29.11.2012 Aufrufe

Andrej Bitovs Uroki Armenii - Sarah

Andrej Bitovs Uroki Armenii - Sarah

Andrej Bitovs Uroki Armenii - Sarah

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

am stärksten den Diskurs des Sehens und Wahrnehmens zu betreffen. Es wäre somit<br />

denkbar, dass man den Text nicht als Aufzeichnung einer Reise betrachtet, son-<br />

dern als Text darüber, wie jemand einen Text über ein Land aus seiner Erinnerung<br />

schreibt und allerlei hinzudichtet. Im Paratext, genauer auf der vierten Umschlag-<br />

seite der Ausgabe Imperija v četyrech izmerenijach, ist ausserdem ein marginaler<br />

Hinweis des Verlags zu finden: „Knigu sostavljajut povesti, napisannye v forme ‚pu-<br />

tešestvij‘, svoego roda putevych zametok.“<br />

Der Paratext, das heisst Titel, Untertitel, Vor- und Nachworte, Fussnoten, An-<br />

merkungen, graphische Gestaltungen und Illustrationen unter anderem, spielt bei<br />

Bitov eine entscheidende Rolle. Der Puškinsche Titel Kavkazskij plennik der Imperi-<br />

ja-Ausgabe sowie dessen gleichnamiges viertes Oberkapitel deuten darauf hin, dass<br />

dieses Motiv in der Erzählung zum Zug kommen muss. Dass sich der Text auf den<br />

Spuren Puškins bewegt, wird anhand des Epigraphs, einem Zitat aus Putešestvie v<br />

Arzrum, deutlich. 136 Bitov ergänzt seine Texte insbesondere auf der paratextuellen<br />

Ebene. Wie dies erwähnt wurde, ändert er Titel ab, schreibt für manche Ausgaben<br />

ein anderes Vor- oder Nachwort. Daher stellt sich die Frage, ob die verschwunde-<br />

nen Vorworte, Untertitel wie Putešestvie v nebol’šuju stranu 137 , Kommentare immer<br />

noch einen Bestandteil des Textes darstellen oder ob nur noch <strong>Bitovs</strong> Aktualisie-<br />

rungen von Gültigkeit sind. 138 Da der Schreibprozess und gleichermassen die eigene<br />

Gattungstypologie im Text thematisiert werden, kann an diesen Stellen von meta-<br />

textuellen Passagen die Rede sein.<br />

Intertextualität ist ein weiterer zentraler Aspekt in der Erzählung. Innerhalb<br />

des Textes kommen gehäuft fremde Textfragmente vor («Ax, ničego ja ne vižu, i<br />

bednoe ucho oglochlo...» 139 ). Anhand eines Puškin-Verses bringt Bitov ironisch sein<br />

Entwickeln nationalistischer Gefühle auf den Punkt:<br />

„Ja usmotrel v <strong>Armenii</strong> primer podlinno nacional’nogo suščestvovanija,<br />

proniksja ponjatijami rodiny i roda, tradicii i nasledstva. S bol’ju obna-<br />

ružival ja, čto v Rossii často zabyvajut ob ˙etom. Čto nado posvjatit’ sebja<br />

136 Vgl. Bitov, <strong>Uroki</strong> <strong>Armenii</strong>, S. 8. Das Zitat basiert auf einer frühen Version von Putešestvie v<br />

Arzrum und ist Teil des ersten Kapitels. In den Standardausgaben findet man jedoch eine andere<br />

Version vor. Siehe Texte im Anhang.<br />

137 Ausgabe von 1976.<br />

138 In dieser Arbeit wird eher der erste Standpunkt vertreten. Allerdings ist unter diesem auch von<br />

den Ausgaben auszugehen, in denen der Autor nicht mehr unter Zensur stand.<br />

139 Mandel’štam, Armenija, Gedicht Nr. 135, S. 187. Zit. nach: Bitov, <strong>Uroki</strong> <strong>Armenii</strong>, S. 56.<br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!