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1943 inmitten befreienden Bombenhagels der heutigen ...

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<strong>der</strong> von Hardenberg 1812 auf den Weg gebrachten Judenemanzipation<br />

nicht hatten entschließen können, sich taufen zu lassen. Und noch mehr<br />

hätte sie ihm vermutlich von ihrem Mann, dem galizischen Großvater,<br />

erzählen können.<br />

Unsere Toten leben in uns weiter. Meta Pietraszewski hat sich vor drei<br />

Jahren aus ihrer geschändeten letzten Ruhestätte auf eine zweitletzte<br />

Reise nach Budapest begeben, um in ihrer Urenkelin Rachel Meta fortzuleben.<br />

Pest-Gohlis, eine Zusammensetzung aus Budapest und Leipzig, so heißt<br />

die Stadt seiner Geburt. Ihr ist Leo Kleinschmidt in seinem Sein, das von<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit über die Gegenwart zur Zukunft eine Brücke schlägt,<br />

auf <strong>der</strong> seine Phantasie hin und her wandelt, engstens verbunden, sie ist<br />

seine Heimat.<br />

Was ist Heimat? Ist Heimat nicht auch all das an Erlebtem, was dich<br />

belastet, was du gern verdrängen würdest? Sind nicht auch all die Orte<br />

deiner Kindheit, deiner Jugend Heimat, nicht all die Menschen, an die du<br />

dich ungern, weniger ungern o<strong>der</strong> gar gern erinnerst? Ist Heimat nicht<br />

auch das, was du abgelehnt, worunter du gelitten hast?<br />

Hager, blond o<strong>der</strong> vielleicht doch nicht wirklich blond: Marlene. IM<br />

Paris. Ausgerechnet dieses <strong>der</strong> Chemie zu verdankende Blond war ihm<br />

aufgefallen. Leo Kleinschmidt war neunzehn und kannte sich in den<br />

Raffinessen, <strong>der</strong>er das weibliche Geschlecht fähig ist, noch nicht aus.<br />

Marlene sprach deutsch mit leichtem französischen Akzent. Dabei konnte<br />

sie gar kein Französisch. Noch acht Jahre zuvor war Deutsch für sie<br />

eine Fremdsprache gewesen. Französisch war so etwas wie ihre Muttersprache,<br />

die sie aber in den letzten Jahren vergessen hatte. 1940 in Paris<br />

geboren, im Exil <strong>der</strong> Eltern, die 1933 als Zwanzigjährige Deutschland<br />

den Rücken gekehrt hatten, war sie aufgewachsen wie eine Französin.<br />

Selbst zu Hause wurde französisch gesprochen. Deutsch, die Sprache <strong>der</strong><br />

verhaßten Nazis, war verpönt. Auch ihr Charme machte einer Französin<br />

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