Jahresbericht 2010 - Zentrum für Sonderpädagogik Auf der Leiern

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Schräger Vogel bewacht die Leiern
Blumenkinder
Urs Kühnis
Was ist ein Leiernkind?
Kürzlich hatte ich einen der sich regelmässig wiederholenden Dispute
mit einem durchaus geschätzten Vertreter unserer kantonalen Aufsichtsstelle.
"Eure Beschreibung der Indikationen auf der Webseite
ist irreführend. Ihr müsst das ändern!", forderte er mich auf. Die alte
Frage also, wann ein Kind ein "typisches Leiernkind" ist. "Ihr müsst
einfach schreiben, dass eine geistige Behinderung oder mindestens
eine Lernbehinderung die absolute Voraussetzung für eine Aufnahme
ist", doppelte er nach. Daraus entwickelte sich eine längere Diskussion,
wie denn auch sonst, denn um diese Frage herum kreisen ganze
Wissenschaften und Ideologien. Was ist also ein typisches Leiernkind?
Eine Frage so alt
Die Frage ist so alt wie die Leiern, wie ich gerade im Jahresbericht
von 1900 lese. Die damalige Hausmutter, Fräulein Lisa Biedermann,
schreibt da: "Ein älterer Knabe, der weniger schwachsinnig als verwahrlost
war und durch seine Unbotmässigkeit dem Anstaltspersonal
viel zu schaffen machte, auch den andern Kindern ein böses Beispiel
gab, wurde mit Einwilligung seiner Heimatbehörde in die für ihn passendere
Anstalt Sommerau versetzt."
Die Versetzung kam wohl weniger wegen des fehlenden Schwachsinns
als wegen seiner Unbotmässigkeit zustande. Die Strukturen und die
Erziehungsmethoden waren damals in der Anstalt wohl einfach nicht