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Gustav Klimt - Auslandsösterreicher-Weltbund

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Schwerpunkt-Thema<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>: ein malerfürst<br />

bestimmt das Kunstjahr 2012<br />

Österreich gewinnt sein Selbstverständnis zum Teil aus dem „Wien um 1900“ und verdichtet<br />

es in der Person <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>s. Günter Düriegl<br />

s wäre nicht Wien, es wäre nicht<br />

E Öster reich, wenn nicht eine Künstlerpersönlichkeit<br />

zum Jahresregenten erkoren<br />

würde: 2012 – <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>, wer<br />

sonst? Weltweit ist sein Name bekannt,<br />

zählen seine Werke zu den begehrtesten<br />

und höchstbezahlten, sind die Österreicher<br />

stolz auf sein Œuvre und verstehen<br />

es als Charakteristikum österreichischer<br />

identität. Damit gewinnen wir Österreicher<br />

unsere identität zu einem Gutteil aus dem<br />

„Wien um 1900“, verdichten dieses aber in<br />

der Person <strong>Klimt</strong>s, denn immer noch entkommen<br />

wir dem Rigorismus der Aufklärung<br />

durch unser ungebrochenes Bekenntnis<br />

zu Kunst und Kultur in gleicher<br />

Weise, wie es das Bildungsbürgertum<br />

nach dem Befund Carl E. schorskes um<br />

die „Wiener Jahrhundertwende“ getan hat.<br />

„trotz aller Bedeutung, die den Werten der<br />

Vernunft und des Gesetzes zugemessen<br />

wurde und die so als gesellschaftliches<br />

idealbild zugleich einen Homo juridicus<br />

und einen vernunftbegabten Homo sapiens<br />

hervorbrachten, pflegte das gebildete<br />

öster reichische Bürgertum eine Kultur, für<br />

die das Ästhetische in einem Maße bestimmend<br />

war wie nirgendwo sonst in Europa.“<br />

Ein stürmischer Aufbruch<br />

Aber wenn wir nicht ohne Grund <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Klimt</strong> ins Zentrum stellen, dann sollten wir<br />

zumindest mitdenken, wie Hermann Bahr<br />

diese Zeit in der Rückschau sah: „Riegl<br />

war Wickhoffs Kollege an der Universität<br />

in Wien seit 1895, zur Zeit da Hugo Wolf<br />

noch lebte, Burckhard das Burgtheater,<br />

Mahler die oper erneuerte, Hofmannsthal<br />

und schnitzler jung waren, <strong>Klimt</strong> reif<br />

wurde, die secession begann, otto Wagner<br />

seine schule, Roller das malerische<br />

theater, olbrich, Hoffmann und Moser<br />

das österreichische Kunstgewerbe schu-<br />

fen, Adolf Loos eintraf, Arnold schönberg<br />

aufstand, Reinhardt unbekannt in stillen<br />

Gassen Zukunft träumend ging, Kainz<br />

heimkam, Weininger in Flammen zerfiel,<br />

Ernst Mach seine popularwissenschaftlichen<br />

Vorlesungen hielt, Joseph Popper<br />

seine Fantasien eines Realisten und<br />

Chamberlain, vor der zerstreuenden Welt<br />

in unsere gelinde stadt entflohen, hier die<br />

,Grundlagen des 19. Jahrhunderts‘<br />

schrieb … Es muss damals in Wien ganz<br />

interessant gewesen sein.“<br />

„Das gebildete österreichische<br />

Bürgertum pflegte eine Kultur,<br />

für die das Ästhetische …<br />

bestimmend war.“<br />

Am 14. Juli 1862 wurde <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> im<br />

Wiener Vorort Baumgarten (heute Wien<br />

14, Linzer straße 247) als sohn des aus<br />

Böhmen stammenden Goldgraveurs Ernst<br />

<strong>Klimt</strong> d. Ä. und von Anna Rosalia Finster<br />

geboren. Er war das zweite von sieben<br />

Kindern, seine Brüder Ernst und Georg<br />

waren ebenfalls Künstler.<br />

<strong>Gustav</strong> sollte zunächst den Beruf des<br />

Vaters erlernen, erhielt jedoch 1876 ein<br />

stipendium zum studium an der Wiener<br />

Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichischen<br />

Museums für Kunst und industrie<br />

(heute MAK). Er studierte bei Ferdinand<br />

Laufberger, Julius Victor Berger und<br />

Michael Rieser.<br />

Die „Künstlercompagnie“<br />

1879 begann er mit seinem Bruder Ernst<br />

und dem gemeinsamen Freund Franz<br />

Matsch zusammenzuarbeiten und bildete<br />

mit beiden schließlich von 1883 bis 1892<br />

eine als „Künstlercompagnie“ geführte<br />

Ateliergemeinschaft (Wien 6, sandwirtgasse<br />

8, später, 1892, Wien 8, Josefstädter<br />

straße 21). Von der Mitarbeit am<br />

Makartfestzug führte die Arbeit der drei<br />

Künstler über zahlreiche dekorative Aufträge<br />

wie unter anderem Vorhang- und<br />

Deckengemälde für die theater in Reichenberg,<br />

Karlsbad, Rijeka, Deckengemälde<br />

in der Wiener Hermesvilla, zu den<br />

Deckenfresken in den beiden stiegenhäusern<br />

des Burgtheaters und den<br />

Zwickel- und interkolumnenbildern im<br />

Kunsthistorischen Museum.<br />

Die Suche nach Neuem<br />

Für die Burgtheaterbilder wurde <strong>Klimt</strong> 1888<br />

von Kaiser Franz Joseph mit dem Goldenen<br />

Verdienstkreuz ausgezeichnet, sein<br />

schaffen stand im Einklang mit der ideenwelt<br />

der Ringstraßenepoche, mit der spätphase<br />

der historistischen staatskunst. Und<br />

dennoch zeichnete sich in der Folge bereits<br />

manches von dem ab, was seine<br />

Kunst später bestimmte. Wie Alice strobl,<br />

die unbestrittene <strong>Klimt</strong>-Kennerin feststellte,<br />

ging er in der Komposition „Ägyptische<br />

Kunst ii“ für das Kunsthisto rische Museum<br />

so weit, dass er die Kopfdarstellung des<br />

Mumiensarkophags, des Hathorkapitells<br />

und der isisstatue verlebendigte und mit<br />

seelischem Ausdruck erfüllte.<br />

so stellt sich die Frage, welche Einflüsse<br />

auf <strong>Klimt</strong>s schaffen wir annehmen dürfen.<br />

sicher haben die Malerei Hans Makarts<br />

und der Einfluss der Professoren an der<br />

Kunstgewerbeschule ihre Wirkung gehabt.<br />

später kamen Anregungen aus dem<br />

schaffen von Fernand Khnopff und Jan<br />

toorop hinzu, deren Werke in Wien zu<br />

sehen waren. Von Einflüssen, wie sie in<br />

Wien auch auf Freud wirkten, abgesehen,<br />

nahm <strong>Klimt</strong> an Eindrücken auf, was sich<br />

ihm bot. Das bezog sich sowohl auf die<br />

28 www.weltbund.at ROTWEISSROT

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