VKA - beim Verband Schleswig-Holsteiner Kommunalarchivarinnen ...
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Berichte aus den Archiven<br />
sich auf das Aufspüren, Sichern und Verzeichnen alter Unterlagen. Eine geregelte<br />
Übergabe der Verwaltungsunterlagen in das Archiv fand nicht statt.<br />
Sie trafen sich zum regelmäßigen Austausch, an dem auch immer ein Vertreter<br />
der 1931 errichteten Landesstelle für Archivberatung in Kiel teilnahm.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte diese Einrichtung in Stormarn wieder auf.<br />
1948 fand auf Einladung des damaligen Landrates Wilhelm Siegel das erste<br />
Stormarner Archivpflegertreffen statt. Der bislang eher zufällige Einsatz wurde<br />
systematisiert. Das Stormarner Gebiet wurde in Archivsprengel aufgeteilt, für<br />
die jeweils ein Pfleger verantwortlich war. Für die Kreisverwaltung übernahm<br />
fast drei Jahrzehnte lang Martin Wulf diese Aufgabe; er steht hier beispielhaft<br />
für das „alte“ Ehrenamt in der Stormarner Archivpflege.<br />
Der enge Kontakt zum Landesarchiv sollte eine fachliche Betreuung der Ehrenamtler<br />
sichern, doch beinhaltete er zugleich das Spannungsfeld zwischen<br />
der Professionalität einer Fachbehörde und der ehrenamtlichen, über viele<br />
Jahrzehnte unbesoldeten und laienhaften Tätigkeit der Archivpfleger. Noch<br />
heute lassen sich die speziellen Vorlieben der Pfleger – in der Regel Lehrer<br />
oder Pastoren – ausmachen. So befinden sich in einigen Archiven große Bestände<br />
an Schulunterlagen. Das Verwaltungsschriftgut gehörte nicht zu den<br />
bevorzugt archivierten Unterlagen; eine systematische Erfassung und Bewertung<br />
fand häufig nicht statt. Die Überlieferung dieser Jahre spiegelt noch<br />
immer eher die Zufälligkeit der Sammeltätigkeit der Archivpfleger wider. Dennoch<br />
fand mit ihrer Hilfe eine Reihe von vorpreußischem und auch von nichtkommunalem<br />
Archivgut wie Schriftgut jeglicher Art, Karten oder Fotografien<br />
sowie lokaler und regionaler Literatur den Weg in die Stormarner Archive: Ein<br />
kleiner Grundstock war gelegt worden.<br />
Als ein weiterer Nachteil erwies sich die Sonderstellung der Archivpfleger in<br />
der Kommune: Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Archiv und der<br />
kommunalen Verwaltung, wie sie heute in den meisten Stormarner Archiven<br />
praktiziert wird, war eher die Ausnahme. Der Archivpfleger besaß einen weitgehend<br />
unkontrollierten Arbeitsbereich und konnte sich seine Arbeitszeit nach<br />
Belieben setzen und einteilen, häufig nur ein, zwei Stunden die Woche. Auch<br />
verfügte er nicht über den administrativen Apparat der Verwaltung und hatte<br />
keinerlei Befugnis nach innen sowie nach außen. Dass einige Verwaltungen<br />
nicht gerade den Sinn eines Archivs erkennen wollten, macht ein Beispiel<br />
aus Glinde deutlich. Als die Gemeindeverwaltung in den 1970er-Jahren<br />
umzog, wurden große Aktenbestände der Altregistratur vernichtet, um sich<br />
nicht <strong>beim</strong> Umzug damit zu belasten.<br />
Eine geregelte Benutzung der Stormarner Archive konnte unter diesen Bedingungen<br />
nicht stattfinden, auf Anfragen wurde zwar Zutritt gewährt, doch<br />
als öffentliche Einrichtungen waren sie nicht zu bezeichnen. Ein Findmittel<br />
war häufig nicht vorhanden, gleichwohl existierten in einigen Archiven noch<br />
die in der unmittelbaren Nachkriegszeit erstellten Bestandslisten. Manchmal<br />
091 <strong>VKA</strong> Mitteilungen 2010