UniReport 5/11 | Goethe-Universität Frankfurt
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UniCampus<br />
iPhone-App des<br />
<strong>Universität</strong>sarchivs<br />
Die neue App des <strong>Universität</strong>sarchivs<br />
<strong>Frankfurt</strong>, mitentwickelt von studiumdigitale,<br />
lädt zu einem spannenden Rundgang<br />
durch die Geschichte der <strong>Goethe</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> ein. Es werden Fotografien,<br />
Objekte und Dokumente zur <strong>Universität</strong>sgründung<br />
und anderen hochschulrelevanten<br />
Themen präsentiert und Kurioses<br />
und Schwerzugängliches vorgestellt.<br />
Kurze Textbeiträge erläutern Exponate<br />
aus dem <strong>Universität</strong>sarchiv: Was<br />
steht im Gründungsvertrag der <strong>Universität</strong>?<br />
Wie viel zahlten <strong>Frankfurt</strong>er Studenten<br />
1952 für ein Wohnheimzimmer?<br />
Wer schuf die nackte Schönheit vor<br />
dem Casinogebäude auf dem Campus<br />
Westend? Welche Schätze bergen die<br />
<strong>Universität</strong>ssammlungen?<br />
Die App ist im App Store über<br />
http://itunes.apple.com/de/app/uaf/<br />
id446742315# erhältlich.<br />
„Campus Westend:<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Studenten hören<br />
ihre Stadt“ im Kulturradio<br />
Zehn angehende Literaturwissenschaftler<br />
der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> haben im<br />
Sommer ein Radioexperiment gewagt.<br />
Mit Rekorder und Mikrofon erforschten<br />
sie die Eigenarten des Campus Westend<br />
und erkundeten <strong>Frankfurt</strong> akustisch zum<br />
Beispiel an belebten Plätzen und in der<br />
U-Bahn. Entstanden ist eine Collage aus<br />
Tönen, Klängen und Geschichten der<br />
Main-Metropole. Der knapp einstündige<br />
Beitrag wurde am 10. Juli in der „Kulturszene<br />
Hessen“ des Radiosenders<br />
hr2-kultur des Hessischen Rundfunks<br />
gesendet.<br />
Initiiert und geleitet wurde das Projekt<br />
von Hans Sarkowicz, Ressortleiter Kultur<br />
und Bildung von hr2-kultur. Sarkowicz<br />
ist Lehrbeauftragter am Institut für<br />
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft.<br />
In seinem Lehrbereich<br />
„Geschichte und Gegenwart des Kulturradios“<br />
entwickelt er mit Studierenden<br />
Radioformate, die später im Radio zu<br />
hören sind. Die freie Journalistin Christiane<br />
Kreiner hat das Projekt in Zusammenarbeit<br />
mit der Hörfunkregisseurin<br />
Marlene Breuer redaktionell betreut.<br />
Debitos wird Mitglied<br />
der Initiative „IBM Global<br />
Entrepreneur“<br />
Mit der Initiative „IBM Global Entrepreneur“<br />
fördert das Unternehmen IBM<br />
softwarebasierte Innovationen junger<br />
Technologie-Unternehmen. Neues Mitglied<br />
wird das in Berlin und <strong>Frankfurt</strong><br />
ansässige Unternehmen Debitos, das<br />
auch von der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> im Programm<br />
„Unibator“ gefördert wird, das<br />
ebenfalls Partner der IBM-Initiative ist.<br />
IBM unterstützt die Mitglieder mit Software<br />
und einem globalen Netzwerk aus<br />
Industrie, Regierung und Forschungseinrichtungen.<br />
„Wir versprechen uns<br />
viel davon, einen in der Technologie-<br />
Welt derart stark verankerten Partner<br />
beim Aufbau unseres Unternehmens<br />
zur Seite zu haben“, betont Timur Peters,<br />
Geschäftsführer von Debitos. Mit<br />
dem Echtzeit-Handel von Forderungen<br />
ermöglicht es der Marktplatzbetreiber<br />
Debitos, kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen, schnell und unkompliziert<br />
zu Liquidität zu gelangen.<br />
22<br />
kurz notiert<br />
Zu Zeiten von Euro-Krise und drohenden<br />
Staatspleiten sind entweder beruhigende<br />
Worte oder Aufklärung über die Hintergründe<br />
gefragt. Vor allem Erläuterungen nahm<br />
sich der gebürtige <strong>Frankfurt</strong>er Börsenmakler<br />
Dirk Müller, in den Medien häufig als „Mr.<br />
DAX“ bezeichnet, zur Aufgabe, als er im Juni<br />
auf Einladung der <strong>Frankfurt</strong>er Wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Gesellschaft (fwwg) vor<br />
etwa 400 Zuhörern auf dem Campus Westend<br />
sprach.<br />
Nach einem Grußwort luden die Organisatoren<br />
Marc Dominic Plomitzer (fwwg-<br />
Vorstand) und Marcus Brumme (Vorstand<br />
der Zukunftsinitiative Nehemia) den prominenten<br />
Redner dazu ein, von seinem persönlichen<br />
Werdegang zu erzählen. Müller<br />
berichtete, dass er seit seiner Schulzeit an<br />
der Börse interessiert gewesen sei, schon damals<br />
in der Zeitung die Börsenzahlen studiert<br />
habe und erste verlustreiche Geschäfte tätigte.<br />
Als angehender Bankkaufmann brachte<br />
ihn schließlich seine Begeisterung für das<br />
Handeln als Assistent eines Kursmaklers ans<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Börsenparkett. „Es kommt nicht<br />
immer auf die besten Noten an, sondern darauf,<br />
dass man mit Leuten darüber spricht,<br />
was man gerne machen will“, gab Müller<br />
vor allem den Studierenden zu verstehen.<br />
Als er begann, unterhalb der DAX-Anzeigetafel<br />
zu arbeiten, wurde er immer öfter dort<br />
fotografiert, „weil die Journalisten auch ein<br />
Sicherheit vor Krieg und Gewalt, Sicherheit<br />
vor Terrorismus und Kriminalität,<br />
Sicherheit vor den Folgen der Umweltzerstörung<br />
und wirtschaftlicher Krisen<br />
– Sicherheit ist zum zentralen Wertbegriff<br />
unserer Gesellschaft geworden. Aber die<br />
stetige Ausweitung des Sicherheitsbedürfnisses<br />
stellt die Sicherheitspolitik national<br />
wie international zunehmend vor Aufgaben,<br />
die kaum noch bewältigt werden können.<br />
Es besteht gegenwärtig ein eklatanter Widerspruch<br />
zwischen den gesellschaftlichen<br />
Sicherheitserwartungen und der Fähigkeit<br />
nationaler und internationaler Akteure,<br />
diese Erwartungen zu erfüllen. Umgekehrt<br />
treffen sicherheitspolitische Entscheidungen<br />
häufig auf Unverständnis und Kritik in der<br />
Gesellschaft. Sicherheit ist zu dem umstrittenen<br />
Begriff schlechthin geworden. Um<br />
das Verständnis für die Möglichkeiten und<br />
Grenzen sicherheitspolitischen Handelns zu<br />
schärfen und die Debatte über sicherheitspolitische<br />
Grundfragen zu befördern, ist ein<br />
Verständnis des Wandels der Sicherheitskultur<br />
notwendig. Dieser Problematik widmet<br />
sich „Sicherheitskultur im Wandel“, ein an<br />
der Professur für Politikwissenschaft mit<br />
dem Schwerpunkt Internationale Organisationen<br />
von Christopher Daase angesiedeltes<br />
Forschungsprojekt, das im Rahmen des<br />
Nationalen Programms für die zivile Sicherheitsforschung<br />
vom Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung gefördert wird.<br />
Die erste Jahreskonferenz des Projekts<br />
unter dem Titel „Gefährliche Zeiten?!“ fand<br />
im Juni auf dem Campus Westend statt und<br />
Nr. 5 I 21. Oktober 20<strong>11</strong><br />
„Sie müssen alles hinterfragen!“<br />
„Mr. DAX“ Dirk Müller kam zu einem Vortrag an die <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong><br />
Gesicht und eine Emotion zur DAX-Kurve<br />
haben wollten.“ Irgendwann seien immer<br />
häufiger Interviewanfragen gekommen, wer<br />
denn hinter diesem Gesicht stecke. In seinem<br />
Vortrag beschrieb Müller die Börse als<br />
einen Ort, „wo Leute mit Ideen, aber ohne<br />
Geld, auf Leute mit Geld, aber ohne Ideen zur<br />
Verwendung, treffen und unter Umständen<br />
Arbeitsgemeinschaften gründen“. Ein wenig<br />
Spekulation sei vonnöten, doch bestimmten<br />
diese heutzutage vermehrt das Geschäft. Dies<br />
sollte eingeschränkt werden, da täglich strafrechtlich<br />
relevante, aber nicht sanktionierte<br />
Kursmanipulationen stattfänden, so Müller.<br />
Trotzdem seien nicht ausschließlich Spekulanten<br />
Schuld an der Finanzkrise, sondern<br />
das internationale Schuldenproblem: „Wie<br />
in den Naturwissenschaften kann exponentielles<br />
Wachstum in einem geschlossenen System<br />
wie dem Finanzmarkt nicht unendlich<br />
lange funktionieren.“ Das Zinseszins-System<br />
ändere sich ständig, bis es kollabiere und wieder<br />
neu aufgesetzt werde, wie etwa aktuell<br />
in Griechenland: „Das ist aber völlig normal<br />
in der Historie, Pleite gehört zum System dazu.<br />
Jeder Staat Europas war schon mehrmals<br />
pleite in den letzten hundert Jahren“, beruhigte<br />
Müller. Aus seiner Sicht komme es auch<br />
in Deutschland bald zu einer Neuaufsetzung<br />
der Schulden. In China blähe sich zurzeit eine<br />
riesige Immobilienblase auf, weil immer<br />
mehr ausländische Investoren Gebäude er-<br />
Der Wandel der Sicherheitskultur<br />
Forschungsprojekt über neue Anforderungen an die Politik ziviler Sicherheit<br />
Foto: Heck<br />
Prof. Franz Porzsolt bei seinem Vortrag<br />
befasste sich mit den Ursachen dieses Wandels.<br />
Eine multidisziplinäre Gruppe von Experten<br />
und zahlreiche Zuhörer diskutierten<br />
zwei Tage lang intensiv darüber, wie und<br />
warum sich die Wahrnehmung von Gefährdungen<br />
und das Sicherheitsbedürfnis der<br />
Bürger gewandelt haben und welche Strukturen<br />
und Ereignisse diese Entwicklung begünstigten.<br />
Eine zentrale Beobachtung zog<br />
sich durch sämtliche Beiträge: Der Ruf nach<br />
mehr Sicherheit muss keineswegs mit tatsächlich<br />
zunehmender Sicherheit verstummen.<br />
Vielmehr kann das Sicherheitsbedürfnis<br />
auf neue Felder übertragen werden und<br />
in neue institutionelle Arrangements expandieren.<br />
Der Staat drohe zum „Opfer seines<br />
eigenen Erfolges“ zu werden. Die Ursachen<br />
für solche Expansionen wurden aus politik-<br />
richteten, die am Ende leer stünden, weil sich<br />
kein Arbeitnehmer die Miete leisten könne.<br />
Anhand des Mais-Preises zeigte Müller beispielhaft,<br />
wie manche Nahrungsmittelpreise<br />
künstlich in die Höhe getrieben würden. Applaus<br />
erntete er, als er sich für ein Verbot<br />
solcher Spekulationen mit Nahrungsmitteln<br />
aussprach; der selbsternannte „Anwalt der<br />
Anleger“ sprach in der vorigen Woche deswegen<br />
sogar vor einem Ausschuss des Bundestages.<br />
Zum Schluss brach Müller doch noch<br />
eine Lanze für Spekulanten und gestand:<br />
„Spekulation macht Spaß, und wegen dem<br />
Zocken bin ich an der Börse.“ Es sollte aber<br />
erst mit dem eigenen Geld spekuliert werden,<br />
wenn die persönliche Absicherung erfolgt sei.<br />
„Beschäftigen Sie sich nur damit, womit Sie<br />
sich aus Interesse oder über entsprechende<br />
Kontakte auskennen“, riet Müller.<br />
Die Studierenden rief Müller zu einer<br />
kritischen und aufmerksamen Haltung auf:<br />
„Die Schulbuch-Realität hat nicht immer etwas<br />
mit der wirtschaftlichen Realität zu tun.<br />
Die wissenschaftlichen Grundlagen sind gut,<br />
aber Sie sollten trotzdem nicht immer alles<br />
sofort glauben.“ Die Wirtschaftswissenschaften<br />
seien schließlich keine Naturwissenschaft<br />
und der Finanzmarkt kein idealer<br />
Markt: „Manager haben heute nicht nur ihre<br />
Zahlen, sondern auch Emotionen, die sie bei<br />
ihrer Entscheidung beeinflussen. Dies wird<br />
in der Wissenschaft oft unterschätzt.“ dhi<br />
wissenschaftlicher, soziologischer, kriminologischer<br />
und juristischer Sicht beleuchtet.<br />
Die Fallanalysen reichten von privaten Militärfirmen,<br />
dem Gefährderbegriff bis zu Körperscannern<br />
an Flughäfen. Insgesamt übermittelte<br />
die Konferenz ein umfassendes Bild<br />
des sicherheitskulturellen Wandels, das von<br />
der Spannung zwischen objektiven und subjektiven<br />
Gefahren bis hin zur Privatisierung<br />
staatlicher Hoheitsaufgaben und der Globalisierung<br />
von Gefahren reichte.<br />
Mit einem speziellen Fokus auf den Kulturwandel<br />
in der internationalen Sicherheitspolitik<br />
schloss sich im September der Workshop<br />
„Normen und Praxis humanitärer Interventionen:<br />
Die Responsibility to Protect und<br />
globale Sicherheitskultur“ an. Das kontroverse<br />
Thema der Schutzverantwortung der Staaten<br />
angesichts humanitärer Katastrophen –<br />
auch bekannt als „Responsibility to Protect“<br />
– steht nicht zuletzt durch die NATO-geführte<br />
internationale Intervention in Libyen wieder<br />
im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Beiträge<br />
des Workshops diskutierten den Fall<br />
Libyen intensiv, gingen aber darüber hinaus,<br />
indem sie ihn vergleichend, theoretisch und<br />
historisch in die Entwicklungen der Prinzipien<br />
humanitärer Intervention einbetteten<br />
und bewerteten. So zeigte sich exemplarisch<br />
die Diskrepanz zwischen Innovation und der<br />
praktischen Durchsetzungsfähigkeit internationaler<br />
Normen und Prinzipien, zwischen<br />
Recht und Moral sowie zwischen Rhetorik<br />
und Praxis. Georgios Kolliarakis<br />
Informationen: www.sicherheitskultur.org