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<strong>K1news</strong> Dezember 2010<br />
Welthungertag Brief von Padre Pedro<br />
Der Welternährungstag oder Welthungertag<br />
findet jedes Jahr am 16. Oktober statt<br />
und soll darauf aufmerksam machen, dass<br />
weltweit viele Millionen Menschen an<br />
Hunger leiden.<br />
Wir sollten uns folgendes bewusst machen:<br />
Derzeit sind mehr als 923.000.000 Menschen<br />
auf der Welt nicht ausreichend mit<br />
Nahrung und sauberem Trinkwasser ver-<br />
sorgt. Jeden Tag sterben ca. 24.000 Menschen<br />
an Hunger und seinen Folgen, ca.<br />
18.000 davon sind Kinder unter 5 Jahren.<br />
In der industrialisierten Welt werden täglich<br />
tausende Tonnen Essen über den Müll<br />
entsorgt.<br />
Es ist uns allen bewusst, dass wir nicht der<br />
ganzen Welt helfen können. Dieter Weber<br />
vom KC Villach bemüht sich aber schon<br />
seit Jahren darum, Padre Pedro in Akamasoa<br />
zu unterstützen. Deshalb bedankt er<br />
sich bei den Freunden von Akamasoa und<br />
Padre Pedro: „Am Welthungertag konnten<br />
wir stolz sein den Kindern geholfen zu<br />
haben eine Schale Reis mit Gemüse am Tag<br />
zu gönnen!“<br />
KIWANIS Freunde von Akamasoa<br />
Raika Villach<br />
Kto.Nr. 00000524140<br />
BLZ 39496<br />
IBAN: AT86 3949 6000 0052 4140<br />
BIC: RZKTAT2K496<br />
Ein kleiner Teil der Kinder des Kinderdorfs<br />
in Tana (Akamasoa, Madagaskar),<br />
die dank der großzügigen Unterstützung<br />
durch die „Freunde Akamasoas“ nicht hungern<br />
müssen.<br />
Die Unterstützung der EU für Reis und Gemüse (Nahrung für Schulkinder)<br />
betrug € 120.000,- im Jahr. Sie wurde ohne Begründung eingestellt!<br />
Padre Pedro dankt von Herzen für die <strong>Kiwanis</strong>-Anteilnahme und erzählt von einer<br />
außergewöhnlichen Begegnung: Gerade besuchte ihn ein Indo-Pakistaner, dessen<br />
Familie bereits seit vier Generation in Madagaskar lebt. Er studiert in der Schweiz.<br />
Als er die hungrigen Kinder sah, gab er für sie alles, was er mit hatte und versprach,<br />
sich um Hilfe zu bemühen.<br />
Wenn alle Menschen so offen und tolerant wären, schreibt Pedro, gäbe es keinen<br />
religiösen Fundamentalismus und glaubensbedingten Druck auf der Welt. Wenn<br />
ein gläubiger Moslem am Ende des Ramadans dem katholischen Priester sein<br />
Geschenk für Arme bringt, sei das ein Beweis für Menschlichkeit und tiefen<br />
Glauben an das Gute, das uns allen gemein ist. - Noch gäbe es Hoffnung.<br />
Pedro ist jetzt hauptsächlich zu Hause. Der Arzt hat<br />
ihm ihm strengste strengste Ruhe Ruhe verschrieben. verschrieben. Er hat hat einen einen sehr sehr hohen hohen Blutdruck, Blutdruck, weil weil<br />
er sich zu sehr aufgeregt hat. Es ist das erste Mal, dass er einem Arzt folgt und<br />
sogar Medikamente nimmt. Unsere Anteilnahme, schreibt er,<br />
hilft ihm sehr.<br />
Er dankt allen Freunden vom <strong>Kiwanis</strong> Österreich, dir, Dieter, Gunter und<br />
allen, die er in Tulln und danach in Tana kennen gelernt hat, allen, die die<br />
Müllkinder lieben.<br />
Ihr seid die Säulen der Güte und von <strong>Kiwanis</strong>, schreibt er.<br />
Gott sei mit euch! Sie beten für euch!<br />
6 Wir bauen den Kindern eine Brücke in die Zukunft!<br />
Lieber Dieter,<br />
eben erhielt ich die Antwort Pere Pedros auf deine Fragen. Er<br />
schreibt: In den letzten 50 Jahren war es bei uns noch nie so<br />
schlimm wie jetzt. Wir leben im 18. Monat der politischen Krise<br />
und es ist noch kein Ende abzusehen. Politiker, die ihr Volk<br />
vergessen haben, sitzen jeden Tag in einem anderen Hotel, nicht<br />
in einem kleinen, sondern in großen und teuren. Und reden.<br />
Sie reden. Im Augenblick haben wir auf der Insel 160 politische<br />
Parteien. Was in einer Woche vereinbart und unterschrieben<br />
wird, ist in der nächsten bereits vergessen. Die internationale<br />
Gemeinschaft hat das Volk so verwirrt, dass es sehr schwer sein<br />
wird, jemals wieder eine Einheit herbeizuführen.<br />
Hier geht es nur um Macht und Geld. In einer solch anarchischen<br />
politischen Umgebung ist es äußerst schwer zu arbeiten<br />
um etwas Bleibendes zu erreichen – die Menschen leben nur von<br />
Tag zu Tag. Die Arbeit der Akamasoa wird dank der göttlichen<br />
Vorsehung fortgesetzt – soviel wir können. Die Menschen glauben<br />
uns und deshalb geht es weiter, obwohl auch unsere Mittel<br />
jetzt nicht einmal für das Überleben reichen.<br />
Die Europäische Union hat ihre Hilfe eingestellt. Sie stoppte<br />
sogar die Reis-Lieferung für die Kinder. Ich reise überall auf der<br />
Welt herum, um 750 Tonnen Reis und wenigstens 200 Tonnen<br />
Gemüse jährlich für die Kleinsten zu beschaffen. Alle Botschaften,<br />
die uns bis jetzt gelegentlich unterstützten, haben ihre<br />
Hilfe eingestellt. Aber wir werden kämpfen, nach wie vor, dazu<br />
sind wir da, auf der Insel!<br />
Ich bin jeden Tag unterwegs in den Dörfern und versuche die<br />
Menschen wenigstens logistisch zu unterstützen. Gott sei Dank<br />
gehen mir die Ideen nicht aus. Mein Vater lehrte mich, erfinderisch<br />
und kreativ zu sein, und dafür bin ich ihm sehr dankbar.<br />
Und wenn es gelingt, für einzelne Arbeit und Aufgaben zu<br />
finden, dann gibt es die Mahlzeit für die Familie und ein wenig<br />
mehr Hoffnung. An Arbeit fehlt es uns ja nicht, wir haben nur<br />
kein Geld, um Menschen zu bezahlen. Primär für Akamasoa ist,<br />
die Kinder in den Schulen mit wenigstens einer Reis-Mahlzeit<br />
am Tag zu sättigen. Es ist ihr Grundrecht, nicht zu hungern!<br />
Wir waren dabei, ein Gymnasium mit 9 Klassenräumen für<br />
die Höhere Stufe zu errichten. 300 Schüler von der Mittelstufe,<br />
die bereits Aufnahmeprüfungen geschafft haben, warten.<br />
Wir haben begonnen, in zwei Dörfern Räumlichkeiten zum<br />
Wäschewaschen zu bauen. Und in allen Dörfern wären Müll-<br />
Container dringend vonnöten. Die Menschen verkaufen im<br />
ganzen Dorf ihre wenigen landwirtschaftlichen Produkte ohne<br />
Hygiene und Kontrolle. Ein Marktplatz für alle wäre die ideale<br />
Lösung.<br />
Wichtig wäre auch, sichere Wege für Schulkinder am Rande der<br />
Straße zu errichten. Mich schmerzt das Herz beim Anblick der<br />
Lebensbedingungen der alten Menschen. Natürlich ist auch hygienisch<br />
gutes Trinkwasser unser besonderes Anliegen. Manche<br />
Familien gehen kilometerweit, um Wasser aus dem Fluss zu holen.<br />
Es gibt auch Positives: Gerade sind wir dabei, mit Hilfe von<br />
<strong>Kiwanis</strong> die Warmwasserversorgung im Krankenhaus sicher zu<br />
stellen. Wie schön wäre es, hätten wir es auch in den Geburtsstationen<br />
in Manantenasoa und Safata.<br />
www.kiwanis.at<br />
InterNational<br />
Unsere Toten ruhen unter unwürdigen Verhältnissen.<br />
Du bittest mich um Bilder – aber es gibt kein Foto, dass unsere<br />
Not, unsere Enttäuschungen und Bedürfnisse entsprechend darstellen<br />
könnte. Unsere einzige Hilfe kommt aus Europa. Natürlich<br />
neidet uns die Politik das alles, was entstanden ist, deshalb<br />
ist unsere Arbeit still und leise, wir wollen nicht auffallen, um<br />
nicht noch größere Schwierigkeiten zu bekommen.<br />
Letzte Woche besuchten uns 250 Universtitäts-Studenten mit<br />
12 Professoren aus Tana. Sie blieben bei uns den ganzen Tag.<br />
Ich sprach zu ihnen über die Solidarität fast drei Stunden – sie<br />
wurden nicht müde – und am Schluss klatschten sie lange.<br />
– Das sind unsere Freunde von morgen.<br />
Du siehst, es tut sich was und wenn Menschen bereit sind, zu<br />
teilen, wird sich auch weiterhin was tun. Ich habe dir ja einiges<br />
aufgezählt. Die direkte Verbindung mit Dieter Weber und den<br />
Freunden von <strong>Kiwanis</strong> Österreich, die ich überaus schätze,<br />
und die nicht nachlassen in ihrer Freundschaft und Hilfe, ist<br />
für mich schwer, weil ich leider der deutschen Sprache nicht<br />
mächtig bin. Deshalb wäre ich dir, lieber Freund Mirko, sehr<br />
verbunden, als Vermittler zu fungieren, denn du kennst uns und<br />
mich und weißt, dass man uns vertrauen kann. Du weißt auch,<br />
dass wir nicht nur humanitär tätig sind, sondern täglich unser<br />
Leben riskieren in unserem Bemühen um Menschenwürde und<br />
Entwicklung der Müllmenschen, denen wir zu Seite stehen, und<br />
insbesondere der Kleinen, die Recht auf Leben und Überleben<br />
haben!<br />
Es ist nicht Geld, das Wunder bewirkt, es ist der Glaube, es sind<br />
Ideale, Überzeugungen, die innere geistige Kraft, der Wille,<br />
die Konsequenz und Standhaftigkeit, all dies und noch mehr!<br />
Nicht das Geld! Es gibt viel Geld auf der ganzen Welt, es ist nur<br />
schlecht verteilt. Alle Menschen guten Willens, die bereit sind,<br />
das zu teilen was sie haben, sind Propheten einer anderen, der<br />
neuen Zeit.<br />
Entschuldige, bitte, diese meine laute Überlegung!<br />
Verbunden im Geist und Liebe!<br />
Ich bete für alle <strong>Kiwanis</strong>-Freunde, die ich persönlich kennengelernt<br />
habe und alle, die an uns denken und mit uns verbunden<br />
sind, für euch, Menschen guten Willens in Österreich und sende<br />
euch Gottes Segen und liebe Grüße von den Kindern auf der<br />
Roten Insel!<br />
Herzlich, Pedro Opeka<br />
Anm. von Mirko Bogataj: Lieber Dieter! Pedro ist seit vielen,<br />
vielen Jahren mein guter Freund. Wir sind in ständiger Verbindung<br />
und ich muss dir sagen, dass er noch nie einen solchen<br />
Brief geschrieben hat. Er ist ein überaus positiv denkender und<br />
handelnder Mensch, auch körperlich ein Riese, der bis jetzt Pest<br />
und Cholera, Malaria und anderen Geißeln der dortigen Welt<br />
standgehalten hat. Jetzt bin ich zum ersten Mal besorgt. Ich<br />
fürchte um ihn und seine Kinder.<br />
Alles Liebe, Mirko<br />
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