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Ergebnisse des DDA-Monitoringprogramms, Teil II - Dachverband ...

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VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 177<br />

<strong>Ergebnisse</strong> <strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-<strong>Monitoringprogramms</strong>, <strong>Teil</strong> <strong>II</strong>:<br />

Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland<br />

1989–2003<br />

Martin Flade & Johannes Schwarz<br />

1. Einleitung und Fragestellungen<br />

Flade, M. & J. Schwarz 2004: Results of the German Common Birds Census, part <strong>II</strong>:<br />

population changes in German forest birds 1989–2003. Vogelwelt 125: 177 – 213.<br />

The German Common Birds Census, which runs since 1989 and is based on territory mapping<br />

and point counts, provi<strong>des</strong> reliable data (TRIM index curves) on the population changes of 52<br />

German forest bird species. Despite free choice of plots and routes, only a quarter of these species<br />

shows significant differences in annual changes or overall trend of the index curves derived from<br />

the two different field methods. These differences could be successfully interpreted by analysis<br />

of sub-samples (post-hoc stratification). Concerning the annual population changes, 11 partly<br />

or short-distance migrants turned out to be sensible against severe winters, most pronounced<br />

in the Wren. Negative correlations between severe winters and the population changes of the<br />

long-distance migrant Wood Warbler are probably caused by delayed growth of the ground<br />

vegetation in spring. Positive responses to severe winters in 11 (optional) seed-feeding residents<br />

and partly migrants as well as four long-distance migrants point to complex interactions between<br />

weather, forest tree seed crop, vegetation growth, insect gradations as well as competition and<br />

predation systems, which are still poorly understood. For 10 (optional) seed-feeding species in<br />

total, positive correlations between forest tree fructification and annual population changes were<br />

found. Negative correlations between forest tree seed crop and annual population changes of<br />

four species could be connected with competition relations, which can be proven for the Pied<br />

Flycatcher (nest-hole competition), which shows significant negative correlations with the annual<br />

changes of Tits and Nuthatch. Within the study period, 21 out of 52 species have significantly<br />

increased, but in 17 of these species this increases happened exclusively outside the forests (in<br />

urban areas like gardens, parks, cemeteries). Seven out of ten declining species are long-distance<br />

migrants. The biggest actual threat for German forest birds, therefore, are adverse changes in<br />

the African environment. But in a medium or long term, the complex effects of global climate<br />

change on the forest ecosystems are incalculable and could lead to tremendous changes, also in<br />

the population dynamics of forest birds. Considering this background, the substantial improvement<br />

and enlargement of the German Common Birds Monitoring, which started in 2004 with<br />

a new scheme, will be of major importance.<br />

Key words: population trends, bird monitoring, forest birds, forest tree seed crop, winter weather,<br />

long-distance migrants.<br />

Über langfristige Bestandsentwicklung und kurzfristige<br />

Bestandsschwankungen häufigerer Waldvogelarten<br />

gibt es in Deutschland nur wenige Daten. Im Fokus <strong>des</strong><br />

Naturschutzes standen in den letzten Jahrzehnten zum<br />

einen eher seltene und gefährdete Arten sowie Arten<br />

der Feuchtgebiete, Trockenbiotope und Agrarlandschaften,<br />

die z. T. starke Bestandsrückgänge zeigten;<br />

zum andern konzentrierten sich andere Langzeit-Erfassungprogramme<br />

vor allem auf Vögel der Röhrichte<br />

und Gebüsche (Fangprogramme der Vogelwarten, vor<br />

allem Mettnau-Reit-Illmitz-Programm, BERTHOLD et<br />

al. 1986, 1993, 1999) sowie tagziehende Arten (z. B.<br />

GATTER 2000). Zwar sind darunter jeweils auch einige<br />

Waldvögel, das Gros der Waldarten wurde jedoch<br />

nicht langfristig untersucht. Etwas besser bekannt ist<br />

die langfristige Bestandsentwicklung zumin<strong>des</strong>t der<br />

selteneren Waldeulen (s. Themenheft der Vogelwelt<br />

2003, Jahrgang 124, Heft 5–6) sowie der Raufußhühner<br />

(s. KLAUS & BERGMANN 2004). Darüber hinaus<br />

sind die Greifvögel über das Monitoring Greifvögel<br />

und Eulen seit etwa Mitte der 1980er Jahre recht gut<br />

erfasst (z. B. MAMMEN & STUBBE 2002), ebenso einige<br />

seltene Großvögel (z. B. Schwarzstorch Ciconia nigra,<br />

einige Greifvogelarten, Kranich Grus grus) über das<br />

<strong>DDA</strong>-Monitoringprogramm seltener Vogelarten.<br />

Arbeiten zur Populationsdynamik häufigerer Arten<br />

beschränken sich auf lokale Studien zu einzelnen Arten<br />

(z. B. Kleiber Sitta europaea im Harz über 22 Jahre,


178 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

ZANG 2003b) und auf Nistkasten-Populationen von<br />

Höhlenbrütern (z. B. BERNDT & WINKEL 1979; WIN-<br />

KEL & FRANTZEN 1991; WINKEL 1993, 1996; WINKEL<br />

& WINKEL 1998; Artbearbeitungen Meisen und Kleiber<br />

in ZANG & HECKENROTH 1998), wobei die Übertragbarkeit<br />

von Befunden über Nistkasten-Populationen<br />

auf die Gesamtbestände teilweise nicht gegeben und<br />

insgesamt zumin<strong>des</strong>t unklar ist (WESOŁOWSKI 1989,<br />

2001; WESOŁOWSKI et al. 2002).<br />

Für die meisten häufigeren Waldvogelarten Deutschlands<br />

ist <strong>des</strong>halb das <strong>DDA</strong>-Monitoringprogramm die<br />

einzige solide Datenquelle zur Bestandsentwicklung in<br />

den letzten 15 Jahren. Immerhin lassen sich Aussagen<br />

zur Bestandsdynamik von 52 Arten treffen.<br />

Aufgrund der langfristigen Prozesse in der Waldentwicklung<br />

(Waldwachstum, Waldgenerationswechsel,<br />

Nutzungszeiträume, langfristige Standortveränderungen)<br />

ist bei den Waldvögeln eine weniger starke<br />

kurz- bis mittelfristige Dynamik zu erwarten als z. B.<br />

in Agrarlandschaften. Auch sind vergleichbar starke<br />

Zu- oder Abnahmen von Waldvögeln aus den letzten<br />

10–20 Jahren kaum bekannt (die drastischen Bestands-<br />

einbrüche von Auerhuhn Tetrao urogallus und Haselhuhn<br />

Bonasa bonasia setzten schon viel früher ein,<br />

BAUER & BERTHOLD 1996). Möglicherweise sind aber<br />

auch deutliche Bestandsveränderungen von häufigeren<br />

Waldvögeln bisher unentdeckt geblieben. Zudem stellt<br />

sich die Frage, wodurch kurzfristige und zyklische Bestandsschwankungen<br />

von Waldvögeln in Deutschland<br />

gesteuert sein könnten. Neben den Auswirkungen <strong>des</strong><br />

Wetters, insbesondere in den Wintermonaten und zur<br />

Brutzeit, kommen hier z. B. die direkten und indirekten<br />

Auswirkungen der Baummast-Intensitäten (Fruktifikationen)<br />

der häufigeren Waldbaumarten in Betracht<br />

(GATTER 2000). Gesicherte Erkenntnisse dieses Funktionskomplexes<br />

wären mit Sicherheit auch hilfreich,<br />

um die langfristigen Auswirkungen der sich beschleunigenden<br />

globalen Klimaerwärmung auf Waldvögel<br />

besser abschätzen zu können.<br />

Auf Basis dieser Ausgangslage ergeben sich daher<br />

folgende Fragestellungen an die Auswertung der Daten<br />

<strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-<strong>Monitoringprogramms</strong>:<br />

• Welche Faktoren steuern die kurzfristige Bestandsdynamik?<br />

• Wie verlief die Bestandsentwicklung der etwa 50<br />

häufigsten deutschen Waldvogelarten seit 1989?<br />

Gibt es regionale Unterschiede und Unterschiede<br />

innerhalb und außerhalb von Wäldern?<br />

• Welche Arten haben in den letzten 15 Jahren im<br />

Bestand abgenommen und was könnten die Gründe<br />

sein? Welche Folgerungen sind für Forschung und<br />

Naturschutz zu ziehen?<br />

• Welchen Beitrag leistet das <strong>DDA</strong>-Monitoringprogramm<br />

zur Beantwortung dieser Fragen?<br />

2. Material und Methoden<br />

Die im Rahmen <strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-<strong>Monitoringprogramms</strong> verwendeten<br />

Gelände- (Revierkartierung = RK und Punkt-Stopp-Zählung<br />

= PS) und Auswertemethoden sowie die zu beachtenden<br />

Einschränkungen der Aussagefähigkeit <strong>des</strong> Materials besonders<br />

bezüglich der Repräsentanz der untersuchten Flächen<br />

und Routen sind bereits von SCHWARZ & FLADE (2000) ausführlich<br />

dargestellt und diskutiert worden (s. auch Tab. 4).<br />

Eine Wiederholung kann hier entfallen.<br />

Insgesamt sind im Untersuchungszeitraum 1989–2003<br />

die Daten von 697 Punkt-Stopp-Routen und 323 Revierkartierungsflächen<br />

gemeldet und in der Datenbank erfasst worden.<br />

Die jährliche Stichprobengröße liegt bei maximal 497 PS-<br />

Routen und 147 RK-Flächen (Tab. 1–3). Die Schwerpunkte<br />

der regional sehr unterschiedlich verteilten Flächen und Routen<br />

liegen aktuell recht gut über den Osten (Brandenburg),<br />

Nordwesten (Schleswig-Holstein, Hamburg, mittleres Niedersachsen),<br />

Westen (Nordrhein-Westfalen) und neuerdings<br />

Süden (Baden-Württemberg, erst ab 1999) verteilt (Abb. 1<br />

und 2). Zu beachten ist, dass die Daten aus Brandenburg für<br />

die Jahre 2002 und 2003 erst unvollständig in die Datenbank<br />

eingegeben sind und die RK-Daten insgesamt zudem oft erst<br />

mit mehrjähriger Verzögerung eingesandt werden (daher der<br />

starke Abfall gegen Ende <strong>des</strong> Untersuchungszeitraums).<br />

Außerdem ist anzumerken, dass die Daten aus Baden-<br />

Württemberg bisher aus folgenden Gründen nur sehr eingeschränkt<br />

verwendbar sind:<br />

Tab. 1: Zahl der Punkt-Stopp-Routen und Probeflächen, de-<br />

ren Daten in die Datenbank eingegeben sind (Daten aus<br />

Brandenburg für 2001, 2002 und vor allem 2003 noch nicht<br />

vollständig!). – Number of point counts and territory mapping<br />

plots included in the current data analysis (notice: data from<br />

Brandenburg for 2001, 2002 and 2003 are still incomplete).<br />

Jahr<br />

year<br />

Punkt-Stopp-Zählung<br />

point counts<br />

Routen<br />

routes<br />

Zählungen<br />

counts<br />

Revierkartierung<br />

territory mapping<br />

Probeflächen<br />

plots<br />

1989 81 312 65<br />

1990 102 416 72<br />

1991 143 573 86<br />

1992 175 717 100<br />

1993 186 773 102<br />

1994 189 792 95<br />

1995 215 925 101<br />

1996 232 1003 104<br />

1997 233 1052 116<br />

1998 257 1153 147<br />

1999 492 1893 147<br />

2000 497 1896 128<br />

2001 453 1671 92<br />

2002 470 1739 80<br />

2003 207 915 64


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 179<br />

Tab. 2: Verteilung der bearbeiteten Punkt-Stopp-Zählrouten auf die Bun<strong>des</strong>länder von 1989 bis 2003, so weit in die<br />

Datenbank eingegeben. Zu beachten: für Baden-Württemberg 1999–2002 Übernahme der PS- und LT-Daten aus dem<br />

staatlich geförderten Monitoring; keine Prüfung der Datenqualität (siehe Text); Daten aus Brandenburg für 2001 bis<br />

2003 nicht vollständig in der Datenbank. – Distribution of surveyed point count routes 1989 to 2003 of which the data<br />

are included in the data base, according to federal states (notice: data from Baden-Württemberg are not checked for<br />

quality yet; data from Brandenburg are still incomplete for 2001–2003).<br />

Bun<strong>des</strong>land/Jahr<br />

federal state/year<br />

Baden-Württemberg<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03<br />

3 8 9 14 12 7 4 4 4 4 226 233 237 261 2<br />

Bayern 5 6 5 3 9 9 8 8 7 5 5 2 2 11 10<br />

Berlin 4 6 9 7 4 5 5 4 5 4 5 5 4 5 6<br />

Brandenburg 0 0 7 17 16 16 61 70 84 92 104 109 66 56 44<br />

Hamburg 15 20 13 15 13 13 11 11 11 12 12 13 13 9 9<br />

Hessen 0 0 2 14 15 14 10 14 14 25 27 27 27 26 26<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Niedersachsen mit<br />

Bremen<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

0 0 4 11 12 12 11 9 9 10 8 7 7 8 4<br />

22 27 36 35 33 38 34 37 24 27 25 21 21 21 21<br />

23 26 24 24 32 34 34 40 40 42 43 39 39 34 35<br />

Rheinland-Pfalz 2 2 1 3 10 11 8 7 6 7 5 6 4 5 3<br />

Saarland 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Sachsen 0 0 7 6 5 5 7 6 7 9 11 8 7 7 8<br />

Sachsen-Anhalt 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 3 3 26<br />

Schleswig-Holstein 7 7 20 21 18 19 18 18 18 17 15 14 14 15 13<br />

Thüringen 0 0 6 5 7 6 4 4 4 3 6 10 9 9 0<br />

Summe – total 81 102 143 175 186 189 215 232 233 257 492 497 453 470 207<br />

• Das Programm wurde in seiner heutigen Intensität erst<br />

Mitte der 1990er Jahre begonnen, und aus technischen<br />

Gründen sind erst die Daten ab 1999 in die Datenbank<br />

eingegeben.<br />

• Die Methodik weicht deutlich ab: Es wurden kürzere<br />

PS-Routen sowie Linientaxierungen bearbeitet und i.<br />

d. R. nur drei Begehungen (statt fünf) pro Saison an<br />

abweichenden Terminen durchgeführt.<br />

• Die Bearbeitung der Routen erfolgte im Vergleich relativ<br />

diskontinuierlich, d. h. mit vielen jahrweisen Lücken und<br />

Wechseln.<br />

• Durch vorgenannte Besonderheiten bedingt zeigen die<br />

Baden-Württemberger Daten sehr starke Streuungen<br />

(große Standardfehler).<br />

Für die Analyse regionaler Unterschiede und Trends mussten<br />

wir uns also weiterhin auf den West-Ost-Vergleich beschränken<br />

(s. Regionen in Abb. 1 und Ausführungen in SCHWARZ<br />

& FLADE 2000).<br />

Die Verteilung der Zählstopps auf Lebensraumtypen entspricht<br />

nicht der flächenmäßigen Verteilung in Deutschland<br />

(Abb. 3). So sind z. B. Äcker bei den PS-Routen unterrepräsentiert,<br />

Siedlungen/Grünanlagen und Wälder dagegen überrepräsentiert.<br />

Für die hier betrachteten Waldvögel kommen<br />

als Lebensraum außer den Wäldern vor allem Siedlungen<br />

(inkl. Gärten, Parks, Friedhöfen) in Frage. Da Siedlungen<br />

und Wälder etwa in gleichem Maße überrepräsentiert sind<br />

(Abb. 3), braucht dieser Umstand in der folgenden Analyse<br />

nicht weiter berücksichtigt zu werden.<br />

Zur Analyse der kurzfristigen (jahrweisen) Bestandsschwankungen<br />

wurde eine Reihe von Vergleichsdaten herangezogen,<br />

die im Folgenden beschrieben werden:<br />

Für Korrelationen mit Wetterdaten wurden aus Gründen<br />

der Praktikabilität die Daten von drei jeweils für die Regionen<br />

„Nordwest“, „Südwest“ und „Ost“ repräsentativen<br />

Wetterstationen verwendet (Abb. 4): Soltau im mittleren<br />

Niedersachsen, im Zentrum der Bun<strong>des</strong>länder Nordrhein-<br />

Westfalen, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein<br />

(F.-U. SCHMIDT briefl.), Berlin-Tempelhof („Ost“) und Stuttgart-Flughafen<br />

(„Südwest“; J. WAHL briefl., Auswertung von<br />

im Internet verfügbaren Daten). Die Wetterdaten von diesen<br />

Stationen waren unmittelbar verfügbar; außerdem zeigt sich,<br />

dass sich teilweise verfügbare Daten anderer Stationen der<br />

jeweiligen Regionen in der hier verwandten Abweichung<br />

vom langjährigen Mittel nur minimal unterscheiden. Bei<br />

den Stationen Soltau und Berlin-Tempelhof gibt es bei der<br />

Abweichung von der mittleren Januartemperatur, Anzahl<br />

Frost- und Eistage pro Winter im Gesamtverlauf nur geringe<br />

Unterschiede; die Daten von Stuttgart weichen dagegen<br />

stärker ab (Abb. 4). Bei den Frühjahrsniederschlägen gibt es<br />

naturgemäß wesentlich stärkere lokale Unterschiede.


180 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Monitoring häufiger Vogelarten<br />

Lage der Revierkartierungsflächen (Stand Juli 2004)<br />

letztes Bearbeitungsjahr<br />

1998 oder früher<br />

1999 oder später<br />

Abb. 1: Verteilung der im Rahmen <strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-<strong>Monitoringprogramms</strong> häufiger Arten untersuchten und in dieser Arbeit<br />

berücksichtigten Revierkartierungs-Probeflächen (sofern Koordinaten bekannt; ca. 10 % fehlen in der Abb.) seit 1989,<br />

unterschieden nach dem Jahr der letzten Bearbeitung. – Distribution of territory mapping plots of the German Common<br />

Birds Census surveyed since 1989 (about 10% are missing, because co-ordinates are unknown) and referred to in this<br />

study; the latest year of survey is indicated.


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 181<br />

Westen – West<br />

Monitoring häufiger Vogelarten 1989–2003<br />

Lage der Punkt-Stopp-Zählrouten (Stand Juli 2004)<br />

letztes Bearbeitungsjahr<br />

1998 oder früher<br />

1999 oder später<br />

Osten – East<br />

Süden – South<br />

Abb. 2: Verteilung der im Rahmen <strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-<strong>Monitoringprogramms</strong> häufiger Arten untersuchten und in dieser Arbeit<br />

berücksichtigten Punkt-Stopp-Routen seit 1989 (ca. 10 % fehlen, da Koordinaten nicht bekannt), unterschieden nach<br />

dem Jahr der letzten Bearbeitung; außerdem ist die Aufteilung nach Regionen dargestellt. – Distribution of point count<br />

routes of the German Common Birds Census surveyed since 1989 (about 10% are missing, because co-ordinates are<br />

unknown) and referred to in this study; the last year of survey is indicated; furthermore, the devision into regions(west,<br />

east, south) is shown.


182 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Tab. 3: Verteilung der bearbeiteten Revierkartierungsflächen auf die Bun<strong>des</strong>länder von 1989 bis 2003 anhand der abgegebenen<br />

Kartierungsbögen, so weit in die Datenbank eingegeben (Achtung: Dateneingabe für Brandenburg ist erst<br />

unvollständig erfolgt!). – Distribution of surveyed territory mapping plots 1989 to 2003 of which the data are included in<br />

the data base, according to federal states (notice: data from Brandenburg are still incomplete).<br />

Bun<strong>des</strong>land/Jahr<br />

federal state/year<br />

Baden-Württemberg<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03<br />

4 3 3 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 3 0<br />

Bayern 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 0 1 1 1 1<br />

Berlin 6 7 6 12 14 14 1 1 2 2 3 3 2 2 2<br />

Brandenburg 4 4 4 1 0 0 24 26 34 38 44 62 41 33 24<br />

Hamburg 2 6 11 11 6 2 2 4 3 4 3 3 3 0 4<br />

Hessen 2 5 3 22 25 25 25 25 26 27 28 10 8 10 3<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Niedersachsen mit<br />

Bremen<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

5 5 6 7 8 7 7 8 10 36 37 12 11 10 12<br />

1 2 4 4 6 4 4 4 6 5 4 3 3 3 3<br />

23 24 20 10 10 11 11 12 10 7 6 6 5 3 3<br />

Rheinland-Pfalz 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Saarland 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0<br />

Sachsen 2 2 4 6 5 5 7 7 4 5 5 5 1 1 3<br />

Sachsen-Anhalt 3 3 4 5 5 5 5 6 6 4 5 5 4 4 3<br />

Schleswig-Holstein 2 3 3 3 3 2 3 3 4 4 4 4 3 2 2<br />

Thüringen 9 5 16 13 14 14 6 2 5 9 4 10 6 8 4<br />

Summe – total 65 71 86 100 102 95 101 104 116 147 147 128 92 80 64<br />

Bezüglich der Waldbaumfruktifikationen (Abb. 5) wurde<br />

uns eine Gesamtauswertung für das mittlere und nördliche<br />

Deutschland zur Verfügung gestellt, die aus den Blühprotokollen<br />

nach Daten der für Forstwirtschaft zuständigen<br />

Ödland, Heiden<br />

heathland<br />

Gewässer, Moore<br />

wetlands<br />

Wiesen, Weiden<br />

grassland<br />

Siedlungen, Grünanlagen<br />

urban areas<br />

Äcker<br />

arable land<br />

Wald<br />

forest<br />

0,2<br />

2,2<br />

0<br />

2,5<br />

4,6<br />

Flächenanteil Deutschland –<br />

area share Germany<br />

11,6<br />

Anteil Zählstopps > 75 % – share of<br />

counting stopps >75%<br />

16,2<br />

14,9<br />

Abb. 3: Verteilung der Zählstopps der Punkt-Stopp-Zählungen auf Bio-<br />

toptypen im Vergleich mit dem jeweiligen Flächenanteil in Deutschland.<br />

– Distribution of counting stopps from the point count scheme according<br />

to habitat types, in comparison with the area share of these habitat types<br />

in Germany.<br />

18,0<br />

19,5<br />

29,4<br />

37,9<br />

10,0 20,0 30,0 40,0<br />

Lan<strong>des</strong>ämter und -anstalten sowie den Erträgen der forstlichen<br />

Saatgutbestände der Bun<strong>des</strong>länder abgeleitet wurde<br />

(J. STEIGLEDER, Lan<strong>des</strong>forstanstalt Brandenburg). Die<br />

jährlichen Samenerträge der relevanten Baumarten (Buche<br />

Fagus sylvatica, Stiel- und Traubeneiche<br />

Quercus robur, Q. petraea, Waldkiefer Pinus<br />

sylvestris, Fichte Picea abies, Lärche<br />

40,8<br />

%<br />

Larix spec.) wurden jeweils in vier Kategorien<br />

eingeteilt, die gemessen an der maximal<br />

möglichen Mast (= 100 %) folgende<br />

Spannen umfassen:<br />

Vollmast: 71–100 %<br />

Halbmast: 41–70 %<br />

Sprengmast: 11–40 %<br />

Fehlmast: 0–10 %.<br />

Für die Gruppierungen nach „Laubbäumen“<br />

und „Nadelbäumen“ wurden die Daten für<br />

die jeweiligen Arten arithmetisch gemittelt<br />

(d. h. nicht nach Flächenanteil gewichtet).<br />

Insgesamt ist auffallend, dass – sicher<br />

witterungsbedingt – die Fruktifikationen der<br />

Fichte signifikant mit denen der Eichen sowie<br />

hochsignifikant mit denen von Buche und<br />

Laubbäumen insgesamt korrelieren (Tab. 5).<br />

Der negative Einfluss langer und kalter Win-


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 183<br />

Abweichung – deviation<br />

Eistage<br />

Anzahl Tage < 0 °C<br />

number of days < 0 °C<br />

Januar-Temperatur<br />

°C<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

–1<br />

–2<br />

–3<br />

–4<br />

–5<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Schneetage<br />

Anzahl Tage<br />

number of days<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Niederschlag April–Juni<br />

Abweichung – deviation<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

–50<br />

–100<br />

–150<br />

mm<br />

kalter Februar!<br />

Soltau<br />

Berlin Tempelhof<br />

Stuttgart<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Soltau<br />

Berlin Tempelhof<br />

Stuttgart<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Soltau<br />

Berlin Tempelhof<br />

Stuttgart<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Abb. 4: Winterwetter und Frühjahrsniederschläge im Untersuchungszeitraum an den drei Wetterstationen Soltau<br />

(Nordwesten), Berlin-Tempelhof (Osten) und Stuttgart-Flughafen (Südwesten) (Quelle: F.-U. SCHMIDT und J. WAHL,<br />

pers. Mitt., Auswertung von im Internet verfügbaren Daten). Von oben nach unten: Mittlere Januartemperatur (Abwei-<br />

chung vom langjährigen Mittel), Eistage pro Winter (24 h < 0 °C), Schneetage Oktober– April, Frühjahrsniederschläge<br />

(Abweichung der Summe April–Juni vom langjährigen Mittel). – Winter weather and spring rainfall during the study period<br />

at the three weather stations Soltau (north-west), Berlin Tempelhof (east) and Stuttgart airport (south-west). From top<br />

to bottom: mean January temperature (deviation from long-term mean), ice days per winter (24 h < 0 °C), number of<br />

days with snow cover October–April, spring rainfall (deviation from the long-term mean, total April–June).<br />

Soltau<br />

Berlin Tempelhof<br />

Stuttgart


184 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Tab. 4: Übersicht über die bei der PS für jede Art gewerteten Zählperioden (Zählperiode/Monatshälfte). 1 – 2/03, 2 – 2/04,<br />

3 – 1/05, 4 – 2/05, 5 – 1/06, 6 – 2/06. – Overview of the counting periods (fortnight/month), on which the TRIM indices<br />

for the point counts are based on. 1 – 2/03, 2 – 2/04, 3 – 1/05, 4 – 2/05, 5 – 1/06, 6 – 2/06.<br />

Art Zählperiode<br />

Accipiter gentilis<br />

Accipiter nisus<br />

Ae. caudatus<br />

Anthus trivialis<br />

Buteo buteo<br />

C. brachydactyla<br />

Certhia familiaris<br />

C. coccothraustes<br />

Columba oenas<br />

Col. palumbus<br />

Corvus corax<br />

Dendrocopos major<br />

Dendrocopos medius<br />

Dendrocopos minor<br />

Dryocopus martius<br />

Erithacus rubecula<br />

Ficedula hypoleuca<br />

Ficedula parva<br />

Muscicapa striata<br />

Fringilla coelebs<br />

Garrulus glandarius<br />

Hippolais icterina<br />

Jynx torquilla<br />

Loxia curvirostra<br />

Lullula arborea<br />

Lusc. megarhynchos<br />

Milvus milvus<br />

Tab. 5: Signifikante Korrelationen (SPEARMANS Rangkorrelation, zweiseitig) zwischen den Fruktifikationen der wichtigsten<br />

Waldbaumarten (Rotbuche, Traubeneiche, Stieleiche, Kiefer, Fichte, Lärche): * p < 0,05; ** p < 0,01. Beachte die engen<br />

Korrelationen zwischen Laubbäumen (insbesondere Buche) und Fichte. – Signicifant correlations (SPEARMAN’S rank, 2tailed)<br />

between forest tree seed crop of Beech, Sessile and Pedunculate Oak, Scotch Pine, Norway Spruce, larch species:<br />

* p < 0,05; ** p < 0,01. Notice the close correlation between deciduous trees (especially Beech) and Norway Spruce.<br />

Art – tree species Eichen<br />

oaks<br />

Laubbäume<br />

deciduous trees<br />

Kiefer<br />

pine<br />

Fichte<br />

spruce<br />

Buche – beech +0,600* +0,715**<br />

Eichen – oaks +0,958** +0,608*<br />

Laubbäume – deciduous trees +0,677**<br />

Nadelbäume<br />

coniferous trees<br />

Kiefer – pine +0,729**<br />

Fichte – spruce<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Art Zählperiode<br />

Oriolus oriolus<br />

Parus ater<br />

Parus caeruleus<br />

Parus cristatus<br />

Parus major<br />

Parus montanus<br />

Parus palustris<br />

Ph. phoenicurus<br />

Phyll. collybita<br />

Phyll. sibilatrix<br />

Phyll. trochilus<br />

Picus canus<br />

Picus viridis<br />

Prunella modularis<br />

Pyrrhula pyrrhula<br />

Regulus ignicapillus<br />

Regulus regulus<br />

Sitta europaea<br />

Sturnus vulgaris<br />

Sylvia atricapilla<br />

Sylvia borin<br />

Tr. troglodytes<br />

Turdus merula<br />

Turdus philomelos<br />

Turdus pilaris<br />

Turdus viscivorus<br />

1 2 3 4 5 6


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 185<br />

ter auf die darauf folgende Fruktifikation von<br />

Laubbäumen und Fichte lässt sich auch anhand<br />

der hier verwendeten Witterungsdaten gut belegen,<br />

wobei die Temperaturen im Hochwinter (Januar)<br />

keine wesentliche Rolle spielen (Tab. 6).<br />

Besonders Eichen, aber auch Buchen, sind hinsichtlich<br />

ihrer Blühintensität und Fruktifikation<br />

empfindlich gegenüber Spätfrösten <strong>des</strong> vorangegangenen<br />

Winters und profitieren diesbezüglich<br />

von warmen trockenen Sommern (höhere<br />

Blühintensität und besserer Fruchtansatz); die<br />

Fruktifikation der Buche korreliert positiv mit<br />

Durchschnittstemperatur und Sonnenscheindauer<br />

der Monate Juni und Juli <strong>des</strong> Vorjahrs und<br />

der Niederschlagssumme im April <strong>des</strong> Jahres<br />

der Blüte (RÖHRIG & GUSSONE 1990 und dort<br />

zitierte Quellen). Nach WACHTER (1964) herrschen<br />

in Jahren vor Buchenmasten gewöhnlich<br />

hohe, das langjährige Mittel der Monate Juni<br />

und Juli um 1,5 °C übersteigende Durchschnittstemperaturen<br />

und ausgeprägte Niederschlagsdefizite<br />

in diesen Monaten oder im Frühjahr. Die<br />

Kiefer, deren Zapfen zwei Vegetationsperioden<br />

zur Reifung brauchen, folgt in ihrer Fruktifikationsintensität<br />

offenbar anderen Mechanismen<br />

(Tab. 5 und 6); hier ergibt sich nur eine signifikant<br />

positive Korrelation (allerdings nur für die<br />

Wetterdaten von Soltau) mit den Niederschlägen<br />

im vorherigen Frühjahr (Tab. 6). Nach RÖHRIG<br />

& GUSSONE (1990) wird die Blütenbildung und<br />

damit die Fruktifikation der Kiefer stimuliert,<br />

wenn im April sowie im Juli und August <strong>des</strong><br />

der Blütenbildung vorangegangenen Jahres (d.<br />

h. über 1,5 Jahre vor der Fruchtreife) warmes,<br />

sonniges Wetter herrscht. – Bei der Fichte wird<br />

die Bildung von Blütenknospen durch warme<br />

Witterung im Frühsommer <strong>des</strong> vorangegangenen<br />

Jahres angeregt (RÖHRIG & GUSSONE 1990).<br />

Für die Niederschläge in der Sahel-Region<br />

wurden im Internet verfügbare Daten (http://www.<br />

cdc.noaa.gov/ClimateIndices/ und http://tao.<br />

atmos.washington.edu/data_sets/sahel/) herangezogen.<br />

Hierbei handelt es sich um die Abweichung<br />

vom 100-jährigen Mittel (1900–2000,<br />

in mm) der Sommerniederschläge der Monate<br />

Juni–September (also in der Regenzeit vor<br />

Eintreffen der mitteleuropäischen Transsahara-<br />

Zieher im September/Oktober) in der gesamten<br />

Sahel-Zone. Eine differenziertere, möglichst<br />

artspezifische Auswertung nach Jahreszeit und<br />

Regionen wäre hier zwar wünschenswert, hätte<br />

aber den Rahmen der vorliegenden Auswertung<br />

gesprengt.<br />

Die Unterschiede zwischen den Indexkurven<br />

verschiedener <strong>Teil</strong>stichproben (RK- und<br />

PS-Daten; Ost-West-Vergleich; Vergleich zwischen<br />

Habitattypen-Gruppen usw.) bezüglich<br />

% Buche Fagus sylvatica<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

%<br />

90<br />

Gesamttrend und Kurvenverlauf (Einfluss der entsprechenden<br />

Kovariablen) wurde mit TRIM berechnet (s. SCHWARZ<br />

& FLADE 2000, PANNEKOEK & VAN STRIEN 1998). Korrelationen<br />

zwischen den jährlichen Zu- und Abnahmen der<br />

Bestandsindizes sowie Witterungs- und Fruktifikationsdaten<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

Eichen Quercus robur, Qu. petraea<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

% Kiefer Pinus sylvestris<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

% Fichte Picea abies<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002<br />

Abb. 5: Waldbaumfruktifikationen in mittleren und nördlichen Deutschland<br />

im Untersuchungszeitraum nach den Blühprotokollen und Erträgen<br />

der Saatgutbestände der für Forstwirtschaft zuständigen Lan<strong>des</strong>behörden<br />

und -betriebe (Zusammenstellung: Lan<strong>des</strong>forstanstalt Brandenburg,<br />

J. STEIGLEDER). – Forest tree seed crop in central and northern Germany<br />

in the study period (source: Brandenburg State Agency of Forestry, J.<br />

STEIGLEDER). From top to bottom: beech, oaks, pine, spruce.<br />

wurden mittels der Rangkorrelation nach SPEARMAN sowie<br />

mit dem MANN-WHITNEY-U-Test geprüft.<br />

Für das Testen der Korrelationen zwischen Bestandsindizes<br />

und Wetterparametern/Waldbaumfruktifikationen wurden<br />

stets die PS-Daten und die RK-Daten (getrennt) herangezo-


186 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Tab. 6: Signifikante Korrelationen (SPEARMANS Rangkorrelation, zweiseitig) zwischen den Fruktifikationen der wichtigsten<br />

Waldbaumarten und Wetterdaten der Stationen Soltau, Berlin-Tempelhof und Stuttgart: * p < 0,05; ** p < 0,01. – Significant<br />

correlations (SPEARMAN’S rank, 2-tailed) between forest tree seed crop (species see Tab. 5) and weather conditions (data<br />

from the weather stations Soltau, Berlin-Tempelhof and Stuttgart): * p < 0,05; ** p < 0,01.<br />

Wetterparameter<br />

weather parameter<br />

Januarmitteltemperatur<br />

– mean January temperature<br />

Anzahl Tage mit<br />

Schneedecke <strong>des</strong><br />

vorigen Winters –<br />

number of days with<br />

snow cover of the<br />

previous winter<br />

Eistage <strong>des</strong> vorigen<br />

Winters – ice days of<br />

the previous winter<br />

(24 h < 0°C)<br />

Regen April–Juni –<br />

total rainfall April–June<br />

Vorjahrsregen<br />

April–Juni – total rainfall<br />

April–June of the<br />

previous year<br />

Wetterstation<br />

weather station<br />

alle<br />

all<br />

Buche<br />

beech<br />

Eichen<br />

oaks<br />

Laubbäume<br />

deciduous<br />

trees<br />

Kiefer<br />

pine<br />

Fichte<br />

spruce<br />

– – – – – –<br />

Berlin –0,645* –0,553* –0,636*<br />

gesamt (Mittel)<br />

all (mean)<br />

Soltau –0,616*<br />

–0,552*<br />

Berlin –0,749* –0,690* –0,773* –0,630*<br />

Stuttgart –0,571* –0,560* –0,667* –0,613*<br />

Gesamt (Mittel)<br />

all (mean)<br />

–0,743** –0,697** –0,769** –0,618*<br />

Nadelbäume<br />

coniferous<br />

trees<br />

Berlin –0,626*<br />

Soltau +0,564* +0,621*<br />

gen. Sofern signifikante Unterschiede in den PS-Indexkurven<br />

für die Regionen „West“ und „Ost“ oder „> 75 % Wald“ und<br />

„< 25 % Wald“ festgestellt wurden (s. Anhang I), wurden<br />

diese regionalen oder habitatspezifischen <strong>Teil</strong>stichproben zusätzlich<br />

ebenfalls mit den Wetter- und Fruktifikationsdaten<br />

korreliert.<br />

3. <strong>Ergebnisse</strong> und <strong>Teil</strong>diskussion<br />

3.1. Übereinstimmung von Revierkartierungs-<br />

und Punkt-Stopp-Index<br />

Da die Stichproben-Verteilung der RK-Flächen und<br />

PS-Routen jeweils nach geografischen Regionen, Habitattypen<br />

und Bearbeitern völlig verschieden ist, ist die<br />

vergleichende Betrachtung der Unterschiede zwischen<br />

beiden Indexkurven von besonderem Interesse. Stimmen<br />

die Indexkurven überein bzw. lassen sich keine signifikanten<br />

Abweichungen in Verlauf und Trend feststellen,<br />

kann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen<br />

werden, dass das Ergebnis repräsentativ ist.<br />

Sobald die Bestandsentwicklung einer Art jedoch<br />

regional oder in einzelnen Habitattypen deutlich verschieden<br />

ist, müssen sich auch die RK- und PS-Indexkurven<br />

mehr oder weniger stark unterscheiden, weil<br />

die Stichproben-Verteilung jeweils verschieden ist. In<br />

diesen Fällen kann meist durch die Analyse von <strong>Teil</strong>stichproben<br />

geklärt werden, wodurch die Unterschiede<br />

zustande kommen (vgl. SCHWARZ & FLADE 2000).<br />

Von den 52 hier untersuchten Arten lagen für 38 Arten<br />

genügend Daten vor, dass für den Zeitraum ab 1989<br />

oder 1991 sowohl ein PS- als auch ein RK-Index ermittelt<br />

werden konnte. Bei 28 Arten (74 %) ergibt sich<br />

keine signifikante Abweichung (s. Anhang I, Beispiele:<br />

Abb. 6), bei 10 Arten (26 %) waren signifikante<br />

Unterschiede entweder im Kurvenverlauf oder im Gesamttrend<br />

festzustellen (s. Anhang I, Beispiele: Abb. 7),<br />

die bei der Analyse von <strong>Teil</strong>stichproben oft aufgeklärt<br />

werden konnten (s. unten: z. B. Ost-West- und Waldaußerhalb-Unterschiede<br />

bei Zaunkönig Troglodytes<br />

troglodytes und Rotkehlchen Erithacus rubecula). Es<br />

gibt keine einzige Art mit signifikant gegenläufigen<br />

Trends (PS-Index signifikante Zunahme und RK-Index<br />

signifikante Abnahme, oder umgekehrt) und damit keine<br />

tatsächlich widersprüchlichen <strong>Ergebnisse</strong>.<br />

Bei einzelnen Arten deutet sich an, dass der RK-Index<br />

gegenüber dem PS-Index deutlich aussagekräftiger<br />

und besonders in den jahrweisen Schwankungen besser<br />

interpretierbar ist (z. B. Buntspecht Dendrocopos major,<br />

Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca und Kleiber,<br />

s. Kap. 3.2 und 3.4), obwohl ihm weitaus geringeres<br />

Datenmaterial zugrunde liegt. In diesem Zusammenhang<br />

ist das Sommergoldhähnchen Regulus ignicapillus<br />

interessant, <strong>des</strong>sen RK- und PS-Index besonders<br />

stark voneinander abweichen (Abb. 7). Zu dieser Art<br />

gibt es generell nur sehr wenige Langzeitstudien zur


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 187<br />

Bestandsentwicklung, aus dem Untersuchungszeitraum<br />

und -gebiet nur die<br />

Studie von GEORGE (2002) aus dem<br />

Harz. Der RK-Index entspricht sehr<br />

genau dem von GEORGE (2002) für<br />

den Zeitraum 1993 bis 2002 ermittelten<br />

Bestandsverlauf mit fast linearer<br />

Zunahme 1993 bis 2001 und abruptem<br />

Rückgang 2002; im PS-Index ist<br />

dieses Muster nicht erkennbar.<br />

Bei der Gesamtbetrachtung entsteht<br />

insgesamt der Eindruck, dass<br />

bei Arten, deren Bestandsentwicklung<br />

sehr großräumig von den Witterungsbedingungen<br />

oder Ereignissen<br />

in den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten<br />

gesteuert wird, PS-<br />

und RK-Indexkurven sehr gut übereinstimmen<br />

(z. B. Mönchsgrasmücke<br />

Sylvia atricapilla, Fitis Phylloscopus<br />

trochilus, im Gesamtverlauf auch<br />

Zaunkönig), während bei Arten mit<br />

lokal oder regional sehr unterschiedlichen<br />

Entwicklungen (z. B. Waldlaubsänger<br />

Phylloscopus sibilatrix)<br />

die Abweichungen zwischen beiden<br />

Indexkurven teilweise stark sind. Außerdem<br />

ergeben sich natürlich um so<br />

stärkere Abweichungen und gleichzeitig<br />

um so größere Standardfehler,<br />

je seltener bzw. schwieriger erfassbar<br />

die Arten sind; zu den diesbezüglich<br />

problematischsten Arten dieser Auswertung<br />

gehören die vier berücksichtigten<br />

Greifvogelarten (Rotmilan<br />

Milvus milvus, Mäusebussard Buteo<br />

buteo, Habicht Accipiter gentilis und<br />

Sperber Accipiter nisus) sowie Mittelspecht<br />

Dendrocopus medius, Heidelerche<br />

Lullula arborea und Zwergschnäpper<br />

Ficedula parva.<br />

3.2. Einfluss harter Winter<br />

Insgesamt waren die meisten Winter<br />

<strong>des</strong> Untersuchungszeitraumes überdurchschnittlich<br />

mild (gemessen am<br />

50-jährigen Mittel), was auch als Zeichen<br />

der globalen Klimaerwärmung<br />

interpretiert werden kann. Jedoch<br />

stechen einige kältere Winter heraus<br />

(Abb. 4, durch Kästen markiert): Besonders<br />

kalt und schneereich war der<br />

„Jahrhundertwinter“ 1995/96 und,<br />

in geringerem Maße, der folgende<br />

Winter 1996/97. Der Winter 1990/91<br />

zeichnete sich außerdem durch einen<br />

ungewöhnlich kalten Februar aus<br />

Index<br />

%<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Index<br />

Index<br />

Index<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

Ringeltaube Columba palumbus<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

%<br />

%<br />

160<br />

%<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

Heckenbraunelle Prunella vulgaris<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Zilpzalp Phylloscopus collybita<br />

60<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

PS RK<br />

Abb. 6: Beispiele von Arten (TRIM-Indexkurven), für die die <strong>Ergebnisse</strong> der<br />

Programmteile „Revierkartierung“ (RK) und „Punkt-Stopp-Zählung“ (PS) gut<br />

übereinstimmen: Ringeltaube Columba palumbus, Heckenbraunelle Prunella<br />

modularis, Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla und Zilpzalp Phylloscopus<br />

collybita. – Examples of species (TRIM index curves) with good accordance<br />

of results from the territory mapping (RK) and point count (PS) schemes:<br />

Wood Pigeon, Dunnock, Blackcap, and Chiffchaff.


188 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Index<br />

Index<br />

Index<br />

Index<br />

%<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

280<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

%<br />

%<br />

%<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

1991<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1995<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1996<br />

Zaunkönig Troglodytes troglodytes<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

Sommergoldhähnchen Regulus ignicapillus<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

Rotkehlchen Erithacus rubecula<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

PS RK<br />

Singdrossel Turdus philomelos<br />

Abb. 7: Beispiele von Arten, bei denen die Indexkurven der Programmteile<br />

„Revierkartierung“ (RK) und „Punkt-Stopp-Zählung“<br />

(PS) einen signifikant verschiedenen Bestandstrend anzeigen:<br />

Zaunkönig Troglodytes troglodytes, Sommergoldhähnchen Regulus<br />

ignicapillus, Rotkehlchen Erithacus rubecula und Singdrossel<br />

Turdus philomelos. – Example of species showing significant differences<br />

in the overall trend from the territory mapping (RK) and point<br />

count (PS) schemes: Wren, Firecrest, Robin, and Song Thrush.<br />

2003<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

(mehr als 2 °C unter dem langjährigen Mittel;<br />

in Abb. 3 nicht zu erkennen). Der Winter<br />

2002/2003 muss schließlich im Vergleich mit<br />

den letzten 50 Jahren als „durchschnittlich“<br />

gewertet werden; im Untersuchungszeitraum<br />

war es aber immerhin der drittkälteste und<br />

-schneereichste Winter und verdient <strong>des</strong>halb<br />

Beachtung.<br />

Bei der Gesamtbetrachtung aller gefundenen<br />

signifikanten Korrelationen zwischen Winterwetter<br />

und Bestandsänderungen der Waldvögel<br />

(Anhang <strong>II</strong>) fällt auf, dass das Wetter im Hochwinter<br />

(charakterisiert durch die mittlere Januartemperatur)<br />

relativ schwachen Einfluss hat<br />

(maximal 8 Korrelationen von 8 Arten mit den<br />

Daten der Wetterstation Soltau). Demgegenüber<br />

haben die Anzahl der Eistage sowie die<br />

Zahl der Tage mit Schneedecke („Schneetage“)<br />

viel stärkeren Einfluss (maximal 24 bzw. 32<br />

Korrelationen mit 16 Arten); diese Parameter<br />

dürften gleichzeitig die Dauer <strong>des</strong> Winters bzw.<br />

die Ausdehnung <strong>des</strong> Spätwinters repräsentieren.<br />

Insgesamt sehr wenige Korrelationen<br />

ergeben sich mit den Daten der Wetterstation<br />

Stuttgart-Flughafen. Dies ist nachvollziehbar,<br />

repräsentieren sie doch die Witterungssituation<br />

im Südwesten bzw. den südlichen Mittelgebirgen<br />

Deutschlands – also einer Region, aus der<br />

nur relativ wenige Monitoringdaten in diese<br />

Auswertung eingeflossen sind. Insgesamt mit<br />

Abstand die meisten Korrelationen ergeben<br />

sich mit den Daten der Wetterstation Berlin-<br />

Tempelhof (Eistage: 24 Datensätze von 12 Arten;<br />

Schneetage: 32 Datensätze von 16 Arten),<br />

wobei sich die Wetterdaten von Soltau und Berlin<br />

hinsichtlich der jährlichen Abweichungen<br />

vom langjährigen Mittel ohnehin relativ stark<br />

ähneln (Abb. 4).<br />

Bei nicht samenfressenden Jahresvögeln,<br />

<strong>Teil</strong>ziehern und evtl. auch Kurzstreckerziehern<br />

(Anhang <strong>II</strong>, Block A) ist zunächst zu erwarten,<br />

dass ihre kurzfristigen Bestandsschwankungen<br />

maßgeblich von der Härte und Länge <strong>des</strong> Winters<br />

mitbestimmt werden. Hinreichend bekannt<br />

und dokumentiert ist dies beim Zaunkönig<br />

(z. B. DEPPE 1990; SCHWARZ & FLADE 2000),<br />

der sich insofern gut als „Testart“ eignet. Der<br />

Zaunkönig zeigt in der Tat von allen Arten<br />

die meisten Korrelationen mit Winterwetter-<br />

Parametern (Anhang <strong>II</strong>) und die erwarteten<br />

Bestandseinbrüche nach härteren Wintern,<br />

auch in 2003 (Abb. 8). Dabei sind interessanterweise,<br />

wie auch beim Rotkehlchen, die<br />

Waldpopulationen wesentlich stärker betroffen<br />

als die Nicht-Wald-Populationen, also hauptsächlich<br />

die Bestände der Siedlungen, Gärten<br />

und Grünanlagen (Abb. 8). Beim Rotkehlchen


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 189<br />

ergeben sich signifikante Korrelationen<br />

sogar ausschließlich mit den Waldpopulationen<br />

(Januar-Mittel, Anhang <strong>II</strong>); in diesem<br />

Zusammenhang ist bemerkenswert,<br />

dass nach GRAJETZKY (2000) die <strong>Teil</strong>populationen<br />

Zieher und Standvögel deutlich<br />

getrennt sind und sogar unterschiedliche<br />

Brutstrategien haben.<br />

Insgesamt kann für 12 Jahresvögel,<br />

<strong>Teil</strong>- und Kurzstreckenzieher ein negativer<br />

Einfluss kalter und/oder langer Winter<br />

nachgewiesen werden (Anhang <strong>II</strong>,<br />

Block A). Kalte Hochwinter wirken sich<br />

negativ bzw. milde Hochwinter positiv<br />

auf die Bestände von Grünspecht Picus<br />

viridis, Zaunkönig (Abb. 9), Heckenbraunelle<br />

Prunella modularis, Rotkehlchen,<br />

Waldbaumläufer Certhia familiaris, Star<br />

Sturnus vulgaris und interessanterweise<br />

auch Heidelerche (indirekter Zusammenhang?)<br />

aus, wobei sich diese Korrelationen<br />

bei Zaunkönig, Waldbaumläufer und Star<br />

nur auf die Daten der Wetterstation Soltau<br />

beziehen.<br />

Unter anhaltenden (besonders wohl<br />

auch späten) Dauerfrost- und Schneeperioden<br />

leiden außer dem Zaunkönig auch<br />

Zilpzalp, Mönchsgrasmücke, Amsel,<br />

Sing- und Misteldrossel Turdus viscivorus,<br />

wobei Kurzstreckenzieher wie Zilpzalp,<br />

Mönchsgrasmücke und Misteldrossel<br />

auf verschiedene Weise betroffen sein<br />

können: Zum einen sind in Deutschland<br />

„harte“ Winter oft auch in Süd- und Südwesteuropa<br />

relativ kalt (z. B. 1995/96 und<br />

1996/97) und treffen die Arten dann auch<br />

im Winterquartier; zum anderen können<br />

frühe Heimkehrer von langen bzw. späten<br />

Winterperioden im Brutgebiet „erwischt“<br />

werden (z. B. die sehr früh brütende Misteldrossel,<br />

vgl. negative Korrelation mit Schneetagen in Abb. 10).<br />

Zum Dritten können sich harte und lange Winter möglicherweise<br />

negativ oder zumin<strong>des</strong>t verzögernd auf die<br />

Entwicklung von Vegetation und Nahrungstieren auswirken.<br />

– Hohe Verluste durch Kältewinter und späte<br />

Schneelagen sind nach BAUER & BERTHOLD (1996)<br />

und den dort zitierten Quellen für Rotkehlchen, Singdrossel<br />

Turdus philomelos und Misteldrossel („späte<br />

Schneeeinbrüche“) belegt.<br />

Rätsel gibt die eindeutig negative Korrelation zwischen<br />

dem Transsahara-Zieher Waldlaubsänger und<br />

der Anzahl an Eis- und Schneetagen <strong>des</strong> vorherigen<br />

Winters auf (Anhang <strong>II</strong>, Block B). Sicher sind es keine<br />

Schein- oder Zufallskorrelationen, denn dazu sind es<br />

zu viele korrelierende Datensätze und zu enge, in drei<br />

Fällen hochsignifikante Zusammenhänge. Also müssen<br />

die Ursachen indirekter Natur sein. Zum einen sind ne-<br />

Index<br />

Index<br />

Anzahl Tage < 0 °C<br />

number of days < 0 °C<br />

%<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

%<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

Zaunkönig Troglodytes troglodytes<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

> 75 % Wald<br />

> 75% forest<br />

< 25 % Wald<br />

< 25% forest<br />

Rotkehlchen Erithacus rubecula<br />

1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003<br />

> 75 % Wald<br />

> 75% forest<br />

kalter Februar!<br />

< 25 % Wald<br />

< 25% forest<br />

Soltau<br />

Berlin Tempelhof<br />

Stuttgart<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Abb. 8: Einfluss <strong>des</strong> Winterwetters auf Jahresvögel/<strong>Teil</strong>zieher: Beispiele<br />

Zaunkönig Troglodytes troglodytes und Rotkehlchen Erithacus rubecula;<br />

die vier relativ kalten oder schneereichen Winter sind durch Kästen<br />

markiert (siehe Text). – Impact of the winter weather on resident and<br />

partly migratory birds: examples of Wren and Robin; the four relatively<br />

cold or snow-rich winters are marked with boxes.<br />

gative Auswirkungen harter Winter auf Nahrungstiere<br />

<strong>des</strong> Waldlaubsängers möglich. Zum anderen ist auch<br />

vorstellbar, dass sich lange und kalte Winter verzögernd<br />

auf die Entwicklung der Waldbodenvegetation auswirken<br />

und die Waldlaubsänger <strong>des</strong>halb bei Ankunft noch<br />

keine geeigneten Nisthabitate vorfinden.<br />

Erstaunlich sind die sehr zahlreichen und eindeutigen<br />

positiven Korrelationen zwischen Winterhärte<br />

und den Bestandsänderungen von nicht weniger als<br />

11 Jahresvögeln/<strong>Teil</strong>ziehern. Es handelt sich hier um<br />

im Winter (auch) samenfressende (Meisen, Finken)<br />

und/oder holzbewohnende Arten im engeren Sinne<br />

(Buntspecht, Kleiber, Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla).<br />

Der Buntspecht als Samenfresser und<br />

Holzbewohner zeigt die meisten signifikanten Korrelationen.<br />

Diese massiven, eindeutig nicht zufälligen<br />

Korrelationen sind schwer auf Anhieb zu interpretieren.<br />

Am wahrscheinlichsten ist ein Zusammenhang über


190 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

jährliche Bestandsänderung (RK)<br />

annual population changes<br />

(territory mapping index)<br />

jährliche Bestandsänderung (RK)<br />

annual population changes<br />

(territory mapping index)<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

–10<br />

–20<br />

–30<br />

–40<br />

–4 –2 0 2 4 6<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

–10<br />

–20<br />

–30<br />

Zaunkönig und Januartemperatur<br />

Abweichung Januartemperatur vom<br />

langjährigen Mittel (Station Soltau)<br />

January temperature deviation from mean (Soltau)<br />

0<br />

Zaunkönig und Anzahl Eistage<br />

–40<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Anzahl Eistage pro Winter<br />

number of ice days (prevíous winter)<br />

Abb. 9: Korrelationen (SPEARMANS Rangkorrelation, zweiseitig)<br />

zwischen den jährlichen Bestandsänderungen <strong>des</strong><br />

Zaunkönigs Troglodytes troglodytes (RK-Index) und a) den<br />

Januar-Mitteltemperaturen (Station Soltau, p = 0,05) sowie<br />

der Anzahl an Eistagen (Mittelwert aller Stationen,<br />

p < 0,01) <strong>des</strong> vorangegangenen Winters. – Correlations<br />

(SPEARMAN’S rank, 2-tailed) between annual population<br />

changes in the Wren (territory mapping index, y-axis) and<br />

a) mean January temperature (Soltau, p = 0.05) and b)<br />

number of ice days (mean of all weather stations, p < 0.01)<br />

of the previous winter.<br />

das Nahrungsangebot im Winter oder Frühjahr, also<br />

z. B. die Förderung bestimmter Nahrungstiere, oder die<br />

Hemmung von Konkurrenten und potenziellen Prädatoren<br />

(z. B. Kleinsäuger, Raubsäuger) oder Parasiten<br />

durch kalte Winter.<br />

Dieser Befund widerspricht zunächst – scheinbar<br />

– den Angaben in BAUER & BERTHOLD (1996) und<br />

zahlreichen anderen Quellen (z. B. Artbearbeitungen<br />

Meisen in ZANG & HECKENROTH 1998), wonach „Extremwinter“<br />

oder „Kältewinter“ bei Buntspecht, Kleiber,<br />

Sumpf-, Weiden-, Hauben-, Blau- und Kohlmeise<br />

starke Verluste und Bestandseinbrüche verursachen;<br />

dabei berufen sich BAUER & BERTHOLD (1996) teilweise<br />

maßgeblich auf die Artbearbeitungen in GLUTZ &<br />

jährliche Bestandsänderung (RK)<br />

annual population changes<br />

(territory mapping index)<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

–10<br />

–20<br />

–30<br />

Misteldrossel und Schneetage<br />

–40<br />

0 10 20 30 40<br />

Anzahl Schneetage pro Winter (Soltau)<br />

number of days with snow cover (previous winter)<br />

Abb. 10: Korrelation zwischen den jährlichen Bestandsänderungen<br />

der Misteldrossel Turdus viscivorus (hier: RK-<br />

Index) und der Anzahl an Tagen mit Schneedecke <strong>des</strong><br />

vorangegangenen Winters (Station Soltau; SPEARMANS<br />

Rangkorrelation, zweiseitig, p < 0,01). – Correlation between<br />

annual population changes of Mistle Thrush (territory<br />

mapping index, y-axis) and the number of days with snow<br />

cover in the previous winter (Soltau, x-axis; SPEARMAN’S<br />

rank correlation, 2-tailed, p < 0.01).<br />

BAUER (1980, 1993). Für Buntspecht, Sumpf-, Weiden-<br />

und Haubenmeise verwerfen GLUTZ & BAUER (1980,<br />

1993) den wesentlichen Einfluss von Kältewintern jedoch<br />

explizit und verweisen bei den übrigen Arten auf<br />

den entscheidenden Einfluss <strong>des</strong> Nahrungsangebots im<br />

Herbst und Winter (z. B. Blaumeise Parus caeruleus:<br />

„hohe Wintermortalität mit z. T. enormen Bestandseinbrüchen<br />

in Abhängigkeit von Nahrungsangebot und<br />

Witterung“, HUDDE in GLUTZ & BAUER 1993; Bestandseinbrüche<br />

nach harten Wintern ohne Angaben<br />

zum Samenangebot beschreiben dagegen z. B. WIN-<br />

KEL & FRANTZEN 1991 und WINKEL & ZANG 1998;<br />

– Kohlmeise Parus major: „Entscheidend dürfte bei<br />

Kälte allerdings das Nahrungsangebot sein.“ SCHMIDT<br />

& ZUB in GLUTZ & BAUER 1993; – Kleiber: „Für die<br />

kurzfristigen Schwankungen ist das Nahrungsangebot<br />

und nicht die Härte <strong>des</strong> Winters verantwortlich“,<br />

WESOŁOWSKI & STAWARCZYK 1991).<br />

Für den Untersuchungszeitraum 1989–2003 und<br />

das mittlere und nördliche Deutschland kann dies voll<br />

bestätigt werden, wobei zumin<strong>des</strong>t zwei extrem kalte<br />

Winter in diesen Zeitraum fallen. Offensichtlich haben<br />

Kältewinter dann keine erheblichen Auswirkungen,<br />

wenn das Angebot an Samennahrung, insbesondere<br />

auch von Waldbäumen, ausreichend gut ist (s. Kap.<br />

3.4.). Die Fruktifikationen von Laubbäumen und evtl.<br />

Fichte werden zwar durch vorherige kalte und lange<br />

Winter gehemmt; dies wirkt sich aber erst im darauf<br />

folgenden Herbst/Winter in Form von Fehlmasten aus.<br />

Demnach müssten die im Winter samenfressenden Vogelarten<br />

zumin<strong>des</strong>t durch zwei aufeinanderfolgende<br />

harte Winter negativ betroffen sein. Eine solche Si


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 191<br />

tuation lag im Untersuchungszeitraum in den Jahren<br />

1995–97 vor (Abb. 4). Bei Buntspecht, Kleiber, Kohl-<br />

und Blaumeise war nach Vollmasten von Buche und<br />

Eichen sowie Halbmasten von Fichte und Kiefer im<br />

Herbst 1995 und nachfolgendem Kältewinter zunächst<br />

ein starker Bestandsanstieg, dann nach witterungsbedingten<br />

Fehlmasten von Buchen und Eichen sowie<br />

Sprengmasten von Fichte und Kiefer im Herbst 1996<br />

ein deutlicher, wenn auch weniger starker Bestandsrückgang<br />

1997 zu verzeichnen (für Buntspecht und<br />

Kleiber siehe Abb. 11). Gartenbaumläufer, Sumpf-,<br />

Weiden- und Haubenmeise Parus palustris, P. montanus,<br />

P. cristatus haben jedoch nach kräftiger Zunahme<br />

1996 auch 1997 nicht erkennbar abgenommen. Auf<br />

diese vier Arten wirkten sich also selbst zwei aufeinander<br />

folgende Kältewinter nicht erkennbar negativ<br />

aus.<br />

Fazit: Bei Buntspecht, Kleiber, Gartenbaumläufer<br />

und Meisen kann bestätigt werden, dass Kältewinter<br />

allein keinen negativen Einfluss auf die Bestandsentwicklung<br />

haben; vielmehr werden die jährlichen<br />

Bestandsänderungen wesentlich von den Waldbaumfruktifikationen<br />

bestimmt (Kap. 3.4); erst im Zusammentreffen<br />

mit Fehlmasten führen Kältewinter zu – im<br />

Untersuchungszeitraum mäßigen – Bestandsrückgängen<br />

dieser Arten. Unbenommen dieser generellen Befunde<br />

kann lokal oder regional der Einfluss von harten Wintern<br />

wesentlich stärker sein, insbesondere in den höheren<br />

Lagen der Mittelgebirge (z. B. Kleiber: ZANG 1988).<br />

Schwer interpretierbar sind die eindeutigen und<br />

zahlreichen positiven Korrelationen bei vier Langstreckenziehern<br />

(Wendehals Jynx torquilla, Gartengrasmücke<br />

Sylvia borin, Fitis, Trauerschnäpper) mit<br />

kalten und vor allem schneereichen Wintern (Anhang<br />

<strong>II</strong>, Block D). Am ehesten dürfte die Ursache in der<br />

Entwicklung <strong>des</strong> Nahrungsangebots (Förderung bestimmter<br />

Nahrungstiere durch z. B. lange Schneelagen)<br />

liegen. Denkbar wäre auch eine Hemmung von Parasiten<br />

oder möglichen Konkurrenten und Prädatoren;<br />

dies müsste für die Vögel jedoch nach Rückkehr aus<br />

den afrikanischen Winterquartieren sofort erkennbar<br />

sein und ggf. zu einem Weiterziehen führen (wie dies<br />

für den Waldlaubsänger und hohe Kleinsäugerdichten<br />

wahrscheinlich ist – s. WESOŁOWSKI & TOMIAŁOJĆ<br />

1997; JEDRZEJEWSKA & JEDRZEJEWSKI 1998; Synopse<br />

in GATTER 2000).<br />

3.3 Einfluss von Frühjahrsniederschlägen<br />

Im Vergleich zu den Winterwetter-Parametern sind<br />

die Korrelationen zwischen Bestandsänderungen der<br />

Brutvögel und Frühjahrsniederschlägen vergleichsweise<br />

schwach und teilweise wohl als Scheinkorrelationen<br />

einzuordnen (Anhang <strong>II</strong>I). Ein verregnetes Frühjahr,<br />

insbesondere Dauer- und Starkregen, könnte sowohl zu<br />

vermindertem Bruterfolg und dadurch Bestandsrückgang<br />

im nächsten Jahr als auch zu einer Veränderung<br />

der Aktivität und damit Wahrnehmbarkeit der Arten<br />

führen. Umgekehrt kann ein trockenes und warmes<br />

Frühjahr sich z. B. über stärkere Vermehrung von<br />

Nahrungstieren und geringere Brutverluste positiv<br />

auf Bruterfolg und Bestandsveränderung im nächsten<br />

Jahr auswirken.<br />

Allerdings war der Untersuchungszeitraum insgesamt<br />

durch viele trockene und warme Frühjahre<br />

gekennzeichnet (Abb. 4). Es gab kein einziges Jahr,<br />

in dem an allen drei ausgewerteten Wetterstationen<br />

überdurchschnittlich viele Niederschläge fielen. Am<br />

stärksten fallen noch die feuchten Jahre 1990 und 1995<br />

in Berlin aus dem Rahmen (Abb. 4). Das Frühjahr 1998<br />

war zudem in Soltau und das Frühjahr 2002 in Stuttgart<br />

überdurchschnittlich feucht.<br />

Dennoch ist es wohl kein Zufall, dass 10 von 11<br />

signifikanten Korrelationen (9 von 10 Arten) zwischen<br />

Bestandsänderungen und den Niederschlägen <strong>des</strong> aktuellen<br />

Jahres negativ ausfallen (Anhang <strong>II</strong>I). Diese<br />

negativen Korrelationen beziehen sich allerdings auf<br />

die Daten der Wetterstationen Soltau und Stuttgart und<br />

keine einzige auf Berlin mit den beiden verregneten<br />

Frühjahren (s. oben). Der Zusammenhang könnte darin<br />

bestehen, dass trocken-warme Frühjahre die Gesangsaktivität,<br />

den Bruterfolg und z. T. die Anzahl an Jahresbruten<br />

erhöhen und damit auch die Registrierbarkeit im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Monitorings. So ist z. B. beim Rotkehlchen<br />

bekannt, dass trocken-warme Sommer zu mehr<br />

Schachtel- und Drittbruten führen (PÄTZOLD 1979) und<br />

Regen während der Brutzeit bei der Tannenmeise das<br />

Gegenteil bewirkt und die Nestlingssterblichkeit erhöht<br />

(BAUER & BERTHOLD 1996).<br />

Unterschiedlich sind die Korrelationen der Bestandsänderungen<br />

mit den Vorjahresniederschlägen<br />

(Anhang <strong>II</strong>I). Sehr wahrscheinlich kein Zufall sind<br />

die negativen Korrelationen der Bestandsänderungen<br />

<strong>des</strong> Rotkehlchens mit den Frühjahrsniederschlägen in<br />

Berlin; die oben zitierte Aussage von PÄTZOLD (1979)<br />

bestätigt sich hier. Auf ähnlichen Mechanismen könnten<br />

auch die ebenfalls negativen Korrelationen von<br />

Zaunkönig, Haubenmeise, Gartenbaumläufer, Star<br />

und Gimpel Pyrrhula pyrrhula beruhen, jedoch sind<br />

diese im Gegensatz zum Rotkehlchen immer nur für<br />

einzelne Stichproben und Wetterstationen signifikant.<br />

Die z. T. recht engen positiven Korrelationen von Zilp-<br />

zalp, Pirol Oriolus oriolus, Sommergoldhähnchen,<br />

Trauerschnäpper, Singdrossel und Haubenmeise mit<br />

den Vorjahresniederschlägen könnten, so sie nicht auf<br />

Zufall beruhen, auf einen besseren Bruterfolg dieser<br />

Arten in feuchten (aber nicht verregneten) gegenüber<br />

zu trockenen Frühjahren hinweisen.<br />

3.4. Einfluss der Waldbaum-Fruktifikationen<br />

Die Bestandsentwicklung der Waldvögel wurde gegen<br />

die Entwicklung der Masten von Buche, Eichen,<br />

Kiefer, Fichte und Lärche getestet (Abb. 5, Anhang<br />

IV). Wie in Abb. 11 am Beispiel von Buntspecht und<br />

Kleiber dargestellt, gehen Vollmasten der relevanten


192 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Baumarten bei im Winter zumin<strong>des</strong>t fakultativ baumsamenfressenden<br />

Jahresvögeln meist mit Bestandszunahmen,<br />

Fehlmasten mit Bestandsabnahmen im folgenden<br />

Jahr einher. Insgesamt konnten für 10 Arten signifikante<br />

positive Zusammenhänge zwischen Baummasten<br />

und jährlichen Zu- und Abnahmen entweder nach<br />

Index<br />

Index<br />

%<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

1989<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1991<br />

1993<br />

1995<br />

Buntspecht Dendrocopos major<br />

1997<br />

1999<br />

2001<br />

PS RK<br />

2003<br />

% Nadelbäume – coniferous trees<br />

80<br />

%<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

%<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

1989<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1991<br />

1993<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1995<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

PS RK<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

Buche – beech<br />

2001<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

Kleiber Sitta europaea<br />

Abb. 11: Zusammenhang zwischen jährlichen Bestandsschwankungen<br />

von (im Winter) samenfressenden Waldvögeln und den<br />

Waldbaumfruktifikationen in Deutschland am Beispiel von Buntspecht<br />

Dendrocopos major (oben) und Kleiber Sitta europaea<br />

(unten). Vollmast-Jahre der relevanten Baumarten führen zu<br />

Bestandszunahmen (durchgezogene Pfeile), Fehlmasten zu Abnahmen<br />

(gestrichelte Pfeile) im jeweils folgenden Jahr. – Correlations<br />

between annual population changes of forest birds which<br />

are feeding on tree seeds in winter and forest tree seed crop<br />

in Germany, exemplified by Great Spotted Woodpecker (above)<br />

and Nuthatch (below). Full-crop years cause increases (continuous<br />

arrows), poor-crop years decreases (hatched arrows) in the<br />

following year.<br />

2003<br />

dem RK- und/oder nach dem PS-Index nachgewiesen<br />

werden (Anhang IV, Abb. 12–15): Ringeltaube,<br />

Buntspecht, Sumpfmeise, Weidenmeise, Kohlmeise,<br />

Blaumeise, Kleiber, Buchfink Fringilla coelebs, Kernbeißer<br />

Coccothraustes coccothraustes und Gimpel.<br />

Evtl. besteht auch bei der Hohltaube Columba oenas<br />

ein entsprechender Zusammenhang (Abb. 14).<br />

Die meisten direkt interpretierbaren signifikanten<br />

Korrelationen beziehen sich auf Buche<br />

(14 signifikante Korrelationen für 7 Arten) und<br />

Eichen (11 Korrelationen bei 4 Arten; Anhang<br />

IV). Wenige signifikante Korrelationen mit der<br />

Koniferenmast ergaben sich insbesondere beim<br />

Buntspecht (Abb. 11) sowie auch bei Ringeltaube,<br />

Kleiber, Gimpel, Sumpf- und Weidenmeise,<br />

wobei bei der Ringeltaube zumin<strong>des</strong>t die<br />

negative Korrelation mit der Fichtenmast eine<br />

Zufalls-(Schein-)Korrelation sein dürfte.<br />

Auf die Zusammenhänge zwischen Waldmast<br />

und Dynamik von Waldvogelpopulationen hat<br />

GATTER (1998, 2000) ausführlich hingewiesen<br />

und die direkten und indirekten Auswirkungen<br />

auf die Vogelbestände diskutiert. Die direkten<br />

Auswirkungen können darin bestehen, dass bei<br />

Vollmasten die Überlebensrate der entsprechenden<br />

Jahresvögel im Herbst und Winter erhöht<br />

ist, bei Fehlmasten hingegen die Winterverluste<br />

der bei kalten Wintern zunehmend von den<br />

Baumsamen abhängigen Arten wesentlich höher<br />

sind. Dies wirkt sich auf Bestandsdichte, Zu-<br />

und Abwanderung in der folgenden Brutsaison<br />

aus. ZANG (2003b) hat dies eindrucksvoll am<br />

Beispiel <strong>des</strong> Kleibers und der Buchenmast im<br />

Harz über 22 Jahre dokumentiert, wobei für<br />

eine bestimmte Periode eine klare Abhängigkeit,<br />

zeitweise aber auch kein Zusammenhang nachweisbar<br />

war. Interessanterweise waren aber nach<br />

Buchen-Vollmasten zwar die Siedlungsdichten<br />

wesentlich höher, Gelegegröße und Anzahl<br />

flügger Jungvögel pro Brutpaar aber niedriger<br />

als nach Fehlmasten; die Anzahl flügger Junge<br />

pro 10 ha nach Vollmasten war nur im Zeitraum<br />

1993–2003 signifikant höher. Insgesamt kommt<br />

ZANG (2003b) zu dem Schluss, dass sich der<br />

durch den Klimawandel bedingte heftige Wech-<br />

sel zwischen Voll- und Fehlmasten im Zeitraum<br />

1993–2003 bei den populationsbiologischen Parametern<br />

der Kleiberpopulation <strong>des</strong> Harzes eher<br />

negativ auf die Bestandsentwicklung auswirken<br />

dürfte.<br />

Für Ringeltaube, Buntspecht und Kleiber ist<br />

die Aufnahme von Bucheckern und Eicheln als<br />

zeitweilige Hauptnahrung bekannt (GLUTZ &<br />

BAUER 1980, 1993). Die Meisenarten machen<br />

dagegen nur fakultativ bei großem Angebot oder<br />

in Notzeiten von dieser Nahrungsquelle in größerem<br />

Umfang Gebrauch. Kohl- und Blaumeise


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 193<br />

Jährl. Änderung der Kleiberpopulation<br />

yearly Nuthatch population changes<br />

%<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

–10<br />

Kleiber und Buchenmast<br />

Fehlpoor<br />

Sprengscarce<br />

Halbhalf<br />

Vollmast<br />

full beech crop<br />

Abb. 12: Einfluss der Waldbaumfruktifikation <strong>des</strong> Vorjahrs,<br />

Beispiel Kleiber Sitta europaea: Jährliche Änderungen <strong>des</strong><br />

Punkt-Stopp-Indexes (mit einfachem Standardfehler) bezogen<br />

auf die Buchenmast (MANN-WHITNEY-U-Test: p <<br />

0,05). – Effects of forest tree seed crop of the previous<br />

year on birds, example of Nuthatch: Annual changes of the<br />

point count index according to beech crop (MANN-WHITNEY<br />

U-test: p < 0.05).<br />

nutzen Buchenmasten intensiv (in strengen Wintern<br />

wichtigste Nahrungsgrundlage), wobei die Blaumeise<br />

außer Bucheckern deutlich weniger „Partikel von<br />

Eicheln u. a. Baumsamen“ zu sich nimmt (HUDDE in<br />

GLUTZ & BAUER 1993). Die Kohlmeise vermag dagegen<br />

„unter bestimmten Bedingungen auch Hasel- und<br />

Walnüsse zu öffnen“, und nach englischen Untersuchungen<br />

nutzt die Art dort Eicheln, Edelkastanien<br />

und Bucheckern mit Schwerpunkt auf der jeweils am<br />

reichsten fruchtenden Art (BETTS 1953 nach GLUTZ<br />

& BAUER 1993). Entsprechend sind nach den Daten<br />

<strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-Monitorprogramms die Korrelationen der<br />

Bestandsänderungen der Blaumeise mit der Buchenmast<br />

stärker und mit der Eichenmast schwächer als<br />

Jährl. Änderung der Buchfinkenpopulation<br />

yearly Chaffinch population changes<br />

%<br />

20<br />

10<br />

0<br />

–10<br />

Buchfink und Buchenmast<br />

Fehlpoor<br />

Sprengscarce<br />

Halbhalf<br />

Vollmast<br />

full beech crop<br />

Abb. 13: Einfluss der Waldbaumfruktifikation <strong>des</strong> Vorjahrs,<br />

Beispiel Buchfink Fringilla coelebs: Jährliche Änderungen<br />

<strong>des</strong> Punkt-Stopp-Indexes (mit einfachem Standardfehler)<br />

bezogen auf die Buchenmast (MANN-WHITNEY-U-Test: 0,05<br />

< p < 0,1). – Effects of forest tree seed crop of the previous<br />

year on birds, example of Chaffinch: Annual changes of the<br />

point count index according to beech crop (MANN-WHITNEY<br />

U-test: 0.05 < p < 0.1).<br />

Jährl. Änderung der Hohltaubenpopulation<br />

yearly Stock Dove population changes<br />

%<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

–20<br />

Hohltaube und Buchen-/Eichenmast<br />

–40<br />

%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Mittl. Fruktifikation von Eichen u. Buche (85 % = Vollmast)<br />

Mean deciduous tree crop (85 % = full crop)<br />

Abb. 14: Einfluss der Waldbaumfruktifikation <strong>des</strong> Vorjahre,<br />

Beispiel Hohltaube Columba oenas: Jährliche Änderungen<br />

<strong>des</strong> Punkt-Stopp-Indexes bezogen auf die Buchen- und<br />

Eichenmast (klare Tendenz, jedoch nicht signifikant). – Effects<br />

of forest tree seed crop of the previous year on birds,<br />

example of Stock Dove: Annual changes of the point count<br />

index according to beech crop (not significant, but clear<br />

tendency).<br />

bei der Kohlmeise und bilden somit diese Präferenzen<br />

präzise ab (Anhang IV)! – Nach MARCHANT et al.<br />

(1990) kontrolliert bei der Kohlmeise zwar generell<br />

das Nahrungsangebot den Bestand im Herbst und Winter<br />

und bestimmt, wie viele Vögel bis zur nächsten<br />

Brutsaison überleben. Jedoch bevorzugt die Kohlmeise<br />

auch im Winter animalische Nahrung und weicht nur<br />

im Notfall auf Sämereien aus. Ist das Samenangebot<br />

gering, kann bereits ein kurzer Kälteeinbruch zu einer<br />

Bestandsreduktion um 80 % führen, andererseits kann<br />

jährliche Populationsänderungen<br />

yearly population changes<br />

%<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

–10<br />

–20<br />

Kohlmeise Parus major<br />

Ringeltaube Columba palumbus<br />

Blaumeise Parus caeruleus<br />

Buntspecht Picoi<strong>des</strong> major<br />

–30<br />

%<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Mittl. Fruktifikation von Eichen u. Buche (85 % = Vollmast)<br />

Mean decidous tree crop (85 % = full crop)<br />

Abb. 15: Einfluss der Waldbaumfruktifikation <strong>des</strong> Vorjahrs:<br />

Vier Arten mit signifikanten Korrelationen zwischen den<br />

jährlichen Änderungen <strong>des</strong> Punkt-Stopp-Indexes und der<br />

Intensität der Buchen- und Eichenmast. – Effects of forest<br />

tree seed crop of the previous year on birds: four more species<br />

with significant positive correlations between annual<br />

population changes and beech crop.


194 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Trauerschnäpper (RK-Index)<br />

Pied Flycatcher (territory mapping index)<br />

%<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

–60<br />

Trauerschnäpper und Höhlenkonkurrenten<br />

–80<br />

%<br />

–20 –10 0 10 20<br />

Meisen/Kleiber (Mittelwert PS-Index)<br />

Tits/Nuthatch (mean point count index)<br />

Abb. 16: Jahrweise Bestandsänderungen <strong>des</strong> Trauerschnäppers<br />

(RK-Index) einerseits sowie von Kleiber, Kohl-,<br />

Blau- und Sumpfmeise (Mittelwert der Zu-/Abnahme <strong>des</strong><br />

PS-Index) andererseits; die negative Korrelation ist signifikant<br />

(s. Tab. 7). – Annual changes in the territory mapping<br />

index of Pied Flycatcher versus the mean changes of point<br />

count indices of Nuthatch, Great, Blue and Marsh Tits; the<br />

negative correlation is significant (see Table 7).<br />

die Sterblichkeit in Wintern mit langandauernder Kälte<br />

gering bleiben (VAN BALEN 1980; SCHMIDT & ZUB in<br />

GLUTZ & BAUER 1993).<br />

Für die Sumpfmeise sind Sämereien wichtiger als für<br />

alle anderen Meisenarten; „Kiefern- und Fichtensamen<br />

werden nur von Mitte Februar bis Ende Mai gefressen<br />

bzw. gehortet, dann aber in großen Mengen“ (GLUTZ<br />

& BAUER 1993); dem entsprechen die deutlichen Korrelationen<br />

mit der Fichtenmast sowie mit der Nadelbaumfruktifikation<br />

insgesamt (Anhang IV). Auch die<br />

Weidenmeise frisst und hortet u. a. Samen von Fichte,<br />

Kiefer und Lärche, woraus sich die Korrelationen mit der<br />

Fichten- und Nadelbaummast erklären (Anhang IV).<br />

Der Gimpel frisst zwar im Winter bei Schneelagen<br />

zunehmend Samen von Bäumen und Sträuchern, u. a.<br />

Lärche (GATTER 1989), doch dürfte die überraschend<br />

Tab. 7: Signifikante Korrelationen zwischen den jährlichen Bestandsänderungen <strong>des</strong> Trauerschnäppers<br />

einerseits und Kleiber, Kohl-, Blau- und Sumpfmeise andererseits im Zeitraum<br />

1989–2002 (vgl. Abb. 16). – Significant correlations between the annual population changes<br />

of Pied Flycatcher on the one hand and Nuthatch, Great, Blue and Marsh Tits on the other<br />

hand during the period 1989–2002 (see Fig. 16).<br />

Art – species Index Korrelation mit Trauerschnäpper<br />

Ficedula hypoleuca<br />

Rangkorr. (SPEARMAN) PEARSON Korrelation<br />

Kleiber Sitta europaea PS –0,582* –0,640*<br />

Kohlmeise Parus major PS –0,558*<br />

Blaumeise Parus caeruleus PS<br />

Sumpfmeise Parus palustris PS –0,739**<br />

Meisen/Kleiber Mittelwert –<br />

Nuthatch and Tits, mean<br />

PS –0,621* –0,604*<br />

enge Korrelation mit der Nadelbaummast (Anhang IV)<br />

eher einen indirekten Zusammenhang widerspiegeln.<br />

Es ist z. B. wahrscheinlich, dass Jahre mit intensiven<br />

Waldbaumfruktifikationen auch für andere samentragende<br />

Pflanzen günstig sind.<br />

Eine kleine Gruppe von Arten (Trauerschnäpper,<br />

Misteldrossel und die beiden Goldhähnchen) zeigt<br />

negative Korrelationen mit Waldbaumfruktifikationen<br />

(Anhang IV, Block B). Für die Goldhähnchenarten und<br />

die Misteldrossel bietet sich hierfür zunächst keine einfache<br />

Erklärung an. Indirekte und schwerer nachweisbare<br />

negative Auswirkungen von intensiven Waldbaumfruktifikationen<br />

können darin liegen, dass in Mastjahren<br />

samenfressende Kleinsäuger wie Mäuse, Bilche und<br />

Eichhörnchen begünstigt werden können, und zwar wegen<br />

der schnellen Generationsfolge oft noch im selben<br />

Jahr; „die Nager stehen nicht nur in Konkurrenz um<br />

Nahrung zu den Vögeln, sondern konkurrieren auch<br />

um denselben Brutraum und treten vermehrt als Fressfeinde<br />

auf“ (GATTER 2000). Die Goldhähnchenarten<br />

stehen zudem in Nahrungskonkurrenz zu den kleinen<br />

Meisenarten (Tannen-, Hauben- und Weidenmeise), was<br />

dazu führen könnte, dass sie in Jahren, in denen die<br />

Meisen von vorherigen Baummasten profitieren, verdrängt<br />

werden (GATTER 2000 mit Bezugnahme auf experimentelle<br />

Untersuchungen von ALATALO et al. 1985,<br />

1987). Anhand unseres Datenmaterials lässt sich dies<br />

für Deutschland insgesamt allerdings nicht belegen.<br />

Auch kann sich die Begünstigung von Meisenarten<br />

und deren höhere Dichte im Folgejahr wegen der<br />

Höhlenkonkurrenz negativ auf die Fliegenschnäpperarten<br />

auswirken (GUSTAFSSON 1988). Für die negative<br />

Korrelation zwischen Trauerschnäpperbestand und der<br />

Eichen- und Fichtenmast wäre dies eine plausible Erklärung,<br />

zumal „der Trauerschnäpper heute in Deutschland<br />

die am stärksten in ihrem Vorkommen bzw. in<br />

ihrer Häufigkeit vom Nistkastenangebot abhängige<br />

Höhlenbrüterart ist“ (WINKEL & WINKEL 1998) und<br />

das Angebot geeigneter und verfügbarer Nisthöhlen,<br />

wie mehrfach experi-<br />

mentell nachgewiesen,<br />

für diese Art offenbar<br />

den wichtigsten limitierenden<br />

Faktor darstellt.<br />

In der Tat zeigt sich<br />

anhand unserer Daten<br />

eine signifikant negative<br />

Korrelation in den<br />

jährlichen Zu- und Abnahmen<br />

zwischen Trauerschnäpper<br />

einerseits<br />

und Kleiber, Sumpf-,<br />

Blau- und Kohlmeise<br />

andererseits (Tab. 7 und<br />

Abb. 16). Dies betrifft<br />

bezeichnender Weise<br />

beim Trauerschnäpper


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 195<br />

nur den RK-Index, nicht den PS-Index: Die Vögel erscheinen<br />

zwar im Brutgebiet, bilden aber keine festen<br />

Reviere, weil die potenziellen Bruthöhlen belegt sind.<br />

Während sie bei der PS registriert werden und zumin<strong>des</strong>t<br />

teilweise im Datensatz enthalten sind, fallen sie bei<br />

der RK aus der Wertung. Dass sich dieser differenzierte<br />

Zusammenhang anhand unseres weitgestreuten Materials<br />

für einen großen geographischen Raum statistisch<br />

belegen lässt, ist überraschend und bestätigt die Qualität<br />

der Daten, allerdings auch die bessere Aussagekraft<br />

der die jährlichen Schwankungen präziser abbildenden<br />

RK-Daten bei einigen Arten (z. B. auch Buntspecht<br />

und Kleiber, s. Anhang IV und Abb. 11).<br />

Weiterhin gibt es eine relativ große Gruppe von sieben<br />

Arten, deren Bestandsänderungen positiv mit<br />

Waldbaumfruktifikationen korrelieren, obwohl sie<br />

sich durchweg animalisch (überwiegend insectivor)<br />

ernähren und teilweise bei uns gar nicht überwintern<br />

(Grünspecht, Wendehals, Heckenbraunelle, Rotkehlchen,<br />

Singdrossel, Star und Pirol; Anhang IV, Block C).<br />

Diese Zusammenhänge sind für uns bisher im Einzelnen<br />

kaum nachvollziehbar. Offensichtlich gibt es<br />

gemeinsame Faktoren, die sowohl die Baummasten<br />

als auch andere Habitatparameter steuern. So ist es<br />

denkbar, dass die Witterungsbedingungen, die Waldbaumfruktifikationen<br />

begünstigen (warme und trocke-<br />

Tab. 8: Arten mit signifikant unterschiedlichen Indexkurven (Punkt-Stopp-Zählung) in West- und Ostdeutschland (TRIM:<br />

Einfluss der Kovariablen „Region“ ist signifikant; Signifikanzniveau siehe Spalte „Unterschied“). – Species showing<br />

significantly different point count index curves in West- and East-Germany (TRIM: effect of the co-variable ‚region’ is<br />

significant; level of significance see column‚ difference’).<br />

Art – species regionale Trends – regional trends<br />

West<br />

West<br />

Unterschied<br />

difference<br />

a) West-Trend positiver als Ost-Trend – western trends more positive than eastern trends<br />

Ost<br />

East<br />

1. Heidelerche Lullula arborea *) +8,9** (***) +0,2 ns<br />

2. Mittelspecht Dendrocopos medius *) +5,2* (*) +2,1 ns<br />

3. Zilpzalp Phylloscopus collybita +1,2** (***) +0,5 ns<br />

4. Gartengrasmücke Sylvia borin +2,1** (***) 0,0<br />

5. Gimpel Pyrrhula pyrrhula +1,4 ns (*) –1,9 ns<br />

6. Kohlmeise Parus major +0,6 * (***) –1,2 ns<br />

7. Mäusebussard Buteo buteo *) –0,3 ns (***) –1,9*<br />

8. Weidenmeise Parus montanus *) –1,5 ns (*) –3,3 ns<br />

9. Pirol Oriolus oriolus –2,1* (*) –4,3 ns<br />

10. Baumpieper Anthus trivialis –3,5** (**) –4,5*<br />

11. Wendehals Jynx torquilla *) –4,3 ns (*) –5,1*<br />

b) Ost-Trend positiver als West-Trend – eastern trends more positive than western trends<br />

1. Kolkrabe Corvus corax –1,4 ns (**) +9,0**<br />

2. Sommergoldhähnchen Regulus ignicapillus *) +2,0* (**) +8,2**<br />

3. Haubenmeise Parus cristatus *) +0,2 ns (***) +7,7*<br />

4. Zaunkönig Troglodytes troglodytes +1,5** (***) +4,8**<br />

5. Misteldrossel Turdus viscivorus *) –1,1 ns (**) +4,8 ns<br />

6. Gelbspötter Hippolais icterina –1,8* (*) +3,6 ns<br />

7. Star Sturnus vulgaris –1,9** (*) +3,3*<br />

8. Kernbeißer C. coccothraustes –4,0** (**) +3,0 ns<br />

9. Eichelhäher Garrulus glandarius –0,1ns (***) +2,1 ns<br />

10. Ringeltaube Columba palumbus –0,6* (***) +0,5 ns<br />

11. Fitis Phylloscopus trochilus –3,7** (*) –1,7 ns<br />

12. Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix *) –8,2** (***) –3,4**<br />

*): Trend 1991–2003


196 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

ne Frühjahre/Sommer in den Vorjahren in Verbindung<br />

mit dem Ausbleiben von Spätfrösten, s. Kap. 2), auch<br />

bestimmte Nahrungstierpopulationen der Vögel (z. B.<br />

Ameisen) fördern. Nach den Beobachtungen von S.<br />

BAUMANN (pers. Mitt.) wirken z. B. blühende Eichen<br />

auf den Pirol bei der Nahrungssuche wie ein Magnet,<br />

möglicherweise durch Insekten in den Blüten; dies<br />

könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Nahrungsbedingungen<br />

in Jahren mit hoher Blühintensität der<br />

Eichen besonders günstig sind und sich positiv auf den<br />

Bruterfolg und dadurch auf den Bestand im nächsten<br />

Jahr auswirken.<br />

Denkbar ist auch eine indirekte Wirkungskette über<br />

den physiologischen Zustand der Waldbäume, der dann<br />

wiederum Voraussetzung für die Massenentfaltung<br />

z. B. phytophager oder xylobionter Wirbelloser sein<br />

könnte. So bedeuten Vollmasten durch den vermehrten<br />

Nährstoffverbrauch (bedeutende Festlegung von Kohlenhydraten<br />

und Mineralstoffen, Veratmungsverluste<br />

bei der Blüten- und Fruchtbildung) einen erheblichen<br />

physiologischen Stress für die Waldbäume, der sich<br />

in vermindertem Zuwachs, verminderter Blattmasse<br />

und beeinträchtigter Abwehrkraft gegenüber äußeren<br />

Einflüssen niederschlägt (KRAMER 1988; RÖHRIG &<br />

GUSSONE 1990).<br />

3.5. Bestandstrends 1989–2003<br />

Fast die Hälfte der 52 untersuchten Waldvogelarten hat<br />

im Untersuchungszeitraum signifikant zugenommen<br />

(21 Arten) oder zeigt deutlich positive Tendenzen (vier<br />

Arten); dem stehen nur 10 signifikant abnehmende Arten<br />

und drei Arten mit negativen Tendenzen gegenüber<br />

Tab. 9: Arten mit unterschiedlichen Bestandstrends (Punkt-Stopp-Zählung) in Wäldern (= Zählstopps von >75 % Wald<br />

umgeben) und außerhalb von Wäldern (= Waldanteil < 25 % pro Zählstopp); angegeben ist die mittlere jährliche Zu- oder<br />

Abnahme in % (TRIM, * = p < 0,05; ** = p < 0,01). Darunter ist keine Art, die in Wäldern eine positivere Entwicklung<br />

zeigt als außerhalb. – Species showing different point count index trends in forests (> 75% forest per stop) and outside<br />

forests (< 25% forest); figures indicate the average annual population change in % (TRIM, * = p < 0.05; ** = p < 0.01).<br />

There is not any species which does better in forests than outside.<br />

Art – species Trends Wälder u. außerhalb<br />

trends in and outside forests<br />

> 75 % Wald<br />

> 75% forest<br />

Unterschied<br />

difference<br />

< 25 % Wald<br />

< 25% forest<br />

1. Heidelerche Lullula arborea *) –5,6* ** +10,3**<br />

2. Schwanzmeise Aegithalos caudatus *) –4,8* ** +7,0**<br />

3. Sumpfmeise Parus palustris *) –2,5* * +6,3**<br />

4. Zilpzalp Phylloscopus collybita –0,6* ** +2,3**<br />

5. Rotkehlchen Erithacus rubecula –0,6* * +1,3**<br />

6. Grünspecht Picus viridis +0,2 ns * +6,4**<br />

7. Gartengrasmücke Sylvia borin –2,5 ns ** +4,2**<br />

8. Zaunkönig Troglodytes troglodytes +0,4 ns ** +3,6**<br />

9. Kohlmeise Parus major –0,5 ns * +1,0**<br />

10. Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla +2,4* * +5,5**<br />

11. Buntspecht Dendrocopos major +0,3* ns +2,8**<br />

12. Eichelhäher Garrulus glandarius +1,5 ns ns +3,2**<br />

13. Gimpel Pyrrhula pyrrhula +1,8 ns ns +4,7**<br />

14. Haubenmeise Parus cristatus *) +3,7* ns +8,3*<br />

15. Heckenbraunelle Prunella modularis +0,1 ns ns +2,1**<br />

16. Kleiber Sitta europaea –0,8 ns ns +2,6*<br />

17. Nachtigall Luscinia megarhynchos +2,9 ns ns +4,6**<br />

18. Sommergoldhähnchen Regulus ignicapillus *) +2,2* ns +4,9*<br />

19. Tannenmeise Parus ater +3,8 ns ns +7,1**<br />

20. Weidenmeise Parus montanus *) –4,2* ns +2,5 ns<br />

21. Wintergoldhähnchen Regulus regulus *) –1,1 ns ns +2,8 ns<br />

*) nur Daten 1991–2003 – data for 1991–2003 only.


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 197<br />

absolut<br />

Index<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

1.400.000<br />

1.200.000<br />

1.000.000<br />

800.000<br />

600.000<br />

400.000<br />

200.000<br />

0<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

West Ost<br />

West Ost gesamt<br />

a) Waldlaubsänger<br />

b) Waldlaubsänger<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003<br />

Abb. 17 a und b: Hochsignifikante regionale Unterschiede der Indexkurven (PS-Daten) <strong>des</strong> Waldlaubsängers Phylloscopus<br />

sibilatrix (a), sowie (b) durch Gewichtung der regionalen Daten auf Basis der Bestandsschätzungen von 1994<br />

gewonnener nationaler Trend. – Highly significant differences in the regional population changes (point count index) of<br />

the Wood Warbler (a), and (b) the same, but weighted by the population size in 1994 (estimate from the last national<br />

breeding-bird Atlas). The national index curve is gained by combining the weighted regional trends.<br />

(Anhang I). Etwas vereinfacht kann man also sagen,<br />

dass die häufigeren Waldvögel überwiegend noch häufiger<br />

werden.<br />

Die differenziertere Betrachtung ist allerdings lohnend.<br />

So zeigen sich überraschend deutliche regionale Unterschiede<br />

zwischen West- und Ostdeutschland: Nicht<br />

weniger als 23 von 51 in beiden Regionen verbreiteten<br />

Arten zeigen einen signifikant unterschiedlichen<br />

Indexkurven-Verlauf und/oder Trend (Tab. 8). Die<br />

Gesamttrends sind bei 11 Arten im Westen und bei 12<br />

Arten im Osten positiver. Bei einigen Arten decken sich<br />

diese Trends mit denen in den angrenzenden Nachbarländern<br />

(z. B. Mittelspecht, s. SÜDBECK & FLADE<br />

2004).<br />

Für die Ermittlung <strong>des</strong> deutschlandweiten Trends<br />

müssen diese regionalen Unterschiede berücksichtigt<br />

werden. Dies geschieht durch Gewichtung der regionalen<br />

Indexkurven mit den geschätzten Bestandsgrößen<br />

im Jahr 1994 (Beispiel siehe Abb. 17 a und b;<br />

Erläuterung <strong>des</strong> Verfahrens siehe SCHWARZ & FLADE<br />

2000). Alle hier abgebildeten und für Korrelationen<br />

verwendete PS-Indexkurven sind gemäß dieses Verfahrens<br />

regional gewichtet worden.<br />

Überraschender und für das Thema der Arbeit bedeutender<br />

als die regionalen Unterschiede sind die unterschiedlichen<br />

Trends in Wäldern und außerhalb – d. h.<br />

bei den betrachteten Arten vor allem Siedlungen, Gärten<br />

und Grünanlagen. Zehn Arten zeigen signifikant<br />

unterschiedliche Trends in Wäldern und außerhalb<br />

von Wäldern (Tab. 9). All diese Arten weisen außerhalb<br />

der Wälder wesentlich positivere Trends auf; bei<br />

fünf Arten (Heidelerche, Schwanzmeise, Sumpfmeise,<br />

Zilpzalp und Rotkehlchen) ist sogar in Wäldern ein<br />

signifikant negativer, außerhalb ein signifikant positiver<br />

Trend nachweisbar. Hinzu kommen 11 weitere<br />

Arten mit deutlich positiverem Gesamttrend außerhalb<br />

von Wäldern, bei denen der Trendunterschied nicht<br />

signifikant ist (Tab. 9). Von den 21 Waldvogelarten,<br />

die insgesamt signifikant zunehmen, nehmen nur vier<br />

auch in Wäldern signifikant zu!


198 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Index<br />

Index<br />

% Zilpzalp Phylloscopus collybita<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

%<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1989<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

> 75 % Wald<br />

> 75% forest<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

Das bedeutet: Die Waldvogelarten nehmen zwar<br />

großenteils im Bestand zu, diese Zunahmen finden aber<br />

fast ausschließlich außerhalb <strong>des</strong> Wal<strong>des</strong> statt!<br />

Die Zunahme der häufigeren Waldvogelarten im weiteren<br />

Sinne ist bereits von FLADE (1994), BUSCHE (1998,<br />

für das westliche Schleswig-Holstein), SCHWARZ &<br />

FLADE (2000) sowie ZANG (2003a, für Niedersachsen)<br />

dargestellt und im Wesentlichen (auch) auf die Zunahme<br />

der Siedlungsfläche (Zersiedelung der Landschaft,<br />

vorwiegend auf Kosten von Agrarflächen) sowie <strong>des</strong><br />

Gehölzvolumens in den Siedlungen zurückgeführt<br />

worden. Diese Aussagen bestätigen sich nun in überraschend<br />

eindeutiger Weise. Zwar ist auch von FLADE<br />

(1994) und GATTER (2000, 2004) vermutet worden,<br />

dass die zunehmend naturnahe und extensivere Nutzung<br />

der Wälder, das steigende Durchschnittsalter und<br />

die wachsenden Holzvorräte auch in den Wäldern zu<br />

Bestandszunahmen der häufigeren Arten geführt haben.<br />

Diese Aussage dürfte über die letzten 60 Jahre betrachtet<br />

zutreffen, lässt sich aber anhand unserer Daten für<br />

den Zeitraum ab 1989 nicht mehr bestätigen.<br />

Nur für wenige der hier untersuchten Arten gibt<br />

es parallele Datenreihen, die eine unabhängige Verifizierung<br />

der im Rahmen <strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-Programms<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

Gartengrasmücke Sylvia borin<br />

< 25 % Wald<br />

< 25% forest<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

Abb. 18: Beispiele für Arten, die in Wäldern signifikant andere Trends<br />

aufweisen als außerhalb (Gärten, Parks, Friedhöfe, halboffene Landschaft):<br />

Zilpzalp Phylloscopus collybita und Gartengrasmücke Sylvia<br />

borin (weitere Beispiele siehe Abb. 8). – Examples of species which<br />

show significantly different population trends in forests compared<br />

to habitats outside forests (urban areas, gardens, half-open landscapes):<br />

Chiffchaff and Garden Warbler (more species see Fig. 8).<br />

ermittelten Trends erlauben. Für die vier<br />

hier untersuchten Greifvogelarten gibt es<br />

wesentlich umfassenderes Datenmaterial<br />

aus dem laufenden „Monitoring Greifvögel<br />

und Eulen“ (MAMMEN & STUBBE 2000,<br />

2002). Diese Arten stehen durch ihre relative<br />

Seltenheit und großen Reviere im <strong>DDA</strong>-<br />

Monitorprogramm eindeutig am Rande der<br />

Erfassbarkeit. Für Mäusebussard, Rotmilan<br />

und Sperber lassen sich aus unseren Daten<br />

keine signifikant positiven oder negativen<br />

Trends ableiten, der Habicht hat im PS-Index<br />

signifikant abgenommen. Nach MAM-<br />

MEN & STUBBE (2002) hat der Rotmilan in<br />

Deutschland im Zeitraum 1986–2001 signifikant<br />

abgenommen, Mäusebussard und<br />

Sperber haben signifikant zugenommen und<br />

der Habicht ist im Bestand gleich geblieben.<br />

Ein deutlicher Widerspruch tritt also zumin<strong>des</strong>t<br />

beim Habicht auf. Der (gleich bleibende)<br />

Trend nach MAMMEN & STUBBE (2002)<br />

ist mit Sicherheit belastbarer abgesichert.<br />

– Immerhin gibt es keine widersprüchlichen<br />

signifikanten Zu- und Abnahmen.<br />

Eine weitere, wenn auch zeitlich viel kürzere<br />

Datenreihe bietet das „Integrierte Monitoring<br />

von Singvogelpopulationen (IMS)“ für<br />

einige Arten. Die Auswertung von DORSCH<br />

& KÖPPEN (2004) für Ostdeutschland bezieht<br />

zwischen 10 (1997) und 27 (2003) Gebiete<br />

ein, in denen planmäßig und standardisiert<br />

mit Japannetzen Kleinvögel erfasst wurden.<br />

Ein wesentliches Ziel <strong>des</strong> Programms ist es,<br />

zusätzliche Populationsparameter wie Bruterfolg (über<br />

den Anteil diesjähriger Vögel), Dispersion und Survival<br />

zu erheben. Für sechs Waldvogelarten sind bei<br />

DORSCH & KÖPPEN Indexkurven der Erstfänge von<br />

Altvögeln für den Zeitraum 1997 bis 2002 abgebildet.<br />

Der Vergleich mit den <strong>DDA</strong>-Indexkurven (Region<br />

Ost) ergibt beim Waldbaumläufer eine gute, bei der<br />

Gartengrasmücke eine mäßige und bei Grauschnäpper,<br />

Schwanzmeise, Rotkehlchen und Buchfink eine sehr<br />

schlechte Übereinstimmung. Für diese Arten sind die<br />

Indexkurven <strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-Programms wegen der viel größeren<br />

Stichprobenzahl und direkten (nicht indirekten)<br />

Erfassung der Brutbestände mit Sicherheit wesentlich<br />

aussagekräftiger.<br />

3.6. Abnehmende Arten<br />

Insgesamt zeigen 10 der 52 untersuchten Arten signifikante<br />

Bestandsabnahmen (Anhang I; Beispiele s.<br />

Abb. 19) wobei der abnehmende Trend für den Habicht<br />

wohl nicht repräsentativ ist (s. oben) und <strong>des</strong>halb von<br />

einer weiteren Bewertung auszunehmen ist. Die Ab-<br />

und Zunahmen verteilen sich etwa in gleicher Weise<br />

auf Laub- und Nadelwaldbewohner sowie Waldvögel<br />

allgemein (Tab. 10). – Beim Grauspecht könnte der


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 199<br />

Index<br />

Index<br />

%<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

Baumpieper Anthus trivialis<br />

40<br />

1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003<br />

%<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

PS RK<br />

1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003<br />

PS RK<br />

Fitis Phylloscopus trochilus<br />

Abb. 19: Beispiele für weiterhin kontinuierlich abnehmende Arten:<br />

Baumpieper Anthus trivialis und Fitis Phylloscopus trochilus. – Examples<br />

of species with continuous declines: Tree Pipit and Willow<br />

Warbler.<br />

signifikante Rückgang mit veränderten Methoden<br />

der Waldbewirtschaftung, vor allem<br />

dem zunehmenden Verzicht auf Kahlschlagswirtschaft<br />

im Zusammenhang stehen, da die<br />

Art Waldlichtungen und -blößen bevorzugt zur<br />

Nahrungsaufnahme (Ameisen!) aufsucht.<br />

Hinsichtlich der nistökologischen Gilden<br />

sind die Bodenbrüter relativ stark von Abnahmen<br />

betroffen: Je drei Arten nehmen signifikant<br />

ab bzw. zu (Tab. 11). Jedoch handelt es<br />

sich bei den drei abnehmenden Arten Baumpieper,<br />

Fitis und Waldlaubsänger gleichzeitig<br />

um Langstreckenzieher (s. unten). Die Tatsache,<br />

dass auch drei bodenbrütende Arten (Zilpzalp,<br />

Rotkehlchen, Nachtigall) im Bestand<br />

zunehmen, spricht eher gegen die Hypothese<br />

von GATTER (2000), dass die Verluste durch<br />

Prädatoren (Kleinsäuger, Raubsäuger, Wildschweine)<br />

ein erheblicher und zunehmender<br />

Gefährdungsfaktor für Waldvögel sind.<br />

Eindeutig ist jedoch die Aufteilung der<br />

Trends nach Zugstrategien (Tab. 12): Sieben<br />

von neun abnehmenden Arten (außer Habicht)<br />

sind Langstreckenzieher, und von 12 Langstreckenziehern<br />

haben sieben signifikant ab-<br />

und nur drei Arten signifikant zugenommen!<br />

Damit ist naheliegend, dass das Hauptproblem<br />

für die spärlichen bis häufigen Waldvögel<br />

Tab. 10: Zu- und Abnahmen von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003, geordnet nach bevorzugten Waldtypen; (–),<br />

(+) = eher abnehmend bzw. eher zunehmend als gleichbleibend, Trend jedoch nicht signifikant; –, + = deutlich ab- bzw.<br />

zunehmend, Trend wenigstens nach einem Programmteil (RK oder PS) signifikant; – –, ++ = nach beiden Programmteilen<br />

signifikant und stark ab- bzw. zunehmend. – Population trends of forest bird species in Germany 1989–2003<br />

according to preferred forest types; (–), (+) = rather decreasing or increasing than stable, trend not significant; –, + =<br />

distinct decline or increase, at least significant in either point count or mapping scheme; – –, ++ = strong decline or<br />

increase, significant in both schemes.<br />

Wald<br />

allg.<br />

forest in<br />

general<br />

Laubwald<br />

deciduous<br />

forest<br />

Nadelwald<br />

coniferous<br />

forest<br />

– – – (–) 0, ? (+) + ++<br />

Ant.triviali<br />

Picus canus<br />

Phy.sibilatr<br />

Acc.gentilis<br />

Jyn.torquil<br />

Fic.hypoleu<br />

Hip.icterina<br />

Phy.trochil<br />

Ori.oriolus<br />

Lox.curviro<br />

Par.monta<br />

Cer.familia<br />

Stu.vulga<br />

Reg.regulu<br />

Pyr.pyrrhu<br />

Buteo buteo<br />

Acc.nisus<br />

Mil.milvus<br />

Col.palumb<br />

Tur.vicivor<br />

Den.minor<br />

Fic.parva<br />

Par.caerul<br />

Par.major<br />

Par.palust<br />

Coc.coccot<br />

Tur.philome<br />

Den.medius<br />

Mus.striata<br />

Lul.arbore<br />

Parus ater<br />

Den.major<br />

Pru.modula<br />

Phy.collybi<br />

Eri.rubecul<br />

Pho.phoenic<br />

Tur.merula<br />

Aeg.caudat<br />

Gar.glanda<br />

Fri.coelebs<br />

Col.oenas<br />

Sylvia borin<br />

Lus.megarh<br />

Sit.europae<br />

Cer.brachy<br />

Dry.martius<br />

Tro.troglo<br />

Syl.atricapi<br />

Cor.corax<br />

Picus viridis<br />

Reg.ignicapi<br />

Par.cristat


200 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Tab. 11: Zu- und Abnahmen von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003, geordnet nach ökologischen Gilden (Erläuterung<br />

s. Tab. 10). – Population trends of forest bird species in Germany 1989–2003 according to ecological guilds<br />

(explanations see Table 10).<br />

Holzbewohnerwood-inhabit.<br />

species<br />

sonstige<br />

Höhlenbrüter<br />

else holebreeders<br />

Bodenbrüter<br />

groundnesting<br />

Freibrüter<br />

bush- or<br />

canopynesting<br />

– – – (–) 0, ? (+) + ++<br />

Picus canus<br />

Ant.triviali<br />

Phy.sibilat<br />

Jyn.torquil<br />

Fic.hypoleu<br />

Phy.trochil<br />

Acc.gentilis<br />

Hip.icterina<br />

Ori.oriolus<br />

Lox.curviro<br />

Cer.familia<br />

Par.monta<br />

Stu.vulgar<br />

Deutschlands in Afrika bzw. auf dem Weg dorthin zu<br />

suchen ist.<br />

Dass sich die Umweltbedingungen in Afrika dramatisch<br />

verändert haben und auch noch verändern,<br />

ist bekannt. Zu den wichtigsten Faktoren dürften der<br />

Den.minor<br />

Fic.parva<br />

Par.caerul<br />

Par.major<br />

Par.palust<br />

Buteo buteo<br />

Acc.nisus<br />

Mil.milvus<br />

Col.palumb<br />

Tur.vicivor<br />

Reg.regulu<br />

Pyr.pyrrhu<br />

Coc.coccot<br />

Den.medius<br />

Mus.striata<br />

Parus ater<br />

Lul.arbore<br />

Tur.philome<br />

Den.major<br />

Sit.europae<br />

Cer.brachy<br />

Col.oenas<br />

Pho.phoenic<br />

Phy.collybi<br />

Eri.rubecul<br />

Lus.megarh<br />

Pru.modula<br />

Sylvia borin<br />

Tur.merula<br />

Aeg.caudat<br />

Gar.glanda<br />

Fri.coelebs<br />

Dry.martius<br />

Picus viridis<br />

Par.cristat<br />

Tro.troglo<br />

Syl.atricapi<br />

Reg.ignicapi<br />

Cor.corax<br />

Tab. 12: Zu- und Abnahmen von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003, geordnet nach Zugstrategien (Erläuterung<br />

s. Tab. 10). – Population trends of forest bird species in Germany 1989–2003 according to migration strategies (explanations<br />

see Table 10).<br />

Langstrecken-Zieherlong-distance<br />

migrants<br />

Kurzstreckenziehershortdistance<br />

migrants<br />

<strong>Teil</strong>zieher<br />

partly migrants<br />

Jahresvögel<br />

residents<br />

– – – (–) 0, ? (+) + ++<br />

Ant.trivial<br />

Phy.sibilat<br />

Pic.canus<br />

Jyn.torquill<br />

Hip.icterina<br />

Phy.trochil<br />

Fic.hypoleu<br />

Ori.oriolus<br />

Lox.curviro<br />

Acc.gentilis<br />

Stu.vulgar<br />

Par.monta<br />

Cer.familia<br />

Fic.parva<br />

Mil.milvus<br />

Par.palust<br />

Tur.vicivor<br />

Acc.nisus<br />

Col.palumb<br />

Reg.regulu<br />

Par.caerul<br />

Par.major<br />

Pyr.pyrrhu<br />

Coc.coccot<br />

But. buteo<br />

Den.minor<br />

Mus.striata<br />

Lul.arborea<br />

Tur.philome<br />

Parus ater<br />

Den.medius<br />

Sylvia borin<br />

Pho.phoenic<br />

Lus.megarh<br />

Pru.modula<br />

Py.collybi<br />

Col.oenas<br />

Eri.rubecul<br />

Tur.merula<br />

Aeg.caudat<br />

Gar.glanda<br />

Fri.coelebs<br />

Den.major<br />

Sit.europae<br />

Cer.brachy<br />

Syl.atricapi<br />

Reg.ignicapi<br />

Tro.troglo<br />

Dry.martius<br />

Picus viridis<br />

Par.cristat<br />

Cor.corax<br />

Rückgang der Sommerniederschläge in der Sahel-Region<br />

(Abb. 20) sowie Veränderungen wie Zunahme<br />

<strong>des</strong> Pestizidgebrauchs, Intensivierung der Landwirtschaft<br />

insgesamt, Be- und Entwässerungsprojekte,<br />

Ausdehnung der Wüsten und Zerstörung <strong>des</strong> Regen-


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 201<br />

Niederschlag – precipitation<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

–50<br />

–100<br />

–150<br />

mm<br />

1900 1920 1940 1960 1980 2000<br />

Jahr – year<br />

walds gehören. Eine Ergründung der genauen Rückgangsursachen<br />

für die Transsaharazieher unter den<br />

Waldvögeln erfordert jedoch artspezifische gezielte<br />

Forschung.<br />

Auffallend ist aber, dass die sieben abnehmenden<br />

Langstreckenzieher in ihren jährlichen Zu- und Ab-<br />

Vorjahresniederschlag Sahel (Abweichung<br />

vom langjähr. Mittel)– Sahel rainfall<br />

previous year (deviation from mean)<br />

Jährliche Änderungen – yearly changes<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

–20<br />

–40<br />

–60<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

–40<br />

–80<br />

–120<br />

mm<br />

Waldlaubsänger_PS<br />

Wendehals_PS<br />

Baumpieper_PS<br />

Fitis_PS<br />

Gelbspötter_PS<br />

Pirol_PS<br />

Trauerschnäpper_PS<br />

Mittelwert<br />

1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003<br />

1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003<br />

Abb. 20: Abweichung der jährlichen<br />

Sommerniederschläge (Juni<br />

–September) in der gesamten Sahelregion<br />

vom langjährigen Mittel<br />

(NOAA, www.cdc.noaa.gov/Climate<br />

Indices/). – Deviation from the<br />

long-term mean of the total annual<br />

summer rainfall (June–September)<br />

in the whole Sahel region<br />

(NOAA, www.cdc.noaa.gov/Climate<br />

Indices/).<br />

nahmen insbesondere im Zeitraum 1989 bis 1999<br />

weitgehend demselben Muster folgen (Abb. 21); lediglich<br />

der Pirol fällt heraus. Dies spricht dafür, dass<br />

es in den Durchzugs- oder Überwinterungsgebieten<br />

Einflussfaktoren gibt, die die jährlichen Bestandsschwankungen<br />

der meisten dieser Arten gleichsinnig<br />

steuern. Zunächst war es naheliegend,<br />

nach Korrelationen zwischen den<br />

jährlichen Niederschlagssummen<br />

im Sahel (Abb. 21) und diesen Bestandsänderungen<br />

zu suchen – diese<br />

sind aber nicht signifikant. Eine<br />

Ergründung der Ursachen erfordert<br />

also eine wesentlich differenziertere<br />

Betrachtung der jährlich wechselnden<br />

Bedingungen in den mediterranen<br />

und afrikanischen Durchzugs- und<br />

Rastgebieten unter Einbeziehung der<br />

Abb. 21: Jährliche Bestandsänderungen<br />

von Langstreckenziehern unter den<br />

Waldvögeln (Zu- und Abnahme der Indexwerte<br />

nach PS-Daten; oben) sowie<br />

Mittelwert im Vergleich zu den Sommerniederschlägen<br />

(Juni–September;<br />

unten) <strong>des</strong> Vorjahres in der gesamten<br />

Sahelzone (Daten ab 2000 fehlen noch).<br />

Obwohl bei fast allen Arten (Ausnahme:<br />

Pirol) ein ähnliches Muster der jahrweisen<br />

Schwankungen erkennbar ist, lässt<br />

sich kein signifikanter Zusammenhang<br />

mit den Sahel-Niederschlägen nachweisen.<br />

– Annual population changes of<br />

long-distance migrant forest birds (point<br />

count index; above) compared to the<br />

total annual summer rainfall (below) in<br />

the whole Sahel region (data from 2000<br />

onwards are still missing). Despite all<br />

species but Golden Oriole show rather<br />

similar patterns, there is no significant<br />

correlation with the Sahel rainfall.


202 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

regionalen und zeitlichen Niederschlagsverteilung sowie<br />

weiterer möglicher Steuerungsfaktoren (z. B. Massenvermehrungen<br />

der Wanderheuschrecke o. ä.). Eine<br />

solche differenzierte Analyse war im Rahmen dieser<br />

Auswertung nicht möglich. Sie wäre aber sinnvoll, da<br />

die <strong>Ergebnisse</strong> auch konkrete Hinweise auf die langfristigen<br />

Rückgangsursachen geben könnten.<br />

4. Gesamtdiskussion und Fazit<br />

4.1. Aussagefähigkeit <strong>des</strong> Programms<br />

Insgesamt besteht der Eindruck, dass Qualität und<br />

Interpretierbarkeit der Daten <strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-Monitorprogramms<br />

trotz der bekannten methodischen Schwächen<br />

(freie Probeflächenwahl, ungleiche Verteilung<br />

der Flächen und Routen auf Regionen und Lebensräume)<br />

überraschend gut sind. Durch die differenzierte<br />

Auswertung von <strong>Teil</strong>stichproben insbesondere<br />

<strong>des</strong> sehr umfangreichen PS-Materials ist es möglich,<br />

die Bestandsveränderungen der häufigeren deutschen<br />

Waldvögel differenziert nachzuzeichnen und zu interpretieren.<br />

Hinsichtlich der Identifizierung der Ursachen<br />

und treibenden Faktoren der kurz- und langfristigen<br />

Bestandsänderungen sind mit der vorliegenden Analyse<br />

längst noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.<br />

So ließen sich die Wetterdaten noch wesentlich differenzierter<br />

analysieren und mit den Bestandsdaten<br />

korrelieren (Erweiterung <strong>des</strong> Parametersets auf Frühjahrs-<br />

und Sommertemperaturen, Temperaturen und<br />

Niederschläge im Spätwinter, wesentliche Erweiterung<br />

der berücksichtigten Messstationen, Einbeziehung der<br />

Witterung in Süd- und Westeuropa u. a.). Dies muss<br />

aber späteren Analysen vorbehalten bleiben.<br />

Überraschend eindeutig und aussagekräftig sind die<br />

zahlreichen signifikanten Korrelationen von Bestandsänderungen<br />

und Waldbaumfruktifikationen, bis hin zu<br />

signifikanten Hinweisen auf eine Konkurrenzsituation<br />

zwischen samenfressenden Jahresvögeln und insektivoren<br />

Langstreckenziehern am Beispiel der Höhlenkonkurrenz<br />

von Meisen/Kleiber und Trauerschnäpper.<br />

Eine Darstellung dieser komplexen Beziehungen und<br />

Wechselwirkungen zwischen Wetter, Baummasten,<br />

Vogelgruppen unterschiedlicher Gilden und Zugstrategien<br />

ist unseres Wissens für einen derart großen geographischen<br />

Raum und auf einer so breit gestreuten<br />

Datenbasis bisher noch nicht gelungen; zuvor gab es<br />

zu diesen Fragen nur lokale und z. T. experimentelle<br />

Fallstudien (Synopse siehe GATTER 2000). Allerdings<br />

bedarf es einer vertieften Analyse und weiterer Forschung,<br />

um die ursächlichen Faktoren klar herauszuarbeiten.<br />

4.2. Bestandstrends deutscher Waldvögel<br />

Die spärlichen bis häufigen Waldvogelarten Deutschlands<br />

sind aktuell nicht erkennbar gefährdet. Fast die<br />

Hälfte der Arten nahm seit 1989 zu, jedoch fanden<br />

diese Zunahmen fast ausschließlich außerhalb der ge-<br />

schlossenen Wälder, d. h. im urbanen und suburbanen<br />

Bereich statt. Bei sieben von neun abnehmenden Arten<br />

liegen die Rückgangsursachen höchstwahrscheinlich<br />

außerhalb von Deutschland und deuten auf dramatische<br />

Veränderungen auf dem afrikanischen Kontinent hin.<br />

Diese generelle Einschätzung der Gefährdungssituation<br />

betrifft zumin<strong>des</strong>t das mittlere und nördliche<br />

Deutschland in seiner Gesamtheit. Auf die besondere,<br />

bisher nicht vergleichbare und teilweise dramatische<br />

Situation in den stark immissionsgeschädigten Wäldern<br />

der Mittelgebirgs-Hochlagen (z. B. Harz, Erzgebirge,<br />

Thüringer und Bayerischer Wald) geht ZANG (2004)<br />

ausführlich ein. Bisher haben diese regionalen Entwicklungen<br />

jedoch keinen entscheidenden Einfluss auf<br />

die Gesamtentwicklung in Deutschland.<br />

„Samenerträge aus dem Wald sind wahrscheinlich<br />

der wichtigste Steuerungsfaktor für die Populationsdynamik<br />

von samenfressenden Vögeln und Kleinsäugern<br />

der Wälder“ (GATTER 2000). Diese Aussage konnte<br />

durch unsere Datenanalyse eindrucksvoll bestätigt<br />

werden, wobei die oft schwer durchschaubaren indirekten<br />

Wirkungen (über Konkurrenten, Prädatoren,<br />

Nahrungstiere usw.) offensichtlich auch zahlreiche<br />

insektivore Kurz- und Langstreckenzieher betreffen.<br />

Insgesamt sind unsere Waldvögel in ein sehr komplexes<br />

ökologisches Wirkungsgefüge aus Waldzustand,<br />

Witterung, Baummasten, Insektengradationen, Nahrungs-<br />

und Konkurrenzbeziehungen eingebunden,<br />

<strong>des</strong>sen Dynamik sie zwar differenziert widerspiegeln,<br />

aber <strong>des</strong>sen innere Zusammenhänge in weiten <strong>Teil</strong>en<br />

noch unerforscht sind.<br />

Die hier nachgewiesenen Abhängigkeiten der Bestandsschwankungen<br />

von <strong>Teil</strong>ziehern und Jahresvögeln<br />

von Winterwetter und Baummasten sind nicht<br />

allgemein auf alle Gebiete Mitteleuropas übertragbar.<br />

So bestehen bei den Brutvögeln im Urwald von Bialowieza<br />

(Ost-Polen) nur bei wenigen Arten (Mittelspecht,<br />

Wintergoldhähnchen) Korrelationen mit dem<br />

Winterwetter und – außer beim Buntspecht (positive<br />

Korrelation mit der Laubbaummast <strong>des</strong> Vorjahres)<br />

– keine signifikanten Abhängigkeiten von der Hainbuchen-/Eichen-/Ahornmast<br />

sowie der Fichtenmast (die<br />

Rotbuche kommt dort nicht vor); dies wird auf das hier<br />

besonders reichhaltige Angebot an nahrungsökologischen<br />

Nischen und Pflanzensamennahrung zurückgeführt,<br />

so dass die Arten bei Ausfall einer wichtigen<br />

Nahrungsquelle im Winter immer auf Alternativen<br />

zurückgreifen können (WESOŁOWSKI 1994).<br />

Die oben skizzierte, insgesamt günstige gegenwärtige<br />

Bestandssituation der Waldvögel in Deutschland ist<br />

jedoch in einen weiteren zeitlichen Rahmen einzuordnen.<br />

Wälder insgesamt und naturnahe Waldgesellschaften<br />

erst recht nehmen zurzeit nur einen Bruchteil ihre<br />

potenziellen Areals in Deutschland sein. Die Tendenz<br />

zum Waldumbau in Richtung naturnaher Waldgesellschaften<br />

und naturnäherer Bewirtschaftungsmethoden<br />

in der Forstwirtschaft ist <strong>des</strong>halb beizubehalten und zu


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 203<br />

verstärken. Durch zunehmen<strong>des</strong> Durchschnittsalter und<br />

zunehmende Holzvorräte der Wälder seit dem zweiten<br />

Weltkrieg (z. B. GATTER 2004), die bessere Nährstoffversorgung<br />

der Waldböden (auch) durch Immissionen aus<br />

der Atmosphäre, immissionsbedingte Waldschäden (Synopse:<br />

ZANG 2004), Waldumbau, naturnähere Methoden<br />

der Forstwirtschaft, die Klimaerwärmung, Stickstoffeinträge<br />

sowie die damit zusammenhängenden und durch<br />

das Älterwerden der Wälder begünstigten viel größeren<br />

Samenerträge haben sich die Lebensbedingungen vieler<br />

Waldvogelarten im 20. Jahrhundert insgesamt verbessert,<br />

allerdings auch die Bedingungen für potenzielle Konkurrenten<br />

und Prädatoren (umfassende Synopse hierzu s.<br />

GATTER 2000, GATTER 2004). Andererseits sind die langfristigen<br />

Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung<br />

und der hohen Stoffeinträge auf die Waldökosysteme<br />

und die oben umrissenen funktionalen Zusammenhänge<br />

noch nicht absehbar und könnten noch im Verlauf<br />

<strong>des</strong> 21. Jahrhunderts zu einer dramatischen Gefährdung<br />

zahlreicher Waldvogelarten führen.<br />

In diesem Zusammenhang ist die Fortführung, Ausweitung<br />

und methodische Verbesserung <strong>des</strong> nationalen<br />

Brutvogelmonitorings, wie in 2004 mit einem neuen<br />

Programm begonnen, von großer Bedeutung (neues<br />

5. Zusammenfassung<br />

<strong>DDA</strong>-Monitorprogramm mit geschichteter, repräsentativer<br />

Zufallsstichprobe, siehe <strong>DDA</strong>-Aktuell 1/2004 in<br />

der Vogelwelt 125, Heft 1). Gleichzeitig wird deutlich,<br />

dass sich der Naturschutz in Deutschland verstärkt mit<br />

den Problemen der globalen Klimaerwärmung und den<br />

Veränderungen der Umweltbedingungen auf dem afrikanischen<br />

Kontinent befassen sollte.<br />

Dank: Die vorliegende Datenanalyse basiert auf dem großen,<br />

ganz überwiegend ehrenamtlichen Engagement von über 500<br />

Kartierern in allen <strong>Teil</strong>en Deutschlands. Stellvertretend danken<br />

wir dem Geschäftsführer der AG „Monitoring häufiger Arten<br />

im <strong>DDA</strong>“, F.-U. SCHMIDT, sowie den aktuellen regionalen Koordinatoren<br />

T. RYSLAVY, W. SCHULZ, G. BUSCHE, E. MEYER,<br />

A. MITSCHKE, H. EICHSTÄDT, R.-R. STRACHE, S. FISCHER,<br />

A. SKIBBE, E. FUCHS, J. WIESNER, D. KOSITSCHIK, E. LIP-<br />

POK, H.-G. BAUER und H. LEPPELSACK für ihre hervorragende<br />

Mitarbeit. F.-U. SCHMIDT und J. WAHL stellten dankenswerter<br />

Weise die Wetterdaten zur Verfügung, und J. STEIGLEDER<br />

danken wir für die äußerst wertvolle Aufarbeitung der Daten<br />

zu den Waldbaumfruktifikationen. S. BAUMANN, F. BAIRLEIN,<br />

W. GATTER, M. LÜTKEPOHL, P. SÜDBECK und C. SUDFELDT<br />

danken wir für wertvolle fachliche Hinweise und Ratschläge,<br />

sowie S. WINTER und K. SCHERTLER für die teilweise Aufbereitung<br />

und statistische Analyse <strong>des</strong> Datenmaterials (SPSS<br />

Statistik, Signifikanztests).<br />

Flade, M. & J. Schwarz 2004: <strong>Ergebnisse</strong> <strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-<strong>Monitoringprogramms</strong>, <strong>Teil</strong> <strong>II</strong>: Bestandsentwicklung von Waldvögeln<br />

in Deutschland 1989–2003. Vogelwelt 125: 177 – 213.<br />

Das auf der Basis von Revierkartierungen (RK) und Punkt-<br />

Stopp-Zählungen (PS) seit 1989 durchgeführte „Monitoringprogramm<br />

häufige Arten“ <strong>des</strong> Dachverban<strong>des</strong> Deutscher<br />

Avifaunisten erlaubt Aussagen zur Bestandsentwicklung von<br />

etwa 50 spärlichen bis häufigen Waldvogelarten, für die Bestandsindexkurven<br />

(TRIM) ermittelt werden konnten. Bei<br />

nur etwa einem Viertel der Arten zeigen sich signifikante<br />

Unterschiede im Kurvenverlauf oder Gesamttrend zwischen<br />

RK- und PS-Index, die durch die nicht-repräsentative Verteilung<br />

der von den Kartierern selbstgewählten Flächen und<br />

Routen in Verbindung mit regional und landschaftstypenbezogen<br />

unterschiedlichen Bestandsentwicklungen entstehen.<br />

Durch die Analyse von <strong>Teil</strong>stichproben können diese<br />

Differenzen jedoch weitgehend aufgeklärt und interpretiert<br />

werden. Hinsichtlich der jährlichen Bestandsänderungen<br />

konnten für 12 <strong>Teil</strong>- und Kurzstreckenzieher die signifikant<br />

negativen Auswirkungen harter Winter aufgezeigt werden,<br />

die am stärksten beim Zaunkönig ausgeprägt sind. Die negativen<br />

Korrelationen zwischen Bestandsänderungen und Kältewinterparametern<br />

beim Langstreckenzieher Waldlaubsänger<br />

werden mit der verzögerten Bodenvegetationsentwicklung im<br />

Frühjahr erklärt. Positive Korrelationen mit harten Wintern<br />

bei 11 meist fakultativ samenfressenden Jahresvögeln und<br />

<strong>Teil</strong>ziehern sowie 4 Langstreckenziehern deuten auf kom-<br />

plexe Wechselwirkungen zwischen Wetter, Waldbaumfruktifikationen,<br />

Entwicklung von Vegetation und Nahrungstieren<br />

sowie Konkurrenz- und Prädationsbeziehungen hin. Insgesamt<br />

für 10 (auch) samenfressende Arten konnten signifikant<br />

positive Zusammenhänge zwischen Waldbaummasten und<br />

jährlichen Bestandsänderungen gefunden werden. Negative<br />

Korrelationen zwischen Baummasten und der Bestandsentwicklung<br />

von vier Arten deuten auf Konkurrenzwirkungen<br />

hin, die im Falle <strong>des</strong> Trauerschnäppers, der in Höhlenkonkurrenz<br />

zu Meisenarten und Kleiber steht, auch anhand unseres<br />

Materials bestätigt werden konnten. Insgesamt 21 der 52<br />

untersuchten Arten haben im Untersuchungszeitraum signifikant<br />

zugenommen, jedoch fanden bei 17 dieser Arten diese<br />

Zunahmen ausschließlich außerhalb geschlossener Wälder<br />

(d. h. im Siedlungsraum) statt. Sieben von zehn signifikant<br />

abnehmenden Arten sind Langstreckenzieher. Die größte Gefährdung<br />

für unsere häufigeren Waldvogelarten geht daher<br />

wahrscheinlich von Veränderungen auf dem afrikanischen<br />

Kontinent aus. Mittel- bis langfristig sind jedoch die komplexen<br />

Auswirkungen der Klimaerwärmung auf die Waldökosysteme<br />

kaum absehbar und könnten zu dramatischen<br />

Verschiebungen führen. Auch vor diesem Hintergrund ist<br />

die begonnene Verbesserung und Erweiterung <strong>des</strong> Brutvogelmonitorings<br />

von größter Bedeutung.


204 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

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Natursch. Landschaftspfl. Niedersachs. B, Heft 2.10.<br />

Manuskripteingang: 21. Jan. 2005 Dr. Martin Flade, Dorfstr. 60, D-16230 Brodowin.<br />

Annahme: 25. Jan. 2005 E-Mail: martin.flade@lua.brandenburg.de<br />

Johannes Schwarz, Zehntwerderweg 125 a,<br />

D-13469 Berlin. E-Mail: j.schwarz-dda@gmx.de


206 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Anhang I: Bestandstrends von 52 Waldvogelarten in Deutschland 1989–2003 nach Daten <strong>des</strong> <strong>DDA</strong>-Monitorprogrammes häufiger Arten.<br />

Angegeben ist die mittlere jährliche Zu- oder Abnahme in %, das Signifikanzniveau <strong>des</strong> Trends (TRIM, * = p < 0,05; ** = p < 0,01; n.b. = nicht berechnet), sowie für die<br />

Punkt-Stopp-Daten auch die regionalen Trends West und Ost sowie die Trends innerhalb und außerhalb von Wäldern. – Population trends of 52 forest bird species in<br />

Germany in the period 1989–2003 according to data from the German Common Birds Census. Figures indicate the average annual population change in % and the<br />

level of trend significance (TRIM, * = p < 0.05; ** = p < 0.01; n.b. = not calculated).For the point count data, also the regional trends (East- and West-Germany) and the<br />

trends within and outside forests are indicated (Unterschied = difference).<br />

Trend ges.<br />

overall<br />

trend<br />

Wälder u. außerhalb (PS)<br />

in vs. outside forests<br />

West- u. Ostdeutschland<br />

West- vs. East-Germany<br />

Art – species Revierkart.– Punkt-Stopp<br />

mapping vs. point counts<br />

< 25 %<br />

Wald<br />

Unterschied<br />

Ost (PS) > 75 %<br />

Wald<br />

Unterschied<br />

PS West<br />

(PS)<br />

RK Unterschied<br />

Amsel Turdus merula +1,5** ns +0,7* +0,9** ns +0,2 ns +1,1 ns ns +1,2** +<br />

Baumpieper Anthus trivialis –1,7 ns ns –4,2** –3,5** (**) –4,5* –6,8** ns –2,9** – –<br />

Blaumeise Parus caeruleus +0,5 ns ns +0,3 ns +0,2 ns (***) +0,6 ns +3,3* ns +0,7* 0<br />

Buchfink Fringilla coelebs +2,5** * +0,7* +0,3 ns ns +1,3 ns +1,5 ns ns +0,5 ns +<br />

Buntspecht Dendrocopos major +1,2* ns +0,9* +0,9** (***) +1,0 ns +0,3* ns +2,8** +<br />

Eichelhäher Garrulus glandarius +2,7* ns +0,6 ns –0,1ns (***) +2,1 ns +1,5 ns ns +3,2** +<br />

Fichtenkreuzschnabel Loxia curvirostra*) n.b. –5,8* –6,5* ns –8,8* n.b. n.b. – –<br />

Fitis Phylloscopus trochilus –0,8 ns ns –2,9** –3,7** (*) –1,7 ns –0,9 ns ns –3,5** –<br />

Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla +5,1** * +0,9 ns +0,1 ns ns +3,5 ns +5,9 ns ns +1,8* +<br />

Gartengrasmücke Sylvia borin +3,0** * +1,2 ns +2,1** (***) 0,0 –2,5 ns ** +4,2** +<br />

Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus +0,7 ns ns +3,4** +3,6** ns +3,9 ns +5,3 ns ns +3,2** +<br />

Gelbspötter Hippolais icterina –3,4** ns +0,9 ns –1,8* (*) +3,6 ns n.b. n.b. –<br />

Gimpel Pyrrhuly pyrrhula +2,4 ns ns +0,5 ns +1,4 ns (*) –1,9 ns +1,8 ns ns +4,7** 0<br />

Grauschnäpper Muscicapa striata +6,3** * –1,8 ns –0,7 ns ns –3,0 ns –1,9 ns ns –0,6 ns (+)<br />

Grauspecht Picus canus *) n.b. –7,3** –6,5** ns –9,2 ns n.b. n.b. – –<br />

Grünspecht Picus viridis +1,8 ns ns +4,7** +3,4** ns +7,9* +0,2 ns * +6,4** +<br />

Habicht Accipiter gentilis n.b. –6,3** –7,7** ns –4,8 ns –2,9 ns ns +9,8 ns –<br />

Haubenmeise Parus cristatus *) n.b. +4,1* +0,2 ns (***) +7,7* +3,7* ns +8,3* ++<br />

Heckenbraunelle Prunella modularis +0,2 ns ns +1,5** +1,6** ns +1,6 ns +0,1 ns ns +2,1** +<br />

Heidelerche Lullula arborea *) n.b. +1,3 ns +8,9** *** +0,2 ns –5,6* ** +10,3** (+)<br />

Hohltaube Columba palumbus *) n.b. +5,0** +1,1 ns ns +9,9* n.b. n.b. +<br />

Kernbeißer Coccothraustes coccothraustes +2,0 ns ns –0,4 ns –4,0** (**) +3,0 ns +2,4 ns ns –4,4** 0


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 207<br />

Kleiber Sitta europaea +2,7** * +0,3 ns +0,2 ns ns +0,4 ns –0,8 ns ns +2,6* +<br />

Kleinspecht Dendrocopos minor *) +1,3 ns ns +0,4 ns –0,5 ns ns +0,9 ns +0,8 ns ns +1,0 ns 0<br />

Kohlmeise Parus major +0,1 ns ns –0,2 ns +0,6 * (***) –1,2 ns –0,5 ns * +1,0** 0<br />

Kolkrabe Corvus corax *) n.b. +7,5** –1,4 ns (**) +9,0** n.b. n.b. ++<br />

Mäusebussard Buteo buteo *) +1,2 ns ns –1,0 ns –0,3 ns (***) –1,9* n.b. n.b. 0<br />

Misteldrossel Turdus viscivorus *) +0,8 ns ns –0,3 ns –1,1 ns (**) +4,8 ns +0,8 ns ns –0,5 ns 0<br />

Mittelspecht Dendrocopos medius *) n.b. +2,2 ns +5,2* (*) +2,1 ns n.b. n.b. (+)<br />

Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla +4,5** ns +3,8** +3,6** ns +4,7** +2,4* * +5,5** ++<br />

Nachtigall Luscinia megarhynchos +0,2 ns ns +5,4** +2,2* ns +7,2** +2,9 ns ns +4,6** +<br />

Pirol Oriolus oriolus –3,1* ns –3,9 ns –2,1* (*) –4,3 ns –6,3 ns ns –1,6 ns –<br />

Ringeltaube Columba palumbus +0,4 ns ns –0,3 ns –0,6* (***) +0,5 ns –0,8* ns –0,3 ns 0<br />

Rotkehlchen Erithacus rubecula +2,0** * +0,1 ns +0,1 ns ns +0,2 ns –0,6* * +1,3** +<br />

Rotmilan Milvus milvus *) n.b. –1,0 ns –1,5 ns ns –0,9 ns n.b. n.b. 0<br />

Schwanzmeise Aegithalos caudatus *) +4,6* ns +0,3 ns –0,8 ns ns +1,2 ns –4,8* ** +7,0** +<br />

Schwarzspecht Dryocopus martius n.b. +6,0** +5,7** ns +6,4 ns n.b. n.b. ++<br />

Singdrossel Turdus philomelos +3,5** ** –0,2 ns –0,4 ns ns +0,4 ns –3,5* ns –0,7 ns (+)<br />

Sommergoldhähnchen Regulus ignicapillus *) +11,8** ** +3,0** +2,0* (**) +8,2** +2,2* ns +4,9* ++<br />

Sperber Accipiter nisus *) n.b. –2,2 ns –1,1 ns ns –4,6 ns n.b. n.b. 0<br />

Star Sturnus vulgaris –1,6** ns +0,2 ns –1,9** (*) +3,3* –1,6 ns ns +0,4 ns (–)<br />

Sumpfmeise Parus palustris *) +2,3 ns ns –1,3 ns –0,6 ns ns –2,3 ns –2,5* * +6,3** 0<br />

Tannenmeise Parus ater +2,4 ns ns +1,6 ns +0,9 ns ns +2,8 ns +3,8 ns ns +7,1** (+)<br />

Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca –1,8 ns ns –3,6** –2,5** ns –4,7** –2,2 ns ns –3,0* –<br />

Waldbaumläufer Certhia familiaris *) n.b. –1,9 ns –2,9* ns –1,0 ns –2,6* ns –2,3 ns (–)<br />

Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix *) +0,3 ns * –5,7** –8,2** (***) –3,4** –5,8** ns –4,9** – –<br />

Weidenmeise Parus montanus *) –0,3 ns ns –2,4 ns –1,5 ns * –3,3 ns –4,2* ns +2,5 ns (–)<br />

Wendehals Jynx torquilla *) n.b. –4,4* –4,3 ns (*) –5,1* n.b. n.b. –<br />

Wintergoldhähnchen Regulus regulus *) +1,2 ns ns –0,2 ns –0,7 ns ns +0,1 ns –1,1 ns ns +2,8 ns 0<br />

Zaunkönig Troglodytes troglodytes +6,4** ** +2,1** +1,5** (***) +4,8** +0,4 ns ** +3,6** ++<br />

Zilpzalp Phylloscopus collybita +1,3* ns +0,3* +1,2** (***) +0,5 ns –0,6* ** +2,3** +<br />

Zwergschnäpper Ficedula parva *) n.b. –0,8 ns n.b. –0,8 ns n.b. n.b. 0


208 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Anhang <strong>II</strong>: Korrelationen (Spearmans Rangkorrelation, zweiseitig) zwischen Winter-Wetterparametern und jährlichen Bestandsänderungen von Waldvogelarten in<br />

Deutschland (RK = Revierkartierung, PS = Punkt-Stopp-Zählungen): (*) = 0,05 < p < 0,1; * p < 0,05; ** p < 0,01; n.b. = nicht berechnet. – Correlations (Spearman’s rank,<br />

2-tailed) between winter weather parameters and annual population changes in forest birds in Germany (RK = territory mapping, PS = point counts): (*) = 0.05 < p < 0.1;<br />

* p < 0.05; ** p < 0.01; n.b. = not calculated.<br />

Tage m. Schneedecke im vorherigen Winter<br />

– days with snow cover in the previous<br />

winter<br />

Eistage im vorherigen Winter –<br />

ice days in the previous winter<br />

Januartemperatur (Abweich. v. langj. Mittel)<br />

– mean January temperature<br />

Datensatz<br />

sample<br />

Art<br />

species<br />

Soltau Berlin Stuttgart gesamt Soltau Berlin Stuttgart gesamt Soltau Berlin Stuttgart gesamt<br />

A) Winterempfindliche Jahresvögel, <strong>Teil</strong>- und Kurzstreckenzieher – winter-sensitive residents, partly and short-distance migrants<br />

Picus viridis PS gesamt +0,66* +0,687* n.b. +0,647*<br />

PS gesamt +0,581* +0,636* +0,65* +0,65*<br />

Lullula<br />

arborea<br />

PS West-D +0,66*<br />

PS Ost-D +0,678* +0,58*<br />

RK +0,461(*) -0,793** -0,867** -0,642* -0,878** -0,82** -0,692**<br />

Troglodytes<br />

troglodytes<br />

PS gesamt +0,506(*) -0,667** -0,673** -0,715** -0,556* -0,552*<br />

PS West-D -0,539* -0,607* -0,614*<br />

PS Ost-D +0,545* -0,735** -0,508* -0,728* -0,723** -0,556*<br />

PS Wald -0,579* -0,728* n.b. -0,746** -0,767** n.b. -0,56*<br />

PS Nichtwald -0,596* n.b. -0,638* n.b.<br />

Prunella modularis PS gesamt +0,651* +0,697* +0,556* +0,727**<br />

PS gesamt -0,586* -0,557* -0,631*<br />

Phylloscopus<br />

collybita<br />

PS West-D -0,588* -0,574* -0,613*<br />

PS Ost-D -0,629*<br />

PS Wald -0,579* -0,728* n.b. -0,746** -0,583* n.b. -0,657*<br />

PS Nichtwald –0,596* n.b. -0,638* –0,648* n.b. -0,596*<br />

PS gesamt -0,701*<br />

Sylvia atricapilla<br />

PS Wald -0,578*<br />

PS Nichtwald -0,587*<br />

Erithacus rubecula PS Wald +0,624* +0,676** n.b. +0,682**<br />

PS Nichtwald<br />

Turdus philomelos RK -0,566*


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 209<br />

Turdus viscivorus RK -0,758**<br />

PS gesamt -0,625* -0,622*<br />

PS Ost -0,852** -0,722* -0,746**<br />

Turdus merula PS gesamt -0,552* –0,789*<br />

Certhia familiaris PS gesamt +0,578*<br />

Sturnus vulgaris RK +0,55*<br />

B) Langstreckenzieher mit negativen Korrelationen mit Kältewinter-Parametern – long-distance migrants showing negative correlations with severe winters<br />

RK -0,65*<br />

Phylloscopus<br />

sibilatrix<br />

PS Gesamt -0,944** -0,718* -0,743* -0,671*<br />

PS West-D -0,69* -0,616* -0,609* 0,629*<br />

PS Ost-D -0,754** -0,578* - -0,49(*)<br />

C) Jahresvögel/<strong>Teil</strong>zieher mit positiven Korrelationen mit Kältewinter-Parametern – resident/partly migrant species showing positive correlations with severe winters<br />

Dendrocopos major RK +0,546* +0,612* +0,59* +0,837**<br />

PS gesamt +0,665* +0,598* +0,635 *<br />

PS West-D +0,656* +0,774** +0,563* +0,772** +0,824* +0,587*<br />

Parus palustris PS gesamt +0,599* +0,727**<br />

Parus montanus PS West-D +0,634*<br />

Parus major PS gesamt +0,594* +0,563*<br />

PS Wald +0,564* +0,546* n.b. +0,534*<br />

PS Nichtwald +0,579* +0,612* n.b. +0,557* +0,622*<br />

Parus caeruleus PS West-D +0,574*<br />

Parus cristatus PS gesamt +0,585* +0,725** +0,694* +0,65* +0,594*<br />

PS West-D +0,72* +0,58*<br />

Sitta europaea RK +0,644*<br />

PS gesamt +0,537*<br />

RK -0,691** -0,591* +0,692** +0,556*<br />

Certhia brachydactyla<br />

PS gesamt +0,533*<br />

Fringilla coelebs RK +0,548* +0,578*<br />

PS gesamt +0,541* +0,689** +0,642* +0,67**


210 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Tage mit Schneedecke im vorherigen<br />

Winter – days with snow cover in the<br />

previous winter<br />

Eistage im vorherigen Winter – ice days in the<br />

previous winter<br />

Januartemperatur (Abweich. v. langj.<br />

Mittel) – mean January temperature<br />

Datensatz<br />

sample<br />

Art<br />

species<br />

Soltau Berlin Stuttgart gesamt Soltau Berlin Stuttgart gesamt Soltau Berlin Stuttgart gesamt<br />

PS gesamt +0,734* +0,574* +0,547*<br />

Coccothraustes<br />

coccothraustes<br />

PS Ost-D +0,69* +0,541*<br />

Pyrrhula pyrrhula PS Ost +0,631* +0,581*<br />

D) Langstreckenzieher mit positiven Korrelationen mit Kältewinter-Parametern – long-distance migrants showing positive correlations with severe winters<br />

Jynx torquilla PS gesamt +0,58*<br />

PS West-D +0,782** +0,781** +0,809** +0,783*<br />

PS Ost-D -0,599*<br />

Sylvia borin PS Wald +0,541*<br />

RK +0,771** +0,657*<br />

Phylloscopus<br />

trochilus<br />

PS gesamt +0,697** +0,754**<br />

Ficedula hypoleuca PS gesamt +0,559* +0,635*<br />

Summe Korrelationen Arten/Daten- 8/8 5/5 2/ 3 4/5 16/22 12/24 3/7 11/20 4/7 16/32 3/3 7/15<br />

sätze – total of correlations (species/<br />

samples)


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 211<br />

Anhang <strong>II</strong>I: Korrelationen (Spearmans Rangkorrelation, zweiseitig) zwischen Frühjahrsniederschlägen und jährlichen<br />

Bestandsänderungen von Waldvogelarten in Deutschland (RK = Revierkartierung, PS = Punkt-Stopp-Zählungen): * p <<br />

0,05; ** p < 0,01. – Correlations (Spearman’s rank, 2-tailed) between spring rainfall (April–June) and annual population<br />

changes in forest birds in Germany (RK = territory mapping, PS = point counts): * p < 0.05; ** p < 0.01.<br />

Art<br />

species<br />

Datensatz<br />

sample<br />

Sylvia borin PS Wald -0,535*<br />

Niederschläge April–Juni – total rainfall<br />

April–June<br />

Aegith. caudatus RK -0,595* -0,741**<br />

Parus palustris RK -0,594*<br />

Parus ater RK -0,67**<br />

PS gesamt -0,752**<br />

Vorjahresniederschläge April–Juni – total<br />

spring rainfall of the previous year<br />

Soltau Berlin Stuttgart gesamt Soltau Berlin Stuttgart gesamt<br />

Anthus trivialis PS gesamt -0,569* -0,557*<br />

Hippolais icterina PS gesamt -0,692** +0,582**<br />

Phyll. collybita RK +0,697** +0,64*<br />

Oriolus oriolus RK -0,627*<br />

PS gesamt +0,574*<br />

P. pyrrhula RK -0,693**<br />

PS Ost-D -0,552*<br />

T. troglodytes PS Nichtwald -0,64*<br />

Regulus ignicapillus<br />

RK +0,783*<br />

PS Ost-D +0,678*<br />

Fic. hypoleuca Rk +0,636* +0,556*<br />

Erithacus rubecula<br />

PS gesamt -0,67**<br />

PS West -0,552*<br />

PS Ost-D -0,684**<br />

PS Nichtwald -0,666**<br />

Turd. philomelos RK +0,638*<br />

Turd. viscivorus PS Ost-D +0,585*<br />

Parus cristatus PS gesamt +0,713**<br />

PS West -0,578*<br />

PS Ost +0,755**<br />

C. brachydactyla PS gesamt -0,719*<br />

Fringilla coelebs PS gesamt +0,556*<br />

Sturnus vulgaris RK -0,64*<br />

Summe Korrelationen (Arten/<br />

Datensätze)<br />

4/4 1/1 6/6 0 7/7 3/6 4/4 4/5


212 M. FLADE & J. SCHWARZ: Bestandsentwicklung von Waldvögeln in Deutschland 1989–2003<br />

Anhang IV: Korrelationen (SPEARMANS Rangkorrelation, zweiseitig; z.T. U-Test nach MANN-WHITNEY) zwischen Waldbaumfruktifikation<br />

und jährlichen Bestandsänderungen von Waldvogelarten in Deutschland (RK = Revierkartierung,<br />

PS = Punkt-Stopp-Zählungen): (*) = 0,05 < p < 0,1; * p < 0,05; ** p < 0,01. Bedeutung der fettgedruckten Korrelationen<br />

siehe Text. – Correlations (SPEARMAN’S rank, 2-tailed, in some cases MANN-WHITNEY U-test) between forest tree seed<br />

crop and annual population changes in forest birds in Germany (RK = territory mapping, PS = point counts): (*) = 0.05<br />

< p < 0.1; * p < 0.05; ** p < 0.01. Meaning of the bold correlations is explained in the text.<br />

Art<br />

species<br />

Datensatz<br />

sample<br />

Buche<br />

beech<br />

Eichen<br />

oaks<br />

Laubbäume<br />

deciduous<br />

Kiefer<br />

pine<br />

Fichte<br />

spruce<br />

Nadelbäume<br />

coniferous<br />

A) Baumsamenfressende Jahresvögel und <strong>Teil</strong>zieher mit positiven Korrelationen mit Waldbaumfruktifikationen –<br />

Resident and partly migrant species with positive correlations with forest tree seed crop<br />

Parus major PS-gesamt +0,599* +0,69** +0,685**<br />

PS West-D +0,677** +0,592* +0,59*<br />

PS Ost-D +0,597* +0,583*<br />

PS Wald +0,693* +0,56* +0,566*<br />

PS Nichtwald +0,563* +0,665* +0,623*<br />

Parus caeruleus RK-Daten +0,631*<br />

PS gesamt +0,775** +0,619* +0,666**<br />

PS West +0,746** +0,592* +0,652*<br />

PS Ost +0,782** +0,585* +0,648*<br />

Fringilla coelebs PS gesamt U-Test: *<br />

C. coccothraustes PS Ost-D +0,533*<br />

Sitta europaea RK-Daten +0,49(*)<br />

PS gesamt U-Test: * +0,617*<br />

Columba palumbus RK-Daten -0,571*<br />

PS gesamt +0,59* +0,597*<br />

PS Ost-D +0,686** +0,597* +0,687 +0,615*<br />

Dendrocopos major RK-Daten +0,595* +0,644* +0,606* +0,581* +0,582*<br />

Parus palustris PS gesamt +0,622* +0,688*<br />

Parus montanus PS West-D +0,579* +0,653*<br />

Pyrrhula pyrrhula PS gesamt +0,684**<br />

PS Ost-D +0,551*<br />

B) Arten mit negativen Korrelationen mit Waldbaumfruktifikationen – species with negative correlations with forest<br />

tree seed crop<br />

Reg. ignicapillus RK-Daten -0,79** -0,593*<br />

Regulus regulus RK-Daten -0,66*<br />

Ficedula hypoleuca RK-Daten -0,566* -0,61*<br />

Turdus viscivorus RK-Daten -0,631*<br />

C) Vorwiegend carnivore (insektivore) Arten mit positiven Korrelationen mit Waldbaumfruktifikationen – predominantly<br />

carnivorous (insectivorous) species with positive correlations with forest tree seed crop<br />

Picus viridis PSNichtwald +0,628* +0,628* +0,535*<br />

Jynx torquilla PS gesamt +0,766** +0,778*<br />

PS Ost-D +0,788** +0,803**<br />

Prunella modularis RK-Daten +0,62* +0,647* +0,667** +0,737**<br />

Erithacus rubecula PS gesamt +0,573*<br />

PS Nichtwald +0,681**


VOGELWELT 125: 177 – 213 (2004) 213<br />

Art<br />

species<br />

Datensatz<br />

sample<br />

Buche<br />

beech<br />

Eichen<br />

oaks<br />

Laubbäume<br />

decidous<br />

Kiefer<br />

pine<br />

Fichte<br />

spruce<br />

Turd. philomelos PS gesamt +0,61* +0,681* +0,769**<br />

Sturnus vulgaris PS gesamt +0,633* +0,617* +0,624*<br />

PS West-D +0,574* +0,661*<br />

PS Ost-D +0,633* +0,592*<br />

Oriolus oriolus RK-Daten +0,629*<br />

Summe Korrelationen (Arten/<br />

Datensätze) – total of correlations<br />

(species/samples)<br />

Nadelbäume<br />

coniferous<br />

PS gesamt +0,566*<br />

8/16 11/20 10/19 2/2 10/11 9/10

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