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UniReport 5/11 | Goethe-Universität Frankfurt

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Nr. 5 I 21. Oktober 20<strong>11</strong><br />

UniAktuell<br />

<strong>Frankfurt</strong>er Mäzenin fördert internationale Forschung<br />

Dagmar Westberg-Gastprofessur fördert geisteswissenschaftlichen Austausch / Dagmar Westberg-<strong>Universität</strong>spreis vergeben<br />

Die <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> verfügt über einen<br />

neuen, namhaft ausgestatteten Stiftungsfonds<br />

zur Gewinnung international renommierter<br />

Gastwissenschaftler in den Geisteswissenschaften.<br />

Durch ihre Unterschriften<br />

besiegelten am 8. August die 96-jährige Stifterin<br />

Dagmar Westberg und <strong>Universität</strong>spräsident<br />

Prof. Werner Müller-Esterl den Vertrag.<br />

Mit Hilfe der Erträge aus dem Stiftungsfonds<br />

wird die <strong>Universität</strong> jährlich einen<br />

weltweit renommierten Geisteswissenschaftler<br />

mehrere Wochen nach <strong>Frankfurt</strong> holen<br />

können, damit dieser an der Hochschule Vorlesungen<br />

und Kolloquien halten kann. Der<br />

federführende Vizepräsident, Prof. Matthias<br />

Lutz-Bachmann, sieht die Chance, dafür nicht<br />

nur die interne Öffentlichkeit zu mobilisieren,<br />

sondern auch die Bürgergesellschaft: „Das<br />

geistige Leben <strong>Frankfurt</strong>s wird um eine wichtige<br />

Facette reicher“, sagte der Vizepräsident.<br />

<strong>Universität</strong>spräsident Prof. Werner Müller-<br />

Esterl hob die besondere Rolle von Dagmar<br />

Westberg als wichtiger Mäzenin hervor: „Ich<br />

freue mich, dass Sie sich erneut für die <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong><br />

und ihre Geisteswissenschaften<br />

einsetzen. Die neue Gastprofessur bietet<br />

die Chance, die wichtigsten wissenschaftlichen<br />

Vordenker zu gewinnen. Dafür sind wir Ihnen<br />

außerordentlich dankbar!“ Die Dagmar<br />

Westberg-Gastprofessur ergänze die große<br />

geistes- und sozialwissenschaftliche Tradition<br />

der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> in idealer Weise. Diese<br />

habe mit den Aktivitäten des Exzellenzclusters<br />

Normative Orders in Verbindung mit dem Forschungskolleg<br />

Humanwissenschaften noch eine<br />

beträchtliche Erweiterung erfahren.<br />

Die Stifterin betonte, sie habe ihre Entscheidung<br />

wohl überlegt. Aufgrund ihrer besonderen<br />

Situation während der Nazizeit habe<br />

sie nie studieren können. Mit ihrem mäzenatischen<br />

Engagement wolle sie jungen Menschen<br />

heute helfen, diese Chance wahrzunehmen.<br />

„Die <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> ist ein großartiger<br />

Ort, um diese Chancen zu verwirklichen.<br />

Deshalb setze ich mich für sie ein.“<br />

Die <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> hat im Sommer<br />

20<strong>11</strong> einen einzigartigen Drittmittelboom<br />

erlebt. Über alle Fachbereiche hinweg gelang<br />

es Wissenschaftlern nahezu zeitgleich, im<br />

Wettbewerb um zusätzliche Fördermittel mit<br />

wichtigen Forschungsprojekten erfolgreich zu<br />

sein. Die Gesamtsumme an Zusagen reicht mit<br />

knapp 101 Millionen Euro bei weitem über<br />

das hinaus, was die Hochschule jemals binnen<br />

weniger Wochen an Zusagen erhielt.<br />

<strong>Universität</strong>spräsident Werner Müller-Esterl<br />

spricht von einer „fantastischen Leistung“.<br />

Begeistert ist er sowohl von der finanziellen<br />

Höhe als auch der thematischen Breite der<br />

Förderungen, die für Forschung, Lehre, Nachwuchswissenschaftler,<br />

Professuren und Forschungsbauten<br />

vergeben wurden. Dies zeige,<br />

dass der Anspruch, eine forschungsstarke<br />

Volluniversität zu sein, mehr denn je eingelöst<br />

werde. Das Ergebnis bestätige eindrucksvoll,<br />

dass die <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> zu den zehn besten<br />

deutschen Hochschulen zähle. Daran habe<br />

auch das unerwartet frühzeitige Scheitern<br />

Foto: Kuch<br />

Julia Leib erhielt für ihre Magister-Arbeit den Dagmar<br />

Westberg-<strong>Universität</strong>spreis 20<strong>11</strong><br />

Der neue Stiftungsfonds ist dabei nicht das<br />

einzige Engagement der Stifterin an der <strong>Universität</strong>:<br />

Seit 2010 finanziert Dagmar Westberg<br />

auch einen Preis für herausragende geisteswissenschaftliche<br />

Abschlussarbeiten mit engem<br />

Großbritannien-Bezug.<br />

Auszeichnung für Examensarbeiten mit<br />

Großbritannien-Bezug<br />

Dieser, der Dagmar Westberg-<strong>Universität</strong>spreis,<br />

wurde am 13. Juli zum zweiten<br />

Mal verliehen und ist mit Preisgeldern aus<br />

dem Dagmar Westberg-<strong>Universität</strong>sfonds der<br />

Deutsch-Britischen Gesellschaft Rhein-Main<br />

verbunden. Der mit einem Preisgeld von 1.000<br />

Euro verbundene erste Preis wurde dabei in<br />

Einzigartiger Drittmittelboom<br />

ihres Zukunftskonzepts bei der Vorrunde der<br />

Exzellenzinitiative im Frühjahr nichts geändert.<br />

Erfreulicherweise konnte die <strong>Universität</strong><br />

in den Geisteswissenschaften gleich zwei Projekte<br />

in Millionenhöhe einwerben: So erhält<br />

das Graduiertenkolleg „Theologie als Wissenschaft<br />

– Formierungsprozesse der Reflexivität<br />

von Glaubenstraditionen in historischer und<br />

systematischer Analyse“ in den kommenden<br />

vier Jahren 2,16 Millionen Euro (siehe <strong>UniReport</strong><br />

4/20<strong>11</strong>), und eine Gruppe von Linguisten,<br />

die sich mit Relativsätzen befasst, warb für einen<br />

Zeitraum von drei Jahren 2,2 Millionen<br />

Euro ein (siehe Seite 10). Über 600.000 Euro<br />

kann sich zudem der Historiker Prof. Hartmut<br />

Leppin freuen, dessen Antrag für ein prestigereiches<br />

Koselleck-Projekt „Christianisierungen<br />

im Römischen Reich“ Erfolg hatte.<br />

Einen weiteren Förderschwerpunkt bilden<br />

Projekte auf europäischer Ebene. Damit<br />

unterstreicht die <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> ihren<br />

Anspruch, bei EU-Förderungen eine der Top-<br />

Adressen in Deutschland zu sein:<br />

diesem Jahr an Julia Leib vergeben.<br />

Leib studierte in <strong>Frankfurt</strong><br />

Anglistik (Magister), Politikwissenschaften<br />

(Bachelor) und Internationale<br />

Studien/Friedens-<br />

und Konfliktforschung (Master)<br />

und absolvierte parallel das Fortbildungsstudium<br />

Buch- und Medienpraxis<br />

der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong><br />

sowie ein Fernstudium an der<br />

Freien Journalistenschule Berlin.<br />

Die Auszeichnung gilt ihrer Magister-Arbeit<br />

„Britain and the Holocaust<br />

– Collective Memory and<br />

Museal Representation“.<br />

Natalia Martyushova erhielt<br />

den mit 500 Euro dotierten<br />

zweiten Preis für ihre Magister-<br />

Arbeit „Representations of Slavery<br />

in British Literature of the<br />

17th and 18th Century“. Martyushova<br />

studierte zunächst an<br />

der Karelischen Staatlichen Pädagogischen<br />

<strong>Universität</strong> Petrosawodsk<br />

(Russland) Englisch und<br />

Deutsch und kam 2003 nach<br />

Deutschland, um in <strong>Frankfurt</strong><br />

ihr Studium fortzusetzen.<br />

Darüber hinaus nahm der Dagmar<br />

Westberg-<strong>Universität</strong>sfonds seine Aktivitäten<br />

zur Förderung des wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses an der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> auf.<br />

Die Historikern Ulla Reiss, die an einer Dissertation<br />

über die Anfänge einer staatlichen<br />

Verwaltung im mittelalterlichen England arbeitet,<br />

erhielt eine Finanzierung für eine Forschungsreise<br />

nach London, wo sie in Archiven<br />

mittelalterliche Dokumente einsehen wird.<br />

Dagmar Westberg (Jahrgang 1914) stiftete<br />

den Preis vor dem Hintergrund ihrer engen<br />

persönlichen Beziehung zu Großbritannien:<br />

Vor dem zweiten Weltkrieg hielt sie sich als<br />

junge Frau zum Sprachstudium in England<br />

auf, und diese Zeit hinterließ bei ihr tiefe Eindrücke.<br />

Die Bereicherung, die die enge Aus-<br />

Binnen weniger Wochen mehr als 100 Millionen Euro an Finanzierungszusagen<br />

2 Millionen Euro für vier Jahre erhält das<br />

Marie Curie Initial Training Network „Pollen<br />

thermotolerance and crop fertility“. Mit dem<br />

Geld soll eine strukturierte Doktorandenausbildung<br />

in einem europäischen Konsortium<br />

aufgebaut werden (Koordinator: Prof. Enrico<br />

Schleiff, Biowissenschaften). Mit einer Erfolgsquote<br />

von maximal 10 Prozent zählt dieses<br />

Programm zu den wettbewerbs-orientiertesten<br />

der Europäischen Union. Über eine Förderung<br />

von 1,6 Mio. Euro über fünf Jahre<br />

im Rahmen eines ERC Starting Grant kann<br />

sich weiterhin der Mediziner Dr. Christian<br />

Behrends freuen (mehr dazu in <strong>UniReport</strong><br />

6/20<strong>11</strong>). Weitere fünf ERC Starting Grant-Anträge<br />

aus der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> sind derzeit in<br />

der letzten Phase ihrer Begutachtung.<br />

1,4 Millionen Euro über fünf Jahre konnte<br />

die präsidiale Stabsstelle „Forschung und<br />

wissenschaftlicher Nachwuchs“ mit dem CO-<br />

FUND-Stipendienprogramm „<strong>Goethe</strong> International<br />

Postdoc Programme“ für internationale<br />

Wissenschaftler einwerben.<br />

Foto: Dettmar<br />

einandersetzung mit einer fremden Sprache<br />

und Kultur brachte, wurde in vielerlei Hinsicht<br />

zu einem Teil ihrer Lebenserfahrung. Mit ihrer<br />

Stiftung möchte sie die wissenschaftliche<br />

Auseinandersetzung mit der Literatur, Kultur,<br />

Gesellschaft und Geschichte Großbritanniens<br />

an der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> unterstützen. Dabei<br />

ist sie davon überzeugt, dass die Verständigung<br />

zwischen Deutschland und Großbritannien<br />

und seinen Bürgern gerade auch im<br />

akademischen Bereich gefördert werden muss.<br />

Westberg gilt als eine der bedeutendsten Mäzeninnen<br />

<strong>Frankfurt</strong>s und unterstützt neben der<br />

<strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> unter anderem auch das<br />

Städel und die <strong>Universität</strong> Princeton.<br />

Der bei der Deutsch-Britischen Gesellschaft<br />

Rhein-Main angelegt Fonds baut auf<br />

einem Grundvermögen von derzeit 100.000<br />

Euro auf. Über die Vergabe der Preise sowie<br />

der Nachwuchsförderung entscheidet ein<br />

wissenschaftlicher Beirat unter dem Vorsitz<br />

des Anglisten Priv. Doz. Christoph Heyl, dem<br />

Verdiente und ideenreiche Mäzenin der<br />

<strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong>: Dagmar Westberg<br />

außerdem Prof. Susanne Scholz (Institut für<br />

England- und Amerikastudien) und Prof. Andreas<br />

Fahrmeir (Historisches Seminar) angehören.<br />

Die Verleihung des Dagmar Westberg-<br />

Preises, für den Prüferinnen und Prüfer der<br />

<strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> vorschlagsberechtigt sind,<br />

ist auch für die kommenden Jahre vorgesehen.<br />

Ebenso soll die Nachwuchsförderung,<br />

für die jederzeit Anträge eingereicht werden<br />

können, fortgesetzt werden. ok/hü<br />

Im Rahmen des Bund-Länder-Programms<br />

erhielt die Hochschule schließlich den Zuschlag<br />

für den Bau eines Pädiatrischen Zentrums<br />

für Stammzelltransplantation und Zelltherapie<br />

(Koordinator: Prof. Thomas Klingebiel,<br />

Medizin). Mit 15,2 Millionen Euro kann<br />

das <strong>Universität</strong>sklinikum nun experimentelle<br />

Forschungslaboratorien und klinische Studien-<br />

einheiten in einem gemeinsamen Gebäude<br />

ansiedeln; hinzu kommt eine bettenführende<br />

Station, die durch eine generöse Zustiftung<br />

Johanna Quandts über 5,7 Millionen Euro ermöglicht<br />

wurde. Mit 2,9 Millionen Euro der Else<br />

Kröhner-Fresenius-Stiftung erfolgt die Förderung<br />

eines neuen Graduiertenkollegs „Translational<br />

Research Innovation – Pharma (TRIP)“<br />

(Sprecher: Prof. Gerd Geißlinger, Medizin).<br />

Zudem konnten im Rahmen des hessischen<br />

Exzellenzprogramms LOEWE zwei<br />

neue Schwerpunkte mit Fördersummen von<br />

<strong>11</strong>,3 Millionen Euro für die kommenden drei<br />

Jahre gewonnen und bestehende Zentren bis<br />

2014 verlängert werden (siehe Seite <strong>11</strong>). ok<br />

7

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