Lauter(n) Termine - Magazin Insider
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Durch Höhen<br />
und Tiefen<br />
- Die Parkbrauerei Pirmasens im<br />
Laufe der letzten 120 Jahre -<br />
Es geschah im Jahre 1516 als<br />
der bayerische Herzog Wilhelm<br />
IV. bestimmte, dass zur Bierherstellung<br />
„…forthin allenthalben<br />
in unseren Städten,<br />
Märkten und auf dem Lande zu<br />
keinem Bier mehr Stücke als<br />
allein Gersten, Hopfen und<br />
Wasser verwendet und<br />
gebraucht werden sollen“.<br />
Dieser 493 Jahre alte Erlass hat<br />
auch heute noch als „Deutsches<br />
Reinheitsgebot“ Gültigkeit und<br />
verbietet jedem deutschen<br />
Bierbrauer andere Inhaltsstoffe<br />
(sieht man einmal von Hefe, die<br />
zur Gärung unerlässlich ist, ab)<br />
zur Erzeugung des beliebten<br />
Getränkes zu verwenden. Trotz<br />
dieser Beschränkung auf gerade<br />
mal drei Grundsubstanzen<br />
schmeckt jedes Bier anders.<br />
Diese feinen Geschmacksunterschiede<br />
herauszuarbeiten und<br />
immer wieder zu verfeinern ist<br />
die Kunst der Bierbrauer.<br />
In der Pirmasenser Parkbrauerei,<br />
die derzeit ihr 120-jähriges<br />
Bestehen feiert, hat Paul Leitheiser<br />
die Funktion des Braumeisters<br />
inne. Der 59-jährige<br />
gehört dem Unternehmen seit<br />
über 40 Jahren an, und hat<br />
sein Handwerk von der Pieke<br />
auf gelernt. Heute ist er nicht<br />
Veröffentlichungen aus den Jahren 1908-1910<br />
nur Braumeister, sondern auch<br />
Betriebsleiter der der bekannten<br />
Brauerei, und widmet sich<br />
auch nach so vielen Jahren im<br />
Geschäft, mit ungebrochenem<br />
Eifer seinem Beruf, der für ihn<br />
im wahrsten Sinne des Wortes<br />
seine Berufung darstellt. Auch<br />
wenn er bescheiden erklärt,<br />
dass nicht nur er alleine richtungsweisend<br />
über Geschmack,<br />
Herstellung und Veränderungen<br />
bestimmt, sondern ein ganzes<br />
Team darüber entscheidet,<br />
welches Bier für gut befunden<br />
und zum Verkauf freigegeben<br />
wird, sind es doch in der Hauptsache<br />
sein Gespür und seine<br />
Erfahrung die schlussendlich<br />
dazu führen, welchen<br />
Geschmackstypus der Kunde<br />
letztlich in der Flasche hat.<br />
„Natürlich stehen uns heute<br />
ausgezeichnete technische<br />
Voraussetzungen zur Seite“,<br />
meint er dazu, „wir können<br />
Bitterwerte, Alkoholgehalt und<br />
vieles mehr im eigenen Labor<br />
überprüfen, aber den Geschmack<br />
des Bieres muss man<br />
heute noch genauso wie früher<br />
selbst probieren“.<br />
Früher! Auch dazu weiß niemand<br />
mehr zu erzählen als er,<br />
und so ist er natürlich im Ge-<br />
spräch mit „<strong>Insider</strong>“ der richtige<br />
Ansprechpartner, wenn es<br />
darum geht mehr über die Geschichte<br />
und den Werdegang<br />
des im Jahre 1888, durch den<br />
Zusammenschluss der Parkbrauerei<br />
Zweibrücken, und der<br />
von Jakob Seitz geleiteten<br />
Pirmasenser Brauerei „Zum<br />
Park“, als Aktiengesellschaft<br />
„Parkbrauereien Zweibrücken-<br />
Pirmasens“ gegründeten<br />
Betriebes zu erfahren.<br />
„Es würde mich schon interessieren,<br />
wie das damalige Bier<br />
geschmeckt hat“, überlegt Leitheiser,<br />
„die Mälzer mussten ja<br />
ihre Arbeit unter völlig anderen<br />
Bedingungen ausführen, als wir<br />
sie heute gewohnt sind. Aber<br />
selbstverständlich haben auch<br />
sie schon nach dem Reinheitsgebot<br />
gebraut, und ihr Bier,<br />
zwar meist in Fässer, aber auch<br />
schon in Flaschen abgefüllt.<br />
Allerdings hatten die noch den<br />
Bügelverschluss mit Porzellanzapfen<br />
und Gummidichtung,<br />
den wir ja inzwischen längst<br />
durch Kronkorken ersetzt haben.<br />
Auch für schnellen Absatz<br />
musste gesorgt sein, da eine<br />
längere Lagerung nicht möglich<br />
war, weil Bier zu der Zeit noch<br />
leichter verderblich war als<br />
heute und infolgedessen<br />
schnell verköstigt werden<br />
musste“.<br />
Die Fusion mit der Zweibrücker<br />
„Tivoli“-Brauerei 1897, und der<br />
„Pirmasenser Bürgerbräu AG“,<br />
1912, macht die jetzt als „Parkund<br />
Bürgerbräu AG“ eingetragene<br />
Aktiengesellschaft zur<br />
größten Brauerei der Pfalz.<br />
1938, zum 50-jährigen Firmenjubiläum,<br />
wird der Betrieb erneut<br />
umbenannt und heißt jetzt<br />
„Parkbrauerei AG Pirmasens-<br />
Zweibrücken“. „In diesem Jahr<br />
entstand auch das heute noch<br />
von uns verwendete Markenzeichen,<br />
das „P-Männchen“, das<br />
im Volksmund bald den Namen<br />
„Schobbekopp“ erhielt, und<br />
seither unverwechselbar für<br />
unser Bier steht“, so Leitheiser,<br />
„Bis heute hat es seine ursprüngliche<br />
Form bewahrt, und<br />
das ist auch gut so. Neue Werbestrategien<br />
sind manchmal<br />
notwendig, aber nicht immer<br />
grundlegend wichtig. Mit dem<br />
P-Männchen wollen wir dem<br />
Kunden signalisieren, dass wir<br />
für Konstanz und, damit verbunden,<br />
für gleichbleibende<br />
Qualität stehen. Der Biertrinker<br />
soll sozusagen sehen was in der<br />
Flasche drin ist“.<br />
Das Pirmasenser Bier nicht nur<br />
gut, sondern sogar ein qualitativ<br />
sehr hochwertiges Bier ist,<br />
wurde der Brauerei im Jahre<br />
2008 durch die Verleihung von<br />
jeweils einer Goldmedaille für<br />
zwei ihrer Biere (Park-Pils &<br />
Valentins) durch die Deutsche<br />
Lebensmittelgesellschaft deutlich<br />
bestätigt.<br />
Aber zurück zur Geschichte des<br />
Hauses. Der 2. Weltkrieg macht<br />
das Unternehmen, das zuvor<br />
mit einem Ausstoß von<br />
238.000 hl pro Jahr gerade ein<br />
neues Rekordhoch erreicht<br />
hatte, fast dem Erdboden<br />
gleich. Es wird beinahe zwanzig<br />
Jahre dauern, bis diese Marke<br />
wieder erreicht werden kann.<br />
Nach der Kapitulation 1945 ist<br />
die alte Parkbrauerei<br />
alles gefordert, um einen Neuanfang<br />
zu wagen. Das Saarland,<br />
einst ein Hauptkunde, ist<br />
vorerst an Frankreich verloren,<br />
und steht als Absatzgebiet für<br />
deutsche Waren nicht mehr zur<br />
Verfügung. Die Lage ist also<br />
nicht gerade als ermutigend zu<br />
bezeichnen, aber man gibt nicht<br />
auf und schlägt sich durch im<br />
Stammhaus der Brauerei in der<br />
Zweibrücker Straße.<br />
Aufwärts geht es erst wieder<br />
nach der Währungsreform<br />
1948, und der späteren Eingliederung<br />
des Saarlandes in<br />
die Bundesrepublik. „Obwohl<br />
unser Bier international gefragt<br />
ist, sehen wir uns nach wie vor<br />
als regionales Unternehmen,<br />
das mit Rohstoffen aus der<br />
Region, in der Region, für die<br />
Region produziert“, weiß Paul<br />
Leitheiser dazu zu berichten,<br />
„das Saarland ist für uns, noch<br />
genau wie 1957 als es wieder<br />
deutsch wurde, ein sehr wichtiges<br />
Verkaufsgebiet. Hätte die<br />
politische Lage damals diese<br />
Rückkehr nicht ermöglicht,<br />
wäre auch die Entwicklung der<br />
Parkbrauerei anders verlaufen“.<br />
So aber geht es von nun an steil<br />
bergauf. 1962 eröffnet das<br />
neue Sudhaus, das 1986 um<br />
einen weiteren Bau vergrößert<br />
wird, und mit seinem Verbund<br />
aus Tradition und Moderne das<br />
Herzstück der Brauerei darstellt.<br />
Heute können hier pro<br />
Sud 25.000 Liter gekocht<br />
werden, 14 Sude pro Tag sind<br />
möglich. Mit dem jetzt zur Verfügung<br />
stehenden großen neuen<br />
Gebäude, und zusätzlich auf<br />
der Welle des Wirtschaftswunders<br />
reitend, erzielt die Brauerei<br />
bis in die siebziger Jahre hinein<br />
Rekordumsätze, die 1975<br />
mit einem Jahresausstoß von<br />
515.000 Hektolitern pro Jahr<br />
ihren Höhepunkt erreichen.<br />
Wenn die Parkbrauerei heute<br />
noch große Mengen Gerstensaft<br />
nach Frankreich liefert, ist der<br />
Grund hierfür u. a. auch in die-<br />
INSiDER Seite 10<br />
termine & lifestyle JANUAR 09