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Seite 1 bis 144.2 - Land Brandenburg

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Kolleginnen nach; und so beschrieb sie ausführlicherdie Situation (das Mädchen wurdegehänselt und durfte nie mitspielen) und auchihre erfolglosen Versuche, etwas daran zuändern. Bisher hatte sie nämlich versucht, dieSticheleien zu unterbinden und die Kinderdurch Ermahnungen dazu zu bringen, sichdem Mädchen gegenüber fairer zu verhalten.Im Gespräch mit den Kolleginnen wurde ihrzunehmend klarer, dass das soziale Thema inder Gruppe das Schlüsselthema war und amstärksten nach Veränderung drängte. DerBlick der Kolleginnen von außen, ihre Fragenund ihre Hilfestellungen ermutigten sie, sichdiesem Problem noch einmal von Neuemzuzuwenden und andere Handlungsmöglichkeitenauszuprobieren. Sie nahm sich vor,das Problem in der Kindergruppe nicht mehrexplizit anzusprechen, sondern sie überlegtesich: Wie kann ich die Kinder in Kontakt mitdem Mädchen bringen? Sie probierte eineIdee aus, indem sie mit ihr bastelte oder einSpiel spielte. Die Kinder, die durch die Aktivitätangezogen wurden, näherten sich überdie gemeinsame, interessante Beschäftigungauf neue Weise an sie an.Aber im Grunde genommen machte sie nichtviel mehr als sonst auch. Sie schenkte lediglichder Dynamik in der Kindergruppe imgesamten Alltag mehr Aufmerksamkeit. ZumBeispiel nutzte sie das zur Weihnachtsfeieranstehende Märchenspiel für eine Gruppenerfahrung.Sie beteiligte die Kinder bei derPlanung und achtete darauf, dass die Absprachenbei der Rollenverteilung und Kostümauswahlfair verliefen. Die Kinder gewöhntensich daran, viele Gespräche zu führen. Allmählichveränderte sich das Klima in derGruppe. Bald erkannten die Kinder, dass sieeinen festen Ort für Besprechungen brauchen,weil es viel zu klären und auszuhandelngab. Daraus entwickelte sich ein Projekt, beidem die Kinder im Raum eine „Sternenhimmel-Beratungsecke“mit Sitzkissen und Sternenhimmelaus Stoff einrichteten, in die siesich von da an immer dann zurückzogen,wenn es etwas Wichtiges zu besprechen gab.Wie schwierig es ist, mit Entscheidungen derKinder umzugehen, wenn sie der Erzieherinproblematisch erscheint, zeigt das folgendeBeispiel:Eine Erzieherin einer Hortgruppe hatte sichentschieden, den Kindern zu überlassen, wiesie die Organisation des Tischdienstes regelnwollen. Sie wollte den Kindern den Lernerfolgermöglichen, ohne Steuerung durch ErwachseneAushandlungsprozesse zu bewältigen.(Das taten sie übrigens nicht zum ersten Mal.)Nachdem die Kinder einvernehmlich einenWeg gefunden hatten, fiel der Erzieherin auf,dass ein Junge, der besonders ruhig war,dreimal hintereinander den Tisch aufräumte.Das störte ihr Gerechtigkeitsgefühl derartig,dass sie den Jungen ansprach: „Du musstnicht jeden Tag den Tisch aufräumen, wenndu nicht willst.“ Er aber antwortete: „Aber ichwill doch!“ Da sie sich vorgenommen hatte,sich nicht in die Angelegenheiten der Kindereinzumischen, ließ sie es dabei bewenden.Aber sie fühlte sich nicht wohl dabei. Siebefand sich in einem inneren Konflikt zwischenihren eigenen Wertvorstellungen unddem Anspruch, diese den Kindern nicht überzustülpen.Diesen Konflikt löste sie so, dasssie immer, wenn die Kinder sich versammel-KINDER ERFAHREN DEMOKRATIE … 35

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