Schritte abstimmen. Insofern soll das <strong>bis</strong>herGesagte nicht als Aufforderung eigenen Eingreifensinterpretiert werden. Allerdings müssenwir uns mit pädagogischen Möglichkeitender Prävention auseinandersetzen.Die Täter suchen sich häufig ganz gezielt ihreOpfer aus, nämlich Mädchen und Jungen,– die eine Erziehung genossen haben, inder das Thema „Sexualität“ nicht vorkommt;– die gelernt haben, dass sie nicht widersprechensollen;– die emotional vernachlässigt wurden, weildie sich besonders nach Aufmerksamkeitund Zärtlichkeit sehnen.Genau an diesen Stellen sollte Präventionansetzen. Ziel sollte es sein, dass Kinderihren Körper liebevoll erfahren, dass sie ihreSexualität als Teil ihrer selbst begreifen, dasssie ihren Gefühlen vertrauen und sich gegebenenfallsHilfe holen dürfen.Viele Kinder lernen früh, dass nicht alleGefühle erwünscht bzw. von Erwachsenenwahr- und ernst genommen werden.Manche Kinder versuchen vorsichtig, vonihrer Not zu sprechen, vielleicht: „Ich will nichtmehr mit dem Opa spielen.“, oder „AufSchwimmtraining habe ich keine Lust“. DieErwachsenen haben zwei Möglichkeiten, aufsolche Äußerungen zu reagieren:1. „Der Opa ist immer so allein, mach ihm dieFreude.“ bzw.„Du wolltest unbedingt zum Schwimmen,jetzt bleibst du dabei.“,was dazu führt, dass die Kinder nicht überihre Nöte reden wollen, sondern vielleichtnoch glauben, die Erwachsenen seien damiteinverstanden, was beim Schwimmen oderbeim Opa passiert.Oder, die Erwachsenen fragen nach, interessierensich für das, was das Kind mitteilenwill, ohne neugierig zu sein:2. „Was spielt denn Opa so mit dir?“ bzw.„ Was gefällt dir nicht beim Training?“.Hier wird dem Kind signalisiert: „Du hast eineChance, dein Geheimnis preiszugeben.“Oft ist zu erleben, dass Jungen verlernthaben, ihre Angst und Hilflosigkeit wahrzunehmen,oder Mädchen ihre Wut. Sie entwickeln„Ersatzgefühle“, zum Beispiel Aggressionstatt Angst. Dabei sind die Gefühle einunersetzbarer Kompass: Die Kinder könnenSituationen besser einschätzen und angemessenmit ihnen umgehen, und für dieErwachsenen signalisieren die Gefühle derKinder, was mit ihnen ist und was sie von unsbrauchen. Nur durch die Wahrnehmung dereigenen Gefühle werden Kinder einfühlsamund damit auch beziehungsfähig. Wenn wohlmeinendeErwachsene glauben, die Gefühlebesser zu kennen („Das Essen schmecktdoch.“, „Das tut nicht weh.“), verlernen dieKinder das Zutrauen zu ihren eigenen Empfindungen.Mädchen und Jungen sollten ermutigt werden,die eigenen Gefühle auszudrücken,auch wenn die Tante vielleicht sagt, dass Jungennicht so zimperlich sein sollten oderMädchen nicht rumschreien.In der Entwicklungspsychologie wird immerwieder darauf verwiesen, dass Vertrauen,Unabhängigkeit und Initiative entscheidend20 GRENZEN GEBEN UND ACHTEN, …
sind für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung.Solche Fähigkeiten sind auch wesentlich,um in eventuellen Gefahrensituationenüberlegt reagieren zu können. Im pädagogischenAlltag sollten immer wieder Kinderermutigt werden, alltägliche Entscheidungenzu treffen, z.B. welche Spiele gespielt werden,aus welchem Buch vorgelesen wird oderwas es zu essen geben soll. Zum Entscheiden–Könnengehört auch das Nein–Sagen–Dürfen. Kinder, die Gehorsam lernen, auchan den Stellen, wo sie es nicht verstehen,werden das Gelernte auch dann anwenden,wo Männer oder Frauen dies ausnutzen wollen.Mit Selbstbewusstsein (also, sich seinerBedürfnisse, Fähigkeiten und Grenzenbewusst sein) können sich Kinder erfolgreichergegen den Missbrauch ihrer Bedürfnissezur Wehr setzen.Statt mit Warnungen stärken wir die Kinder,indem wir folgende Haltungen transportieren:– Dein Körper gehört dir. Du darfst bestimmen,wie, wann, wo und von wem duangefasst werden möchtest.– Berührungen sind für alle Menschen wichtig,es gibt welche, die sich sehr gutanfühlen und andere sind unangenehmund schmerzen sogar.– Du hast das Recht „NEIN“ zu sagen unddu hast meine Erlaubnis dazu.– Es gibt Erwachsene, die nicht darauf achten,wie du dich fühlst, und nutzen dichaus.Präventive Arbeit meint natürlich auchSexualaufklärung. Viele Täter machen es sichzunutze, dass Sexualität mit einem Tabu inden Familien (auch in Kindertagesstätten)belegt ist. Kinder sind nicht asexuell, wir müssensie mit ihren Fragen, ihrer Neugier, ihrenErfahrungen zu ihrem Körper und seinen Veränderungenernst nehmen. Wenn Kinder imsexuellen Bereich keine Orientierung bekommen,sexuelle Neugier „verboten“ ist, wennsie lernen, dass man „darüber nicht spricht“,dann passieren zwei Dinge. Zum einen nutzenTäter das Interesse von Kindern an „Verbotenem“und zum anderen werden Kinder imwahrsten Sinne „sprachlos“, sie können nichtvon den Übergriffen erzählen.Hilfreich ist es, wenn Kinder ihren Körper undseine Funktionen kennen und benennen,wenn sie wissen, wie sich Mädchen und Jungenunterscheiden, und wenn sie stolz daraufsein können, so zu sein wie sie sind.Prävention heißt schließlich auch, das Themasexuellen Missbrauchs aus der Tabu–Ecke zuholen. In Elterninformationen, z.B. an Elternabenden,sollte darüber gesprochen werden,auch in Dienstberatungen. Schließlich gibt eskeinen Grund anzunehmen, warum brandenburgischeKindertageseinrichtungen die einzigenOrte sind, wo es keine sexuellen Übergriffegibt. Sicher ist es gut, transparenteStrukturen in den Einrichtungen zu schaffen,nicht nur in denen, wo männliche Kollegenbeschäftigt sind. Transparenz der Arbeit, alsoim wahrsten Sinne Offenheit, kann sowohlproblematisches Verhalten verhindern alsauch Vertrauen schaffen. Für Beratung undInformation von Eltern ist professionelle Hilfevon außen häufig angezeigt.Wie immer in der Pädagogik ist auch diePrävention sexuellen Missbrauchs nicht alleinGRENZEN GEBEN UND ACHTEN, … 21
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