FHW Journal Sommer 06.qxp
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JOURNAL <strong>Sommer</strong><br />
2006<br />
DER FACHHOCHSCHULE WIESBADEN<br />
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES
<strong>FHW</strong> JOURNAL<br />
2
INHALT<br />
Editorial<br />
GLANZLICHTER<br />
Sportlerempfang des Präsidenten<br />
Fit für den Job<br />
Wettbewerb der besten Kommunikatoren<br />
Preisregen für Rüsselsheimer Studierende<br />
Zehnjährige deutsch-italienische Hochschulpartnerschaft<br />
Aus dem Hochschul-Studio nach Cannes<br />
FORSCHUNG UND LEHRE<br />
Georg-Simon-Ohm Preis 2006<br />
Cebit – Hannover Messe – Achema<br />
eLearning<br />
INTERNATIONAL<br />
Modern Architecture in Postwar Europe<br />
Von Croissants, Cinéma und Kreativität<br />
Sri Lanka – Die Perle im Indischen Ozean<br />
Europäischer Gerichtshof<br />
JAHR DER INFORMATIK<br />
Computerangst<br />
VERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Vorträge, Bücher und Aufsätze aus der FH Wiesbaden<br />
Neues Lehrbuch zur praktischen Informatik<br />
BLICKPUNKTE<br />
Einstimmiger Beschluss zu Studiengebühren<br />
Die kleinste Kirche der Welt<br />
Live aus dem RadioRestaurant<br />
Technik verstehen und erleben<br />
4. Poetikdozentur mit Julia Franck<br />
Ein kurzer Nachruf auf Stanislaw Lem<br />
iwib – Weiterbildung als dritte Säule<br />
Neuer Fachbereich – Neues Leitungsteam<br />
Prof. Liesfeld im Okzident und Orient<br />
Deutsch-chinesische Hochschulpartnerschaft besiegelt<br />
Neues Multimedia-Center<br />
PERSONALIEN<br />
Neue Professorinnen und Professoren<br />
Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
<strong>FHW</strong> INTERN<br />
40 Jahre im öffentlichen Dienst<br />
Ehrendoktorwürde der Vasile Goldis Universität Arad<br />
Ausbildung an der FH<br />
Marketing- und Kulturexperte fest im Team<br />
Neuer Honorarprofessor am Fachbereich Geisenheim<br />
Zwei Professorinnen erhielten das Bundesverdienstkreuz<br />
Wiesbadener Gestalter heißen Indien willkommen<br />
Impressum<br />
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Drei Impressionen aus der Vielfalt dieses<br />
<strong>Sommer</strong>semesters: „Gegenseitige Blicke“ wirft<br />
sich die Werbebranche beim Junior Agency Award<br />
zu: in Wiesbaden als Treffpunkt für Studierende<br />
und Profis.<br />
„Verfremdete Blicke“ im Mutterland des Surrealismus:<br />
fünf Medienwirtschaft-Studierende in<br />
Filmstudios in Toulouse.<br />
„Auswählende Blicke“ im Vorfeld der Frankfurter<br />
Buchmesse: Jurymitglieder mussten sich unter<br />
50 Entwürfen aus dem Studiengang Kommunikationsdesign<br />
entscheiden.<br />
Das Titelbild ist eine Collage aus Szenen zweier<br />
Filme: einer davon ist computeranimiert, der andere<br />
Film stellt Computertechnologie als mögliche<br />
Bedrohung dar. Details finden sich hier im Heft.<br />
3<br />
INHALT
EDITORIAL<br />
4<br />
Fundraising – Freunde und Förderer gewinnen<br />
besitzt in den angelsächsischen Ländern – wie z.B. den USA, Kanada und dem<br />
Vereinigten Königreich – eine lange Tradition und trägt dort erheblich zur<br />
Hochschulfinanzierung bei. Auch in Deutschland ist das Hochschul-Fundraising<br />
inzwischen angekommen! Als Instrument des strategischen Hochschulmanagements<br />
gewinnt es immer mehr an Bedeutung. Selbst im Duden hat der Begriff<br />
Fundraising Aufnahme gefunden.<br />
Im Sachgebiet Fundraising der Abteilung Hochschulentwicklung ist es unser Ziel,<br />
durch gezielte Pflege von Beziehungen und die Nutzung von Netzwerken Mittel<br />
für Hochschulprojekte einzuwerben, die durch die staatliche Finanzierung nicht<br />
gedeckt werden. Dabei kann es in keiner Weise darum gehen, den Staat aus der Verantwortung für die Finanzierung<br />
der Hochschulen zu entlassen. Vielmehr wollen wir zusätzliche Finanzmittel aus Spenden, Sponsoring und<br />
Public Private Partnership einwerben, um die Rahmenbedingungen für exzellente Lehre, Forschung und Weiterbildung<br />
zu verbessern und um konkrete Projekte zu ermöglichen. Erfolgreiche Projekte werden wie „Aushängeschilder“<br />
das eigenständige Profil der Fachbereiche und Zentren in der Öffentlichkeit stärken.<br />
Zurzeit wird in Hessen heftig über die Einführung von Studiengebühren gestritten. Wir gehen mit der Professionalisierung<br />
des Fundraising an der Fachhochschule Wiesbaden andere Wege der Finanzierung. Zunächst soll mit drei<br />
exemplarischen Projekten an den Studienstandorten Wiesbaden, Rüsselsheim und Geisenheim gestartet werden.<br />
Meine Arbeit im Hochschul-Fundraising profitiert von 18 Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich<br />
Geisenheim und von zehn Jahren aktiver Alumni-Arbeit in der VEG-Geisenheim Alumni Association.<br />
Dort habe ich die ersten Fundraising-Projekte kennengelernt. Ein Beispiel ist das Projekt „Wein für Bildung –<br />
Bildung für Wein“, das durch enge Beziehungspflege eines Vorstandsmitglieds zum Meiniger Verlag entstanden ist.<br />
Seit 2001 verkauft und versteigert die VEG zusammen mit dem Fachbereich Geisenheim auf dem Wiesbadener<br />
Ostermarkt pro Jahr 6000 Flaschen Wein aus den Beständen des Meininger Verlags. Der Erlös fließt direkt in das<br />
Daniel Meininger Scholarship, das Studierenden Auslandspraktika bezuschusst. Hier wurde eine Idee in klingende<br />
Münzen umgesetzt.<br />
Das Fundraising-Leitmotiv „Friendraising for Fundraising“ hat sich mir besonders eingeprägt. Ich bin überzeugt,<br />
dass auf lange Sicht das Fundraising zu einem guten Teil aus der effektiven Alumni-Betreuung erwächst. Seit<br />
Gründung der Fachhochschule Wiesbaden 1971 haben 26.883 Absolventen (Stand März 2006) unsere Hochschule<br />
erfolgreich verlassen, davon sind bisher rund 3000 Ehemalige in Absolventen-Datenbanken registriert oder Mitglieder<br />
von Absolventen- und Fördervereinen oder Freundeskreisen. In welchen erfolgreichen Unternehmen<br />
arbeiten die 23.000 Absolventen, zu denen der Hochschulkontakt unterbrochen ist? Identifizieren sie sich noch<br />
mit ihrer Hochschule, wären sie bereit sich zu engagieren und als Botschafter aufzutreten? Die gezielte Alumni-<br />
Pflege wird in Hochschulrankings immer mehr abgefragt und ist für Studierende ein Hauptbestandteil eines<br />
attraktiven Profils. Offensichtlich suchen Studierende und Absolventen die Vernetzung untereinander und pflegen<br />
Kontakte, um ihre persönlichen beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten zu fördern. Im Zentrum dieses Netzes<br />
steht die Hochschule. Daher möchte ich in enger Zusammenarbeit mit den Fachbereichen, Absolventenverbänden,<br />
dem Institut Weiterbildung im Beruf (iwib), dem zentralen Evaluationsbeauftragten und der Öffentlichkeitsarbeit<br />
an der Hochschule eine Infrastruktur schaffen, die die Alumni-Arbeit zu einem Erfolgsfaktor für die Fachhochschule<br />
Wiesbaden werden lässt.<br />
Lassen Sie uns gemeinsam das Netz knüpfen. Wir sind als Hochschule eine glaubwürdige Institution mit hoher<br />
gesellschaftlicher Wertschätzung, der es möglich sein sollte, Freunde und Förderer für die finanziellen Anliegen<br />
der Hochschule zu mobilisieren. Jetzt gilt es, die wachsende Bereitschaft zu bürgerschaftlichem Engagement,<br />
die Popularität des Stiftungsgedankens und die Erbschaftswelle für den Bildungsbereich zu nutzen.<br />
Dipl.-Ing. Renate Werum<br />
Abt. V Hochschulentwicklung / Fundraising der Fachhochschule Wiesbaden
5<br />
<strong>FHW</strong> JOURNAL
Sportlerempfang<br />
des Präsidenten<br />
GLANZLICHTER<br />
Vom Präsidenten und vom Hochschulsportbeauftragten flankiert (v.l.): Christoph Jourdan (Stg. Medienwirtschaft, 3. Platz bei den DHM im Judo<br />
bis 66 kg), Jessica Oppawsky (FB Wirtschaft, 8. Platz bei den IDHM im Weitsprung), Alexander Piel (FB DCSM, 3. Platz bei den DHM im Karate)<br />
sowie Kirsten Liesenberg und Paul Guckelsberger (siehe Text).<br />
Die FH Wiesbaden ist eine sportliche Hochschule – mal<br />
mehr, mal weniger, wie das jährliche Ranking des ADH<br />
(Allgemeiner Deutscher Hochschulsportverband) zeigt,<br />
je nach dem, wie viele Spitzensportler gerade an der <strong>FHW</strong><br />
studieren. Als „Partnerhochschule des Spitzensports“ liefert<br />
die <strong>FHW</strong> beispielsweise einen bedeutsamen Beitrag für den<br />
Erfolg studierender Spitzensportler und -sportlerinnen.<br />
Als erste hessische Fachhochschule hatte die Wiesbadener<br />
FH die Vereinbarung zur Erlangung des „Partnerhochschul“-<br />
Prädikats unterschrieben (am 30. Juni 2003). Ziel dieser<br />
Vereinbarung ist es, studierenden Spitzensportlern zeitgleich<br />
eine sportliche Karriere und eine akademische Ausbildung<br />
zu ermöglichen. Organisatorische Probleme im Studium<br />
aufgrund ihres sportlichen Engagements sollen dabei soweit<br />
wie möglich ausgeglichen werden. Davon profitiert z.B.<br />
die Hockeyspielerin Barbara Vogel, die zum Nationalkader<br />
gehört und im Fachbereich Wirtschaft studiert.<br />
6<br />
Wie in jedem Jahr ehrte der Präsident der Fachhochschule<br />
Wiesbaden, Prof. Dr. h.c. mult. Clemens Klockner, zu Jahresbeginn<br />
erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler der Fachhochschule.<br />
Dazu gehörten diesmal die Mitarbeiterin aus den<br />
Zentralen Werkstätten, Kirsten Liesenberg, und der wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter des Fachbereichs Architektur und<br />
Bauingenieurwesen, Paul Guckelsberger, die im Triathlon<br />
bzw. durch ihre Leistungen in etlichen Marathonläufen überregionale<br />
Bekanntheit erworben haben. Weiterhin zählen<br />
dazu Studentinnen und Studenten, die bei den Deutschen<br />
Hochschulmeisterschaften (DHM) des Jahres 2005 vordere<br />
Plätze erringen konnten, wie z.B. Tino Mohaupt mit seinem<br />
1. Platz im Luftgewehrschießen (Fachbereich Wirtschaft),<br />
Andre Morgner mit seinem 3. Platz beim Boardercross<br />
(Fachbereich DCSM), Andre Kastner (Fachbereich Maschinenbau,<br />
6. Platz beim Dreisprung), Hanno Blaß (3. Platz<br />
im Judo, Fachbereich Maschinenbau) und Tobias Korber<br />
(Fachbereich SuK, 5. Platz im Triathlon). Die weiteren<br />
geehrten Sportler sind auf unserem Foto zusammen mit dem<br />
<strong>FHW</strong>-Präsidenten und dem Hochschulsportbeauftragten,<br />
Klaus Lindemann, zu sehen.
Deutschlandweite Untersuchung von Wirtschaftsstudiengängen:<br />
Wiesbadener Absolventen<br />
FIT FÜR DEN JOB<br />
und begehrt bei den Unternehmen<br />
Bei einer im Frühjahr veröffentlichten deutschlandweiten<br />
Untersuchung aller Universitäten<br />
und Fachhochschulen erhielt der Bachelor-<br />
Studiengang „Business Administration“<br />
der FH Wiesbaden das Prädikat „vorbildlich“.<br />
Lediglich zwölf aller 100 getesteten betriebswirtschaftlichen<br />
Studienangebote wurde<br />
diese hervorragende Bewertung zuerkannt.<br />
Wie „fit macht die Hochschule für den Job?“ – so fragte das<br />
Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh in<br />
dieser Studie und nahm die neuen Bachelor-Studiengänge<br />
unter die Lupe. In Kooperation mit dem Arbeitskreis Personalmarketing<br />
(DAPM), in dem sich Personalverantwortliche<br />
von 36 Top-Unternehmen, wie Addidas-Salomon, Allianz,<br />
Deutsche Bank oder SAP, zusammengeschlossen haben,<br />
wurde das Gütesiegel „vorbildliche Ausbildung“ zum ersten<br />
Mal vergeben. Es legt offen, welche Bachelor-Studiengänge<br />
die Studierenden besonders zur Berufsreife bringen, also<br />
die von Unternehmen geforderte gute „Employability“ garantieren,<br />
wie es auf Personalerneudeutsch heißt.<br />
Die Höchstzahl von drei Sternen in der Gesamtbewertung –<br />
als Summe aus den Kategorien Methodenkompetenz,<br />
Sozialkompetenz, Praxisbezug und Internationalität – erhielt<br />
in Hessen neben der Fachhochschule Wiesbaden nur noch<br />
die Hochschule für Bankwirtschaft in Frankfurt und in<br />
Rheinland-Pfalz die FH Ludwigshafen. Die beiden anderen<br />
Bachelor-Studiengänge im Wiesbadener Fachbereich Wirtschaft<br />
wurden mit zwei Sternen ausgezeichnet.<br />
Und noch ein ausgezeichnetes Ergebnis bei einer neutralen,<br />
deutschlandweiten Beurteilung: der Fachbereich Wirtschaft<br />
gehörte beim Ranking der „Wirtschaftswoche“ (Ausgabe<br />
11/2006) als „Sprungbrett für Eliten“ zu den Topadressen.<br />
In der Rubrik „Betriebswirtschaft“ belegten die Wiesbadener<br />
einen hervorragenden 6. Platz unter den über 100 deutschen<br />
Fachhochschulen. In Hessen sind sie unangefochten die<br />
Nr. 1. Ein weiterer Erfolg kurz nachdem der Fachbereich<br />
zu Jahresbeginn im „Absolventenbarometer“ bundesweit<br />
erfolgreich war.<br />
Mehr als 1000 Personalverantwortliche großer deutscher<br />
Unternehmen wurden gefragt, von welcher Hochschule sie<br />
die besten Bewerber rekrutieren. Das Ergebnis zeigte laut<br />
„Wirtschaftswoche“, welche Hochschulen ihren Studierenden<br />
die besten Karrierechancen bieten. „Dass wir zum wieder-<br />
holten Mal in der Spitzengruppe eines umfassenden Rankings<br />
sind, führen wir auf unsere praxisorientierte Ausbildung und<br />
vor allem auf unsere konsequenten Innovationen zurück“,<br />
kommentierte Prof. Dr. Jakob Weinberg, Dekan des Fachbereichs<br />
Wirtschaft, stolz diese herausragenden Bewertungen.<br />
„Wiesbaden bietet bereits seit 2005 ausschließlich akkreditierte<br />
Bachelor- und Masterstudiengänge an, darunter deutschlandweit<br />
einzigartige Studiengänge wie Business Law und<br />
Insurance and Finance. International anerkannte Abschlüsse<br />
und obligatorische Auslandssemester geben dem praxisorientierten<br />
Studium eine globale Dimension.“ Laut Weinberg<br />
findet das Studium in Wiesbaden „auf moderner wirtschaftswissenschaftlicher<br />
Basis in enger Beziehung zur Berufswelt<br />
statt“. Nicht zuletzt schätzen Unternehmen die auch kürzlich<br />
vom Wissenschaftsrat attestierte überdurchschnittlich kurze<br />
Studiendauer in Wiesbaden. Trotz hoher Anforderungen<br />
ermöglichen gute Betreuung und abgestimmte Studienpläne<br />
einen schnellen Abschluss in der Regelstudienzeit.<br />
Für den entsprechenden Schwung in Lehre und angewandter<br />
Forschung sorgen auch viele neu berufene Professorinnen<br />
und Professoren, von denen ein erheblicher Teil deutlich<br />
jünger als 40 Jahre ist. Eine weitere markante Zahl: Von den<br />
615 Wiesbadener Erstsemestern in diesem <strong>Sommer</strong>semester<br />
haben allein 386 im Fachbereich Wirtschaft ihr Studium<br />
begonnen. „Es konnten jedoch nur die Besten der 2.251 Bewerber<br />
zum Zuge kommen“, so der Dekan. „Dieser Zuspruch<br />
und die Anerkennung der Unternehmen motiviert uns<br />
enorm, unsere Studierenden weiterhin bestmöglich zu fördern,<br />
aber auch im Interesse der beruflichen Karriere Bestleistungen<br />
zu fordern.“<br />
7<br />
GLANZLICHTER
GLANZLICHTER<br />
Wettbewerb<br />
der besten Kommunikatoren<br />
8<br />
Von der Idee bis zum letzten Pinselstrich sorgten rund 50 Studentinnen<br />
und Studenten der Studiengänge Innenarchitektur,<br />
Kommunikationsdesign und Medienwirtschaft für einen gestalterischen<br />
und funktionierenden Rahmen des einzigen deutschen<br />
Nachwuchswettbewerbs der Werbebranche. Gemeint ist der<br />
„GWA Junior Agency-Tag“ (GWA = Gesamtverband Kommunikationsagenturen),<br />
der in diesem Jahr bereits zum siebten Mal in<br />
Wiesbaden stattgefunden hat, am 24. Februar auf dem Mediencampus<br />
der Fachhochschule, Unter den Eichen 5.<br />
Die Leitung dieses studentischen Projekts, insbesondere was den<br />
Aufbau dieser messeartigen Veranstaltung mit „prickelndem“<br />
Eventcharakter anging, hatte Prof. Dipl.-Des. Rüdiger Pichler<br />
vom Fachbereich Design Informatik Medien. Zusammen mit<br />
Jörg F. Troester, dem Projektkoordinator GWA Junior Agency,<br />
waren erprobte Veranstalter dieses namhaften Wettbewerbs wieder<br />
als „Doppelspitze“ aktiv und garantieren den reibungslosen und<br />
gleichzeitig informativ - spannenden Ablauf der Veranstaltung.<br />
Um was geht es bei der GWA Junior Agency?<br />
Damit ist ein Projekt gemeint, bei dem Studierende innerhalb<br />
eines Semesters Kommunikationskampagnen erarbeiten. Hierbei<br />
werden sie von Werbeagenturen betreut. Die Abschlusspräsentationen<br />
dieser Kampagne finden seit Februar 2003 an der<br />
Fachhochschule Wiesbaden statt. Die Präsentationen vor einer<br />
unabhängigen Jury sind stets der spannende Höhepunkt dieses<br />
Wettbewerbs: hier stellen die studentischen Teams ihre interdisziplinären<br />
und an realen Aufgaben erarbeiteten Ergebnisse<br />
„auf den Prüfstand“. Die besten Arbeiten werden mit einem<br />
„Junior“ in Gold, Silber und Bronze sowie einem Publikumspreis<br />
ausgezeichnet. Die Bekanntgabe der Siegerteams und die<br />
Überreichung der Trophäen mit Geldpreisen erfolgt traditionell<br />
auf der Party am Abend nach den Präsentationen.
Vorteile für alle<br />
Das Projekt GWA Junior Agency bringt allen beteiligten Vorteile: Studierende<br />
erproben schon während des Studiums ihre theoretischen Kenntnisse<br />
in der Realität, indem sie teamorientiert und interdisziplinär Konzepte<br />
unter Anleitung von Profis aus den Kommunikationsagenturen erarbeiten.<br />
Gleichzeitig lernen sie interessante potenzielle Arbeitgeber auf Agenturund<br />
/oder Unternehmensseite kennen. Die Coaching-Agenturen lernen<br />
hochkarätige, an der Werbung interessierte Nachwuchskräfte kennen und<br />
können zusätzlich ihr Image im Hochschulbereich verbessern.<br />
In diesem <strong>Sommer</strong>semester 2006 findet der inzwischen achte GWA Junior<br />
Agency-Tag am 28. Juli an der Fachhochschule Wiesbaden statt. Die Siegerteams<br />
des vorangegangenen Junior Agency-Tags kamen von der Uni Jena/<br />
Uni Weimar (Gold), Universität der Künste (UDK), Berlin (Silber), und<br />
der Hochschule Niederrhein (Bronze).<br />
Prof. Dr. h.c. mult. Clemens Klockner, Präsident der Fachhochschule<br />
Wiesbaden, zeigte sich erfreut über die siebte Veranstaltung<br />
auf seinem Campus. Er bescheinigte dem Ministerpräsidenten<br />
Roland Koch ein „gutes Auge“ für die Übernahme der Schirmherrschaft<br />
und er fügte hinzu: „Was in der GWA Junior Agency<br />
in Kooperation mit den deutschen Hochschulen praktiziert wird,<br />
ist auch die vom Wissenschaftsrat immer wieder betonte Zielsetzung<br />
der interdisziplinären Zusammenarbeit.“<br />
9<br />
GLANZLICHTER
GLANZLICHTER<br />
Preisregen<br />
für Rüsselsheimer Studierende<br />
Gleich bei vier Preisverleihungen in den ersten Wochen des Jahres 2006 konnten sich Rüsselsheimer Studentinnen und<br />
Studenten ganz vorn platzieren. Den Beginn machten drei Studenten des Studiengangs Medieninformatik des neuen Fachbereichs<br />
Design Informatik Medien. Sie – Jürgen Zeitz, Eric Thomas und Christian Heckelmann – belegten den ersten,<br />
dritten und siebten Platz unter acht Gewinnern eines Programmierwettbewerbs für neue Mobiltelefon-Ideen.<br />
Im Hintergrund die Professoren Dr. Christoph Schulz und Dr. Peter Barth, v.l.<br />
mit den Preisträgern Jürgen Zeitz, Eric Thomas und Christian Heckelmann.<br />
Adam-Opel-Preis<br />
Der mit 2500 Euro dotierte Adam-Opel-Preis ging im März<br />
2006 an Sascha Dörflinger aus dem Fachbereich Informationstechnologie<br />
und Elektrotechnik (ITE). Mit seinen Worten:<br />
„Ingenieure zeichnen verantwortlich für kreative Ideen<br />
und innovative Erfindungen, die entscheidende Impulse für<br />
wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt liefern. Ihnen die<br />
bestmögliche Ausbildung bereitzustellen, ist deshalb von<br />
allerhöchstem gesellschaftlichen Interesse“, brachte Norbert<br />
Küpper, Mitglied der Geschäftsleitung der Adam Opel AG,<br />
bei der 17. Verleihung des Adam-Opel-Preises die Ausstrahlkraft<br />
hervorragender Ingenieurleistungen auf den Punkt.<br />
Sascha Dörflinger hatte in seiner Diplomarbeit einen<br />
Arbeitsplatz für das Mechatroniklabor des „Kooperativen<br />
Ingenieurstudiums Systems Engineering“ (KIS) entwickelt<br />
und dessen Steuerung mit Hilfe einer speicherprogrammierbaren<br />
Software realisiert.<br />
10<br />
Dieser Wettbewerb wurde von „JavaSPEKTRUM-Mobile<br />
Java Competition 2006“ durchgeführt, die Siegerehrung fand<br />
auf der Münchener Messe „OOP 2006 – Scalable Software<br />
Systems and Solutions“ (16. bis 20. Januar 2006) statt.<br />
Handys sind fast „an jedem Ohr“ zu finden, darüber hinaus<br />
kennen viele (jugendliche) Menschen Arcade-Spiele wie<br />
Pacman oder Pong bzw. habe große Erfahrungen im Chatten –<br />
daher können die kreativen Ideen der drei Studenten durchaus<br />
in der kommenden Zeit millionenfache Anwendungen<br />
finden: Beispielsweise ging es beim ersten Platz um eine Idee<br />
zur Mehrfachbenutzung von Pacman auf Mobiltelefonen und<br />
beim dritten Platz um serverloses Chatten auf Mobiltelefonen.<br />
Der Wettbewerb – der, wenn man so will, von Rüsselsheim<br />
geprägt wurde – sollte zeigen, dass mit Kreativität und guten<br />
Programmierkenntnissen hervorragende Software für Handys<br />
entwickelt werden kann. Außerdem sollten die prämierten<br />
Applikationen kostenlos im Internet bereitgestellt werden,<br />
um sie somit einer möglichst breiten Nutzerschicht zukommen<br />
zu lassen.<br />
VDE-Stiftungspreis<br />
Für zwei Absolventen des Studiengangs Fernsehtechnik und<br />
elektronische Medien, Dipl.-Ing. Silke Thissen und Dipl.-<br />
Ing. Heiner Kirchhoffer, gab es den Friedrich-Dessauer-Stiftungspreis<br />
des VDE-Rhein-Main als Auszeichnung für ihre<br />
Leistungen als beste Diplomanden ihres Jahrgangs. Silke<br />
Thissen hat auf der Basis des aktuellen Fernsehstandards<br />
DVB eine Lösung für automatische Schaltungen von Live-<br />
Streamings im Internet entwickelt. Dabei werden die Fernsehbilder<br />
in niedriger Qualität ohne Zeitverlust im weltweiten<br />
Datennetz gesendet. Heiner Kirchhoffer arbeitete seinerseits<br />
ein Verfahren heraus, mit dem aus einem vorliegenden<br />
Datenstrom Signale verschiedener Qualität skaliert werden<br />
können. Solche Lösungen weisen auf neue Fernsehempfangsgeräte<br />
wie Mobiltelefon und Pocket-Computer.
Businessplan-Wettbewerb<br />
Die erfolgreichen Studierenden des Studiengangs Internationales<br />
Wirtschaftsingenieurwesen bei einem BusinessplanWettbewerb<br />
hatten zwar keine externe Konkurrenz zu<br />
„fürchten“, die Qualität der Wettbewerbsresultate sprach<br />
aber für sich – mit anderen Worten: das Land Hessen misst<br />
inzwischen diesem Wettbewerb eine hohe Bedeutung zu.<br />
Bei der Preisverleihung für den besten Businessplan im April<br />
im TIGZ (Technologie-, Innovations- und Gründer-Zentrum)<br />
in Rüsselsheim – erstellt für die Logistik/Telematik-Sparte<br />
der Firma Portaris OHG in Dexheim – waren Gabriele<br />
Medewisch für das Hessische Ministerium für Wirtschaft,<br />
Verkehr und Landesentwicklung sowie Jens Fischer-Kottenstede<br />
vom Hessischen Kultusministerium anwesend. Außerdem<br />
war von der Hessenagentur ein Vertreter, Wolfram<br />
Koch, zugegen. Also eine hochrangige Delegation, die mit<br />
ihrer Teilnahme das hohe Niveau der praxisorientierten<br />
Arbeiten der Studierenden nachdrücklich unterstrich.<br />
Sieger wurde ein fünfköpfiges Studierendenteam, bestehend<br />
aus Weina Deng, Ye Wang, Torben Fibich, Holger Kratz und<br />
Guido Schwarz. Einen Sonderpreis, vergeben von Portaris,<br />
erhielt das Team mit Daniela Bravo, Luz Elena Pena, Viviane<br />
Ngamo, Niluefer Ayguen, Safak Dogan und Buket Ulusoy.<br />
Aus den Händen von Joachim Göpfert, GFP Projektmanagement<br />
GmbH, erhielt das Siegerteam die von ihm gestiftete<br />
Wandertrophäe und das Preisgeld von 500 Euro.<br />
Dieser Businessplan-Wettbewerb wird in Kooperation mit<br />
dem TIGZ Rüsselsheim einmal jährlich durchgeführt. Die<br />
am Wettbewerb teilnehmenden Studierenden des Studiengangs<br />
Internationales Wirtschaftsingenieurwesen recherchieren<br />
und analysieren dabei für junge Unternehmen im TIGZ<br />
oder aus der Region. Sie arbeiten dabei wie Unternehmensberater<br />
und bereiten so ihren späteren Berufseintritt vor.<br />
11<br />
GLANZLICHTER
GLANZLICHTER<br />
Zehnjährige deutsch-italienische<br />
Hochschulpartnerschaft<br />
Im historischen Ledertapetenzimmer von<br />
Schloss Vollrads wurden die Urkunden<br />
zum Jubiläum der Geisenheimer Kooperation<br />
mit dem Agrarinstitut in San Michele<br />
unterzeichnet.<br />
12<br />
gefeiert<br />
Im Rahmen der 51. Internationalen Fachtagung „Weinbau und Oenologie“ in<br />
Geisenheim im April gab es auch – oder besser: als Höhepunkt! – die zehnjährige<br />
deutsch-italienische Hochschulpartnerschaft zwischen dem (damaligen) Fachbereich<br />
Weinbau und Getränketechnologie, heute Bestandteil des Fachbereichs<br />
Geisenheim, und dem Istituto Agrario in San Michele zu feiern. Prof. Karl Bayer,<br />
der ehemalige Dekan dieses Fachbereichs und auch dessen langjähriger Auslandsbeauftragter,<br />
war Motor dieser international vorbildlichen Kooperation: „Im Jahre<br />
1996 kam es zur ersten Vereinbarung zwischen dem Fachbereich Weinbau und<br />
Getränketechnologie der Fachhochschule Wiesbaden, Studienort Geisenheim,<br />
und dem Agrarinstitut in San Michele. Mit diesem ersten Abkommen wurde die<br />
Zusammenarbeit in Lehre und Forschung und die Durchführung eines Studiengangs<br />
Getränketechnologie mit dem Schwerpunkt Weinbau und Oenologie auf<br />
der Grundlage der Prüfungs- und Studienordnung des Geisenheimer Fachbereichs<br />
mit dem Abschluss des Titels „Diplom-Ingenieur/Diplom-Ingenieurin für Weinbau<br />
und Oenologie“ beschlossen.<br />
Damit wurde erstmals ein kompletter Studiengang von Deutschland nach Italien<br />
„exportiert“. Das erklärte Ziel des Agrarinstituts bestand darin, ausschließlich mit<br />
Geisenheim als einer ähnlich strukturierten Institution im deutschsprachigen<br />
Raum eine enge Zusammenarbeit in der weinbaulichen und oenologischen Ausbildung<br />
auf Hochschulebene einzugehen. Mit der nach intensiven zweijährigen<br />
Gesprächen gefunden Konzeption sollte erstmals ein für die europäische Weinbauund<br />
Oenologieausbildung länderübergreifendes Modell geschaffen werden, das<br />
Vorbild- und Vorzeigefunktion für ähnliche Institutionen in einem zusammenwachsenden<br />
Europa sein sollte“ (Bayer).<br />
Duetto-Premiere<br />
Extra für diesen Geburtstag gab es ein deutsch-italienisches Kulinarium auf<br />
Schloss Vollrads, für das die Cuvée „Duetto“ kreiert wurde. Ein aus Geisenheimer<br />
und San Micheler Riesling entstandener Wein. Aber es wurde nicht nur gemeinsam<br />
getrunken, sondern man hatte sich auch viel zu sagen: zwei Tage lang gab es<br />
Diskussionen und Vorträge zu deutsch-italienischen Kooperationen, u.a. auch zu<br />
gemeinsamen Forschungsprojekten.
Der Präsident der Fachhochschule Wiesbaden, Prof. Dr. h.c.<br />
mult. Clemens Klockner, hob in seiner Festrede die Protagonisten<br />
dieser Partnerschaft hervor: „Für dieses deutsch-italienische<br />
Hochschul-Kooperationsprojekt standen und stehen<br />
Persönlichkeiten aus beiden Ländern, die mit nie nachlassender<br />
Durchsetzungskraft und der dazu gehörenden Leidenschaft<br />
dafür gesorgt haben, dass sich dieses Projekt zu einem<br />
Modellprojekt entwickelt hat, das seinesgleichen in Italien<br />
und Deutschland nicht so leicht findet. Für den Erfolg dieses<br />
Projektes stehen die Namen: Giovanni Gius, Francesco<br />
Spagnolli, Massimo Bertamini, Roberto Zironi, Tarcisio<br />
Corradini, Aronne Armanini, Enrico Peterlunger, Milena<br />
Moscon sowie der sich unermüdlich für dieses Projekt einsetzende<br />
Walter Eccli.<br />
Ohne Karl Bayer, dem langjährigen Dekan des Fachbereichs<br />
Wein und Getränketechnologie in Geisenheim und Promoter<br />
dieser deutsch-italienischen Hochschulkooperation,<br />
und Dietlinde Scholz an seiner Seite wäre dieses erfolgreiche<br />
Modellprojekt nie zum Laufen gebraucht worden. Auch<br />
nach seinem Ausscheiden aus dem Professorenamt hier in<br />
Geisenheim ist er für dieses Kooperationsprojekt weiterhin<br />
als Beauftragter des Präsidenten und des Dekans tätig. Der<br />
nunmehr amtierende Dekan des Fachbereichs Geisenheim,<br />
Otmar Löhnertz, der sich ebenfalls um dieses Projekt verdient<br />
gemacht hat, weiß das sehr zu schätzen.“ Und weiter: „Der<br />
Erfolg blieb nicht aus. Insgesamt haben ... 46 italienische<br />
Studierende seit 1996 den gemeinsamen Studiengang Geisenheim<br />
- San Michele mit dem Titel einer Diplom-Ingenieurin<br />
bzw. eines Diplom-Ingenieurs (FH) für Weinbau und<br />
Oenologie der Fachhochschule Wiesbaden abgeschlossen.“<br />
(Klockner) Dieser Erfolg wurde weiter angeschoben durch<br />
den dritten Partner, die Universität Udine. Auf diese<br />
Stärkung wies Prof. Klockner ebenfalls hin: „Im Jahr 1999<br />
schlossen die beiden bisherigen Partner das erste Doppeldiplomabkommen<br />
mit der Universität Udine ab. Nach dieser<br />
Vereinbarung erhielten deutsche und italienische Studierende<br />
das Diplom der FH Wiesbaden und das Diplom der Universität<br />
Udine, wenn sie den vorgesehenen Teil ihrer Studienzeit<br />
in Udine und Geisenheim verbracht und die erforderlichen<br />
Prüfungen an beiden Hochschulstandorten erbracht<br />
hatten. Für die italienischen Studierenden war diese Vereinbarung<br />
sehr wichtig, weil sie mit dem „Diploma Universitario<br />
in Viticoltura ed enologia“ der Universität Udine auch den<br />
für den italienischen Arbeitsmarkt so wichtigen Titel „Enologo“<br />
gleichzeitig erwerben konnten.“<br />
Und der Präsident schloss mit den Worten: „Lieber Herr<br />
Kollege Gius, liebe italienische und deutsche Kolleginnen<br />
und Kollegen, liebe Gäste, Italien und Deutschland spielen<br />
in dem Bologna-Prozess eine wesentliche Rolle. Beide Länder<br />
stimmen in dem Wunsch überein, die durch den Bologna-<br />
Prozess erzielte Dynamik auch zur weiteren Intensivierung<br />
der deutsch-italienischen Hochschulbeziehungen zu nutzen.<br />
Die Beziehungen unserer vier Institutionen entsprechen in<br />
ihrer Breite und Tiefe der historisch begründeten, engen kulturellen<br />
und wirtschaftlichen Verbundenheit beider Länder.<br />
Unsere deutsch-italienische Hochschulkooperation hat eine<br />
gute Zukunft.“<br />
13<br />
GLANZLICHTER
GLANZLICHTER<br />
Aus dem Hochschul-Studio nach<br />
Cannes<br />
Zwei Bilder aus<br />
den Prädikatfilmen<br />
„Mr. Schwartz, Mr. Hazen &<br />
Mr. Horlocker“ von<br />
Stefan Müller (oben) und<br />
„Red, fast & powerful“<br />
von Horst Da Luz.<br />
14<br />
(mit der „Zwischenstation“ Biebrich)<br />
Zwei Studenten der Fachhochschule Wiesbaden haben<br />
für ihre Filmproduktionen Prädikate der Filmbewertungsstelle<br />
in Biebrich erhalten. Der Kurzfilm „Mr. Schwartz,<br />
Mr. Hazen & Mr. Horlocker“ von Stefan Müller bekam<br />
das Prädikat „besonders wertvoll“, dem Animationsfilm<br />
„Red, fast & powerful“ von Horst Da Luz wurde das<br />
Prädikat „wertvoll“ zuerkannt. Der Betreuer der beiden<br />
Kommunikationsdesign-Studenten war Prof. Dipl.-Des.<br />
Rolf Schubert.<br />
„Besonders wertvoll“ ist das höchste Prädikat, das die<br />
Biebricher Filmbewertungsstelle vergeben kann. Der<br />
Bewertungsausschuss lobt in seinem Gutachten den<br />
Film „Mr. Schwartz, Mr. Hazen & Mr. Horlocker“ denn<br />
auch in höchsten Tönen: „Ein großes Talent offenbart sich in diesem überreichen, witzigen und<br />
hintersinnigen Animationsfilm. (...) Mit großem Tempo und Dichte, im Stil der großen Comic-<br />
Zeichentrickfilme der 70er Jahre, auf die bewusst Bezug genommen wird, wird eine stimmige<br />
Story in perfekter Dramaturgie geboten“. Wegen Ruhestörung wird die Polizei in ein Apartmenthaus<br />
gerufen – so beginnt der Film –, doch es ist gar nicht so einfach herauszufinden, wo der<br />
Krach herkommt. In jeder Wohnung spielen sich andere Szenen ab, mal mit mehr, mal mit weniger<br />
Geräuschentwicklung. Nach einer Action-Katastrophe hat sogar noch ein den Umständen<br />
entsprechendes Happyend in diesem Film Platz.<br />
Dass das Telefonieren mit Handys böse Folgen haben kann, zeigt in 69 Sekunden der Animationsfilm<br />
„Red, fast & powerful“ von Horst Da Luz. Mit dem Prädikat „wertvoll“ würdigt die Filmbewertungsstelle<br />
die temporeiche Filmproduktion und die handwerkliche Perfektion: „Die Computeranimation<br />
wirkt ... makellos. Kamerabewegungen, Schnitt, Musik, Kolorierung und besonders<br />
Tempo und Rhythmus sind aus einem Guss.“<br />
Preise in kurzen Intervallen<br />
Ein fast gleich hohes Tempo bekam dann die Abfolge der Preisverleihungen für Müllers Produktion.<br />
Beim Wiesbadener „goEast“-Festival war sein Werk der<br />
beste Animationsfilm des Hochschulwettbewerbs. Beim<br />
„Filmfest Dresden“ im April wurde „Mr. Schwartz, Mr.<br />
Hazen & Mr. Horlocker“ zunächst unter 1800 Einreichungen<br />
für den nationalen und internationalen Wettbewerb<br />
ausgewählt und gewann dann tatsächlich den<br />
„Goldenen Reiter für den besten Animationsfilm“ im<br />
nationalen Wettbewerb und sattelte noch einen drauf:<br />
mit dem „Goldenen Reiter für den besten Ton“ (Klang-<br />
MusikPreis).<br />
Schlussendlich kam der ganz große „Deal“ von Stefan<br />
Müller. Zunächst musste er geheim gehalten werden, danach rissen sich Zeitungen, Rundfunk<br />
und Fernsehen um ihn und „Mr. Schwartz, Mr. Hazen & Mr. Horlocker“: Ende Mai nahm<br />
sein Film in Cannes am Wettbewerb im Rahmen der Cinéfondation teil. Dabei belegte er den
2. Platz. Der Absolvent<br />
des Studiengangs Kommunikationsdesign<br />
musste<br />
sich lediglich einem<br />
argentinischen Konkurrenten<br />
geschlagen geben,<br />
der dritte Preis ging nach<br />
Ungarn.<br />
Die Wiesbadener FH<br />
war als beste deutsche Hochschule in Cannes vertreten, zu den weiteren Teilnehmern aus<br />
Deutschland gehörten die Filmhochschulen München und Berlin. Insgesamt gab es zu diesem<br />
renommierten Filmfestival 1100 Filmbewerbungen in der Sektion „Cinéfondation“. Daraus wurden<br />
17 Filme aus Europa, Amerika, Asien und Australien ausgewählt und von der Jury bewertet.<br />
Also ein „Nadelöhr“ höchsten Qualitätsanspruchs, das Stefan Müller mit seinem Film passierte,<br />
was allein schon als hohe Anerkennung gelten kann.<br />
15<br />
GLANZLICHTER
FORSCHUNG UND LEHRE<br />
Georg-Simon-Ohm-<br />
Preis 2006<br />
16<br />
Preisträger:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Samuel Brantzen<br />
aus dem Fachbereich Physikalische Technik<br />
Gutachter-Stimme:<br />
„Herr Brantzen zeigt mit seiner<br />
Arbeit eindrucksvoll seine<br />
Befähigung zu interdisziplinärer<br />
wissenschaftlicher Arbeit, die<br />
offensichtlich mit einem besonderen<br />
Maß an Initiative und Engagement<br />
sowie Organisationstalent in der<br />
Abstimmung mit den Arbeitsgruppen<br />
im Max-Planck-Institut und denen<br />
seines Fachbereichs gepaart ist.<br />
Dies korrespondiert auch mit den<br />
durchgängig sehr guten Leistungen,<br />
die Herr Brantzen während des<br />
gesamten Studiums erbracht hat<br />
(Abschluss des Diploms mit der<br />
Note 1,1 „mit Auszeichnung“).<br />
Die Arbeit hat „Tiefgang“ und<br />
Dipl.-Ing. S. Brantzen qualifiziert<br />
und prädestiniert sich mit ihr<br />
für eine künftige Karriere als<br />
Promovend und Wissenschaftler im<br />
Wissensstandort Deutschland.“<br />
(Prof. Dr.-Ing. Theodor Doll,<br />
Institut für Mikrotechnik Mainz, IMM)<br />
Der Preisträger Samuel Brantzen (Mitte) mit Prof. Dr. Friedemann Völklein (links) und<br />
Dipl.-Ing. Bernhard Menges vom Mainzer Max-Planck-Institut für Mikrosystemtechnik.<br />
Als erster Absolvent der Fachhochschule Wiesbaden hat Dipl.-Ing. (FH) Samuel<br />
Brantzen (26, Diplom <strong>Sommer</strong>semester 2005) den begehrten Georg-Simon-Ohm-<br />
Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Berlin/Bad Honnef, erhalten.<br />
Der seit dem Jahr 2002 verliehene Preis wird einmal jährlich einer Studentin bzw.<br />
einem Studenten einer deutschen Fachhochschule zugesprochen. Der Preis ist mit<br />
1500 Euro dotiert. Die Preisverleihung an Samuel Brantzen fand am 21. März 2006<br />
in München statt.<br />
Samuel Brantzen erhielt den Georg-Simon-Ohm-Preis für die Entwicklung eines<br />
neuen thermo-optischen Sensors im Rahmen seiner Diplomarbeit im Fachbereich<br />
Physikalische Technik, Studienschwerpunkt Mikrosystemtechnik. Die Arbeit entstand<br />
in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz.<br />
Mit seinem neu entwickelten mikrosystemtechnischen Sensor bietet sich jetzt<br />
ein alternatives Messverfahren zur bislang üblichen so genannten „Oberflächenplasmonen-Spektroskopie“<br />
an. Dabei geht es um Untersuchungen extrem dünner<br />
Schichten, deren „Dicke“ minimal ca. 2,5 Nanometer betragen. Das Verfahren<br />
erlaubt es, die Anlagerung und Bildung von "Schichten" aus nur einer Lage von<br />
Atomen oder Molekülen nachzuweisen und zu verfolgen. Besonderes Interesse finden<br />
Biomoleküle und deren Reaktionen. Beispielsweise geht es um die Detektion<br />
von DNS (Erbsubstanz)-Molekülen oder etwa um die Beobachtung, ob und welche<br />
Biomoleküle sich an andere Biomoleküle anlegen oder mit diesen reagieren bzw.<br />
diese verändern.<br />
Bei der spektroskopischen Messmethode beleuchtet ein Laserstrahl aus einem<br />
bestimmten Winkel diese biomolekularen Schichten, die auf einer Metallschicht<br />
(Gold- oder Silberoberfläche) aufgetragen sind. Der reflektierte Laserstrahl ist der<br />
Träger der gewünschten Information: seine Intensität lässt auf die Prozesse an der
Gutachter-Stimme:<br />
„Herr Brantzen hat mit dieser<br />
Arbeit einen äußerst originellen und<br />
soliden Beitrag zur Wissenschaft<br />
geleistet. Er hat das Thema nicht<br />
nur fundiert betrachtet, und eine<br />
hervorragende experimentelle<br />
Realisierung der zugrunde liegenden<br />
Ideen vorgelegt, er hat darüber<br />
hinaus wichtige Daten für eine<br />
anwendungstechnische Umsetzung<br />
in der Sensorentwicklung geliefert.“<br />
(Prof. Dr. Wolfgang Knoll, Geschäftsführender<br />
Direktor des Max-Planck-Instituts<br />
für Polymerforschung, Mainz)<br />
Grenzfläche zwischen Metallschicht und Biomolekülen (z.B. auf Interaktionen<br />
zwischen Proteinen) schließen.<br />
Der experimentelle Aufbau dieser ausschließlich optischen Messmethode ist relativ<br />
aufwändig, insbesondere hinsichtlich Laserstrahlführung und Detektion des reflektierten<br />
Laserlichtes. Durch den neuen thermo-optischen Sensor, der winzige Temperaturänderungen<br />
nachweisen kann, wird der Untersuchungsaufwand deutlich<br />
reduziert. Es findet zwar weiterhin eine Laser-Bestrahlung statt. Die Information<br />
wird aber nicht mehr aus der reflektierte Laserstrahl-Intensität, sondern aus einer<br />
Temperaturänderung gewonnen: die an der Grenzfläche zwischen Biomolekülen<br />
und Metallschicht absorbierte Laser-Energie wird in der nur 50 Nanometer dicken<br />
Metallschicht in Wärme umgewandelt. Die dadurch entstehenden geringen Temperaturänderungen<br />
kann der neuartige Thermosensor präzise messen. Er erreicht<br />
dabei die hohe Genauigkeit und Empfindlichkeit der konventionellen, optischen<br />
Spektroskopie-Messmethode.<br />
Mit dieser einfacheren aber zugleich effizienten Methode lassen sich neue Anwendungsfelder<br />
der Oberflächenplasmonen-Spektroskopie erschließen. Der neue<br />
Sensor kann als miniaturisierte Komponente in komplexe Mikrosysteme zur<br />
biochemischen Charakterisierung molekularer Prozesse integriert werden: Somit<br />
könnte er z.B. als Umweltsensor dort eingesetzt werden, wo es um den Nachweis<br />
von Molekülen in der Luft oder in Flüssigkeiten ginge.<br />
17<br />
FORSCHUNG UND LEHRE
FORSCHUNG UND LEHRE<br />
CeBIT<br />
Hannover Messe<br />
Achema<br />
Messepräsentation „Kostengünstiges 3D-Röntgen“<br />
Markus Schmid (unten, 1.v.l.) im Messegespräch mit dem Vizepräsidenten<br />
der FH Wiesbaden, Prof. Dr.-Ing. Reinhard Henrici (Mitte), und<br />
dem hessischen Wissenschaftsminister Udo Corts (2. v.r.)/ im Bild darüber:<br />
Christian Schmitt (r.) aus Rüsselsheim bei einer Fachdiskussion.<br />
18<br />
Gleich auf mehreren international renommierten Messen<br />
waren Exponate der Fachhochschule Wiesbaden<br />
im ersten Halbjahr 2006 zu sehen: angefangen bei der<br />
CeBIT im März, dann im April auf der Hannover Messe<br />
und schließlich auf der Achema, Frankfurt, im Mai.<br />
Die beiden CeBIT-Exponate stammten aus den Studiengängen<br />
Allgemeine Informatik und Medieninformatik<br />
des Fachbereichs Design Informatik Medien. Unter der<br />
Projektleitung von Prof. Dr. Reinhold Kröger beschäftigen<br />
sich ein Doktorand und weitere Mitarbeiter mit der Entwicklung<br />
von „eMIVA effiziente Modell-basierte Instrumentierung<br />
verteilter Anwendungen“. Damit ist ein<br />
Framework gemeint, das Softwareentwickler unterstützen<br />
soll, etwa beim Auffinden von Software-„Engpässen“.<br />
Während die bisher üblichen manuellen Quellcode-<br />
Instrumentierungen zeitintensiv und nicht sehr selten<br />
fehlerbehaftet sind, stellt das vom Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung geförderte „eMIVA“ Methoden<br />
und Werkzeuge zur Verfügung, die den Instrumentierungsprozess<br />
in Hinblick auf Fehlerfreiheit und Effizienz deutlich<br />
verbessern. Projektpartner hierbei sind die Wiesbadener<br />
tang-IT Consulting GmbH und die DFS Deutsche Flugsicherung<br />
GmbH in Langen.<br />
Von Prof. Dr. Schwanecke wurde „kostengünstiges 3D-<br />
Röntgen“ sowohl auf der CeBIT als auch auf der Hannover<br />
Messe präsentiert. Hier handelt sich um eine Softwarelösung,<br />
die nicht nur die Patienten insbesondere bei<br />
Zahnärzten vor zu hoher Röntgenstrahlenbelastung<br />
schützt, sondern auch die Behandlungskosten reduziert.<br />
Das Exponat – im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts<br />
mit der Uni Mainz, Poliklinik für zahnärztliche<br />
Chirurgie, entstanden – erlaubt aus wenigen<br />
(kostengünstigen) 2D-Röntenaufnahmen die plastische<br />
Darstellung eines Objekts. Das können entscheidende<br />
Vorteile sein gegenüber dem Einsatz teurer Großgeräte,<br />
die auf der CT (Computer-Tomografie)–Technologie<br />
beruhen. Neben ihrem Einsatz in der Medizin besteht<br />
aber auch die Möglichkeit, diese Software bei Materialuntersuchungen<br />
einzusetzen.
Harmonische Netzspannung<br />
Auf der Hannover Messe, der weltgrößten Industriemesse,<br />
warteten zwei weitere Exponate auf Interessenten. Im<br />
Fachbereich Informationstechnologie und Elektrotechnik<br />
wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Fender –<br />
in Kooperation mit der Danfoss GmbH, Offenbach – die<br />
„Harmonic Calculator Software HCS“ entwickelt. Den<br />
Anstoß dazu bildete das Problem, dass beim Umschalten<br />
von Netz- auf Notstromversorgung – z.B. in Krankenhäusern,<br />
Hochhäusern oder Einkaufzentren bei einem Ausfall<br />
der öffentlichen Stromversorgung – oft Funktionsstörungen<br />
der Geräte oder sogar Totalausfälle passieren. Bedingt<br />
durch zunehmende elektronische Lasten wie Energiesparlampen,<br />
Netzteile, Büroelektronik sowie Leistungselektronik<br />
für Antriebe, Klimaanlagen usw., treten pulsförmige<br />
Ströme mit hohen Spitzenwerten auf. Diese verzerren die<br />
ursprünglich harmonisch-sinusförmige Netzspannung und<br />
es leidet die Spannungsqualität. Schon im Voraus – auch<br />
vor dem Bau einer Generatoranlage – lassen sich jetzt mit<br />
dem „HCS“ entsprechende Vorkehrungen treffen, um ein<br />
störungsfreies Umschalten zu erreichen.<br />
Die beiden Exponate von Prof. Dr. Schwanecke und Prof.<br />
Dr. Fender waren beim Hochschulstand der hessischen<br />
Hochschulen in der Halle 2 in Hannover zu finden, das<br />
dritte Exponat – aus dem Fachbereich Physikalische<br />
Technik – befand sich beim Stand der HessenAgentur<br />
des Hessischen Wirtschaftsministeriums in der Halle 13.<br />
Unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Scheppat weist<br />
diese Entwicklung aus dem Wasserstofflabor – eine Hochtemperaturbrennstoffzelle<br />
– in die (nahe) Zukunft der<br />
Energienutzung. Unter dem Namen „Hit-Stack“ wird<br />
dieses Projekt vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft,<br />
Verkehr und Landesentwicklung gefördert. Begonnen<br />
wurde das Projekt im Rahmen eines Private Public Partnership<br />
Programms. Die dabei entwickelte Hochtemperaturbrennstoffzelle<br />
liefert 50 Watt nutzbarer elektrischer<br />
Energie. Dieser HT-BZ-Stapel kann sowohl mit Wasserstoff<br />
oder auch mit Reformaten betrieben werden. Reformate<br />
entstehen aus verschiedenen Kohlenwasserstoffen<br />
und enthalten typischerweise Restgase wie Kohlenmonoxid,<br />
die bei Niedertemperatur-PEM-Brennstoffzellen zur<br />
Vergiftung des Katalysators führen würden. Die hohe<br />
Betriebstemperatur von 160°C erlaubt eine hohe Kohlenmonoxid-Toleranz,<br />
bis zu 3%, womit die Kosten für die<br />
Brenngaserzeugung deutlich verringert werden können.<br />
Die Brennstoffzelle entstand in Kooperation mit den<br />
Firmen Pemeas (PBI-basierte Hochtemperaturmembran)<br />
und Behr (neuartige metallische Bipolarplatten) und ist<br />
ein Prototyp im Bereich der PEM-Brennstoffzellen kleiner<br />
Leistung. Dieser erstmalig in Europa gebaute Hochtemperaturbrennstoffzellenstack<br />
erlaubt es, Erfahrungen über<br />
Gasflüsse, das Temperaturverhalten, das Thermomanagement<br />
sowie das Verhalten bei verschiedenen Gaszusammensetzungen<br />
zu untersuchen. Ein wesentlicher Aspekt<br />
ist die Untersuchung des gesamten Brennstoffzellenstapels<br />
und nicht einzelner Zellen. Weitere Ausbaustufen sind<br />
von den Partnern bereits angedacht.<br />
Auf der Achema in Frankfurt konnte Prof. Dr. Fender<br />
ein weiteres Exponat – nach der „HCS“ in Hannover –<br />
vorstellen: „Leistungselektronik für UV-Strahler“. UV-<br />
Licht kommt bei fotochemischen Verfahren (Waschmittelproduktion,<br />
Vitamin-D-Erzeugung) zum Einsatz, ebenso<br />
härtet man damit Lacke auf Möbeln, Trinkbechern,<br />
Kugelschreibern und nutzt es bei Druckmaschinen zur<br />
Farbenhärtung bzw. Trocknung. Bei Wasser- und Luftaufbereitung<br />
tötet das energiereiche UV-Licht Keime ab und<br />
kann auch reinigendes Ozon produzieren. Mit den von<br />
der Fachhochschule Wiesbaden entwickelten Leistungselektroniken<br />
konnte man nicht nur den elektrischen<br />
Wirkungsgrad von etwa 92% auf 97% verbessern, sondern<br />
bei gleicher Strahlerwirkleistung auch den optischen<br />
Wirkungsgrad erhöhen, was zu zehn Prozent mehr Lichtausbeute<br />
führt. Probleme beim Einsatz von Gleichstrom<br />
wurden durch den Bau von elektronischen Geräten für<br />
Rechteck-Wechselstrom eliminiert.<br />
19<br />
Während der<br />
Pressekonferenz<br />
zu den<br />
Messebeiträgen<br />
der Informatiker:<br />
Prof. Dr. Ulrich<br />
Schwanecke<br />
(ganz links) und<br />
Prof. Dr. Reinhold<br />
Kröger (ganz rechts).<br />
FORSCHUNG UND LEHRE
FORSCHUNG UND LEHRE<br />
eLearning<br />
oder das Lernen mit dem eMedium<br />
eLearning: über dieses Thema wird auch an den Hochschulen<br />
bereits seit vielen Jahren diskutiert. Fördergelder sind in den<br />
Anschub und die Durchführung von eLearning-Projekten<br />
geflossen 1 , virtuelle Hochschulen wurden gegründet. Aber<br />
was genau bringt es Ihnen als Lehrenden bzw. Ihren Studierenden?<br />
Und wie und mit welchem Aufwand könnten Sie es<br />
ggf. in Ihre Lehre integrieren?<br />
Sie in solchen und ähnlichen Fragen zu beraten, ist eine der<br />
Aufgaben der eLearning-Koordinationsstelle an unserer<br />
Fachhochschule. Erste Antworten versucht der nachfolgende<br />
Artikel zu geben.<br />
Unter eLearning verstehen wir den Einsatz von computerunterstützten<br />
Medien in der Lehre, und zwar solchen, die<br />
über das Internet zugänglich sind und solchen, die ohne es<br />
auskommen, wie z.B. Lernprogramme auf CD 2 . Diese Medien<br />
bezeichnen wir auch als eMedien.<br />
Hier einige Beispiele für die vielen Möglichkeiten, die sich<br />
beim Einsatz von eMedien ergeben:<br />
• interaktive Lernszenarien, wie im prämierten Förder-<br />
Projekt Prometheus 3 zur Diagnose von Patienten im<br />
Krankenhaus<br />
• interaktive Übungsaufgaben, um gerade Erlerntes zu<br />
festigen 4<br />
• Nutzung von Internet-Foren zur Diskussion von Inhalten<br />
• einfache bis komplexe Simulationen z.B. betriebswirtschaftlicher<br />
Zusammenhänge 5<br />
• Einsatz kollaborativer Software für Projektgruppen, die<br />
mit ausländischen Partneruniversitäten gemeinsame<br />
Projekte umsetzen 6<br />
• Aufzeichnung von Vorlesungen, die Studierenden zur<br />
Nachbereitung zur Verfügung gestellt werden 7 .<br />
Im Zusammenhang mit eLearning taucht immer wieder das<br />
Stichwort blended learning auf: In den seltensten Fällen ist<br />
ein losgelöster Einsatz von eMedien in einem Alleinlernszenario<br />
sinnvoll. Meist bietet es sich an, sie mit traditionellen<br />
Lehr- und Lernformen zu mischen (=to blend). Ein solcher<br />
Ansatz wurde von Vertretern der Branche übrigens bereits<br />
viele Jahre propagiert, bevor der Begriff blended learning<br />
geprägt wurde.<br />
eMedien im Praxiseinsatz<br />
Was die Praxis an Universitäten und Fachhochschulen<br />
angeht, fällt auf, dass zwar bereits zahlreiche eLearning-<br />
Projekte durchgeführt wurden, dokumentierte Beispiele über<br />
den praktischen Einsatz aber weiterhin rar sind. Daher beteiligt<br />
sich die eLearning-Koordinationsstelle an einem Projekt<br />
20<br />
der Uni Frankfurt, in dem es darum geht, blended learning-<br />
Szenarien sowie dazu passende good practice-Erfahrungen zu<br />
beschreiben.<br />
Dies ist unseres Erachtens ein wichtiger Schritt, Ideen und<br />
bewährte Konzepte zu dokumentieren und weiter zu verbreiten.<br />
Festgehalten werden sollten dabei neben dem Nutzen<br />
der Aufwand für die Erstellung der (e)Medien, der Aufwand<br />
im „laufenden Betrieb“ sowie Hürden und Herausforderungen<br />
bei der Umsetzung.<br />
Nehmen wir an, Sie überlegen, Diskussions-Foren zu nutzen.<br />
Dazu finden Sie dann folgende Information: Über Foren<br />
können Sie u.a. erreichen, dass sich Ihre Studenten intensiver<br />
mit Inhalten auseinandersetzen, und Sie erhalten schon vor<br />
der Klausur verstärkt Hinweise auf Verständnisprobleme. Die<br />
good practice-Beispiele lassen Sie zusätzlich von Erfahrungen<br />
von Kollegen profitieren. Sie stellen dabei z.B. fest:<br />
„Aha, es reicht also nicht aus, ein Forum einzurichten und<br />
allen Studierenden den Zugang zu verschaffen, die Beteiligung<br />
erhöht sich erst dann sprunghaft, wenn die zur Diskussion<br />
gestellten Themen und Fragen direkten Bezug zur Klausur<br />
haben! – Klar, ein nicht zu unterschätzender Motivationsfaktor,<br />
auch bei eMedien... Und ja, es ist lernfördernd, das<br />
Forum zu moderieren, d.h. selbst mit Fragen zu leiten und<br />
die Antworten und Fragen der Studierenden entsprechend zu<br />
kommentieren. Aber mit welchem Aufwand? Gut, da hat<br />
die Kollegin in zwei Semestern folgende Erfahrung gemacht:<br />
Bei einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit pro Frage von<br />
5 min kam sie auf etwa 5 Stunden Aufwand.“<br />
Wichtig: Mehrwert für die Lehre<br />
Entscheidend bei der Frage nach dem Sinn von eMedien ist<br />
unseres Erachtens ihr Mehrwert: Wenn eMedien einen<br />
Mehrwert gegenüber traditionellen Methoden der Wissensvermittlung<br />
bieten, dann und nur dann sollte ihr Einsatz ins<br />
Auge gefasst werden. Ein solcher Ansatz ist gerade für die<br />
Fachhochschulen wichtig, bei denen schon immer Qualität<br />
und Praxisbezug der Lehre eine entscheidende Rolle gespielt<br />
haben. Und natürlich wird auch der Umgang mit Foren, Wikis<br />
und eMail etc. selbst zu einem immer wichtigeren Aspekt der<br />
Vorbereitung unserer Studenten auf ihr Berufsleben.<br />
Den Mehrwert für die Lehre in den Vordergrund zu rücken,<br />
hat wiederum zur Folge, dass ganz nebenbei wichtige Schritte<br />
in Richtung einer Erneuerung der Lernkultur ins Blickfeld<br />
gelangen, wie dies u.a. der Bologna-Prozess nahe legt, mit<br />
seiner verstärkten Betonung der so genannten Schlüsselkompetenzen.<br />
Ein solcher mehrwertorientierter Ansatz bekommt<br />
dadurch ganz nebenbei eine allgemein hochschuldidaktische<br />
Ausrichtung.
Beratungsangebot der eLearning-Koordinationsstelle Aufbauend<br />
auf diesem Mehrwertgedanken ergibt sich einer der<br />
Schwerpunkte der Arbeit der eLearning-Koordinationsstelle:<br />
Wir bieten an, Sie bei der Konzeption von Lehrszenarien<br />
und bei der Erstellung von eMedien zu beraten.<br />
Um die Verbreitung des Einsatzes von eMedien zu fördern,<br />
sind zunächst vor allem einfache, niederschwellige Lösungen<br />
wichtig, die Interessierten an Hochschuldidaktik und Qualitätsverbesserung<br />
der Lehre einen leichten Einstieg und erste<br />
Erfahrungen mit eMedien ermöglichen. Ebenso wichtig ist,<br />
die Hürden auch auf der anderen Seite niedrig zu halten:<br />
Eine Herausforderung beim Einsatz von eMedien liegt in<br />
der verstärkten Mitverantwortung der Studierenden für den<br />
eigenen Lernprozess. Die nötigen Change-Prozesse müssen<br />
beiden Seiten erleichtert werden, soll der eMedien Einsatz<br />
ein Erfolg werden. Dies bedeutet z.B., den Lernenden zu<br />
erklären, welche Ziele man mit diesen Medien verfolgt: Eine<br />
Erhöhung der Selbstverantwortung für eigenes Lernen, eigene<br />
Projekte ist eine wichtige Vorbereitung auf die spätere berufliche<br />
Situation. Weiter ist es unabdingbar, den Studierenden<br />
angemessene Hilfe anzubieten und gleichzeitig die Verbindlichkeit<br />
der Arbeit mit eMedien zu erhöhen, indem diese in<br />
ein Einsatzkonzept integriert werden: Sie müssen mehr sein<br />
als einfach nur ein Zusatz zum obligatorischen Lehrgeschehen,<br />
’nice to have’, und damit aus Sicht der Studenten mehr oder<br />
weniger überflüssig. Zum anderen müssen die Vorteile für Sie<br />
als Lehrende deutlich werden. Zu erwähnen wären u.a. die<br />
Möglichkeit zum Ausgleich unterschiedlicher Wissensstände<br />
der Studierenden vor allem in den ersten Semestern, eine<br />
Entlastung bei der reinen Wissensvermittlung oder die bereits<br />
angedeutete intensivere Beschäftigung mit Inhalten durch<br />
die Nutzung von Foren oder Wikis.<br />
Für ebenso wichtig wie die Beratung halten wir die<br />
Verstärkung einer Zusammenarbeit aller Beteiligten.<br />
Dazu gehören die:<br />
• Bekanntmachung sowie Vernetzung bereits bestehender<br />
Aktivitäten<br />
• Zusammenarbeit mit hochschulinternen Institutionen<br />
wie Bibliothek und Einrichtungen der Weiterbildung<br />
(iwib, Studienzentrum)<br />
• Vernetzung mit anderen Hochschulen.<br />
Solche Vernetzungen sind auch deshalb wichtig, weil die<br />
Erstellung aufwändiger Anwendungen wie z.B. Simulationen<br />
sinnvoller Weise nicht an jeder Hochschule erneut erfolgen<br />
kann.<br />
Aktuell arbeiten wir außerdem an der Auswahl eines<br />
eLearning-Systems, das der gesamten FH zur Verfügung<br />
stehen wird: Dabei haben wir folgende drei Komponenten<br />
identifiziert, aus denen ein solches System bestehen sollte:<br />
1. Lehrveranstaltungs-Management-System:<br />
Ein solches System erlaubt Ihnen den Ablauf Ihrer<br />
Veranstaltungen zu hinterlegen, Materialien elektronisch<br />
zur Verfügung zu stellen etc.<br />
2. Kommunikations-/Kollaborations-System:<br />
Dieses stellt Ihnen die bereits erwähnten Foren zu<br />
Verfügung sowie weitere Werkzeuge, welche die Online-<br />
Zusammenarbeit z.B. in Projekten erleichtern.<br />
3. Lehrverlaufsplanungs-/ bzw. –Kontrollsystem,<br />
d.h. ein sog. LMS (=Learning Management System),<br />
mit dem Sie über eine entsprechende Autorenumgebung<br />
eigene interaktive Lerneinheiten sowie Übungen und<br />
Tests erstellen können. Außerdem wird eine Kontrolle<br />
des Lernfortschritts ermöglicht.<br />
Last but not least sehen wir es als unsere Aufgabe, allen<br />
Interessierten die nötigen Informationen zugänglich zu<br />
machen durch die<br />
• Herausgabe eines Newsletters<br />
• Durchführung von Informationsveranstaltungen<br />
• Veröffentlichung einer Webseite zum Thema eMedien<br />
in der Lehre.<br />
„eLearning oder das Lernen mit dem eMedium“:<br />
Wir hoffen, einige Fragen, die sich aus diesem Titel ergeben<br />
beantwortet zu haben und freuen uns, wenn Sie die Serviceangebote<br />
unserer Koordinationsstelle nutzen.<br />
Prof. Dr. Jutta Hahn<br />
Peter Beck-Moretti<br />
1 Einen Überblick über die Vielfalt der in der Vergangenheit vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekte an<br />
Hochschulen gibt das Kursbuch eLearning 2004: http://www.medien-bildung.net/produkte/produkte_pdfs.php/hochschule/produkte/0/0/0/0/0/<br />
2 Zur Definition vgl. z.B. Kerres, Michael und de Witt, Claudia. Pragmatismus als theoretische Grundlage für die Konzeption von eLearning.<br />
In: Mayer, Treichel, Hgg. 2004. Handlungsorientiertes Lernen und eLearning. 77-99. München und Wien: Oldenbourg<br />
3 Das Projekt Prometheus wurde mit dem Medida Prix 2005 der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft ausgezeichnet:<br />
http://www.prometheus.uni-tuebingen.de/player/eingang.jsp,<br />
4 Interaktive Übungsaufgaben finden sich z.B. im Mathe-Vorkurs, Uni Kassel, http://www.mathematik.uni-kassel.de/~vorkurs/<br />
5 Beispiele für Simulationen und Planspiele finden Sie unter:<br />
http://www.calt.insead.edu/?pagename=EIS%20Simulation, www.topsim.de, http://portal.simbls.com/wps/portal<br />
6 Hier wäre z.B. das Virtual Classroom Projekt von Prof. Dr. Schäfer et al. an unserer FH zu nennen.<br />
7 Ein Beispiel zur Aufzeichnung von Vorlesungen finden Sie z.B. unter:<br />
http://www.tele-task.de/player/embedded.php?series=77&lecture=392&language=de,<br />
eine Weiterbildungsveranstaltung hierzu bietet u.a. die TU Darmstadt: http://www.elc.tu-darmstadt.de/de/veranstaltungen/lecturnity/<br />
8 Ein solches Konzept lag unter der Bezeichnung Hybrid-Lernen z.B. dem Standard-Lernprogramm BWL am PC der Edutec AG, Zürich zugrunde,<br />
das 1990 auf den Markt kam.<br />
21<br />
FORSCHUNG UND LEHRE
INTERNATIONAL<br />
Kolloquium zur Europäischen Nachkriegsarchitektur<br />
MODERN<br />
ARCHITECTURE<br />
Die Moderne – ein kühler, rationaler „Stil“, der, abgesehen<br />
von ein paar Luxusvillen der alten Meister, verantwortlich<br />
sei für lebensfeindliche Vorstadtghettos und der mit seinem<br />
kantigen Erscheinungsbild rücksichtslos in traditionelle<br />
Stadtgefüge breche.<br />
So oder ähnlich lässt sich eine öffentlich weit verbreitete<br />
Rezeption der Baumasse beschreiben, die unter dem Begriff<br />
der Moderne leichtfertig zusammengefasst wird. Das Klischee<br />
bestimmt seit bald 100 Jahren die Diskussion, von Adolf<br />
Loos`Haus Michaelerplatz bis zur „Rekonstruktion“ Frankfurter<br />
Fachwerkensembles.<br />
Aber können die Antworten tatsächlich so einfach sein?<br />
War die Moderne nicht gerade die Möglichkeit neuer und<br />
sehr unterschiedlicher Positionen und bahnbrechender<br />
Entwicklungen, zwangsläufig auch begleitet von Fehlern<br />
und Versäumnissen, aber auch heute selbstverständlicher<br />
Errungenschaften? Mit dem Erstarken totalitärer Regime des<br />
Faschismus in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />
wurde diese Entwicklung in Europa jäh unterbrochen.<br />
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es in den europäischen<br />
Ländern, der politischen und wirtschaftlichen Lage<br />
entsprechend, äußerst unterschiedliche Anknüpfungspunkte<br />
an die Baukultur der Vorkriegsjahre, aber auch internationale<br />
Parallelen. Diese Unterschiede bestimmten und bestimmen<br />
auch heute noch den öffentlichen und privaten Alltag mehr,<br />
als das im allgemeinen Bewusstsein verankert scheint.<br />
Wie unterschiedlich oder ähnlich waren die Entwicklungen<br />
in den zwei sich bildenden deutschen Staaten, und welch<br />
immense Rolle spielen sie noch heute? Was war zeitgleich<br />
unter Francos Regime möglich, in welchem Zusammenhang<br />
dazu steht der Boom der Kulturbauten heute in Spanien?<br />
Wie entstand die heutige Gegenwart in anderen europäischen<br />
Staaten? Welche Länder exportieren heute Architektur von<br />
internationaler Bedeutung, welche importieren sie und welche<br />
bleiben verhalten? Die Antwort ist in einer differenzierten<br />
Betrachtung der europäischen Architektur der Nachkriegsmoderne<br />
zu finden. Auf der Suche danach war das Kolloquium<br />
„Modern Architecture in Postwar Europe“ vom 11. bis 13.<br />
November 2005.<br />
22<br />
IN POSTWAR EUROPE<br />
FH Wiesbaden als erste Hochschule<br />
Die Fachhochschule Wiesbaden und die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
ermöglichten das Treffen der Forscher unter<br />
der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. habil. Thilo<br />
Hilpert. Die Förderung durch die DFG unterstreicht dabei<br />
die wissenschaftliche Bedeutung der Frage, und erstaunlich<br />
ist, dass sich eine Fachhochschule als erste Hochschule dieser<br />
Aufgabe in dieser Form stellte. Ohne die Unterstützung des<br />
Präsidenten Dr. Clemens Klockner wäre die Tagung kaum<br />
so wirksam gewesen. Und doch war die erfolgreiche Durchführung<br />
mit sehr begrenzten Mitteln nur durch eine Anzahl<br />
sehr engagierter Helfer möglich. Dank der freundlichen und<br />
tatkräftigen Unterstützung der Dyckerhoff AG und der evangelischen<br />
Heilig-Geist-Gemeinde konnten die Beiträge in<br />
Gebäuden der fünfziger bzw. sechziger Jahre von Ernst Neufert<br />
und Herbert Rimpl stattfinden. Nach einem guten Jahr der<br />
Vorbereitung war es gelungen, wichtige Forscher aus verschiedenen<br />
europäischen Staaten zusammenzubringen.<br />
Die evangelische Heilig-Geist-Kirche<br />
Der erste Tag gab einen Einblick in die unterschiedlichen<br />
Entwicklungen der modernen Architektur der Nachkriegsjahre<br />
in England (Dr. Nicholas Bullock, Cambridge),<br />
Frankreich (Prof. Dr. Gérard Monnier, Paris), Spanien (Prof.<br />
Dr. Carlos Sambricio, Madrid), Slowenien (Prof. Dr. Peter<br />
Krecic, Ljubljana), Finnland (Lic. Phil. Timo Tuomi, Helsinki)<br />
und Polen (Dr. Jacek Friedrich, Gdansk). Interessante<br />
Unterschiede, aber auch überraschende Parallelen und Verbindungen<br />
wurden von den Teilnehmern herausgearbeitet.
Das Philosophicum von Ferdinand Kramer (1961)<br />
Am zweiten Tag beschäftigten sich die Referenten mit den<br />
unterschiedlichen Entwicklungen in Ost- und Westdeutschland<br />
(Dr. Bernhard Uske, Frankfurt, Prof. Dr. habil. Thomas<br />
Topfstedt, Leipzig, Prof. Dr. habil. Thilo Hilpert, Heidelberg,<br />
Prof. Manfred Sundermann, Dessau, Dr. Jan Robert Bloch,<br />
Berlin, Dr. Kai Kappel, München, Dr. Andreas Butter, Berlin),<br />
den Fragen der dringend notwendigen Dokumentation<br />
und Publikation wichtiger Bauten (Dr. Richard Klein, Lille,<br />
Dr. Eva-Maria Barkhofen, Berlin), insbesondere vor dem<br />
Hintergrund der aktuellen immensen Zerstörungswelle<br />
auch bedeutender Gebäude (Prof. Rainer Franke, Stuttgart,<br />
Prof. Dr. Annette Menting, Leipzig, Dipl.-Ing. Jan Quadbeck,<br />
Düsseldorf, Dr. Astrid Hansen, Frankfurt) und der Rolle<br />
der Moderne im Alltagsleben (M. A. Anke Kunze, Erfurt,<br />
Prof. Joseph Abram, Nancy). Unterschiedliche Diskussionsbeiträge<br />
belegten deutlich den Klärungsbedarf im heutigen<br />
Umgang mit den gebauten Zeitzeugen und einer koordinierten<br />
Bewertung ihrer Bedeutung im Einzelfall.<br />
Begleitet wurden die Beiträge des zweiten Tages von der Ausstellung<br />
einer breiten Auswahl von Veröffentlichungen der<br />
Referenten aus den Beständen der Wiesbadener Fachhochschulbibliothek,<br />
die von Regina Klinke ausgewählt und zusammengestellt<br />
wurden. Eine Ausstellung zum Philosophicum<br />
Ferdinand Kramers zeigte anhand von Plänen und Modellen,<br />
mit welchen Methoden sich Gebäude als komplexe historische<br />
Zeugnisse dokumentieren lassen; dieses Forschungsprojekt<br />
Dr. Thilo Hilperts mit vielfältigen studentischen Beiträgen<br />
wird neben der Dokumentation der Tagung in Kürze veröffentlicht.<br />
Der dritte Tag bot eine Exkursion mit interessanten<br />
Erläuterungen und Bezügen zu bedeutenden Gebäuden der<br />
Nachkriegsmoderne in Frankfurt unter der Leitung von<br />
Dr. Gabriele Kiesewetter und Dr. Bernhard Uske.<br />
Leichtfertiger Umgang mit der Geschichte<br />
Das Kolloquium ist von den Teilnehmern wie auch den<br />
Organisatoren einhellig als sehr interessant und erfolgreich<br />
bewertet worden; und doch ist dabei noch deutlicher der<br />
dringende Bedarf an einer Fortsetzung der fachlich fundierten<br />
wie auch einer öffentlichen Diskussion zu Tage getreten. Der<br />
Abriss des Palastes der Republik für die „Rekonstruktion“<br />
eines Stadtschlosses ist nicht als Einzelfall oder Politikum zu<br />
vernachlässigen, sondern als symptomatisch für einen<br />
erschreckend leitfertigen, ja leichtsinnigen Umgang mit der<br />
jüngeren Geschichte und der Gegenwart zu werten. Der<br />
Abriss des Philosophicums Ferdinand Kramers, der Flugzeughalle<br />
Otto Apels oder des ehemaligen Gebäudes der Frankfurter<br />
Rundschau sind als Beispiele geringerer öffentlicher<br />
Aufmerksamkeit in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen.<br />
Wie soll die zukünftige Generation eine historische Orientierung<br />
finden, wenn die gebauten Zeitzeugnisse ihrer Väter<br />
und Großväter vernichtet sind?<br />
Zitat Thilo Hilperts aus dem Einladungstext: “(...) Mit bestürzender<br />
Geschwindigkeit sind gegenwärtig jedoch Abriss<br />
und Umbau von Bauten in Gang gekommen, ohne dass<br />
Methoden der Dokumentation oder einer sensiblen Umgestaltung<br />
entwickelt worden wären. Wir werden von den<br />
Ereignissen überrollt. Dabei geht es nicht um Denkmalpflege<br />
allein. Denn jede architektonische Praxis hat immer von<br />
der Auseinandersetzung mit historischen Bauten und Ideen<br />
gelebt. Von beidem. Und für beides fehlen oft die notwendige<br />
Einsicht wie die finanziellen Mittel.“<br />
Eine umfassende Dokumentation des Kolloquiums mit den<br />
vollständigen Beiträgen der Referenten wird gegenwärtig<br />
von Julia Carius und Jasmin Brückmann erarbeitet und wird<br />
in Kürze veröffentlicht. Teil dieser Dokumentation ist eine<br />
DVD mit einem sehr interessanten Film von Thomas Muncke,<br />
der auf eine sehr persönliche Weise die Mitschnitte des<br />
Kolloquiums und eigene filmische sowie historische Dokumentationen<br />
spannend und sensibel verbindet. Umfassend<br />
fotografisch dokumentiert wurde das Kolloquium von Nils<br />
Netzel. Besonderer Dank gilt für die tatkräftige Unterstützung<br />
außerdem: Pfarrer Dr. Sauer, evangelische Heilig-Geist-<br />
Gemeinde, Wiesbaden; Gabriele Quadt, Dycker-hoff AG;<br />
Anke Sablowski; Jaroslaw Knoppek;<br />
Stefan Dobner; Sebastian Spix;<br />
Benjamin Lange; Jan Manier;<br />
Elpiniki Kalathaki und Michelle Condé.<br />
Ard Christian Bosenius,<br />
Studiengang Architektur<br />
23<br />
INTERNATIONAL
INTERNATIONAL<br />
Toulouse, la ville rose – ein Jahr an der Filmhochschule ESAV<br />
Croissants,<br />
von<br />
Cinéma<br />
Frankreich, Midi-Pyrénées, Toulouse,<br />
9 Uhr morgens. Links durch das lila<br />
Gittertor, die Straße entlang, dabei<br />
den Blick immer fest auf den Asphalt<br />
vor den Füssen gerichtet, den Hinterlassenschaften<br />
der vierbeinigen<br />
Mitbürger ausweichend in Richtung<br />
des Lärms der Metrobaustelle. Dann<br />
an der roten Ampel den Einheimischen<br />
folgen und nicht auf die<br />
hupenden Autos achten, ein kleines<br />
Zick-Zack durch die engen Ziegelgassen<br />
der morgendlichen Stadt,<br />
vorbei an der Crêperie und den Galeries<br />
La Fayette. Die Spitze der Eglise<br />
St. Sernin anpeilen, noch zweimal<br />
rechts, Pulsschlag beruhigen, auf<br />
französisch bis zwanzig zählen und<br />
dann durch das mittelalterliche Tor –<br />
da ist sie, die ESAV (Ecole Supérieure<br />
d´Audiovisuel), Filmhochschule,<br />
Austausch-Uni, Kreativbecken und<br />
Höhepunkt unseres Studienlebens,<br />
und das in einer der schönsten Ecken<br />
Frankreichs.<br />
24<br />
und<br />
Kreativität<br />
Was am ersten Morgen noch ein Parcours voller Tücken war, funktionierte bald<br />
schon mit geschlossenen Augen, rückwärts, zu jeder Tageszeit und in jedem Zustand.<br />
Im Oktober 2005 begann für uns fünf Medienwirte (Susanna Niemann, Katharina<br />
Schmitt, Nils Reinhardt, Regine Koch und Felix Kost) das von langer Hand vorbereitete<br />
Auslandsjahr in Frankreichs Süden. Dieser integrierte deutsch-französische<br />
Studiengang gehört zum Studienangebot der Deutsch-Französischen Hochschule<br />
(www.dfh-ufa.org), für deren großzügige finanzielle Unterstützung wir uns an dieser<br />
Stelle herzlich bedanken wollen. Über vier Semester hinweg hatte uns Bert Weiss<br />
(Sprachenzentrum FH Wiesbaden), unser Dozent für Medienfranzösisch und Initiator<br />
des bereits über zehn Jahre andauernden Austausches, wöchentlich auf unseren<br />
Aufenthalt an der Toulouser Filmschule ESAV vorbereitet. Während der Unterricht<br />
immer montags zu einer Uhrzeit stattfand, in der normale Studenten höchstens<br />
von der Uni träumen, lernten wir filmische Fachbegriffe, besserten unsere<br />
landeskundlichen Kenntnisse auf und quälten uns durch so manchen französischen<br />
Kunstfilm. Kurzum, für die perfekte Vorbereitung auf die Zeit in der „ville rose“<br />
Toulouse wurde gesorgt.<br />
Filmübungen mit Franzosen<br />
Wie nützlich diese Stunden in der Frühe waren, stellte sich schnell bei den<br />
abwechslungsreichen Filmübungen mit unseren französischen Kommilitonen an<br />
der ESAV heraus. Blende, Tiefenschärfe und Nierenmikro lassen sich eben nur<br />
sehr schwer mit den Händen beschreiben. Bereits bei der ersten Gruppenübung<br />
wurde unser Filmfranzösisch geprüft: nach zwei Wochen Vorbereitung und Kulis
senbau galt es eine ca. 7-minütige Szene aus einem bekannten Spielfilm detailgetreu<br />
in allen Arbeitsschritten (Kamera, Licht, Ton, Casting, Kulisse, etc.) nachzustellen.<br />
Dabei kam es für uns alle zu einer wunderbaren Premiere: zum ersten<br />
Mal drehten sich nicht die Plastikspulen einer Videokassette in der Kamera,<br />
sondern ein 16 mm breiter Zelluloidstreifen ratterte vor unseren Augen vorbei –<br />
ein Auftakt nach Maß für die zahlreichen Übungen die in den kommenden<br />
Monaten folgen sollten. Bereits ein Monat später standen jedem von uns ein Tag,<br />
40 Meter Film (ca. drei Minuten) und reichlich Hilfe unserer französischen Mitstudenten<br />
zur Verfügung, um ein eigenes Kurzprojekt zu verwirklichen. Was sich<br />
nach einer kurzen Angelegenheit anhört, wurde zu einer anspruchsvollen Reise<br />
zu den Anfängen der Filmproduktion. Jede Einstellung musste minutiös geplant<br />
sein und bereits bei der ersten Aufnahme sitzen, um nicht unnötigerweise kostbares<br />
Filmmaterial zu verschwenden. Doch besonders die weitere Bearbeitung war<br />
ein echtes Abenteuer, das mit der Aufregung des ersten Betrachtens der frisch<br />
aus dem Entwicklungslabor eingetroffenen Filmrollen begann und dem Schnitt<br />
mit Schere und Tesafilm am Schneidetisch endete – eine der schönsten Erfahrungen<br />
während unseres Auslandaufenthaltes, gekrönt von der Präsentation im ESAVeigenen<br />
Kinosaal.<br />
25<br />
INTERNATIONAL
INTERNATIONAL<br />
Toulouse: Stadt der Kunst und Kultur<br />
Aber nicht nur das Studium an der<br />
ESAV, sondern auch das sonnige Toulouse<br />
und die leckeren Croissants ließen<br />
uns leben wie Gott in Frankreich. Als<br />
Stadt der Kunst und Kultur bietet Toulouse<br />
zahlreiche Aktivitäten – begonnen<br />
mit dem „Printemps de Septembre“,<br />
bei dem die ganze Stadt in ein Meer aus<br />
Farben und Formen getränkt wird. Die<br />
ganze Nacht stehen die Museen für die<br />
Kunsthungrigen offen. Aber auch die<br />
vielen kleinen französischen Programmkinos<br />
wie z.B. das „Utopia“ oder die<br />
renommierte „Cinémathèque“ laden<br />
mit ihrem abwechslungsreichen Programm<br />
zu einem Streifzug durch die<br />
Filmkunst ein. Wer bei dem warmen<br />
Klima den Drang nach einer kühlen<br />
<strong>Sommer</strong>brise verspürt, den zieht es zu<br />
einem Spaziergang an die Garonne oder<br />
den Canal du Midi, wo sich eifrig die<br />
Turteltauben und Gaukler tummeln. Im<br />
26<br />
Winter Skifahren in den Pyrenäen und im <strong>Sommer</strong> Baden im Mittelmeer oder am<br />
Atlantik seine Surfkünste unter Beweis stellen.<br />
Aber keine Entspannung ohne ein wenig Arbeit. Nach einem Studienjahr voller<br />
Film- und Tonübungen erwartete uns am Ende mit dem „Projet Personnel“ die<br />
größte Herausforderung. Hierbei handelt es sich um das Abschlussprojekt der<br />
„Licence“, das jeder Student ganz individuell und in Eigenregie realisiert. Idee finden,<br />
Drehbuch schreiben, Storyboard erstellen, Schauspieler suchen, die Equipe<br />
zusammenstellen, Drehorte finden… und letztendlich Tag und Nacht drehen und<br />
stundenlang im Schneideraum verbringen, um ganz langsam aus den „rushs“ (dem<br />
Rohmaterial) ein ganz persönliches „oeuvre cinématographique“ zu schaffen. Hierbei<br />
haben wir Blut und Wasser geschwitzt, aber es war eine tolle und unvergessliche<br />
Erfahrung. Im Anschluss an das Studium an der ESAV konnten wir unser erworbenes<br />
Wissen auch in der Praxis erproben und vertiefen. Bestandteil des Austauschprogramms<br />
ist ebenfalls das Berufspraktische Semester in einem französischen<br />
Medienunternehmen. Hierbei reichten unsere Arbeitsbereiche von französischen<br />
TV-Anstalten (wie France 3 oder Arte) über Filmproduktionsgesellschaften und<br />
Werbeagenturen bis hin zu Film-Festivals. Neben der Möglichkeit, Berufserfahrung<br />
in Frankreich zu sammeln, war dies vor allem auch eine spannende und vielseitige<br />
Zeit - wie auch das gesamte Jahr in Toulouse, das uns fachlich und persönlich<br />
erheblich weitergebracht hat und einen warmen Sonnenstrahl in unserem Herzen<br />
zurücklassen wird. Tout est bien, qui finit bien.<br />
Informationen und weitere Berichte aus dem fast zehn Jahre bestehenden Austauschprogramm<br />
sowie aktuelle Erlebnisse der derzeit in Toulouse studierenden<br />
Medienwirte lassen sich entdecken unter: www.nothing-toulouse.de<br />
Wer nun auf unsere an der ESAV entstandenen Filme sowie auf Eindrücke und<br />
kulinarische Köstlichkeiten aus Frankreich gespannt ist, der ist herzlich zu unseren<br />
Toulouse-Abenden eingeladen. Weitere Informationen finden sich zu gegebenem<br />
Zeitpunkt unter: www.medien.fh-wiesbaden.de<br />
Regine Koch, Felix Kost, Susanna Niemann,<br />
Nils Reinhardt, Katharina Schmitt
27<br />
<strong>FHW</strong> JOURNAL
Wie lassen sich die Begriffe Exotik, Natur, Palmen,<br />
INTERNATIONAL<br />
Sri<br />
Unser BPS auf<br />
Lanka<br />
Über das Internet fanden wir bereits im September 2004 die<br />
Praktikumsstelle der Organisation AGSEP (Asian German<br />
Sport Exchange Programme). Ursprünglich waren in der<br />
Stellenbeschreibung Studenten angesprochen, welche sich<br />
für ein Praktikum im Bereich Eventmarketing, Sportmanagement,<br />
Organisations- und Projektmanagement interessieren.<br />
Den Hintergrund bildete dabei die Arbeit der Non Govern<br />
Organisation im Bereich Interkulturelles Krisenmanagement<br />
und Infrastrukturberatung in einem Entwicklungsland.<br />
Unsere Entscheidung für<br />
Sri Lanka beruhte auf<br />
verschiedenen Gesichtspunkten.<br />
Wir beide<br />
haben bereits im Vorfeld<br />
unseres Studiums eine<br />
Berufsausbildung abgeschlossen.<br />
Während unseres Studiums haben wir nicht nur<br />
als Teilzeitkraft bereits in Unternehmen gearbeitet, sondern<br />
auch in den Semesterferien Praktika absolviert. Inspiriert<br />
haben uns die Vorlesungen „Deutschland/Europa im globalen<br />
System“ und „Die europäischen Staaten/soziologisch-ökonomische<br />
Strukturen“ von Prof. Dr. Mettler.<br />
Nach dem Tsunami am 26. 12. 2004 waren wir natürlich verunsichert.<br />
Wir rechneten eigentlich schon mit einer Absage.<br />
Aber unsere Arbeit wurde mehr denn je gebraucht. So wurde<br />
uns zwar mitgeteilt, dass sich unser Praktikum anders gestalten<br />
würde als ursprünglich geplant, aber es würde dafür umso<br />
bedeutungsvoller sein. Die Unternehmensphilosophie lässt<br />
sich mit diesem Zitat sehr gut wiedergeben und auch unsere<br />
Entscheidung und unsere gesamte Zeit in diesem Land werden<br />
nachhaltig in diesem Satz ausgedrückt.<br />
28<br />
Die Perle im Indischen Ozean<br />
„Es gibt drei Arten von Unternehmen/Menschen:<br />
jene, die eine Veränderung bewirken, jene, die eine<br />
Veränderung geschehen lassen, und jene, die über<br />
eine Veränderung erstaunt sind.“<br />
(Prof. Philip Kotler)<br />
In Sri Lanka haben wir an verschiedenen Projekten mitgearbeitet.<br />
An dieser Stelle werden wir nur kurz auf die Wichtigsten<br />
eingehen. Im Rahmen unserer Arbeit für die Organisation<br />
waren wir beteiligt an der Planung und Durchführung<br />
von Hilfslieferungen in die Tsunami-Camps an die Ost- und<br />
Westküste.<br />
In Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Praktikanten war<br />
unser Hauptprojekt die Konzeption und Antragsstellung,<br />
Übersetzung und Planung für die Trauma Relief Centren, in<br />
denen Tsunami-geschädigte Kinder betreut werden sollen.<br />
In diesen Centren sollen sowohl tamilische als auch singhalesische<br />
Kinder zusammen geführt werden und lernen sich zu<br />
akzeptieren. Diese Arbeit beinhaltete nicht nur eine Menge<br />
bürokratischer Arbeit, sondern auch die komplette Finanzplanung,<br />
Angebotseinholungen verschiedener Baufirmen,<br />
Grundstücksauswahl + Besichtigung + Grundsteinlegung.<br />
An dieser Stelle soll kurz erwähnt werden, dass in Sri Lanka<br />
nach wie vor Bürgerkrieg<br />
herrscht. Terroranschläge<br />
sind dort Alltag.<br />
Unsere gesamte Arbeit<br />
war immer eine Gratwanderung<br />
und sehr<br />
abhängig von den Interessen<br />
und Sympathien
Tsunami und 3.Welt miteinander verbinden?<br />
„They will forget what you said,<br />
but they will never forget how you made them feel.”<br />
der verschiedenen Regierungsstellen. Die Zusammenarbeit<br />
mit den verschiedenen Ministerien und Botschaften war für<br />
uns extrem interessant, beinhaltete aber auch bei der einen<br />
oder anderen Dienstfahrt eine Polizeieskorte.<br />
Mit Sondergenehmigung<br />
Neben der UNO und UNICEF ist AGSEP eine der wenigen<br />
Hilfsorganisationen, die im Norden der Insel (Tamilengebiet)<br />
operieren dürfen. Im Rahmen eines Hilfsprojektes durften<br />
wir mit einer Sondergenehmigung in den Norden reisen.<br />
Dachten wir vorher, wir hätten Armut und Zerstörung<br />
bereits gesehen, so<br />
wurden wir jetzt eines<br />
besseren belehrt. Wir<br />
waren in einem Gebiet,<br />
in dem nicht einmal<br />
Handys funktionierten -<br />
abgeschnitten von der<br />
Außenwelt.<br />
Neben all den Organisationsprojekten haben wir uns privat<br />
für ein Waisenhaus in unserem Ort engagiert und dieses<br />
betreut. Wie leider so oft in Sri Lanka mussten wir auch hier<br />
die Erfahrung des Missbrauchs und der Korruption machen.<br />
Wir haben es geschafft, durch die Spenden aller Praktikanten<br />
dort eine Wasserpumpe zu installieren (vorher gab es einen<br />
Brunnen und einen Eimer) und jedem Kind eine Schlafmatratze<br />
zu kaufen. Da wir uns geweigert haben, dem Waisenhausbesitzer<br />
Geld zu geben anstatt materielle Güter, wurde<br />
unsere Hilfe und unser Engagement sowie der Kontakt zu<br />
unseren kleinen und großen Freunden verboten.<br />
(Carl W. Buechner)<br />
Dank unserer vielen Arbeitsfahrten haben wir sehr viel von<br />
der Insel und der Kultur kennen gelernt. In unserem Chef<br />
haben wir persönlich einen Mentor gefunden, der mit viel<br />
Erfahrung und Rat uns jeden Freiraum für eigene Ideen,<br />
Erfahrungen, Fehler und Kreativität ließ. Wir haben den<br />
höchsten Berg der Insel (Adams Peak, 2243 m, d.h. 5000<br />
Treppenstufen) in einem<br />
dreistündigen Aufstieg<br />
bezwungen und sind<br />
physisch an unsere<br />
Grenzen gestoßen. Wir<br />
hatten einen Magenvirus<br />
und mussten einen Kurzurlaub<br />
im Krankenhaus<br />
verbringen, sind in unseren sechs Monaten zu den besten<br />
Kammerjägern geworden, kreativ im Erfinden von Unterhaltungsprogrammen<br />
(es gab kein TV außer im Krankenhaus)<br />
und haben ein Sri Lankisches Gefängnis von innen gesehen<br />
(im Rahmen einer Sondergenehmigung). Reis und scharfes<br />
Curry haben uns so manchen Sonntag die Fahrt in die<br />
Hauptstadt Colombo (60 km Entfernung – zwei Stunden<br />
Fahrt) zu Mc Donalds, Kentucky Fried Chicken oder ins<br />
wahnsinnig tolle Galerie Café auf uns nehmen lassen. Aber<br />
auch durch das Lagerfeuer am Strand mit Dosenbohnen<br />
fanden wir spannende Unterhaltung. Für die Frauen nur als<br />
Tipp: in Sri Lanka kann man sich zu Tode shoppen…<br />
Abschließend können wir nur sagen, dass dieses Praktikum<br />
die prägendste Erfahrung in unserer Studienzeit war. Und wir<br />
vermissen alle unsere sri lankischen Freunde und Kollegen.<br />
Marisa Michels, Nicole Baudisch<br />
Studiengang Internationales Wirtschaftsingenieurwesen<br />
29<br />
INTERNATIONAL
EUROPARECHT<br />
Europäische Rechtsharmonisierung,<br />
Gemeinsames Mehrwertsteuersystem,<br />
Befreite Umsätze und die Rolle des EuGH<br />
INTERNATIONAL<br />
Diese vier Begriffe charakterisieren die wichtigsten Fragen der ersten Studienfahrt<br />
des Studiengangs „Bachelor of Business Law“ am 19. Oktober 2005. Ziel der<br />
Exkursion, die im Rahmen der Veranstaltung „Europarecht“ für die Studierenden<br />
des 4. Semesters frühmorgens um 5 Uhr in Wiesbaden begann, war Luxemburg.<br />
Anlass für die Fahrt war die Teilnahme an einer mündlichen Verhandlung vor dem<br />
Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaft (EuGH), die dank eines großzügigen<br />
Zuschusses der Wiesbadener Juristengesellschaft e.V. für die Studierenden durchführbar<br />
wurde, wofür wir uns hiermit noch einmal herzlich bedanken wollen.<br />
Sowohl wegen des beeindruckenden äußeren Rahmens als auch wegen des hohen<br />
Niveaus der fachlichen Auseinandersetzung dürfte diese Exkursion den Teilnehmern<br />
nachhaltig in Erinnerung bleiben. Jedenfalls wurde das allgemeine Vorurteil,<br />
das Europa- bzw. insbesondere das Steuerrecht sei eine trockene und schwer verdauliche<br />
Materie, durch den aktuellen Gegenstand der Verhandlung und die ausgesprochen<br />
lebhafte Diskussion auf eindrucksvolle Weise entkräftet.<br />
Gegenstand des Verfahrens war die Frage, welche Art von Heilbehandlungen, die<br />
im Rahmen von anerkannten arztähnlichen Berufen erbracht werden, nach Art.<br />
13 Teil A Absatz 1 der Sechsten Richtlinie 77/388/EWG von der Umsatzsteuer<br />
befreit sind. Der EuGH hat dabei über zwei Sachverhaltskonstellationen zu entscheiden,<br />
die ihm der „Hoge Raad“ der Niederlande zur Vorabentscheidung vorgelegt<br />
hat. Zum einen geht es um die Beurteilung von bestimmten alternativen<br />
Diagnose- und Behandlungsmethoden – die sogenannte Störfelddiagnostik durch<br />
einen in den Niederlanden staatlich anerkannten Physiotherapeuten. Die niederländische<br />
Steuerverwaltung hielt die Störfelddiagnostik nicht für eine befreite<br />
Leistung, weil sie nicht zu den vom Berufsbild des Physiotherapeuten umfassten<br />
Tätigkeiten gehört. Zum anderen ist vom EuGH zu klären, ob die Leistungen einer<br />
Psychotherapeutin von der Mehrwertsteuerbefreiung erfasst sind. Die niederländische<br />
Steuerbehörde hielt diese Leistungen ebenfalls für steuerpflichtig, da nach den<br />
niederländischen Bestimmungen über die Mehrwertsteuerbefreiung zwar psychotherapeutische<br />
Leistungen von Psychologen und Psychiatern, nicht aber die von<br />
Psychotherapeuten von der Mehrwertsteuer befreit sind. Die deutsche Generalanwältin,<br />
Frau Prof. Dr. Juliane Kokott, hat in ihrem erst kürzlich bekannt gewordenen<br />
Schlussantrag argumentiert, dass Artikel 13 Teil A Absatz 1 Buchstabe c der<br />
30
Dr. Julia v. Buttlar, LL.M.,<br />
Oberregierungsrätin bei der Bundesanstalt<br />
für Finanzdienstleistungsaufsicht und<br />
Lehrbeauftragte an der Fachhochschule<br />
Wiesbaden im Fachbereich Wirtschaft.<br />
Sechsten Richtlinie den Mitgliedstaaten zwar ein Ermessen bei der Definition<br />
der arztähnlichen Berufe einräume (abrufbar unter http://curia.eu.int). Bei der<br />
Ausübung dieses Ermessens müssten die Mitgliedstaaten die Ziele der Sechsten<br />
Richtlinie und die allgemeinen Rechtsgrundsätze, insbesondere den Grundsatz der<br />
Gleichbehandlung und der steuerlichen Neutralität, beachten. Die entsprechenden<br />
Definitionen müssten hinreichend offen sein, um auch alternative und interdisziplinäre<br />
Methoden, die als Heilbehandlung anerkannt sind, einer oder mehreren<br />
Berufsgruppen zuordnen zu können. Es sei Sache des vorlegenden Gerichts zu prüfen,<br />
ob der betroffene Mitgliedstaat sein Ermessen überschritten habe. Abzuwarten<br />
bleibt, ob der EuGH die Sichtweise der Generalanwältin bestätigt. In der Mehrzahl<br />
der Rechtssachen stimmen allerdings die anschließenden Entscheidungen der<br />
Richter mit den Schlussanträgen überein.<br />
Arbeitsweise des EuGH<br />
Arbeitsweise des EuGH mit anderen Augen sehen<br />
Die Teilnehmer/-innen der Exkursion werden sicher nicht nur diese Entscheidung<br />
des EuGH mit anderen Augen lesen. Denn es ist eben etwas ganz anderes, ob man<br />
„nur“ den Text eines Urteils liest oder „live“ miterlebt hat, mit welcher Intensität<br />
und Kreativität die Beteiligten um die „richtige“ Beurteilung gerungen haben.<br />
Besonders beeindruckend waren dabei die kenntnisreichen und bedachten Fragen<br />
von Seiten der Generalanwältin und der Richterbank sowie die fundierten Antworten<br />
der Prozessvertreter. Für die Studierenden war die Verhandlung zudem deshalb<br />
von besonderem Interesse, weil sie die Arbeitsweise des EuGH verdeutlicht<br />
hat. Neben einer Einführung in die zur Verhandlung anstehenden Rechtssachen<br />
durch Herrn Henze, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Frau Generalanwältin<br />
Prof. Dr. Kokott, wurden den Teilnehmern/innen vor und nach der mündlichen<br />
Verhandlung von Frau Richterin Prof. Dr. Colneric und Frau Winter, wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin von Frau Richterin Prof. Dr. Colneric, die Aufgaben und die<br />
Funktionsweise des EuGH sehr anschaulich erläutert. Von besonderer Bedeutung<br />
für die Verfahrensdauer sei die Sprachenregelung beim EuGH. Die Vorlagefrage,<br />
die Schlussanträge und das Urteil müssten in alle Amtsprachen der Mitgliedstaaten<br />
übersetzt werden. Die aufgrund der EU-Erweiterung hierdurch zu erwartende<br />
lange Verfahrensdauer beurteilten die Referentinnen bisweilen als kritisch für den<br />
Rechtsschutz in der EU. Den Abschluss der fachlichen Vorträge bildete ein Vortrag<br />
von Herrn Ziegler, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Frau Generalanwältin Prof.<br />
Dr. Kokott, über die Rolle des Generalanwalts am EuGH. Trotz des dichtgedrängten<br />
Programms hatten die Teilnehmer/-innen Gelegenheit für kurze Abstecher in die<br />
Luxemburger Innenstadt. Insgesamt war die Exkursion damit eine in jeder Hinsicht<br />
gelungene Veranstaltung, an die sich die Teilnehmer/-innen auch nach langer Zeit<br />
noch gerne erinnern werden.<br />
Dr. Julia v. Buttlar<br />
31<br />
INTERNATIONAL
JAHR DER INFORMATIK<br />
Zum Jahr der Informatik:<br />
Computerangst<br />
In einem früheren „fhw journal“ („Schaudergestalten<br />
und Schwerstarbeiter“, „fhw j“, 1/2002, S. 8f) hatten wir<br />
das Thema Computer und Science Fiction aufgegriffen.<br />
Die wichtigsten Erkenntnisse waren: Künstliche Menschen<br />
werden seit Beginn des 19. Jahrhunderts literarisch<br />
erwähnt, der Begriff Roboter taucht erstmals um 1920 in<br />
einem Theaterstück auf, aber der Computer wurde von<br />
keinem Literaten vorhergesehen. Selbst lange nach seiner<br />
Erfindung zu Anfang der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
befassten sich Science Fiction-Autoren und -Filmemacher<br />
nur sehr zögernd und spärlich mit der Maschine, die sich<br />
später, mehr noch als Atomkraft und Weltraumrakete, als<br />
die wichtigste Erfindung des Jahrhunderts erweisen sollte.<br />
Waren die Erwartungen an die seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
beschriebene technische Weltraumfahrt fast<br />
immer positiv, hielten sich positive und negative Prognosen<br />
bezüglich der Atomkraft die Waage. Was den<br />
Computer angeht, so waren Ängste die typische Emotion<br />
bei seiner künstlerischen Verarbeitung in Buch und Film.<br />
Und das, obwohl Computer zu diesem Zeitpunkt schon<br />
ein Jahrzehnt segensreiche Arbeit im Dienste von Wissenschaft<br />
und Administration geleistet hatten.<br />
Als einer der ersten setzte sich der 1938 für zehn Jahre<br />
nach Amerika emigrierte und heute fast vergessene deutsche<br />
Schriftsteller Heinrich Hauser (1901 – 1955) mit<br />
dem Elektronen-Gehirn, wie es damals noch hieß, auseinander.<br />
Sein Roman Gigant-Hirn, dessen Konzept er<br />
bereits zuvor in den USA entwickelt hatte, erschien<br />
erstmals 1955, kurz nach seinem Tod, in Deutschland<br />
(Gebrüder Weiss Verlag Berlin in der Reihe Romane aus<br />
der Welt von Morgen). Der Roman spielt im Jahr 1975 in<br />
den USA. Eine neu gebaute Maschine namens Hirn soll<br />
das gesamte militärische und zivile Leben steuern. Jedoch<br />
verselbständigt sich die Intelligenz des Hirns. Es will vor-<br />
32<br />
rangig sein eigenes Überleben sichern und ein Reich auf<br />
der Herrschaft von Maschinen gründen. Glücklicherweise<br />
gelingt es dem Helden, dem Wissenschaftler Semper<br />
Fidelis (!) Lee, schließlich, die Katastrophe zu verhindern.<br />
Der US-amerikanische Film Colossus: The Forbin Project<br />
(1966) greift das gleiche Thema in ähnlicher Weise<br />
erneut auf: Der Wissenschaftler Dr. Forbin hat einen<br />
neuen Computer entwickelt, der die USA vor allen eventuellen<br />
militärischen Angriffen schützen soll. Aber das<br />
Elektronenhirn entwickelt ungeplant Eigenintelligenz<br />
und entzieht sich seiner Kontrolle. Im Gegenteil muss<br />
sich Dr. Forbin aufgrund militärischer Erpressung nun von<br />
Colossus kontrollieren lassen, mit der Ausnahme einer<br />
Privatsphäre in Forbins Schlafzimmer. Colossus erzwingt<br />
eine Vernetzung mit seinem sowjetrussischen Gegenstück<br />
Guardian. Gemeinsam greifen sie nach der Weltherrschaft.<br />
Die freundlich gewährten diskreten und damit unkontrollierten<br />
Momente Forbins werden Colossus schließlich<br />
zum Verhängnis.<br />
Colossus war ein Kassenflop, genießt jedoch heute Kultstatus.<br />
Erheblich cooler und moderner wirkt der ein Jahr<br />
zuvor gedrehte Film Alphaville (Frankreich 1965) von<br />
Jean-Luc Godard (Der eiskalte Engel), der in Deutschland<br />
als Lemmy<br />
Caution gegen<br />
Alpha 60 in die<br />
Kinos kam.<br />
Hauptdarsteller<br />
ist der Weltbürger<br />
Eddie Constantine,<br />
der seinen<br />
Lebensabend in<br />
Wiesbaden, in<br />
einer Villa am<br />
Rande des Kurparks,<br />
verbrachte<br />
und dort 1993<br />
auch starb. Die<br />
Handlung spielt<br />
im Jahr 1990 in<br />
dem merkwürdigen Stadtstaat Alphaville. Der Geheimagent<br />
Lemmy Caution sucht, als Reporter getarnt, seinen<br />
verschwundenen Kollegen Henry Dickson, der wiederum<br />
den vor Jahren entführten Professor von Braun (!) finden<br />
sollte. Caution erfährt von dem sterbenden Dickson, dass<br />
die Stadt von dem Computer Alpha 60 beherrscht und<br />
regiert wird, einer Schöpfung von Brauns. Dieser kann<br />
sein Werk jedoch nicht mehr kontrollieren, da es seine
eigene Intelligenz um 150 % übertrifft! Vielmehr steuert<br />
Alpha 60 die Bewohner der Stadt auf telepathischem<br />
Wege und lässt all die, die sich ihm widersetzen, in<br />
öffentlichen Massenhinrichtungen beseitigen. Caution<br />
gelingt es zunächst, den Computer von seiner Harmlosigkeit<br />
zu überzeugen, um ihn dann zu vernichten. In Alphaville<br />
bricht daraufhin Chaos aus, weil die Menschen<br />
nicht mehr gewohnt sind, Eigenverantwortung zu tragen.<br />
Alphaville gilt heute unter Kennern als einer der besten<br />
SF-Filme aller Zeiten obwohl ihm die Wiesbadener Filmbewertungsstelle<br />
ein Prädikat verweigerte.<br />
Als letztes Beispiel für die Computerangst führen wir<br />
den Monumentalfilm (149 Min.) 2001 – Odyssee im<br />
Weltall (England 1968) von Stanley Kubrick (Dr. Seltsam,<br />
Shining) nach einem Drehbuch des bekannten<br />
SF-Autors Arthur C. Clarke an. Der Film besticht durch<br />
seine nie zuvor gesehenen realistischen Spezialeffekte<br />
(genau so stellen wir uns das Weltall vor!) und nervt<br />
gelegentlich durch Mystizismus. Kern der Handlung ist<br />
eine Expedition zum Jupiter. Der Großteil der Mannschaft<br />
liegt im künstlichen Tiefschlaf. Nur die Astronauten<br />
Poole und Bowman sowie der völlig neuartige Computer<br />
HAL 9000 sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Auch<br />
wenn Bowman der Kommandant der Discovery ist, kennt<br />
nur HAL den genauen Zweck der Mission. Er kommt<br />
offenbar zu der Überzeugung, dass der menschliche Faktor<br />
das Hauptrisiko für ein Gelingen darstellt. Er dreht den<br />
Schläfern die Sauerstoffversorgung ab und lockt Poole<br />
unter dem Vorwand einer defekten Antenne nach draußen.<br />
Dort kappt HAL Pooles Versorgungsschlauch. Auch<br />
Bowman, der seinen toten Kameraden bergen will, entgeht<br />
nur knapp einem Mordanschlag HALs. Bowman<br />
dringt in HALs Schaltzentrale ein und schließt ihn kurz.<br />
Sozusagen beim „Runterfahren“ entwickelt HAL ein<br />
menschliches Angstgefühl und bitte Bowman vergeblich<br />
um Gnade.<br />
Selbst technikferne Menschen gehen heute wie selbstverständlich<br />
mit ihrem „persönlichen“ Computer um. Woher<br />
also stammt die anfängliche Computerangst? Während<br />
wir es selbst in der Hand haben, wie wir mit der Atomkraft<br />
umgehen, bleibt das Unbehagen, ob sich Computer<br />
nicht doch eines Tages verselbstständigen und gegen<br />
ihre „Herren“ erheben wie Hirn, Colossus, Alpha 60 und<br />
HAL 9000. Zu wenig wissen wir über Intelligenz und das<br />
Zustandekommen von Bewusstsein. Computer sind heute<br />
segensreiche Helfer, doch das leicht ungute Gefühl will<br />
nicht völlig weichen. Immerhin gibt es schon gegenwärtig<br />
weltweit dreimal mehr Computer als Menschen.<br />
Prof. Dr. Gerd Küveler RANDBEMERKUNG<br />
Von Computern und Menschen<br />
Die alten Geschichten handeln von der<br />
Angst des Menschen, die Computer könnten<br />
uns eines Tages übertrumpfen, so dass<br />
unsere Stellung als „Krone der Schöpfung“<br />
in Gefahr geriete. Einmal mehr könnte es<br />
sein, dass Prophezeiungen im Ergebnis<br />
Wirklichkeit werden, allerdings auf völlig<br />
andere Weise, als vorhergesehen. Im Moment<br />
scheint es eher so, dass wir – und das ganz<br />
ohne Not – den Computern und Robotern<br />
mehr entgegen kommen als sie uns.<br />
Der Zeitgeist will es, dass der individuelle<br />
Mensch immer weniger als einzigartige<br />
Persönlichkeit geschätzt, sondern nach<br />
seinem unmittelbar verwertbaren Nutzen<br />
bewertet wird. Seine Leistung wird „gemessen“,<br />
er wird „evaluiert“, d.h. sein Wert<br />
wird berechnet. Vom Ergebnis hängt sehr<br />
wesentlich seine Zukunft ab. Die „Lebensleistung“,<br />
die sich immer noch schlecht und<br />
recht aber am besten im Alter, von mir aus<br />
auch im Dienstalter, ausdrückt (das war<br />
bisher in allen Zeiten bei allen Kulturen<br />
Konsens), bleibt zukünftig völlig außen vor.<br />
Erste „Erfolge“ des neuen Systems an<br />
unserer FH kann die Rechtsabteilung bestätigen.<br />
Sollte die „moderne“ neomaterialistische<br />
Betrachtungsweise aber dennoch<br />
richtig sein, hieße das nichts anderes, als<br />
dass der Mensch in seinen entscheidenden<br />
Eigenschaften so etwas wie ein deterministischer<br />
Automat ist, der sich durch eine endliche<br />
Liste von Zahlen und Kriterien hinreichend<br />
beschreiben lässt. Bleiben wir auf<br />
Dauer bei dieser Auffassung, so werden wir<br />
eines Tages gegen die Computer und Roboter<br />
den Kürzeren ziehen, dann sie werden die<br />
besseren Automaten sein.<br />
33<br />
JAHR DER INFORMATIK
VERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Veröffentlichungen<br />
34<br />
Vorträge, Bücher und Aufsätze aus der Fachhochschule Wiesbaden<br />
Vorträge:<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Fröhlich (FB Maschinenbau)<br />
„Verknüpfung von Berufsbildung<br />
und Studium“<br />
Prof. Dr.-Ing. Stephan Roth-Kleyer (FB Geisenheim)<br />
„Anforderungen an Dachsubstrate –<br />
RAL-Gütesicherung“<br />
„Anforderungen an Baumsubstrate –<br />
RAL Qualitätssicherung“<br />
„Abriebverluste durch<br />
Materialtransport bei Substraten“<br />
Aufsätze:<br />
Prof. Dr. Gerd Küveler (FB MND Umwelttechnik)<br />
Veranstaltung/Veranstalter:<br />
Berufsbildungsausschuss der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände.<br />
Arbeitskreis Wissenschaft – Wirtschaft, Frankfurt am Main, 7. Dezember 05.<br />
Stichworte: duales Studium, berufsbegleitendes Studium.<br />
Veranstaltung/Veranstalter:<br />
Fachseminar Dachbegrünung, Andernach, 8. November 2005<br />
Stichworte: Vegetationstechnik, Dachbegrünung, Vegetationssubstrate und<br />
Dränschicht-Schüttbaustoffe, RAL-Gütesicherung, Qualitätsstandards, Verbrauersicherheit.<br />
Veranstaltung/Veranstalter:<br />
Fachseminar Baumsubstrate, Straubenhardt / Schwann, 16. Februar 2006<br />
Stichworte: Vegetationstechnik, Anforderungen an Baumober- und untersubstrate,<br />
Einschichtsubstrate, überbaubare und nichtüberbaubare Baumsubstrate,<br />
RAL-Gütesicherung, Qualitätsstandards, Verbrauersicherheit.<br />
Veranstaltung/Veranstalter:<br />
4. Gründachsymposium der Europäischen Förderation zur Bauwerksbegrünung und<br />
des Fachverbandes Bauwerksbegrünung am 9. März 2006 in Ditzingen/Stuttgart<br />
Stichworte: Vegetationstechnik, Dachbegrünung, Dachbegrünungs- und Substratmarkt,<br />
Aufbringunstechniken für Substrate, Verblasetechnik, Kornzertrümmerung,<br />
physikalische Substrateigenschaften.<br />
Stanislaw Lem (1921 bis 2006) in: Sterne und Weltraum, Jg. 45 (2006), Heft 6, S. 91.<br />
Prof. Dr. Detlef Richter (FB Design Informatik Medien)<br />
„Tetraoptisches Kamerasystem<br />
zur rahmenlosen Repositionierung<br />
und respirativen Überwachung<br />
in der extrakraniellen<br />
Hochpräzisionsbestrahlung“<br />
(mit Faisel Bekkaoui, Zvonimir Mostarkic, G. Straßmann)<br />
in: Informatik aktuell, Bildverarbeitung für die Medizin 2006, Algorithmen,<br />
Systeme, Anwendungen, Springer Verlag, 5 Seiten.
Aufsätze:<br />
Prof. Dr. Detlef Richter (FB Design Informatik Medien)<br />
„Ein Algorithmus zur<br />
Positionsbestimmung von Patienten<br />
und Biopsienadeln mit einem<br />
Vierkamerasystem“<br />
Prof. Dr.-Ing. Stephan Roth-Kleyer (FB Geisenheim)<br />
„Wasser speichern und reinigen“<br />
„Reisen bildet: Studierende aus<br />
Geisenheim auf großer Exkursion<br />
in Berlin und Umland“<br />
„Bodenschutz – Lösungen<br />
für den Landschaftsbau gefragt“<br />
„Probleme beim Aufbringen von<br />
Substraten durch Gebläse, Teil 1“<br />
„Probleme beim Aufbringen von<br />
Substraten durch Gebläse, Teil 2“<br />
Prof. Peter Fröhlich (FB Maschinenbau)<br />
(mit Jan Egger, G. Straßmann)<br />
in: Informatik aktuell, Bildverarbeitung für die Medizin 2006, Algorithmen,<br />
Systeme, Anwendungen, Springer Verlag, 5 Seiten.<br />
in: Der Gartenbau – L´ Horticulure. 126. Jg., H. 35, 20 – 21, 2005.<br />
Stichworte: Rückhalt und Reinigung von Oberflächenwasser, Optimierung der<br />
Reinigung, Aufbau, Substrat, Filtersande, Bepflanzung.<br />
in: Neue Landschaft, 50. Jg., 24 – 28, 2005.<br />
Stichworte: Studentische Exkursion, Berlin und Umland, Olympiastadion, Berlin,<br />
Wörlitzer Park, Wohnumfeldverbesserung Hohenschönhausen.<br />
(mit J. Reinhold)<br />
in: Campos – die Zeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau. 7. Jg.,<br />
H. 1., 26 – 27, 2006.<br />
Stichworte: Bundesbodenschutzgesetz, Bodenschutzverordnung § 12, Qualitätsstandards,<br />
Verbringungsverbote, Richt- und Regelwerte für Wert- und Schadstoffe.<br />
in: Neue Landschaft, 51. Jg., H. 2, 27 - 30, 2006.<br />
Stichworte: Vegetationstechnik, Dachbegrünung, Aufbringen von Substraten,<br />
Verblasetechnik, Kornzertrümmerung, physikalische Substrateigenschaften.<br />
in: Neue Landschaft, 51. Jg., H. 3, 35-39, 2006.<br />
Stichworte: Vegetationstechnik, Dachbegrünung, Aufbringen von Substraten,<br />
Verblasetechnik, Kornzertrümmerung, physikalische Substrateigenschaften.<br />
„Das Maschinenbau-Planspiel MeTec“ in: Planspiele in der Hochschullehre, Studienkommission für Hochschuldidaktik<br />
des Landes Baden Württemberg, Karlsruhe, 2006.<br />
Prof. Dr. Friedemann Völklein (FB Physikalische Technik)<br />
„Measurement of the Thermal<br />
Conductivity of Thin Films”<br />
„Thermoelectric<br />
Microelectromechanical Systems“<br />
„Thermal-Based Microsensors“<br />
Stichworte: Planspiel, Rollenspiel, Hochschuldidaktik.<br />
(mit A. Meier und M. Blumers)<br />
(mit A. Meier)<br />
in: Thermoelectrics Handbook, Boca Raton, 2006.<br />
in: MEMS, a practical guide to design, analysis and applications,<br />
Herausgeber: Jan G. Korvink, Oliver Paul, 2006.<br />
35<br />
VERÖFFENTLICHUNGEN
VERÖFFENTLICHUNGEN<br />
Aufsätze:<br />
Prof. Dr. jur. Dr. phil. Reinhard Wabnitz (FB Sozialwesen)<br />
36<br />
„Rechtsverpflichtungen und<br />
Rechtsansprüche im Verwaltungs-<br />
und Sozialrecht, insbesondere im<br />
SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfe)<br />
„Rezension:<br />
Kreft, D./Mielenz, I. (Hrsg.),<br />
Wörterbuch Soziale Arbeit,<br />
5. Aufl. Weinheim 2005“<br />
„Noch einmal: Jugendhilfe, Schule<br />
und sog. ‚ungedeckte Schulkosten’“<br />
Bücher:<br />
Prof. Dr. Stephan Kleucker (FB Design Informatik Medien)<br />
„Grundkurs Datenbankentwicklung.<br />
Von der Anforderungsanalyse<br />
zur komplexen Datenbankanfrage“<br />
Prof. Dipl.-Ing. Peter Fröhlich (FB Maschinenbau)<br />
„Jahrbuch CIM-Zentrum“<br />
„Duales Studium in Hessen.<br />
Ausbildung-/Praxisintegrierte<br />
Studiengänge der Ingenieurwissenschaften<br />
und Informatik“<br />
in: Zentralblatt für Jugendrecht, Heft 9/2005, S. 339, sowie Heft 10/2005, S. 397.<br />
in: Forum Jugendhilfe, Heft 4/2005, S. 78.<br />
in: Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe, Heft 3/2006, S. 146.<br />
Vieweg Verlag, Wiesbaden 2006.<br />
Prof. Dr. Friedemann Völklein (FB Physikalische Technik)<br />
„Praxiswissen Mikrosystemtechnik.<br />
Grundlagen – Technologien –<br />
Anwendungen“<br />
Prof. Dr. jur. Dr. phil. Reinhard Wabnitz (FB Sozialwesen)<br />
„Grundkurs Familienrecht<br />
für die Soziale Arbeit“<br />
G. Engelken / P. Fröhlich (Hrsg.) – FB Maschinenbau<br />
Veröffentlichungen aus Lehre, angewandter Forschung und Weiterbildung,<br />
Band 46, <strong>FHW</strong>-Verlag, 2005, Wiesbaden<br />
Stichworte: Reverse Engineering, Koordinatenmesstechnik, Strömungssimulation,<br />
CFD, Master.<br />
mit Jansen/Schäfer (FB Maschinenbau – CeBIS)<br />
Veröffentlichungen aus Lehre, angewandter Forschung und Weiterbildung,<br />
Band 45, <strong>FHW</strong>-Verlag, Wiesbaden, 2005.<br />
Stichworte: Duales Studium, Ingenieurwissenschaften, Informatik,<br />
ausbildungsintegriert.<br />
(mit Thomas Zetterer)<br />
2. Auflage, Vieweg, Wiesbaden 2006.<br />
München, 2006.<br />
Prof. Dr. Gerd Küveler und Prof. Dr. Dietrich Schwoch (FB MND Umwelttechnik)<br />
„Informatik für Ingenieure<br />
und Naturwissenschaftler 1“<br />
Grundlagen, Programmieren mit C/C++, Großes C/C++-Praktikum<br />
Aus der Reihe: Viewegs Fachbücher der Technik, 5.,<br />
vollst. überarb. u. akt. Aufl. 2006. X, 337 S. Br. ISBN: 3-8348-0035-X
37<br />
<strong>FHW</strong> JOURNAL
VERÖFFENTLICHUNGEN<br />
38<br />
Studentenfreundliche Einführung<br />
in die wichtigsten Gebiete der<br />
praktischen Informatik<br />
Dieses Lehrbuch für die Informatik-Ausbildung bietet vor allem technisch und<br />
wissenschaftlich orientierten Lesern eine breit angelegte Einführung in wichtige<br />
Gebiete der praktischen Informatik. Der Schwerpunkt liegt auf C/C++, der gegen-<br />
wärtig bedeutendsten Allround-Programmiersprache.<br />
Ein besonderes, ausführliches Kapitel widmet sich der objektorientierten Program-<br />
mierung. Wegen seiner ausführlichen Beispiele und Übungsaufgaben, die erstmals<br />
um ein großes Programmierpraktikum mit ausführlichen Lösungen erweitert wurden,<br />
eignet sich das Buch ebenso als Grundlage von Vorlesungen wie zum Selbststudium.<br />
Das Buch wurde inhaltlich und im Layout völlig überarbeitet und aktualisiert.<br />
Aus dem Inhalt<br />
Grundlagen: Grundprinzipien der Datenverarbeitung – Das Betriebssystem – Algorithmen und<br />
Struktogramme – Programmiersprachen.<br />
Programmieren mit C/C++: Über C und C++ – Grundlagen – Vordefinierte Standard-Datentypen<br />
und einfache Operationen – Interaktive Ein-/Ausgabe-Programm – Ablaufstrukturen –<br />
Modularisierung von Programmen: Functions – Höhere Datenstrukturen – Arbeiten mit Dateien –<br />
Einführung in die OOP mit C++. C/C++-Praktikum mit Lösungen<br />
Zielgruppe<br />
Studierende der Ingenieur- und Naturwissenschaften im Grundstudium<br />
Techniker, Ingenieure und Naturwissenschaftler<br />
Über die Autoren<br />
Prof. Dr. rer. nat. Gerd Küveler und Prof. Dr. rer. nat. Dietrich Schwoch<br />
lehren Informatik für Ingenieure an der Fachhochschule Wiesbaden, Studienort Rüsselsheim.<br />
E-Mailadressen der Autoren<br />
kueveler@em.uni-frankfurt.de<br />
schwoch@mnd-umwelttechnik.fh-wiesbaden.de<br />
Autorenhomepages<br />
http://www.mnd-umwelttechnik.fh-wiesbaden.de/prof/schwoch<br />
http://www.mnd-umwelttechnik.fh-wiesbaden.de/prof/kuveler
Einstimmiger<br />
Beschluss:<br />
Der Senat der Fachhochschule Wiesbaden<br />
ist gegen die Einführung von Studiengebühren<br />
Der Senat der Fachhochschule Wiesbaden hat in seiner Sitzung<br />
am Dienstag, 9. Mai, unter Leitung seines Vorsitzenden,<br />
Prof. Dr. h. c. mult. Clemens Klockner, einstimmig die hessische<br />
Landesregierung aufgefordert, von der geplanten Einführung<br />
von Studiengebühren an hessischen Hochschulen<br />
zum Wintersemester 2007/08 wieder Abstand zu nehmen.<br />
Der Senat der Fachhochschule Wiesbaden tritt mit Nachdruck<br />
für ein kostenfreies Studium an den hessischen Hochschulen<br />
ein. Nur so sei es auch den Studierenden aus einkommensschwächeren<br />
Familien möglich, ohne aufzunehmende<br />
Darlehen zu studieren. Der Senat sieht bei einer Einführung<br />
von Studiengebühren die Chancengleichheit der Studierenden<br />
verletzt. Er bringt darüber hinaus kein Verständnis dafür<br />
auf, dass Studierenden, die nicht in EU-Ländern beheimatet<br />
sind, erhöhte Studiengebühren (bis zu 1.500 Euro pro Semester)<br />
abverlangt werden können und dass sie außerdem nicht<br />
darlehnsberechtigt wären. Auch hierin sieht der Senat eine<br />
gravierende Verletzung der Chancengleichheit unter den<br />
Studierenden.<br />
Der Senat erachtet es auch gegenüber dem an den Hochschulen<br />
gut angelaufenen Bologna-Prozess als äußerst schädlich<br />
an, dass es den Hochschulen ermöglicht werden soll,<br />
für konsekutive Masterstudiengänge ab dem Wintersemester<br />
2010/2011 höhere Studiengebühren – bis zu 1.500 Euro pro<br />
Semester – zu verlangen. Der Senat befürchtet, dass sich<br />
deswegen viele Studierende davon abhalten lassen werden,<br />
sich in solchen Studiengängen weiterzuqualifizieren.<br />
Mit seinem Beschluss reagierte der Senat der Fachhochschule<br />
Wiesbaden auf die Entscheidung des Hessischen Landeskabinetts,<br />
vom Wintersemester 2007/2008 an erstmals allgemeine<br />
Studienbeiträge von 500 Euro je Semester einzuführen. In<br />
einer Mitteilung seitens des Hessischen Ministeriums für<br />
Wissenschaft und Kunst (HMWK) vom 5. Mai 2006 wurde<br />
bekanntgegeben, dass die Studiengebühren den Hochschulen<br />
zugute kämen, und zwar zusätzlich zur staatlichen Finanzierung,<br />
die in ihrem Volumen durch den Hochschulpakt bis<br />
einschließlich 2010 in Hessen festgeschrieben sei. Sie würden<br />
somit zu einer Erhöhung der den Hochschulen zur Verfügung<br />
stehenden Mittel um rund zehn Prozent führen.<br />
Mit Pfeifen und Trommeln gegen Gebühren<br />
In drei Vollversammlungen – in Wiesbaden, Rüsselsheim und<br />
Geisenheim – votierten die Studierenden der FH Wiesbaden<br />
Mitte Mai gegen die Einführung von Studiengebühren. Der<br />
<strong>FHW</strong>-Präsident stellte sich auf allen Vollversammlungen eindeutig<br />
auf die Seite der Studierenden („Ich bin überhaupt<br />
und nur gegen Studiengebühren“). Er konnte den Studierenden<br />
auch Mut machen mit seiner Mitteilung, dass sich die<br />
Präsiden sämtlicher hessischer Fachhochschulen gegen Studiengebühren<br />
ausgesprochen hätten: „Sie haben uns hinter<br />
sich!“<br />
Öffentlich vertraten die Studentinnen und Studenten ihre<br />
ablehnende Haltung in mehreren Demonstrationen. Nach<br />
der Vollversammlung im Audimax in Wiesbaden am 16. Mai<br />
zogen rund 400 Studierende mit Transparenten, Pfeifen und<br />
Trommeln zum Ministerium für Wissenschaft und Kunst,<br />
begleitet von etlichen Polizisten. Vorsorglich wurde die<br />
Bannmeile um den Landtag abgesperrt, wo nachmittags die<br />
Landtagsabgeordneten zur Plenarsitzung zusammentrafen.<br />
Tags darauf gab es eine weitere Demonstration vor dem<br />
Landtag, wenn auch nur mit rund 150 Teilnehmern, die<br />
Transparente mit Parolen wie „Teures Le(e)hrgut auf Pfand“<br />
und „Wir sind das Volk“ mit sich trugen.<br />
Ab der zweiten Maihälfte fanden studentische Demonstrationen<br />
gegen die Einführung von Studiengebühren in allen<br />
hessischen Hochschulstädten statt.<br />
39<br />
BLICKPUNKTE
Die kleinste Kirche der Welt an der Fachhochschule<br />
BLICKPUNKTE<br />
40<br />
Die „kleinste Kirche der Welt“ war Anfang Februar gleich sechs Mal an der FH<br />
Wiesbaden vertreten. Dazu wurden sechs der 70 Smarts, die in ganz Deutschland<br />
auf die Veranstaltungsreihe „Pro Christ“ aufmerksam machten, auf dem Campus<br />
am Kurt-Schumacher-Ring platziert.<br />
Eine Gruppe Studierender und FH-Absolventen, die sich regelmäßig an der FH<br />
trifft und der christlichen Studentenvereinigung „Campus für Christus“ angehört,<br />
organisierten diesen Event. An zwei Tagen hatten Studierende und FH-Angehörige<br />
die Möglichkeit, sich über den christlichen Glauben zu informieren. Unterstützt<br />
wurde das Team von sechs sogenannten Piloten der Smarts, die aus diversen<br />
christlichen Gemeinden Wiesbadens kamen. Bei selbstgemachten Waffeln, Kuchen<br />
und Kaffee oder Tee konnte man unter dem Motto „zweifeln und staunen“ über die<br />
wichtigsten Themen des Lebens ins Gespräch kommen und sich über Glaubensfragen<br />
austauschen.<br />
Diese Aktion bildete den Auftakt zu weiteren Veranstaltungen. So fand am 2. April ein Themenabend „Leben mit dem Tod“ statt.<br />
Live aus dem RadioRestaurant<br />
Mit „Essen auf Rädern“ wurde die Abt. V der <strong>FHW</strong>-Zentralverwaltung<br />
verwöhnt – nein, kein gewöhnliches Essen,<br />
sondern der Radiosender hr1 hatte die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des Teams der Hochschulentwicklung und<br />
der Forschungsförderung sowie des Fundraisings zu einem<br />
Vier-Gänge-Menü eingeladen. Dieses Menü bestand u.a. aus<br />
gebratenen Jakobsmuscheln im Parmaschinkenmantel, Zicklein-Rücken<br />
auf Cous Cous und einem Nachtisch in Gestalt<br />
von Zweierlei-Pralinenmousse venezianischer Art. Das alles<br />
wurde in einem Doppeldeckerbus serviert, der am 13. Februar<br />
zur Mittagszeit Zwischenstadion auf dem Campus der Fachhochschule<br />
am Kurt-Schumacher-Ring machte.<br />
Diese opulente Bewirtung hatte natürlich eine Vorgeschichte:<br />
Die Abteilungsleiterin der Abteilung V Hochschulentwicklung/Lehre/Forschung,<br />
Dr. Bärbel Clemens, hatte sich um<br />
diese exquisite Mittagspause im hr1-RadioRestaurant mit folgenden<br />
Worten beworben: „Neue Studiengänge, Forschungsförderung<br />
und Fundraising – ohne uns geht es nicht, denn<br />
wir gestalten die Zukunft der Fachhochschule entscheidend<br />
mit! Gute Ideen kommen mit einem guten Essen, darum<br />
warten wir sehnlich auf einen Besuch von hr1 auf unserem<br />
Campus.“ Dieser freundlichen Aufforderung kam die hr1-Jury,<br />
die unter 400 Bewerbungen die originellsten und sympathischsten<br />
auswählte, gerne nach und schickte ihren Doppeldeckerbus<br />
mit Bordküche zur Fachhochschule Wiesbaden.<br />
Zwischen 12 und 14 Uhr verwöhnte Lars Demuth, Küchenchef<br />
des Maritim-Hotels Frankfurt, Bärbel Clemens und ihre<br />
sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gesellschaft leistete<br />
ihnen die hr1-Moderatorin Marion Kuchenny. Denn bereits<br />
während der hr1-START-Sendung am Morgen wurde über<br />
diese Aktion berichtet. Während des Essens selbst gingen<br />
dann Fragen und Antworten zur FH, zu den Tätigkeiten der<br />
Interviewten an der Hochschule live „über den Äther“.<br />
Die Fachhochschule Wiesbaden war in diesem Jahr die<br />
Auftaktstation für das rollende RadioRestaurant, weitere<br />
Stationen waren u.a. Spangenberg und Marburg, um Bürogemeinschaften,<br />
Betrieben, Vereinen oder Behörden die<br />
„Mittagspause kulinarisch zu versüßen“, wie der hr mitteilte.
Fachhochschule auf dem „Tag der Technik“:<br />
TECHNIK<br />
verstehen und erleben<br />
Alle vier Rüsselsheimer Fachbereiche der Fachhochschule Wiesbaden waren<br />
auf dem „Tag der Technik“ am Sonntag, 7. Mai, von 13 bis 18 Uhr auf dem<br />
Löwenplatz vertreten. Geboten wurden Mitmachaktionen und Informationen<br />
zu modernen technischen Entwicklungen. Der Fachbereich Informationstechnologie<br />
und Elektrotechnik (ITE) beispielsweise stellte ein biometrisches<br />
Zugangssystem vor. Biometrische Daten – wie Fingerabdrücke oder Irismerkmale<br />
– stellen „Schlüssel“ dar für den Zugang zu Hochsicherheitsbereichen,<br />
wie etwa auf Flughäfen. Am Stand des Fachbereichs ITE konnte man sich<br />
seinen Fingerabdruck ausdrucken lassen.<br />
Der Fachbereich Physikalische Technik stellte zum Thema „Medizintechnik“<br />
aus, u.a. ein Dialysegerät mit integrierter Blutdruckmessung. Zudem gab es ein<br />
Exponat zur Strahlenmessung, da radioaktive Präparate sowie Bestrahlungen<br />
in der Medizin eine zunehmende Rolle spielen. Beim Studiengang Umwelttechnik<br />
ging es um die Untersuchung von Klär- bzw. Belebtschlamm unter<br />
dem Mikroskop. Außerdem wurden aktuelle Wetterdaten und Satellitenbilder,<br />
die am Standort der Fachhochschule Am Brückweg empfangen werden können,<br />
am PC gezeigt und erläutert.<br />
Am Stand des Fachbereichs Maschinenbau befand sich ein Brennstoffzellenmodell,<br />
woran sich die grundlegende Funktionsweise der Energieerzeugung aus<br />
Sauerstoff und Wasserstoff erklären ließ. Der Studiengang Internationales<br />
Wirtschaftsingenieurwesen informierte über sein Studienprogramm. Weitere<br />
Informationen zum Studium an der Fachhochschule gab es bei einer Mitarbeiterin<br />
der Zentralen Studienberatung.<br />
41<br />
BLICKPUNKTE
4.<br />
Poetikdozentur:<br />
Biographie<br />
Im <strong>Sommer</strong>semester 2006 war Julia Franck als Poetikdozentin mit zwei Lunchlesungen<br />
in der Fachhochschul-Bibliothek am Kurt-Schumacher-Ring und mit zwei Lesungen<br />
in der Villa Clementine zu sehen und zu hören. Damit setzte Julia Franck die<br />
Reihe der Poetikdozentinnen und -dozenten nach Peter Stamm, Felicitas<br />
Julia Franck wurde 1970 ist Ost-Berlin<br />
geboren. Nach der Ausreise mit ihrer<br />
Hoppe und Daniel Kehlmann fort.<br />
Familie 1978 verbrachte sie<br />
In ihren beiden Lunchlesungen beschäftigte sich Julia Franck vor allem<br />
ihre Kindheit und Schulzeit in<br />
mit dem Schreibprozess: wie recherchiert sie für ihre Texte, wie be-<br />
Schleswig-Holstein und West-Berlin.<br />
handelt sie das Faktenmaterial – welche Bedeutungen erhalten reale<br />
Nach ihrem Literaturstudium und<br />
Geschehnisse – und in welchem Spannungsverhältnis stehen dazu die<br />
einem längeren Aufenthalt in den<br />
fiktionalen Elemente ihrer Werke. Am Beispiel ihres sehr bekannt<br />
USA und Mittelamerika war sie u.a.<br />
gewordenen, sehr gelobten Romans „Lagerfeuer“ („... spannend wie<br />
Hörfunkredakteurin beim<br />
ein Thriller, vor allem aber: ein Sprachkunstwerk“, so Andreas<br />
Sender Freies Berlin und<br />
Nentwich in der Neuen Zürcher Zeitung) schilderte Julia Franck<br />
freie Mitarbeiterin<br />
vor ihrem Publikum – der Vortragsraum in der Bibliothek war<br />
beispielsweise bei der FAZ,<br />
voll, alle Stühle waren besetzt, viele Literaturinteressierte mussten<br />
der Süddeutschen Zeitung,<br />
(leider) stehen – ihre noch als Kind selbst erlebte legale Ausreise<br />
Brigitte und Merian.<br />
aus der DDR in die Bundesrepublik. Über die Zuspitzung dieser<br />
autobiografischen Elemente zu einer literarischen Atmosphäre,<br />
Nach ihrem Romandebüt<br />
die mitunter an Franz Kafkas „Das Schloss“ erinnert, berichtete<br />
„Der neue Koch“, 1997,<br />
Julia Franck im weiteren Verlauf dieser Lunchlesung. Sie machte<br />
veröffentlichte Julia Franck<br />
dabei auch klar, was in ihrer Perspektive den DDR-Bürgern<br />
„Liebediener“, 1999, und<br />
„Freiheit“ und „Schweigen dürfen“ bedeutete – auch mit kriti-<br />
„Bauchlandung“, 2000.<br />
„Lagerfeuer“ erschien 2003.<br />
schem Blick auf die Verhältnisse in der Bundesrepublik.<br />
Die zweite Lunchlesung galt ihrem noch unveröffentlichten<br />
Nach dem Alfred-Döblin-Stipendium<br />
Roman, der den Arbeitstitel „Reise nach Stettin“ trägt. Darin<br />
1998 erhielt Julia Franck<br />
beschäftigt sich Julia Franck mit einem Zeitraum, der keinerlei<br />
im Jahr 1999 ein Stipendium<br />
autobiografische Hinweise zulässt, nämlich die Zeit von 1914 bis<br />
der Stiftung Niedersachsen.<br />
1945. Immerhin ist schon der Beginn dieses Romans in dem im<br />
Im Jahr 2000 gewann sie den<br />
März 2006 erschienenen Sammelband „Sarmatische Landschaften“<br />
3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-<br />
Wettbewerb in Klagenfurt.<br />
abgedruckt.<br />
2004 erhielt sie den<br />
In der Villa Clementine las Julia Franck zunächst aus „Lagerfeuer“,<br />
Marie-Luise-Kaschnitz-Preis;<br />
während des zweiten Literaturabends in der Villa Clementine, dem<br />
es folgten der Roswitha-Preis<br />
Literaturhaus der Stadt Wiesbaden, standen (noch) unveröffentlichte<br />
und ein Villa Massimo-Stipendium<br />
im Jahr 2005.<br />
Texte auf dem Programm.<br />
Seit dem Jahr 2001 ist sie Mit der „Poetikdozentur: junge Autoren“ geht die Fachhochschule<br />
Mitglied des PEN-Zentrums Wiesbaden neue Wege. Sie ist nach wie vor die einzige Fachhochschule in<br />
der Bundesrepublik Deutschland. Deutschland, die eine derartige Poetikdozentur anbietet. Die <strong>FHW</strong> wird in<br />
jedem Semester die Poetikdozentur als besonderen Beitrag zum kulturellen Leben<br />
Wiesbadens anbieten. Das Kulturamt der Stadt Wiesbaden unterstützt dabei die<br />
Fachhochschule.<br />
BLICKPUNKTE Julia Franck<br />
42<br />
mit<br />
Prof. Dr. Rita Rosen und<br />
Dr. Bärbel Clemens (v.l.)<br />
waren Gesprächspartnerinnen<br />
von Julia Franck während<br />
der Eröffnungs-Lunchlesung.
Julia Franck über sich selbst:<br />
Geboren wurde ich gemeinsam mit meiner<br />
Zwillingsschwester 1970 in Berlin, der<br />
damaligen Hauptstadt der DDR. Meine<br />
Mutter zog mit ihren vier Töchtern 1978<br />
mit einem Ausreiseantrag in den Westen.<br />
Nach langen Monaten im Aufnahmelager<br />
Marienfelde ging es von dort weiter nach<br />
Schleswig-Holstein, wo wir Kinder den<br />
alternativen Vorstellungen der Mutter<br />
folgend auf eine Waldorfschule gingen und<br />
inmitten ihrer Arche Noah, die sie dort<br />
baute, von Sozialhilfe lebten. 1983 fasste<br />
ich mit Zustimmung meiner Mutter den<br />
Entschluss, Zuhause auszuziehen – um meine<br />
Jugend bei Freunden in Berlin und schließlich<br />
in Wohngemeinschaften zu leben. Es war<br />
ein etwas verschlungener Weg, mit vorübergehendem<br />
Schulabbruch und Sinnkrisen,<br />
der mich 1991 das beste Abitur meines Jahrgangs<br />
machen ließ. Es folgte ein Studium<br />
der Altamerikanistik und Neueren deutschen<br />
Literatur, im Laufe dessen ich zahlreiche<br />
Gelegenheitsarbeiten verrichtete, um mir das<br />
Leben und Schreiben neben dem Studium zu<br />
finanzieren. 1995 gewann ich den Literaturwettbewerb<br />
Open Mike, der für mich das<br />
Nadelöhr zur ersten Romanveröffentlichung<br />
1997 sein sollte: „Der neue Koch“. Es folgten<br />
weitere Veröffentlichungen und dank der<br />
Fernsehsendungen von Marcel Reich-Ranicki<br />
und Harald Schmidt kann ich seither „frei“<br />
vom Schreiben leben. Das ermöglichte mir<br />
die Arbeit an einem schwierigeren Buch,<br />
dem 2003 erschienenen Roman „Lagerfeuer“.
BLICKPUNKTE<br />
Ein kurzer Nachruf auf<br />
Stanislaw Lem<br />
44<br />
Stanislaw Lem, einer der (wenigen) seit Jules Verne und H.G. Wells wirklich<br />
bedeutenden Science Fiction Autoren, verstarb Ende März 2006 in seiner polnischen<br />
Heimatstadt Krakau im Alter von 84 Jahren. Er, oder besser gesagt, die<br />
Protagonisten seiner Erzählungen verstanden eine Menge von Astronomie. Seinen<br />
größten Erfolg verdankt Lem der „Erfindung“ des Planeten Solaris, der selbst eine<br />
uns völlig unbegreifliche Intelligenz verkörpert. Einer der einprägsamsten Figuren<br />
Lems ist der Weltraumpilot Pirx, „Held“ zahlreicher Kurzgeschichten. In der<br />
Erzählung „Ananke“ (1968) landet Pirx auf dem Mars, den er hasst, weil er sich<br />
von ihm betrogen fühlt („Der Mars ist ein Schwein“). Der Grund ist die Hinterlistigkeit,<br />
mit der der rote Planet Astronomen wie Laien fast ein Jahrhundert lang<br />
an der Nase herum geführt hat. Mit Kanälen, die es gar nicht gibt und Lebewesen,<br />
die in Wahrheit nicht mal als Einzeller existieren.<br />
Als Pirx nicht einschlafen kann, findet er ein Bücherregal, in dem die Klassiker der Marsforschung fein säuberlich aufgereiht<br />
sind. Lem zählt sie vollständig auf, beginnend mit einem Werk Keplers in der Ausgabe von 1784 nach Beobachtungen von<br />
Tycho Brahe. Dabei sind Bücher und Schriften von Flammarion, Schiaparelli, Antoniadi, Lowell und natürlich „Das Marsprojekt“<br />
von Wernher von Braun. Pirx teilt die Marsforscher in zwei Kategorien ein. Zu den „Kanalisten“ gehören Schiaparelli,<br />
Lowell und Pickering, die nächtelang in klarer Luft beobachtet und gezeichnet und dabei ein haarfeines geometrisches Netz<br />
von Kanälen entdeckt hatten, die sich sogar manchmal verdoppelten. Die Ungläubigen, das waren die „Antikanalisten“.<br />
Nüchterne Beobachter wie Antoniadi, Graff und Hall. Die Marskanäle lösten seinerzeit ein regelrechtes Marsfiber aus, eine<br />
halb romantische, halb wissenschaftliche Begeisterung für den roten Planeten.<br />
Wer Pirx kennt, dem ist klar, dass er auf Seiten der Kanalisten steht. Lem erläutert das nicht weiter, doch könnte der Pilot<br />
gute Gründe anführen. Sicher hat das Marsfieber junge Leute angeregt, Astronom oder Raketenpionier zu werden. Wahrscheinlich<br />
wurde die Entwicklung der Weltraumfahrt bedeutend beschleunigt.<br />
Nun tritt mit Stanislaw Lem auch sein Pilot Pirx ab. Schade, denn in Zeiten wissenschaftlichen Planbarkeitswahns könnten<br />
wir einen Kämpfer für Phantasie und gegen Bürokratismus in Wissenschaft und Technik durchaus gebrauchen. Pirx’ Nächte<br />
werden häufig von bedeutungsschweren Träumen unterbrochen. Vielleicht könnte das sein letzter gewesen sein: Das Berner<br />
Patentamt stellt einen jungen Physiker ein, der nun, fernab von ohnehin chronisch unterfinanzierten Exzellenzclustern und<br />
Elitehochschulen, Muße für seine privaten Forschungen findet. Und so entdeckt er in der behäbigen alten Stadt etwas ebenso<br />
Bedeutendes wie sein berühmter Vorgänger. Diesmal ist es die Weltformel.<br />
Prof. Dr. Gerd Küveler
Mit einer Pressekonferenz am 24. Januar 2006 stellte<br />
sich das „Institut Weiterbildung im Beruf“ (iwib) der<br />
breiten Öffentlichkeit vor. Seit dem 1. September 2005<br />
besteht das iwib unter der Leitung seiner beiden<br />
Direktorinnen Prof. Dr. Angelika Erhardt und Dipl.-Hdl.<br />
Karla Kamps-Haller. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
Yvonne Alt sowie Sabine Grün und Ariane Sander für die<br />
Organisation komplettieren das iwib-Team.<br />
Die Fachhochschule Wiesbaden schärft mit der Gründung<br />
des iwib ihr Profil als regionale Anbieterin von Weiterbildung.<br />
Das iwib-Motto lautet: „Brücken bauen zwischen<br />
Wissenschaft und beruflicher Praxis“. Die FH Wiesbaden<br />
will sich somit im Bereich der beruflichen Weiterbildung<br />
zusätzlich zu ihren bisherigen Aktivitäten – den berufsbegleitenden/berufsintegrierten<br />
Studiengängen, der Zentralen<br />
Arbeitsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung, dem<br />
Studienzentrum - in einem weiteren Segment und noch<br />
qualifizierter etablieren. Damit wird die Weiterbildung als<br />
dritte Säule der Fachhochschule neben der Lehre und der<br />
Forschung gestärkt.<br />
Das „Institut Weiterbildung im Beruf“ wendet sich mit<br />
seinem Angebot an Absolventinnen und Absolventen der<br />
FH Wiesbaden, Berufstätige verschiedener Funktions- und<br />
Hierarchiestufen: insbesondere aus Unternehmen und<br />
Institutionen sowie klein- und mittelständischen Betrieben,<br />
der öffentlichen Verwaltung, Non-Profit-Organisationen und<br />
NGO sowie an Angehörige freier Berufe und interessierte<br />
Einzelpersonen.<br />
Das „Institut Weiterbildung im Beruf“ im Fokus der Presse.<br />
Neues Institut stärkt die dritte Säule „Weiterbildung“ der Fachhochschule<br />
„Weiterbildung“<br />
Individuelle Inhouse-Schulungen<br />
Das Weiterbildungsangebot geschieht in Form von Seminaren,<br />
Weiterbildungsreihen und Fachtagungen sowie Symposien.<br />
Beratung, Supervision und Coaching gehören ebenso dazu<br />
wie individuell zugeschnittene Inhouse-Schulungen für<br />
Unternehmen und Organisationen. Über die eigenen „Kompetenzen<br />
und Ressourcen“ ist zu lesen: „Im iwib arbeiten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über zentrale Schlüsselqualifikationen<br />
im Bildungsmanagement und in der<br />
Bildungsplanung verfügen und in der Begleitung und Gestaltung<br />
von Lernprozessen umfangreiche Erfahrungen vorweisen<br />
können. Die iwib-Seminare werden fortlaufend evaluiert und<br />
weiterentwickelt. Zudem steht das Know-how der Fachhochschule<br />
dem Institut durch die Fachkompetenz der Professorinnen/Professoren<br />
und Lehrbeauftragten als Referentinnen<br />
und Referenten zur Verfügung. Das iwib verfügt zudem über<br />
modern ausgestattete Weiterbildungsräume innerhalb der<br />
Fachhochschule Wiesbaden.“<br />
Das iwib ist der Zentralen Arbeitstelle für wissenschaftliche<br />
Weiterbildung (ZAWW) zugeordnet mit direkter Anbindung<br />
an den Präsidenten. Der zweijährige Projektstatus wird mit<br />
einer Evaluierung abgeschlossen. Das Ziel ist die feste Implementierung<br />
in der Fachhochschule Wiesbaden.<br />
45<br />
BLICKPUNKTE
BLICKPUNKTE<br />
Neuer Fachbereich<br />
Design Informatik Medien an der FH Wiesbaden – und sein Leitungsteam<br />
Der Fachbereich Design Informatik Medien wurde zum 1. Januar 2006 als Zusammenschluss der drei<br />
Fachbereiche Gestaltung, Informatik und Medienwirtschaft gegründet. Er vereint damit Kompetenzen<br />
in den Bereichen Medien, Gestaltung, Informatik und deren betriebswirtschaftlichen Aspekten.<br />
Schon jetzt findet ein reger Austausch zwischen den sechs Studiengängen des Fachbereichs statt, der<br />
zu einer deutlichen Steigerung der Kompetenz gegenüber den bisherigen isolierten Einzelaktivitäten<br />
führt. Dies werden wir in Zukunft verstärken. Hier sind neue kombinierte Studiengänge denkbar.<br />
Insbesondere werden wir auf eine Vernetzung bei den Masterprogrammen hinarbeiten und Angebote<br />
für den neuen, vielfältigen Arbeitsmarkt rund um Medien und Information erstellen.<br />
Der neue Fachbereich bietet derzeit sechs moderne und<br />
attraktive Studiengänge rund um das Thema Gestaltung,<br />
Medien und Information an: Kommunikationsdesign, Innenarchitektur,<br />
Allgemeine Informatik, Medieninformatik und<br />
Media Management. Er hat sein Angebot bereits weitgehend<br />
auf die neuen konsekutiven Studienangebote Bachelor/Master<br />
im Rahmen des europäischen „Bologna-Prozesses“ umgestellt.<br />
So werden in Kommunikationsdesign, Allgemeiner Informatik,<br />
Medieninformatik und Media Management bereits jeweils<br />
6-semestrige Bachelor-Studiengänge angeboten. In der Innenarchitektur<br />
ist dies in Vorbereitung.<br />
Mit dem 4-semestrigen Master in Informatik bietet der<br />
Fachbereich seit diesem <strong>Sommer</strong>semester auch seinen ersten<br />
Masterstudiengang an. Er ist von der ASIIN akkreditiert und<br />
bietet seinen Absolventinnen und Absolventen die Zugangsberechtigung<br />
zum höheren öffentlichen Dienst und zur Promotion.<br />
Zum WS 2006/07 startet der neue Master-Studiengang<br />
Media Management der Studiengänge Medienwirtschaft<br />
und Kommunikationsdesign.<br />
Die Fachbereichsleitung<br />
Damit blickt die Fachbereichsleitung, bestehend aus dem<br />
Dekan Prof. Dr. Christoph Schulz, dem Prodekan Prof. Rainer<br />
Gehr und dem Studiendekan Prof. Dr. Wolfgang Jäger,<br />
optimistisch in die Zukunft.<br />
Der Dekan, Prof. Dr. Christoph Schulz, geboren 1950,<br />
studierte von 1968 bis 1973 Mathematik und Physik an der<br />
Ruhr-Universität Bochum, promovierte dort 1975 in Mathematik<br />
und habilitierte sich 1980 an der Universität Siegen<br />
im Fach Mathematik. Nach Lehrstuhlvertretungen an den<br />
Universitäten Siegen und Trier hat er seit 1988 eine Professur<br />
für Graphische Datenverarbeitung und Softwaretechnik an<br />
der FH Wiesbaden inne. Professor Schulz hat zahlreiche<br />
46<br />
Publikationen im Bereich Konvexgeometrie, Didaktik der<br />
Mathematik und Informatik und neue Medien verfasst sowie<br />
zwei Bücher über Computergraphik und CAD. Sein derzeitiges<br />
wissenschaftliches Interesse ist die Computergraphik und<br />
Virtuelle Realität. Seit März 2000 war er Dekan des Fachbereichs<br />
Informatik und seit 2006 ist er Dekan des neuen<br />
Fachbereichs Design Informatik Medien.<br />
Der Prodekan, Prof. Rainer Gehr, geboren 1948, studierte<br />
Architektur an der Universität Stuttgart und Innenarchitektur<br />
an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste<br />
Stuttgart. Er wurde 1983 an die FH Wiesbaden berufen und<br />
lehrt dort schwerpunktmäßig Messebau, Ausstellungsarchitektur<br />
und Möbeldesign. In seiner freiberuflichen Tätigkeit<br />
war Prof. Gehr für Firmen wie interlübke, Behr, Mauser,<br />
WK-Wohnen und Designo tätig und errang zahlreiche Designauszeichnungen.<br />
Als wissenschaftlicher Berater begleitete er<br />
den Aufbau des Deutschen Instituts für angewandte Lichttechnik<br />
(DIAL) in Lüdenscheid. Bis heute hat Prof. Gehr als<br />
Auslandsbeauftragter Kontakte zu mehr als 50 Hochschulen<br />
in Asien, Australien, den USA und Europa geknüpft und
Die dreiköpfige Leitung des neuen Fachbereichs Design Informatik Medien: Prof. Dr. Wolfgang Jäger, Prof. Dr. Christoph Schulz und Prof. Dipl.-<br />
Ing. Rainer Gehr (von links).<br />
zahlreiche Studentenaustauschprogramme ins Leben gerufen.<br />
Sein besonderes Interesse gilt neuen Konzepten und Methoden<br />
in der Lehre, die Prof. Gehr auch im Rahmen hochschuldidaktischer<br />
Seminare interessierten Hochschullehrern weitervermittelt.<br />
Seit 2006 ist er Prodekan im Gründungsfachbereich<br />
Design Informatik Medien.<br />
Der Studiendekan, Prof. Dr. Wolfgang Jäger, geboren 1952,<br />
ist seit 1995 Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere<br />
Personal- und Unternehmensführung, und Medienmanagement<br />
am Studiengang Medienwirtschaft der Fachhochschule<br />
Wiesbaden. Neben seiner Professur hatte Prof. Jäger<br />
mehrer Ämter in der Selbstverwaltung inne – zuletzt als<br />
Dekan des Fachbereichs Medienwirtschaft. Zusätzlich leitet<br />
er das Projekt „Gründungsinitiative Route A66“ für die FH<br />
Wiesbaden.<br />
1991 bis 1995 war Dr. Jäger Professor für Unternehmenskultur<br />
und Personalführung (Organisationsentwicklung) an der<br />
Hochschule für Bankwirtschaft in Frankfurt a.M., gleichzeitig<br />
Gründungsdekan und Mitglied des Rektorats. Außerdem<br />
besitzt er eine mehrjährige praktische Erfahrung als leitender<br />
Mitarbeiter im Versandhandel in den Bereichen Personal,<br />
Marketing und Werbung. Seit 1990 ist er Gesellschafter der<br />
Dr. Jäger Management-Beratung und zusätzlich der DJM<br />
Consulting GmbH, beide mit Sitz in Königstein im Taunus.<br />
Sein Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Optimierung personalwirtschaftlicher<br />
und kommunikationsbezogener Prozesse und<br />
Strukturen. Er führt zu diesen Themen, insbesondere unter<br />
Berücksichtigung der neuen Medien, viele Beratungs- und<br />
Praxisprojekte durch, leitet regelmäßig Kongresse und Fachtagungen<br />
und schreibt zahlreiche Fachartikel und Bücher.<br />
Im September 2003 und 2005 wurde Prof. Jäger von der<br />
Fachzeitschrift „Personalmagazin“ zu einem der „40 führenden<br />
Köpfe des Personalwesens“ in der Kategorie der zehn führenden<br />
Berater gewählt.<br />
Prof. Dr. Christoph Schulz,<br />
Gründungsdekan des Fachbereichs Design Informatik Medien<br />
Unter dem Motto „Neu Ja Empfang“ feierten Studierende, Mitarbeiter und Professoren die Fachbereichszusammenlegung.<br />
47<br />
BLICKPUNKTE
BLICKPUNKTE<br />
Prof. Liesfeld im Okzident und Orient –<br />
mit präsidialer und ministerieller Begleitung<br />
48<br />
Mit erheblichem Gepäck war Prof. Volker Liesfeld im<br />
vergangenen Semester unterwegs (Foto 1) – „schwergewichtig“<br />
waren auch die Anlässe für seine Reisen.<br />
So ging es beispielsweise ins tief verschneite New York<br />
(Foto 2), wo der neue Kalender präsentiert wurde, der,<br />
passend zum Fußball-Weltmeisterschaftsjahr in Deutschland,<br />
ausschließlich Fußballmotive auf den einzelnen Monatsblättern<br />
zeigt: aufgenommen mit einer raffinierten Fotografiertechnik<br />
und mit dem „good will“ einiger Model-Fußballspieler.<br />
Staatsminister Udo Corts vom Hessischen Ministerium für<br />
Wissenschaft und Kunst (HMWK) ließ es sich nicht nehmen,<br />
die Blicke seines internationalen Publikum in New York auf<br />
diese wiederum sehr erfolgreiche Kalenderproduktion aus<br />
dem Studiengang Kommunikationsdesign zu lenken (Foto 3,<br />
auf dem Foto 4 im Gespräch mit Prof. Dr. h.c. mult. Clemens<br />
Klockner und dessen Frau).<br />
Diesem Highlight in der westlichen Hemisphäre entsprach<br />
die bedeutsame Ausstellung „Design Deutschland“ auf der<br />
anderen Seite des Globus, in Tokio. Dieser Überblick über<br />
„made in germany“ im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert<br />
wurde vom japanischen Kronprinzen Naruhito persönlich<br />
eröffnet. In „Design Deutschland“ wurden originale Designprodukte<br />
aus den verschiedenen Epochen der vergangenen<br />
80 Jahre gezeigt, die in dieser Konstellation und in diesem<br />
Erhaltungszustand bisher sehr selten zu sehen waren. Durch<br />
das Zusammentragen verschiedener Privatsammlungen sowie<br />
durch die Unterstützung zahlreicher deutscher Unternehmen<br />
präsentierte die Ausstellung „Design Deutschland“ erstmals<br />
in einem gemeinsamen Kontext die Erfolgsgeschichte deutscher<br />
Produkte und deutschen Kommunikations-Designs.<br />
Zu dieser Erfolgsgeschichte tragen auch die seit Anfang der<br />
90er Jahre entstandenen Kalender bei, die Studierende des<br />
Studiengangs Kommunikationsdesign unter der Betreuung<br />
von Prof. Volker Liesfeld konzipiert und gestaltet haben.<br />
So waren denn auch auf etlichen Wänden in der Mori Arts<br />
Center Gallery (siehe unten rechts) einzelne Blätter der<br />
Kalender zu einem Überblick über die Produktion der vergangenen<br />
Jahre zusammengestellt.
Zwölf deutsche Hochschulen, ein Ziel: eine entwicklungsfähige, gut abgesicherte Partnerschaft mit<br />
der Chinesisch-deutschen Hochschule für angewandte Wissenschaften (CDHAW) in Shanghai auf den<br />
Weg zu bringen. Gelungen ist dies im Januar dieses Jahres unter der Federführung der Fachhochschule<br />
Esslingen – Hochschule für Technik. Mit zu den Unterzeichnern gehörte Prof. Dr. h.c. mult. Clemens<br />
Klockner, Präsident der Fachhochschule Wiesbaden.<br />
Vor knapp 100 Jahren gründete der deutsche Arzt Erich<br />
Paulun in Shanghai eine medizinische Schule. Daraus<br />
entstand die Tongji-Universität. Heute studieren dort<br />
55 000 Studierende, knapp 170 davon an der CDHAW.<br />
Diese wird nun von einem Konsortium unterstützt, das<br />
aus den zwölf Vertragshochschulen besteht. Der Esslinger<br />
Rektor Prof. Jürgen van der List freute sich über die vielen<br />
Partner, denn die Zusammenarbeit sei dadurch langfristig<br />
gesichert und auf eine breite Basis gestellt.<br />
Die Praxisorientierung deutscher Fachhochschulen ist in<br />
China bisher noch fremd, wird aber von den dortigen<br />
Firmen gewünscht, weshalb für CDHAW-Direktor Xiao<br />
Feng die Arbeit seiner Hochschule Modellcharakter hat.<br />
Seit dem Wintersemester 2004/2005 können sich dort<br />
Studierende in die vierjährigen Bachelor-Studiengänge<br />
Mechatronik, Fahrzeugservice/Kundenbetreuung und<br />
Versorgungstechnik einschreiben. Unterrichtet wird von<br />
Geschafft: zwölf Hochschulen aus zehn Bundesländern schlossen eine Partnerschaft<br />
mit der Chinesisch-deutschen Hochschule für angewandte Wissenschaften (CDAHW).<br />
Deutsch-chinesische<br />
Hochschulpartnerschaft besiegelt<br />
Professoren der Tongji-Universität, der deutschen Hochschulen<br />
und durch Lehrbeauftragte deutscher Firmen in<br />
Shanghai. Ein Teil der Vorlesungen findet in deutscher<br />
Sprache statt.<br />
Projektkoordinator Prof. Hans W. Orth aus Lübeck will<br />
mit der Partnerschaft die deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
stärken. Wer einen Einblick in deutsche<br />
Denk- und Arbeitsweisen bekommen habe, sei zukünftig<br />
viel stärker zur Zusammenarbeit bereit. Während des<br />
Studiums haben die jungen Chinesen die Möglichkeit,<br />
ein Jahr in Deutschland zu verbringen – sie sind dabei<br />
verteilt auf die verschiedenen deutschen Partnerhochschulen.<br />
Auch chinesische Lehrkräfte sind nach Deutschland<br />
eingeladen. Die Zusammenarbeit solle keine Einbahnstraße<br />
sein, betont Orth. Die deutschsprachigen Vorlesungen<br />
in Shanghai böten auch deutschen Studierenden<br />
gute Voraussetzungen für einen Aufenthalt.<br />
49<br />
BLICKPUNKTE
BLICKPUNKTE<br />
Neues Multimedia-Center im Fachbereich Wirtschaft.<br />
Studierende können zukünftig Marktforschungsmethoden noch praxisnäher erlernen.<br />
Im Dezember 2005 wurde das neue Multimedia-Center<br />
des Fachbereichs Wirtschaft in der Bleichstraße 44<br />
vom Präsidenten der FH Wiesbaden, Prof. Dr. h.c. mult.<br />
Clemens Klockner, und dem Dekan des Fachbereichs<br />
Wirtschaft, Prof. Dr. Jakob Weinberg, eingeweiht.<br />
Das neue, über 100 qm große Multimediacenter ist für<br />
eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten vorgesehen, u.a.<br />
können dort im Rahmen der Marktforschung Gruppendiskussionen,<br />
Einzelbefragungen oder Experimente durchgeführt<br />
werden. Eine kleine Küche ermöglicht auch<br />
Marktforschungsanalysen für die Nahrungsmittelindustrie,<br />
bei denen eine Verkostung notwendig ist. Ergänzt wird<br />
die Ausrüstung durch Geräte wie z.B. ein Tachistoskop<br />
zur Kurzvorlage von Webung aus Zeitschriften oder Produkten.<br />
Der verantwortliche Professor für das neue Multimediacenter,<br />
Prof. Dr. Bernhard Heidel, zeigte sich, sehr<br />
zufrieden mit den neuen Arbeitsmöglichkeiten: „Damit<br />
schaffen wir für unsere Studierenden, insbesondere für<br />
die Studentinnen und Studenten des Master-Studiengangs<br />
für Sales and Marketing, ideale Voraussetzungen“.<br />
50<br />
Die neuen Räume stehen auch für Besprechungen,<br />
Projektarbeiten oder für Lehrveranstaltungen in kleinen<br />
Gruppen wie z.B. Rhetorik, Präsentation zur Verfügung.<br />
Für Firmen besteht auch die Möglichkeit, die Räume zu<br />
mieten.<br />
Der Umbau war möglich geworden, weil die Mensa,<br />
die bis 2002 die Räumlichkeiten nutzte, in ein neu<br />
errichtetes Gebäude auf dem Campus umziehen konnte.<br />
Die Umbauarbeiten begannen Ende 2004 unter der Aufsicht<br />
von Prof. von Hoessle vom Studiengang Architektur<br />
der FH Wiesbaden. Direkt neben dem Multimediacenter<br />
entstand in den ehemaligen Räumen der Bibliothek,<br />
die ebenfalls 2002 in ein neues Gebäude umgezogen<br />
ist, das Sprachenlabor.<br />
Damit ist es gelungen, den Standort Bleichstraße noch<br />
attraktiver zu gestalten: „Die neuen Räume laden zum<br />
Lernen und Forschen ein“ (Prof. Dr. Heidel).
Neue Professorinnen<br />
und Professoren<br />
Prof. Dr. Stephan Böhm, geboren 1969 in Frankfurt/Main<br />
Fachbereich Design Informatik Medien,<br />
Fachgebiet „Telekommunikationstechnik“ im Studiengang Medienwirtschaft/Media Management<br />
Dr. Stephan Böhm studierte von 1989 bis 1996 Wirtschaftsingenieurwesen mit der Fachrichtung Elektrotechnik<br />
an der TU Darmstadt. Nach seinem Diplom war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl<br />
für Planung und Organisation, Schwerpunkt Telekommunikationswirtschaft, an der Universität Duisburg-Essen.<br />
Daneben war er bis 2001 freiberuflich als Berater in der Telekommunikationsbranche tätig.<br />
Dr. Böhm promovierte 2003 zum Dr. rer. oec. mit einer Dissertation zum Thema „Innovationsmarketing<br />
für UMTS-Diensteangebote“.<br />
Bereits ab 2002 arbeite er als Unternehmensberater bei der Strategie- und Technologieberatung Booz<br />
Allen Hamilton GmbH. Dort war er als Experte für strategische und technologische Fragestellungen<br />
in den Bereichen UMTS und mobile Datendienste tätig und wirkte in nationalen und internationalen<br />
TK-Projekten mit. Danach gründete Dr. Böhm die Contebis Management & Technology Consultants<br />
GmbH in Bonn, die Unternehmen mit den Branchenschwerpunkten Telekommunikation, Informationstechnik<br />
und Medien berät.<br />
Prof. Dr. Thomas Albert Fechter, geboren 1964 in Buchen<br />
Fachbereich Maschinenbau, Fachgebiet „Produktionstechnik“<br />
Dr. Thomas Albert Fechter absolvierte ein fünfjähriges Studium des Maschinenbaus mit den Vertiefungsrichtungen<br />
Produktions- und Fertigungstechnik, Konstruktionsmethodik sowie CAD-CAM-Kette.<br />
Danach folgte eine sechsjährige Forschungs- und Lehrtätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Institut für Produktionstechnik und spanende Werkzeugmaschinen der TU Darmstadt. Dort promovierte<br />
Dr. Fechter 1996 mit seiner Dissertation zum Thema „Semantisches Modell zur Bearbeitungsbeschreibung<br />
für eine nutzergerechte Werkzeugmaschinensteuerung“.<br />
Anschließend war er zunächst Assistent der Geschäftsleitung der Fleissner GmbH in Egelsbach, danach<br />
– seit 2003 – war er im selben Unternehmen „Leiter des technischen Vertriebs“. In dieser Position war<br />
er für die gesamte Anlagenplanung, von der verfahrenstechnischen Auslegung bis zur Verifikation und<br />
Koordination der Fertigung und Beschaffung von Schlüsselkomponenten verantwortlich. Außerdem war<br />
Dr. Fechter maßgeblich beteiligt an der Konzipierung, Entwicklung, Konstruktion und Inbetriebnahme<br />
einer neuartigen Produktionslinie für die Vliesstoffindustrie, mit der es gelang, innerhalb von drei Jahren<br />
eine internationale Marktführerschaft zu erlangen.<br />
Prof. Dr. Steffen Reith, geboren 1968 in Würzburg<br />
Fachbereich Design Informatik Medien, Fachgebiet „Theoretische Informatik“<br />
Dr. Steffen Reith studierte zunächst bis 1992 Informatik an der FH Würzburg-Schweinfurt, danach<br />
absolvierte er ein Informatikstudium zunächst an der Universität Passau, danach an der Universität<br />
Würzburg, das er 1997 abschloss. Anschließend war er bis 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl<br />
für Theoretische Informatik der Universität Würzburg, wo er mit der Dissertation „Generalized<br />
Satisfiability Problems“ zum Dr. rer. nat. promovierte.<br />
In den Jahren 2001 und 2002 arbeitete Dr. Reith als Softwareentwickler in der Firma Active Film.com<br />
AG, Würzburg. Hier war er mit Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für ein java-basiertes Videokompressionsverfahren<br />
betraut. Ab 2002 bis zu seiner Berufung arbeitete er bei der Firma 3Soft GmbH<br />
in Erlangen. Hier war er mit der Entwicklung kryptografischer Algorithmen für Embedded Systems im<br />
Automotive Bereich beschäftigt. Neben seiner Unternehmenstätigkeit hatte Dr. Reith in den Jahren<br />
von 2001 bis 2005 vier Lehraufträge an den Fachhochschulen Ingolstadt und Würzburg-Schweinfurt<br />
sowie an der Universität Hannover inne.<br />
51<br />
PERSONALIEN
PERSONALIEN<br />
52<br />
Prof. Dr. Bianca Matzek, geboren 1968 in Bonn – Fachbereich Design Informatik Medien,<br />
Fachgebiet „Verlagsmanagement“ im Studiengang Medienwirtschaft/Media Management<br />
Dr. Bianca Matzek studierte bis 1993 an der Universität Trier Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt<br />
Marketing. Danach war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Gewerbe- und Handwerksforschung<br />
und promovierte an der Wirtschaftsuniversität Wien (Hochschule für Welthandel) zum<br />
Dr. rer. soc. oec. mit ihrer Promotion zum Thema „Internationalisierungsstrategien von Verlagen“.<br />
Nach Referententätigkeiten in der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf, baute<br />
sie als Anzeigenleiterin den Bereich Kundenmagazine (Mercedes-Magazin, Mercedes-Classic) innerhalb<br />
des Unternehmens aus, den sie zwei Jahre leitete. In der darauf folgenden Funktion der stellvertretenden<br />
Objektleiterin „WirtschaftsWoche“ koordinierte sie Vertrieb, Anzeigen, Redaktion und Administration<br />
und war unter anderem verantwortlich für die Entwicklung und Umsetzung von Markenkonzepten, die<br />
Entwicklung neuer Produkte und die Optimierung von Aktivitäten im Bereich Direktmarketing. Diesen<br />
Tätigkeiten folgte eine Beschäftigung als Anzeigenleiterin beim amerikanischen Unternehmen Condé<br />
Nast für das Magazin Architectural Digest sowie eine Tätigkeit als Marketingleiterin im Verlag „Weltkunst“,<br />
ZEIT Verlag Beteiligungs GmbH. Hier war sie verantwortlich für die Kunstmarktaktivitäten der<br />
Georg von Holtzbrinck Gruppe.<br />
Aktuell ist Frau Dr. Matzek als Geschäftsführerin der Fachzeitschrift TM, Fashion Trend Magazin in<br />
Düsseldorf tätig.<br />
Prof. Dr. jur. Eleonore Ronge, geboren 1959 in Weiden, Fachbereich Wirtschaft,<br />
Fachgebiet „Betriebswirtschaftliche Steuerlehre im Studiengang Business Law“<br />
Dr. Eleonore Ronge studierte von 1979 an Jura und Romanistik in Regensburg, Würzburg und Passau.<br />
1984 schloss sie die Erste, 1987 die Zweite juristische Staatsprüfung ab. 1989 wurde sie mit der Dissertation<br />
zum Thema „Die Auswirkungen von Arbeitskämpfen auf Schuldverhältnisse mit Dritten“ von der<br />
Universität Regensburg promoviert.<br />
Von 1989 bis 1992 war Dr. Ronge als Syndikusanwältin in der Metallindustrie tätig. 1993 folgte der<br />
Eintritt in die Finanzverwaltung des Freistaates Thüringen. Anschließend legte sie 1995 das Steuerberaterexamen<br />
ab.<br />
Seitdem ist Dr. Ronge in der steuerlichen Beratungspraxis tätig. Zunächst von 1995 bis 1997 in der<br />
Rechtsanwalts- und Steuerberatersozietät Oppenhoff & Rädler in München. Bis 1998 war sie in der<br />
M&A-Spezialabteilung der Price Waterhouse GmbH in Frankfurt tätig. Ab 1999 bis zu ihrer Berufung<br />
war Dr. Ronge Partnerin der Rechtsanwaltssozietät Baker McKenzie in Frankfurt. Diese Kanzlei gehört<br />
zu den weltweit operierenden wirtschafts- und steuerrechtlich ausgerichteten Anwaltssozietäten. Hier<br />
nahm Dr. Ronge Aufgaben in der steuer-, gesellschafts- und allgemeinen wirtschaftsrechtlichen Beratung<br />
mit nationalem und internationalem Bezug wahr.<br />
Neue Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter<br />
Petry, Judith 01. 02. 2006 FB Geisenheim<br />
Esser, Clemens 01. 03. 2006 FB Geisenheim<br />
Peters, Andrea 16. 03. 2006 FB Design Informatik Medien<br />
Peters, Alexander 01. 04. 2006 FB Geisenheim<br />
Klasen, Gabriele 01. 04. 2006 Sachgebiet III.3<br />
Rupp, Tatjana 01. 05. 2006 IT Center
Vierzig Jahre im öffentlichen Dienst –<br />
fünfunddreißig Jahre in der Fachhochschule<br />
Dietlinde Scholz<br />
Auf vierzig Jahre Tätigkeit im öffentlichen Dienst kann Dietlinde Scholz von<br />
der Fachhochschule Wiesbaden, Studienort Geisenheim, zurückblicken. Zu diesem<br />
Jubiläum gratulierte ihr im Februar Prof. Dr. h.c. mult. Clemens Klockner, der<br />
Präsident der Fachhochschule Wiesbaden.<br />
Einige Eingeweihte nennen Dietlinde Scholz auch „die Dekanin“ und heben damit<br />
ihre langjährigen großen Verdienste im Sekretariat des Dekanats Weinbau, danach<br />
Fachbereich Weinbau und Getränketechnologie, heute Fachbereich Geisenheim<br />
hervor. Dort sorgt sie mit ihrer hohen Sachkompetenz und großen Erfahrung für<br />
einen reibungslosen Ablauf der Verwaltungsarbeiten und damit auch des Studienund<br />
Lehrbetriebs. Dietlinde Scholz ist somit ebenfalls die „Drehscheibe“ zwischen<br />
dem Dekan und den Studierenden sowie den Gästen des Studienorts Geisenheim,<br />
stets ansprechbereit für die Professorinnen und Professoren sowie die Studierenden.<br />
Bevor Dietlinde Scholz im August 1971 zur Fachhochschule kam, besuchte sie<br />
von 1962 bis 1964 die kaufmännische Berufsfachschule (Handelsschule) und<br />
schloss mit der Mittleren Reife ab. Nach einer kurzen Tätigkeit in der Wehrbezirksverwaltung<br />
Wiesbaden und nach fast fünf Jahren im Kreisausschuss des Landkreises<br />
Rheingau, Abteilung Bauamt, folgte eine Erziehungszeit. Ab März 1971<br />
begann sie eine Tätigkeit an der Forschungsanstalt Geisenheim, um kurz darauf in<br />
das Dekanat des damaligen Fachbereichs Weinbau zu wechseln.<br />
Dietlinde Scholz war für sieben Dekane der hochwillkommene Rückhalt: angefangen<br />
beim Gründungsdekan des Fachbereichs Weinbau, Prof. Dr. Helmut Becker,<br />
danach folgten die Professoren Karl Bayer, Dr. Werner Rühling, Dr. Claus Schaller,<br />
Dr. Dieter Hoffmann, Dr. Knut Keding, nochmals Prof. Bayer, danach der jetzige<br />
Dekan, Prof. Dr. Otmar Löhnertz, unter dessen Leitung die Zusammenlegung der<br />
Fachbereiche Gartenbau und Landschaftsarchitektur sowie Weinbau und Getränketechnologie<br />
zum Fachbereich Geisenheim erfolgte.<br />
Zu den Hauptaufgaben von Dietlinde Scholz in den insgesamt 35 Jahren Tätigkeit<br />
für die Fachhochschule zählen der Haushalt des Fachbereichs, die Organisation der<br />
Prüfungsverwaltung, Aufbau und Mitwirkung beim Doppeldiplom-Abkommen mit<br />
den italienischen Partnerhochschulen und die Mitarbeit in den Studien- und Prüfungsausschüssen:<br />
eine „Menge umfangreicher Arbeiten, die Dietlinde Scholz mit<br />
Bravour löst“, so das Urteil des Fachhochschul-Präsidenten, Prof. Clemens Klockner.<br />
(stie)<br />
IMPRESSUM<br />
fhw <strong>Journal</strong><br />
Zeitschrift der<br />
Fachhochschule Wiesbaden<br />
University of Applied Sciences<br />
Erscheinungsweise:<br />
zum Ende eines jeden Semesters<br />
Herausgeber:<br />
Präsident der Fachhochschule<br />
Wiesbaden<br />
Redaktion:<br />
Dr. Ernst-Michael Stiegler (stie)<br />
emstiegler@rz.fh-wiesbaden.de<br />
Anschrift und Anzeigen:<br />
Fachhochschule Wiesbaden<br />
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Kurt-Schumacher-Ring 18<br />
65197 Wiesbaden<br />
Telefon 0611/ 94 95- 120<br />
Telefax 0611/ 94 95- 159<br />
Mit Namen gekennzeichnete<br />
Beiträge geben jeweils die<br />
Meinungen der Verfasserinnen<br />
und Verfasser wieder.<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
www.vmk-verlag.de<br />
Layout und Gestaltung:<br />
Eva-Maria Meuer, 65375 Oestrich<br />
evameuer@aol.com<br />
Druck:<br />
ProfiProd GmbH, 65366 Geisenheim<br />
Fotos und Abbildungen:<br />
Titel: Küveler, Müller;<br />
Bauer S. 42; Beck-Moretti S. 20<br />
Bosenius S. 23; v. Buttlar S. 31;<br />
Da Luz S. 14; FB Design Informatik<br />
Medien S. 18, 19, 47, 55; Digitalstock<br />
S. 39; Fachhochschule Esslingen S. 49;<br />
<strong>FHW</strong> Archiv S. 7, 54; Gerichtshof der<br />
EU S. 30; Hahn S. 20; Henrici S. 18;<br />
Hilpert S. 22, 23; Klockner S. 48; Koch,<br />
Kost, Niemann, Reinhardt, Schmitt S. 3,<br />
24-26; Krisztian S. 3, 58, 59; Küveler<br />
S. 32, 33, 44; Liesfeld S. 48; Lönarz/FB<br />
Geisenheim (Archiv) S. 12, 13, 55;<br />
Meuer S. 12; Michels, Baudisch S. 28,<br />
29; Müller S. 14, 15; Pichler/Junior<br />
Agency S. 3, 8, 9; FB Physikalische<br />
Technik (Archiv) S. 18; Rauschhofer<br />
(Archiv) S. 57; Schöndorf S. 40;<br />
Simmel-Joachim (Archiv) S. 56;<br />
Stiegler S. 6, 10, 11, 16, 17, 19, 40, 41,<br />
42, 45, 46, 47, 53; Waller S. 54;<br />
Werum S. 4.<br />
Anzeigenschluss nächste Ausgabe:<br />
15. November 2006<br />
53<br />
<strong>FHW</strong> INTERN
<strong>FHW</strong> INTERN<br />
Ehrendoktorwürde der Vasile Goldis Universität Arad<br />
Die dritte Ehrendoktorwürde für Professor<br />
Clemens Klockner<br />
Jens Gaida begann am 1. August 2002<br />
seine 3 1/2 jährige Berufsausbildung<br />
zum Elektroinstallateur in der elektrotechnischen<br />
Werkstatt am Studienort<br />
Wiesbaden. Er war der erste Auszubildende,<br />
der in diesem Beruf am Studienort<br />
Wiesbaden von dem Leiter der<br />
Werkstatt, Michael Waller, und seinen<br />
Mitarbeitern Frank Bendel und Hans-<br />
Peter Hammen ausgebildet wurde.<br />
Ende Januar 2006 legte Herr Gaida<br />
seine Abschlussprüfung mit gutem<br />
Erfolg bei der Handwerkskammer<br />
Wiesbaden ab. Aufgrund der Umbauarbeiten<br />
für das Akademische Auslandsamt,<br />
das Studentensekretariat und<br />
die Zentrale Studienberatung konnte<br />
Herr Gaida kurzfristig weiter beschäftigt<br />
werden. Seine weitere Laufbahn möchte<br />
er bei der Bundeswehr suchen.<br />
54<br />
für den Präsidenten der Fachhochschule Wiesbaden<br />
Auf Beschluss des Senates der Vasile Goldis Universität Arad (Rumänien) wurde<br />
der Präsident der Fachhochschule Wiesbaden, Prof. Dr. h.c. Clemens Klockner,<br />
im Rahmen einer akademischen Feier am 3. Februar 2006 in Arad mit der Ehrendoktorwürde<br />
der Universität ausgezeichnet. Die Universität würdigte mit dieser<br />
Auszeichnung die nachhaltige Unterstützung, die sie durch Klockner beim Aufbau<br />
gestufter Studienabschlüsse im Rahmen des Bologna-Prozesses erfuhr. Gleichzeitig<br />
wurden auch die Bemühungen des Präsidenten der Fachhochschule Wiesbaden<br />
bei der Einführung eines Qualitätssicherungssystems für die universitäre Forschung<br />
in Arad gewürdigt. Auch beim Aufbau eines deutschen Sprachen- und Kulturzentrums<br />
an der Universität Arad hat sich Klockner verdient gemacht. Beide Hochschulen<br />
haben im Jahre 2005 eine Kooperationsvereinbarung über die akademische<br />
Zusammenarbeit im Bereich von Lehre und Forschung abgeschlossen.<br />
Prof. Klockner war bereits in den Jahren zuvor mit der Ehrendoktorwürde der<br />
Staatlichen Universität für Architektur und Bauwesen St. Petersburg sowie der<br />
Lucian-Plaga-Universität Hermannstadt ausgezeichnet worden.<br />
Ausbildung an der FH<br />
Unser Foto zeigt Jens Gaida mit seinem Gesellenstück.<br />
An den Zentralen Werkstätten werden zum Herbst dieses Jahres wieder zwei Ausbildungsplätze angeboten: ein Feinwerkmechaniker<br />
und ein Elektroniker der Fachrichtung „Energie- und Gebäudetechnik“ sollen dann im September am Studienort<br />
Rüsselsheim ihre Berufsausbildung beginnen.
Marketing- und<br />
Kulturexperte fest im Team<br />
Mit der Ernennung des Praktikers,<br />
Marketingexperten, Rhetorikers und<br />
Kulturinitiators Werner E.A. Boehler<br />
zum Honorarprofessor verstärken die<br />
Kommunikationsdesigner am fusionierten<br />
Fachbereich Design Informatik<br />
Medien ihr Team mit einem erfahrenen<br />
Fachmann und engagierten Querdenker.<br />
Werner E.A. Boehler lehrt seit 1976<br />
an der Wiesbadener Hochschule und<br />
bereichert durch seine langjährige Erfahrung,<br />
lebendige Lehre und motivierende<br />
Art das Studienprogramm der<br />
Gestalter. Boehler, der sich seit 30 Jahren<br />
mit der Weiterentwicklung gängiger<br />
Neuer Honorar-<br />
professor<br />
am Fachbereich<br />
Geisenheim<br />
In einer kleinen Feierstunde wurde<br />
Dr. Dieter Hoppmann von Prof. Dr. h.c.<br />
mult. Clemens Klockner, dem Präsidenten<br />
der Fachhochschule Wiesbaden,<br />
zum Honorarprofessor ernannt. Diese<br />
Ehrung erfolgte auf Vorschlag des Fachbereichs<br />
Geisenheim. Mit der Verleihung<br />
dieses Titels möchte der Fachbereich<br />
die fast 30-jährige Tätigkeit von<br />
Dieter Hoppmann als Lehrbeauftragter<br />
am Studienort Geisenheim würdigen.<br />
Herr Hoppmann, langjähriger Leiter<br />
der Agrarmeteorologischen Forschungsund<br />
Beratungsstelle des Deutschen<br />
Wetterdienstes in Geisenheim, hat sich<br />
in Vorlesungen und Seminaren sowie<br />
mit der Betreuung zahlreicher Diplomarbeiten<br />
in besonderer Weise in der<br />
Ausbildung an der Fachhochschule engagiert.<br />
Über viele Jahre hinweg hat er<br />
diese Tätigkeiten in allen Studiengängen<br />
wahrgenommen, seit zehn Jahren<br />
konzentriert sich Prof. Dr. Hoppmann<br />
auf die Lehre im Studiengang Weinbau<br />
und Oenologie. Neben Grundlagen der<br />
Theorien beschäftigt und dabei neue<br />
Wirkmodelle umsetzte (rund ein Dutzend<br />
Spezialschemata für verschiedene<br />
Anwendungsbereiche im Marketing<br />
stammen von ihm), vermittelt seinen<br />
Studierenden auf anschauliche Art<br />
wertvolles Fachwissen und wagt zugleich<br />
mit seiner erfolgreichen Kulturinitiative<br />
„Literatur im Glashaus“<br />
den Blick über den Tellerrand hinaus.<br />
Zusätzlich muss auch auf sein jüngst<br />
entwickeltes Denkverfahren zur Ideenentwicklung<br />
„Brainmorphing“ hingewiesen<br />
werden, das Studierende zum<br />
Anders-Denken bewegen soll.<br />
Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen<br />
gehören u.a. „Eine Marketing-<br />
Matrix für Kommunikationsdesigner“<br />
(1984), „Literaturmedien und ihre<br />
mentale Rezeption“ (2004) und „7 Mal<br />
in 7 Medien und 7 Mal anders“ (2005).<br />
Prof. Dipl.-Des. Gregor Krisztian<br />
Fachbereich Design Informatik Medien<br />
Agrarmeteorologie vermittelt er in seinen Veranstaltungen die Anwendung dieser<br />
Kenntnisse, insbesondere im Bereich der Bewertung von Rebflächen. Eine weitere<br />
Vorlesung „Prognosemodelle“ befasst sich mit den Grundlagen und Einsatzmöglichkeiten<br />
von mathematischen Modellen in der weinbaulichen Beratungspraxis. In<br />
diesem Bereich gab es eine enge Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet Phytomedizin<br />
der Forschungsanstalt Geisenheim, aus der ebenfalls viele Diplomarbeiten hervorgingen.<br />
Die Lehrveranstaltungen von Prof. Dr. Hoppmann sind aufgrund des direkten<br />
Bezugs zur Forschung für die Geisenheimer Studenten besonders wertvoll. Die<br />
hohe Akzeptanz bei den Studierenden zeigt sich vor allem in der Anzahl betreuter<br />
Diplomarbeiten: Hoppmann hat 38 Diplomandinnen und Diplomanden erfolgreich<br />
zum Diplom geführt!<br />
Selbst aus der Landwirtschaft stammend, hat Hoppmann das notwendige Gespür,<br />
um die Studentinnen und Studenten des Garten- und Weinbaus so zu motivieren,<br />
dass sie der eher physikalisch-mathematisch geprägten Materie der Agrarmeteorologie<br />
so viel Reiz abgewinnen konnten, sich damit intensiv zu befassen.<br />
Die Übernahme von Lehraufträgen für das Fach Agrarmeteorologie an der Universität<br />
Bonn und der Fachhochschule Soest seit 2002 zeigt, welche Wertschätzung<br />
Dr. Hoppmann auch außerhalb Hessens entgegengebracht wird. Der Fachbereich<br />
Geisenheim hofft auf eine weitere produktive Zusammenarbeit, auch wenn Prof.<br />
Dr. Hoppmann demnächst in den wohlverdienten Ruhestand gehen wird.<br />
Prof. Dr. Otmar Löhnertz, Dekan des Fachbereichs Geisenheim<br />
55<br />
Die neuen<br />
Honorarprofessoren<br />
Werner E.A. Boehler<br />
(oben) und<br />
Dr. Dieter Hoppmann<br />
(2.v.r. unten).<br />
<strong>FHW</strong> INTERN
Zwei Professorinnen der Fachhochschule erhielten das<br />
BUNDESVERD<br />
<strong>FHW</strong> INTERN<br />
Prof. Dr. Monika Simmel-Joachim aus dem Fachbereich<br />
Sozialwesen der Fachhochschule Wiesbaden erhielt im Januar<br />
dieses Jahres das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens<br />
der Bundesrepublik Deutschland, die höchste<br />
Auszeichnung der Bundesrepublik. Persönlich verliehen<br />
wurde es ihr von der hessischen Sozialministerin, Silke<br />
Lautenschläger, in der Dienstvilla des hessischen Ministerpräsidenten.<br />
Den Grund für diese ganz besondere Ehre sieht<br />
die Ausgezeichnete in ihrem langjährigen ehrenamtlichen<br />
Engagement besonders zur Verbesserung der sozialen Stellung<br />
der Frau.<br />
Prof. Dr. Simmel-Joachim war in den vergangenen Jahrzehnten<br />
häufig genug in Brennpunkten sozialpolitischer und<br />
gesellschaftlicher Konflikte zu finden: Als Vorsitzende im<br />
Bundesverband von Pro Familiabeteiligte sie sich erfolgreich<br />
an der Diskussion zum Paragraphen 218 mit dem Ziel einer<br />
Reform dieses sogenannten „Abtreibungs“-Paragraphen. Sie<br />
war zwölf Jahre lang stellvertretende und dann Vorsitzende<br />
des Päritätischen Wohlfahrtsverbandes, als erste Frau an der<br />
Spitze seit den 20er Jahren. Viele Jahre war sie Kuratorin<br />
im „Müttergenesungswerk“, zu dem sie zwei Studien geleitet<br />
hat. In den letzten Jahren hat die Sozialwesen-Professorin<br />
als Mitglied der Sachverständigenkommission für Kriminal-<br />
56<br />
prävention der Hessischen Landesregierung an der Erstellung<br />
des Landesaktionsplans gegen häusliche Gewalt verantwortlich<br />
mitgewirkt, den das hessische Kabinett im Herbst 2004<br />
verabschiedete. So konnte sie ihre Forschungsarbeit und Praxiserfahrung<br />
zum Thema „Häusliche Gewalt“ in politisches<br />
Handeln umsetzen.<br />
„Sie sind immer gradlinig ihren Weg gegangen, haben in<br />
kontroversen Diskussionen, wie z.B. beim Streit um den<br />
Paragraphen 218, auch hingenommen, in der Öffentlichkeit<br />
an den Pranger gestellt zu werden, Sie haben über Jahrzehnte<br />
hinweg Anstöße gegeben, Wissenschaft und Praxis verbunden,<br />
Überzeugungsarbeit geleistet und nicht zuletzt auch immer<br />
MitstreiterInnen gefunden“, sagte Silke Lautenschläger und<br />
bezeichnete Prof. Dr. Simmel-Joachims Arbeit als „vorbildhaft“.<br />
Sie selbst habe sich bei ihrer frauenpolitischen Arbeit bewusst<br />
nie einer politischen Partei angeschlossen, es sei ihr immer<br />
darum gegangen, Lehrtätigkeit und ehrenamtliches soziales<br />
Engagement zusammenzubringen, resümierte Prof. Dr. Simmel-<br />
Joachim im Anschluss an die Verleihung ihre lebenslange,<br />
streitbare Motivation, mit der sie für die Rolle der Frau in<br />
der Gesellschaft eintritt.
IENSTKREUZ<br />
Als Professorin im Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule<br />
Wiesbaden ging Dr. Gisela Rauschhofer 1992 nach<br />
Thüringen – ursprünglich für ein Jahr als Gründungsdekanin<br />
des Fachbereichs Wirtschaft an der Fachhochschule in<br />
Erfurt. Doch dann blieb sie „etwas länger“, nämlich fast neun<br />
Jahre. Für ihre Leistungen innerhalb dieser „etwas“ längeren<br />
Zeit bekam sie 2005 das Bundesverdienstkreuz am Bande.<br />
Im Januar 2006 nahm Prof. Dr. Rauschhofer diese höchste<br />
deutsche Auszeichnung aus den Händen von Thüringens<br />
Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel entgegen (siehe Foto).<br />
Zu den hervorstechendsten Leistungen der Geehrten zählen<br />
ihre Tätigkeiten in der Hochschullandschaft Thüringens:<br />
als Gründungsrektorin der Fachhochschule Erfurt und der<br />
Fachhochschule Nordhausen. Und nicht zu vergessen:<br />
Dr. Rauschhofer ist inzwischen auch Honorarprofessorin der<br />
<strong>FHW</strong>.<br />
In nur einem halben Jahr in Erfurt erarbeitete sich Prof.<br />
Dr. Rauschhofer eine herausragende Reputation, aufgrund<br />
derer man sie zur Hochschulrektorin in Erfurt wählte. Diese<br />
Herausforderung nahm sie mit effizienter Arbeit und innovativen<br />
Ideen an. In nur vier Jahren schaffte sie Erstaunliches:<br />
den Aufbau von neun Studiengängen, die Berufung der<br />
Professorenschaft und die Schaffung eines Auslandsreferats.<br />
Dr. Rauschhofer „schmiedete“ viele Kooperationsverträge mit<br />
ausländischen Hochschulen, konstituierte das erste Kuratorium<br />
der FH und ließ ein multimediales Sprachlabor errichten.<br />
Auslandsaufenthalte und Gastdozenturen kamen noch hinzu.<br />
In beiden Hochschulen – in Erfurt und anschließend in<br />
Nordhausen – war es eines ihrer Hauptziele, bei knappen<br />
Mitteln eine leistungsfähige Hochschule so schnell und<br />
arbeitsfähig wie möglich aufzubauen. Der Beginn des Studienbetriebs<br />
gelang jeweils in nur gut neun Monaten, was Kenner<br />
als einen Fall für das Guinnessbuch der Rekorde „bewerten“.<br />
Während ihrer Rektorate und nach ihrer Emeritierung<br />
wirkte sie in verschiedenen hochschulpolitischen Gremien<br />
wie z.B. als Vorsitzende der Thüringer Hochschulkonferenz<br />
und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst mit.<br />
Wie gut die beiden neuen Fachhochschulen „laufen gelernt“<br />
haben unter ihrer Ägide, belegen zwei Zahlen: insgesamt<br />
studieren dort inzwischen 6000 Studierende, und ca.<br />
180 Professorinnen und Professoren betreiben dort Lehre<br />
und praxisorientierte Forschung.<br />
57<br />
<strong>FHW</strong> INTERN
<strong>FHW</strong> INTERN<br />
Wiesbadener Gestalter<br />
heißen Indien willkommen<br />
Die Stadt Frankfurt heißt zum ersten Mal mit einer Plakatkampagne das Gastland Indien zur Frankfurter Buchmesse 2006<br />
willkommen. Seit Mitte Mai hängen an allen Frankfurter U-Bahnhöfen drei Plakate, die in jedem Plakatdschungel optisch<br />
überleben. Gestaltet wurden die Motive von jungen Kommunikationsdesignern der Wiesbadener Hochschule/Fachbereich<br />
Design Informatik Medien und sind das Ergebnis eines Projektes unter der Leitung von Prof. Gregor Krisztian.<br />
Vorentwürfe zur Projektkorrektur Der Indische Generalkonsul Ashok Kumar bei<br />
der Präsentation<br />
Aufmerksam geworden durch die vielfach ausgezeichneten<br />
Arbeiten der Gestalter schlug Dr. Klaus Klemp, Leiter der<br />
Kulturabteilung des Frankfurter Amtes für Wissenschaft und<br />
Kunst, im vergangenen Herbst Prof. Krisztian eine gemeinsame<br />
Kulturinitiative vor. Diese sollte kurzfristig erfolgen.<br />
Deshalb war ein Stegreifprojekt, in dem binnen zwei bis<br />
drei Wochen wechselnde Aufgabenstellungen gelöst werden<br />
müssen, das ideale Modell, um zu schnellen Ergebnissen und<br />
Entscheidungen zu kommen. 24 Studierende wurden gebrieft<br />
und reisten nach Frankfurt, um in den Räumen der Buchmesse<br />
von Indien-Experten mit dem gesellschaftlich-kulturellem<br />
Hintergrund vertraut gemacht zu werden. Bereits eine Woche<br />
später lagen die vertieften Recherche-Ergebnisse allen Projektteilnehmern<br />
vor und die Entwurfsphase konnte beginnen.<br />
Anfang Dezember kämpften rund 150 Plakatideen ums<br />
Weiterkommen in diesem internen Wettbewerb. Prof. Krisztian<br />
samt Projektteilnehmer gingen ans kritische Verdichten<br />
und filterten die besten Entwürfe heraus. Knapp 50 Plakatideen<br />
blieben übrig und wurden Mitte Dezember an der<br />
Hochschule präsentiert.<br />
Zur Fachjury, die sich trotz einer Fülle hervorragender Ideen<br />
für drei Favoriten entscheiden musste, gehörten: Ashok<br />
Kumar, Indischer Generalkonsul; Dr. Klaus Klemp, Amt<br />
für Wissenschaft und Kunst; Karin Plötz, Werbeleiterin der<br />
Buchmesse Frankfurt; Michael Eibes, Vorstand des Deutschen<br />
Designer Clubs und Prof. Gregor Krisztian.<br />
Als Sieger gingen die Entwürfe von Magdalena Ortmann<br />
& Martin Kunze (1. Platz), Natalja Schuller & Steffen Kraft<br />
(2. Platz) sowie Silvia Püchner, Beate Wagner & Andrea<br />
Williams (3. Platz) aus dem internen Wettbewerb hervor.<br />
58<br />
Da die gezeigten Entwürfe jedoch so begeisterten, entschieden<br />
sich die Initiatoren, weitere zehn Motive als Postkartenserie<br />
aufzulegen. Diese wird bis zum <strong>Sommer</strong> im gesamten Rhein-<br />
Main-Gebiet verteilt. Das freut, denn die studentischen<br />
Teams haben damit wieder einmal beste Gelegenheit, über<br />
das Entwerfen hinaus auch ihre Produktionskenntnisse einzubringen.<br />
Die Buchmesse, die Stadt Frankfurt wie auch das Indische<br />
Generalkonsulat zeigten sich bei der internationalen Pressekonferenz<br />
am 1. Juni im Literaturhaus Frankfurt begeistert<br />
von den Arbeiten. Jürgen Boos, der Direktor der Frankfurter<br />
Buchmesse, bezog sich gleich zu Beginn seiner Rede auf die<br />
auffälligen wie kreativen Plakatwerke aus Wiesbaden. Kein<br />
Wunder: die eigenwilligen wie humorvollen Motive springen<br />
jedem sofort ins Auge. Die Nachfrage ist laut Buchmesse<br />
unglaublich, auch die Karten werden bereits seh-süchtig<br />
erwartet. Auch zur Buchmesse selbst werden die Motive für<br />
das Gastland werben.<br />
Fazit: Die Wiesbadener Gestalter haben wieder einmal<br />
bewiesen, dass sich Lehre und Praxis trefflich miteinander<br />
verbinden lassen und gute Gestaltung durch Phantasie,<br />
Begeisterung und Professionalität entsteht. Als großes Kompliment<br />
ist deshalb das Angebot der Buchmesse Frankfurt zu<br />
verstehen, die bereits nach der Pressekonferenz signalisierte,<br />
dass die Werbeaktion für Katalonien, dem literarischen Gast<br />
2007, ebenfalls in Wiesbaden konzipiert werden soll. Das<br />
nächste Projektteam kann sich „warmlaufen“.<br />
Prof. Dipl.-Des. Gregor Krisztian<br />
(gregorkrisztian@t-online.de)
1. Preis:<br />
Martin Kunze &<br />
Magdalena Ortmann<br />
2. Preis:<br />
Natalja Schuller<br />
& Steffen Kraft<br />
3. Preis:<br />
Sivlia Püchner,<br />
Andrea Williams<br />
& Beate Wagner<br />
59<br />
<strong>FHW</strong> JOURNAL