UniReport 5/11 | Goethe-Universität Frankfurt
UniReport 5/11 | Goethe-Universität Frankfurt
UniReport 5/11 | Goethe-Universität Frankfurt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Nr. 5 I 21. Oktober 20<strong>11</strong><br />
Zum Studium ermutigen<br />
Die Initiative Arbeiterkind.de berät Studieninteressierte aus nicht-akademischen Familien<br />
Camilla Kamrad geht einen ungewöhnlichen<br />
Weg – in zweierlei Hinsicht. Sie ist die Erste<br />
in ihrer Familie, die studiert. Und sie hilft als<br />
Mentorin der Initiative Arbeiterkind.de jungen<br />
Menschen aus nicht-akademischen Familien,<br />
sich den Traum vom Studium zu erfüllen.<br />
„Meine Eltern sind beide gelernte Krankenpfleger.<br />
Insofern war die <strong>Universität</strong> für mich<br />
Neuland“, schildert Kamrad. Heute studiert sie<br />
im vierten Semester an der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong><br />
Rechtswissenschaft. Damit gehört sie zu einer<br />
Minderheit: Nach wie vor ist die Zahl der Studierenden<br />
aus Familien ohne akademischen<br />
Hintergrund deutlich niedriger als die der Studierenden<br />
aus Akademikerfamilien. Die Sozialerhebung<br />
des Deutschen Studentenwerkes<br />
von 2010 weist aus, dass von 100 Akademiker-Kindern<br />
71 studieren, während von 100<br />
Kindern aus Nicht-Akademiker-Familien nur<br />
24 den Weg an die <strong>Universität</strong> finden. Die Initiative<br />
Arbeiterkind.de unterstützt seit September<br />
2010 mit 124 Mentoren in der <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Gruppe Schüler und Studierende, die als Erste<br />
in ihrer Familie einen Studienabschluss anstreben.<br />
Das Projekt ist bereits auf Bundesebene<br />
mit dem Studentenwerkspreis für besonderes<br />
soziales Engagement, mit dem Deutschen Engagementpreis<br />
und als Hochschulperle des<br />
Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft<br />
ausgezeichnet worden.<br />
Die Mentoren – Studierende, Absolventen<br />
und Berufstätige – haben die Aufgabe, Erststudierende<br />
an der <strong>Universität</strong> in allen Fragen<br />
zu unterstützen und gleichzeitig ein positives<br />
Beispiel zu geben. Sie haben sich bereits durch<br />
alle Anträge im Studium gekämpft, kennen<br />
Am 7. Juni öffnete das Zentrum der Zahn-,<br />
Mund- und Kieferheilkunde (Carolinum)<br />
der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> die Türen für rund 250<br />
Kindergartenkinder aus <strong>Frankfurt</strong>. Dort, wo<br />
sonst die Zahnmedizinstudierenden an Phantomköpfen<br />
manuelle Fertigkeiten erlernen,<br />
konnten an diesem Tag die Kinder gemeinsam<br />
mit den Studierenden, den „Krokodocs“, ihre<br />
mitgebrachten „zahnkranken“ Kuscheltiere<br />
mit Originalinstrumenten behandeln. Mit<br />
Mundschutz und Handschuhen bekleidet wurde<br />
zuerst mit dem Spiegel im Mund des Tieres<br />
geschaut, ob es gut die Zähne geputzt hat und<br />
ob Behandlungsbedarf besteht. Zur Diagnosesicherung<br />
wurde mit eigens für die Kuscheltiere<br />
gebastelten Röntgengeräten ein „Röntgenbild“<br />
erstellt. Anschließend bohrten die Kinder gemeinsam<br />
mit den Krocodocs enthusiastisch mit<br />
echten Bohrern und Saugern und legten Füllungen<br />
für die imaginierten Zähne. Nachdem<br />
es dem Kuscheltier wieder gut ging, wurde an<br />
einem großen Gebiss mit riesiger Zahnbürste<br />
das richtige Zähneputzen geübt. Nach einem<br />
Ernährungsrätsel erforschten die Kinder noch<br />
den großen Behandlungsstuhl und konnten<br />
mit ihm in die verschiedenen Behandlungspositionen<br />
fahren. Viele Kinder fürchten sich vor<br />
dem Zahnarzt, und ihre Eltern können ihnen<br />
diese Angst oft nicht nehmen. In der Teddyzahnklinik<br />
sind die Kinder nicht selbst in der<br />
Patientenrolle, sondern können als außenstehende<br />
Beobachter und Helfer mitwirken. Dabei<br />
verstehen sie, woher etwa die verschiedenen<br />
Ansprechpartner und Regeln und können ihre<br />
Erfahrungen an die Studienanfänger weitergeben.<br />
Die Mentoren begleiten auch die Informationsveranstaltungen<br />
in Schulen. 60 Schulauftritte<br />
und 20 Vorträge hat Arbeiterkind.de<br />
innerhalb eines Jahres in <strong>Frankfurt</strong> geleistet.<br />
In jeweils zwei Stunden werden die Schüler<br />
zum Studium ermutigt: „Mit einem Studium<br />
kann man beruflich einfach mehr machen und<br />
verdient am Ende auch besser“, so Kamrad.<br />
„Viele wollen gar nicht erst studieren, weil sie<br />
denken, dass sie das sowieso nicht schaffen“,<br />
weiß Regionalkoordinatorin Anna-Lena Groh.<br />
Sie ermutigt die Schüler in den Vorträgen zu<br />
„mehr Selbstbewusstsein“ – mit Erfolg. Oftmals<br />
führt der Besuch von Arbeiterkind.de<br />
in den Schulen direkt zu einem Umdenken.<br />
Schüler, die bislang ein Studium für völlig aus-<br />
Auf in die Teddyzahnklinik<br />
Foto: Spillner<br />
Foto: Privat<br />
Studierende der Zahnmedizin nehmen<br />
Kindern die Angst vorm Zahnarzt<br />
Geräusche beim Zahnarzt kommen und wofür<br />
die vielen Instrumente eingesetzt werden.<br />
Mit diesem Aktionstag wollen die angehenden<br />
Zahnärzte den Kindern spielerisch einen neuen<br />
Blick auf zahnärztliche Behandlungen vermitteln<br />
und sie auf zukünftige Zahnarztbesuche<br />
optimal vorbereiten. Steffani Janko<br />
Die Studentin Camilla<br />
Kamrad (links) und<br />
Ana-Lena Groh,<br />
Regionalkoordinatorin<br />
von „Arbeiterkind.de<br />
goes Hessen“, ermutigen<br />
in der<br />
Julius-Leber-Schule<br />
<strong>Frankfurt</strong> Schüler, sich<br />
für ein Studium zu<br />
entscheiden<br />
geschlossen hielten, ziehen diesen Werdegang<br />
plötzlich für sich in Erwägung, weil sie merken,<br />
dass sie ein Studium bewältigen könnten und<br />
Unterstützung erhalten.<br />
Groh kennt auch andere Gründe, die Schüler<br />
ein Studium erst gar nicht anstreben lassen.<br />
„Viele wollen einfach schnell Geld verdienen“,<br />
erklärt sie. Da sei es wichtig darzustellen, dass<br />
ein Studium nicht das halbe Leben dauert. „Einen<br />
Bachelor erwirbt man in drei Jahren“,<br />
schildert Kamrad im Schulvortrag. Können<br />
die Eltern ein Studium nicht finanzieren, so<br />
herrscht bei den jungen Menschen oft Ratlosigkeit.<br />
Ihnen hilft Aufklärung über die Kosten<br />
eines Studiums und Finanzierungsmöglichkeiten.<br />
„Ein Studium kostet etwa 700 Euro im<br />
Monat – ohne Auto“, stellt Groh dar. „Und außer<br />
BAföG gibt es noch andere Finanzierungsmöglichkeiten.“<br />
Kamrad kann den Schülern<br />
UniCampus<br />
mit der eigenen Geschichte Mut machen: „Ich<br />
finanziere mein Studium über ein Stipendium<br />
der Friedrich-Ebert-Stiftung“, so die 21-Jährige,<br />
die ihr Abitur mit einem Notendurchschnitt<br />
von 2,2 abgeschlossen hat. 670 Euro<br />
plus Büchergeld könnten da schon zusammen-<br />
kommen. „Ich bekomme alleine 300 Euro Büchergeld.<br />
Und das ist doch schon etwas“, betont<br />
Kamrad. Aus eigener Erfahrung können<br />
die Mentoren den Irrglauben zerstreuen, dass<br />
Stipendien nur an Einser-Kandidaten vergeben<br />
werden. „Stipendien erhalten vor allem<br />
engagierte Menschen mit Persönlichkeit“, erläutert<br />
Groh. „Man sollte keine Scheu haben,<br />
sich dafür zu bewerben“, ermutigt Kamrad.<br />
Wichtig ist auch der Hinweis, dass Schulen<br />
Schüler für Stipendien vorschlagen können.<br />
Mit so einem Schreiben wachsen die Chancen<br />
auf zugesprochene Finanzierung.<br />
Ist die Überzeugungsarbeit geleistet, beginnt<br />
die konkrete Betreuung der Studierenden:<br />
Unterstützung beim Ausfüllen des<br />
BAföG-Antrags und beim Formulieren des<br />
Motivationsschreibens für die Stipendienbewerbung,<br />
Beratung bei der Wahl der Studienfächer,<br />
Hilfe beim Studium im Ausland und<br />
vieles mehr. Kamrad trifft sich regelmäßig mit<br />
ihren Schützlingen und ist jederzeit für sie ansprechbar.<br />
Darüber hinaus gibt es im Internet<br />
auf Arbeiterkind.de lokale Gruppen, die man<br />
per E-Mail kontaktieren kann, und in <strong>Frankfurt</strong><br />
findet an jedem ersten Mittwoch im Monat<br />
um 19 Uhr im Club Voltaire, Kleine Hochstraße<br />
5, ein Treffen statt. All das soll dazu beitragen,<br />
dass die Studierenden sich nicht alleinegelassen<br />
fühlen. elle<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Basketballerinnen<br />
sind Deutsche Hochschulmeister<br />
Die Freude war sehr groß, als am <strong>11</strong>. Juli der Schlusspfiff ertönte und das <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Team Sieger der Deutschen Hochschulmeisterschaft im Basketball der<br />
Frauen war. Bereits in der Vorrunde in Gießen zeichnete sich ab, dass die <strong>Goethe</strong>-<br />
<strong>Universität</strong> um den Titel mitspielen würde, denn um die Bundesliga-Spielerinnen<br />
Nelli Dietrich, Svenja Greunke und Anna-Lisa Rexroth konnte eine starke Stammformation<br />
gebildet werden. Zur Endrunde ging es nach Tübingen. Gespielt wurde<br />
in der Vorrunde nur vier Mal sieben Minuten, was aber bei drei Spielen am Tag<br />
erschöpfend genug war. Das erste Spiel gegen Braunschweig gewann das Team mit<br />
einer konzentrierten Leistung. Die Mittagspause nutzten die meisten Spielerinnen<br />
zur Vorbereitung auf ihre Studienprüfungen, bevor es gegen München weiterging.<br />
Vor dem Titelverteidiger hatten die <strong>Frankfurt</strong>erinnen viel Respekt, und tatsächlich<br />
war die Münchnerin Magdalena von Geyr überragend aufgelegt; das <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Team verlor mit 45 zu 51 Punkten. Zum Weiterkommen musste die Mannschaft<br />
das letzte Gruppenspiel gegen Heidelberg gewinnen. Die Heidelbergerinnen spielten<br />
noch bis kurz vor dem Anpfiff des Spiels gegen Braunschweig – diesen Kraftverlust<br />
nutzten die <strong>Frankfurt</strong>erinnen, indem sie viel Tempo machten. Der Sieg mit 17<br />
Punkten Vorsprung führte sogar zum Gruppensieg. Am nächsten Morgen starteten<br />
die Spielerinnen der <strong>Goethe</strong>-<strong>Universität</strong> motiviert ins Halbfinale gegen Gießen,<br />
vor allem Rexroth, der gleich zu Beginn vier Drei-Punkte-Würfe gelangen. Schon<br />
zur Halbzeit stand bei einer tollen Mannschaftsleistung der Finaleinzug fest. Beim<br />
Anpfiff des Finales <strong>Frankfurt</strong> gegen München hatte die Konzentration dann ihren<br />
Höhepunkt erreicht. Vor gut gefüllter Halle kamen die Gegnerinnen dank der starken<br />
Defense von Freya Schmidt und Mara Greunke kaum zum Zug. Nach einer kurzen<br />
Aufholjagd der Münchnerinnen zog Svenja Greunke sicher zum Korb und holte 45<br />
der 77 <strong>Frankfurt</strong>er Punkte; unter anderem verwandelte sie alle ihre 13 Freiwürfe.<br />
Der Vorsprung wurde aufrechterhalten und sogar ausgebaut bis zum Endstand<br />
von 77 zu 54 Punkten, so dass bereits einige Minuten vor dem Schlusspfiff der<br />
Sieg für die <strong>Frankfurt</strong>erinnen feststand. Laut Coach Ahmad Qamar vom Zentrum<br />
für Hochschulsport haben bereits alle <strong>Frankfurt</strong>er Spielerinnen ihre Teilnahme an<br />
der Europäischen Hochschulmeisterschaft im Mai 2012 in Spanien zugesagt. dhi<br />
29