Der Fragebogen war in <strong>den</strong> Sprachen deutsch, französisch, italienischund slowenisch verfügbar. In zwei Befragungsrun<strong>den</strong>wur<strong>den</strong> in einer Reihe von emenfeldern Fragen mit halboffenenund offenen Antwortmöglichkeiten gestellt. Daneben gab esKommentarfelder für die Anmerkungen der Experten.2.3.3 Ergebnisse der Delphi-BefragungGästeverhalten, Destinationswahl und GästeaktivitätenWenig Bereitschaft zur Änderung <strong>des</strong> Urlaubsverhaltens bei derMehrzahl der Gäste: Der größte Teil der Gäste erkennt zwar dieExistenz <strong>des</strong> Problems Klimawandel an, hat aber auch zukünftigkein Interesse an einer Änderung <strong>des</strong> eigenen Urlaubsverhaltens.Die Mehrheit der Gäste will sich im Urlaub – in der »schönstenZeit <strong>des</strong> Jahres« – nicht mit <strong>den</strong> Folgen der Klimaänderung auseinandersetzen.Daneben gibt es allerdings auch eine große Minderheitvon Gästen, die das Problem <strong>des</strong> <strong>Klimawandels</strong> angehenwollen und zukünftig bereit sind, sich im Alltag und im Urlauban die Folgen der Klimaänderung anzupassen. Allerdings dürfenfür die meisten dieser Gäste damit keine größeren Einschränkungenverbun<strong>den</strong> sein.Klassische Ferien<strong>des</strong>tinationen weiterhin wichtig, steigende Bedeutungauthentischer Angebote: Gemäß der Delphi-Befragung wird dasGros der Gäste bei der Wahl <strong>des</strong> Urlaubsziels auch in Zukunftdie klassischen Ferien<strong>des</strong>tinationen mit konventionellen Angebotenund üblicher Infrastruktur <strong>auf</strong>suchen. Anspruchsvollere Zielgruppenlegen aber zukünftig vermehrt Wert <strong>auf</strong> authentischeUrlaubsorte mit regionalen Produkten, eigenständiger Kulturund regionalen Wirtschaftskreisläufen. Die Nachfrage nach authentischenAngeboten dürfte in Zukunft zwar weiter steigen,diejenige nach konventionellen Angeboten jedoch nicht übertreffen.Neben attraktiven Landschaften sowie authentischenAngeboten sind für die Erhaltung der Attraktivität der alpinenDestinationen weiterhin geeignete Infrastrukturen und qualitativhochwertige Dienstleistungen gefragt.Im Sommer besitzen die alpinen Destinationen, durch ihre gemäßigterenTemperaturen (»Sommerfrische«), einen Konkurrenzvorteilgegenüber anderen Destinationen wie beispielsweiseUrlaubszielen der Mittelmeerregion. Aufgrund <strong>des</strong>sen wer<strong>den</strong>alpine Destinationen voraussichtlich Sommergäste gewinnen.Für <strong>den</strong> Winter ergibt sich, dass möglicherweise eine steigendeAnzahl Touristen <strong>auf</strong>grund von weniger Naturschnee Ferien in<strong>den</strong> Alpen mei<strong>den</strong> wird. Mit ausreichen<strong>den</strong> attraktiven schneeunabhängigenAngeboten, aber auch mit gezielter technischerBeschneiung kann der Winterrückgang gemäß Meinung der Expertenteilweise abgefedert wer<strong>den</strong>.Schneesicherheit und schneeunabhängige Aktivitäten auch in Zukunftwichtig: Die Besucherinnen und Besucher wer<strong>den</strong> sich im Winterzukünftig vermehrt schneesicheren Skigebieten in größerer Höhezuwen<strong>den</strong>, um die klassischen Wintersportaktivitäten weiterhinausüben zu können. Während diese Verhaltensweise primäre Bedeutunghaben wird, wer<strong>den</strong> bestimmte Gästesegmente zunehmend<strong>auf</strong> andere Winteraktivitäten wie Winterbergwandernsowie schneeunabhängige Angebote, wie beispielsweise WellnessoderKulturangebote ansprechen. Allerdings ist nicht nur dieKlimaänderung, sondern auch die demographische Entwicklungein wichtiger Einflussfaktor, da dadurch die Nachfrage nach Skisportin Westeuropa heute und in Zukunft stark beeinflusstwird. Eine Zunahme von Alternativen im Winter erfolgt nur inbegrenztem Maß und bringt z.T. neue negative Begleiterscheinungenmit sich (z. B. Konflikte zwischen Natursport und Faunabzw. Flora). Schneeunabhängige Angebote wer<strong>den</strong> vor allem intiefer gelegenen Skigebieten einen zunehmend wichtigen Stellenwerteinnehmen. Diese können in landschaftsgebun<strong>den</strong>eschneeunabhängige Angebote (z. B. Wandern, Natursport) undin landschaftsunabhängige Angebote (v. a. Wellness, Indoor-Sportangebote)gegliedert wer<strong>den</strong>.Anpassungsstrategien und AkteursgruppenDie Ermittlung von Anpassungsstrategiensowie die I<strong>den</strong>tifikationvon Akteursgruppen sind für die Zukunft der touristischen Destinationenvon zentralem Interesse. Eine wichtige Bedeutungmessen die Experten dabei auch weiteren Faktoren zu, wie z. B. derdemographischen Entwicklung und <strong>den</strong> steigen<strong>den</strong> Energiepreisen.Um einen Überblick über heute gängige und zukünftig möglicheAnpassungsstrategien zu erhalten, wur<strong>den</strong> die Experten in derersten Runde der Delphi-Befragung <strong>auf</strong>gefordert, ihnen bekannteoder aus ihrer Sicht wünschbare Anpassungsstrategien <strong>auf</strong>zulisten.Die Experten nannten dar<strong>auf</strong>hin insgesamt 199 Anpassungsstrategien(inkl. Doppelnennungen) und ordneten diese der für die Umsetzungder jeweiligen Strategie relevantesten Akteursgruppe zu.Die genannten Anpassungsstrategien wur<strong>den</strong> anschließend inAktionsfeldern zusammengefasst und <strong>den</strong> Experten in der zweitenBefragungsrunde erneut zur Bewertung vorgelegt. Schlussendlichkristallisierten sich elf übergeordnete Aktionsfelder mit ihrenspezifischen Anpassungsstrategien heraus. Parallel dazu wur<strong>den</strong>| ALLGEMEINE OUTPUTS |25<strong>ClimAlpTour</strong>
KlimaäderungClimatechangeOrdnungspolitischeRegulativeinterdiction Verbotsstrategien strategiesDestinationsausrichtungorientationPromotion FörderungDestinationDestinationensofGanzjahrestourismusfour-season -tourismuInfluence, Einfluss,VeränderungchangeDiversificationof touristic offersAngebotsdiversifizierungAlpentourismusAlpine (Angebot/Nachfrage)(offers / demand)StrategieStrategyMarktwirtschaftlicheMarket basedguidance LenkungsstrategienstrategiesFokussierung Focus on summer SommerStrategietypenAlternatives Alternativen for Winter winterActors fromAkteure aus GovernmentaStaatlicheGemein<strong>den</strong>, AkteureKantonen <strong>auf</strong> nationalerund Regionen EbeneAktionsfelderSchneesicherheitSnow safetyStrategieStrategyTouristische AnpassungsstrategienVoluntary Freiwillige incentiveAnreizstrategienstrategiesCommunication Kommunikationund andsensitizationSensibilisierungIntegration Einbezugof relevanterAkteure actorsInvestorenund BankenInnovative Innovative KooperationencooperationsÜberregionaleSupra -regional<strong>Tourismus</strong>verbändetourisminstitutionsTouristischeVermeidungssttrategienManagement of naturalNaturgefahrenmanagementhazardsMarket Marktorientierteinnovation InnovationsstrategienstrategiesSustainable Nachhaltige promotion Förderungund and KreditvergabeloaningAkteureübernationalerEbene (z. B. EU)Angewandte Applied research ForschungWissenschaft,Research,NGOs ‘s und andweitere furtherOrganisationenorganisationsvier unterschiedliche Strategietypen definiert, <strong>den</strong>en die Anpassungsstrategienzugeordnet wer<strong>den</strong> können und die je nach Aktionsfeldunterschiedliches Gewicht besitzen. Der Zusammenhangzwischen Strategietypen, Aktionsfeldern und Akteursgruppenist in Abbildung 2.3.1 dargestellt.Den konkreten Anpassungsstrategien können folgende vier Strategietypenzugeordnet wer<strong>den</strong>:• Ordnungspolitische Verbotsstrategien. Darunter wer<strong>den</strong> mit Gesetzenund Verboten unterlegte Strategien verstan<strong>den</strong>, die <strong>auf</strong>die Regulierung der Rahmenbedingungen <strong>des</strong> Wirtschaftensausgerichtet sind, hier insbesondere <strong>auf</strong> Erhaltung, Anpassungund Verbesserung einer nachhaltigen <strong>Tourismus</strong>wirtschaft.Verbotsstrategien betreffen in erster Linie Aktionsfelder imZusammenhang mit dem Schutz von Natur, Landschaft undUmwelt und der Prävention vor Naturgefahren (z. B. Bauverbotein Gefahrenzonen, Verbote von Schneekanonen). Verbotsstrategiensind aus Sicht der befragten Experten für die Klimaanpassungvon untergeordneter Bedeutung.• Marktwirtschaftliche Lenkungsstrategien. Diese sind <strong>auf</strong> die Erhaltung,Anpassung und Verbesserung der Rahmenbedingungen<strong>des</strong> Wirtschaftens ausgerichtet. Sie zielen <strong>auf</strong> die Steuerungwirtschaftlicher Prozesse über finanzielle Anreize ab. Sie konzentrierensich <strong>auf</strong> die Rahmenbedingungen von Wirtschaftund Gesellschaft (und damit schwerpunktmäßig auch <strong>auf</strong> dieVermeidung der Klimaänderung, z. B. durch Steuerung <strong>des</strong>Abbildung 2.3.1: Aktionsfelder, Strategietypen und relevanteAkteure. (Quelle: Siegrist, Gessner 2011).<strong>ClimAlpTour</strong>| ALLGEMEINE OUTPUTS |26