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Die Entwicklung des Fischnährtier-Bestandes in ... - Fischnetz

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zeigte sich, dass die Magen<strong>in</strong>halte der untersuchten Forellen eher die Zusammensetzung <strong>des</strong> Benthos<br />

als jene der Drift widerspiegelten.<br />

In Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Befunden aus schweizerischen Gewässern (Tabelle 2) gelten Salmoniden<br />

generell (und damit auch die Bachforelle) als Nahrungs-Opportunisten, können sich also <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>es breiten Spektrums nach dem gerade vorhandenen Angebot an Nährtieren richten. E<strong>in</strong>e<br />

ausführliche Zusammenstellung von Literatur und eigenen Resultaten (aus der Thur) über die<br />

Nahrungspräferenzen der Bach- und Regenbogenforelle sowie weiterer Fliesswasser-Arten ist z.B.<br />

<strong>in</strong> Rey (1992), e<strong>in</strong> spezieller Review zur Bedeutung der Anflug-Nahrung für Salmoniden <strong>in</strong> Hunt<br />

(1975) zu f<strong>in</strong>den.<br />

Das Benthos stellt aber auch für die räuberisch lebenden Fische der Stillgewässer e<strong>in</strong>e bedeutende<br />

Nahrungsquelle dar. Dass die Zusammensetzung der Nährtiere <strong>in</strong> den Mägen von seebewohnenden<br />

Bachforellen ebenfalls stark variieren kann, zeigt Tabelle 2 am Beispiel von zwei alp<strong>in</strong>en<br />

Seen im Kanton Graubünden. Typische Seefische wie die Felchen (Coregonus sp.) oder die zu den<br />

Salmoniden zählenden Seesaibl<strong>in</strong>ge (Salvenius alp<strong>in</strong>us) ernähren sich oft bevorzugt von Zooplankton,<br />

d.h. von kle<strong>in</strong>en, im Freiwasser schwebenden tierischen Organismen (Gerstmeier, 1985).<br />

Forellen können diese Nahrungsquelle dort, wo sie überhaupt zur Verfügung steht (Seen und Seeabflüsse),<br />

nur <strong>in</strong> ihren Larven- und Juvenilstadien nutzen. So wiesen am 10.6.2000 von <strong>in</strong>sgesamt<br />

30 untersuchten Forellenmägen aus dem Lago di Poschiavo lediglich deren zwei namhafte Mengen<br />

von Zooplankton auf (Tabelle 2); es handelte sich dabei um die zwei kle<strong>in</strong>sten Fische mit Längen<br />

von 17 bis 18 cm, während die übrigen gefangenen Tiere zwischen 20 und 40 cm lang waren.<br />

Innerhalb <strong>des</strong> Makrozoobenthos können die Anteile an der Fischnahrung ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr<br />

grossen Bereich schwanken. Darauf weisen sowohl die vorliegenden Magenanalysen an Forellen<br />

aus schweizerischen (Tabelle 2) als auch die zahlreichen Angaben aus anderen Gewässern h<strong>in</strong>.<br />

Auch hier gilt, dass sich die Zusammensetzung der Nahrung grundsätzlich nach dem vorhandenen<br />

Angebot richtet und damit stark vom e<strong>in</strong>zelnen Gewässer, von der Jahres- und Tageszeit, von Art<br />

und Alter der Fische usw. abhängig ist. Von e<strong>in</strong>er (aktiven) Bevorzugung oder positiven Selektion<br />

bzw. e<strong>in</strong>er Meidung oder negativen Selektion e<strong>in</strong>zelner Nahrungskomponenten wird dann gesprochen,<br />

wenn diese Komponente <strong>in</strong> der Fischnahrung gegenüber dem verfügbaren Angebot (im Benthos,<br />

<strong>in</strong> der Drift etc.) über- bzw. untervertreten ist. Das Mass der Vorliebe bzw. Abneigung kann<br />

durch Selektions<strong>in</strong>dices oder Eignungsfaktoren (“availability factor”) ausgedrückt werden (z.B.<br />

Rey, 1992, Elliott, 1967). Dabei s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs auch die Präferenzen für bestimmte Benthos-Organismen<br />

ebenso so vielfältig wie schon die generelle Nahrungswahl. So wurden etwa bei e<strong>in</strong>er Reihe<br />

von Untersuchungen an Bachforellen-Sömmerl<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> verschiedenen neuseeländischen Flüssen,<br />

also e<strong>in</strong>er vergleichsweise eng umgrenzten Fischgruppe, die Zuckmücken (Chironomidae) <strong>in</strong><br />

zwei Fällen positiv, <strong>in</strong> zwei Fällen negativ, <strong>in</strong> zwei Fällen sowohl positiv (je e<strong>in</strong>mal Larven und Puppen)<br />

als auch negativ (je e<strong>in</strong>mal Larven und Puppen) und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall überhaupt nicht selektioniert.<br />

Andere Arten und Gruppen <strong>des</strong> Makrozoobenthos wurden entweder positiv oder gar nicht,<br />

die terrestrischen Insekten dagegen negativ oder gar nicht selektioniert (Sagar & Glova, 1995). <strong>Die</strong><br />

wenigen entsprechenden Untersuchungen <strong>in</strong> der Schweiz ergeben e<strong>in</strong> fast ebenso une<strong>in</strong>heitliches<br />

Bild über die bevorzugten bzw. verschmähten Nährtiere der Bachforelle. Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

herrscht hier aber zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t <strong>in</strong> bezug auf die Chironomidenlarven, die zum Zeitpunkt der Untersuchungen<br />

offenbar sowohl im Necker (Gisler, 1991) als auch <strong>in</strong> der anschliessenden Thur (Rey,<br />

1992) selektiv gemieden worden s<strong>in</strong>d.<br />

Trotz der grossen Schwankungsbreite bei der Nahrungswahl gelten e<strong>in</strong>zelne Arten oder Gruppen<br />

<strong>des</strong> Makrozoobenthos allgeme<strong>in</strong> eher als “gute” bzw. bevorzugte <strong>Fischnährtier</strong>e. Es s<strong>in</strong>d dies z.B.<br />

E<strong>in</strong>tags-, Ste<strong>in</strong>- und gewisse Köcherfliegenlarven, Bachflohkrebse der Gattung Gammarus sp. sowie<br />

Wasserasseln (Asellus sp.), Zuck- und Kriebelmückenlarven (Vuille, 1997; Joost<strong>in</strong>g, 1986 und<br />

Referenzen dar<strong>in</strong>). Andere Gruppen wie Würmer, Wasserschnecken und Muscheln gelten dagegen<br />

eher als “schlechte” <strong>Fischnährtier</strong>e (Stotz, 1986). E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>e derartige pauschale E<strong>in</strong>teilung<br />

ist auch der Grad der Erreichbarkeit (“accessibility”), den Neill (1938) aufgrund von Untersuchungen<br />

an Bachforellen im schottischen Fluss Don und aufgrund von allgeme<strong>in</strong>en Kenntnissen<br />

Nährtierstudie <strong>Fischnetz</strong> / 1112 10

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