Lebenslauf - Life Science Nord
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Anpassung der Elastizität von Implantatoberflächen an<br />
Knochengewebe (P)<br />
Olaf Rehme, Claus Emmelmann, Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH),<br />
Institute of Laser and System Technologies (iLAS), Denickestr. 17, 21073 Hamburg<br />
Tel. (040) / 428 78 – 4323, o.rehme@tuhh.de, www.tuhh.de/iLAS<br />
Ziel<br />
Implantate, wie z.B. Hüftendoprothesen, werden heute typischerweise aus Titanlegierungen hergestellt,<br />
da dieser Werkstoff im Vergleich eine bessere Dauerfestigkeit aufweist und der Elastizität von<br />
Knochengewebe näher kommt, als andere biokompatible metallische Werkstoffe. Dennoch liegt der<br />
Elastizitätsmodul von Titanlegierungen um das ca. 4 bis 8-fache höher als der von Knochengewebe.<br />
Dieses kann zu sog. „stress shielding“ führen, einem Effekt, der bewirkt, dass eine Krafteinleitung<br />
in einen Knochen bevorzugt über das metallische Implantat erfolgt. Die Folge können atrophische<br />
Erscheinungen sein, d.h. es tritt z.B. ein Gewebsschwund auf. Um diesem Effekt entgegen zu<br />
wirken, besteht die Möglichkeit durch konstruktive Anpassung der oberflächennahen Schicht eines<br />
Implantats in Form eines feinen offenzellulären Netzwerks den Elastizitätsmodul zu beeinflussen.<br />
Dadurch wird die Elastizität des Implantats der des Knochens weiter angenähert und das „stress<br />
shielding“ verringert. Die Herstellung solcher offenzellulären Strukturen erfolgt mit dem sog. Lasergenerieren,<br />
einem schichtweisen, generativen Fertigungsverfahren, dessen Stärke insbesondere<br />
die Herstellung komplexer Geometrien ist.<br />
Methoden<br />
Das Prinzip des Lasergenerierens basiert darauf, dass ein pulverförmiger Grundwerkstoff auf eine<br />
Bauplattform in sehr dünnen Schichten aufgetragen und mit einem Laserstrahl durch thermische<br />
Einwirkung zum Verschmelzen gebracht wird. Die Pulverkörner haben dabei eine statistisch verteilte<br />
Korngröße von 10 bis 50 µm. Die Dicke einer Schicht beträgt daher minimal etwa 20 bis 50 µm.<br />
Der Laserstrahl generiert in jeder Schicht die Konturen des Werkstücks durch Verschmelzen der<br />
Pulverkörner, bevor die Bauplatte nach unten verfahren und eine neue Schicht Pulver aufgetragen<br />
wird. Hierzu wird durch eine Einrichtung zur Pulververteilung z.B. mit einem Wischer oder einer<br />
Walze die neue Pulverschicht an die vorangehende Schicht gedrückt. Der Laserstrahl wird durch<br />
eine sogenannte Scanner-Spiegeloptik (drehbar gelagerte Spiegel) an die jeweilige Wirkstelle umgelenkt,<br />
an der Pulverkörner geschmolzen werden sollen. Mit diesem Verfahren wurden aus Edelstahl-Pulver<br />
(316L) lasergenerierte Raumgitterkörper exemplarisch als offenzelluläre Strukturen<br />
hergestellt, die anschließend auf ihr elastisches Verformungsverhalten in Abhängigkeit ihrer Dichte<br />
und ihrer Struktur hin geprüft wurden.<br />
Ergebnisse<br />
Die Untersuchungen ergaben, dass zunächst insbesondere die Dichte einen wesentlichen Einfluss<br />
auf das elastische Verformungsverhalten hat und sich ein Materialgesetz mit der relativen Dichte<br />
einer offenzellulären Struktur in Form einer Potenzfunktion aufstellen lässt. Vorherige Untersuchungen<br />
ergaben bereits, dass massive lasergenerierte Bauteile trotz ihres schichtweisen Aufbaus<br />
einen isotropen Elastizitätsmodul aufweisen. Aufgrund der strukturbedingten Richtungsabhängigkeit<br />
der Steifigkeit von Raumgittern ist jedoch deren elastisches Verhalten anisotrop, was durch<br />
entsprechende Strukturfaktoren im Materialgesetz berücksichtigt werden muss.<br />
Schlussfolgerung<br />
Das Lasergenerieren ist Fertigungsverfahren, dass insbesondere in der Herstellung von Bauteilen<br />
mit komplexen Geometrien bei kleinen Stückzahlen seine Stärken unter Beweis stellen kann. In der<br />
Anwendung zur Herstellung von offenzellulären Strukturen für Implantatoberflächen können diese<br />
Stärken besonders nutzbar gemacht werden. Daher sind im nächsten Schritt Erkenntnisse über die<br />
Dauerfestigkeit dieser Strukturen zu erarbeiten.<br />
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