29.11.2012 Aufrufe

Andrej Bitovs Uroki Armenii - Sarah

Andrej Bitovs Uroki Armenii - Sarah

Andrej Bitovs Uroki Armenii - Sarah

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

polarisiert weniger, als dass sie die Besonderheiten der russischen sowie der kauka-<br />

sischen Welt einfängt und die inneren Widersprüche beider Seiten zum Ausdruck<br />

bringt.<br />

In den erwähnten Werken herrscht ein ausgebildeter Typus von Abenteuerzeit,<br />

der gänzlich des Zykluscharakters von Natur und Alltagsleben entbehrt. 31 Es han-<br />

delt sich dabei um die Reise in ein fremdes Gebiet, wo gewisse Aufgaben erfüllt<br />

werden müssen. Damit wird eine Handlung sozusagen in einen Raum importiert,<br />

und der Held erlebt den fremden Raum nicht nur, sondern agiert vielmehr darin.<br />

Dabei ist der literarische Bezug zur räumlichen Realität (Georaum) anhand von<br />

Orientierungspunkten und Raumkoordinaten relativ deutlich erkennbar.<br />

Diese fiktionalen Erzählungen bringen landschaftliche sowie geopolitische Beson-<br />

derheiten zum Ausdruck. Die Autoren hatten den Kaukasus alle selber bereist. Die<br />

Erzählungen bezeugen daher nicht zuletzt zu einem bedeutenden Anteil den dama-<br />

ligen russischen Zeitgeist.<br />

Die Erwähnung dieser Werke ist von Bedeutung, da sie sowohl Zeitgenossen als<br />

auch nachfolgenden Generationen ein typisches Bild respektive eine typische Idee des<br />

Kaukasus der Epoche der russischen Romantik vermittelten. Die russische Mythisie-<br />

rung des Kaukasus erlebte im Zeitalter kolonialer Eroberungen ihren Höhepunkt. Die<br />

Eroberung des Kaukasus präsentierte sich dabei nicht nur anhand kartographisch<br />

verzeichneter Territorien, sondern insbesondere mittels bildlicher und literarischer<br />

Darstellungen.<br />

1.5 Statischer Topos versus Topos in Bewegung<br />

Wie bereits erwähnt wurde, bildet eine Landkarte die Gesamtansicht eines Gebiets<br />

ab, während innerhalb eines Textes ein Gebiet sozusagen fokussiert und detailliert in<br />

Ausschnitten behandelt wird. Somit sind einzelne Beschreibungssujets, sofern geo-<br />

graphisch verortbar, gleichermassen wie Gemälde als Momentaufnahmen, als Zoom-<br />

fokussierte Kartenausschnitte zu betrachten.<br />

Die gehäufte Darstellung derselben oder ähnlicher Sujets führte sowohl in der Ma-<br />

lerei als auch in der Literatur des 19. Jahrhunderts zu einer Stereotypenbildung und<br />

gegenseitigen Wechselwirkung, die nebst der mannigfach porträtierten Bergland-<br />

31 Vgl. Bachtin, S. 14.<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!