12.07.2015 Aufrufe

Seite 1 bis 144.2 - Land Brandenburg

Seite 1 bis 144.2 - Land Brandenburg

Seite 1 bis 144.2 - Land Brandenburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

eine wichtige Bildungschance genutzt: DieKinder lernen, Mengen einzuschätzen unddas Besteck und die verschiedenartigen Konsistenzender Speisen zu handhaben.Ich gehe davon aus, dass heute kein Kind inder Kita mehr gezwungen wird, alles aufzuessen,was auf dem Teller ist. Aber darf ein Kindsich auch irren, bei sehr großem Appetit sichzuviel auftun und erst beim Essen erkennen,dass es nur die Hälfte schafft? Entscheidendist, wie die Erzieherin reagiert: mit Wohlwollenoder mit Ungeduld?Auch in der Aussage: „Ich will nicht mehr“ wirdden Größeren mehr Autonomie zuerkannt alsden Kleineren. Es ist ja tatsächlich vielschwieriger, dies bei kleinen Kindern, dienoch nicht sprechen können, wahrzunehmen.Die Krippenerzieherinnen im Projekt „Demokratieleben“, die sich angewöhnt haben,bewusster auf die Bedürfnisäußerungen dereinzelnen Kinder achten, nehmen viel sensiblerdie unterschiedlichen Äußerungsformenbei Babys wahr. Wenn sie leicht den Oberkörperversteifen, die Augen schließen, den Kopfwegdrehen, heißt das: Nein. Dies sind oftganz feine Bewegungen, die leicht in der Kindergruppeuntergehen können.Dass Kinder nicht zum Essen gezwungenwerden sollen, ist heute nicht nur unterPädagoginnen unzweifelhaft. Aber: Haben dieKinder wirklich die Wahl, was sie essen? Gibtes Alternativen zum Mittagsmahl, das einKind nicht mag, etwa ein belegtes Brot?Bekommen sie auch Nachtisch, wenn sie dasEssen nicht aufessen? Müssen sie allesessen, was angeboten wird? Wird das Angebotzu probieren, wirklich so formuliert, dassdas Kind ermuntert wird, etwas Neues zu entdecken,ohne dass Druck ausgeübt wird?Kann ein Kind auch ablehnen, etwas Neueszu entdecken?Diese Fragen lösen in Teams häufig intensiveund mitunter heftige Diskussionen aus. Oftwerden Sachzwänge oder die Autorität derKüchenkraft ins Feld geführt, wenn eingefleischteGewohnheiten infrage gestellt werden,um die Bedürfnisse der Kinder stärkereinzubeziehen.Immer kommt aber auch die Sorge umgesundheitsfördernde Ernährungsgewohnheitenzum Ausdruck. Denn es gibt Kinder,die von ihrer Familie Essgewohnheiten kennen,die ihrer Gesundheit eher schaden. Wasist, wenn ein Kind sechs Wochen lang nurNachtisch essen will? Wir können doch nichtzugucken, wenn ein Kind sich völlig einseitigernährt! Wenn es keinen Diskurs darüber mitden Eltern gibt, bleibt die Sorge bestehen. Dahilft auch die erprobte Erfahrung nichts, dassKinder, die ihre Nahrungsaufnahme selbstbestimmen können, irgendwann von selbst zueiner Ausgewogenheit finden.Häufig haben es die Erzieherinnen auch mitKindern zu tun, die aufgrund der familiärenVerhältnisse ausschließlich in der Kita eineRegelmäßigkeit erfahren und für die festeStrukturen besonders wichtig sind. Es istgewiss nicht einfach, eine Balance herzustellenzwischen dem Pflegen einer Esskultur inder Gruppe mit den dazugehörenden bedeutsamenRitualen und der Möglichkeit, den individuellenBedürfnissen jedes Kindes Rechnungzu tragen.KINDER ERFAHREN DEMOKRATIE … 33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!