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DOI - Yeziden - Yeziden-Colloquium

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www.yeziden-colloquium.demuss daher auch bei den <strong>Yeziden</strong> Organisatoren gegeben haben, die eine soziale Organisationsystematisch und bewusst mit einem bestimmten ideologischen Hintergrund aufgebaut haben.Jede Gesellschaft, egal wie groß oder klein sie ist, verfügt über komplexe Organisationsstrukturen.Eine Gemeinschaft wie die der <strong>Yeziden</strong> beispielsweise, die seit Jahrhunderten existiert,bildet ein kompliziertes Verflechtungsnetz von Strukturen, das nicht einfach mit einer griffigenTheorie aufzuschlüsseln ist.2 Elemente der SozialgemeinschaftDie meisten Elemente, die das <strong>Yeziden</strong>tum als eine soziale Bewegung charakterisieren, warenwohl bereits vor dem Einzug des Islam in das Kurdengebiet vorhanden gewesen. Hier stelltsich die Frage, wie es die <strong>Yeziden</strong> [81] trotz des immer mächtiger werdenden Islam geschaffthaben zu überleben. Dass die heutigen Kurden ursprünglich <strong>Yeziden</strong> waren und die meistenjetzt dem Islam angehören, ist dabei von zweitrangiger Bedeutung. Wichtig ist zu analysieren,wie trotz alledem die <strong>Yeziden</strong>, wenn auch heute nur noch als eine kleine Gruppe, es geschaffthaben, ihre Eigenständigkeit zu bewahren. Ein signifikanter Faktor für das Überleben dieserGruppe war das Vorhandensein einer sozialen Organisation. Sie wirkte wie eine Mauer, welchedie Bewegung gegen die von außen kommenden Attacken schützte.Wichtige Faktoren, welche die soziale Bewegung der <strong>Yeziden</strong> am Leben erhielten, waren dieLoyalität gegenüber der Bewegung und gegenüber ihren Führern, daneben aber auch die Loyalitätgegenüber der Familie und der Sippe.Loyalität zur Familie: In der traditionellen yezidischen Gesellschaft spielt – wie in anderen Gesellschaftender Region auch – die unbedingte Loyalität gegenüber der Familie und den Blutsverwandteneine überragende Rolle. Hierbei muss man bei den <strong>Yeziden</strong> zwischen einer biologischenund einer geistigen Ebene unterscheiden. Die biologische Familie ist so eng miteinander verbunden,dass kein Fremder einen Platz in der Familiengemeinschaft einnehmen kann. Auf der geistigenEbene bilden der „Jenseitsbruder“ bzw. die „Jenseitsschwester“ (Biraye / Chucha achrete)eine andere Form der Verwandtschaft, welche die biologische Verwandtschaft überlagert. Diesebeiden Formen von Beziehungen verstärken die gesellschaftlichen Bindungen der <strong>Yeziden</strong>, dadem biologischen ein geistiges Element beigeordnet ist.Strukturelle Loyalität: Jede soziale Bewegung ist auf eine strukturelle Organisation zur Erhaltungder internen Autorität angewiesen. In größeren Gesellschaften können Militär und / oder Polizeidie Erhaltung der Autorität gewährleisten. Auch in der yezidischen Gesellschaft, die um ihr Überlebenkämpfte, durfte die interne Autorität nicht verloren gehen. Da sie über keine Machtinstrumentezur Durchsetzung der Autorität verfügte, war die Einteilung der Bevölkerung in einzelneSektionen die einzige Möglichkeit, die Autorität der Führer zu sichern und bei der Bevölkerungdie Loyalität ihnen gegenüber aufrecht zu erhalten. Die religiösen Führer, die Scheichs und Pirs,haben die Bevölkerung, die Muriden, unter sich aufgeteilt. Jeder [82] Scheich und Pir ist füreine Zahl von Stämmen und Sippen zuständig. Durch die religiöse Zuordnung, die als„gottgewollt“ angesehen wird, verhalten sich die Muriden loyal gegenüber den zuständigenPriesterfamilien.Solidarität und Einheit: Durch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe wird die Solidarität in der„Ingroup“ gesteigert. Jeder fühlt eine Verantwortung gegenüber der Gruppe, diese vor Gefahren,die von außen kommen, zu schützen. Bei den <strong>Yeziden</strong> tragen die periodischen undnichtperiodischen Feste dazu bei, das Zusammengehörigkeitsgefühlt und damit die Solidaritätuntereinander zu stärken.Die Geschichte der <strong>Yeziden</strong> hat gezeigt, dass die bewusste Organisierung zu Beginn der sozialenBewegung mit der Zeit zu einer sozialen Organisation innerhalb des religiösen Systemswurde. Es waren erfolgreiche Mechanismen entstanden, die das Überleben der Gemein-

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