlichen theatralen Konzeptionen bekannt<br />
zu machen und ihnen die Begegnung mit<br />
Künstlern und Spielstätten zu ermöglichen. Phantasievoll<br />
und sachkundig wurden zu den Theaterbesuchen<br />
Einführungen oder Nachbereitungen<br />
sowie eine Diskussion über „Zugänge zum Theater“<br />
angeboten.<br />
Dorothea Hilliger, Leiterin des TTT 2004/<strong>2005</strong><br />
Im Theater darf man nicht lachen. Im Theater muss<br />
man in allem einen tieferen Sinn erkennen. Wer das<br />
Theaterstück anders aufgefasst hat als der Regisseur,<br />
der hat es nicht verstanden. Auch wenn man<br />
es nicht zugeben mag, irgendwo in sich drin hat<br />
fast jeder Mensch diese Vorurteile gegenüber dem<br />
Theater. Man lächelt verlegen in sich hinein statt<br />
laut loszulachen und man zählt erst alles auf, was<br />
man „verstanden“ hat, bevor man fragt: „Wieso<br />
war die eine Frau eigentlich die ganze Zeit nackt?“.<br />
Man ist befangen, weil es sich um das Mysterium<br />
Theater handelt. Ich war bei fast jedem Blind-Date-<br />
Theaterbesuch dabei. Wir haben Inszenierungen<br />
unterschiedlichster Art gesehen und an Workshops<br />
und Gesprächsrunden teilgenommen. Da wir mit<br />
unserer Unwissenheit unter unseresgleichen waren,<br />
konnten wir sie nach und nach ablegen. Die<br />
Theaterwelt hat sich für mich persönlich neu erschlossen.<br />
Meine Toleranzschwelle hat sich völlig<br />
verändert und ich bin mir viel bewusster darüber,<br />
ob mir etwas wirklich gefällt oder ob ich nur meine,<br />
es müsste mir gefallen, weil es sich um das „heilige<br />
Theater“ handelt.<br />
Juliane Köster, TTT-Gängerin<br />
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Pressestimmen<br />
- eine Auswahl<br />
Berliner Zeitung, 28. Februar <strong>2005</strong><br />
Tanz und Gesang in Spaniens Gassen<br />
Es ist 7.50 Uhr, als ich versuche, den Schülermassen<br />
auszuweichen, um zum Haupteingang der<br />
Friedensburg-Oberschule in Charlottenburg zu<br />
gelangen. Ich will zu einer <strong>TUSCH</strong>-Probe.<br />
<strong>TUSCH</strong> hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern und<br />
Jugendlichen aller Schulformen die Welt des<br />
Theaters zu eröffnen. Eines dieser Projekte ist<br />
die Inszenierung der Oper „Micaela/Carmen“, bei<br />
der die Schüler eng mit den Musiktheaterpädagogen<br />
von der Staatsoper und der Komischen<br />
Oper zusammenarbeiten.<br />
Als ich den Musikraum betrete, stehen neun<br />
Schüler der elften Klasse in einem Kreis und singen<br />
die Tonleitern hoch und runter. Dann die erste<br />
Szenenprobe – der kleine Klassenraum wird<br />
zur Bühne. Hie und da gibt es kleine Unsicherheiten,<br />
aber die sind mit Hilfe der Theaterpädagogin<br />
Ursula Jenni, die für Inszenierung und Produktion<br />
verantwortlich ist, schnell behoben.<br />
Im Vergleich zu der Originaloper „Carmen“ von<br />
George Bizet liegt in der Inszenierung der Schüler<br />
der Fokus nicht auf Carmen, sondern auf den<br />
Nebenfiguren. „Die Figur Micaela steht in der<br />
klassischen Oper ein bisschen im Hintergrund,<br />
obwohl sie es ist, die uns Jugendlichen heute am<br />
ähnlichsten ist“, erklärt mir Jenny Gard, die die<br />
Rolle der Carmen spielt.<br />
Viel Arbeit war nötig, um die Originalfassung mit<br />
den Vorstellungen der Schüler zu vereinbaren.<br />
„Zuerst machten wir uns Gedanken zu der Originaloper<br />
und überlegten, wie sich die Geschichte<br />
heute abspielen könnte. Ursula hat dann aus allen<br />
Ideen der Jugendlichen aus vier Schulen un-<br />
sere Oper geboren“, sagt Richard Weber – in der<br />
Oper der José. Und so wurde aus dem Schmuggler<br />
der Originalfassung ein Illegaler, aus dem<br />
Stierkämpfer ein Boxer und aus den Schülern<br />
echte Profischauspieler.<br />
Konstantin Kutzer<br />
taz, 2. März <strong>2005</strong><br />
Haufenweise Pulver<br />
Es ist hell. Viel zu hell. Das Licht zerschneidet die<br />
Luft, zerfurcht Gesichter, bringt alles heraus, was<br />
in ihnen schläft. Hass. Verzweiflung. Für Romantik<br />
ist hier kein Platz. Es herrscht ein polnisch-russischer<br />
Krieg unter weiß-roter Fahne in der Inszenierung<br />
von „Schneeweiß und Russenrot“ nach<br />
einem Roman von Dorata Maslowska.<br />
Dorata Maslowska schrieb ihren Debütroman mit<br />
18 Jahren, während ihres Abiturs, in nur wenigen<br />
Wochen. Das Porträt der jugendlichen Subkultur<br />
in einer heutigen polnischen Stadt - abgeklärt,<br />
rotzig, schonungslos und dabei selbstironisch -<br />
zog im letzten Jahr wie ein Erdbeben durch die<br />
Literaturlandschaft. Die Autorin wurde für ihre<br />
postmodern mit Sprache spielende, apokalyptisch<br />
delirierende Milieustudie der „Generation<br />
Nichts“ mit dem Polityka-Preis und dem Nike-<br />
Preis ausgezeichnet.<br />
Hier im Hochzeitssaal der Sophiensæle wird<br />
aus dem endlos assoziierenden, monologisch<br />
ringenden Gefasel der jungen Protagonisten<br />
ein skandierender Chor, der die Worte ausstößt<br />
wie eine automatische Waffe. Der Chor der klassischen<br />
griechischen Tragödie trifft auf einen<br />
Bewusstseinsstrom des polnischen Postkommunismus.<br />
Gemeinsam mit sieben Berliner Schülern hat<br />
der Regisseur Henning Fritsch, dessen Inszenierungen<br />
wiederholt zu Schultheatertreffen geladen<br />
wurden, ein durchweg überzeugendes,<br />
bildreiches und schnelles Stück erarbeitet. Der<br />
Text wurde prägnant und intelligent gekürzt, die<br />
szenische Umsetzung in einem mehrmonatigen<br />
Probenprozess gelungen entwickelt.<br />
Spielfreude, haufenweise weißes Pulver und lustvolles<br />
Encounter zwischen Gerotze und Gekotze<br />
brechen die jugendlichen Dramen und bringen<br />
sie dabei gleichzeitig mit untergründigem<br />
Schmerz auf den Punkt.<br />
Annette Jahn<br />
59
60 Deutschlandfunk,<br />
3. März <strong>2005</strong><br />
Theater ist nicht out bei Kindern und Jugendlichen,<br />
ein Projekt mit Schulen und Theaterhäusern<br />
in Berlin beweist das. Dass Kinder und Jugendliche<br />
kein Interesse an Theater und Oper<br />
hätten, dieses Vorurteil widerlegt das Berliner<br />
Projekt <strong>TUSCH</strong>. Am kommenden Sonntag beginnt<br />
die diesjährige <strong>TUSCH</strong>-Festwoche mit der<br />
Produktion „Micaela / Carmen“.<br />
„Eine Tanzszene, eine Sprech- und eine Musikszene<br />
zur Oper „Carmen“, das war die Aufgabenstellung,<br />
sagt Anne-Kathrin Ostrop, Musiktheaterpädagogin<br />
der Komischen Oper.<br />
„Begeisterung war sofort da, das Stück hat ja<br />
ganz viel mit den Schülern selbst zu tun. Das<br />
ist auch das Spannende an unserer kleinen<br />
Inszenierung, dass sie Ausschnitte aus ihrem<br />
Leben mit der Carmen verbinden. Dann ist der<br />
Torero hier bei uns in Berlin eben einer aus einem<br />
Boxclub.“<br />
Die Theaterarbeit sei jedoch noch mehr als nur<br />
der Kontakt mit der Kunst meint Renate Breitig,<br />
Initiatorin des <strong>TUSCH</strong>-Projektes und Referentin<br />
in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und<br />
Sport. „Wenn Jugendliche Theater spielen, dann<br />
sind die begeistert. Am Sonntag, am Wochenende<br />
hier zu sein - jeden, den sie fragen sagt: Oh es<br />
hat Spaß gemacht, es war toll. Das heißt, da ist<br />
mehr passiert, als nur der künstlerische Prozess.<br />
Es hat sich für sie etwas aufgeschlossen.“<br />
„Man muss halt aus sich rauskommen, sagen<br />
okay, ich bin jetzt hier, ich bin der Mittelpunkt, ich<br />
bin wichtig Das ist ein entscheidender Schritt“ –<br />
fasst eine Spielerin ihre Erfahrungen zusammen<br />
Camilla Hildebrand<br />
J:O – AOK-Magazin, Januar <strong>2006</strong><br />
Alles nur Theater?<br />
Als Sophie hinten in das „Charakterfahrzeug“<br />
einsteigt, wird es schlagartig still. „Darf ich mich<br />
zu Ihnen setzen?“, haucht sie. Marcel und Linda<br />
nicken. „Aber gern“, flüstert Marcel, der Fahrer.<br />
Sophie beugt sich nach vorn und legt den Finger<br />
vor die Lippen: „Hört ihr, wie die Blumen wachsen?“<br />
Marcel und Linda lauschen angestrengt<br />
und verkneifen sich das Lachen, während die<br />
Zuschauer ganz ungehemmt kichern dürfen.<br />
Am Dienstagmittag steht „Darstellendes Spiel“,<br />
kurz „DS“, auf dem Stundenplan der Kopernikus-Oberschule.<br />
Und als Höhepunkt der Doppelstunde<br />
fährt heute das Charakterfahrzeug über<br />
die Bühne.<br />
Reihum überlegt sich jeder Schüler einen bestimmten<br />
Charakter und steigt dann in das<br />
„Auto“ ein, in dem vorne schon Fahrer und Beifahrer<br />
auf Stühlen sitzen. Gemeinsam spielen sie<br />
eine improvisierte kleine Szene, so lange, bis der<br />
Fahrer den Wagen verlässt, alle einen Platz weiter<br />
rücken und hinten ein neuer Fahrgast zusteigt<br />
– mit einem neuen Charakter.<br />
Jetzt kommt Melanie: Sie kann sich kaum auf<br />
den Beinen halten und mischt die ruhige Szene<br />
komplett auf. Offenbar hat Melanie eine lange<br />
Nacht hinter sich. Lallend lässt sie sich auf den<br />
Rücksitz fallen und nickt halb ein. Da fängt auch<br />
Sophie an zu schnarchen und Beifahrerin Jasmin<br />
kämpft auf einmal mit Übelkeit. Die Zuschauer
klatschen. „Pause“, sagt Regina Fabian und nickt<br />
anerkennend.<br />
Meistens steht Regina Fabian auf und nicht vor<br />
der Bühne: Sie gehört zum Ensemble „Die Gorillas“<br />
im Ratibortheater. Dass sie heute in der Kopernikusschule<br />
die Übungen im DS-Kurs leitet,<br />
liegt an <strong>TUSCH</strong>, dem Berliner Netzwerk „Theater<br />
und Schule“. Bühnen und Schulen gehen für<br />
mindestens zwei Jahre eine Partnerschaft ein,<br />
sie spielen gemeinsam, besuchen einander, lernen<br />
mit- und voneinander. Das Kreuzberger Ratibortheater<br />
ist eines von 22 Theatern der Stadt,<br />
die sich dieses Jahr engagieren; die Kopernikusschule<br />
eine von 28 Partnerschulen.<br />
Dabei hat das Projekt vor sieben Jahren einmal<br />
ganz klein angefangen. „Ich hätte mir nie träumen<br />
lassen, dass von allen Seiten ein so großes<br />
Interesse daran besteht“, sagt Renate Breitig,<br />
Referentin für Darstellendes Spiel in der Berliner<br />
Senatsverwaltung. Sie hatte damals die Idee<br />
zu <strong>TUSCH</strong> und sprach die ersten Theater an. Die<br />
waren begeistert. Schließlich lernen die Theatermacher<br />
so auch ihr Publikum von morgen<br />
kennen. Und die Schüler? „Na ja, mir macht es<br />
einfach Spaß“, sagt der 15-jährige Ben, der in der<br />
Kopernikusschule gerade einen langhaarigen<br />
Bauarbeiter mit Rückenschaden auf die Bühne<br />
gebracht hat.<br />
Tagesspiegel, 31. Januar <strong>2006</strong><br />
...und in den Winterferien wird getanzt<br />
„Dort überm Lüftungsschacht ist das Weltall.<br />
Und ein Stern, den du ganz allein entdeckt hast.<br />
Dorthin wird die Menschheit aufbrechen, wenn<br />
sie auf der Erde nicht mehr überleben kann“,<br />
sagt Benjamin Stein von der Neuköllner Oper<br />
mit eindringlicher Stimme zu dem 15-jährigen<br />
Andreas. „Du hast eine Vision. Das musst du uns<br />
jetzt nur noch glaubhaft machen.“ Der Junge<br />
mit der Zahnspange steht mitten im Probenraum<br />
des Friedrichstadtpalastes und nickt ergeben.<br />
Ein Walzer setzt zum wiederholten Mal ein.<br />
Und Andreas macht sich daran, noch einmal „seine<br />
Vision“ zu beschreiben – nur mit Mimik und<br />
Gestik zu den Klängen der Stereoanlage. Noch<br />
etwas zaghaft wirken Andreas’ eckige Bewegungen<br />
anfangs. Doch dann läuft er sich warm,<br />
holt immer inbrünstiger mit den Armen aus.<br />
Zum zweiten Mal hat das Projekt-Team „<strong>TUSCH</strong><br />
–Theater und Schule “Berliner Schüler zu einem<br />
Winterferien-Workshop eingeladen. Um zeitgenössisches<br />
Tanztheater geht es dieses Mal. Seit<br />
Samstag studieren vier Schülergruppen sechs<br />
Stunden pro Tag mit professionellen Choreografen<br />
Kurzinszenierungen ein. Vier Berliner Bühnen<br />
sind beteiligt. Bei Irina Roerig, Steffi Garke und<br />
Benjamin Stein von der Neuköllner Oper geht es<br />
um Rechtsextremismus und Ausgrenzung. Was<br />
„Andreas’ Vision“ damit zu tun hat, wollen die<br />
acht Schüler bis nächsten Samstag herausarbeiten.<br />
Dann treffen sie die 30 anderen Nachwuchstänzer<br />
und fügen ihre Ideen zur „Move-On“-<br />
Choreografie zusammen. Sechsmal wird die auf<br />
verschiedenen Bühnen aufgeführt.<br />
Daniela Martens<br />
Fotos: <strong>TUSCH</strong> Theaterfoto-Werkstatt <strong>2005</strong><br />
61
62<br />
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner<br />
an Theatern und Schulen <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />
Lessing-Oberschule, Mitte<br />
Deutsches Theater / DT-Kammerspiele<br />
Gabriele-von-Bülow-Oberschule, Reinickendorf<br />
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />
Willi-Graf-Oberschule, Steglitz<br />
Schaubühne am Lehniner Platz<br />
Walter-Gropius-Schule, Neukölln<br />
Schulfarm Insel Scharfenberg, Reinickendorf<br />
Maxim Gorki Theater<br />
Max-Beckmann-Oberschule, Reinickendorf<br />
Berliner Ensemble<br />
Leibniz-Oberschule, Kreuzberg<br />
Grundschule am Teltowkanal, Neukölln<br />
Theater an der Parkaue<br />
Hildegard-Wegscheider-Oberschule, Wilmersdorf<br />
Vaganten Bühne<br />
Anna-Freud-Oberschule, Charlottenburg<br />
tribuene gegen|WARTE<br />
Oberschule am Köllnischen Park, Mitte<br />
Oberstufenzentrum für Bürowirtschaft, Steglitz<br />
theater 89<br />
Friedensburg-Oberschule, Charlottenburg<br />
Komische Oper<br />
Ferdinand-Freiligrath-Oberschule, Kreuzberg<br />
Oberschule am Landsberger Tor, Marzahn<br />
Grips Theater<br />
Anita Mächler<br />
Daniela Fichte<br />
Michael Schmid<br />
Heike Sobisiak<br />
Marianne Strohmeyer<br />
Uta Plate<br />
Ingo Amling<br />
Engelbert Weinhold<br />
Sylvia Marquardt<br />
45 79 85 10<br />
28441-399<br />
433 80 87<br />
24065-610<br />
772 90 04<br />
89002-194<br />
6 009 080<br />
430 944 33 0<br />
20221-322<br />
Thomas Arndt<br />
Anika Bárdos 28408 168<br />
Petra Richter<br />
Gabriele Prondzinski<br />
Anne Paffenholz<br />
Claudia Böhm<br />
Astrid Domke<br />
C. Pabst, C. Rickers<br />
Thomas Trempnau<br />
Dagmar Lunow<br />
Ute Haders<br />
Hans – Joachim Frank<br />
Wilma Retzlaff<br />
Anne Kathrin Ostrop<br />
Dorothea Quast<br />
Rosemarie Heiderich<br />
Philipp Harpain<br />
50 58 67 11<br />
680 92 066<br />
55 77 52 67<br />
9 029-22 816<br />
312 45 29<br />
36 41 78 16<br />
341 90 01<br />
2 794 027<br />
768 900 11<br />
282 46 56<br />
9029 25804<br />
20 260 375<br />
50 58 56 11<br />
93 29 026<br />
39 74 74 44<br />
Fax: 45 79 85 16<br />
Fax: 28441-408<br />
Fax: 433 80 88<br />
Fax: 24065-642<br />
Fax: 772 05 79 99<br />
Fax: 89002-195<br />
Fax: 430 944 33 12<br />
Fax: 20221-365<br />
Fax: 4 135 164<br />
Fax: 28408-131<br />
Fax: 50 58 67 15<br />
Fax: 625 50 79<br />
Fax: 8 265 862<br />
Fax: 313 34 83<br />
Fax: 36 41 78 20<br />
Fax: 341 16 86<br />
Fax: 2 794 027<br />
Fax: 768 900 35<br />
Fax: 283 45 37<br />
Fax: 50 58 56 15<br />
Fax: 93 29 188<br />
Fax: 39 74 74 28
Erasmus-von-Rotterdam-Oberschule, Hellersdorf<br />
theater strahl<br />
Erika-Mann-Grundschule, Wedding<br />
Schaubude Puppentheater Berlin<br />
Ernst-Abbe-Oberschule, Neukölln<br />
Albert-Einstein-Oberschule, Neukölln<br />
Neuköllner Oper<br />
Kopernikus-Oberschule, Steglitz<br />
Schwielowsee-Grundschule, Schöneberg<br />
Die Gorillas<br />
Heinrich-von-Kleist-Oberschule, Mitte<br />
Menzel-Oberschule, Mitte<br />
Hebbel am Ufer - HAU<br />
Sophie-Scholl-Oberschule, Schöneberg<br />
Friends of Italian Opera<br />
John-Lennon-Oberschule, Mitte<br />
Thomas-Mann-Oberschule, Reinickendorf<br />
Sophiensæle<br />
Schiller-Oberschule, Charlottenburg<br />
Königin-Luise-Stiftung, Zehlendorf<br />
Deutsche Oper Berlin<br />
Kurt-Tucholsky-Oberschule Pankow<br />
Schadow-Oberschule, Zehlendorf<br />
Staatsoper Unter den Linden<br />
Spreewald-Grundschule Schöneberg<br />
Hans Wurst Nachfahren<br />
Paul-Lincke-Grundschule, Prenzlauer Berg<br />
Dock 11<br />
Kepler-Oberschule<br />
<strong>TUSCH</strong>-Medienpartner-Schule<br />
Monika Schuch<br />
Gila Schmidt<br />
Uta Klotz, Karin Babbe<br />
Silke Haueiß, Silvia Brendenal<br />
Carola Neubert<br />
Christel Sprink<br />
Benjamin Stein<br />
Anne Ruhe-Welsch, Hans Seibert<br />
Anne Niemeier<br />
Regina Fabian<br />
Brigitte Schulte<br />
Bärbel Kosanke-Teigler<br />
Julia Naunin<br />
Kristina Tendel<br />
Günther Grosser<br />
Norbert Knipp<br />
Jaqueline Beier<br />
Anna Poeschel<br />
Gabriele Mähner<br />
Elisabeth Menzel, Sigrid Boldt<br />
Ulrike Mirow<br />
Anja Klein<br />
Birgit Havenstein<br />
Rainer O. Brinkmann<br />
Monika Neumann, Norbert Raabe<br />
Barbara Kilian, Elena Raquet<br />
Andrea Sturm<br />
Kirsten Seligmüller, Wiebke Janssen<br />
561 51 26<br />
695 99 777<br />
4508 5510<br />
428 6059<br />
68 092 423<br />
600 90 20<br />
688 90 713<br />
79 744 260<br />
7560 7803<br />
4280 5263<br />
39 805 470<br />
398 00 9710<br />
25 900 476<br />
75 60 71 71<br />
6 935 692 / 6 913 937<br />
44 057 685<br />
415 80 61<br />
27 89 00 33<br />
902 925 920<br />
841 813 25<br />
34 38 44 74<br />
479 900 0<br />
9029 95463<br />
20 354 489<br />
75 60 71 51<br />
216 79 25<br />
4285 0876<br />
448 12 22<br />
Fax: 561 51 26<br />
Fax: 690 422 33<br />
Fax: 4508 5511<br />
Fax: 423 43 10<br />
Fax: 6 233 099<br />
Fax: 600 90 254<br />
Fax: 688 90 789<br />
Fax: 79 744 289<br />
Fax: 4202 2876<br />
Fax: 39 805 489<br />
Fax: 398 00 97 22<br />
Fax: 25 900 449<br />
Fax: 75 60 44 65<br />
Fax: 69 504 727<br />
Fax: 4050 0120<br />
Fax: 415 50 37<br />
Fax: 28 35 267<br />
Fax: 902 925 841<br />
Fax: 841 814 83<br />
Fax: 34 38 46 74<br />
Fax: 479 900 112<br />
Fax: 9029 96158<br />
Fax: 20 354 594<br />
Fax: 75 60 43 66<br />
Fax: 217 04 63<br />
Fax: 4285 0877<br />
Fax: 448 11 85<br />
Friederike Faber, Werner Lippmann 68 09 20 64 Fax: 6859 80 08<br />
63
64<br />
Danksagung<br />
Ein großes Dankeschön geht<br />
an alle, die <strong>TUSCH</strong> <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />
aktiv unterstützt haben:<br />
- an die vielen Helfer und „Mitmacher“ aus Schulen<br />
und Theatern mit den Schülerinnen und<br />
Schülern,<br />
den Lehrerinnen und Lehrern und Theaterleuten<br />
- das <strong>TUSCH</strong>-Team <strong>2005</strong>/ <strong>2006</strong>: Anna Baronjan,<br />
Edda Battigelli, Andreas Beutler, Birthe Boeckel,<br />
Anett Bullmann, Kirsten Eick, Anna Elbert, Anke<br />
Gutermuth, Judtih Kautz, Fabian Kunze, Jörg<br />
Lipskoch, Wera Mahne, Simone Neubauer, Miriam<br />
Pack, Lilo Rößler, Claudia Rothenbühler, Janine<br />
Schweiger, Martina Zielinksi, Anne Zühlke<br />
- das Team vom JugendKulturZentrum Pumpe<br />
um Timo Hirscher und das Technik-Team um<br />
Jörg Schildbach, die als Projekt-Partner die jährliche<br />
<strong>TUSCH</strong>-Festwoche engagiert und kompetent<br />
unterstützen.
Impressum<br />
Herausgeber und Druck<br />
Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und<br />
Forschung Berlin<br />
März 2007<br />
Redaktion<br />
Ursula Jenni<br />
Claudia Rothenbühler<br />
Grafik und Layout<br />
Sonja Rörig<br />
<strong>TUSCH</strong> ist ein Projekt<br />
der JugendKulturService gGmbH<br />
in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für<br />
Bildung, Wissenschaft und Forschung<br />
<strong>TUSCH</strong> <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong> wurde unterstützt von:<br />
Deutscher Bühnenverein, Landesverband Berlin<br />
PWC-Stiftung<br />
Hauptstadtkulturfonds<br />
Aktion Mensch - 5000x Zukunft<br />
<strong>TUSCH</strong>-Partner<br />
JugendKulturZentrum PUMPE<br />
Projektleitung: Renate Breitig, Tel.: 030- 9026 5229<br />
Schirmherr des <strong>TUSCH</strong>-Projektes<br />
Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister<br />
von Berlin<br />
Email: tusch@jugendkulturservice.de<br />
www.tusch-berlin.de<br />
Deutscher Buhnenverein<br />
Landesverband Berlin
D T<br />
DEUTSCHES THEATER BERLIN<br />
VHS-Kolleg Schöneberg Tempelhof-Schöneberg<br />
Deutsches Theater<br />
Treptow-Kolleg Treptow-Köpenick<br />
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz<br />
Katholische Schule Sankt Marien Neukölln<br />
Schaubühne am Lehniner Platz<br />
Schulfarm Insel Scharfenberg Reinickendorf<br />
Maxim Gorki Theater<br />
Robert-Havemann-Oberschule Pankow<br />
Berliner Ensemble<br />
Leibniz-Oberschule Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Grundschule am Teltowkanal Neukölln<br />
Theater an der Parkaue<br />
Manfred-von-Ardenne-Oberschule Lichtenberg<br />
Vaganten Bühne<br />
Lise-Meitner-Schule (OSZ)<br />
tribuene gegen|WARTE<br />
OSZ Bürowirtschaft Steglitz-Zehlendorf<br />
theater 89<br />
Arndt-Gymnasium Dahlem Steglitz-Zehlendorf<br />
Komische Oper<br />
Nikolaus-August-Otto-Oberschule Steglitz-Zehlendorf<br />
Fichtelgebige Grundschule Friedrichshain-Kreuzberg<br />
GRIPS Theater<br />
Hermann-von-Helmholtz-Oberschule Neukölln<br />
THEATER STRAHL<br />
<strong>TUSCH</strong> Partnerschaften 2007<br />
BIP Kreativitätsgrundschule Pankow<br />
Schaubude<br />
Schiller-Oberschule Charlottenburg- Wilmersdorf<br />
English Theatre Berlin<br />
Humboldthain Grundschule Mitte<br />
Atze Musiktheater<br />
Thomas-Mann-Oberschule Reinickendorf<br />
Sophiensæle<br />
Schadow-Oberschule Steglitz-Zehlendorf<br />
Staatsoper Unter den Linden<br />
Hector-Petersen-Oberschule Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Hermann-Hesse-Oberschule Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Hebbel am Ufer HAU<br />
Albert-Schweitzer-Oberschule Neukölln<br />
Neuköllner Oper<br />
Königin-Luise-Stiftung Steglitz-Zehlendorf<br />
Deutsche Oper Berlin<br />
Fläming-Grundschule Tempelhof-Schöneberg<br />
Hans Wurst Nachfahren<br />
Paul-Lincke-Grundschule Pankow<br />
Dock 11<br />
Bettina-von-Arnim-Oberschule Reinickendorf<br />
Schwielowsee-Grundschule Tempelhof-Schöneberg<br />
Die Gorillas<br />
Kepler Oberschule Neukölln<br />
<strong>TUSCH</strong>-Medienpartner-Schule