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Gustav Klimt - Auslandsösterreicher-Weltbund

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Schwerpunkt-Thema<br />

Kunst und Kultur der Ringstraße als auch<br />

auf Anregungen, die er aus der Kenntnis<br />

archäologischer Entdeckungen, aber<br />

auch aus der Hinwendung zu ostasiatischer,<br />

insbesondere japanischer Kunst<br />

und Kultur gewann.<br />

1891 trat <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> der Genossenschaft<br />

bildender Künstler (Künstlerhaus)<br />

bei, drei Jahre später erhielten er und<br />

Franz Matsch, <strong>Klimt</strong>s Bruder Ernst war<br />

1892 gestorben, den Auftrag für die<br />

Deckengemälde im Festsaal der Universität.<br />

<strong>Klimt</strong> wurden die themen Philosophie,<br />

Jurisprudenz und Medizin zugewiesen.<br />

Erst im Jahr 1900 stellte er das erste seiner<br />

„Fakultätsbilder“, die „Philosophie“,<br />

der Öffentlichkeit vor. sein künstlerisches<br />

Wollen hatte sich entscheidend verändert.<br />

Er vertrat nicht länger die Kunstrichtung<br />

der im Künstlerhaus vereinigten Künstler<br />

und hatte sich einer Gruppe fortschrittlich<br />

gesinnter Maler und Architekten angeschlossen,<br />

die gegen die im Künstlerhaus<br />

herrschende Mentalität aufbegehrten.<br />

Hier waren die Erfolgreichen, die schöpfer<br />

der Ringstraße versammelt, die alles<br />

zurückwiesen, was dem Kanon des Historisierens<br />

nicht entsprach und zu folgenreichen<br />

Fehlentscheidungen wie der<br />

Zurückweisung theodor Hörmanns oder<br />

Josef Engelharts führte.<br />

Die Secession<br />

1897 trat <strong>Klimt</strong> mit anderen aus dem<br />

Künstlerhaus aus und gründete mit ihnen<br />

– neben ihm waren Kolo Moser, Josef<br />

Hoffmann und Alfred Roller die führenden<br />

Persönlichkeiten – eine neue Künstlervereinigung,<br />

die „secession“. Von März<br />

bis Juni 1898 fand die erste von dieser<br />

jungen Künstlervereinigung veranstaltete<br />

Ausstellung im Gebäude der Gartenbaugesellschaft<br />

statt, denn noch hatte Joseph<br />

Maria olbrich das uns allen bekannte<br />

secessionsgebäude nicht errichtet. Hermann<br />

Bahr kommentierte:<br />

„so eine Ausstellung haben wir noch nicht<br />

gesehen! Eine Ausstellung, in der es kein<br />

schlechtes Bild gibt! Eine Ausstellung in<br />

Wien, die ein Resumé der ganzen modernen<br />

Malerei ist! Eine Ausstellung, die zeigt,<br />

dass wir in Österreich Leute haben, die<br />

neben die besten Europäer treten und sich<br />

mit ihnen messen dürfen! Ein Wunder!“<br />

Und so ging es weiter. in den ersten Jahren<br />

eilte diese Vereinigung von sieg zu<br />

sieg: sie gab ihre eigene Zeitschrift „Ver<br />

sacrum“ heraus, das Ausstellungshaus<br />

mit dem berühmten „Goldenen Krauthappel“<br />

wurde am 15. November 1898 eröffnet,<br />

und in ständiger Folge fand eine secessionsausstellung<br />

nach der anderen<br />

statt, mit denen sich die hier versammelten<br />

Künstler immer mehr profilierten und<br />

ihre künstlerischen Absichten deutlich<br />

machten. Die secessionisten sprachen<br />

jenen liberalen, urbanen und weltoffenen<br />

teil der Wiener Gesellschaft an, der für<br />

die phänomenal dichte Atmosphäre von<br />

Kultur und Wissenschaft verantwortlich<br />

war und sich so Verdienste erworben hat,<br />

die nicht hoch genug eingeschätzt werden<br />

können. Einen Bruch erfuhr diese Entwicklung<br />

1905, als es innerhalb der Vereinigung<br />

zu Zerwürfnissen mit dem „naturalis-<br />

„Eine Ausstellung, die zeigt, dass<br />

wir in Österreich Leute haben, die<br />

neben die besten Europäer treten<br />

und sich mit ihnen messen dürfen!“<br />

tischen“ Flügel um Josef Engelhart kam<br />

und die „stilkünstler“, angeführt von <strong>Klimt</strong>,<br />

aus dieser wieder austraten.<br />

Aber zurück zur hohen Zeit der secession:<br />

Es erstaunt, dass trotz aller Weltoffenheit<br />

<strong>Klimt</strong>, als er 1900 nacheinander in der<br />

secession seine Fakultätsbilder „Philosophie“,<br />

„Medizin“ und „Jurisprudenz“ der<br />

Öffentlichkeit vorstellte, den heftigsten<br />

Angriffen ausgesetzt war. Gerbert Frodl<br />

bringt die wütende Ablehnung, die diese<br />

Werke erfuhren, auf den Punkt: „Die noch<br />

den konservativen historistischen traditionen<br />

anhängenden Kreise konnten nicht<br />

mitansehen, dass die Allegorie nicht mehr<br />

in hehrer klassischer Gestalt erschien,<br />

sondern in die tiefe menschlichen seins<br />

wies, und dass – im formalen sinn – endgültig<br />

die Loslösung von einer illusionistischen<br />

Raumvorstellung erfolgt war. so<br />

wurde der Maler zum ersten Kämpfer im<br />

sinne des Mottos, das auf der Fassade<br />

des Gebäudes der secession zu lesen ist:<br />

‚Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit.‘“<br />

Denn bösartig war die Ablehnung:<br />

Friedrich Jodl, Professor der Philosophie,<br />

lenkte seinen Angriff nicht auf die Aussage<br />

des Werks, sondern hin auf die ästhetische<br />

Qualität: „Der Kampf geht nicht<br />

gegen nackte Kunst noch gegen freie<br />

Kunst, sondern gegen hässliche Kunst.“<br />

Die Auseinandersetzungen endeten<br />

schließlich damit, dass <strong>Klimt</strong> von seinem<br />

Auftrag zurücktrat und die bereits ausgeführten<br />

Bilder zurückkaufte.<br />

Ähnliches widerfuhr Evard Munch mit<br />

seinen Universitätsbildern für oslo und<br />

Ferdinand Hodler mit seinen Entwürfen<br />

für das Landesmuseum in Zürich.<br />

<strong>Klimt</strong>s Fakultätsbilder heute zu beurteilen<br />

fällt reichlich schwer, verbrannten sie<br />

doch während der letzten Kampftage des<br />

Jahres 1945 mit anderen Hauptwerken im<br />

Bergungsort schloss immendorf in Niederösterreich.<br />

Der „Beethovenfries“<br />

Mit diesen Bildern hatte <strong>Klimt</strong> die Merkmale<br />

seiner Malerei bereits voll entwickelt: den<br />

Wechsel zwischen Flächigkeit und Dimension,<br />

ornament und Modellierung. Für<br />

diesen künstlerischen Weg sprechen die<br />

Gemälde „Liebe“ 1895, „Pallas Athene“<br />

1898, und „Emilie Flöge“ 1902 (alle Wien<br />

Museum). Den monumentalen Ausdruck<br />

fand diese Malerei in der von April bis Juni<br />

1902 gezeigte XiV. Ausstellung der<br />

secession. in dieser schau ging es der<br />

Künstlervereinigung um eine Zusammenarbeit<br />

unterschiedlichen Kunstschaffens,<br />

die zu einer Demonstration ihrer neuen,<br />

kultisch betonten Auffassung vom „Gesamtkunstwerk“<br />

führen sollte. im Zentrum<br />

der Ausstellung stand die von Max Klinger<br />

eben aus verschiedenfarbigen Marmorarten,<br />

Elfenbein, Glasflüssen und Bronze<br />

fertiggestellte Beethoven-Figur (heute<br />

Gewandhaus Leipzig). in einem der seitensäle<br />

schuf <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> den auf diese<br />

Beethoven-Plastik bezogenen „Beethovenfries“.<br />

Unter Einwirkung der damaligen,<br />

besonders von Richard Wagner propagierten<br />

Beethoven-Auffassung (Genie-<br />

Kult) entfaltete <strong>Klimt</strong> im Fries ein reich -<br />

haltiges, an der 9. symphonie orientiertes<br />

Programm, in dem der Künstler befähigt<br />

ist, die „sehnsüchte“ und „Leiden der<br />

schwachen Menschheit“ nach Überwindung<br />

der diesem Erlösungswerk entge-<br />

30 www.weltbund.at ROTWEISSROT

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