Schule kann Spaß machen - Clicclac
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Lernen Interview<br />
<strong>Schule</strong> <strong>kann</strong> <strong>Spaß</strong> <strong>machen</strong><br />
Ein Interview mit Detlef Träbert, dem Autor des Buches „Null Bock auf Lernen?“<br />
<strong>Schule</strong> und Lernen sind zu komplexen Themen in unserer Gesellschaft geworden und führen immer wieder zu Diskussionen.<br />
Viele Eltern sind hilflos, wenn es zu Lernproblemen kommt. Britta Ruder vom Familienbande-Magazin Bambolino sprach mit<br />
Detlef Träbert. Er plädiert für eine positive Gelassenheit - auch bzw. gerade von den Eltern.<br />
Wenn man sich in den Familien umhört, haben ältere Kinder vor allem<br />
eine Sorge – die <strong>Schule</strong>. Warum hat dieses Thema so viel Gewicht<br />
bekommen?<br />
Weil der <strong>Schule</strong>rfolg noch nie als so wichtig galt wie heute. Vor allem die<br />
PISA-Studien haben da eine gewisse Hysterie geschürt. Wenn man hört,<br />
dass in den skandinavischen Ländern fast doppelt so viele Schülerinnen<br />
und Schüler das Abitur <strong>machen</strong> wie bei uns, dann <strong>machen</strong> sich die Menschen<br />
eben Sorgen, zumal die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wegen<br />
seiner internationalen Öffnung größer wird.<br />
Besonders gut hat mir in Ihrem Buch „Null Bock auf Lernen?“ die Aussage<br />
gefallen: „Der FEHLER ist ein HELFER im Lernprozess. In unserem<br />
Schulsystem werden Fehler jedoch nicht gewürdigt, sondern rot angestrichen<br />
und mit schlechten Noten quittiert.“<br />
Ja, in der Tat haben wir in unserem Schulsystem keine Fehlerkultur. Es<br />
ist ja nicht nur so, dass jeder Mensch Fehler macht und Fehler also etwas<br />
ganz Normales sind. Fehler sind mehr: Sie sind unverzichtbare Voraussetzungen<br />
zum Lernen. Wir brauchen Fehler, um aus ihnen zu lernen.<br />
Wenn ein Kleinkind beispielsweise laufen lernt, ahmt es nach, probiert<br />
und macht Fehler, es fällt hin. Durch Ermutigung und Ansporn probiert<br />
es aber immer wieder zu laufen, steht wieder auf und wird immer besser,<br />
bis es sicher geht, läuft und sogar springt. Würden Kinder das Laufen in<br />
der <strong>Schule</strong> lernen und dafür benotet werden, würden wir massenweise<br />
Gehschwächen produzieren.<br />
Wieso manövrieren sich Eltern und Schüler beim Lernen oder den<br />
Hausaufgaben häufig in eine Sackgasse?<br />
Diese Frage ist komplizierter, als sie zunächst klingt. Wenn das Kind Hausaufgaben<br />
macht, dann ist das seine Verantwortung. Elterliche Hilfe <strong>kann</strong><br />
schädlich wirken, sofern das Kind erlebt, dass Mutter oder Vater sich verantwortlich<br />
fühlen. Wozu soll es sich dann noch anstrengen?<br />
4 CLICCLAC November 11<br />
Eltern sind außerdem am Ergebnis der Hausaufgaben orientiert. Sie sind<br />
zufrieden, wenn das Ergebnis korrekt und sauber im Heft steht. Darüber entbrennt<br />
oft ein heftiger Streit, weil die Maßstäbe der Eltern oft strenger sind<br />
als die der Lehrerin. Dabei ist für den Lernerfolg der Denkprozess beim Kind<br />
viel wichtiger als das Ergebnis. Entscheidend ist immer, was im Kopf des Kindes<br />
passiert, denn nur selber denken macht schlau. Und schließlich gibt es<br />
häufiger, als man glaubt, die Situation, dass ein Kind merkt: Wenn ich möchte,<br />
dass Mama mit mir spielt, hat sie keine Zeit für mich. Wenn ich bei den<br />
Hausaufgaben ein Problem habe, hat sie Zeit. In der Folge lernt das Kind,<br />
Probleme bei den Hausaufgaben zu haben, um Zuwendung zu bekommen.<br />
Die Psychologen nennen dieses Phänomen „erlernte Hilflosigkeit“.<br />
Sie sagen: Eine positive Lernsituation hängt von der Haltung der Eltern<br />
ab. Sind unsere Kinder ein Produkt der „Höher-Weiter-Schneller-<br />
Generation“?<br />
Nun, wir wären schlechte Eltern, wenn wir nicht wollten, dass es unseren<br />
Kindern einmal besser geht als uns. Der Wunsch ist nicht verwerflich, aber<br />
die Art, dieses Ziel zu erreichen, <strong>kann</strong> kontraproduktiv sein. Kinder entwickeln<br />
eine positive, motivierte Lernhaltung, wenn wir sie in ihrem Lernen<br />
gelassen unterstützen. Ermutigen, anerkennen, Interessen stärken – und ihnen<br />
ihre Irrtümer und Fehler nicht ständig korrigieren. Gelassenheit bedeutet,<br />
lassen zu können. Wenn wir dauernd Einfluss auf das Lernen unseres<br />
Kindes nehmen, hat es keine Chance, eigenen Ehrgeiz zu entwickeln. Typisch<br />
für unseres Zeitgeist ist der Werbeslogan aus der Finanzbranche: „Wir<br />
<strong>machen</strong> den Weg frei.“ In der Erziehung ist das problematisch, weil Kinder<br />
untüchtig werden, wenn man ihnen Widerstände aus dem Weg räumt.<br />
Wenn ich meinem Sohn sage, er lerne für sich und nicht für mich oder<br />
die <strong>Schule</strong>, schaut er mich schief an. Basiert die Lernmotivation in<br />
Deutschland nur auf guten Noten? Wie können Eltern das verändern?<br />
Wie sollen Kinder begreifen, dass sie für sich lernen, wenn sie alle zur