Interventionelle Kardiologie - Universitätsspital Basel
Interventionelle Kardiologie - Universitätsspital Basel
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05<br />
5.2<br />
Herzchirurgie<br />
der absteigenden Hauptschlagader verbunden.<br />
So wird der Blutstrom vom Herzen zum Körper<br />
verzweigt und zum großen Teil über den Bypass<br />
umgeleitet. Der Widerstand, gegen den der Herzmuskel<br />
durch die Verengung der alten Klappe<br />
anpumpen muss, wird reduziert. Die klinischen<br />
Symptome der Klappenverengung, wie belastungsabhängige<br />
Atemnot oder Schwindelanfälle,<br />
gehen zurück.<br />
Der Aortenklappen-Bypass wird in der Regel schonend<br />
ohne Einsatz der Herz-Lungenmaschine am<br />
schlagenden Herzen angelegt. Implantiert wird<br />
die Rohrprothese über einen Schnitt zwischen<br />
den Rippen ohne das Brustbein durchtrennen zu<br />
müssen. Während des Eingriffes wird die verengte<br />
und oft stark verkalkte Klappe des Patienten nicht<br />
manipuliert. So wird das Ablösen von Verkalkungen<br />
vermieden.<br />
Die Expertise des <strong>Universitätsspital</strong>s <strong>Basel</strong> bei der<br />
Anwendung der neuen Herzklappen-Technik wird<br />
inzwischen auch international wahrgenommen.<br />
Das Spital trainiert Chirurgen aus ganz Europa in<br />
der Anwendung der Technik und wird seine Ergebnisse<br />
mit der neuen Technik wissenschaftlich<br />
auswerten.<br />
Transapikale Aortenklappenimplantation<br />
2. Generation<br />
<strong>Interventionelle</strong> Herzklappe der 2. Generation:<br />
Schweizweit die ersten Implantationen am<br />
<strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong><br />
Seit nunmehr 10 Jahren ist es möglich, Patienten<br />
mit Aortenklappenstenose interventionell eine<br />
neue Herzklappe zu implantieren (TAVI, Transca-<br />
theter Aortic Valve Implantation). Dabei kommt<br />
ein transfemoraler oder transapikaler Zugangsweg<br />
in Betracht. Seit Oktober 2011 ist nun eine<br />
interventionelle Herzklappe der 2. Generation<br />
erhältlich und wurde kurz nach der Zulassung<br />
schweizweit zum ersten Mal in der Klinik für<br />
Herzchirurgie am <strong>Universitätsspital</strong> <strong>Basel</strong> erfolgreich<br />
implantiert.<br />
Die JenaValve besteht aus einer porcinen<br />
(Schweine) Klappe, die auf ein Gerüst aus einer<br />
Nitinol-Legierung montiert ist. Über eine kurze,<br />
anterolaterale Thorakotomie wird diese Klappe<br />
transapikal anstelle der verkalkten und durch<br />
eine vorausgegangene Ballon-Sprengung (Ballon-<br />
Valvuloplastie) geöffnete Klappe am schlagenden<br />
Herzen platziert.<br />
Gegenüber den etablierten Klappen der 1. Generation<br />
bietet dieses Implantat folgende Vorteile:<br />
• Die JenaValve kann am schlagenden Herzen<br />
implantiert werden. Daher entfällt zur Platzierung<br />
das hämodynamisch sehr kritische „rapid<br />
pacing“, ein hochfrequentes Stimulieren des<br />
Herzens zur Verminderung des Blutauswurfes.<br />
• Die JenaValve kann bis zu einem gewissen<br />
Grad vor der Verankerung im Aortenanulus<br />
replatziert werden. Dadurch kann die anatomische<br />
Ausrichtung unter Durchleuchtung<br />
oder echokardiographischer Kontrolle exakt<br />
erfolgen und somit Fehlplatzierungen, die<br />
nicht oder nur mit erheblichem Aufwand rückgängig<br />
zu machen sind, vermieden werden.<br />
• Durch die Bauform und die Art der Verankerung<br />
kann die Gefahr des Verschlusses eines<br />
Koronarostiums durch Kalk oder Teile der<br />
Klappe weiter reduziert werden ("ostial<br />
encroachment").<br />
• Deutliche Preisunterschiede gegenüber den<br />
bisher verfügbaren Transkatheterklappen<br />
reduzieren den Kostendruck auf das Gesundheitssystem.<br />
Im Jahre 2011 konnten fünf Patienten von der erfolgreichen<br />
Implantation dieser Klappe profitieren.<br />
Bei nahezu allen Patienten konnte eine unmittelbare<br />
Verbesserung der Pumpleistung gemessen<br />
werden. Das geringgradige Ausmass paravalvulärer<br />
Lecks war überzeugend. Keinem Patienten<br />
musste ein Herzschrittmacher zur Stabilisierung<br />
des Rhythmus eingebaut werden.<br />
Aortenchirurgie<br />
Die Aortenchirurgie ist ein klinischer Schwerpunkt<br />
der Klinik für Herzchirurgie. Dazu gehört der Ersatz<br />
der Aorta Ascendens, welcher meist im moderaten<br />
hypothermen Kreislaufstillstand (bei 25º<br />
Celsius tympanal beidseits sowie mit antegrader<br />
cerebraler Perfusion) als sogenannter Hemiarch-<br />
Ersatz durchgeführt wird.<br />
Neueste Guidelines (der American Heart Association)<br />
empfehlen ein differenziertes Vorgehen bei<br />
der Beurteilung von Aortenerweiterungen, insbesondere<br />
die Berücksichtigung der Aetiologie des<br />
Aortenaneurysmas. Verschiedene Forschungsprojekte<br />
in unserer Klinik beschäftigen sich mit diesen<br />
Fragestellungen.<br />
In den vergangenen 3,5 Jahren wurden in der Klinik<br />
für Herzchirurgie knapp 200 Aortenoperationen<br />
im hypothermen Kreislauf durchgeführt. In<br />
einer klinischen Studie konnten wir nachweisen,<br />
dass der zusätzliche Ersatz der Aorta Ascendens<br />
im Kreislaufstillstand bei anderweitigen Herzoperationen<br />
wie beispielsweise Aortenklappenersatz,<br />
Bypassoperation u.a. Mortalität und Morbidität<br />
des Eingriffes nicht erhöht. Die 30-Tage-Mortalität<br />
von elektiven Aortenoperationen lag in unserer<br />
Klinik bei 2% (im Vergleich hierzu hatten<br />
diese Patienten einen präoperativen logistischen<br />
Euroscore von 17%). Dies galt auch für ältere Patienten<br />
> 75 Jahre; die 30-Tage Mortalität dieser<br />
Patientengruppe betrug 0%.<br />
Zusätzlich zum Ersatz der Aorta Ascendens wurden<br />
Aortenwurzeloperationen durchgeführt. Dies<br />
falls immer möglich als Aortenwurzelrekonstruktion<br />
(Technik nach David), ansonsten als biologischer<br />
oder mechanischer Composite Graft (modifizierter<br />
Bentall).<br />
Etabliert hat sich die Aortensprechstunde, in<br />
welcher im 2011 über 100 Patienten nachkontrolliert<br />
wurden. Alle Patienten nach Aortenersatz<br />
erhalten 6 Monate postoperativ eine Bildgebung<br />
(Angio-CT, Angio-MRI), welche anschliessend<br />
in der Sprechstunde mit dem Patienten besprochen<br />
wird. Patienten mit elektivem Aortenersatz<br />
werden im Allgemeinen danach aus der Aortensprechstunde<br />
entlassen. Patienten nach Aortendissektion<br />
Typ A werden längerfristig nachkontrolliert.<br />
Diese Nachkontrollen können auch vom<br />
zuweisenden Kardiologen durchgeführt werden.<br />
Wichtig ist hierbei, dass eine bildgebende Kontrolle<br />
stattfindet, und wir diese Bilder beurteilen<br />
können. Zusätzlich werden in der Aortensprechstunde<br />
Patienten zur Beurteilung der Aortensituation<br />
gesehen um eine mögliche OP-Indikation<br />
mit ihnen ausführlich zu besprechen.<br />
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