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1943 inmitten befreienden Bombenhagels der heutigen ...

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Jedenfalls erzählte sie später den Kin<strong>der</strong>n, kein Mann habe eine Chance<br />

gehabt, sich ihrer Mutter in zweifelhafter Absicht zu nähern, weil sie<br />

unmißverständlich signalisiert habe, daß sie einem ernsthaften Bewerber<br />

die Augen auskratzen würde, was sie später zutiefst bedauerte, zumal mit<br />

einem Mann an ihrer Seite die Tragödie von Leo Kleinschmidts Großmutter<br />

vielleicht hätte verhin<strong>der</strong>t werden können. Bis an ihr Lebensende<br />

quälten Leos Mutter Schuldgefühle. Hätte sie sich nicht auf den Weg<br />

nach Hartha gemacht, in dessen Nähe sie ihren Mann vermutete, <strong>der</strong> sich<br />

in Wirklichkeit in einem amerikanischen Gefangenenlager bei Fulda<br />

befand, wäre <strong>der</strong> frühe Tod ihrer Mutter zu verhin<strong>der</strong>n gewesen. Vieles<br />

liegt im Dunkel.<br />

Die Bindungen Leo Kleinschmidts an seine Geburtsstadt haben sich zu<br />

verschiedensten Zeiten und aus verschiedensten Gründen immer wie<strong>der</strong><br />

erneuert. Als er 1968 jenes Land, das DDR geheißen hat, verließ und ihm<br />

voll von Trauer und Glücksgefühlen keine einzige Träne nachweinte,<br />

nahm er in Leipzig Abschied vom Grab Georg Dertingers, vom früheren<br />

Generalsekretär <strong>der</strong> christlichen Blockpartei CDU und ersten Außenminister<br />

<strong>der</strong> DDR, <strong>der</strong> Anfang 1953 verhaftet, 1954 als angeblicher Spion<br />

zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt und 1964 begnadigt worden war.<br />

Sein dorniger Weg hatte Georg Dertinger ebenso in den Hafen eines<br />

Leipziger katholischen Verlags einlaufen lassen wie Leo Kleinschmidt.<br />

Abschied nahm er auch von Inge, Assistentin von Ernst Bloch, auf<br />

Anraten <strong>der</strong> Organe gefeuert, als Lektorin in dem katholischen Verlag<br />

untergekommen, bis zu Ernst Blochs Tod 1977 immer wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />

Stasi vorgeladen, um nach dem Philosophen befragt zu werden, Abschied<br />

von einer mütterlichen Freundin also, die Leo zwei Dinge mit auf den<br />

Weg gab, zum einen solle er viel deutsch lesen, um das muttersprachliche<br />

Gespür für die Sprache nicht zu verlieren, und zum an<strong>der</strong>en solle er ihr<br />

ein ungarisches Buch vorschlagen und ins Deutsche übersetzen.<br />

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