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Die Brücke - Lutherisch in Nordhorn

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titelthema<br />

perspeKtivWechsel i<br />

sPekulationen mit GrundnahrunGsmitteln an den f<strong>in</strong>anZbörsen<br />

die Welt steht beim kampf gegen<br />

den hunger vor riesigen herausforderungen.<br />

nahrung wird wegen<br />

der steigenden nachfrage immer mehr<br />

zum knappen und letztlich teuren<br />

Gut. hunger hat viele ursachen, e<strong>in</strong>e<br />

wichtige s<strong>in</strong>d die seit etwa 2006 deutlich<br />

ansteigenden, aber auch ebenso<br />

schwankenden Preise für Grundnahrungsmittel.<br />

die Gründe der Preisexplosion s<strong>in</strong>d<br />

zum e<strong>in</strong>en ernteausfälle <strong>in</strong> den erzeugerländern.<br />

Zum anderen werden der<br />

steigende verbrauch von nahrungsmitteln<br />

für biosprit, aber auch die spekulation<br />

mit nahrungsmitteln dafür<br />

verantwortlich gemacht.<br />

immer mehr kapitalanleger haben die<br />

spekulation mit Grundnahrungsmitteln<br />

als Gew<strong>in</strong>nquelle entdeckt und<br />

setzen auf steigende oder fallende<br />

Grundnahrungsmittelpreise. im Pr<strong>in</strong>zip<br />

ist das ke<strong>in</strong>e neue erf<strong>in</strong>dung, sondern<br />

funktioniert schon seit mehr als e<strong>in</strong>hundert<br />

Jahren so: traditionell nutzen<br />

Produzenten und lebensmittelhändler<br />

Warenterm<strong>in</strong>geschäfte, um sich gegen<br />

Preisschwankungen abzusichern: e<strong>in</strong><br />

landwirt kann sich bereits im frühjahr<br />

mit dem händler auf den Preis se<strong>in</strong>er<br />

ernte e<strong>in</strong>igen und hat Planungssicherheit.<br />

somit ist es den kritikern der spekulation<br />

mit Grundnahrungsmitteln auch<br />

nicht daran gelegen, jegliche aktivität<br />

von banken <strong>in</strong> diesem bereich zu verdammen.<br />

Jedoch hat sich <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren der Zweck, mit dem dieser<br />

term<strong>in</strong>handel vere<strong>in</strong>bart wird, völlig<br />

geändert. spekulationen auf Grundnahrungsmittel<br />

haben <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren stark zugenommen. die<br />

heute mit diesen f<strong>in</strong>anzprodukten<br />

handelnden spekulanten s<strong>in</strong>d nicht an<br />

der Ware <strong>in</strong>teressiert, sondern wollen<br />

an Preisschwankungen verdienen.<br />

rechnet e<strong>in</strong> Geldanleger mit steigenden<br />

Getreidepreisen, kann er genau<br />

wie e<strong>in</strong>e brotfabrik vere<strong>in</strong>barungen<br />

zum kauf von Getreide abschließen –<br />

obwohl er gar ke<strong>in</strong> Getreide braucht.<br />

››<br />

von Walter unland<br />

um die offene bestellung zu annullieren,<br />

muss er zum lieferterm<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gegengeschäft<br />

abschließen: e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>barung<br />

über den verkauf von Getreide.<br />

ist der Preis bis dah<strong>in</strong> gestiegen, ergibt<br />

sich für den Geldanleger e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n.<br />

das dabei bestehende risiko wird bewusst<br />

e<strong>in</strong>gegangen.<br />

der e<strong>in</strong>fluss von Geldanlagen auf die<br />

Preisentwicklung von Grundnahrungsmitteln<br />

ist seit Jahren heftig umstritten,<br />

die kritiker machen auch Geldhäuser<br />

und f<strong>in</strong>anzbörsen für die enorm gestiegenen<br />

Preise verantwortlich und<br />

geben e<strong>in</strong>e mitschuld am weltweiten<br />

hunger. sie nähmen billigend <strong>in</strong><br />

kauf, dass die nahrungsmittel zeitweilig<br />

verknappt – und somit teurer<br />

werden. dass Preissteigerungen vor<br />

allem haushalte <strong>in</strong> armen ländern<br />

treffen, liegt daran, dass familien <strong>in</strong><br />

entwicklungsländern verhältnismäßig<br />

mehr Geld für Grundnahrungsmittel<br />

ausgeben als familien <strong>in</strong> reicheren<br />

ländern. laut der ernährungs- und<br />

landwirtschafts-organisation der uno,<br />

der fao, geben die ärmsten 60-80 %<br />

ihres spärlichen e<strong>in</strong>kommens für nahrungsmittel<br />

aus. bereits e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge<br />

steigerung der Preise kann drastische<br />

folgen haben und zu e<strong>in</strong>er frage des<br />

überlebens werden.<br />

die mit f<strong>in</strong>anZProdukten handelnden sPekulanten<br />

s<strong>in</strong>d nicht an der Ware <strong>in</strong>teressiert, sondern Wollen<br />

an PreisschWankunGen verdienen.<br />

so hat auch der hannoversche landesbischof<br />

ralf meister „Wette<strong>in</strong>sätze“ von<br />

deutschen Großbanken und versicherungskonzernen<br />

auf die Preisentwicklung<br />

von Grundnahrungsmitteln scharf<br />

kritisiert.<br />

der öffentliche druck zeigt Wirkung:<br />

Zwei deutsche Großbanken schränken<br />

ihre spekulation mit lebensmitteln<br />

e<strong>in</strong>, andere Geld<strong>in</strong>stitute haben angekündigt,<br />

genauso zu verfahren.<br />

e<strong>in</strong> ausstieg aus der lebensmittelspekulation<br />

ist für anleger oftmals mit<br />

f<strong>in</strong>anziellen e<strong>in</strong>bußen verbunden.<br />

Werden h<strong>in</strong>gegen Geldanlagen nach<br />

ökologischen, sozialen oder ethischen<br />

kriterien getätigt, verr<strong>in</strong>gert dies zumeist<br />

den f<strong>in</strong>anziellen Gew<strong>in</strong>n, was<br />

aber hoffentlich nicht immer so bleiben<br />

muss.

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